• Hallo,
    ich kann hier wahrscheinlich nichts tolles beitragen, aber ich bin vom Fach, gehe zu einem Kollegen in Therapie und wußte das mein Freund ein Alkoholproblem hat, wusste aber nicht meine Diagnose des Co`s. Mein Noch-Ehemann hat eine ganz andere Sucht, ich aber die fast gleichen Symptome. Und ich war/bin immer noch in der Opferrolle. Alles was ich sagen möchte es ist nicht einfach eine Erkrankung, die erst neu als Erkrankung in der Medizin existiert, wieder in den Griff zu bekommen. Auch möchte ich mal zu denken geben, das Alk-Süchtige, die aggresiv werden und ihre Partner schalgen, machen diese automatisch zu Opfern. an mir selbst erlebt. Guter Thread!
    Lieben Gruß
    Nancy

  • Hi Nancy,

    Zitat


    Auch möchte ich mal zu denken geben, das Alk-Süchtige, die aggresiv werden und ihre Partner schalgen, machen diese automatisch zu Opfern. an mir selbst erlebt

    jein, auch da kann ich aussteigen....auch wenn wir denken die Angst vor seiner Reaktion hält uns. Auch in dem Fall der Gewalt kann ich gehen und muss nicht in meiner Opferhaltung bleiben.

    LG
    Elocin

  • Liebe Ette, einm ganz interessanter Thread und vieles zum Nachdenken. gefällt mir gut.
    Natürlich war ich als Kind eines Alkoholikers aus Opfer, automatisch. Mir war das aber gar nciht richtig bewußt zu der Zeit, da meine Situation eine gewisse Normalität hatte. Bisdann der verglich mit den anderen kam und da wurde es dann Peinlich. Ich war nicht Opfer in dem Sinne, wie Du es beschreibst,
    nämlich um Mitleid usw zu bekommen. Das ist auch etwas anderes, wenn man sich selber in eine Art Pseudo-opferrolle begibt.
    Ich wollte Mitleid von Niemandem, denn ich wollte garnicht erst dass irgendjemand mitbekommt, dass ich so leben muß.
    Ich denke, da hat die Coabhängiekit uach mehrere Gesichter. Die einen gehen darin auf und erhoffen sich so Liebe , Mitgefühl und Mitleid. Bei uns, alsoa uch bei den Geschwistern udn meiner Mutter war 'Peinlichkeit' ganz groß geschrieben. Nur engste Vertraute durften von unserem Problem erfahren. Also eher diese Heile Welt Geschichte nach außen.
    Wenn also geschrieben wird, dass bei gewlt jemand ja automatisch zum Opfer wird ist es eben so. Ob derjenige dann in dieser Opferrolle bleiben muß hängt ab, welche Möglichkeiten er hat dem zu entkommen. Meine mUtter hätte uns Kinder packen können und gehen können - aus meiner damalkigen Sicht als Kind. Sie konnte es aber nicht, da sie ja auch in ihrer Scht 'gefangen' war. Aber ich denke es war nicht deswegen, weil sie sich Mitleid erhoffte, sondern weil sie Angst hatte, nichts allein ekonnte udn so unselbständig war und noch dazu so erzogen wurde, dass man seinen Mann nicht verläßt.

    Es gibt aber sicher auch diese andere Form von Coabhängigkeit, wo man durch sein Leid gerne versucht im Mittelpunkt zu stehen und dem Partner durch Heulen, Schuldzuweisungen usw versucht ein schlechtes Gewissen einzureden udn ihn damit bewegen möchte aufzuhören ( oder vielleicht auch nicht?). Beide Formen beinhalten aber, dass man vergißt die verantwortung für sich selber zu tragen.

    Neeonies Denkansätze über das passive verhalten finde ich auch recht interessant. Das würde auf meine Mutter recht gut passen als Coabhängige. Ich denke ihre passive Rolle und ihre Art zu denken, dass der MAnn ja alles tut und regelt und die ganze Verantwortung haben müsse hat sie selebst in diese verhängnisvolle Sucht der Coabhängikeit manövriert. Mein Vater hingegen eher vollkommen überlastet und nicht fähig Grenzen setzen zu können, mit der Einstellung es allen Recht machen zu müssen, ein Held und Überlebenskünstler sein zu müssen usw, ist dann ebne daran zu Grunde gegangen. Zwei erstmal gut funktionierende Konstellationen, die letzlich wohl daran scheiterten, weil keine 'Partnerschaft' vorhanden war.
    Tja, gerade habe ich mal wieder selber so ein Ahaerlebnis, weil ich gerade beim Schreiben erkannt habe, warum ich in meinen Beziehungen immer sehr drauf achte, dass ein einigermaßenes Machtverhältnis vorherrschen muß, alles andere geht irgendwie immer nach hinten los.
    Aber das ist ja nicht das Thema hier.
    Was mir im Wesentlichen aufgefallen ist, dass das was Du als Opferrolle beschreibst tatsächlich nur eine Opfer'rolle' ist.
    Es gibt aber in Familien und auch sonst in der Öffentlichkeit auch wirkliche Opfer von Alkoholismus. leider.

