Hallo ex-unbeschwert,
Die Logik der Sucht ist, das nichts logisch ist. Alkohol gibt dem Süchtigen etwas, er hat dadurch aus seiner Sicht Vorteile. Was das im einzelnen ist, ist unterschiedlich, wie die Menschen auch. Aber letztendlich läuft es wohl darauf hinaus, dass Druck in irgendeiner Form genommen wird. Sei er durch Probleme mit dem Selbstwert verursacht, durch nicht verarbeitete Traumata, Alltagsprobleme, was auch immer, die Palette ist breit. Dabei geht es nicht darum, dass man als Außenstehender bessere Lösungsmöglichkeiten sieht, die sieht man bei anderen immer besser als bei sich selbst und den meisten Menschen fällt eine bessere Lösung als Alkohol ein. Es geht darum, dass der Alkoholiker nicht anders damit umgehen kann, es vielleicht auch nicht gelernt hat. Hätte er, hätte er nicht die vermeintliche Lösung im Alkohol gesucht. Wie gesagt, niemand wird freiwillig süchtig, es ist eine Entwicklung.
Was der Alkohol gibt und was die Vorteile sind, werden wir als Nichtsüchtige nie verstehen, Fakt ist aber, der Alkoholiker sieht sie. Erst wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen, dann kann es sein, dass er etwas tut. Man spricht dann auch vom persönlichen Tiefpunkt. Manche erreichen ihn früh, andere nie.
Jeder Alkoholiker hat seine lichten Momente in denen er das Elend sieht in das er sich gebracht hat. Leider ist es aber auch so, dass das oftmals wieder Druck auslöst und der wird dann wieder mit Alkohol kompensiert. In den Lichten Momenten kommen Dinge an ihn ran, mit denen er nicht umgehen kann, also wird zur altbekannten Lösung gegriffen. Ein Teufelskreis, der erst durchbrochen werden kann, wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen. Die lichten Momente können auch dafür genutzt werden, sich Hilfe zu holen, aber eben erst wenn sie soweit sind.
Du siehst keine Vorteile und haufenweise Nachteile im saufen, ich auch, aber eben der Alkoholiker nicht und dann sind wir wieder dabei, das nichts logisch ist.
ZitatAußer es gibt etwas, wofür es sich lohnt. Und da bin ich wieder bei dem Punkt, dass ich es nicht wert war.
Ich war es meiner Mutter wert. Sie hat mir und meinem Vater zu Liebe Entgiftungen gemacht und auch die letzte LZT Therapie. Genau das war der Punkt, es ging nicht darum wie viel ich ihr wert war, sondern darum wie viel sie sich selbst wert war. Ich habe ihr viel bedeutet, wenn ihr Art es zu äußern auch manchmal fragwürdig war, sie sich selbst hingegen nichts. Deshalb ist alles gescheitert und deshalb hat der Alkohol sie letztendlich umgebracht. Sie selbst war es sich nicht wert, meine „Wertigkeit“ hatte damit nichts zu tun.
ZitatVielleicht erzähl ich erstmal meinem Vater, dass ich Kontakt habe/hatte und schau mal was dabei rauskommt.
Verzeih mir bitte meine Offenheit, aber Du brauchst die Erlaubnis Deines Vaters nicht, Du bist erwachsen und kannst tun und lassen was Du willst.
Ich habe lange geglaubt ich werde geliebt, wenn ich das liebe Kind bin, wenn ich es nur allen recht mache. Ich bin daran fast kaputt gegangen. Inzwischen weiß ich es ist nicht so. Ich stehe heute auch zu meinen Ecken und Kanten, ich sage nein und nicht mehr zu allem ja und amen, ich vertrete meine Meinung und nicke nicht die von anderen ab. Ich werde immer noch geliebt und gemocht. Gut nicht unbedingt von den gleichen Menschen wie früher, aber von anderen die mir wert und teuer sind. Die mögen mich so wie ich bin und nicht wie ich denke, dass ich sein muss damit man mich mag. Die sind mir lieber, als die die meine Unsicherheit und dem Wunsch nach Gefallen früher für sich und ihre Zwecke ausgenutzt haben. Meine Veränderung ging nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt habe ich mich ein Stück aus meinem Turm getraut und es hat mir keiner den Kopf abgerissen.
ZitatVielleicht verstehe ich es einfach nicht, weil es heißen würde, 36 Jahre falsch gedacht zu haben und dieses Loslassen der Verantwortung die derzeit letzte Verbindung zu meiner Mutter kappen würde.
An Deiner Art zu denken ist nichts „falsch“, es ist das Ergebnis Deiner Kindheit, Deiner Entwicklung, es ist für ein EKA normal. Aber wenn man nicht mehr weiter kommt ist es vielleicht eine Überlegung einen anderen Weg zu gehen, als den bisherigen. Das hat nichts mit richtig und falsch zu tun. Wir alle sind das Ergebnis unserer Kindheit, manche hatten eine die ihnen den Weg geebnet hat ins erwachsenen Leben, andere haben Hindernisse mit auf den Weg bekommen. Heute sind wir erwachsen, wir können diese Hindernisse jetzt selbst wegräumen. Wir sind keine hilflosen Kinder mehr die auf die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen sind um zu überleben.
Gruß
Skye