Ich weiß nicht mehr weiter, meine Frau trinkt

  • Hallo zusammen,

    ich finde es toll, welche Mühe ihr euch mit mir gebt!

    Maria, wie lange war dein Weg der Erkenntnis?

    Lindi, deine Kommentare erden mich gewaltig. Ja, es gab erst eine Therapiestunde, die nächste ist für Januar angesetzt. Da liegen 8 Wochen dazwischen...

    Sunshine, könnte es sein, dass sie ihre eigenen Lügen selbst glaubt? Wie lange hast du gebraucht, um deine Situation zu begreifen?

    Renate, ja ich klammere. Ist das ein Wunder. Es geht nicht um irgend eine Kurzzeitbeziehung. Es geht um meine Sandkastenliebe, die ich geheiratet und mit der ich Familie gegründet habe und zwei Drittel meines Lebens verbracht habe. Wir haben unsere Beziehung immer als etwas super einzigartiges gefeiert. Deshalb klammere ich mich an jedem Strohhalm fest... Das hat mit "gesunder Angehöriger" nichts zu tun.

    Umso wichtiger sind mir eure Gedanken. Ihr helft mir das für mich Unmögliche als Alternative anzuerkennen...

    LG
    Karl

  • Hallo Lindi,

    ich habe mir den Thread bei den EKAs gerade noch mal durchgelesen. Es geht mir nicht darum, materielle Errungenschaften aufrecht zu erhalten. Es geht einfach um die realistische Einschätzung, ob ich das überhaupt alles parallel leisten kann. Von verpissen kann keine Rede sein. Allerdings möchte ich auch nicht alles verlieren, wenn ich schon meine Frau verliere.

    LG
    Karl

  • Nunja,
    Millionen von Frauen stehen in der Situation, das Alles Parallel leisten zu muessen......weil der Mann sich eine Juengere genommen hat, weil es immer noch "irgendwie" Selbstverstaendlich ist, dass im Trennungsfall die Kinder bei der Mutter bleiben und die Vaeter sich mit der Ueberweisung des Kindergeldes "aus der Pflicht" genommen fuehlen.....
    -----
    Aber im Ernst. Wenn Du Dich trennst, weil es zumindest im Augenblick unhaltbar ist, so wie es ist..... was waeren denn dann die Betreuungs-Alternativen?
    Gibt es denn welche?
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    Zu Deiner Frage der moeglichen Folgeschaeden bei Kindern..... Niemand hat eine Glaskugel und kann es vorhersagen, was genau.

    "Mangelndes Urvertrauen", Elternliebe die nicht als Selbstverstaendlichkeit erfahren wird, sondern als Unberechenbar (vom Pegelstand abhaengig, was das Kind aber nicht zuordnen kann) und "verdient" werden muss, Selbstzweifel, Innere Leere die "irgendwie" versucht wird zu fuellen.....

    Mit anderen Worten: Deine Frau IST doch EKA und zeigt viele "Merkmale". Also schau DA hin und frag Dich, ob Du das fuer Deine Buben moechtest......genau DAS!

