Hallo zusammen!
In letzter Zeit habe ich mir häufig Gedanken darüber gemacht wo fängt Cö-Abhängigkeit überhaupt an?
Gehen wir einfach mal davon aus ich lerne einen Mann kennen und lieben. Von Alkoholproblemen weit und breit keine Spur zumindest aus meiner Sicht. Oder müsste ich schon stutzig werden wenn der Mann in Gesellschaft oder bei Feier sich betrinkt das machen schliesslich viele Menschen.
Einen Schritt weiter wir lieben und verstehen uns so gut dass wir heiraten. Der Mann trinkt weiterhin bei Feiern sehr viel aber nur dann. Ich meinerseits bin schon leicht angenervt da ich nicht leiden kann wenn er so viel trinkt aber beruhige mich wieder. Bin ich da schon cö-abhängig?
Ich beobachte auch nicht sein Trinkverhalten oder rechne ihm vor wieviel Bier er getrunken hat, spielt auch keine Rolle ob er von 5 oder 20 Bier betrunken ist.
Irgendwann stelle ich aber fest dass er nicht nur bei Feiern trinkt sondern auch zuhause und fange an mir Gedanken zu machen. Ich liebe meinen Partner und bin in vielen Dingen auf einer Wellenlänge mit ihm aber weil ich ihn liebe mache ich mir diese Gedanken.
Ich spreche ihn auf seinen Konsum an und er bagatellisiert, naja denke ich vielleicht sehe ich das zu eng - er geht arbeiten und ist auch sonst sehr zuverlässig.
Irgendwann fange ich an unter seinem Konsum zu leiden und sage ihm das auch. Zuviel Alkohol macht auf Dauer krank, ich möchte nicht dass mein Partner krank wird, denn ich liebe ihn.
Ich merke Wesensveränderungen an ihm und sage ihm klipp und klar dass er ein Suchtproblem hat. Naja, die Fortsetzung der Geschichte kennen die meisten hier im Forum ja, es beginnt ein oft jahrelanger Kampf um seine Abstinenz.
Lange stehe ich ihm zur Seite denn ich weiss er ist krank. Das heisst aber nicht dass ich sein Verhalten einfach hinnehme sondern durchaus eigene Interessen entwickle weil mit ihm zusammen manche Dinge mir keinen Spass mehr machen.
Aber Distanz in den eigenen 4 Wänden ist fast unmöglich einzuhalten, ich leide immer mehr und habe das Gefühl er vermiest mir alles - es kommt Wut, Trauer sogar Hass in mir hoch, ich verliere jeglichen Respekt vor ihm.
Was mir so schwierig erscheint den richtigen Zeitpunkt um auszusteigen zu erkennen. Das liegt auch daran dass dieser Mensch krank ist und ich habe ihn viele Jahre meines Lebens mit all seinen Schwächen und Fehlern geliebt.
Schliesslich muss ich einsehen dass all meine Bemühungen umsonst waren. Ich lese sogar durch mein Verhalten hätte ich seine Sucht ein Stück weit mitgetragen.
Die Frage ist die - ist es bis zu einem gewissen Punkt nicht normal dass man so handelt. Es heisst ja in "guten und in schlechten Tagen" soll ich ihn direkt fallenlassen wenn Probleme auftauchen? Ich denke ich gehe dann wenn ich keine Liebe mehr für ihn empfinde.
Das waren jetzt mal so Gedanken zur Co-Abhängigkeit die ich mir gemacht habe. Ich selber halte mich schon für co-abhängig, aber bei weitem nicht in allen Punkten. Zum Beispiel habe ich mir bis heute meine finanzielle Unabhängigkeit bewahrt und immer eigene Interessen gepflegt.
Ich war auch noch nie der Mensch der sich aufopfert oder sich selber vergisst oder sogar im Mittelpunkt stehen möchte.
Was meint ihr zu diesem Thema, wann ist es Fürsorge für den Partner und ab wann ist jemand cö-abhängig?
Liebe Grüsse
Speranza