eine frucht geht auf reisen....

  • Lieber frucht,

    an der Stelle möchte ich Hartmut und maria dennoch unbedingt zustimmen. Das Wort durchhalten ist an der Stelle ein Problem. Denn durchhalten wird Dich nicht zu einem zufriedenen leben führen weil Du dauernd gegen den Alkohol kämpfst. Es macht keinen Unterschied ob Du trinkst oder nicht, wenn Deine gedanken sich um den Alkohol drehen. Egal ob Du ihn konsumierst oder nicht. Durchhalten ist keine Lösung sondern ein rauszögern. Das Suchtgedächtnis lässt sich nicht veralbern und Du kannst es nicht mit Willen in die Knie zwingen.

    Ob Du den Gestronomiebtrieb aufgibst, ist Deine Entscheidung. Den direkten Kontakt mit Alkohol, bspw. hinter der Bar, würde ich mich jedoch nicht aussetzen. Kannst Du nicht bspw. in der Küche arbeiten? Hier kocht der Chef noch selbst? Das wäre eine Möglichkeit den betrieb aufrecht zu erhalten und Dich aus dem direkten kontakt mit Alkohol rauszunehmen, denn ändern musst Du auf jeden Fall was, ohne Veränderungen geht es nicht!

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • Lieber Frucht!

    ichbinda123

  • wow jetzt geht's ab
    herzlichen dank für eure antworten, das tut richtig gut... einfach nur danke.

    der reihe nach...

    Zitat


    Hallo Frucht

    Zitat:
    ich hab in der anfangszeit meiner selbständiket also die ersten 13 monate als wirt durchgehalten, dass ich keinen alkohol trinke
    warst du da schon süchtig


    ja, da war ich schon süchtig, aber mir war es noch nicht bewusst. ich bin oder war ein rauschtrinker, ein quartalssäufer.

    Zitat

    Bei einem gesunden Menschen gibt es keine Gründe zum Saufen.

    Es liegt in deiner Entscheidung ob du mit geballter faust in der Tasche hinter der Theke stehst oder etwas anderes suchst und dich der Gefahr nicht hingibst. Natürlich sind das krasse Entscheidungen die du treffen müsstest. Ich suchte mir ein Weg aus um in unverkrampft leben zu können


    geb ich dir recht. vielleicht fehlt mir die erfahrung mit der erkenntnis als kranker. ich bin aber überzeugt, dass man mit einem geregelten umfeld ( sei es mit sport oder modellen zusammenkleben, also mit der nötigen ruhepause und zeit mit sich selber) vieles erreichen kann. dieses umfeld muss man sich zuerst aufbauen, erarbeiten.

    nennen wir das geregelte umfeld einfach "seine oase". wenn man sich in seiner oase befindet und sich seine sorgen aus der distanz betrachtet, erscheinen einem die probleme (oder wie ein freund von mir gesagt hat: es gibt gar keine probleme sondern nur aufgaben) als lösbar und im universellen betrachtet als klein. genau dorthin will ich kommen. als alles scheinbar auf mich eingestürzt ist, habe ich angefangen zu saufen und alles wurde schlimmer. damit ich die schlimmer werdende aufgabe meistern konnte, habe ich mehr gesoffen usw. den weg den ich suche, ist, dass wenn der worst case eintrifft, ich zwei drei schritte zurückstehe mich in meine oase befindend, die situation aus der distanz betrachte und das problem objektiv, neutral angehe. und nicht das gefühl habe, jetzt musst du einen heben sonst klappt's eh nicht. deswegen auch durchhalten und kämpfen bis ich in meiner oase eingetroffen bin. wenn ich meine oase gefunden habe, dann beginnt für mich das trockene LEBEN. oder schwebe ich in einer illusion? nein kann nicht sein.

    Zitat

    Das schaudert mich richtig!

    Für mich heisst das übersetzt:Knallhart dazu beitragen,dass kranke Menschen ihre Krankheit verschlimmern,damit so viel Kohle wie möglich in die Kasse kommt......!

