• Hallo,

    kalter Entzug hat mich vor rund 14 Jahren das Leben gekostet.
    Ich wurde ins KKH eingeliefert und auf der Intensivstation als "klinisch tot" behandelt.
    Dank moderner Technik und engagierten Ärzten, bin ich dem Satan noch mal von der Schippe gesprungen.
    Vielleicht war's auch nur Zufall oder innerer Überlebenswille oder "gerade noch rechtzeitig".
    Ich will's garnicht wissen.

    Das (Wieder)Erwachen war die Hölle pur. Ich mag's nicht beschreiben; es war einfach nur furchtbar.

    Nach 1 Woche Kampf war ich wieder da.
    Mein Körper sah aus, wie eine überreife Banane (durch Fixierungen und Infusionen, ich konnte nicht mehr reden, und mich nicht kontrolliert bewegen.
    Ausscheidungen wurden durch Katheder resp. künstl. Darmausgang "erledigt".
    Nach 2 Wochen konnte ich dann einigermaßen verständliche Sätze sprechen und langsam ging es körperlich und psychisch wieder bergauf.

    Ich möchte betonen, daß dieser kalte Entzug nicht freiwillig war.
    Meine Angehörigen nutzten "die Gunst der Stunde", weil ich zu schwach war um "Nachschub" zu besorgen.
    Nein, sie wollten mich nicht umbringen, sie meinten es tatsächlich nur gut.

    Sie waren der Meinung, daß es mir besser geht, wenn ich den "Rausch ausgeschlafen habe" und wollten mich mit Kraftbrühe und Kamillentee wieder aufpäppeln.

    Woher sollten sie den Unterschied zwischen "ausnüchtern" und "trocken entziehen" auch kennen ?

    Seitdem weiß jeder meiner Angehörigen und Freunde, daß sie mich selbst bei dem Verdacht, daß ich etwas getrunken habe, sofort den Notarzt anrufen sollen.

    "ich würds doch nicht anders machen, wenn jemand von Euch versehentlich Rattengift geschluckt hat".
    dieses Beispiel hat überzeugt

    LG
    gipfel

  • hallo allerseits,

    ich hab zu diesem thema ein frage bzw. problem.

    ich bin bereits seit fast 8 monaten abstinent, dennoch habe ich (leider) immer noch freundinnen, die trinken. der konsum bei denen besteht meistens am we. insbesondere bei einer sehr lieben freundin besteht am we ein konsum von ca. 2 flaschen wein - mal mehr mal weniger, aber sie versteht es ganz gut, sich einmal die woche komplett wegzuschiessen. all mein reden hat nichts gebracht.....

    meine frage ist, hat sie mit diesem konsum auch einen kalten entzug??? wo fängt das und wo hört das auf? sicherlich kann man da nicht abgrenzen, aber ich würde ihr gerne einmal schwarz auf weiß zeigen was soviel betroffene zu diesem konsum sagen und wie gefährlich das zuletzt sein kann, damit sie endlich begreift was los ist.

    danke im vorfeld und einen schönen sonntag allen :)

  • Servus Purzelbaum,

    möchte Deine Bekannte sich denn mit diesem Thema so auseinandersetzen, wie Du das für sie machst?
    Wenn ja, dann kann sie sich gerne hier anmelden und ihre eigenen Schlüsse erarbeiten.
    Wenn nein - nun, wir können niemand trocken legen. Wir können auch niemand gegen seinen Willen vom kalten Entzug abhalten, so gerne wir das möchten.
    Es gibt immer wieder Menschen, die trotz besserem Wissens einen kalten Entzug machen und das auch noch sehr fadenscheinig "entschuldigen".

    Also, bleib bei Dir, kümmere Dich um Deine Trockenheit. Damit hilfst Du Dir mehr, als mit allem Anderen.

    LG
    Spedi

  • hallo spedi,

    ja du hast recht - nur leider konnte ich sie selbst noch nicht soweit bewegen, dass sie selber etwas unternimmt oder erfahrungen annimmt.

    vielleicht hast du recht und ich sollte mir nicht soviele sorgen darum machen, sondern einfach bei mir bleiben (fühl mich dann aber schon wieder ein stück weit egoistisch).

  • Ich habe das erst jetzt gelesen und mir ist ganz anders
    Vor ca. einem Jahr hatte ich Dienstag Abend beschlossen ein Telefonbuch in die Hand zu nehmen und nach Hilfe zu suchen.
    Ich rief die erste Stelle an die ich grade fand, es wurden mir die anonymen Alkoholiker empfohlen.
    Heute nichts mehr trinken, morgen in die SHG. Genau so habe ich das gemacht.
    Niemand machte mich auf einen Arztbesuch aufmerksam; das ganze Jahr über wurde nicht einem Neuankömmling ein Arztbesuch angeraten.
    ( fast alle Besucher kommen zwar frisch aus dem Entzug, stationär direkt aus der Klinik im Hause aber ich und einige andere Personen hatten keine Ahnung was ein "Kalter Entzug" bedeuten kann)

    Danke vielmals für deinen Bericht, mir ist ganz schlecht
    ich muss das SOFORT ändern in meiner SHG.

