.... alles nicht so schlimm?

  • Hallo,

    meine Erkenntnisse sind noch sehr frisch und verglichen mit den Schicksalen anderer Betroffener ist vielleicht bei mir alles nicht so schlimm?

    Meine Geschichte: ich bin 43 Jahre alt, stehe kurz vor dem 21. Hochzeitstag und bin seit einer Woche hier am Lesen und Grübeln. Ich bin nicht mal selbst auf mein Problem gekommen, sondern wurde auf Grund eines sehr ernsten Gesprächs mit meiner Tochter (20) zu der Erkenntnis geführt, das ich co-abhängig bin.

    Mein Mann trinkt seit ca. 8 Jahren - begonnen hat es mit einem Kasten Bier und einer Flasche Kräuterlikör für die Woche und das WE - normal, ist halt ein Mann. Dann wurde es suggsessive mehr - inzwischen ist er bei 2 Kästen Bier und 4 Flaschen Kräuterlikör (nur zu Hause, nicht auf Arbeit), aber er hat kein Problem mit Alkohol. XY: "Ich gehe doch jeden Tag zur Arbeit, kümmere mich um Haus und Hof - mein Leben ist nur Schlafen, Essen, Arbeiten - aber ich bin glücklich." Er ist auch nicht gewalttätig - er sitzt halt nur mit diesem stierigen Blick abends vorm Fernseher oder schläft auf der Couch ein. Er kontrolliert wo ich wann bin, aber nur weil er sich Sorgen macht - und ich versteh das immer nicht. Er hat auch nachts keine Attacken, nur kann er halt nicht durchsschlafen und liegt viel wach. Er uriniert nicht irgendwo hin und weiß dann nichts mehr davon - in seinen Augen ist er ganz normal.

    Sicher gibt es viel Streit, weil ich unzufrieden mit der Situation bin. Bis vor ein paar Wochen war es auch nur dieser Knoten im Bauch, den ich früher nicht hatte, der mir intuitiv sagte, dass was nicht stimmt. Nach dem Gespräch mit meiner Tochter habe ich dann mit meinem Mann das erste Mal seit langer Zeit wieder über Alkohol gesprochen und er sagt, dass er kein Problem hat. Ich wäre doch diejenige, die hier ein Problem hat, er macht alles wie immer und was ich bloß will, er rackert sich ab (ich gehe auch vollzeit arbeiten) und ich bin immer nur unzufrieden, ob mir das, was wir haben nicht mehr reicht. Zack hatte ich den schwarzen Peter in der Hand und das Spiel war beendet.

    Ich dreh mich dann um und denk vielleicht hat er ja recht - ich übertreibe nur und bin selbst das Problem, denn es geht uns finanziell gut, die Tochter geht ihren Weg und vielleicht ist alles nicht so schlimm, wie ich mir das immer einbilde. Er würde ja für mich, aber nur für mich mit dem Trinken aufhören sagt er, aber ein Kasten Bier in der Woche ist wohl noch erlaubt (seine Worte)? Er ist ja schließlich kein Alkoholiker. Er sagt mir auch ständig, dass er mich liebt und mir jeden Wunsch erfüllen würde (was sicher auch so ist), aber ich habe nur einen Wunsch. Ich hab so wenig Argumente - bei den Diskussionen. Mein Gefühl ist- seine Welt ist rund und ich bin die Ecke (was figurtechnisch gar nicht geht :) ) die piekt darin.

    Wie gesagt - ich beschäftige mich erst seit so kurzer Zeit mit dem Thema, aber was ich hier und woanders über diese Sucht und die Co-Abhängigkeit gelesen habe, bleibt für mich nur noch der Schluss, dass wir mitten im Schlamassel stecken. So wie es jetzt aussieht fehlt ihm aber jede Einsicht in seine Krankheit und mir geht es gar nicht gut dabei - ich bin innerlich völlig zerrissen. Wie oft muss ich mit ihm reden - was soll ich tun???? Ich fühl mich als Versagerin und Störenfried, Zicke wie auch immer obwohl mein Verstand mir nach allem was ich hier erfahren habe sagt, dass das nicht so ist - es sind halt meine Gefühle. Meine Tochter hält zu mir, denn es sind auch schlimme Dinge von ihm zu ihr gesagt worden, wenn ich früher nicht da war, aber sie hat sich nie beschwert. Das war immer er, wenn sie nicht so funktioniert hat wie er wollte.