  • Hallo Ette,

    ich denke , solange ich meine Krankheit als Krankheit, sei es CO-Abhängiger oder Alkoholiker noch nicht akzeptiert habe und sie dazu benutze um weiter die Aufmerksamkeit des anderen zu bekommen oder solange diskutiere bis sich meine eigene Vorstellung von Sucht bestätigt und dabei vergesse das es nur um mich geht und die Sucht als Krankheit nicht induviduell ist , bleibe ich immer in der Opferrolle.

    In einer noch "Nassen" CO-Alkoholiker Beziehung sind beide in der Opferrolle bis jeder einzelne seine eigene Sucht erkennt und aktiv an seinen eigenen Gesundungsprozess arbeitet.

    Das sind mal meine Gedanken dazu.
    Sollte ich da einen Denkfehler dabei haben würde ich gerne mal die Sichtweise eines längeren praktizierenden "trocken" Co-Abhängigen oder Alkoholiker lesen.

    @spedi

    Zitat

    leider werden sich viele von denen, die dieser Thread betrifft, wieder einmal nicht daran beteiligen - wie schon so oft in der Vergangenheit. Schade, aber wohl nicht zu ändern.

    das ist leider auch im "Selbsthilfe : Forum : Selbsthilfe und Alkoholsucht" so.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Guten Morgen,

    na, da hab ich ja wohl wirklich einen Stein angestoßen! Ich finde es interessant, was hier so zu lesen ist. Allerdings gehe ich auch mit dem Spedi-Zitat konform

    @ Dagmar: für mich ist es kein Widerspruch, durch meine Trauer zu gehen und bei mir zu bleiben. Ganz im Gegenteil. Sobald ich trauere, verarbeite ich. Währenddessen hier oftmals wütend über all die schlimmen Dinge erzählt wird, die der trinkende Angehörige getan hat. Wut kann ein guter Motor sein, vorwärts zu gehen. Allerdings nicht, wenn man darin verharrt, denn dann sind wir Opfer dessen, was um uns passiert ist.

    @Nora: Richtig, Menschlichkeit beinhaltet zu helfen. Deshalb fühlen wir uns in unserer Co-Rolle ja auch lange Zeit so wohl. Schließlich sind wir gut, stark und menschlich. Wenn uns die Hilfe aber selbst zuviel wird, zumal sie im Kontext zu einem Alkoholkranken vollkommen aussichtslos ist, dann erklären wir uns zum Opfer. Wir schieben die Verantwortung für unser Leben auf den Alkoholiker.

    Ich ging so weit, dass ich behauptete, er hätte mich krank gemacht, in dem ich im Zusammenleben mit ihm co-abhängig lebte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir eingestand, dass diese Krankheit schon lange vor ihm da war. Lediglich waren ihre Symptome nicht so offensichtlich.

    Nancy : co-abhängiges Verhalten kann sich auch in anderen Situationen zeigen, als dann, wenn man mit einem Abhängigen lebt. Das stimmt. So ganz neu würde ich unsere Krankheit jedoch nicht bezeichnen wollen. „Co-Abhängigkeit-Die Sucht hinter der Sucht“ von Anne Wilson Schaef erschien das erste Mal 1986. In Amerika ist unsere Krankheit, im Gegensatz zu Deutschland, auch als Krankheit anerkannt. So ganz neu ist sie also nicht mehr. Wenn du vom Fach bist, müsste sie dir darüber hinaus auch als Beziehungsabhängigkeit begegnet sein.