    Das ist der Eindruck den ich von diesen Zeilen übermittelt bekomme.

    Gutes Wochenende!

    Spanijoggel
    wenn man etwas aufzeigen will, muss man übertreiben...
    dazu muss ich erwähnen, dass wir hier in einer ländlichen gegend sind, mit keinerlei kulturellen ausgehmöglichkeiten (kein kino, kein theater, usw.) ich hab mich schon oft gefragt, wie krank (im speziellen alkoholkrank) unsere gesellschaft ist. hier eine kleine geschichte:
    als ausländer wurden uns viele steine in den weg gepflastert. mittlerweile sind wir akzeptiert. im nachhinein, wenn ich mich an den zeitpunkt des akzeptieren erinnere, fällt dieser so in etwa auf den gleichen zeitraum, als ich den ersten rausch mit den einheimischen hatte. also kommt es mir so vor, dass sich die menschen mit dem gegenüber erst "indentifizieren" wenn er im gleichen rauschzustand ist wie jeder andere auch. sprich der fremde ist sich nicht zu nobel, um mit uns einen zu trinken. wie klar ist denn das? kann sein, dass ich mich diesbezüglich täusche, den eindruck werde ich aber nicht los...
    und noch was spanijoggel... glaub mir, in der alkoholszene (wenn ich das wirten so nennen darf) sieht man sachen die jede reality-sendung um ein vielfaches übertreffen.
    ein beispiel?
    ein gast bleich und betrunken geht an die frische luft... tut ja gut, oder... aber er geht nicht frische luft schnappen, sondern steckt sich den finger... ein grosses bier bitte... nein, vergiss es. du bekommst nur noch wasser... ach was, tu normal ung gib mir ein bier... nein, hier hast du ein glas wasser... ach alter, bin doch keine sissi. ach was vergiss es... kommt nach 10 min wieder rein, mit einer flasche hochprozentigem... he junge, raus hier... wieso denn?... die flasche hast du von der tankstelle... ja richtig, und?... er setzt sie an und trinkt sie in einem schluck leer... meinst du diese leere flasche?
    und da stand ich dann. der typ hat sich vor nicht mal 15 min den finger gesteckt, weil es ihm so schlecht war und kippt vor meinen augen eine volle flasche weg.
    ich bin kein therapeut, aber hallo... erinnert ihr euch an die botellons von letzten sommer? so geht es jedes wochenende bei uns in der kneipe zu und her...
    aus meiner oase die szenerie betrachtet, fühl ich mich gut. als kranker kann ich nur sagen, aber hallo!!!!!

    Ihr seht, ich hab ein dilemma und einen hänger dazu... nach einem 18h-tag und 4 h schlaf kann das mal vorkommen. auf ein neues... aber eines weiss ich zu 100 %, es wird ein schöner tag, der morgige; und wisst ihr warum? ich werd am sonntag früh ins bett fallen und wahrscheinlich noch während dem abliegen einschlafen, und zwar mit einem nüchteren kopf und keinem schluck alkohol im blut. yes, rogg 'n' roll, das ist LEBEN. jede einzelne minute bewusst wahrnehmen, dafür lohnt sich der der "aufwand.

    ich wünsch euch ein schönes wochenende...
    frucht

  • Hallo,

    ich finde es immer wieder beeindruckend, wenn ich daran erinnert werde, welche komplizierten Erklärungen mein Suchtgedächtnis jahrelang für meine Sucht gefunden hat. Wie es mich z. B. mit guten Vorsätzen hereingelegt und geködert hat, bis es nicht mehr ging.
    Dann hat nur noch eine klare einfache Strategie geholfen. Und das war auf die erfahrenen Trockenen zu hören und auch zu tun, was sie und andere erfahrene Fachleute geraten haben. Mit meinen eigenen Ideen und dem Schrott und Durcheinander vom Suchtgedächtnis hätte ich das niemals geschafft.