    Jetzt habe ich doch sehr viel geschrieben, es tat mir gut und ich hoffe es hat jemand Zeit, mal mein Luxusproblem? zu lesen und vielleicht bilde ich mir alles nur ein und es ist ...... alles nicht so schlimm

    Danke und LG
    lütte69

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hey Lütte,

    ich hab nicht viel Zeit grad, denn ich muss zur Arbeit.

    Du hast Recht mit deinen Eindrücken! Es ist nicht normal. Ob er sich bewusst über sein Problem ist und es ignoriert, oder absolut davon überzeugt ist, weiß ich nicht. Diese Manipulationsspielchen kenne auch ich.

    "Alles nicht so schlimm". Hm. Nach dem, was du berichtest, ist es schon schlimm für dich UND hat definitiv schlimme Konsequenzen. Schlimmer geht immer.
    Es gab eine Zeit, in der waren meine Eltern in der selben Situation. Die Zeit ist nun ca. 12 Jahre vorbei- es wird immer schlimmer. Das Potenzial ist dafür bei euch auch vorhanden.
    Du kannst ihm nciht helfen, es muss bei ihm Klick machen.

    ABER du kannst dir helfen.
    Was willst du denn? Wovon träumst du? Was sind deine Wünsche?
    Ist das mit deinem Mann zu vereinbaren?

    Liebe Grüße!
    Zimttee

  • glück auf lütte

    Zitat von lütte69

    alles nicht so schlimm?

    mir scheint s is schlimmer als du dir eingestehst?
    hast du mal mit deinem xy drüber gesprochen wie mies du dich fühlst?

    sorg dafür, dass es dir gut geht.

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,

    ich habe versucht ihm das klarzumachen, dass es mir bei seinem betrunkenen Anblick schlecht geht, dass ich einen "Knoten" im Bauch habe, wenn ich nach Hause muss. Weisst Du, eigentlich habe ich noch nicht so viel geredet - meine Angst vor was auch immer war irgendwie zu groß - ich konnte das Problem bis vor Kurzem ja auch nicht wirklich benennen. Ich hab nur gemerkt, dass ich mich nicht wohl fühle in seiner Nähe und hab das auf mich geschoben, dass ich irgendwie komisch bin. Das sagt er mir ja auch - ich lach nicht mehr, bin nicht mehr fröhlich, aber ich fühl mir irgendwie wie sein Spiegelbild - schau wie er drauf ist gute Laune - schlechte Laune und versuch darauf zu reagieren. Bis vor 3 Tagen war das für mich normal - jetzt hab ich dieses Forum studiert und seh mich vor einem großen Berg mit dichtem Dschungel und muß rüber und durch. Theoretisch ist mir vieles klar geworden - die Praxis ist schwer. Es sind immer wieder diese Zweifel - es müsste uns doch gut gehen und für ihn ist es auch so für mich nicht. Im Moment bin ich in der Kontrollphase und schau wieviel er trinkt und wo die Verstecke sind - wenn ich ihn anspreche bin ich unzufrieden und undankbar, wenn ich ihm sage, dass ich den Eindruck habe, er ist nicht glücklich - meint er ich spinne und bilde mir das alles ein. Ich steh schon mitten im Dschungel und muss da raus.

    Wieder zu viel geschrieben? Aber dies hier ist im Moment mein Ventil

    Danke Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Zimttee,

    danke für Deinen Eintrag - war sehr wichtig für mich. Sicher sind wir von außen betrachtet noch nicht am Ende der Fahnenstange, aber eigentlich habe ich genug von der Sache. Es gibt aber so viele kleine Teufel in mir, die von Verantwortung für die entschiedene Sache, von eigener Unzulänglichkeit, von du hast ihn mal geliebt ... reden und sie labern mich im Moment voll. Aber ich hab wohl vorhin nach meinem ersten Eintrag einen wichtigen Schritt gemacht - ich hab morgen einen Termin bei der Suchtberatung. Ich lege so viel Hoffnung darein, denn es hat mich einen Haufen Überwindung gekostet.

