Meine Hoffnung, mein Wunder

  • Hallo,

    ich war lange nicht da. Ich habe gekämpft, immer und immer wieder und immer wieder dachte ich: ich kann es nicht. Ich schaffe es nicht. Und dann passierte etwas....
    ...etwas unvorhergesehenes.

    Ich wurde schwanger. Am 10.5. dieses Jahres machte ich einen Schwangerschaftstest und dieser war positiv. Bis zu dem Tag trank ich täglich. Viel.
    Und auch wenn ich weiß, dass es nicht gut ist, sofort aufzuhören, tat ich es! Ich trank seitdem keinen Tropfen mehr.

    Und ich habe Angst. Ich weiß, dass ich es schaffe nichts zu trinken, aber ich habe Angst vor der Zeit danach, nach der Schwangerschaft. Nun, ich "ruhe" mich im Moment darauf aus, dass mein Baby ja erst im Winter geboren wird und ich bis dahin auf jeden Fall nichts trinken werde. Aber danach? Gut, ich möchte stillen und ich weiß, dass ich auch dann sicher schaffen werde nichts zu trinken, denn die Verantwortung meinem jetzt ungeborenen Kind und dann meinem Säugling gegenüber ist so groß, dass jeglicher Gedanke an einen Tropfen Gift extrem abwegig ist.

    Aber dann..... was ist dann?? Dann bin ich wieder "allein" und da ist meine Angst so extrem groß!!

    Könnt ihr das nachvollziehen?? Der Schutz meines ungeborenen Kindes schützt mich selbst.

    Ich habe schon vor 2 Jahren gesagt: würde ich nochmal schwanger werden, würde ich aufhören können.

    Ich habe 2006 eine Abtreibung gehabt. Damals habe ich noch nicht so viel getrunken. Eher mal ab und an. Und diese Abtreibung hat mich fertig gemacht. Ich habe es bereut und bin nie damit fertig geworden. Und nun, dieses Kind. Trotz Verhütung, trotz eingeschränkter Zeugungsfähigkeit....

    Aber ich habe Angst vor der Zeit danach.... so groß und es wird immer schlimmer.

    Ich sehe mich jetzt mit anderen Augen, ich finde mich schön, ich kann mir in die Augen schauen, ich fühle mich stark, ich bin gerade die Frau, die ich sein möchte. Und ich habe Angst, dass ich mich wieder verliere...

    Danke fürs Zuhören...

    Fera

  • hallo fera

    ich finde es klasse das du es schaffst nicht zu trinken, ich habe es damals nicht geschafft. was du jetzt machen kannst ist mal zu schauen warum du getrunken hast, mal rückschau halten was es alles war was dich so runter gezogen hat das du dir die welt schön trinken mußtest. du kannst hier lernen wie du es schaffst mit problemen die dich bisher zur flasche greifen ließen anders umzugehen. wie du dein selbstwertgefühl so aufbauen kannst das du probleme in zukunft anders meisterst.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Kurzer Zwischenstand....

    Ich bin jetzt in der 35. Woche schwanger. Der große Tag rückt immer näher und ich lebe in 6 Tagen sage und schreibe 7 Monate ohne Alkohol.

    Es gibt Momente, keine Tage mehr, an denen ich unruhig bin. Aber ich kann an einem Weinregal vorbei gehen ohne unruhig zu werden. Mein Baby, es ist ein Mädchen, ist gesund. GESUND!!! Ist das nicht der schönste Lohn? Ich habe Zugang zu meinen Kindern bekommen, ich kann mich, trotz Schwangerschaftsdemenz ;) an den Vorabend erinnern und ich fiebere dem Tag entgegen an dem mein Baby geboren wird. Nicht weil ich dann wieder trinken könnte, sondern weil ich so voller Vorfreude bin, sie zu sehen.
    Mein Umfeld ist mit mir so gut wie alkohlfrei geworden. Meine Schwiegereltern bieten mir, trotzdem ich schwanger bin (finde ich eine Frechheit und kommuniziere das auch so!) Alkohol an.
    Ich schaffe es, mit Streitigkeiten zwischen meinem Mann und mir, inzwischen anders umzugehen.
    Und ich kann mir im Spiegel in die Augen schauen!! Ich war inzwischen mit meiner Freundin tanzen, sie hat getrunken, ich natürlich nicht. Und es war zuerst komisch, aber beim 2.Mal völlig ok.