    Schönen Tag noch

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo frucht,
    ... ich kann schon verstehen, das Du das, was Du Dir in der Gastronomie aufgebaut hast, nicht mal eben aufgeben kannst.
    Das es nicht unbedingt einfacher ist, muss man Dir auch nicht mehr zu sagen - das weisst Du selbst.
    Ich denke - dieses Geschäft mit dem Alkohol sehr wirtschaftlich zu betrachten, kann Dir - meiner Meinung nach - gut helfen, die nötige innere Distanz zu bewahren.
    Da die Gastronomie sehr stressig ist und Du als Quartalstrinker bestimmt in den wenigen, aber freien Tagen, mehr gefährdet bist, finde ich das Schaffen von ganz bewußten "Oasen" wie Du es nennst auch sinnvoll!
    Hauptsache Du kannst das geniessen und vermisst nicht die ehemalige Entspannung durch Alkohol.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und innere Überzeugung und gutes Geschäft!

    Lieben Gruß
    Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Hallo Frucht,

    die Oasen die kenne ich . Sie halfen mir immer wieder Trinkpausen zu machen aber nie eine Abstinenz. Erst als ich nur die Oasen als mein leben , angenommen hatte und die nasse Welt verließ, gelang es mir, bis heute zufrieden trocken zu bleiben.

    Das Sucht Gedächtnis erinnert sich ja nicht nur an Das Saufen sondern spielt alle Sinneserfahrung aus. Hören , Sehen , Riechen , Schmecken und Tasten. Das Suchtgedächtnis erinnert sich an Situationen , Begebenheiten , Anlässe usw die du schon längst vergessen hast. Setzt Verknüpfungen für seine Belange und bringt dir den Saufdruck.

    mir wurde nach meine zig Versuchen eines ganz deutlich klar. Ich hatte Filmrisse das Suchgedächtnis kennt so was nicht.

    Huch nun kann ja gleich der Gedanke aufkommen, nichts mehr machen zu können. Der ist nicht fremd. Das ist ein nasser Gedanke. Den hatte ich auch.

    Jahrelanges an trainiertes suchtorientiertes Denken kann auch nur in kleinen Schritten umgeschrieben, jedoch nie gelöscht werden. Nun gibt es 2 Möglichkeiten, den eigenem illusorischen Denken zu glauben oder den Erfahrungen von den Langzeittrockenen .

    Die Wahl triffst du und die Sucht macht den Rest :wink:

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Frucht,
    ich würde Dir gerne mal vermitteln was mir bei Deinen Schilderungen einfällt. Ich selber mag keinen Alkohol, ging aber früher doch regelmässig in Kneipen - wohnte damals aber in der Großstadt. Nun wohne ich so auf dem Land, wie Du das hier leider latent vorhandene "Land-/Genußleben" schilderst.

    Dein Job und Dein Leben wurde von Dir aufgebaut und bedeutet Dir viel - würde ich auch nicht wegwerfen. Aber es gibt doch bestimmt zusätzliche Komponenten, die Du einfügen kannst.

    Vielleicht zieht das mit der Zeit auch andere Gäste an, die so wie ich erfreut sind wenn sie mal exotischere Säfte mit einer Karambola-frucht bekommen. Oder ein paar originelle Snacks oder ähnliches aufnehmen. Ich will damit sagen einfach innerhalb Deiner lieb gewordenen Kneipe neue Momente und Gedanken einfügen, damit auch Du aus dem zuvor gelebten Trott etwas Abstand finden kannst.

    Du wirst immer als Kanonenkugel direkt in der Nähe des "Ballermanns" und des "Feuerwassers" sein, keine Frage - aber ich denke, auch wenn es schwer ist, so könnte der Umgang damit mit sehr, sehr starkem Willen, vielleicht verändert werden.

    Die Kiddies hier auf dem Land zählen nur wenn sie mittrinken. Nun, das wird hier bei mir schon in den Kneipen vorgelebt. Hier neue Aspekte einbringen, zum cola ein paar Erdnüsse dazu oder oder oder. Ich bin kein Fachmann, aber es gibt da bestimmt das eine oder andere, welches andere Richtungen bewegen könnte .... auch wenn es sehr lange dauern düfte bis mal ein sichtbarer Erfolg da ist.....

