Bist Du in guter Gesellschaft?

  • Hallo zusammen,

    Nachdem in einem anderen Thread eine Diskussion über das Thema „mein persönliches Umfeld – trocken oder trinkend“ angefangen hat, habe ich hier nun ein eigenes Thema eröffnet.

    Wie haltet ihr es mit Eurem Umfeld oder besser gesagt, mit den Menschen, mit denen ihr euch umgebt oder – manchmal auch aus beruflichen Gründen – umgeben müsst?
    Manche sind der Meinung, dass gerade am Anfang einer „Trocken-Karriere“ auf jeglichen Kontakt mit Menschen, die in eurer Anwesenheit Alkohol trinken, verzichtet werden muss.

    Ich bin da – obwohl ich (leider noch nicht) über die Erfahrung eines Langzeitrockenen verfüge, anderer Meinung. Ich denke, dass das Thema „soziales Umfeld“ bei trockenen Alkoholikern dann eine sehr große Rolle spielt, wenn dieses Umfeld aus sogenannten „Saufkumpanen“ besteht. Ich will zur besseren Veranschaulichung hier mal tief in die Vorurteils- und Klischeekiste greifen: Imbissbuden, Tankstellen, öffentliche Parks, etc. Wenn das Saufen per se sowieso der tiefere Grund für den Gruppenzusammenhalt ist.

    Anders verhält es sich, meiner Meinung nach – und ich kann hier nur von meinen Erfahrungen und meinem Umfeld sprechen – wenn der Freundes- und Familienkreis aus mäßigen Alkoholtrinkern besteht. Ein kleines Beispiel: Du bist auf einer Grillfeier zum Geburtstag Deiner Schwester eingeladen. Deine Schwester, ihr Mann, die Kinder, die Eltern und Schwiegereltern und an die 20 Freunde deiner Schwester (teilweise auch mit Kindern) werden kommen. Es verspricht ein schönes Fest zu werden. Die einen trinken Saft, die anderen ein, zwei Bier, zur Begrüßung bekommt jeder ein Glas Sekt. Aber: Die engsten Freunde wissen um deine Krankheit und man drückt Dir ein Glas Orangensaft in die Hand. Du weißt, es gibt kein Hänseln, kein Überreden, usw. Im Gegenteil: Würdest Du um ein Bier bitten, würdest Du Kopfschütteln ernten und auch keines bekommen. Würdest Du dieser Feier fernbleiben?

    Teilst Du Deinen Freundeskreis in trinkende und nichttrinkende Menschen ein?
    Oder sagst du dir: Ich verzichte doch nicht auf jede Feier, auf jeden Restaurantbesuch, auf jede Hochzeit, nur weil da Alkohol getrunken wird! Ich muss ja nicht. Solange ich keinen Trinkdruck verspüre und nicht „neidisch“ auf die anderen sehe, tut es mir gut, mich nüchtern in angenehmer Gesellschaft zu bewegen.

    Eure Meinung würde mich sehr interessieren.

    ps: Natürlich ist Alkohol in der Wohnung meiner Partnerin und mir tabu.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

  • Hallo,

    ich kann nur sagen, dass ich erst trocken werden konnte, als ich auf die alten Hasen hier gehört habe. Eigene Versuche oder Kompromisse haben mich stets wieder in den Suff geführt.

    Damals sagte man mir hier: Ein Jahr keine Feiern besuchen, bei denen Alkohol konsumiert wird. Und daran habe ich mich gehalten und bin nun 3 1/2 Jahre trocken. Inzwischen gehe ich wieder auf Feiern.

    Eric

  • Hallo EinNeuer,

    Bei mir kommt es immer ein bisschen auf die Tagesform an. Vorab muss ich allerdings sagen, dass ich Einzelgänger bin und meine sozialen Kontakte sich im sehr überschaubaren Rahmen halten.

    Restaurants, Cafes oder ähnliches habe ich von Anfang an nicht gemieden. Dagegen Kneipen und Bar schon. Beim Essen oder Cafe trinken stört es mich nicht, wenn die Mitgäste Alkohol trinken, sie gehen mich gewissermaßen nichts an. Ich würde mich allerdings nicht unbedingt zu ihnen an den Tisch setzen. Bei den wenigen Familienfeiern wird ausgesprochen mäßig getrunken, es stört mich zwar nicht aber meist übernehmen ich dann den Part in der Küche, wo ich übrigens meist interessantere Gespräche mit den Gästen führe, wie in der großen Runde.

