@ Harry 54

  • Guten Abend Harald,

    Zitat

    Ich schreibe in einer Chronologie wie wenn ich ich das gerade erlebt hätte.

    Gerade das macht Deine Geschichte so authentisch, die Bilder springen mir geradezu ins Gesicht! Ich musste echt schlucken, als ich den Part mit Deinen Tieren las, denn ich habe selbst einen Hund...

    Heute habe ich in einem Buch gelesen, in dem der Mensch anders als die Tiere, bei seiner Geburt nicht in ein festes Instinktschema eingebunden ist. Dort wurde der neugeborene Mensch mit einem Gefäß verglichen, in das die verschiedenen Sinninhalte "gegossen" werden, die ihn später prägen. Nicht das Gefäß sei schuld, wenn ein Leben gelingt oder nicht, sondern die Inhalte sind es.
    Dies fiel mir ein zu Deinem Satz, dass niemand als Mörder, Krimineller oder Trinker geboren wird.

    Herzliche Grüße,
    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Lieber Harry,

    auch ich freue mich auf ein Lebenszeichen von Dir und hoffe, dass es Dir gut geht 8) . Ich vermisse Deine Beiträge, die mich zum Nachdenken anregen.....

    Alles Gute wünscht

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Zitat von Harry_54


    Es gibt in meinen früheren Leben so viel Schönes zu berichten und werde darüber auch noch schreiben.

    Hallo Harald,

    wann denn?

    Lieben Gruß Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Ein Jahr ist inzwischen für mich vergangen als der Vorhang viel. Ein Schauspiel das zuletzt in ein Drama endete war zu Ende. Die Maskerade die bis dahin mein Leben begleitete, die mein Gesicht meine wahre Seele mein Innerstes verbargen lagen zerstört am Boden. Jetzt gab es für mich kein Schutz und kein Verstecken mehr und das einzige was ich spürte war eine Erleichterung. Erleichterung endlich jeden sagen zu können, dass mein bisheriges Leben eine einzige Sucht war die mich vollkommen beherrschte und die wie tonnenschwerer Ballast an meiner Seele klebte.
    Ich war dankbar und es war für mich auch keine Schande die Bühne des Lebens neu zu betreten und ein neues Drehbuch einzustudieren. Ein Drehbuch das mir mein Leben wieder zurückgab. Es gibt viele Bücher, Ratgeber, Therapeuten sie alle können mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber meine Rolle auf der Bühne muss ich ganz alleine spielen. Bei meiner Geburt habe ich diese Bühne alleine betreten, viele Mitwirkende waren oder sind mit dabei und es wird die Stunde kommen da werde ich diese Bühne wie ich gekommen wieder alleine verlassen.
    Aber ich habe es in der Hand hier und heute und an jedem Tag, dass dieses Stück nicht mehr als Drama endet. Nicht mit dieser Frage die mein Leben immer fest im Griff hatte, die mich immer beschäftigte und die mich oft zweifeln ließ
    Die Frage –WARUM-
    Ab was nützt ein neues gutes Drehbuch wenn es dem Hauptdarsteller sehr schwerfällt diese neue Rolle zu erlernen und auch zu spielen.
    Schritt für Schritt, Seite für Seite, am Anfang mit viel Mühe habe ich mich in diese neue Rolle eingearbeitet. Neue Seiten kamen hinzu und neue Seiten werden Tag für Tag hinzukommen.
    In den letzten Tagen kamen wie das Leben so spielt auch Seiten hinzu. Seiten die man nicht so einfach durchliest, sich schwertut und mehrere Ansätze benötigt um zu kapieren.
    Wenn ich dieses Buch zurückblättere gibt es viele Kapitel in meinem Leben die habe ich heute noch nicht verstanden und nie verstehen werde.
    Gibt es solche Seiten und Kapitel die nicht mit einer Goldfeder geschrieben sind, so habe ich doch dieses Buch lieben gelernt und es macht mir Freude mit daran zu arbeiten.