    Wer etwas versucht kann verlieren - wer nichts versucht hat schon verloren....

    lieben Gruß von Dagmar

  • ich war schon lange nicht hier, so eine woche, denn ich bin so richtig in arbeit abges...

    lieber hartmut

    Zitat


    Nun gibt es 2 Möglichkeiten, den eigenem illusorischen Denken zu glauben oder den Erfahrungen von den Langzeittrockenen .

    da geb ich dir recht. es gibt immer 2 möglichkeiten. nur ist das verhalten wie auch der krankheitsverlauf von pegeltrinkern nun mal anders. dies sehe halt differenzierter. das mit dem sucht-gedächtnis ist mir noch nicht aufgefallen (und da gehe ich auf die 2. möglichkeit ein

    Zitat

    ...den Erfahrungen von den Langzeittrockenen

    )

    was ich aber hier noch anbringen möchte, ist wie es mir letztes wochenende ergangen ist:
    wie gesagt, bin ich in arbeit abgesoffen (in arbeit nicht mit alkohol :shock: ). hab weine mit der nase "degustiert", hab hektoliterweise bier gezapft (kein witz, wir haben diese woche ca. 600 liter bier verkauft) und nicht einmal hat es mich nach einem "entspannenden" schluck gereizt. erst zu hause auf der couch, kam das suchtgedächnis und der saufdruck. und jetzt kommt das mit der oase ins spiel. was hab ich gemacht? ich hab mir ein buch geschnappt, ein glas wasser eingeschenkt und bin nach 2 seiten friedlich und ohne alkohol eingeschlafen.
    am nächsten tag voller elan, hab ich mich der herausfoderung wieder gestellt und nicht mal nach feierabend so um 05.00 uhr morgens mich nach einem bier gesehnt.

    der weg ist das ziel und dieser weg mag nicht einfach sein, ist aber der meinige...

    @liebe dagmar
    das macht mut...
    ich bin daran mir einen schutzwall aufzubauen. ich werd zwar immer die "kanonenkugel" (coole metapher) sein, aber ich kommuniziere meinen stammgästen ganz offen, dass ich 1. ein problem habe und 2. auf antabus (heisst das medi glaube ich, ich nenn es immer hayabusa) bin. dies hilft mir einerseits, mir immer bewusst zu sein, dass ich ein alki bin, zum anderen laden mich so die gäste nicht zu einem gläschen ein. die resonanz ist immer die gleiche: wow, mutig, das könnte ich nicht...

    tja ich bin am anfang und aller anfang ist schwer...

    glück auf euch alle
    bis denne
    frucht

  • glück auf frucht

    Zitat von frucht

    hab weine mit der nase "degustiert", hab hektoliterweise bier gezapft (kein witz, wir haben diese woche ca. 600 liter bier verkauft) und nicht einmal hat es mich nach einem "entspannenden" schluck gereizt. erst zu hause auf der couch, kam das suchtgedächnis und der saufdruck.

    du siehst selber ^ dasses gefählich is - aber mit viel eisernem willen - scharfem verstand + bissl glück kanns gehen

    Zitat von frucht

    und jetzt kommt das mit der oase ins spiel. was hab ich gemacht? ich hab mir ein buch geschnappt, ein glas wasser eingeschenkt und bin nach 2 seiten friedlich und ohne alkohol eingeschlafen.

    is auf jeden fall die richtige reaktion ^ ich wünsch dir das du immer so reagieren kannst

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • glück auf nochmal frucht

    Zitat von Karsten

    Über den Willen kommt eher Unfriedenheit auf, weil man immer kämpft.
    Auch das eigene Wissen ist meist eher schädlicher, als es hilft, denn unsere eigenen Gedanken und unser eigenes Wissen haben uns lange dazu gebracht, alles selbst wissen zu wollen und dadurch konnten wir keine Hilfe annehmen.