    Gruesse, Lindi

  • Hallo Karl
    Ich gebe Zimttee da recht mit ihrer Formulierung.
    Ich konnte meinen xy erst loslasen als ich, erstens ihn mit Abstand anschaute,als er 9 Monate nach unserer Trennung vor meiner Tür stand und ankündigte das er in die Klinik geht.
    Zweitens :versuchte diese Distanz auch während seinem Klinikaufenthalt so gut ich konnte aufrecht erhielt (innerlich)
    Und als ich dann nach einigen wenigen Monaten mitbekam wie er wieder ,,in seiner Welt,, verschwand(dem Alkohol)
    Und ja, sie sind dort für uns unerreichbar,leben nach eigenen Regeln.Sie sind nicht da (hier) obwohl sie neben einem stehen ,mit uns reden ,irgendwie sogar oft ,,normal,, erscheinen und doch ist ihr Blick auf die Welt eine völlig andere als z.B. meine (nüchterne) Sicht!!
    Als mir das alles klar wurde konnte ich entgültig ,innerlich und auch außen loslassen und die Worte ,,in Liebe loslassen,die ich hier zu Beginn oft las wurden für mich Realität.
    Wir waren auch einige jährchen ein Paar und ja das fühlte sich nah und auch besonders an....heute würde ich schreiben ,,besonders krank,,
    denn auch ich habe aus Unwissenheit falsch gehandelt,einer meiner Beweggründe war auch Angst z.B. vor dem Alleinsein etc.
    Ich spürte lange nicht, das ich längst, wenn nicht immer allein war, denn ich lebte von den Worten und Versprechungen ,von schöner gemeinsamer Zukunft die er hinmalte (von wenigen sehr schönen Erlebnissen),leider folgten nie Taten und zum Probleme lösen war er eh nicht fähig ,ich war der Macher und merkte es lange nicht einmal .
    Wenn ich heute mal einen ,,schwachen ,, Moment habe,sentimental werde, das negative kurz verdränge etc. halte ich mir die Realität vor Augen und das ist ein Mensch der Suchtkrank ist .
    Für den das Suchtmittel an erster Stelle steht, der sich über kurz oder lang todsäuft etc und da wo er jetzt ist (beim Alkohol) da ist er unerreichbar für mich ,ganz egal was ich mache oder lasse.
    Ich stelle mir dann vor er ist am anderen Ende der Welt,eben unerreichbar,das ist eine Vorstellung mit der ich leben kann.
    Vielleicht hilft dir meine Ausführung etwas.
    Übrigens für kein Geld der Welt kannst du dir deinen Seelenfrieden oder den Kindern eine schöne Kindheit kaufen,vergiß das nie!!!
    Nicht das schöne Haus das große Auto etc pp bleiben in Erinnerung,sondern wie man miteinander gelebt hat,erinnere dich mal an deine Kindheit und dann wäge ab,was du deinen Kindern ,,BIETEN,, möchtest ,was wirklich ,,WERT,, hat.
    Ich habe vor vielen Jahren als meine Kinder klein waren so eine Entscheidung treffen müssen.
    Schöner Schein in ländlicher Gegend mit trinkendem Vater oder Trennung Großstadt und deutlich weniger Geld.
    Heute sind beide längst erwachsen und erinnern sich an die Innigkeit in unserer Restfamilie, die Liebe, das Vertrauen etc wie oft es nur Nudeln mit Ketchup gab,das ist völlig unwichtig !!!
    LG R..

  • Hallo Karl,

    das was Deine Frau sagt und macht sind in ihrer Wahrnehmung keine Lügen, das ist ihre Realität.

    Bei einem Süchtigen haben immer die anderen Schuld, das gehört zum Spiel dazu.

    Karl, ein Süchtiger braucht Aufmerksamkeit, VIEL Aufmerksamkeit und mit Deinem Verhalten, auch wenn sich nun alles ums "Aufhören" dreht und es unbequem wird hat Deine Frau die Aufmerksamkeit, die sie braucht. Das läuft allerdings alles auch sehr unbewusst statt bewusst ab.

    Du würdest Dir und auch ihr ein riesen Gefallen tun wenn Du NICHTS mehr tust und auch nichts mehr zu ihrer Sucht sagst. Lass sie machen, einfach machen. Höre auf zu reden und missionieren zu wollen. Hör auf sie wie ein Vater dafür zu loben, wenn sie eine Woche nichts trinkt und gute Laune hat, Du willst doch ihr Partner und nicht der Papa, oder? In Suchtbeziehungen kommt es oft zu Rollenverteilungen. Aus Mann und Frau werden Mutter und Sohn oder Vater und Tochter und das kann nicht gut gehen...

    In Eurer Situation ist jetzt erstmal loslassen angesagt. Schnapp Dir die Kinder und guck wie ihr ein gutes Leben führen könnt. Vielleicht kriegt Deine Frau dadurch auch die Kurve, vielleicht.