    Liebe Grüße
    Harry

  • hallo harry,

    ich bin sehr berührt, mehr möchte ich dir erst mal nicht schreiben.

    irgendwie sehe ich mein "wahres" leben darin widergespiegelt.

    liebe grüße, ari

    wenn du es eilig hast, mach einen umweg

  • Hallo Harry,

    seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit deinem Thread, um zu sehen, wie es einem trinkenden Menschen geht.
    Als CO habe ich mit vielen Problemen zu kämpfen und kann meinen Partner nicht verstehen, weshalb er so ungerecht zu mir ist. Es Quält mich.
    Aber - über folgenden Satz bin ich gestolpert:

    Zitat

    eins hatte ich nie erreicht die innere zufriedenheit und die befreiung von meinen süchten.


    Die innere Zufriedenheit kann ich bei allem Kampf auch nicht finden. Ich bin hin und her gerissen von meinen Gefühlen.

    Wie hast du das geschafft?
    Welcher Blickwinkel hat sich bei dir verändert?

    Für eine Antwort wäre ich dir dankbar.
    Rosita

  • Hallo Rosita,
    leider konnte ich auf deine Frage nicht gleich antworten. Ich habe mir ein paar Wunderschöne Tage auf Kosika gegönnt. Eine Insel die wirklich das Wort "Die Schöne" verdient. Eine Insel voller Wiedersprüche voller Gegensätze die sich fast fast in paradoxer Weise meinem bisherigen Leben sehr ähnlich ist. Aber haben diese Tagen mich verändert ? Bin ich jetzt anders geworden ? Hat sich meine Seele verändert, meinen Zorn meinen Ärger und Groll den ich mit mir hege nur weil ich diese Zufriedenheit nie finde und den ich dann auf andere ungerechter Weise auslagere?

    Liebe Grüße
    Harry

  • Guten Morgen, lieber Harry,
    ich fand Deine Zeilen für mich persönlich sehr interessant und aufschlussreich.

    Als in meiner Beziehung der Alk zum Chef wurde habe ich mir erstmalig richtige Gedanken gemacht über die Veränderungen an meinem ehemaligen Gegenüber.

    Mir ist damals aufgefallen - obwohl ich nicht wusste, ob ich das wirklich so ist - dass ich bei ihm niemals Glück oder Zufriedenheit entdecken konnte. All die kleinen Dinge, die mich persönlich erfreuen konnten, stolz machten oder einfach ein gutes Gefühl in mir bewirkten, die konnte ich beim Gegenüber nie entdecken.

    Da, wo ich mich freue günstig etwas erstanden zu haben, da wo mich eine Pflanze erfreute, da wo meine Hobbies etwas besonderes an den Tag brachten, da spürte ich nur beim Expartner ein erlahmendes Interesse an allem.

    Zufriedenheit - das relaxte zurück lehnen und einfach im "jetzt" sein, ich glaube, das habe ich bei ihm nie erlebt. Gut, er ist nass - er war damals nass, in so fern wird es zu Dir schon viele Unterschiede geben, der Du jetzt trocken lebst. Aber es scheint so zu sein, wenn unsere Gifte weg sind, dann ist alles ganz anders, irgendwie leerer - weil wir selber vielleicht dieses "Loch" noch nicht auffüllen konnten oder wollten.

    Im Nachhinein fand ich es entsetzlich, dass nur die Wut und Agression ausgelebt wurde bei meinem Expartner und keine positiven Gefühle. Noch schlimmer fand ich, dass ich selber auf dem Besten Weg war auch meine Glücksgefühle zu verlieren. Ich habe es nicht einmal bemerkt. Vermutlich, weil die Unzufriedenheit, die über uns beiden lastete, fast keinen Platz mehr ließ für die schönen und anderen Momente im Leben.

    Ich denke, Glück und Zufriedenheit müssen oft erst einmal gelernt werden. Zu sehen, zu spüren und wahrnehmen. Vielleicht ist einfach durch unsere Fixierung auf Süchte Alk oder den Partner ist egal, das Gesichtsfeld eingeengt worden und Gefühle auf einen Punkt focusiert.