    genau das is das gefährliche ausser der ständigen zugriffsnähe und um das trockenbleiben trotzdem "immer" hinzubekommen brauch me kleines bissl glück


    Zitat von Karsten

    Lieber keine Kneipe, aber nüchtern, als sich ständig der Gefahr auszusetzen, wieder zu trinken.

    halt ich auch für die bessere lösung - habsch weiter oben schon mal geschrieben - hast auch drauf geantwortet - is dein leben


    meine beiden beiträge lesen sich vieleicht aufn ersten blick wie n wiederspruch (muss man halt 2-3x lesen + bissl mitdenken)

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo frucht,

    wie du dich vieleicht erinnern kannst bin auch ich Gastronom und genau das Gefühl kenne ich.Du schreibst:


    Zitat

    erst zu hause auf der couch, kam das suchtgedächnis und der saufdruck. und jetzt kommt das mit der oase ins spiel. was hab ich gemacht? ich hab mir ein buch geschnappt, ein glas wasser eingeschenkt und bin nach 2 seiten friedlich und ohne alkohol eingeschlafen

    Wenn ich mir dann einen leckeren Tee und ein gutes Buch zu Hand nehme, und ich habe keinen Alkohol zu Hause :!: kommt bei mir kein Saufdruck mehr auf.

    Ich habe mir wieder ein altes Prinzip von früher verinnerlicht.
    Ich war früher ca.12 Jahre als Bergmann Untertage und da war Alkohol absolut tabu denn Alkohol Untertage=Lebensgefahr :!:
    Ich hab auch während der Arbeit kein Bedürfniss nach Alkohol gehabt.
    Heute sage ich mir auch wieder kein Alkohol während der Arbeitszeit,denn
    Alkohol= Lebensgefahr :!:
    Und zu Hause hab ich keinen Alkohol mehr.

    Kollegialen Gruß
    Steiger

  • Zitat von Steiger

    Ich habe mir wieder ein altes Prinzip von früher verinnerlicht. Ich war früher ca.12 Jahre als Bergmann Untertage und da war Alkohol absolut tabu denn Alkohol Untertage=Lebensgefahr :!:
    Ich hab auch während der Arbeit kein Bedürfniss nach Alkohol gehabt.
    Heute sage ich mir auch wieder kein Alkohol während der Arbeitszeit,denn
    Alkohol= Lebensgefahr :!:


    Hallo,

    das ist für mich Wunschdenken. Ich habe es auch geschafft über 20 Jahre nicht auf der Arbeit zu trinken. Aber wenn der Saufdruck immer schlimmer wird, ist von diesen eigenen Vorgaben bald nichts mehr übrig.
    Und wenn ich meine Trockenheit nur aushalte, werde ich nie zufrieden.

    Schönen Tag noch

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo miteinder
    Eine woche geht manchmal schnell vorbei. Ist aber nicht so, dass nix gelaufen ist.

    In den letzten tagen hab ich nachgedacht, (auch über das forum) viel gearbeitet (war immer umgeben vom teufelszeug alkohol), viel geredet (hab meine erste sitzung in verhaltenstherapie gehabt), mich angemeldet in einer begleiteten shg und last but not least das wichtigste keinen schluck getrunken.
    Tja nichts aufregendes halt. Normaler alltag. Und die fragen, die mich quälten …: in wie weit muss man das leben umstellen? Einen kompletten lebenswandel vollziehen? was heisst komplett?

    Reicht es sich bewusst zu werden, dass man krank ist und sein soziales umfeld informiert? Oder muss man erst den schritt machen, dass alkohol das synonym ist für teufel? Oder muss man, alles ändern was man in 30, 40 oder gar 50 jahre aufgebaut hat? Wer kann das für jemanden fremden beantworten? Wer fühlt sich versiert genug, die konsequenzen seines rates abzuschätzen?