    Auf meiner Arbeitsstelle wird sehr selten mal ein Glas Sekt oder so getrunken, bei Verabschiedungen von Mitarbeitern kommt es schon mal vor. Sonst wird das Alkoholverbot eingehalten. Bei solchen Gelegenheiten bleibe ich meist nicht lange, kommt natürlich immer darauf an wer einlädt.

    Generell kann ich für mich sagen, dass ich Veranstaltungen nur dann besuche, wenn ich jederzeit die Möglichkeit habe mich zu verabschieden. Daher gehe ich auch nicht mehr zu unserer Abteilungsfeier, als Trockener Alkoholiker wird man sofort für die Rückfahrt eingeteilt und ist dadurch gezwungen bis zum (bitteren) Ende zu bleiben.

    In meinem Haus gibt es kein Alkohol und wenn Gäste Alkohol für den Eigenbedarf mitbringen mache ich mein Hausrecht geltend. Wem das nicht gefällt braucht auch nicht zu mir kommen.


    Gruß

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo,

    grundsätzlich meide ich sämtliche Gelegenheiten, wo Andere Alkohol trinken. Einen Kompromiss kann ich machen, wenn ich Essen gehe und das eindeutig der einzige Grund zum Betreten eines Restaurants ist. Da stören mich inzwischen auch die "Trinker" an den Nebentischen nicht mehr. Aber das passiert ja auch nicht so oft und in den ersten Jahren meiner Trockenheit war das ein absolutes NoGo.
    Neulich bin ich zufällig in eine Geburtstagsfeier geraten und habe mich überreden lassen, mich kurz zu setzen und einen Kaffee zu trinken. Es hat aber nicht lange gedauert bis die Pullen über den Tisch kreisten. Mir wurde nichts angeboten, aber mir ist dieser Zustand so auf den Keks gegangen, dass ich nicht mal den Kaffee ausgetrunken habe und verschwunden bin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein trockener Alkoholiker in so einer Atmosphäre wohl fühlen kann, es sei denn, da braut sich was zusammen im Hinterkopf.

    Schönen Tag noch

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo EinNeuer,

    ich habe mich auch in der ersten Zeit nicht auf Partys sehen lassen.

    Zitat

    Ich verzichte doch nicht auf jede Feier, auf jeden Restaurantbesuch, auf jede Hochzeit, nur weil da Alkohol getrunken wird! Ich muss ja nicht. Solange ich keinen Trinkdruck verspüre und nicht „neidisch“ auf die anderen sehe, tut es mir gut, mich nüchtern in angenehmer Gesellschaft zu bewegen.

    Woher willst du denn vorher schon wissen ob du nicht erst später Druck bekommst ?

    Ich verstehe halt nicht dass das Rad immer wieder neu erfunden werden soll.

    Viele fahren mit dem "alten" Rad schon sehr lange, ich z.B. seit fast 7 Jahren, "unfallfrei".

    LG Martin

  • Hallo zusammen,

    bin jetzt auch 3,5 Jahre trocken. Hatte am Anfang auch so meine Problemchen mit den Lebensumstellungen, doch habe nach 2 Wochen Anlaufschwierigkeiten, die Trockenbausteine der Trockenen hier annehmen können. Habe im ersten Trockenjahr jeglichen Kontakt mit Trinkenden vermieden. Heute bin ich ziemlich stabil fühle mich im Umfeld Trinkender nach wie vor nicht wohl. Das katapultiert mich dann immer so ein bisschen zurück und ich erinnere mich wieder an an diesem ungemein ekligen Zwang.

    Alle Alkoholiker, die ich kenne, die weiterhin im Alkoholumfeld verblieben, sind inzwischen rückfällig geworden.

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Hallo EinNeuer,

    grade mein in guter Gesellschaft sein hat mich nicht erkennen lassen, wie tief ich jahrelang drin war.