    @ Frozen tears: Es sind nicht unbedingt die, die heulen und Vorwürfe machen, die sich in ihrer Opferrolle gefallen. Oftmals geht das viel subtiler. Über Schwäche, z. B. Darüber wird manipuliert und Macht ausgeübt und trotzdem der Eindruck erweckt, dass man das kleine, schwache Weib ist, das keine andere Wahl hat, als sich auf die Spirrenzchen des Alkis einzustellen. Mit meinem Beitrag wollte ich auch nicht in Frage stellen, dass manche Menschen, die wirklich körperlicher Gewalt ausgesetzt sind im Zusammenleben mit einem Alkoholiker in dieser Beziehung nicht Opfer sind. Vielmehr geht es darum, dass viele Frauen viele Punkte formulieren, die es ihnen nicht ermöglichen, etwas an ihrer Situation zu verändern. Sie quasi gar keine andere Möglichkeit haben, als in der Situtation zu bleiben, weil sie die Verantwortung dafür an vielerei Umstände übertragen.

    @ Hartmut: Du hast das schon gut ausgedrückt. Es hat JEDER selbst in der Hand, seine Situation zu verändern. Aber dafür muss er sie für sich akzeptiert haben. Diese Akzeptanz kann jedoch nicht eintreten, wenn ich meine Situation dem trinkenden Angehörigen anlaste. Dann betrachte ich mich als Opfer, das vom Verhalten des Alkis abhängig ist. Und – die Ansicht einer länger „trocken“ lebenden Co-Abhängigen liest du immer, wenn du mich liest ;-).

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    Zitat

    Und – die Ansicht einer länger „trocken“ lebenden Co-Abhängigen liest du immer, wenn du mich liest

    ich bin nicht oft im CO-Bereich, deswegen halte ich es hier genauso wie im Alkoholiker Bereich. Die erfahrenen praktizierenden "alten Hasen "die ihren Weg schon gegangen sind, haben die Erfahrungen die mich am weitesten bringen. Hätte ich damals die Ansichten (von Erfahrungen kann ich ja da nicht sprechen) von gleichzeitig Trockenwerdende angenommen , hätte ich auch am Stammtisch sitzen bleiben können.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • O hne Veranwortungsbewusstsein und Herzenswärme MIR selbst gegenüber
    P eile ich zwar die Lage, dass ICH es bin, die in ihrer Handlung nicht Gutes tut,
    F ühle MICH dennoch nicht in der Lage, etwas für mich und gegen das Schlecht zu tun, denn
    E r muss Etwas tun, er MUSS Anders sein, denn
    R echt habe ICH, wenn ich sage, dass er sich nichts Gutes tut!
    R ichtig bin ich und er tut MIR mit seinem Handeln weh!
    O hne MEINEN Beistand kann er seine Berge nicht überwinden!
    L oslassen und Kampflos gehen ist viel zu gemein, wo er doch MEINE Hilfe braucht!
    L iebe und Hilflosigkeit nenn ICH das ganze Spiel ...
    E in Ende ist nicht in Sicht, denn MEIN Verlust an ihm wäre viel zu groß!

    kk.

  • T ag ein Tag aus weiß und fühle ich, wie sehr du mich brauchst.
    A lles wird gut, wenn ich dich nur lang genug bearbeite.
    E ines Tages wirst du mich verstehen und
    T un, was ich dir sage.
    E ines Tages hat sich der Kampf um uns für mich gelohnt und
    R echt wirst du es mir machen, so wie ich es verdiene.

    kk.

  • Guten Morgen,

    manchmal denke ich, dass alte Threads immer wieder mal nach oben gekramt werden sollten. Gerade die Opferrolle ist für mich ein zentrales Thema, wenn es um Co-Abhängigkeit geht.

    In der Realität ist es mir passiert, dass sich eine Person beklagt hat, dass sie von ihrer eigenen Familie Vorwürfe bekam, weil sie ihren trinkenden Angehörigen verlassen hat. Es wäre die Schuld des trinkenden Angehörigen, weil dieser sie bei der Familie schlecht macht. Die Person selbst hat aber über Jahrzehnte ein Heile-Welt-Bild nach außen aufrecht erhalten, auch ihrer Familie gegenüber. Wie soll nun diese Familie das überein kriegen?

    Es ist schlimm, wenn Angehörige trinken. Es ist aber genauso schlimme, wenn Co´s aus EIGENEM Interesse, die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Betroffene weitertrinken kann. Co´s sind nur solange Opfer, wie sie sich selbst in dieser Opferrolle halten. Aber dies wird allzu gern hinter dem Zeigen auf den bösen Alki vergessen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    habe diesen Thread auch jetzt erst gesehen und er wühlt mich ziemlich auf.
    Ich finde, die Sache ist total kompliziert, auch moralisch kompliziert.

