Hallo Forum,
mein alkoholkranker Mann, von dem ich seit ca. 2 Jahren getrennt lebe, ist nun verstorben.
Ich war getrennt und hatte, denke ich, kapiert, dass ich ihn nicht retten kann, dass er seinen Weg (in den Säufertod) gehen "muss". Ich hatte Abstand. Hab ihn auch jetzt noch. Beispielsweise habe ich kaum Schuldgefühle.
Gestern sah ich mir Fotos aus unseren guten Jahren an. Und denke in LIebe an diese Zeit.
Ich bereite die Bestattung vor und empfinde Liebe.
Gleichzeitig auch negative Gefühle wie Wut und Hass, aber die beziehen sich auf das, wie er zuletzt war.
Die Gefühle der Fürsorge und der Liebe waren echt und die lasse ich mir von niemandem absprechen. Unterentwickelt war (und ist vielleicht noch) sicherlich mein Selbstschutz und mein Selbstwertgefühl, also quasi Liebe und Fürsorge zu mir selbst.
Ich finde, dass hier teilweise zu abwertend über zwischenmenschliche Gefühle gesprochen wird. Wir gehen nicht gut mit uns um, wenn wir unsere Gefühle für den alkoholkranken Partner einzig und allein unter dem Blickwinkel der Abhängigkeit vom Partner gesehen wird.
Co-Abhängige Menschen sind nicht alle kontrollsüchtige Menschen, die darauf aus sind, ihr schlechtes SElbstwertgefühl aufzupeppen, indem sie einen anderen Menschen zwangsbeglücken wollen.
Diese Sichtweise ist sehr negativ und abwertend.
Es ist sicher krank, sich festzubeißen an Problemen, die man nun mal nicht ändern kann.
Es ist notwendig, einzusehen, dass man als Partner einen Alkoholkranken nicht kurieren kann.
Es ist ebenfalls notwendig, sich seinem eigenen Leben und seinen eigenen Gefühlen zuzuwenden.
Aber es ist nicht notwendig, die Liebe und Fürsorge, die man nun mal empfindet, nicht mehr ernst zu nehmen und abzuwerten als bloßen Psychoschaden.
Seien wir gut zu uns!
Doro