    Ich habe zig Mal so versucht aufzuhören, in der Gesellschaft zu verbleiben, mit dem Ergebnis langsam immer tiefer zu rutschen. Die Schlinge zog sich langsam unbemerkt, entschuldigt, weil irgendjemand immer mehr trank, fester zu.

    Für mich gab es nur den einen entscheidenen Schritt daraus. Ich konnte die Erfahrungen der Langzeittrockenen annehmen, weil ich meinen Wunsch trockenzubleiben genau daran festmachen konnte. Es ist das Umfeld, was mich mit bestimmt und mich nicht vom Alkohol entfernen lässt. Wenn ich mich nicht von diesem Denken und diesem gesellschaftlichem Verhalten löse, habe ich keine Chance - dauerhaft - trocken zu bleiben.

    Wobei ich für mich absolut trenne in: trocken werden, trocken bleiben und ein trockenes Leben führen.

    Um mir die Möglichkeit zu geben überhaupt erstmal trocken zu werden, hatte ich mich von allem fernzuhalten.

    Um trocken zu bleiben, halte ich mich weiterhin dran, möglichst wenig mit alkoholtrinkenen Menschen meine Zeit zu verbringen. Und es liegt in meiner Hand, wie eng ich da die Grenzen stecke. Da sind mir die gesellschaftlichen Gepflogenheiten egal.

    Ich bin aufgebrochen ein trockenes Leben zu führen. Dahin bin ich unterwegs und alles was mir das erschwert, darf nicht mit.

    Grüße
    -Maria-

  • Hallo,

    da ich immer alleine zuhause gesoffen habe, habe ich zum Glück nie einen saufenden Freundeskreis gehabt. Trotzdem habe ich mich auch von den "normal trinkenden" erstmal entfernt und nur per Telefon bzw. SMS oder so Kontakt gehalten.

    Inzwischen habe ich einen gemischten Freundeskreis aus trockenen Alkoholikern, Menschen die eh kein Alkohol trinken, weil sie ihn nicht mögen oder so und eben "normal trinkenden".

    Von irgendwelchen Feiern bei denen getrunken wird halte ich mich aber auch nach über 2 Jahren Trockenheit fern. Was soll ich da auch? Zugucken wie andere trinken können? Die fühlen sich doch mit mir dann genauso unbehaglich, weil sie denken ich zähle denen jedes Glas vor, wie ich mich dort unwohl fühle.

    Natürlich muß ich im Alltag (Staße, Supermärkte, Restaurants und so) damit umgehen, daß mir überall Alkohol und trinkende Menschen begegnen, aber ob ich das in meinem engeren Umfeld will, das entscheide ich selber und ich habe mich dagegen entschieden.

    Gruß

    Karin

  • Hallo,

    ich hatte mehrere Rückfälle (keine Totalausfälle, aber das erneute Abdriften in den Alkoholismus), bevor ich mich im letzten Jahr dafür entschieden habe, dem Alkohol voll und ganz den Kampf anzusagen.

    Dazu gehört für mich neben dem Kontaktverzicht mit alkoholisierten Menschen beispielweise auch das Weglassen von Senf und anderen Produkten, die Brantweinessig oder anderweitigen Alkohol enthalten.
    Diesbezüglich gehen die Meinungen auch auseinander, aber diese Vorgehensweise gehört für mich und für mein Wohlbefinden mittlerweile einfach dazu.

    Ich sage nicht, dass es für mich immer so sein wird, aber momentan fühle ich mich mit diesem Verhalten wohl und ich verspüre keinen Verzicht, sondern viel eher Kontrolle, was mir sehr gut tut.

    Ich meide jegliche Feiern (auch Familienfeiern), weil ich weiß, dass dort, wenn auch in Maßen, Alkohol konsumiert wird.
    Dies habe ich den mir wichtigen Menschen erklärt und ich habe diesbezüglich mit keinerlei Gewissensbissen zu kämpfen, egal was für Fragen oder Meinungen entstehen könnten.
    Die mir wichtigen Menschen besuche ich dennoch und wenn eine Person (die mir nahestehenden Personen trinken in meinem Beisein allerdings nicht) ein Bier oder ein Glas Wein trinkt, weise ich diese Person darauf hin, mir bitte nicht zu nahe zu kommen, oder ich gehe.
    Alte Freundschaften, deren Fundament immer nur auf einem alkoholisierten Zusammensein basierten, habe ich fallen gelassen und aufgegeben.
    Ich bin mittlerweile sehr sensibilisiert und mir wird übel, wenn mir ein Mensch dessen Alkoholdunst ins Gesicht haucht oder wenn ein Raum von Alkohol-Gerüchen dominiert wird.

