Nach LZT anhaltender Rückfall - komme nicht zur Ruhe ...

  • Hallo Nele und Malinca,

    vielen lieben Dank für Eure Tips.

    Die technische PC-Umsetzung klappt noch nicht so 100 % ig. Bin zur Zeit zu Hause und sitze am heimischen PC.

    Wir sind jetzt eine Woche weiter. Habe den Auszug nicht sofort geschafft.
    Habe noch 2 Tage gebraucht. War jetzt fast eine Woche weg und WE wieder zu Hause. Ich kann nicht sagen, daß es mir richtig gut in der Woche ging. Allein in einer neuen Umgebung. Und ich vermisse ihn total. Er ist nein war bis vorhin anhänglich, lieb, nett. Einfach mein Mann, wie ich ihn kennen und lieben gelernt habe. Richtig umgänglich und zuvorkommend. Aber von einem Satz auf den anderen, ich fragte, heute ist Dienstag, willst du garnicht in die SHG ist, ein Blaff und die Stimmung schlug um. Und kurz drauf auch der Pegelstand.

    Ich hasse diesen Menschen, der dann vor mir sitzt. Er hat nichts mit dem Menschen zu tun, den ich kenne. Einfach nur ätzend.

    Gefühlsmäßig denke ich jetzt, er hat sich ein paar Tage zurückgehalten und heute abend brauchte er nur ein Ventil und das war die Frage nach der SHG, die ihm jetzt den Frust einräumt, den er sich mit wegspülen zugesteht.

    Warum macht es nicht klick. Es kann doch unmöglich sein, daß er wirklich erst ganz unten sein muß/will, um etwas zu verändern. Dann kann es zu spät sein. Ich habe ihm gesagt, ich werde ihm helfen, ihm beistehen, abstinent zu werden/bleiben aber er muß es einsehen und wollen. Seine Antwort war, ich sehe ein, daß ich was tun muß, mir und meinem Körper geht es nicht gut, ich will es ja, daß ich nichts mehr trinke, kann aber die Finger nicht vom Alk lassen. Als ich das hörte, dachte ich schon, na toll, er kann die Finger nicht vom Alk lassen-auf was wartest du dann noch.
    Er weiter: ich will nicht, daß du gehst, ich brauche dich und ob wir uns nicht ein neues Umfeld suchen können. Damit meint er ein gemeinsames neues Domizil. Was das wirklich an seiner Problematik ändern soll, weiß ich nicht so richtig. Ist dies eine neue Masche oder ein wirklich ganz ernst gemeinter Gedanke. Ich fasse ihn wirklich als ernst gemeint auf, kann aber nicht glauben, daß sich damit das Problem lösen wird. Und ich bin natürlich schuld. Bin am meckern. Dabei habe ich nicht gemeckert, es war nur eine Frage. Aber eine unangenehme scheinbar. Er kommt mit diesen Leuten nicht zurecht. Gibt es das wirklich? Er war nur 1 x dort. Ich weiß nicht. Wenn ich Hilfe brauche, suche und sie mir dort geboten wird.....
    Morgen abend werde ich nach Feierabend wieder in mein neues Domizil fahren, nicht sehr glücklich aber auch nicht sehr unglücklich. Einfach nach wie vor hilf- und ratlos. Bei mir macht es auch nicht klick, daß ich sage, vergiß ihn und fange an, dein eigenes Leben zu leben.
    Viele Grüße
    Mandy-Sandy