    Herzliche Grüße

  • Zitat

    (fühl mich dann aber schon wieder ein stück weit egoistisch).

    Hallo Purzelbaum,

    bleib bei dir und kümmere dich jetzt gut um DICH, das ist ein ganz gesunder Egoismus! :)


    Hallo mutig,

    ich finde es sehr gut, daß du die Wichtigkeit des Arztbesuches in deiner realen Gruppe thematisieren wirst.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • ich habe gerade diese Suchtberatungsstelle angerufen, die ich damals anwählte
    es wurde mir gesagt, dass es sich um ehrenamtliche Mitarbeiter handelt die Suchtberatung geben...... mehr können sie nicht tun.
    Ich bin jetzt schon sehr verärgert und werde mir weitere Schritte überlegen
    die dieses Problem doch besser lösen können, dass man es wenigstens anspricht einen Arzt zu konsultieren.
    Hmm

  • Heute steht in der Zeitung, dass die Sängerin Amy Winehouse offenbar an einem kalten Entzug gestorben ist.

    Die Schlagzeile "Todesursache Abstinenz?" sagt zwar wieder viel aus über den Umgang der Gesllschaft und der Medien mit dem Thema Alkoholismus :roll: , aber immerhin wird im Artikel darauf hingewiesen, dass Amy vor drei Wochen gegen den ärztlichen Rat plötzlich mit dem Trinken aufgehört hat, und dass Mediziner davon ausgehen, dass die plötzliche Abstinenz bei Alkoholkranken zu schweren Komplikationen wie Halluzinationen, Kreislaufzusammenbruch und Tod führen kann.
    Falls sich dies offiziell bestätigen sollte und die Berichterstattung weitergeht, könnte das ja die allgemeine Aufmerksamkeit für die Thematik erhöhen.

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo Karsten
    das stimmt leider.Viele sehen eine Entgiftungsstation,geschweige den eine Therapieeinrichtung nicht von innen und sterben dann,liegen zu Hause bis sie gefunden werden.Ich war jahrelang im Millieu und kann sagen das man von seinen Mitmenschen wie Dreck mitunter behandelt wurde.Wohl dem der eine Familie hat die zu einem hält.Hatte ich nicht und habs dann auch noch geschafft.Bei den Netzwerken die es für Alkoholiker gibt,müßte die Todesrate nicht so hoch sein.Wie du auch geschrieben hast, Ausreden gibt es genug,und der erste Schritt muß vom Süchtigen selbst kommen.Tschüß K.U.D.68

  • Hallo Paulina
    ich hoffe das nimmt nicht solche Ausmaße an wie bei Michael Jacksen
    Ich vermute einfach es war nicht anders als des "Guten"zuviel wie bei Elvis,Maichael und jetzt Amy.Süchtig waren se alle.Meine persönliche MeinungK.U.D.68

  • Hallo Karsten
    auch wenn nur einer durch solche tragischen Umstände seine Krankheit begreift ist das ein Erfolg.Man muß der Tatsache ins Auge sehen das eben bei vielen es aus welchen Gründen auch immer es nicht möglich,meine ihnen nicht möglich ist aus den Suchtkreislauf rauszukommen.Die Therapeuten sind jedenfalls bei der Sache und der Süchtige muß wollen.Das paßt dann auch.Ich habe 8 Jahre gebraucht und liege damit gut im Durchschnitt.Es ist schwer,aber es geht und man macht das alles alleine sich verändern.Therapeuten leisten nur Hilfestellung.K.U.D.68

  • Hallo,

    ich bin ja total geschockt!

    Ich hatte davon auch keine Ahnung, wie tragisch das ausgehen kann!!!
    Ich war schon stolz, dass mein XY 5 Tage nichts getrunken hatte, da er jeden Abend seine 3 Ltr. Bier hatte und am Wochenende 10x 0,5er.

    Das Thema sollte wirklich ausgiebiger behandelt werden!

    Wie ist die Zeitspanne nach dem ersten kalten Entzug, wo was passieren kann? Gibt es da Richtzeiten?

    Ich bin fassungslos.