    LG Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • "Du hast in die Ecke gepinkelt und weisst es nicht mehr. "

    Mit diesem Satz alleine hast du schon alle Trümpfe in der Hand.
    Weil du nämlich nicht auf Männer stehst, die sowas machen.
    Klar wird er versuchen, das Thema dann auf andere Gebiete wie Arbeit und Liebe zu richten, solltest du dich auf einen Streit einlassen.
    Nur warum solltest du das? Du magst keine Männer die sich anpinkeln. Punkt.
    Wenn du dich auf das "gar nicht so schlimm Spielchen" einlässt, dann verlierst du deinen Verstand. Der wird dir dann nicht mehr helfen können, weil du ihn ja veräppelst indem du dir die Wirklichkeit schön redest.
    Du bist dann der fette hässliche Wicht, der alles kaputt macht und übertreibt. Er ist der aufgeblähte Gockel der alles im Griff hat.
    Er hat dann was er will. Und du?
    Wie gesagt:
    Wiederhole einfach die Dinge, die passiert sind, so ruhig wie möglich.
    Habe ich schon erwähnt, dass er in die Ecke gepinkelt hat?
    Hat er.
    Traust du dich das schon nicht mehr, weil du Angst davor hast wie er reagiert, dann habe einfach keine mehr.
    Ist nicht nötig.
    Der Wicht ist er.
    Und du hast das alles nicht wirklich nötig. Nichts davon.


    LG

  • Hallo Lütte,

    hallo hier im Forum! Schön, dass du da bist.

    Deine "Luxusprobleme" kann ich sehr gut verstehen. Ich stand ja mal genau so da. Und habe gedacht, "bin ich falsch? Rede ich mir alles nur ein? Mache ich es verkehrt?" Und mein Exmann hat in die Kerbe reingehauen und bestätigt, dass ich alles völlig verkehrt sehe, dass er alles im Griff hätte, dass ich wohl bescheuert wäre... Und die Alkoholiker, das sind ja wohl gaaaanz andere...

    Nein, es sind keine Luxusprobleme, die du hast. Es sind deine Empfindungen, die dich betreffen und die dein Leben gerade bestimmen und dich mehr als unzufrieden machen. Und du hast Recht, dass du dir jetzt Hilfe suchst und dich auf den Weg machst, da Klarheit reinzukriegen. Für dich, denn für ihn ist ja soweit alles klar. Das ist das Fatale, du wirst ihn nicht überzeugen können oder sonstwas, du kannst was für dich machen, nicht für ihn. Aber das ist eine Menge.

    Mich hat es damals sehr erleichtert, als ich anfing, loszugehen. Zu spüren, ich kann was für mich machen, ich kann aktiv werden und dadurch wieder immer mehr Freude am Leben und Selbstbestimmung bekommen. Mich unabhängig machen von seiner Sucht. Das war ein gutes Gefühl! Ist es noch!

    Zitat

    Wieder zu viel geschrieben? Aber dies hier ist im Moment mein Ventil


    Gut so! Du kannst garnicht genug schreiben und hier rauslassen, hier ist eine gute Stelle dafür. Diese Ventilwirkung hatte ich auch, als ich hier ankam, ganz doll sogar. Es tat so gut, endlich verstanden Menschen meine "Luxusprobleme", hielten mich nicht für gaga. Und das ist noch so. Ich bin schon 5 Jahre dabei, und es tut noch immer gut.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo lütte69,
    schätz´mal das ist kein Luxusproblem. Kenn´die Argumentation deines Mannes von mir. War ähnlich - ich glaubte auch durch meine Arbeit, Leistung und kümmern ums Kind mir meine "Auszeiten" sprich Rausch "verdient" zu haben. Nur der Alk machte definitiv keinen besseren Menschen aus mir - meine Frau lebte in ständiger Panik den Mr. Hyde anzutreffen. Die von dir beschriebenen Argumente deines Mannes sprechen schon irgendwie für Suchtverhalten. Das Rechtfertigen und wenn das nicht fruchtet dann Gegenangriff. Wie gesagt, kenn ich von mir - aber als Täter. Und eines hab´ich begriffen: Jede Frau hat sich Sicherheit und einen konstanten Partner verdient auf den sie sich verlassen kann. Ich glaubte auch ewig nicht süchtig zu sein - ein Spitalsaufenthalt wegen extremen Gewichtsverlustes brachte die Wahrheit ans Licht (klar, hab´mich fast nur flüssig ernährt). In der ersten Nacht (ohne Stoff) wars dann auch mir klar, redete Klartext mit den Ärzten (die ich bei der Aufnahme über meinen Alkoholkonsum voll belogen hatte) und begann die Entgiftung.
    Übrigens, meine Frau sagte vor dem Spitalsaufenthalt, nach dem ich beim Spielen mit unserem Sohn wieder mal eingeschlafen war, sie hasse meinen dumben Gesichtsausdruck wenn ich was getrunken habe...
    Gruß & alles Gute, Zoolander!