    Ich weiss, das ist schwer, sehr schwer, doch es ist der einzige Weg. Alles andere ist Rumeierei und ein Verlängern des Leidens für alle Beteiligten.

    Liebe Gruss Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Karl,
    Du fragtest mich:

    Zitat

    Sunshine, könnte es sein, dass sie ihre eigenen Lügen selbst glaubt? Wie lange hast du gebraucht, um deine Situation zu begreifen?

    Hm, also die Sucht beginnt eher schleichend, man ist ja nicht von heut auf morgen alkoholabhängig.
    Zeitpunkte kann man also schlecht nennen. Aber ich war sicher schon eher alkoholkrank, als ich es wahrhaben wollte.

    Für Deine Frau sind es keine Lügen. Sie glaubt wahrscheinlich selbst dran, was sie sagt.
    Der Realitätssinn von Alkoholikern verschiebt sich immer mehr.
    Mal ganz davon abgesehen, das jeder eh seine eigene Realität hat.

    So, irgendwann habe ich aber meine Situation begriffen. Wenn man immer schlimmere Entzugssymptome bekommt, kann man nicht mehr alles verdrängen.
    Denke aber nicht, ich hätte nun gehandelt und mich zum Arzt und in eine Entgiftung begeben.
    Nein, ich schämte mich dafür viel zu sehr.
    Ich dokterte selbst an meinen Entzugssymptomen herum. Allerdings recht unerfolgreich. Meine Situation hatte ich also begriffen, handelte aber nicht sinnvoll.
    Das ging dann noch einige Jahre so.
    Die Entzugssymptome habe ich dann immer mit neuen Alk bekämpft. Am Ende war ich so verzweifelt, das ich mich auch damit abgefunden hatte, mich totzusaufen.

    Übrigens, nach außen hin funktionierte ich weiterhin einigermaßen.
    Ich hatte weiterhin einen guten Job, den ich irgendwie machte(heute weiß ich nicht mehr, wie ich das schaffte), es gab einen Partner, ich hatte/habe eine liebe Tochter und
    ein Haus mit Garten und ein eigenes Auto hatte ich auch. Ich hatte im Grunde alles, was man sich nur wünschen kann, aber ich habe trotzdem gesoffen, weil ich alkoholkrank geworden war.

    Zitat

    Wir haben unsere Beziehung immer als etwas super einzigartiges gefeiert. Deshalb klammere ich mich an jedem Strohhalm fest..

    .

    Karl, solche Aussagen bringen mich immer zum grinsen, sorry. Wie oft ich hier schon ähnliches gelesen habe.
    Das die Beziehung als absolut einzigartig empfunden wurde. Der Partner wurde als Seelenverwandter bezeichnet, es war die absolut große Liebe des Lebens und pipapo.
    Du/ihr seid also echt kein Sonderfall... hier hat beinah jeder CO seine Beziehung zum Alkoholiker so empfunden. Zerbricht dann eine Beziehung am Ende doch, habe ich hier schon so viel hasserfülltes
    gelesen über den angeblich so einzigartigen, seelenverwandten "nun-Ex-Partner", das mir schlecht wurde. Mit LIEBE hatte das alles meiner Meinung nach überhaupt nix zu tun. Und ob da jemals wirkliche Liebe war, glaube ich kaum.
    Denn dann hätte man ja in Liebe loslassen können.
    Aber die gekränkte Eitelkeit, der Entzug des eigenen Suchtmittels, das nicht mehr ausleben können des Helfersyndroms, die fehlende Anerkennung durch das "aufopfernde" Treiben des CO`s trieb andere Blüten...

    LG Sunshine

  • Hallo,

    Sunshine33, du schreibst

    Zitat

    Ich dokterte selbst an meinen Entzugssymptomen herum. Allerdings recht unerfolgreich.


    Genau den Eindruck habe ich derzeit bei meiner Frau. Mir kommt es vor, als ob sie wie eine Blinde nach einer Ursache für alle Probleme sucht und dabei eine andere Wahrnehmung als ich hat.

    Zitat

    Meine Situation hatte ich also begriffen, handelte aber nicht sinnvoll.