  • Ich schaffe es nicht, längerfristig in meiner kleinen Wohnung zu bleiben. Mir geht es schlecht, fühle mich einsam und verlassen, bin in Gedanken immer zu Hause und erst beruhigt, wenn ich eine SMS erhalte, daß alles i.O ist.War die Woche über dort. Habe ihn total vermißt, fühlte mich nicht befreit oder glücklich, konnte auch nicht richtig abschalten, was ich eigentlich dachte, wenn ich eine eigene Whg. habe.
    Bekam sehr viele liebe SMS. Bin Freitag abend nach Hause gefahren. Er hat sich die Woche total hängenlassen und sehr viel getrunken. Bis dto war die Trinkerei abends und seit Okt 2008 auch WE aber sehr diszipliniert seiner Arbeit nachgegangen. Hat sich dann krank gemeldet ohne Krankenschein und das Ende vom Lied ist die schriftliche Kündigung, die er gestern erhalten hat. Im Unterbewußtsein habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn alleine gelassen habe und dies Anlaß war, sich total hängen zu lassen, was aber fehl am Platze ist und diesen Schuh ziehe ich mir auch nicht an.
    Ihm tut es leid und daß sein Arbeitgeber sofort kündigt, damit hat er nicht gerechnet. Ändert aber ja nun mal nichts an der Tatsache, daß er was ändern muß. Will er, wie er sagt. Ich weiß, daß Alkoholikern viel Märchenerzählerei nachgesagt wird aber er klingt wirklich verzweifelt, ist am Boden, weint viel und sagt, ohne mich schaffe er es nicht. Wir haben das ganze Wochenende sehr viel geredet, geweint, er hat auch gestern wenig, heute garnichts getrunken, wir sind aber zu keinem endgültigen Entschluß gekommen.
    Er denkt an eine erneute stationäre Entgiftung, aber fragt sich, was ist danach. Er braucht eine neue Arbeitsstelle, die er sich suchen will, sein Hauptproblem aber, wie er sagt, daß er nach der Entgiftung nicht mehr in dieses Haus zurückkehren will, sondern wir gemeinsam umziehen.
    Ich bin absolut ratlos, würde nur zu gern glauben, daß er in einem neuen Umfeld abstinent bleibt, habe vorgeschlagen, daß er es sich beweisen kann, indem er eine kleine Wohnung nimmt aber sein Einwand, dann sei er ja wieder alleine und ohne mich. Wir wollen beide keine Trennung aber mit Alkohol geht es nicht mehr, daß weiß er. Und wenn er es nicht in den Griff bekommt, geht es nicht ohne Trennung und wenn es nur vorübergehend ist. Ihm graut es jetzt schon vor morgen, wenn ich ins Büro fahre und er den ganzen Tag allein ist. Und mir graut es davor, abends nach Hause zu kommen und einen betrunkenen Mann vorzufinden, der sich in Selbstmitleid ertrinkt statt zu handeln.
    Hat jemand damit Erfahrung, ob ein neues Umfeld wirklich derart positiven Einfluß nehmen kann? Ich weiß von seiner LZT von seinem Zimmerkollegen, daß seine Ehefrau den Umzug ganz allein gemanagt hat und ich mich gefragt habe, wieso sie das gerade dann macht, wo ihr Mann in LZT ist, jetzt weiß ich, was der Grund war, damit er garnicht mehr in seine alte Wohnung zurückkommt.
    Würde mich über Antworten sehr freuen.
    Viele Grüße
    Mandy

  • Hallo Mandy,

    jetzt braucht er den Alkohol und zum Trockenwerden und für danach braucht er dich? Hm.

    Erst hält er sich an der Flasche fest und dann an dir?

    Irgendwann kannst du dann gar nicht mehr aus der Wohnung, wie bei einem kleinen Kind, das kann man ja auch nicht alleine lassen...

    Das mit dem getrennt wohnen und dann mal schauen, wie sich alles entwickelt, das hört sich doch vernünftig an.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    wieso kann ich ihn dann nicht mehr wie ein kleines Kind allein in der Wohnung lassen? Verstehe ich nicht.

    Mit dem Getrennt wohnen ..... er läßt sich dann total hängen, zumal jetzt, wo seine Arbeitsstelle weg ist. Aber dies ist absolut keine Basis mehr, das weiß ich, suche nur nach Wegen.