    Ich stimme darin überein, dass man als Partnerin oder Ex-Partnerin bei sich selbst bleiben soll, das verändern soll, was man verändern kann. Wie im Gelassenheitsspruch.

    Ich sehe auch, dass mein Mann in Trennung von der Sucht übermann ist, dass er insofern nicht er selbst ist und was er tut eine Folge der Sucht. Insofern sollte man mit Schuldzuweisungen vorsichtig sein.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich wirklich mitschuldig gemacht habe an seiner Sucht oder die Länge seiner Erkrankung oder das fehlende Aufwachen.
    Ich denke, seine Sucht führt ein Eigenleben. Ich hab ihn durch Trennung nicht wachrütteln können, ich habe im positiven wie im negativen wenig Einfluss auf seine Sucht. Wieso sollte ich mitverantwortlich für seine Krankheit sein?

    Ich finde es wichtig, dass Frauen oder Männer, die von ihrem alkoholkranken Partner manipuliert und misshandelt werden, ganz viel Rückenstärkung beommen, damit sie erstmal wieder wissen, was richtig und was falsch ist.
    Es ist falsch, wenn jemand (aus welchen Krankheitsgründen auch immer) verbal oder körperlich oder seelisch misshandelt wird. Aber in der Situation fühlt man sich trotzdem oft nicht als Opfer. Und da ist es wichtig, dass man erstmal den Schritt macht zu sagen: Ja, ich bin Opfer dieser Gewalttat.
    Dass der Täter zugleich auch Opfer seiner Sucht ist, ist richtig.

    Die meisten Gewalttäter (wenn sie nicht gerade nur aus Gier agieren) haben irgendein psychisches Problem oder eine Störung, sind als Kinder misshandelt worden oder sonstwas. Sind sie deshalb überhaupt nicht mehr schuld?

    Wie kann man denn mit einem nassen Alkoholkranken zusammenleben, OHNE Co-Aktivitäten mit der Zeit anzunehmen?

    Wie gesagt:
    Ich habe mich ja getrennt, ich verbringe auch keine Energie darauf, auf meinen Mann zu schimpfen, denke ich jedenfalls.
    Aber ich muss mir bewusst werden, was mir angetan wurde, um innerlich wieder gesund zu werden.
    Ich muss gleichzeitig auch rausfinden, was meine Anteile sind, wo meine Schuld auch ist.

    Es ist definitiv falsch, in einer Suchtbeziehung zu verbleiben, zu jammern, und nicht das zu tun, was man selbst tun kann. Also da stimme ich überein.

    Aber ich finde es gefährlich, wenn man so tut, als sei alles dasselbe.
    Aber mir kommt das alles doch irgendwie ein bisschen verrückt vor.
    Auch wenn die Theorie das so sagt.

    Muss jetzt weg, vielleicht heute Abend mehr, ist echt ein interessantes Thema
    Doro

  • Guten Morgen!
    Doro, das hast du gut geschrieben.
    Es ist ein ganz kompliziertes Thema und ich bin ja auch gerade dabei, das für mich ein wenig klarer zu machen.
    Ich hab mal gelesen, Schuldzuweisungen sind unnütz, weil sie einen nicht weiter bringen, aber ich möchte doch schon wissen, was mein Anteil an der jetzigen, unangenehmen Situation ist. Bis jetzt hab ich rausgefunden, dass dieser Anteil vor allem im ZU LANGE WARTEN liegt. Mit meiner Warterei und lange konsequenzlosen Androhung von Trennung habe ich seine Krankheit viell. auch verlängert. Was mich dabei so verwirrt, ist, dass sich mein Partner so oft als Opfer gibt: Er baut Mist in betrunkenem Zustand, ich ziehe Konsequenzen (jetzt mal wirklich), die ihn stören und er hat sofort einen Grund, weiter zu trinken, bis zur Entgiftung bzw. LZT. Wie soll er aus dieser Spirale rauskommen? Gut, das ist ab jetzt seine Sache. Es ist schwer, da Klarheit zu finden, viell. braucht es einfach Abstand und Zeit.
    Schönen Tag und Gruß
    Gartenarbeit :?