    Um sein Gefühl zu verlagern auf Knopfdruck
    muss man sich fragen, was man sich in den Kopf tut,
    bis man dann irgendwann jede Abfahrt wählt,
    wenn's von Anfang an immer nur abwärts geht.

  • Hi - danke, danke an euch alle - könnte schon wieder losheulen, wenn ich das alles lese, bin derzeit wahrscheinlich ziemlich unten - hoffe, weit genug.

    schnuffig - hab mich wohl falsch ausgedrückt - mein xy macht das eben nicht, es gibt für mich im Moment keine Ecke zum angreifen, weil es ist ja nur der Alkohol - ansonsten ist es so wie immer. Ich habe das nur in verschiedenen Beiträgen gelesen, dass manche Männer das eben machen und das für mich dann ein Argument wäre. Aber das verzwickte an der Sache ist, dass meine Argumente nur meine Empfindungen und Gefühle sind und er die als Hirngespinste abtut. Danke für Deine aufmunternden Worte - einem Disput kann ich wahrscheinlich nicht aus dem Weg gehen und im Moment sieht es so aus, als ob es schon dieses Wochenende so weit kommen könnte. Ich liebe Harmonie und keinen Streit - es ist schwer.

    Aurora - liebe Aurora - ich habe deinen Thread von vorn bis hinten durchgelesen - der Name sind meine Empfindungen, ich bewundere dich wie du das durchgezogen hast und möchte dich drücken wegen der schweren Dinge die Dir dieses Jahr passiert sind und hoffe, dass Du so eine tolle Frau bleibst, als die ich Dich hier kennengelernt habe. Deine Geschichte war auch der Anlass für mich, hier Hilfe zu suchen.

    zoolander - danke auch Dir für die offenen Worte - toll für mich und andere, dass Du da so drüber schreiben kannst. Ich rede mir den Mund fusselig, dass er zum Arzt gehen soll - xy: "Ich bin gesund und glücklich" - und ich? Bin kopfkrank und unglücklich? Diese sch... Gefühle

    Das ist auch was, was ich nicht verstehe bzw. wo ich mich nicht verstehe. Theoretisch ist mir alles klar, die Schritte, was zu tun ist - ich denke, ich habe auch innerlich schon eine Menge Abstand gewonnen, aber wenn wir dann telefonieren (er ist z.Zt. unter der Woche auf Montage) dann ist alles gut. Dann fühl ich mich so egoistisch und gemein, dass ich ihn aus seiner heilen Welt rausholen muss, weil sie ja nur für mich kaputt ist. Wieviel hilft da das Reden? Wie viele Chancen muss ich ihm geben? Will ich das? Ich fühl mich innerlich so weit weg von ihm. Ich muss in diesem Fall ja auch Entscheidungen treffen, die unser Umfeld schockieren werden. Wir sind eine heile glückliche Familie nach außen und ICH muss das tun und ich hab Angst davor - auf Deutsch ich hab die Hosen gestrichen voll. Aber es wird wohl keiner für mich tun. Ich setze wie gesagt viel Hoffnung auf den Termin bei der Suchtberatung morgen. Und heute treff ich meine Tochter für einen Abend und werd das auch noch mal mit ihr besprechen.

    sehr konfuse Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo lütte,

    ob etwas "schlimm" ist oder nicht, ist immer relativ. Entscheidend ist aber allein, wie es Dir mit dem Trinkverhalten Deines Mannes geht. Wenn Du damit "Bauchschmherzen" hast, dann ist es für Dich schlimm. Natürlich gibt es viel schlimmere Fälle, aber das sollte doch für Dich keine Rolle spielen!