    ... und die Tatsache, dass dich an diesem Punkt keiner abholte, hat dich weitere Jahre gekostet.

    Und genau das will in mein Hirn nicht rein. Warum kann man einen Menschen nicht auf einer anderen Stufe, eben nicht ganz unten abholen? Warum kann ich unserer Familie die Trennung nicht ersparen? Für meine Kinder ist es nach wie vor (und da habe ich keine Wahrnehmungsstörung) die geliebte Mama.

    Jetzt hagelt es wieder: Typisch Co... Du hast nichts verstanden... Unverbesserlich... Du musst an die Kinder denken... Du musst an dich denken...

    Will ich alles machen, wenn ich ALLES versucht habe. Ich bin nun mal ein Wadlbeißer. Ob's in der Situation gut ist, darüber grübel ich schon...

  • Lieber Karl,

    Dein Denken ist nicht Co! Absolut normales Denken, ABER Du hast es mit einer abhängigen Frau zu tun, deren erster Geliebter der Alkohol ist :( und da kommst Du mit Deinem rationalen Denken leider nicht weiter. Die Sucht ist rational nicht zu verstehen. Selbst ich als Betroffene kann meine Sucht rational nicht verstehen, ich weiss nur, dass sie ist wie es ist.

    Wann Alkoholiker kapitulieren ist sehr sehr unterschiedlich. Der eine lebt auf der Strasse, der andere geht über die Körperlichkeit und stirbt fast, bei dem Nächsten ist auf einmal die Familie weg und der wieder Nächste hört auf, weil ihn seine Kontrollverluste alle 3 Wochen nerven (so war das bei mir). Doch in einem sind wir alle gleich: es muss in uns selbst KLICK machen, dass wir den Alkohol nicht kontrollieren können und abhängig sind und dann können wir auch trocken werden.

    Selbst wenn Deine Frau die Ursache weiss, WARUM sie trinkt, wird die Sucht bleiben - für immer. Du kannst versuchen, sie aufzuklären, aber Sunshine hat es Dir ja ausreichend beschrieben, wie ein Alkoholiker tickt, wenn er noch trinkt und ihn das eigentlich wenig interessiert - Hautsache er kann weiter trinken , das ist leider so.

    Wenn wir schreiben, dass Du Dich um Dich und die Kinder kümmern sollst, dann tun wir das nicht um Dich zu ärgern, sondern es sind Erfahrungen die wir gemacht haben. Du siehst ja selbst, dass es sehr schwer ist Deine Frau zu erreichen, was willst Du also machen? Warten dass sie irgendwann die Erkenntnis hat, dass sie Alkoholikerin ist? Das kann Jahre dauern.... Du kannst Dich aber auch in der Zeit, wo Deine Frau noch nicht kapituliert hat auch um Dich kümmern.

    Karl, sowie der Alkoholiker vor dem Alkohol kapitulieren muss, so muss der Angehörige vor seinem Partner kapitulieren, dass er ihn nicht vom Stoff weg kriegen kann. Jeder kann nur für sich STOPP! sagen und dann wäre ein Fundament für eine Gemeinsamkeit gelegt.

    Ich würde Dir sehr gerne etwas anderes schreiben, weil ich weiss, dass Du das bedingt hören möchtest - ich kann Dir aber nichts anders schreiben, weil die Sucht eben andere Gesetze hat.

    Lieben Gruss Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Karl,

    dass du das Gefühl hast, es hagelt hier auf dich ein, kann ich ganz gut verstehen. Es ist natürlich auch viel, was hier an Erfahrungen der anderen Teilnehmer gemacht wurde und dir mitgeteilt wird. Und niemand meint das ja böse. Es sind die eigenen, zum größten Teil sehr leid- und schmerzvollen Erfahrungen, von denen geredet wird. Diese Erfahrungen kannst du für dich annehmen, sie anwenden, so wie es für dich passt. Oder du lässt das sein, es ist ja immer deine Entscheidung!