  • Guten Morgen!
    Möchte mich auch gern hier mit ein bringen, bzw kund tun das ich hier mit grossem Interesse gelesen habe. Möchte mich aber mit meiner Meinung noch zurück halten, da ich selbst erst dabei bin dieses ganze Wirrwarr in MIR zu durchschauen!
    Aber freu mich über die qualifizierten Aussagen darüber!
    Lernen, lernen, lernen... tu ich hier sehr viel :lol:

    Chanell

  • So, jetzt habe ich mal den ganzen Thread gelesen und habe einen Riesenknoten im Hirn. :lol:

    Ich will es noch einmal auf meine Situation beziehen, um für mich Klarheit zu bekommen - mir wirds immer beim Schreiben erst klar:

    -Wie du schreibst, Gartenarbeit, ist mein Problem eben auch, dass mein Mann immer die Opferrolle haben will, krankheitstypisch, denke ich. Und deshalb ist es für meine Loslösung von ihm und aus seiner Manipulation einfach wichtig, dass ich mir immer wieder sage und es auch immer wieder von anderen höre: SEIN VERHALTEN IST FALSCH UND KRANK.
    Denn er versucht es mir ja immer wieder einzureden, dass ich Schuld bin daran, dass es ihm schlecht geht. So herum läufts bei uns nämlich. Ich mache ihm keine Vorwürfe! Er macht mir Vorwürfe!
    Okay, er ist krank. Aber verdammt noch mal, er ist trotzdem verantworltich für sein Handeln, oder nicht?

    Nun zu meinen Anteilen, meiner Schuld.
    1.) Zunächst einmal ist es natürlich schlecht, wenn ich mich immer wieder von ihm in Gespräche verwickeln lasse. Daran arbeite ich gerade mit Hilfe dieses Forums.

    2.) ch habe ihm, als er trocken war, mit all meinen Kräften zur Seite gestanden. Ich habe gedacht, ich unterstütze nicht seine Sucht, ich unterstütze seine Rückkehr ins normale Leben. Ich bin dabei zu weit gegangen, denn ich habe immer noch weiter geholfen, als ich begann, andere wichtige Dinge zu vernachlässigen, insbesondere meine Kinder. Und das ist sehr schmerzhaft für mich, das zuzugestehen. Ich habe mich nicht nur mir selbst gegenüber, auch anderen gegenüber schuldig gemacht. Habe nach seiner Pfeife getanzt auf Kosten anderer: meiner Kinder, Arbeitskollegen (hab im Job angefangen zu schlampen), u.a.
    Ich war in diesem Punkt einfach schwach, da hätte ich nicht nachgeben dürfen. Ich hätte mir früher Hilfe holen müssen. Ich hätte mich schlau machen können, hätte mich nicht total auf sein Abschottungssystem einlassen müssen.
    Als er wieder trank, wusste ich recht schnell, was zu tun ist. Weil ich das schon kannte.
    Mit seinem manipulativen Verhalten während seiner Trockenheit bin ich nicht klar gekommen, habe ich versagt.

    3.) Warum habe ich so lange nicht richtig gehandelt?
    Ich glaube nicht, dass ich mir in der Opferrolle gefallen habe!!!
    Es war nicht schön, es hat mir nichts gegeben, das Opfer zu sein.
    Ich habe auch von niemandem Beifall dafür bekommen, denn ich habe es kaum jemandem erzählt, ich habe mehr oder weniger heimlich alles Mögliche für ihn gemacht. Es war mir unangenehm, wenn mich jemand darauf ansprach, dass ich Dinge tue, die er tun müsste.
    Ich habe mich geschämt.

    Also warum?
    Bis zu einem gewissen Punkt war ich tatsächlich überzeugt davon, dass ich ihm helfen muss, weil er es objektiv alleine nicht alles schaffen kann. Und ich dachte, dass er mir das irgendwann zurück gibt, dass es nur für eine bestimmte Zeit ist.

    Sicher habe ich auch einen Stolz auf meine eigenen Leistungen entwickelt. Es hat mir teilweise auch Spaß gemacht. Manches habe ich widerwillig getan, anderes ging mir leicht von der Hand und ich hab mir darin gefallen, wie leistungsfähig ich bin.