    Ich merke das übrigens auch jetzt, 1/2 Jahr nach der Trennung in der ich mich bewußt entscheide alleine zu bleiben und keinen Partner in meinem Leben zu haben um mich auf diesen zu konzentrieren. Die Punkte sich selber zu pflegen und zu hegen, für sich selber die Mühe machen sich zu bekochen ect. alles das ist bei mir eher der Fall, wenn ich mit mir alleine bin und nicht abgelenkt durch ein Suchtmittel. Aber .... dieser Gleichklang hat auch den Begleiteffekt eines Gefühls als ob etwas "fehlt" oder "anders ist". Obwohl ich weiß, was das ist fühlt sich mein Leben anders an. Nicht mehr abgelenkt, keine Chance mehr mich selber auszutricksen. Alles hinterfragen zu müssen oder zu dürfen. Wenn ich mies gelaunt bin mich zu fragen warum? Wodurch ausgelöst und wie lösbar. Dinge, die ich innerhalb der abhängigen Beziehung ausblenden konnte weil es so viele andere Probleme gab.

    Lieben Gruß von Dagmar für Deinen langen Weg mit den vielen Kapiteln, die hoffentlich in schönen Goldlettern geschrieben werden dürfen, zukünftig ;)

  • Lieber Harry,

    es freut mich, dass Du wieder hier bist! Du hast Recht: Korika ist wirklich faszinierend und voller Widersprüche. Ich war im Jahre 2006 auf dem GR 20 zum Bergwandern..

    Ich denke, sonlange wir die "innere Zufriedenheit" im Außen suchen, werden wir sie nicht finden. Ich habe mich selbst in letzter Zeit mit diesem Thema beschäftigt und finde mich in Dagmars Überlegungen wieder. Heute liegt das Glück wirklich in sooo kleinen Dingen wie der Tatsache, dass ich vielleicht 1x in der Woche die frühere Umsteigebahn bekomme, die mir sonst immer knapp vor der Nase wegfährt :roll: So habe ich morgens 15 Minuten Wartezeit "gespart" und freu mich echt wie eine Schneekönigin....Ein Lächeln, mein blühender Balkon, Sonnenstrahlen in meinem Gesicht knipsen die "innere Lampe" bei mir an..

    Ich denke, wenn wir das Glück und die Zufriedenheit nur im Außen suchen, so geht es uns wie den Auswanderern, die irgendwo ganz "neu" anfangen wollen in einem anderen Land - und die dort ebenfalls scheitern, weil sie ja "sich" und ihre Probleme mitgebracht haben...

    Heute gönne ich mir kleine Momente des Glücks, die nicht mal was kosten müssen. Sie sind wie Balsam für meine Seele, Streicheleinheiten die den Gesundungsprozess voranbringen..

    Ich wünsche Dir ein zufriedenes Wochenende...

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Harry,

    ich bin vor vielen vielen Jahren auch einmal auf dieser schönen Insel gewandert. Ihre Schönheit, ihr Zauber, hat damals meine Sinne und meine Seele sehr bewegt und tut es noch heute durch die Erinnerungen.

    LG zerfreila

  • Oh Rote Lampe,
    da sprichst Du mir so aus dem Herzen.

    Egal, ob Jobwechsel, geografische Veränderung oder oder oder vielleicht sogar das Meiden des Suchtmittels - alles das genügt nicht.

    In uns drinnen muss etwas reifen. In uns selber muss das Bewußtsein keimen dürfen dass so vieles nicht selbstverständlich ist, das so vieles eine Bereicherung sein kann. Wir selber müssen dieses Gefühl in uns selber spüren "etwas schönes" zu haben, zu bekommen oder zu sehen.

    Ich selber kann Job, Wohnort oder Arbeitsplatz und Arbeitskollegen wechseln - aber wenn meine Seele nicht "mit umzieht" oder eine andere Sichtweise bekommt, so gibt es eben an einem neuen Ort die alte Unzufriedenheit.

    Leicht und doch schwer ... leicht, weil es so viele Dinge gibt, die mich erfreuen können, die mir geschenkt werden. Schwer, weil es vieles gibt, was ich nicht kann (handwerklich oder technisch und mir finanzielle Möglichkeiten einer Änderung fehlen). Übereinstimmung und Frieden also zu finden zwischen dem was derzeit möglich ist und dem was (noch) nicht möglich ist. Im Hier und jetzt zu leben, so wie es eben ist, und dennoch daran zu arbeiten, dass die Wünsche realisiert werden können: morgen oder übermorgen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Harry, willkommen zurück,

    Zitat

    Hat sich meine Seele verändert, meinen Zorn meinen Ärger und Groll den ich mit mir hege nur weil ich diese Zufriedenheit nie finde und den ich dann auf andere ungerechter Weise auslagere?