    Allerdings:
    Ich verzichte nicht und vermisse nichts.
    Nicht das sinnfreie Biertrinken und die sinnfreien Gespräche bei einem Grillfest, nicht die Menschen ohne Selbswert, die nur aus sich herauskommen können, wenn sie getrunken haben und nicht diese Alkoholkultur, die in Deutschland leider zu fast allen sozialen Anlässen dazu gehört.

    Ich bin aber auch ein Mensch, dem einige wenige gute Freunde ausreichen und ich bin kein Mensch, der Angst vor dem Alleinsein hat bzw. nicht weiß, was er ohne Menschen um sich herum mit seiner Zeit anfangen soll.
    Daher kann die Antwort auf die Frage, wie man Langzeitrockener wird, wohl nicht pauschal gegeben werden.

    Meiner Erfahrung nach ist ein stabiles Trockensein nur durch das absolute Meiden des Alkohols (jedenfalls für 1-2 Jahre) nötig, um sich emotional vom Alkohol und vor allem von der Alkohol-geprägten Gesellschaft zu befreien bzw. um diese überhaupt erst einmal kritisch hinterfragen zu können.
    Nach dieser Phase könnte ein soziales Integrieren langsam und stabil möglich sein.

    Wer die Meinung des Thread-Erstellers verfolgt, kann meiner Meinung nach nicht lange trocken bleiben.
    Klingt hart, wird von Langzeittrockenen aber bestätigt und es muss ja Gründe geben, weshalb es diese Langzeittrockenen überhaupt gibt.


    Ein Hinweis vielleicht noch an den Thread-Ersteller:

    Es handelt sich doch immer wieder um eine sich wiederholende Struktur zurück zum Saufen:

    - Teilnahme an Feiern und Grillfesten
    - Großspurig und selbstüberzeugt meinen, dass man dies vollkommen im Griff habe und die Leute gerne trinken können
    - Unterbewusste Zweifel an dieser Einstellung und ein Beneiden, dass die Anderen Alkohol trinken können und Spaß haben (Irrglaube)
    - Der erste Griff zu einem "alkoholfreien" Bier
    - Das Gefühl entwickeln, dass man doch stark genug sei, auch mal ein "Bierchen" zu trinken
    - Das erste Besäufnis
    - Das zweite Besäufnis
    - Wieder voll im Alkoholsumpf sein

    (Pauschal und überspitzt dargestellt).


    Den Leuten, die mit einem gefeiert oder gegrillt haben, ist es im Endeffekt egal, aber der eigene Kampf beginnt wieder neu.
    Wenn es denn noch möglich ist.

    Besten Gruß

  • glück auf

    Zitat von EinNeuer

    Beispiel: Du bist auf einer Grillfeier zum Geburtstag Deiner Schwester eingeladen. Deine Schwester, ihr Mann, die Kinder, die Eltern und Schwiegereltern und an die 20 Freunde deiner Schwester (teilweise auch mit Kindern) werden kommen. Es verspricht ein schönes Fest zu werden. Die einen trinken Saft, die anderen ein, zwei Bier, zur Begrüßung bekommt jeder ein Glas Sekt. Aber: Die engsten Freunde wissen um deine Krankheit und man drückt Dir ein Glas Orangensaft in die Hand. Du weißt, es gibt kein Hänseln, kein Überreden, usw. Im Gegenteil: Würdest Du um ein Bier bitten, würdest Du Kopfschütteln ernten und auch keines bekommen. Würdest Du dieser Feier fernbleiben?

