Hallo,
heute habe ich mal wieder mit meinem Bruder telefoniert. Insgesamt wurden ihm nun seit mehr als einer Woche 13 Liter Wasser "entnommen", einerseits durch Punktionen, andererseits durch entwässernde Tabletten. Er ist wohl mit 73kg ins Krankenhaus gekommen, hat jetzt noch 60kg.
Als ich ihn fragte, wie es ihm ginge und wie es weitergehen solle, meinte er, er hoffe, dass man ihn am Freitag entlassen würde und dass die Untersuchungen (welche genau, dazu ließ er sich nicht aus) nun abgeschlossen seien und er nur noch auf die Ergebnisse warte.
Er spricht so, als seien es wirklich Untersuchungen, die ihm Ergebnisse liefern könnten, von wegen "wenn wir jetzt dies und das tun, sind sie in drei Wochen wieder fit".
Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Lügt er? Verschließt er die Augen vor der Wahrheit? Glaubt er wirklich, mit einer Behandlung könne alles wieder gut werden? Oder weiß er genau, was los ist und versucht mir etwas vorzumachen?
Wie gut können Alkoholiker lügen bzw. wie gut glauben sie lügen zu können? Warum reagiert er gar nicht darauf, dass ihm meine Schwester auf den Kopf zu gesagt hat, was mit ihm los ist? Und warum sagte er, als ich ihm sagte, er solle schnell wieder auf die Beine kommen "Das liegt ja nun nicht in meiner Hand?" Und warum antwortete er auf diesen Satz meiner Mutter: "Da gibt es ja nun nur noch entweder - oder" (damit meinte sie: aufhören zu trinken oder sterben) mit "Nee, da gibts kein "oder"?
Kann mir irgendwer erklären oder helfen? Ich bin so ratlos... zwischendurch möchte ich immer wieder glauben, dass es nicht der Alkohol ist, der ihn da hin gebracht hat. Ich möchte immer wieder glauben, er trinke nicht, obwohl ich es doch besser weiß. Ich möchte glauben, dass er mich nicht wissentlich belügt... Ich möchte, dass mir jemand sagt: doch, Mädchen, er lügt, akzeptier das!
Traurige und ratlose Grüße von
Schnurzpiepe