    Verstehe ich es richtig, wenn ich daraus lese, dass du die innere Zufriedenheit nicht gefunden hast?
    Kann es sein, dass ein unzufriedenener Mensch das auf andere überträgt?
    Ich habe das Gefühl, dass mein Mann seine geballt Unzufriedenheit an mir auslässt, mich spüren lässt, dass es ihm nicht gut geht und nach der *Kanonade* auf mich sich besser fühlt. :?:
    Oft möchte ich das auch gar nicht mehr hinterfragen, wäre mir nur hilfreich zu verstehen.
    Wünsche dir einen schönen Tag mit den Erinnerungen an Korsika.
    Rosita

  • Hallo,
    wieso zurück ? Wie kann ich zurück sein wenn ich nie von euch fort war?
    Gibt es nicht eine Zeit, eine Phase im Leben wo das Hören von Worten viel mehr wert ist als das Sagen? Gibt es nicht eine Zeit, eine Phase im Leben wo das Lesen von Worten viel mehr wert ist als das Schreiben? Gibt es nicht eine Zeit, eine Phase im Leben wo das Sehen von Bildern viel mehr wert als das Malen? Gibt es nicht eine Zeit, eine Phase im Leben wo das Denken viel mehr Wert als das Tun? Hab ich mir nicht als Grundsatz genommen ohne Maske das zu tun, zu sagen, zu malen und zu schreiben was ich fühle und denke ohne mich wieder zu verstecken zu müssen?
    Das Rad der Zeit, das Leben es dreht sich Stunde um Stunde, Minute um Minute, Sekunde um Sekunde. Manchmal kommt es einem vor es dreht sich zu langsam, manchmal schnell manchmal zu schnell. Aber dieses Rad dreht sich nicht auf der Stelle wie ein Mühlrad. Nein, dieses Rad dreht sich unaufhörlich und bewegt sich dabei immer weiter nach vorn. Ist es nicht wichtig des Öfteren nach diesem Rad zu schauen, ob es sich in der richtigen Richtung und ob es sich auch noch auf der richtigen Spur bewegt?
    Einfach einmal die Zeit nehmen sich zu betrachten. Nicht das Spiegelbild, denn mein Gesicht kenne ich mittlerweile. Mein Blick ist klar meine Gesichtszüge sind im Gegensatz zu früher jetzt entspannt die Spuren meiner Sucht sind aus dem Gesicht gewichen.
    Nein, ich meine aus sich heraustreten aus seinem Schatten und ohne sein Tagesablauf zu behindern sich von der Seite betrachtend fragen befindest du dich noch auf deiner Spur ist das noch dein Kurs den du eingeschlagen hattest? Jeder Kapitän überprüft auf hoher See seinen Kurs ständig, denn das Wasser das sein Schiff umgibt ist auf jedem Meer das Gleiche.
    Genau Dieses hab ich in aller Ruhe in den letzten Wochen getan. Ich möchte nicht nochmal auf meinen Kurs anstatt der erhofften Karibikinsel an entgegenkommenden Eisberge Schiffbruch erleiden. In der heutigen schnelllaufenden Zeit ist es sehr wichtig das gewisse Dinge, gute Vorsätze, bewusstes Leben und Achtsamkeit im Alltagstrott nicht so einfach untergehen sondern erhalten bleiben.

    Liebe Grüße
    Harry

  • Lieber Harry,


    Zitat

    Jeder Kapitän überprüft auf hoher See seinen Kurs ständig, denn das Wasser das sein Schiff umgibt ist auf jedem Meer das Gleiche.

    Ich sag`einfach nur DANKE für Deinen Beitrag!

    Bleib weiter auf Deinen Kurs!