    Ein ganz großer Batzen hat was mit Feigheit, mit mangelndem Rückgrat ihm gegenüber zu tun. Und warum das so ist, weiß ich nicht genau.
    Ich habe seinem Druck nicht standgehalten, den er aufgebaut hat.
    Und hier habe ich geglaubt, in den Büchern, die ich zu Misshandlung in Partnerschaften gelesen habe, eine Antwort zu finden. Es sind einfach manipulative Beziehungen. Der Täter (es sind nun mal die Täter dieser Misshandlung) umwirbt das Opfer, fängt an, eine abgeschottete Beziehung aufzubauen, in der seine Manipulation wirken kann. Und fängt dann an, seine tyrannische Familienherrschaft aufzubauen, alle verbal runterzumachen, alle für sich einzuspannen. Sei es, um einfach Macht zu haben, sei es, um seine Sucht leben zu können, sei es aus sadistischen Motiven. Keine Ahnung.
    Ist das Verfolgungswahn, den ich da habe?
    Diese Modell der Missbrauchsbeziehung gibt mir die Kraft zu sagen: Ich muss mich lösen, ich muss mich davon erholen, ich muss mich und die Kinder in Sicherheit bringen.
    Und ich muss tatsächlich auch nach der Beziehung an dem Thema dranbleiben, damit mir sowas nicht wieder passiert.

    Vielleicht bin ich keine typische Co-Abhängige?

    So, das war jetzt mal Inventur von meiner Seite.

    Doro

  • Hallo Doro

    was mir jetzt spontan dazu einfällt: du hast gedacht, daß du ihm helfen musst. Du warst stolz, wie leistungsfähig du bist.

    Das war ich auch. Im gegenzug hab ich dann aber erwartet , daß er dafür für mich was tut, für mich das Trinken aufhört.
    Erstmal hab ich mich auf seine Kosten gut gefühlt, ich hätt es ja nicht für ihn machen müssen, aber ich habs getan, um mich gut zu fühlen. Unddann hatte ich die Erwartungen an ihn gestellt, dafür auch das und das für mich zu tun. Tat er es nicht, was ja meistens der Fall war, hab ich mich geärgert und fühlte mich in der Opferrolle, weil ich ja alles tu und er nichts.

    Das waren jetzt erst mal meine Gedanken dazu, wie ich es seh.

    julchen

  • Hallo Julchen,

    ja, zum Teil habe ich es sicher auch gemacht, um mich gut zu fühlen.
    Aber ich hätte die Zeit auch gut für meinen job oder meine Kinder verwenden können und da hätte ich mich viel besser gefühlt und auch viel mehr Anerkennung bekommen.
    Ich habe ja sogar Probleme bekommen, weil ich ihm heimlich geholfen habe, statt das zu tun, was eigentlich meine Aufgaben waren. Ich habe plötzlich Pflichten vernachlässigt und stand im Beruf als unzuverlässig da. Das war überhaupt nicht schön.

    Also, bei mir war es in der Hauptsache wirklich so:
    Er hat es eingefordert! Und es damit begründet: Nur wenn er sein Studium beendet und einen Beruf hat, können wir ein glückliches Familienleben führen. Ganz explizit hat er das so begründet und Druck aufgebaut.
    Deshalb hab ichs gemacht. Vor allem deshalb.

    Und im Gegenzug wollte ich nur das, was er mir auch zugesagt hat: Dass er seinen Beruf macht und wir eben eine normale Familie sind mit einem arbeitenden Papa. Und dass er trocken bleibt natürlich.

    Ich hab es also natürlich auch aus Egoismus gemacht, wollte eben eine schöne Familie mit zwei arbeitenden Eltern und was damit zusammenhängt.

    Er hat auch alle möglichen Dinge von mir gefordert, die völlig idiotisch waren und die überhaupt keinen Sinn hatten.
    Auch das hab ich gemacht, aber nur, weil er es eben so vehement eingefordert hat und ausgeflippt ist (verbal), wenn ich es nicht gemacht habe.

    Eben eine Missbrauchsbeziehung.
    So sehe ich das.

    Das heißt nicht, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich hätte handeln können. Ich war feige und schwach und auch ein bisschen dumm.
    Und ich habe eben sehr an unserem "Projekt" gehangen: Eine heile-Welt-Familie. Das wollte ich nicht so schnell aufgeben.

    Aber wenn er es nicht so eingefordert hätte und solchen Druck gemacht hätte, hätte meine Hilfe doch sehr sehr anders ausgesehen.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Zitat von Doro

    Er hat es eingefordert! Und es damit begründet: Nur wenn er sein Studium beendet und einen Beruf hat, können wir ein glückliches Familienleben führen. Ganz explizit hat er das so begründet und Druck aufgebaut.
    Deshalb hab ichs gemacht. Vor allem deshalb.

    Hallo doro,

    zum Missbrauch gehören immer zwei. Einer, der es tut und einer, der es zulässt, Es sei denn, es sind Minderjährige, die sich nicht wehren können.