    ich würd teilnehmen
    mich hats vom ersten tag (25.4.1987) an nich gestört wenn in meiner gegenwart alk in "vernünftigen" mäßigen mengen "genossen" wurde - ich hab solche gelegenheiten nie gesucht - ich bin gegen den ausdrücklichen rat aller gruppenmitglieder + natürlich erst recht der gruppenleiter allein in ein ferienheim gefahren < im spätsommer 1987 für 14 tage

    immer wenn in meinem umfeld ein besäufnis geplant war - hab ichs gemieden wie die pest
    immer wenn sich bei "feiern" wiedererwarten ein besäufnis entwickelte - hab ichs sofort verlassen

    mein persönliches wohnumfeld war + is alkfrei
    ich hab - als ich selbst gruppenleiter war allen geraten mindestens für 1 jahr - besser für 2 jahre jeden kontakt mit alk zu vermeiden weils einfach sicherer is

    ich sag auch heute haltet euch an die grundbausteine > alles andere is experimentieren + kann tödlich enden
    ein saufender alkoholiker stirbt nich - der verreckt

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo

    Zitat

    Beispiel: Du bist auf einer Grillfeier zum Geburtstag Deiner Schwester eingeladen. Deine Schwester, ihr Mann, die Kinder, die Eltern und Schwiegereltern und an die 20 Freunde deiner Schwester (teilweise auch mit Kindern) werden kommen. Es verspricht ein schönes Fest zu werden. Die einen trinken Saft, die anderen ein, zwei Bier, zur Begrüßung bekommt jeder ein Glas Sekt. Aber: Die engsten Freunde wissen um deine Krankheit und man drückt Dir ein Glas Orangensaft in die Hand. Du weißt, es gibt kein Hänseln, kein Überreden, usw. Im Gegenteil: Würdest Du um ein Bier bitten, würdest Du Kopfschütteln ernten und auch keines bekommen. Würdest Du dieser Feier fernbleiben?

    ich würde an deiner Stelle und in Anbetracht deiner kurzen Trockenheit und den mehren Anläufen die du hattest ,ohne wenn und aber im ersten Jahr solche Veranstaltungen fern bleiben und mich und meine Trockenheit kümmern, damit du auch eine gewisse Stabilität erreichen kannst und dir erstmals auch ein anderes Umfeld aufbaust.

    Mein Suchtgedächtnis richtete sich , gerade am Anfang meines Trocken werdens ,nicht nur an Begebenheiten, an denen ich nicht gesoffen hatte ,sondern auch an Sinneswahrnehmungen die ihm dienlich waren, wieder saufen zu können. Und wenn da gerade an so einem Fest ,der Geruch, das Denken oder die Synapsen verrückt spielen, kann es zu spät sein. Selbst wenn ich dann , dieses Fest fluchtartig verlasse , nehme ich diese Eindrücke mit und baue mir automatisch einen Verzicht auf, der zu Suchtdruck werden kann.

    Austesten, riskieren ,probieren, versuchen , experimentieren usw...ist die Sprache des Nasses Denkens (sucht orientiertes Denken) das nun mal am Anfang da ist.

    Es dauerte auch eine Zeit ,bis ich das verstand, was ich eben geschrieben habe. :wink: Nur diese Zeit solltest du dir geben, denn sie notwendig, um überhaupt dir eine Chance zu geben, es trocken verstehen zu können.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo EinNeuer,

    Zitat

    Oder sagst du dir: Ich verzichte doch nicht auf jede Feier, auf jeden Restaurantbesuch, auf jede Hochzeit, nur weil da Alkohol getrunken wird!

    Ich würde mich vielleicht einfach nur an dieser stelle Fragen, wie wichtig ist mir meine Trockenheit, mein Leben.
    Ist die Feier oder ein Restaurantbesuch oder auch Hoheit so wichtig?
    Wenn ich dahin nicht gehe was passiert dann, sterbe ich? Ich mit Sicherheit nicht!
    Wenn ich dahin gehe und ich dadurch meine Trockenheit auf Spiel setzte, werde rückfällig weil sich mein Suchtgedächtnis meldet und ich nicht mehr in der Lage bin gegen anzukämpfen,
    Was passiert dann? Habe ich die kraft wieder aufzustehen?
    kann dieser Rückfall für mich tödlich enden?
    Ich weiß nicht ob ich noch die Kraft hätte aufzustehen und es kann für mich tödlich enden.
    Deswegen fahre ich seit 4 Jahren mit dem „alten“ Rad.