    Mit lieben Grüßen,
    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Wie oft habe ich in meinem Leben schon über Zufriedenheit, über Selbstvertrauen, Glück Geborgenheit, Liebe, Erfolg und all die weiteren Bedürfnisse nach der jeder Mensch strebt nachgedacht. Mein Hungerbedürfnis kann ich durch ein Stückchen Brot stillen. Wie oft werden aber die anderen Bedürfnisse von uns Menschen durch das Einnehmen von Drogen und wenn es nur für Stunden anhält befriedigt. Dabei werden doch so viele Dinge übersehen
    Ist es denn einfach so selbstverständlich den Wasserhahn aufzudrehen und sauberes Trinkwasser zu bekommen. Ist es einfach so selbstverständlich morgens gesund aufzuwachen, aufzustehen und zum Bäcker zu gehen. Ist es so einfach selbstverständlich in der Morgensonne im Garten oder auf dem Balkon zu sitzen, und in Frieden und Freiheit sein Frühstück einzunehmen. Ist es so selbstverständlich ins Auto zu sitzen das Auto anzulassen und zur Arbeit zu fahren. Es gibt bestimmt noch viele solcher Fragen.
    Viele Menschen auf der Erde leiden unter Hunger und Durst, haben kein Dach über den Kopf, haben Angst um ihr Leben leiden unter Gewalt und Krieg, sind krank, haben keine Arbeit.
    Hallo Rosita
    Du hast so manche offenen Fragen zu diesem Thema an mich gestellt so auch die Frage die auch ich mir immer wieder stelle
    WARUM ?
    Ob ich dir mit meinen Erfahrungen meinen Beitrag weiterhelfen kann?? Ich probier‘s

    Habe ich meinen inneren Frieden gefunden wenn die Unzufriedenheit von mir gewichen und ich jetzt und heute zu mir sagen kann ich bin zufrieden mit mir? Habe ich meinen inneren Frieden gefunden wenn ich jetzt diese ewige Frage nach dem –warum- ganz klein schreibe und ich heute weiß was ich nicht weiß und nicht wissen will? Dann habe ich diesen Frieden gefunden.
    Aber einen vollkommenen inneren Frieden will ich nicht finden. Es macht mich träge und faul? Jeden Tag ein kleines Stückchen Zufriedenheit erfahren ist für mich viel mehr Wert. Es spornt mich an und macht das Leben lebenswert.
    Über Zufriedenheit von Menschen das ich in Korsika erleben durfte und das mich tief beeindruckte will ich später noch berichten. Es gab mir was auf den Weg.
    Ich habe mit mir Frieden geschlossen und akzeptieren müssen das ich süchtig war, immer noch bin und bleibe. Ich bin mit braunen Haaren auf die Welt bekommen, ich kann Sie mit allen Farben färben sie werden immer braun bleiben. Du kannst einem Pferd eine Krawatte und Zylinder aufsetzen es bleibt ein Pferd. Ich kann mich in ein Flugzeug setzen und in ferne Länder reisen, mein Leiden meine Wehwehchen werden mich immer begleiten. Ich bin wie ich bin und so werde ich auch bleiben.
    Was sich geändert hat ist mein Denken, denn ich musste mit meinen Süchten leben ich musste Lernen mit ihnen umzugehen um nicht geistig und körperlich zu sterben.
    Akzeptieren zu müssen nie mehr in meinem Leben Alkohol zu trinken, das jedes Glas das ich in die Hand nehme meine Zeit auf Erden begrenzt. Dieses Wissen habe ich tief in mein Unterbewusstsein eingegraben, verwurzelt und steuert so Tag und Nacht mein ganzes Leben. Die Verwirklichung dieses Lernprozesses war der größte Schritt und der größte Erfolg in meinem Leben.
    Aber nicht mit Kampf wie du erkannt hast konnte ich diesen Erfolg erreichen. Nicht mit diesen Worten wie es früher gebräuchlich war - Willst du den Frieden dann greife zum Schwert -. Diese Worte haben nie in der Vergangenheit einen dauerhaften Frieden gebracht höchstens einen Waffenstillstand.
    Ich habe im Gegenteil meine Seele geöffnet. Ich habe Ja gesagt, ja ich werde und will mich ändern. Wenn ich Honig in ein Glas füllen will das mich später mit Kraft und Energie versorgen soll so muss ich dieses Glas auch vorher öffnen. Wenn eine Pflanze bestäubt werden will, so muss sie vorher ihre Blüte öffnen um den Weg für die Bienen frei zu machen.
    Sich zu öffnen bedeutet auch meinen bisherigen Blickwinkelauf auf mich zu ändern. Ich will Leben und nicht an meinen eigenen Tod schuldig werden. Du sollst nicht töten so heißt ein Gebot und so steht es in der Bibel. Wer gibt mir das Recht mich selbst zu richten? Ich habe diesen Hebel über Leben und Tod wieder an den zurückgeben an den der mich erschaffen hat. Er soll über mich richten und soll irgendwann den Hebel umlegen und sagen Junge das war’s ? Ich kenne einige Menschen die haben diesen Hebel zu spät zurückgegeben. Die Frage nach dem Warum konnte nie beantwortet werden der Tod war schneller.
    Die Probleme was Alkoholmissbrauch für Betroffene und deren Angehörige mit sich bringt brauche ich nicht zu schildern. Die Schritte in die richtige Richtung, diesen Ballast abzuwerfen, diesen Knoten zu öffnen war für mich sehr sehr schwer. Ein Mensch der ertrinkt gibt oft allen anderen die Schuld, wird böse und ungerecht weil er genau weiß er kommt aus seinen Fesseln wenn er so weitermacht nie heraus. Es ist wie ein Sog der ihn nach unten zieht und anstatt schwimmen zu lernen ertränkt er sich leider noch in Selbstmitleid.
    Konnte ich Frieden weitergeben wenn in meiner Seele, Unzufriedenheit, Kampf und Angst herrschte.
    Konnte ich Vertrauen und Glück weitergeben wenn ich voller Zweifel, ohne Selbstvertrauen und die Sucht mein Körper und Seele Tag für Tag immer mehr zerstörte.
    Konnte ich Wärme und Liebe weitergeben wenn die Sucht mein Empfinden und alle meine Sinne ruinierten.
    Ich habe dies alles erlebt, durchlebt mich Schritt für Schritt aus dieser Umklammerung befreit. Ich habe das Leben neu erlernen müssen.
    Es ist keine Schande süchtig zu werden und zu sein. Es ist nur eine Schande wenn man nichts dagegen tut.
    Jede Zelle in unserem Körper ist keine tote Masse sie lebt und sie kann lernen. Jeder Muskel, jedes Organ in meinem Körper, mein Geist und mein ganzes Unterbewusstsein wird lernen ohne Drogen zu leben wenn ich es will und wenn ich bereit dazu bin.
    Rosita, ich hoffe und wünsche es dir das dein Partner dies erkennt und den Weg findet der aus diesem Tal herausführt
    LG Harry