    Du begründest, warum du seinen Forderungen entsprochen hast. Nun, weil du dir etwas davon versprochen hast. Wenn diese deine Hoffnung nun enttäuscht wird, hast DU DICH ge-täuscht. Hast für etwas, das vielleicht irgendwann kommt, deine Grenzen nicht gesteckt. Vordergründig sind seine Forderungen. Aber - MUSSTEST du ihnen entsprechen oder WOLLTEST du es?

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Man muss sich wohl erst einmal seiner Opferrolle bewusst werden, damit man erkennen kann, dass man darin auch Täter ist.

    Selbstverständlichkeit im Nicht-Selbst-Fühlen(Wollen) - das ist es vielleicht was die Meisten von uns bei einem trinkenden (aggressiven) Partner hält/hielt. Selbstverständlich will ich eine Heile-Welt-Familie, selbstverständlich will ich gemeinsame Projekte, selbstverständlich muss ich dafür Etwas tun und Kompromisse eingehen. Selbstverständlich sehe nicht nur ICH das so, sondern mein Partner muss das doch auch so sehen. Ist doch Normal!

    Problematisch wird es dann eben, wenn mein Partner das für sich selbstverständlich anders sieht und immer weiter einfordert und Druck macht oder eben einfach nur immer weiter säuft.. Ich armes Opfer! Das Bewusst werden! Und dann wird es noch problematischer, weil wir ja diese Selbstverständlichkeit gelernt haben. Verharren! Um die eigene Achse drehen! Angst vor Verlust! Angst vorm Alleinsein! Angst vor sich selbst! Geben! Fordern und doch selbst keine konsequenten Handlungen vollbringen! Ausleben der Opferrolle!

    Selbstverständlich habe ich es verdient, dass mein Partner mich gut behandelt! Bloß darüber hinaus vergesse ich, dass auch ich mich gut behandelt muss. ICH lasse zu, dass mir weh getan wird. Ich lasse zu, dass ich immer an zweiter, dritter oder letzter Stelle stehe. Mein Blick ist immer auf meinen Partner gerichtet, er hat das (Alkohol-)Problem, nicht ich! Ich handle nicht aus eigenem Interesse, sondern aus nur in seinem Interesse! Ich bin richtig, er ist falsch.

    Und vielleicht liegt genau darin das Problem, den Täter im Opfer zu erkennen. Wir (an)erkennen nicht das Prinzip der Eigenverantwortung. Unserer eigenen Verantwortung uns selbst gegenüber! Die Eigenverantwortung unseres Partners sich selbst gegenüber - selbstverständlich müssen wir ihm schließlich helfen (wir sind ja die Starken - wir haben nicht das Problem, wir sind nicht Alkoholiker). Ein Punkt, an dem jeder weiß, wo er steht nur keiner weiß wo er ist.

    Selbstverständlich muss doch auch mein Partner dazu beitragen, dass es mein selbstverständliches Weltbild funktioniert (sein Weltbild ist ja das Falsche) - ich muss ihn nur dazu "zwingen", das so zu sehen, wie ich es sehe. Ich muss ihn nur dazu kriegen, mich so zu lieben und mich so zu tragen, wie ich es gemäß meinen Taten an ihm verdiene. Und ich schaffe das, schließlich musste ich schon so viele Kompromisse eingehen, das schmeiße ich nicht weg, dafür habe ich schon zu viel für und um uns gekämpft!

    kk.

  • Ach weißt Du, liebe Koketterie,
    Opfer und Täter wird es wohl fast so viele geben wie Menschen auf der Welt. Welche Rolle ist denn länger, besser und mit so vielen Facetten zu spielen wie die von Täter oder Opfer.

    Und es kann gespielt werden bist zum St. Nimmerleinstag wenn sich noch zwei Schauspieler finden, die sich abwechseln als Täter und als Opfer.
    Und zwar nicht nur in Suchtbeziehungen. In ganz beiläufigen KOntakten kann jemand meinen sich so "um Dich zu sorgen" und Du böse, lässt ihn einfach "verhungern".

    Dann bin ich eben böse, sorry. Ich setze meine Interessen an erste Stelle. Splüre ich, dass mir jemand nicht gut tut, dann bin ich so frei ihn aus meinem Umfeld zu entfernen.

    Wenn mich der andere nun als Täter betrachtet, so ist das sein Problem. Wäre ich nämlich nicht dieser "Täter in seinen Augen", so wäre ich vor mir ein Opfer, welches sich belästigt fühlt durch die Gegenwart eines Menschen.