    Du hast ja aber eine eigene Meinung und wenn du der Meinung bist du kannst auf solche Feier oder sonst was nicht verzichten, und geht’s lieber dieses Risiko ein, dann tue das was du nicht lassen kannst, es ist ja schließlich auch dein Leben.
    Oder, nimm einfach die Hilfe an, halte dich an die Erfahrungen von Langzeittrockenen und vergiss deine Meinung, weil die hat dich bis jetzt nicht zu einem dauerhaften, trockenen leben geführt.

    LG
    maria

  • Hallo zusammen,

    Erstmal ein herzliches Dankeschön für die vielen Ratschläge, Tipps und Meinungen! Interessant, wieviele Langzeitrockene hier eine Sprache sprechen.

    Das Grillfest war übrigens nur ein Beispiel aus der Vergangenheit. Also keine Feier, die jetzt unmittelbar bevorsteht.

    Ich werde in Zukunft sicher bewusster mit dem Thema umgehen. Übrigens meide ich natürlich auch Feiern, bei denen im Vorhinein klar ist, dass es in ein Besäufnis mündet. Da habe ich nichts verloren und macht mir auch keinen Spaß. Oder ich gehe eben frühzeitig.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

  • Hallo EinNeuer,

    Zitat

    Oder ich gehe eben frühzeitig.

    Warum lässt du dir diese türe auf? Doch experimentieren , versuchen oder probieren?

    Wenn du überleben willst musst du trocken werden und nicht das Fest.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,
    eine Sprache sprechen die Langzeittrockenen, nicht umsonst, sonst wären sie keine Langzeittrockene, mit dem Attribut, der zufriedenen Trockenheit, da gehör ich auch dazu, und erst das fernbleiben, hat mir gezeigt was gute Gesellschaft ist.
    LG
    Jürgen

  • Zitat

    Oder ich gehe eben frühzeitig.

    Warum lässt du dir diese türe auf? Doch experimentieren , versuchen oder probieren?

    Ich vermeide. Mit frühzeitig meine ich zb, dass es am Nachmittag Kaffee und Kuchen gibt und ich dann später, wenn die ersten Alkohol trinken und es zu einer "alkoholgeprägten" Feier auszuarten droht, gehe.

    Ich möchte noch eines klarstellen: Ich will hier nicht als der Neue Kurzzeittrockene gelten, der hier reinkommt und alle Meinungen und Ratschläge inkl. Grundbausteine über den Haufen schmeissen will. Nicht dass ich da falsch rüberkomme. Eure Meinungen und Ratschläge helfen mir sehr und ich nehme sie auch gerne an.

    Vielleicht bin ich bei dem Punkt anderer Meinung als die meisten, weil ich immer in meiner Wohnung getrunken habe. Das ist der gefährlichste Raum für MICH. Und in der Öffentlichkeit habe ich vielleicht das Gefühl, dass gute Freunde auf mich "aufpassen". So blöd das jetzt klingt. Zudem arbeite ich als Selbständiger zu Hause. Ich muss hin und wieder raus. Sei es in die Natur oder eben unter Menschen. Sich einigeln tut mir nicht gut. Da entsteht wirklich Saufdruck bei MIR.

    Aber wie geschrieben: ich werde mit dem Thema sicherlich sensibler umgehen in Zukunft.
    Und Danke nochmal.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

  • Hallo Ein Neuer,

    ich finde es gut wie du alles hinterfragst und du kommst mir auch nicht wie ein Rebell vor :lol: Somit können Missverständnisse vermieden werden.