    Und weiter geht‘s: bei der suchttherapie sollte es nur schwarz und weiss geben (hab ich irgendwo mal gelesen). Ich sag; Geht nicht, denn hinter jedem alkoholiker steckt ein mensch und ein mensch ist ein individuum, ergo kann die lösung eines problems nicht pauschalisiert werden und mit schwarz oder weiss abgetan werden. Die welt wie sie ist, existiert nicht, die welt existiert so wie man sie empfindet; und empfindungen sind individuell. Was böse (oder schlecht) für mich ist, ist für den gegenüber vielleicht gut. Auf andere hören kann helfen, hören aber kinder auf ihre eltern? Und jetzt kommt die (perfide) frage, hat micht selber schockiert, dieser gedankengang: jeder ( zumindest 98 %) hat einen rückfall; gehört aber ein rückfall nicht dazu, damit man wirklich begreift, was der alk mit einem anstellt und man 1 zu 1 die entscheidung im vollen bewusstsein für oder gegen die sucht treffen kann?

    <<Nicht gleich denken, ich will mir eine hintertür aufhalten; es sind für mich einfach gedankenanstösse, die ich für mich klären muss / will und vielleicht hatte die jemand auch schon und ist weitergekommen. Denn es klingt alles wirr, ich weiss, aber genau so sieht es zur zeit in mir aus.>>

    Und überhaupt was ist ein rückfall? einen „delete-zustand“ haben oder versehentlich einen schluck alkohol erwischt zu haben, in einem cocktail oder smoothie, der alkoholfrei sein sollte; sich aber rausstellt, dass der barkeeper anstelle des blue curaçao-sirup den likör erwischt hat?

    Kennt jemand diese gedankengänge? Versteht mich überhaupt jemand oder rede ich nur blabla????

    Ist alles ein wenig wirr, sorry
    frucht

  • glück auf frucht

    ich hab (fast sicher) gewusst dasses dir gut geht - die oder ähnliche gedanken hab ich mir auch gemacht und in der r-shg diskutiert

    Zitat von frucht

    dieser gedankengang: jeder ( zumindest 98 %) hat einen rückfall; gehört aber ein rückfall nicht dazu, damit man wirklich begreift, was der alk mit einem anstellt und man 1 zu 1 die entscheidung im vollen bewusstsein für oder gegen die sucht treffen kann?

    nönönönönö ^ das is ne ausrede der schulmedizin weil sies eben nich schafft uns in der kurzen zeit "stabil zu machen" stabil dürfen wir selber werden indem wir uns gegenseitig helfen - ich hab mich (bei rückfallgefahr) drann erinnert was ich unter alk alles verbrochen hab + an das gefühl morgens eingenässt + eingekotet aufzuwachen < dann bin ich zu m kumpel aus der gruppe gefahren > zum reden - ich kenn ne menge leute die ohne rückfall über 20 jahre trocken sin (gehör ich auch dazu)

    ich versteh deine gedankengänge durchaus = klar + deutlich geschrieben - du wirst die für dich richtigen schlussfolgerungen daraus ziehen + entsprechend handeln

    schönen gedankenreichen (weil trockenen) freitag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Frucht,

    Zitat

    Wer kann das für jemanden fremden beantworten? Wer fühlt sich versiert genug, die konsequenzen seines rates abzuschätzen?

    Wenn ich das was mir hier geschrieben wird als Gedankenanstöße, Gedankenaustausch, Erfahrungen, annehmen kann und nicht als Ratschläge sehe, dann bin ich schon ein Stück weiter.
    Jeden von uns hat ja eigene Vorgeschichte manche ähneln sich manche nicht, das was wir gemeinsam haben ist Alkoholismus.

    Zitat

    Auf andere hören kann helfen, hören aber kinder auf ihre eltern?

    Machen Kinder oder jugendliche nicht vieles aus Trotz? und oft das Gegenteil von dem was Erwachsene sagen auch wenn sie Recht haben?
    Im Nachhinein kommt dann ja so was wie „meine Mutter hatte recht, wieso hab ich auf sie nicht gehört“ war zumindest bei mir so.