    So nah liegen also Opfer und Täter beinander ;)

    Einer sieht es so - das Gegenüber anders - ist hier nicht automatisch eine Opfer/Täterrolle vorprogrammiert wenn es sich nicht um zwei reife Persönlichkeiten handelt, die in der Lage sind die gegenseitigen Grenzen zu akzeptieren? Sehe ich nämlich meine Grenzen verletzt, dann werde ich "lieber" zum Täter, als in der "Opfer"rolle zu stecken.

    Und schon kann ich mich entscheiden was ich bin, beides ist nicht ideal .... ich wäre auch lieber "lieb", wer mich und meine Wünsche jedoch nicht annehmen kann, bei dem bin ich dann halt "böse" damit muss und kann ich, leben.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Ette und Koketterie.

    Bin echt ratlos, was ich euch antworten soll.
    Ich dachte, ich hätte zur Genüge zum Ausdruck gebracht, dass ich früher hätte Grenzen abstecken oder mich trennen müssen oder was weiß ich.
    Einfach wars weiß Gott nicht, mit zwei kleinen Kindern und der ERwartung, dass die Lage sich bessert, wenn der äußere Stress nachlässt.

    Und dass es Dinge gab, die ich auch gern gemacht habe.
    Aber viele, die ich ausdrücklich nicht wollte und ihm auch gesagt habe, aber er hat getobt wie Rumpelstilzchen und dann bin ich eben eingeknickt, weil ich die Ehe und Familie bewahren wollte.

    Ich bin hin- und hergerissen.
    Einerseits sehe ich, dass ich zu viel mitgemacht habe.
    Andererseits weiß ich auch: Es war echt ne schwierige Kiste.
    Aber es hätte natürlich Möglichkeiten gegeben.
    Also ich sehe meinen Anteil.

    In der Opferrolle wohlgefühlt habe ich mich, glaube ich, nicht.
    Ich hab mich eigentlich gar nicht so sehr als Opfer gefühlt die meiste Zeit.
    Das ist ja das Verrückte an Missbrauchsbeziehungen. Man spielt innerlich alles runter und versucht, sich mehr anzustrengen, damit der andere zufrieden ist. Ich dachte, ich führe eine weitgehend glückliche Ehe. Hab mich immer schnell wieder beruhigen und versöhnen lassen, habe positiv gedacht und so weiter und so fort.
    Bis zu seinem Rückfall habe ich an Trennung überhaupt nicht gedacht.
    Und deshalb, glaube ich jetzt, war ich irgendwie manipuliert.
    (Ja, ich weiß: Ich hab mich manipulieren lassen.)

    Noch mal zur Klarstellung: Er hat ja nicht getrunken, jedenfalls dachte ich das.

    Also, man könnte es vielleicht auf den Nenner bringen: War Täterin an mir selbst. Hab mich selbst verraten.

    Sicher ist diese Erkenntnis hilfreich, wenn es darum geht, immer wieder zu prüfen: Was kann ich selbst verändern.

    Was mich trotz allem stört:
    Solche Sätze wie: Zum Missbrauch gehören zwei
    oder
    Täter im Opfer.
    Ich kann verstehen, was gemeint ist.
    Aber gleichzeitig wehre ich mich dagegen, dass richtig und falsch nicht mehr benannt werden. Dass so getan wird, als sei alles nur zwei Seiten einer Medaille.
    Das sehe ich anders.

    sich nicht gegen etwas wehren
    ist nicht auf gleicher Stufe wie
    jemandem etwas antun

    Stellt euch einen krasseren Fall vor (so extrem wars bei uns zum Glück bei Weitem nicht!!!):
    Ein Mann kommt besoffen nach Hause, die Frau "provoziert", indem sie sich beschwert, er schlägt sie krankenhausreif.
    Wer ist Täter, wer Opfer?
    Würdet ihr der Frau im Krankenhaus erzählen: Na, dazu gehören immer zwei...

    Vielleicht sollte ich diese Opfer-Täter-Gedankengänge jetzt auch für mich ruhen lassen.
    Ich bin nun getrennt, ich bemühe mich, die Sache für mich aufzuarbeiten und an mir zu arbeiten. Ich hege keinen Groll gegen ihn und mir selbst verzeihe ich auch weitgehend.
    Außer, was die Kinder angeht, da hab ich ein schlechtes Gewissen.

    Liebe Grüße
    Doro

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