    In erster Linie geht es mir jetzt darum, daß ich nicht weiß, ob er so stark ist, sein Versprechen hält, wenn wir in ein neues Umfeld ziehen würden. Ich habe mich heute schlau gefragt bei den AA und dort wurde mir dies in etwa bestätigt, daß dies durchaus bei Alk-Kranken ein Aspekt ist und sie in die alte Rolle "verfallen" wird, wenn sie nach LZT in das alte Umfeld kommen und ein neues Umfeld diese alten Verhaltensmuster garnicht aufkommen läßt.
    Ich weiß es nicht. Mein Bauch sagt, nein, daß wird nichts. Mein Kopf und Herz sagen, ein Versuch ist es allemal wert. Habe aber auch Angst, wieder enttäuscht zu werden im Falle des Falles.
    Er hat letzte Woche telefoniert, um sich eine kleine Wohnung zu suchen und ich war wie vor den Kopf geschlagen. Auf der einen Seite ist es genau das, was ich immer wollte und für am sinnigsten halte aber auf der anderen Seite fühle ich mich verletzt. Fühle mich irgendwie wie "fallen gelassen". Warum auch immer ICH dieses Gefühl habe. Andersherum ist es eher. Ich habe ihn mit Bezug meiner Whg. sitzen und fallen gelassen. Aber dies hatte ja auch einen Grund. Ich verstehe mich zur Zeit selbst nicht mehr. Gefühlskarussell. Ich weiß nicht, wie manche hier im Forum unter einem Dach weiter zusammenleben und trotzdem den nötigen Abstand gewinnen. Ich kriege es nicht hin. Finanziell wäre es die beste Lösung, aber die Umsetzung ein einziges Chaos. Entweder oder. Glaube, schreibe sehr verworren.

    Liebe Grüße
    Mandy

  • Hallo Xantippe,

    warum denkst Du sooooo negativ? Der Rückfall, der kommen wird ??? Du kannst doch nicht von einem Rückfall ausgehen, dies würde ja gleichkommen mit, ich habe es doch gewußt, daß du es nicht schaffst.
    POSITIV DENKEN .

    Es gibt hier sehr viele positive Erfahrungen, die ihren Weg geschafft haben und trocken geblieben oder geworden sind, auch evtl. mit dem einen oder anderen Rückfall. Ein Rückfall ist keine Katastrophe, sofern der Kranke es erkennt und entsprechend handelt. Und genau an diese positiven Leute hier im Forum glaube ich. Ich will das negative garnicht so nah an mich heranlassen, dann hätte ich glaube schon aufgegeben. Und ich denke mir, warum macht er eine Entgiftung, eine LZT, eine weitere Entgiftung. Ich sehe, daß er sehr leidet und dem Spuk ein Ende setzen will. Für mich nicht nachvollziehbar, was daran so schwer sein soll, wenn mein Wille doch da ist.
    Viele liebe Grüße
    Mandy

  • Dein Bauch sagt dir schon das richtige, liebe Mandy.

    Dein Freund muss das in der LZT Gelernte jetzt umsetzen, & das ist gar nicht so einfach. Wie es NICHT geht, hat er ja jetzt von seinem AG erfahren müssen.
    Hat er eigentlich keine Nachsorge? So etwas empfiehlt sich ja grundsätzlich nach jeder LZT.
    & was mit einer SHG? Es müssen ja nicht unbedingt die AA sein, aber irgend etwas in der Art muss her.
    Eine Suchtkrankheit ist schließlich keine Blinddarmentzündung oder ein Knochenbruch. Bei chronischen Erkrankungen steht ja auch nicht die Heilung im Mittelpunkt (das geht bei Sucht eh nicht), sondern die Erlernung von Fähigkeiten, mit seiner Krankheit in der Zukunft umzugehen.
    Das du ihm nicht abnehmen kannst, trocken zu bleiben, weisst du ja. Das beschränkt sich nicht nur auf das "nicht trinken".
    Wenn dazu noch dein schlechtes Gefühl kommt.... :roll:

    Das mit der stationären Entgiftung ist ratsam, wenn er jetzt immer noch trinken sollte. So wie sich das bei dir liest, ist er irgendwo bei seiner Therapie steckengeblieben - & da können ihn wohl nur Profis weiterhelfen.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Dante,

    genau diese Fragen der ambulanten Nachsorge und SHG habe ich ihm in den ersten 2 Wochen auch gestellt. Er sieht da keinen Sinn drin. Er war jeweils 1 x da - Fazit, wir wohnen sehr sehr ländlich, in seiner Gruppe sind "alte Seebären im Rentenalter =ehemalige Seefahrer", sie sprechen Platt, was er nicht versteht, wir sind zugezogen etc etc.; die nächste SHG wäre 20 km weg, was ich aber als kein Problem ansehe. Verstehe auch nicht, warum er sich nicht darum kümmert. Sein O-Ton: ich schaffe das allein. Er ist ein Einzelkämpfer, redet nicht gerne über seine Probleme, fühlt sich dort sehr unwohl, würde ihm nichts bringen. Weiß auch nicht, wie ich ihn dazu bringen kann, nach einer anderen SHG Ausschau zu halten, wenn er keinen Sinn drin sieht.
    Tip?
    LG Mandy

  • Hallo Mandy,

    da schneie ich mal ganz kurz bei dir rein und sag mal was.

    Du schreibst:

    Zitat

    Weiß auch nicht, wie ich ihn dazu bringen kann, nach einer anderen SHG Ausschau zu halten, wenn er keinen Sinn drin sieht.


    Er sieht da keinen Sinn darin, dann wird er es auch nicht machen und es wird ihm nichts bringen, wenn du ihn irgendwo hinzwingst! Es ist doch sein Leben und seine Entscheidung. Wichtig ist es doch für dich, was du mit deinem Leben machst! Denn dafür bist du verantwortlich, nicht für ihn.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Mandy!

    Nach der ersten Euphorie hatte mein Mann auch solche Anwandlungen, dass in der SHG nur alte Männer sind, nur das selbe geredet wird, usw.
    Es hat ein wenig gedauert, vor allem Gespräche mit trockenen Kollegen, dass er seine Einstellung geändert hat.
    Jetzt ist er manchmal müde oder sonstwas, geht aber los. Auch wenn wieder nur die alten Hasen anwesend waren. Er hat ja noch so viel zu lernen!

    Aber eines ist wichtig! ICH schicke ihn nicht. Ich sage, erinnere ihn nicht.
    Er sagt selbst, heute ist SHG. Und sonst nichts.

    Ich beschäftige mich mit mir. Da habe ich genug zu tun.
    :wink:

    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Dukey,

    genau ... auf diesen seinen "Klick im Kopf" warte ich.

    Denke genauso, bis hierher und nicht weiter. Diesen Punkt habe ich
    erreicht, habe Schritt 1 mit meinem Auszug, wenn auch halbherzig,
    begonnen, aber die Umsetzung und Fortsetzung ist wirklich sehr sehr
    schwer. Hätte ich mir einfacher vorgestellt. Theorie und Praxis.
    Aber wenn kein Klick von ihm kommt, kommt meine Fortsetzung.
    Ich arbeite mit Hochdruck an mir selber.

    LG Mandy

  • Hallo Aurora,

    ich will ihn ja nicht hinzwingen sondern die Erkenntnis bringen, wie wichtig dies "eigentlich" ist. Bei einer realen Angehörigengruppe war ICH bis heute auch noch nicht und will ich mir eigentlich auch ersparen, wenn es denn geht. Ich fühle mich hier im Forum wohl, es bringt mir sehr viel, kann aber nur für mich sprechen.

    Heute war SHG-Tag. Er sagte von sich aus, als ich von der Arbeit nach Hause kam, gehe ich heute nicht hin, die Blöße gebe ich mir nicht und fragte mich, ob ich wüßte, wann sein 1.Rückfall war? Ich wußte das Datum aber nicht den Grund und es stimmt, als er sagte, nach dieser SHG mit den alten Seebären habe er seine erste Flasche gekauft und sie im Auto in der Garage an den Mund gesetzt. Er schaffe es ohne SHG. Ich bin gespannt. Und wieder gespannt und weiter gespannt, bis der Bogen platzt :roll:
    Wo da die Blöße sein soll, verstehe ich nicht. Habe auch nicht mehr viel gefragt oder gesagt, nur, mußt du selber wissen, mußt wissen, was du tust und die konsequenzen einkalkulieren. Dies ist wieder Druck von mir, was total schitte war. lg mandy

  • Hallo Gotti,

    ....... ich habe mit mir auch mehr als genug zu tun ... smile.