    Zitat

    Und genau das will in mein Hirn nicht rein. Warum kann man einen Menschen nicht auf einer anderen Stufe, eben nicht ganz unten abholen?[


    Du kannst einen Menschen ja nur abholen, wenn er auch abgeholt werden möchte! Egal, auf welcher Stufe das ist, es muss ja auch immer die Bereitschaft da sein. Ansonsten wird das ein Gerangel auf der Stufe und einer oder beide stürzen ab...

    Du willst alles machen, alles versuchen. Ja, das wollte ich ja auch. Ich wollte nichts aufgeben müssen. Meine bzw. unsere schöne Eigentumswohnung, nee, die wollte ich doch nicht aufgeben. Das gute Geld, was mein Exmann verdiente und uns ein sorgenfreies Auskommen garantierte, niemals wollte ich darauf verzichten müssen. Die Kinder waren ja schon groß, inzwischen. Aber sollte ich ihnen die Familie weg nehmen, indem ich mich trennte?

    Ja, ich habe alles versucht, Jahr für Jahr. Energieverschwendung... Ich habe mit Engelszungen geredet. Mit S.. versucht, was zu erreichen, ebenso wie mit S.. entzug. Ich habe es auf die gute und auf die böse Art versucht. Und mich dabei völlig vergessen. Meine eigenen Bedürfnisse waren nicht mehr da, es ging nur noch um ihn. Und darum, dass ich nichts aufgeben wollte auch von den materiellen Dingen. Das war eine Angst von mir eben auch, ich hatte Angst vor der Verantwortung für mich selbst. Ich hatte Angst vor finanziellen Desastern. All sowas.

    Liebe? Hm, es war mal Liebe. Damals, als ich noch dachte, es ware das Non Plus Ultra mit uns beiden. Irgendwann wurde daraus aber was anderes. Liebe war es jedenfalls nicht mehr.

    Ich kann dir sagen, ich habe wirklich alles versucht. Aber mein Exmann wollte das garnicht. Er wollte einfach in Ruhe so weiter machen, wie er das machte. Unsere Lebensvorstellungen waren andere geworden im Laufe der Jahre. Ich meine, ich versuchte alles, um ihn weg zu zerren vom Suff... Das steht mir doch garnicht zu. Ich wollte mich ja von meiner Lebensvorstellung auch nicht weg zerren lassen :roll: , dachte, es wäre die einzig wahre...

    Jo, das war mal wieder ein Roman a la Aurora :lol: , ab und an überkommt es mich. Ich hoffe, du kannst was anfangen damit.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo,
    ich habe gewartet, bis sie wieder nüchtern war. Dann war ich abweisend. SIE: Was ist denn los, warum bist du denn so böse zu mir...? Das war wieder eine jener Fagen, die ich so liebe. Naja, sie hat keine lange Antwort darauf erhalten, nur ein "ich habe keine Lust auf deine Spielchen". Ich schlafe seither heute in der vierten Nacht am Sofa und mach mein Ding zusammen mit den Kindern allein. SIE trinkt seither nicht - vermutlich wil sie erst einmal meine neue Taktik verstehen, um dann mit offener oder versteckter, maßloser oder eingepegelter Sauferei zu reagieren. Ich meide längere Kontakte. Von ihr kommt wie so oft keinerlei brauchbares Feedback. Es kommen Vorhaltungen, Schuldzuweisungen blablabla. Ich mache ihr klar, das ich gerade die Weichen stellen muss und werde. Sie entgegnet mir, dass sie dann keine Lust hat, mit mir eine Probefahrt in einem Auto zu machen 😳????? So will sie nicht mit mir leben. Ja, darüber können wir wie zwei zivilisierte Menschen reden. Ich spüre, wie ich innerlich bereiter werde, nun bald loslassen kann, obwohl ich sie liebe. Ich verstehe nun den Satz "man soll in Liebe loslassen". Ich spüre, wie es sich anfühlen wird. Loslassen war für mich bisher wie die Niederlage in einer Schlacht. Indianer, die keinen Schmerz kennen, können nur bis zum BITTEREN Ende kämpfen. Ich verstehe nun langsam, dass ich meinen eigenen Truppen (3 Kinder + Papa) mit Rückzug das BITTERE Ende ersparen kann.