    Mein Mann geht auch arbeiten, trinkt "nur" Bier, ist nicht gewalttätig, trinkt nicht zu Hause, uriniert nicht in die Ecke usw., aber es stört mich trotzdem sehr!

    Ein "Luxusproblem" ist es keineswegs!

    Und solange nicht die nötige Einsicht da ist, wird sich auch nichts ändern - ganz im Gegenteil - es wird allmählich schlimmer.

    Wünsche Dir alles Gute!

    LG
    lawyer

  • Hey lütte69,
    mein XY trinkt nur auf Arbeit sein Feierabendbier und kommt dann nach Hause und Schuld daran ist der Chef, die momentane Arbeitssituation und auch ich, dass er trinkt.
    Das höre ich mir schon seit 4 Jahren an und der Konsum hat sich von 1 x pro Woche auf 3 x pro Woche gesteigert. Zumal dazu kommt, dass er wenn er nüchtern ist, sehr beleidigend, verletzend und verhöhnend ist. Und vieles mehr. Ich bin einfach zur Suchtberatung mit meinem Kopf "von durcheinander" und habe mich sortieren lassen. Was, wieso und warum. Auch der Kontakt zu trocknen Betroffenen hat mir die Augen geöffnet. Ich bin nun soweit, dass ich beschlossen habe, anzufangen mich selber gern zu haben und mich abzunabeln. Mit jedem Tag wird mir glasklar, dass ich selber für mich was tun muss und für unsere Tochter. Die denkt dann, so muss eine Ehe geführt werden!!! Das muss man aushalten??? Nee, nee.
    Tue dir sowas nicht, stehe auf und sei stolz auf dich.
    Lass dich nicht erniedrigen und unterwerfe dich nicht dieser Situation. Gib Dir Zeit, viel Zeit.
    Setze dich nicht unter Druck. Ich glaube so ca. 1-2 Jahre dauert es, bis man stark genug ist. Ich bin auch noch am kämpfen. Gruß

    Befreien von Co-Abhängigkeit

  • Hallo Befreiung,

    danke für Deine Gedanken. Auch das ist ein Zeichen meiner inneren Zerrissenheit. Wie schon gesagt, ist mir theoretisch eine Menge klar geworden und theoretisch (in Gedanken) weiß ich was ich ihm sagen will, theoretisch muss ich raus da und eigentlich will ich auch gleich alles und jetzt machen. Dann komm ich nach Hause und alle Theorie platzt wie eine Seifenblase, ich fall wieder in mein Muster und fühl mich hinterher noch mieser und mach mir Gedanken, was ich da oder da hätte sagen sollen ... und am Ende bin ich wütend auf mich. Geduld gehört im Moment nicht so zu meinen Stärken.
    Wir leben ja noch zusammen - wie soll ich mich da abgrenzen? Wenn ich allein was unternehme, dann kommen zwischendurch Anrufe, weil er sich ja Sorgen macht. Wenn ich dann nach Hause komme sehe ich Vorwürfe, weil ich ja was gemacht habe was mir Spaß macht. Und das zieh ich mir rein und überlege beim nächsten Mal, ob ich losgehe oder mach das wenn wer ab und zu auf Montage ist, aber mein schlechtes Gewissen ist dabei.

    Es ist nicht gut so wie ich im Moment funktioniere, aber Gewohnheiten, Gedanken oder Verhaltensmuster zu durchbrechen fällt mir unsagbar schwer.

    AN ALLE - ich bin jetzt mal ganz egoistisch und freu mich für mich, dass es Euch alle und dieses Forum gibt - ich bin hoffnungsvoll und zuversichtlich, dass ich das auch schaffen kann - DANKE