    Es geht auch nicht darum , sich einigeln zu müssen oder in Einsamkeit zu Hause , dahin zu vegetieren. Das wäre auch der verkehrte Weg. Ich bin auch sehr viel draußen unterwegs und habe, um mich herum, ein alkoholfreies Umfeld aufgebaut. Ich dachte anfangs auch das es nicht geht aber nur solange wie ich in meinem alten Umfeld verharrte.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo!
    Ich meide auch zur Zeit noch jegliche Aktivitäten, in denen Alkohol getrunken wird. Und es geht mir gut damit. Und ich weiß auch, ich werde es auch irgendwann wieder können, ganz normal auf eine Party zu gehen, auf der andere Alkohol trinken. Aber jetzt noch nicht.
    Und mir geht es gut damit. Ich mache z.B. viel tagsüber (am WE) mit Freunden/Bekannten, um am Abend, wenn andere anfangen zu trinken, zu Hause sein zu können. So entgehe ich einer evtl. Konfrontation, bin entspannt und kann mit der Zeit mich dann wieder langsam dran gewöhnen. Und ich empfinde es überhaupt nicht als Verzicht, sondern ganz im Gegenteil, ich habe heute von meinen Freizeitaktivitäten mehr als früher.
    Trocken und heiter grüßt
    drybabe

    never give up

  • Hallo EinNeuer,

    ich empfinde dich auch nicht als Rebell. Du stellst Fragen und bekommst Antworten - so einfach ist das ;)

    Bei deinem Thread-Titel stellte sich mir sogleich die Frage: Was kann für einen trockenen Alkoholiker überhaupt als eine gute Gesellschaft gelten?

    Oder ist die sogenannte gute Gesellschaft wirklich so gut, wenn sich Teile davon (will damit nicht grundsätzlich jeden trinkenden Menschen über einen Kamm ziehen) zu einem bestimmten Zeitpunkt wegschießen müssen?

    Für mich als trockene Alkoholikerin ist eine gute Gesellschaft die, wo ich mich gut aufhoben und respektiert fühle. Und das ist dort, wo kein Alkohol getrunken wird. Da fühle ich mich am sichersten und kann somit ganz ich sein. Das ist für mich sogar die beste Gesellschaft ;-); es hat zugegebener Maßen etwas gedauert bis ich dahin gekommen bin, weil auch ich es gar nicht anders kannt. Ich bin den Empfehlungen einfach mal blind gefolgt und habe gewartet was passiert in meinem Denken. Und nun kann ich es aus vollem Verständnis heraus so weitergeben.

    Von vorneherein habe ich es abgelehnt, dass irgendjemand in die Aufpasser-Rolle für mich reinwächst. Weil ich der festen Überzeugung bin, wenn ich saufen will, dann will ich saufen. Da hält mich dann auch niemand mehr von ab. Also habe ich Vorsorge zu treffen, damit ich gar nicht erst wieder dahin komme und ich würde niemandem die Verantwortung für mein Tun anlasten wollen. Eins war mir immer klar, die Gläser habe ich mir selbst zum Mund geführt und geschluckt habe ich das Zeugs. Also muss ich dafür sorgen, das ein Glas gar nicht mehr in meine greifbare Nähe kommt.

    Grüße
    -Maria-

  • Hallo zusammen,

    [quote='-Maria-']
    Bei deinem Thread-Titel stellte sich mir sogleich die Frage: Was kann für einen trockenen Alkoholiker überhaupt als eine gute Gesellschaft gelten?

    Ich habe diesen zweideutigen Titel gewählt, um neugierig zu machen. Berufskrankheit! :wink:

    Wie schon erwähnt: Ich denke, jeder ist anders, hat eine andere Trinkvergangenheit und andere Denk- sowie Suchtmuster. Und wie auch schon geschrieben: Gehe mit dem speziellen Thema jetzt sensibler um.

    Tja, morgen sind es zwei Monate. Zwei Monate nüchtern! :D

    Allerdings ertappe ich mich die letzten Tage immer wieder bei Versuchungsgedanken. Aber bis jetzt bin ich stark und habe den absoluten Willen, das jetzt durchzuziehen. Es sind (bei mir) ja wirklich nur Momente, ein paar Minuten oder so, in denen mich Whiskey anmacht.
    Mit Ablenkung, Schokolade und Tee komme ich aber gut durch diese kurzen Abschnitte.

    Und! Die Sonne scheint! Endlich. Ich hoffe, Ihr habt auch so schönes Wetter wie ich hier. Wurde nach den grausig kalten und verregneten letzten Wochen ja auch wirklich Zeit.

    Wünsche Euch ein wunderbares trockenes Wochenende,

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

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