    Liebe Grüße
    Harry

  • Lieber Harry,
    danke dir von Herzen für deine offene Antwort.
    Es ist schön zu sehen, wie du denkst. Mit vielem kann ich mich identifizieren. Das einfache Leben der Menschen hat mich auch schon immer beeindruckt; die Zufriedenheit die in ihren Gesichtern ist.
    Wir sind verwöhnte Konsummenschen, die alles in sich *reinfressen* und immer mehr haben wollen.
    Ich denke, dass auch die Süchte viel darüber verraten.
    Ja - ich wünsche mir so sehr, dass mein Partner die Kurve kriegt.
    Es tut weh, diesen Verfall mit anzusehen. Solange er sein Problem nicht erkennt - erkennen will - wird nichts passieren.
    Ich gehe meinen Weg in kleinen Schritten immer weiter und arbeite an meiner Zufriedenheit.
    Danke nochmals herzlich für den Einblick in dein Inneres. Ich freue mich wieder von dir zu lesen.
    LG. Rosita

  • Guten Morgen Harry!

    Seit eine Bekannte von mir an Krebs erkrankte, und hinterher zu der Erkenntnis kam, nach dem "Wozu" zu fragen, hat sich in meinem Denken auch sehr viel verändert.
    Warum - ist mir unwichtig geworden, in unserer Lebensgeschichte.
    Wozu - haben wir das alles mitgemacht? Das ist zu überlegen.
    Wozu ? Damit ich mich endlich aufraffe und mich finde.
    Damit ich meinem Mann endlich seine Freiheit gebe, sich zu finden,
    seinen Weg.
    .............
    Du schreibst: Es ist keine Schande süchtig zu werden und zu sein.
    Es ist nur eine Schande, wenn man nichts dagegen tut.
    Ich bin so froh, dass ich das auch für mich entdeckt habe.
    Meine Sucht bekämpfe mit Liebe und Aufmerksamkeit für mich und meinen Körper und meine Seele.
    Mein Mann ist auch auf einem guten Weg.
    Aber - das ist sein Ding. Das muss er für sich tun.

    Ich wünsche dir einen guten Tag, liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

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