    Ich muss gestehen, ich fühle mich manchmal..... sagen wir: überlegen, stark, sicher. Und dafür lohnt es sich allein schon. Für dieses Gefühl, nicht jeden Morgen mit Kopfweh und dem Gefühl als hätte mich ein Zug überfahren, aufzuwachen.

    Und ich gestehe, ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe.

    Dieser kleine Mensch in mir, meine Rettung....

    Fera

  • Liebe Fera!

    Du klingst gut.

    Wenn dein kleines Mädchen da ist, dann mach dir ganz deutlich klar wie sehr sie dich braucht, dich, die trockene Mutter. Sie braucht Zuverlässigkeit, Geborgenheit und soll angstfrei groß werden. Es ist dann genauso wichtig dass du trocken bist, körperlich seid ihr nicht mehr verbunden, aber seelisch seid ihr eng aneinandergebunden.

    Ich wünsche dir und deinem Baby von Herzen alles Gute!

    Clärchen

  • Hallo Fera
    Sehr gut was du bisher geschafft hast,gratulation.
    Das Leben gibt dir mit diesem Baby die Möglichkeit auf dem richtigen Weg zu bleiben ,für dich und dein Mädchen,verspiele sie nicht um euer beider Willen.
    Eine wundervolle Zeit steht nun vor dir ,alles Gute dafür.
    Liebe Grüße R..

  • Hallo Fera,
    ich stolpere hier so als Urzeitgestein mal in Deinen Thread ;)

    Es ist schön zu lesen wie das Leben seinen Weg findet, daraus neue Perspektiven und Aufgaben, Lebensziele entstehen.

    Es ist leider so das der Teufel in der Flasche, bzw. der Teufel im Hinterkopf sämtliche Hürden zu umschiffen weiss ,wenn er eine Chance bekommt.

    Es ist wichtig das Du Deine Krankheit als solche unheilbare azeptierst und Ihr die nötige Aufmerksamkeit zukommen lässt.

    D.h. Du solltest Dir für die Zeit nach der Schwangerschaft ein Netz aufbauen.

    Der Schluck aus der Flasche ( oder dem Glas ) ist der letzte Schritt eines verlorenen Kampfes... nicht der Erste.

    Prävention ist sehr wichtig. Nicht vergessen und verdrängen der Tatsache, das da was lauert.

    Von mir natürlich auch alles Gute und die besten Wünsche :)

    WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • hallo fera,

    mein sohn sagte einmal zu mir:
    "nüchtern bist du die beste mutti der welt"

    ich wünsche dir, dass du alles tun wirst, damit du diesen satz nie hören " musst" .

    alles gute für euch!
    lg heike

  • Ihr Lieben,

    eure Worte machen mir noch zusätzlich ein gutes Gefühl im Bauch. Ich weiß und muss sagen: ich habe Angst vor dem Tag an dem sie mich nicht mehr braucht. Ich habe schon 3 Kinder und bin durch gewisse Umstände eben in die Abhängigkeit gerutscht. Ich weiß, wie es sich anfühlt die Achtung zu verlieren vor mir selbst. Das tut so weh. Ich habe in den letzten Monaten mal rekapituliert was ich eigentlich auch für Unsummen von Geld ausgegeben habe, die ich meiner Familie, meinen Kindern hätte zukommen lassen können.
    Ich sehe das heute aus einem anderen Blickwinkel und hoffe, wünsche, flehe täglich, dass mir dieser Blickwinkel auch nach meiner Schwangerschaft erhalten bleibt.
    Meine Blutwerte sind prima, ich habe seit Jahren endlich mal kein Blut im Urin (auch wenn ich nicht weiß ob das Gift dafür verantwortlich war). Ich habe keine Augenränder wenn ich morgens aufwache.
    Das sind so Dinge, bei denen ich nie dachte, sie zu bemerken.