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Servus lütte,
    wie gesagt schreib ich aus der "Täterposition" und es ist erschreckend wie sehr mir das alles bekannt vorkommt. Irgendwann wars bei uns soweit das unsere "glückliche" Beziehung nur mehr am Telefon stattfand. Teilweise lagen Glück und Unglück nur 30 Minuten auseinander - am Heimweg von der Firma (noch) nüchtern, telefoniert, gelacht, ernste Dinge besprochen. Kurz vorm heimkommen mal in die Stammkneipe und dann war ich ein anderer Mensch. Für nix mehr zu gebrauchen was Ehe betraf, Kind ging immer - aber weniger aus Freude sondern mehr aus Pflichtgefühl und schlechtem Gewissen. Haus, Garten usw. keine Chance.Überhaupt an Wochenenden - nach dem Kinderausflug war Schluß, musste ja für mich sein, hatte ich mir ja "verdient". Meine Frau gönnte mir und litt. Etwas was ich mir wirklich heute noch vorwerfe ist sie permanent in Unsicherheit gelassen zu haben. Gelogen, getarnt und ihr Vertrauen missbraucht. Wär ich damals ehrlich gewesen hätte ich ihr wenigstens Klarheit gegeben und ihr die Unsicherheit genommen. War ja schon lange nicht mehr der Typ den sie geheiratet hatte, zumindest nicht konstant, immer kurz mal wieder und dann wieder nicht. Muß die Hölle für sie gewesen sein...
    Alles nur erdenklich Gute, Zoolander!

    Um sein Gefühl zu verlagern auf Knopfdruck
    muss man sich fragen, was man sich in den Kopf tut,
    bis man dann irgendwann jede Abfahrt wählt,
    wenn's von Anfang an immer nur abwärts geht.

  • Hallo Zoolander,
    wie sehr sich die Geschichten leider ähneln. Gemeinsam unternehmen wir kaum noch was. Kind ist groß und lebt weit weg. Habe eben mit ihm telefoniert, da er auf Montage ist und mein Problem ist wieder da. Er war nett, sagt, dass er mich liebt und ich arbeite hier systematisch daran, seine heile Welt zu zerstören - es hat doch bis jetzt funktioniert. Diese bescheuerten Selbstzweifel, Angst vor der eigenen Courage. Er geht ja nicht in Kneipen - er trinkt abends sein Bier - 2,3 oder auch 4 und nebenbei immer mal an die Bar, die im Nebenzimmer steht und irgendwann ist die Kräuterlikör-Flasche halb leer. Ich denke auch, dass er nicht mal ein Glas nimmt, sondern aus der Flasche trinkt. Und irgendwann sitzt er dann mit diesem betrunkenen Gesicht neben mir und regt sich über alles und jeden auf und verbreitet schlechte Laune. Ich werd einsilbig und seh zu, dass ich ins Bett komm und wenn möglich schon schlafe (oder so tue) bevor er auch ins Bett kommt. Die Arbeiten hier am Haus und Garten erledigt er - wie gesagt, von außen betrachtet kommt er seinen sämtlichen Pflichten nach - die Familie ist perfekt. Daher rühren ja auch meine verdammten Zweifel. Wenn ich hier geschrieben habe geht es mir besser und dann denk ich "Ach Lütte, übertreibst du nicht ein bisschen, es ist doch alles nicht so schlimm" und dann ist da wieder sein Gesicht und ich könnt nur noch draufhauen - mach ich nicht, ich kriech in mein Schneckenhaus und heul wenn's keiner sieht.

    Mal 'ne Frage: Habt ihr es zusammen geschafft oder seid ihr getrennt.

    Ich sehe für mich keine Chance auf meine Heilung, wenn ich hier bleibe - ich weiß derzeit nicht, wie ich mich aus der Beziehung und dem Trinken rausziehen soll, wenn ich mittendrin lebe.

    Ich habe heute abend mit meinem Vater gesprochen und könnte bei ihm unterkommen und er hat mir angeboten, mich morgen zur Suchtberatung zu begleiten - das ist eine riesige Hilfe für mich. Den Unterschlupf nehm ich an, aber die Suchtberatung will ich erst mal allein aufsuchen.

    Meine Tastatur glüht wieder - aber es muss raus. Bin dankbar das es Euch gibt und froh über dieses Ventil.

    LG Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Tja, da wär ich mal wieder. Vor 1 Woche hätte ich jedem, der mir gesagt hätte, das ich morgens schon ab 4:30 im Internet Romane schreibe, gesagt, dass er sich einen guten Therapeuten suchen sollte. Und? Jetzt bin ich auf der Suche nach einem Therapeuten - Ironie des Schicksals? Manchmal hab ich Angst, das ich auch süchtig werde und zwar nach diesem Forum. Aber ich denke, wenn mein Herz- und Kopfchaos entwirrt sind, ist dieser Drang auch nicht mehr so stark.