    Das mit den "trockenen über einen langen Zeitraum und diese Erfolgserlebnisse" ist das, was meinem Mann fehlt, wie er sagt.
    Bis dto. habe er nur "negativ" und Rückfälle in der LZT gehabt.

    Habe ihm hier von dem Forum erzählt und wieviel Positives ich hier schon gelesen habe und ihm dies vielleicht helfen würde aber bis dto. hat er noch nicht reingeschaut. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Ich merke immer wieder, wie co-abhängig ich bin. ÄTZEND.

    Lg Mandy

  • Hallo Mandy :)

    Ich denke, du bist auf dem richtigen Weg.
    Du kannst nur helfen, wenn du nicht hilftst und die Verantwortung wieder an
    deinen Mann abgibst, sonst gehst du kaputt.

    Meine Frau sagte zu mir wortwörtlich: du säufst dich kaputt; trotz meiner auch längerer Saufpausen, das ist ja das perverse, wenn ich dann gesoffe hab, dann selbstzerstörerisch :evil:

    So weit wie dein Mann war ich noch nicht, soll aber nichts heißen, ich war auf dem besten Weg dazu :!:

    Als meine Frau abgehauen ist, wir haben wieder gestritten(ich habe meine Frau aber nie geschlagen oder sonstiges!) wusste sie genau, denn ich hatte auch gerade Urlaub, ich knall mich mit Alkohol richtig weg.

    Sie ist aber trotzdem gegangen (zu einer guten Freundin in einer anderen
    Stadt) und ich hab mich richig schlimm weggeschüttet, 4 Tage Dauerbesäufnis, es war ganz schlimm.

    An einem Mittwoch angefangen und Sonntag morgen aufgehört, weil mein Körper total gestreikt hat und ich heftigste Entzugserscheinungen bekommen hab, die ich meinem ärgsten Feind nich wünsche...

    Ich hab gezittert und geheult, regelrecht um Hilfe gewinselt...und es war keiner da...
    ...und dann kam der Punkt, wo ich kapituliert habe, aufgegeben habe, den Kampf gegen den Alkohol, nicht mich, denn ich wollte leben!
    Ich habe mich dann noch bis zum Morgen durchgequält, bin dann zu meinem Hausarzt und hab die Karten auf den Tisch gelegt.
    Seit dem bin ich trocken, jetzt in der dritten Woche, tue aktiv was für mich hier im Forum, gehe in SHG wo ich auch die Karten auf den Tisch lege, hab wieder Kontakt zur Suchtberatung, bin am Anfang einer ambulanten Therapie und vor allem: ich bemitleide mich nicht selbst!
    Jeder ist für seine Trockenheit selbst verantwortlich, ich weiß, wenn ich mein selbstzerstörerisches Saufen nich stoppe, werde ich entweder in der Klapse landen oder sterben.
    Die Saufpausen werden nämlich dann auch immer kürzer, da brauch ich mir gar nichts vorzumachen.
    Ich bin Alkoholiker und hab die Wahl zu leben oder zu sterben, dazwischen gibt es nichts.

    Ich habe mich für das Leben entschieden, denn ich will auch endlich mal glücklich sein, der aussichtslose Kampf gegen den Alkohol, den ich nur verlieren konnte, hat mich etliche Jahre meines Lebens gekostet und diese Zeit kommt nie mehr zurück.
    Diese Zeit ist von meiner Lebensuhr unwiederbringlich abgelaufen, aber ich hab die Chance bekommen mein Leben jetzt wieder neu zu gestalten,
    ich hab auch die Verantwortung dafür.

    Liebe Mandy, ich hoffe ich konnte dir ein bisschen mit meinen Gedanken helfen.

    Alles, alles Gute für Dich!