    Schwarz- Weiß denken beim Alkoholismus das geht schon, entweder, oder.
    Ich sehe mein Alkoholismus nicht als irgendein Problem der lösbar ist, sondern als tödlich verlaufende Suchtkrankheit die ich bis ende meines Leben haben werde, sie ist nicht Heilbar.
    Kontrolliertes trinken gibt’s für mich nicht.
    Auch nach Jahren ist kein normaler Umgang mit Alkohol möglich, auch kein Genusstrinken.

    Zitat

    gehört aber ein Rückfall nicht dazu, damit man wirklich begreift, was der alk mit einem anstellt und man 1 zu 1 die entscheidung im vollen bewusstsein für oder gegen die sucht treffen kann?

    Ich verurteile niemand der rückfällig geworden ist, es steht mir nicht zu und will auch nicht, aber ich für mich weiß dass Rückfall nicht dazu gehören muss, auch wenn es immer geschrieben wird das Rückfall dazu gehört.
    Ich kann sehr viel machen um dem Rückfall vorzubeugen, ich muss nicht erst rückfällig werden um die Entscheidung zu treffen, in dem Moment als ich mich hier angemeldet habe für mich angenommen habe, dass ich Alkoholikerin bin und trocken werden will und auch bleiben will, habe ich die Entscheidung bereits getroffen, entweder, oder eben, dazwischen ist nichts.
    Wie kann ich mich denn für die Sucht bewusst entscheiden die mich früher oder später tötet?
    Nur dann wenn ich nicht leben will, und dann brauche ich aber keine Hilfe dann sauf ich eben weiter.

    Das sind meine Gedanken wahrscheinlich auch wirr.

    Gruß
    Maria

  • hi frucht,

    dein letztes posting liest sich für micht seltsam. ich lese da sehr viele allgemeinplätze und "stammtischparolen" raus, aber nur wenig eigene erfahrung von dir.

    bestes beispiel:

    Zitat

    Oder muss man, alles ändern was man in 30, 40 oder gar 50 jahre aufgebaut hat?

    du bist nach eigener angabe 33 jahre jung, also reden wir hier über maximal 15 jahe, in denen du etwas aufgebaut hast. das ist üblicherweise auch der zeitraum, der bei männern vergeht, bis aus permanentem missbrauch sucht wurde und eine stoffliche abhängigkeit besteht. wo siehst du hierbei nun das problem? 15 jahre "über den haufen zu werfen" und vielleicht noch 40, 45, 50 und mehr trockene jahre vor dir zu haben?

    oder:

    Zitat

    bei der suchttherapie sollte es nur schwarz und weiss geben (hab ich irgendwo mal gelesen). Ich sag; Geht nicht, denn hinter jedem alkoholiker steckt ein mensch und ein mensch ist ein individuum, ergo kann die lösung eines problems nicht pauschalisiert werden und mit schwarz oder weiss abgetan werden.

    das ist nach deiner aussage nur angelesenes wissen, keine eigene erfahrung. warum machst du nciht einfach erst mal eine eigene erfahrung und entscheidest dann für dich und deine situation, ob das a.) zutreffend ist mit dem schwarz-weiss-denken, und b.) ob das nicht vielleicht sogar ein passender weg für dich sein kann, um eine neue struktur zu erlernen, oder c.) die vielgepriesene individualität in der sucht sehr wohl ihre grenzen findet und einer uniformen realität weicht?

    wie gesagt, mir persönlich sind da einfach zu viel allgemeinplätze drin und zu wenig eigenes erleben. lass dich doch einfach mal auf das "abenteuer" trockenheit ein, ohne die methoden auf dem weg dorthin abzuwerten.

    millionen von alkoholikern auf dieser welt sind dadurch (=mit diesen therapiemethoden und -ideen) auf lange zeit trocken geblieben - kann also sooo schlecht nicht sein...

    cu
    MrHardcore

  • glück auf

    Zitat von MrHardcore

    millionen von alkoholikern auf dieser welt sind dadurch (=mit diesen therapiemethoden und -ideen) auf lange zeit trocken geblieben - kann also sooo schlecht nicht sein...

    wow - die ^ kennst du alle persönlich? oder is das "hörensagen" oder "angelesenes wissen"? + wie lang is ne lange zeit?