    Aber ich weiß, dass ich was ändern muss und ich bin innerlich so unsicher, nur am zweifeln, dass ich viel Bestätigung von außen brauche, dass der Weg der richtige ist. Ich zweifel ja manchmal daran, dass ich mit den Schlussfolgerungen aus meinen Beobachtungen - nämlich dass mein Mann alkoholkrank ist - völlig daneben liege. Es gibt bei uns keine Gewalt, er kümmert sich um Haus und Hof, macht und tut, sagt, dass er mich liebt, würde mir so weit möglich, jeden materiellen Wunsch erfüllen. Wir haben keine finanziellen Sorgen und was mach ich???????????????????? Ich renn los und lass alles einstürzen, während er sich außerhalb den Buckel krumm schuftet - hab noch nicht mal die Kraft/Mut mit ihm darüber zu reden. Wir hatten erst 2-3 Gespräche in den letzten 2 Wochen und ich mach so ein Drama daraus? Wann ist man (Frau natürlich auch) alkoholkrank? Reichen dafür 2 Kästen Bier und 4 Flaschen Kräuterlikör in der Woche über einen langen Zeitraum aus?

    Dann das Gefühl ihn zu verraten, ihn hinter seinem Rücken schlecht zu machen, was bin ich für eine Frau? Ich habe ja nur mit meiner Tochter und meinem Vater darüber gesprochen, aber er war nicht dabei. Für meinen Vater war das neu, aber er steht hinter mir und ich kann jederzeit zu ihm gehen. Meine Tochter - wieder so eine Baustelle des schlechten Gewissens. Sie hat das ja schon als Kind und Jugendliche mitbekommen - sie steht hinter mir, unterstützt mich und ich kann mit ihr über alles reden. Sie ist froh, dass ich eingesehen habe, dass ihr Vater diese Krankheit hat. Also kann ich nicht so falsch liegen oder? In meinen Schädel reinzubekommen, dass er im Kopf krank ist, ist so schwer. Er liegt ja nicht da und ihm tut was weh und das Schlimme ist, er weiß es selbst nicht und will es nicht sehen. Ich muss es mal wieder für uns sehen und versuchen uns zu retten. Für mich ist das klar - ich hoffe er lässt sich auch retten - hab ich ansonsten versagt?????? Kopf sagt nein - Herz sagt ja.

    Darum muss ich räumlichen Abstand haben - ich kann mich nicht rausziehen und nur daneben stehen, wenn ich mittendrin lebe - dazu habe ich keine Kraft.

    Ich bin ein Konfusius - ich geh heute zur Suchtberatung und hoffe auf ganz viel. Ich weiß zwar nicht direkt auf was oder vielleicht doch - ich brauch Bestätigung für meine Vorhaben. Die große, starke Frau, die alles im Griff hatte, ist nur noch ein Haufen Zweifel.

    Ich brauch heute 'ne neue Großpackung Taschentücher - ich bin nur am heulen, wenn ich schreibe, wenn ich lese, wenn ich grübel, wenn ich zweifel - man Therapeuten waren doch nur was für gelangweilte Reiche oder total Verkorkste, aber ich brauch die jetzt auch - bin auch verkorkst und die Erkenntnis macht es nicht leichter.

    Was dieser Tag wohl bringt?

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte69,

    da Erkennen ist so schwer, ich weiss das alles, aber du wirst es schaffen, du bist stark.

    Nur eins will ich dir sagen, du kannst nicht euch retten !

    Nur dich.

    Danach kommt alles andere.

    Ich wünsche dir viel Kraft für heute !

    Liebe Grüsse

    MaryLou

  • Hallo MaryLou,

    danke für Deine Aufmunterung - das hilft mir sehr. Ich glaube ohne dieses Forum würde ich jetzt schon wieder aufgeben. Ich hab so tierische Angst vor der Situation, wenn er nach Hause kommt und ich seine Welt zerstören werde - ertapp mich selbst auch schon wieder dabei Gründe für's Aufschieben zu finden.

    Warum machen Menschen, die sich lieben, sich ihr gemeinsames Leben zur Hölle???????????????????????????

    aufgewühlt und kein Zweifel beseitigt (viele, viele Zweifel, aber nicht verzweifelt)
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Zitat von lütte69

    Ich hab so tierische Angst vor der Situation, wenn er nach Hause kommt und ich seine Welt zerstören werde - ertapp mich selbst auch schon wieder dabei Gründe für's Aufschieben zu finden.