    LG
    Karl

  • Zitat

    Ich verstehe nun den Satz "man soll in Liebe loslassen".Ich spüre, wie es sich anfühlen wird. Loslassen war für mich bisher wie die Niederlage in einer Schlacht. Indianer, die keinen Schmerz kennen, können nur bis zum BITTEREN Ende kämpfen. Ich verstehe nun langsam, dass ich meinen eigenen Truppen (3 Kinder + Papa) mit Rückzug das BITTERE Ende ersparen kann.

    Lieber Karl, das hört sich an wie "Krieg". Es geht hier um keine Schlacht, die geschlagen werden soll.
    Deine Frau hat eine KRANKHEIT, wenn sie alkoholabhängig ist.
    Das meiste (wenn nicht schon alles), was sie tut und sagt, hat damit zu tun.
    Kommt immer darauf an, wie schwer sie schon in der Abhängigkeit steckt. Und ihr seid auch keine Truppen, die sich nach einer Niederlage zurückziehen, sondern die Restfamilie, die Du schützen mußt.
    Du hast doch keine andere Wahl, so traurig es auch ist. :( Gegen den Alkohol zu kämpfen, ob als Alkoholiker oder auch als Angehöriger, macht niemals Sinn.
    Dieser Gegner ist viel zu mächtig.
    Hier hilft nur die absolute Kapitulation.

    In Liebe loslassen... Ja... aber auch das hat nichts mit Kampf zu tun. Liebe sollte niemals was
    mit kämpfen zu tun haben, Liebe ist doch ein Geschenk.
    Und Liebesentzug darf auch nie ein Druckmittel oder gar eine Erziehungsmaßnahme sein. Du bist ja nicht der Erziehungberechtigte Deiner erwachsenen Frau!
    Obwohl Du Dich manchmal schon eher wie ein Vater denn Partner anhörst. :wink:
    Es geht hier einzig und allein darum, das Du Deine Kinder und Dich nun schützen mußt! Von daher würde ich schon Deiner Frau deutlich sagen, warum Du Dich nun so verhältst.
    Nicht einfach abweisend sein, sondern klare Worte sprechen und DANN Rückzug. Und einmal alles sagen reicht auch. Dauerndes Wiederholen ist unnötig.

    Und Karl, mache Dich mal auf einiges gefasst... ein Alkoholiker verliert selten gern seinen CO.
    Da wird erstmal mit allem gegen angekämpft.
    Da werden harte Bandagen angelegt und manipuliert ohne Ende.
    Mit Beschimpfungen, Schmollen, eigener Rückzug (wenns "hilft") mit Abgleiten in grenzenloses Selbstmitleid, mit Schuldzuweisungen etc.pp.

    Deine Frau kennt Dich sicher gut und weiß, wo Du zu "packen" bist. Darauf darfst Du einfach nicht reagieren. Und glaube auch nicht, was Dir dann alles vorgeworfen wird, das Ganze dient nur dazu, Dich am Ball zu halten.
    Wenn Du dieses Mal konsequent bist, wird Deine Frau merken, das es jetzt nicht mehr so weiter geht wie bisher. Das eine Grenze überschritten wurde und Du nun bereit bist zu handeln
    und ihre Sauferei nicht mehr akzeptieren wirst.
    Und genau DAS ist ein Riesen-Chance auch für sie. Ob sie zugreift, weiß man nicht. Ich sehe bei Euch aber durchaus Chancen dazu. Aber eben nur, wenn sie wirklich wach wird
    und sieht das sie gerade alles verliert, was ihr wichtig ist. Und das alles für eine chemische Substanz namens Alkohol.... das sollte schonmal nachdenklich machen... und selbst ein noch so nasser Alkie wird merken,
    wenn grad alle Felle wegschwimmen und alles Gemache und Rum-Manipulieren nix mehr nützt.