    LG Maggy

  • Guten Abend
    ich habe in den Endzwanzigern auch so manchen kalten Entzug gemacht.Ich kannte nicht einmal den Ausdruck,geschweige die eventuell tragischen Folgen.(Delirium)Aus heutiger Sicht unverantwortlich und nur Glück gehabt.Ich weiß nicht ob das jetzt unbedingt zum nachahmen ist,aber ich hab damals immer erst meine Sucht befriedigt -zum Arzt-Überweisungsschein-Taxi/Zug und ab in die Klinik.Reisetasche war immer gepackt.So bin ich auch meistens immer 14 Tage dageblieben.Nach den Erfahrungen des kalten Entzuges die ich zuhause oft alleine durchgemacht habe war es das kleinere Übel.
    Gruß Kay

  • Nabend @ll,

    ich erinnere mich an meinen letzten Entschluss mit dem Trinken aufzuhören und dem frühmorgendlichen Anruf bei meinem Hausarzt.
    Der kam auch umgehend bei uns Zuhause vorbei und versuchte für mich sofort einen stationären Platz in der Klinik zu besorgen.
    Es war allerdings nur ein "Flurplatz" frei, dort hätt ich den ganzen Tag und die Nacht bis zum nächsten Morgen verbringen müssen,
    und das wollte ich nicht.
    Mein Arzt verstand das und rief meinen Mann aufm Handy an und gab ihm unmissverständlich zu verstehen:
    "Sorg dafür, das deine Frau bis morgen früh genug zu trinken hat. Sie darf auf keinen Fall aufhören! Sorg dafür!"
    Da mein Mann auf der Arbeit und gerade nicht so gut abkömmlich war, rief er wiederum meine Schwester an um ihr die
    notwendige "Gebrauchsanweisung" für mich zu geben.
    Meine Schwester kam, mit einer 6er Kiste Rotwein, sofort an und blieb bis mein Mann nach Hause kam.
    Mein Arzt kam später am Abend nochmal kurz vorbei, Blutdruck ect. gemessen und nochmal daran erinnert mich nicht nüchtern werden zu lassen.
    Bis zum nächsten Morgen wurde fürsorglich für mich "gesorgt".
    Danach gings ab in die Klinik - zum "wohlverdienten" Entzug unter ärztlicher Kontrolle - genauso - wie es sein soll.

    Fazit: KEIN KALTER ENTZUG!!!

    *** Mach Fehler ***
    * und lerne daraus *

  • Liebe KaffeeBase!
    Da hast Du zum Glück einen Arzt, der Ahnung hat. Davon gibt´s leider viel zu wenige.
    Auch ich muß gestehen, obwohl ich in der Branche tätig bin, hab ich bis zu meiner 2. stationären Entgiftung vom kalten Entzug so gut wie keine Ahnung gehabt. Unglaublich, aber leider wahr.
    Gruß
    drybabe

    never give up

  • Grüß Dich drybabe,

    ich muß mich Dir da anschließen, ich hatte auch keine Ahnung, obwohl das mittlerweile mein 3. (und - so Gott will - mein letzter) Entzug war.
    Die beiden Male zuvor klappte es halt direkt mit der stationären Entgiftung/Entzug.
    Ich war auch völlig erstaunt - mein Arzt klärte mich daraufhin erstmal auf.

    *** Mach Fehler ***
    * und lerne daraus *

  • O man....zu heftig!!!

    Auch wenn man googelt, kommt da auch nicht allzu viel, so wie man es eigentlich erwarten sollte!!!

    Ich bin darüber eigentlich stinkesauer!!
    Über Alkoholismus kriegt man Informationen an Maß, aber das mit dem kalten Entzug bleibt auf der Strecke!

    Und das eine hängt mit dem anderen zusammen, da man immer wieder hört, dass die Alkoholiker sagen, ich schaff das alleine.....
    Auweia....

  • "schluck"...muss mich gerade ganz feste dran erinnern, dass das alles 10 Jahre weit weg ist...und das soweit alles wieder gut ist.

    Meine Mutter hat damals jedes mal wochenlang von morgens bis abends besoffen sein mit einem kalten Entzug beendet. Dann kam ne längere oder kürzere Trinkpause, bis es von vorn los ging...Sie hat offensichtlich regelmäßig ihr Leben riskiert. Kann mich an ihre Entzugserscheinungen noch gut erinnern.
    Und wo ich fast nicht dran denken will: Ich war damals so überfordert und verstrickt, dass ich so manches mal gefundene Flaschen entsorgt oder sie die Dinger selbst hab auskippen lassen. ...Damit habe ICH ihr Leben riskiert...

    Nein, heute ist alles gut.

    Und es ist für alle Betroffenen, Angehörigen, etc. wichtig, dass dieser Beitrag immer wieder hoch geholt wird...

    Gruss Gela

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