    Lieber Gruß

    Frank

  • Ach Mandy, was ich noch vergessen hab, zu erwähnen:

    Meine Frau und ich verstehen uns jetzt wieder etwas besser und wohnen
    auch wieder zusammen.
    Seit sie das Gefühl hat, es ist mir ernst,unterstützt sie mich, aber auch erst seit dann, denn ich habe auf meine grossen Worte die ersten kleinen Taten
    folgen lassen.
    Sie traut mir zwar immer noch nicht richtig über den Weg, aber das ist okay.
    Ich muss mir trauen und an mir arbeiten, denn um mich geht es.
    Meine Frau ist nicht alkoholabhängig!

    LG Frank

  • Hallo Frank,

    wäre mein Mann gewalttätig, bräuchte ich nicht eine Minute überlegen und würde dem Spuk sofort ein Ende setzen. Früher habe ich am Wochenende mein Glas Likör getrunken aber seit es bei meinem Mann eskaliert, habe ich einen Haß und Ekel auf Alkohol und rühre nicht einen Tropfen mehr an.
    Als er in LZT war, habe ich alles alkoholische "entsorgt, verschenkt etc.", hätte ich mir alles sparen können.

    "Damals" dachte ich ja noch, na ja, sein Feierabendbier etc etc aber wie schleichend so ein Prozeß über Jahre letzten Endes alles zerstören kann, war mir nicht bewußt. Und dieses anerzogene geduldige Schaf in Form der treusorgenden Ehefrau vom Elternhaus her "man gibt nicht auf", man hält zusammen in guten wie in schlechten Tagen, das wird schon etc etc- alles Mist. Zum ersten Male bereue ich, daß ich ein so geduldiger und optimistischer Mensch bin und nicht schon viel eher die Bremse gezogen habe. Glaube auch, daß Frauen da viel sensibler oder viel zu lange auf das Gute hoffen und letzten Endes die Leidtragenden sind. Männer warten da nicht so lange auf eine Änderung, sondern sind konsequenter in ihren Handlungen.

    Ich wünsche Dir weiterhin viel viel Kraft und würde mich freuen, mehr von Dir zu lesen.

    LG Mandy

  • Hallo liebes Forum,

    wie geht Ihr im Berufs- und Privatleben damit um, einen alkoholkranken Partner zu haben?
    Außer der engen Familie und Ex-AG meines Mannes weiß es bei uns niemand. Ich habe seit Wochen -eigentlich seit der Zeit des Umbruchs, Ausziehen, Loslassen etc- das immense Problem, mich tagsüber im Büro nicht mehr konzentrieren zu können und sich auch schon Fehler eingeschlichen haben. Bis dto. Flüchtigkeitsfehler aber für mich sehr unangenehm und für meine langjährigen Kollegen auch nicht so direkt nachvollziehbar. Wenn ich abends hier im Forum sitze, denke ich, morgen erzählst du es deinen engsten Kollegen/innen aber am anderen Tag denke ich, um Gottes Willen und schiebe es ganz weit weg. Wovor habe ich Angst?
    Scham...? Es bis dto so gut versteckt zu haben, gute Miene zum bösen Spiel? Alles wohl. So etwas passiert doch mir nicht. Bin in der Zwickmühle. Was denken die alle, wenn sie es wissen etc. etc.
    Aber es macht mich innerlich total unruhig und irgendwas muß ich tun.
    Würde mich über Antworten/Erfahrungswerte sehr freuen.
    LG Mandy

  • Hallo Mandy,

    ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen. Irgendwann war ich an einem Punkt angelangt wo ich dachte, es muss heraus. Ich habe mich bei meinem Chef geoutet, als erstes mal, als er mir am letzten Arbeitstag einen schönen Urlaub wünschte, habe ich gesagt, ich weiß noch nicht, ob der schön wird :( . Und ein wenig erzählt. Dabei war ich sehr aufgeregt, denn zu sagen, mein Mann ist wohl Alkoholiker (ich war gerade dabei, es mir einzugestehen), ist nicht leicht. Das Weltbild hier in unserer Gesellschaft zeigt ja, Alkohol ist toll und gehört überall dazu. Und wer das nicht kann, muss sich beherrschen... Es herrscht eine große Unwissenheit, was bei dieser Sucht alles passiert, wie es abläuft und was es macht. Auch mit Angehörigen.