    Heike, manchmal braucht man so einen Satz um sich das begreiflich zu machen, wie sehr die Kinder darunter leiden.

    Meine große Tochter wird im kommenden Jahr 16, sie darf ab dann lt. Gesetz Alkohol trinken. Mir graut jetzt schon davor!! Ich weiß, dass sie einen starken Rücken hat und ich hoffe so sehr, dass sie es schafft in den richtigen Momenten verantwortungsbewusst zu handeln.
    Ich versuche mit ihr zu sprechen über das Thema. Selbst mit meinen Jungs. Die Beiden gehen schon auf die Barrikaden wenn ich mal Saft trinke, der wie Wein aussehen könnte. Und sie überprüfen das. Ist das normales Verhalten? Ich weiß es nicht, hoffe es aber. Meine Antwort darauf ist: man darf in der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken, weil das Baby sonst schlimm krank wird. Ich versuche ihnen ganz klar zu machen, dass ich das nie machen würde. Ist mein Verhalten da überzogen? Ich weiß es auch nicht... ich möchte so viel richtig machen!!!

    Lg Fera

  • Hi,dein Verhalten ist gut,du musst nur sehen das du nach derSchwangernschaft weiter trocken bleibst,aber erst mal für dich.Das dann deine ganze Fam. profitiert ist dir ja bestimmt klar.Bis dann deine Kleine mal dich nicht mehr braucht geht noch viel Zeit ins Land.Da kannst du lange an deiner Trockenheit arbeiten.Eine schöne Restwoche wünscht dir

    ATZE

  • Hallo Atze,

    klar mach ich das für mich. Jetzt mache ich es für mein Kind in meinem Bauch. Sie würde ihr Leben lang darunter leiden wenn ich jetzt Alkohol trinken würde. Ich möchte dafür nie verantwortlich sein. Und schaffe das ja auch gut. Da wirft sich mir gleich die Frage auf: warum habe ich mich nicht als so wchtig genommen, mir zuliebe aufzuhören. Warum musste da erst die Schwangerschaft kommen? Warum hab ich eigentlich erst angefangen?

    Ich komme aus einem Suchthaushalt, mein Vater (lebt leider nicht mehr) hat seine Ehe mit dem Suff kaputt gemacht. Meine Mutter hat einen Mann geheiratet, der mich jahrelang missbraucht hat. Sie ist noch heute mit ihm zusammen und das zu aktzeptieren fällt mir nicht leicht. Ich habe eine Therapie gemacht, eigentlich einige, die Letzte ging über 3 Jahre und hat mir wirklich etwas gebracht. Da habe ich es dann geschafft den Kontakt zu ihm abzubrechen. Ich hatte jahrelang das Gefühl, ich mache die Familie kaputt.
    Schwierig ist es trotzdem damit zu leben, dass der Abschaum meiner Mutter mehr bedeutet als ich. Denn so sehe ich das leider. Mein Bruder hat mich als Kind missbraucht, ich war im Grundschulalter. Das allerdings wurde nie thematisiert.
    Ich glaube sogar, der denkt ich habe das vergessen.

    Manchmal frage ich mich ob es einfach die Gene sind, die einen zum Süchtigen machen. Ich bin recht exzessiv in gewissen bereichen. Ich habe mich mit Essstörungen rumgeplagt bevor ich zur Flasche griff, war depressiv...all so was.

    Und das ist so weit weg und doch so nah. Denn, so wie ich inzwischen glaube: die Arbeit fängt für mich erst an. Nämlich dann, wenn ich nicht mehr schwanger bin, nicht mehr stille, meinen normalen Alltag mit Arbeit, Haushalt und all dem was dazu gehört, wuppen muss.
    Und wie das wird, da bin ich gespannt und auch ängstlich.

    Fera

  • Hi Fera was du schon alles erlebt hast ist wahrlich kaum mit Worten zu fassen.
    Deshalb wird es jetzt Zeit diesen Teufelskreis zu durchbrechen und nur für dich und dein Kind dazusein.Es soll doch eine schöne Kindheit haben,Ich wünsche Dir viel Kraft dazu.Und nicht ängstlich sein.Du schaffst das. :):)

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