    Warum machen Menschen, die sich lieben, sich ihr gemeinsames Leben zur Hölle???????????????????????????

    Guten Morgen lütte,

    DU zerstörst seine Welt nicht - das macht er selber.

    Über eines sollte man sich im klaren werden. Die Gefühle und Gedanken, welche Dir Angst machen interpretierst Du in ihn hinein. Es sind DEINE Gedanken und Vorstellungen, was passieren könnte, wie er sich fühlen könnte, wie er denken könnte.
    Davon solltest Du Dich lösen. Schlussendlich weis man gar nicht, was der andere denkt, fühlt, wirklich will. Es ist sein Ding, wenn er weiter trinken will. Distanziere Dich davon und fühle nicht nach, wie schön es hätte sein können, wenn ... Das bringt Dich keinen Schritt weiter.

    Bleib stark und stehe zu Dir und dem was Du willst.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Morgen, Lütte69,
    zu deiner Frage, wir sind nicht getrennt. Aber sie war soweit wie sie mir nach meiner Entgiftung und drauffolgender "Beichte" gesagt hat. Ihr Vater ist sehr wohlhabend, sie wollte nach dem Sommer - sollte ich nix geändert haben - auch wieder heim ziehen. War also meine letzte Chance... Was nicht so schlimm ist liegt immer bei der betroffenen Person, finde ich. Manchen Frauen ists egal wenn der Mann säuft, da hat vielleicht schon Papi getrunken und sie empfinden es normal. Is halt so, Männer sind so. Hängt auch mit Selbstbild und Erwartungen ans Leben zusammen - und Selbstvertrauen. Anderen reicht schon der Geruch einer Fahne oder ein dumpfer Gesichtsausdruck - jedenfalls glaub´ich das jeder in einer Beziehung ein Stück auf den Anderen zugehen muß, und tut er´s nicht muß der Unglückliche seine Konsequenzen ziehen.
    LG Zoolander

    Um sein Gefühl zu verlagern auf Knopfdruck
    muss man sich fragen, was man sich in den Kopf tut,
    bis man dann irgendwann jede Abfahrt wählt,
    wenn's von Anfang an immer nur abwärts geht.

  • Hallo Lütte,

    ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen!
    Das sind so echte Co-Gedanken. Du nimmst die Schuld auf dich, denkst, du bist falsch und zweifelst an deinen Gefühlen. Du stellst dich in Frage, denkst, alles bricht zusammen, wenn du gehst.

    Diese ganzen Gedanken-Teufelchen werden dich schon noch verfolgen. Das geht nicht von heute auf morgen weg. Ich finde es gut, dass du dich dem stellen wirst, jetzt! Also, deine Gedanken sind erstmal "normal" für deine jetzige Situation und für deinen Stand auf deinem Weg. Nun kannst du langsam vorwärts gehen. Und die Gedankenteufelchen ernst nehmen und nach und nach ausschalten.

    Das kannst du, indem du immer mehr deinen Gefühlen und Empfindungen vertraust. Indem du bei dir ehrlich hinsiehst und dich ernst nimmst in deinen Empfindungen. Und indem du dich nicht mehr für andere verdrehst. Du hast ein Recht auf ein gutes Leben. Das darfst du dir nehmen, immer Stück für Stück.

    Und du musst loslassen, Stück für Stück. Verantwortung hast du für dich. Nicht für ihn. Er ist schon groß :wink: . Für ihn scheint es in Ordnung zu sein, wie er lebt, mit seinen flüssigen Freunden. Das musst du einfach akzeptieren. Du wirst nichts ändern können daran. Ändern kannst du was für dich. Und das wird bedeuten, du musst eine Menge loslassen. Aber du wirst auch eine Menge Neues dafür bekommen.

    Ich bin gespannt, ob dir die Suchtberatung was bringen kann. Auch der Austausch hier kann dir viel bringen. Ich hab's ja selbst so erlebt, schon seit 5 Jahren. Ich bin seit damals auch im Geschlossenen Bereich, da ist der Austausch noch intensiver, bzw. offener.

    Ich freue mich, wenn mein Weg dich dazu animieren kann, dich auch auf den Weg zu machen. Es lohnt sich einfach.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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