    Und ich musste zugeben, dass ich wohl in "so einer" Beziehung lebe und nicht in der heilen Welt, die ich immer versuchte, allen vorzuspiegeln. Denn das habe ich getan, nach außen hin sollte es immer alles top aussehen. Alles easy, alles gut, alles "FriedeFreudeEierkuchen"...

    Als es immer schlimmer wurde und ich mich entschloss, mich zu trennen, war ich ganz ehrlich auf meiner Arbeit. Es ist ein kleiner Laden, wir sind nur zu dritt, Chef, Kollegin und ich. Ich habe immer ganz ehrlich dann geredet, warum ich ausziehe, mich trenne. Ich bin z.B dann einmal an einem Tag später gekommen, weil Exmänne Entzugserscheinnugen der bedrohlich en Art hatte und ich gemeinsam mit ihm auf den Krankenwagen gewartet habe. Da musste ich schon ehrlich sein und ich war es und es tat mir gut!

    Es zu sagen. Das wurde immer leichter und auf einmal verstanden meine Kollegen auch, warum ich oft so griesgrämig gewesen war und so belastet erschienen war.

    Auch in meiner Familie war ich dann immer ehrlicher und erzählte immer mehr. Und ich muss nichts mehr vertuschen. Ich dachte, ich wäre stark, um alles alleine stemmen zu können. Ich dachte, ich müsste so sein, immer Harmonie, immer ich die Starke, immer tolle Ehe vorspiegeln und heile Welt... Welche Lüge das war...

    Jetzt bin ich ehrlich und ich bekomme dafür positives Feedback. Ich lerne durch meine Offenheit Menschen kennen, rede mit ihnen und kann sehen, wie vielen es so ging oder noch ergeht wie mir. Stärke bewies ich nämlich dann dadurch, dass ich endlich was ändern konnte, für mich! Dass ich den Mut hatte, nicht auszuharren und heile Welt zu spielen. Dass ich ehrlich war und bin, in allererster Linie zu mir selbst und auch gegenüber Menschen, auf die ich treffe.

    Ich laufe nun aber nicht mit 'nem Schild rum: Mein Ex ist Alkoholiker und ich lebte jahrzehnte lang in völliger Co-Abhängigkeit. Ich bin offen, da wo es nötig ist und mir sinnvoll erscheint.

    Ich hoffe, ich kann dir damit einige Denkanstöße geben. So war und ist es bei mir.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ich möchte mich Aurora in Sachen Ehrlichkeit anschließen.

    Ich war in einer für mich belastenden Situation. Ich habe das Recht anderen zu sagen wie es mir geht - egal, wie diese reagieren.

    Ich muss mich nicht schämen weil mein Partner krank ist, ich nämlich habe ihm die Flasche nicht an den Hals gesetzt. Es war seine Entscheidung schleichend - und ohne Gegenwehr und fachliche Hilfe - immer kränker zu werden. Ich muss d a s nicht verschwweigen um i h n zu decken.

    Mein Leben, meine Stärke oder auch Schwäche. Nur wenn ein anderer weiß wie es um mich steht, dann kann er darauf reagieren. Sollte er versuchen auf mir "rumzutrampeln", nun gut, dann ist es eben sein menschlicher Zug. Wobei man/frau mir ins Kreuz treten kann - gebrochen hat es (bisher) noch niemand.

    Ich - mein Leben - meine Kontakte - meine Probleme und meine Kommunikationspartner: mit ihnen gehe ich so um wie ich mich fühle und nicht so, wie das Deckmäntelchen der Gesellschaft es gerne hätte....

    Viel Kraft wünscht Dagmar

  • Hallo Mandy,

    ich hoffe, dir geht es den Umständen entsprechend gut :)

    Berichte doch mal hier, wie es dir momentan geht...
    ...würde mich freuen von dir zu lesen.

    Liebe Grüsse und Kraft schickt dir

    Frank

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