    @ karsten

    brauchst dich bei mir nich entschuldigen - schlieslich sind wir hier um erfahrunen und meinungen auszutauschen + für deinen helfenden hinnweis > verantwortung für die beiträge dank ich dir sehr + denk drüber nach

    zufrieden trockenen freitag allen

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo frucht,

    wie geht es dir?
    lange nichts mehr von dir gelesen!
    Da wir ja Kollegen sind interessiert mich deine Geschichte sehr.

    Ich bin jetzt die 9. Woche trocken und mir gehts gut.

    Ich hoffe Dir auch!

    lg Steiger

  • Hallo miteinander
    Hier bin ich wieder einmal. hab mich in den letzten wochen nicht mehr gemeldet, da es zeitlich einfach nicht ging. hatte viel um die ohren sowohl geschäftlich wie auch privat. aber eines vorneweg:
    jeder der geglaubt hat ich schaff es nicht, jeden tag um alkohol zu sein und selber trocken zu bleiben, den belehr ich eines besseren: ich bin seit 106 tagen (in worten hundertsechs) trocken und hab auch nicht vor dies zu ändern. punkt.

    Es sind nun mehr als drei monaten, dass ich den letzten absturz hatte und hab mich anfangs über wasser gehalten. jetzt im mai geht es mir blendend. ich bin weiterhin auf edit (wobei ich erwähnen muss, nur wegen meiner frau) geh jede 2. woche in therapie und die andere woche in die shg. ich hab wieder angefangen zu LEBEN und meine sinne sind wieder da wo sie sein sollten. arbeite jeden tag mit alkoholikern und um alkohol, aber komme seit ungefähr 6 wochen nicht einmal in versuchung ein bier zu trinken. anfangs tat ich mir schwer, die flasche bier im kühlschrank stehen zu lassen und das wasser zu trinken. aber jetzt ist es zur selbstverständlichkeit geworden. ich versuchte mich sogar soweit zu quälen, dass ich das bier neben das wasser im kühlschrank gestellt habe, um rauszufinden, wie schwer oder wie lange es dauern würde, bis ich schwach werde. zu meiner überraschung, fiel es mir in den letzten sechs wochen zu keinem zeitpunkt schwer, das richtige zu tun; nämlich das bier dort stehen zu lassen wo es war und mir eine flasche wasser zu genehmigen.

    meine erfahrung hat sich also bewahrheitet: mit eisernem willen kommt man auf den richtigen weg. zumindest ist der wille der erste schritt zur überzeugung, dass für mich ein leben erst ein LEBEN ohne alk ist. vor 106 tagen musste ich mir einreden, dass es der richtige weg ist (das habt ihr mir auch gesagt, dass mit dem willen allein noch gar nichts gewonnen ist), heute jedoch habe ich die überzeugung gewonnen, dass es so richtig ist. ich kann morgens früh aufstehen und bin nach 30 min morgenmuffelei topfit und freu mich auf den tag ohne angst auf saufdruck und rückfall. die euphorie ist da und sie wird weiter anhalten...

    natürlich gibt es nicht nur sonnenschein in meinem suchtleben. ich kann nicht tun und lassen was ich will. wie eingangs erwähnt, muss ich weiterhin in die therapie, damit mir vor augen geführt wird, wie toll ich es jetzt habe im vergleich zu vorher. auch kann ich an keinem bier riechen. schon nur der geruch von bier, ruft das suchtgedächnis auf den plan. tja, dafür hab ich meine liebe zum stillen wasser gefunden. ist ja auch was tolles :lol:

    ihr seht, zur zeit geht es mir wirklich gut. danke dass ihr mich begleitet habt und an mich gedacht habt.
    guts nächtle

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