    Ansonsten... eine Trennung muss auch noch nichts endgültiges sein...es trennen sich die Wege ja nicht unbedingt für immer, es liegt ganz an Deiner Frau und ihrem weiteren Verhalten.

    BTW: Warum sollten eigentlich Indianer keinen Schmerz kennen ? Was n das für n Schwachsinn :shock: ? Gerade tief spirituelle Menschen sind doch meist sehr empfindsam, so auch schmerzempfindlich.
    Neee, also ich glaub, Indianer sind mindestens genau so schmerzempfindlich wie jeder andere Mensch auch. :)

    LG Sunshine

  • Hallo Karl
    Das was du gerade erlebst ist kein Spiel auch wenn hier von ,,Spielchen ,, geschrieben wird,damit ist gemeint das ein Alkoholkranker vermeintliche Spielchen spielt ,stimmt so aber nicht ganz ,es ist Bestandteil seiner Krankheit .Der Alkohol steckt bei einem Trinker in jeder Zelle ,auch in seinem Gehirn.
    sein Wollen und sein Können klaffen weit auseinander denn ab einem bestimmten Zeitpunkt kann der Trinker nichtmehr frei entscheiden ob er trinken möchte oder nicht.
    Er braucht das Gift,kommt nun Gegenwind von Angehörigen /Arbeitgeber etc. gerät er unter Druch um den auszuhalten braucht er womöglich nochmehr Alkohol,verstehst du was ich meine?
    Es ist eine Spirale,jede Form von Diskussion zwecklos davon dreht sich alles nur noch schneller.
    Wie sunshine schreibt,eine klare Ansage und das ensprechende Handeln dazu und gut ist denn ein Alkoholiker ist ja nicht zwingend dumm.
    Es muß nur deckungsgleich sein das was du sagst und tust,.mehr ist nicht nötig.
    Der Alkoholiker wird solange wie möglich versuchen beides zu haben seinen Stoff und die Angehörigen,so ist es an dir zu sagen das Maß ist voll ,sonst wird der Alkohol immer mehr dein Leben und das der Kinder beeinträchtigen.
    Das wird nicht weniger werden was sie zu sich nimmt ,sie wird langfristig mehr Stoff brauchen um denselben Effekt zu haben.
    Lg R..

  • ... Sunshine33, schon beim Schreiben meines letzten Beitrages wusste ich, dass ich für die Verwendung der Vokabeln "Schlacht, Truppen, Indianer kennen keine Schmerz" auf die Ohren bekomme. Mädels kennen da keinen Spaß... :lol:

    Heute lief es wie folgt weiter: Ich schlief am Sofa, habe es nicht kommentiert. Sie weiß ja, warum. Darüber ist sie ziemlich sauer und sagt, dass ich dann ja gleich ausziehen kann... Darauf ich: o.k., darüber können wir reden.

    Das Dumme: mir fehlt im Moment die räumliche Alternative; ich habe keine Betreuung für die Kinder.

    Das Gute: Egal wie, heute ist glaube ich der 5. Tag, ohne Alk bei ihr. Bei richtig fettem Streit läuft bei ihr der Film "Ich werde schlanker, mach mich besonders attraktiv... Der wird schon sehen, was er aufs Spiel setzt.." ab.

    LG
    Karl

  • Hallo Karl,
    Na, dann fahr Du doch den Film "Ich informier mich jetzt ueber Rechte und Moeglichkeiten, damit ich fuerderhin weiss, wovon ich rede, wenn ich Konsequenzen in den Raum stelle"...
    Nee, im Ernst, nutz doch jetzt die Zeit der gegenseitigen "Beobachtung" um Dich schlau zu machen. Solange in Deinen Augen zu lesen ist "OhgottogotthoffentlichnimmtsiemeineDrohungnichternstweilichhabjakeineAlternativen" kann Dein Mund brebeln, was er will....es "wirkt" nicht!

    Zum Beispiel wer im Falle des Falles ausziehen "muss" und wer nicht.
    Hier darf keine Rechtsberatung gegeben werden, aber im Normalfall, bleibt meistens Derjenige im ehem. gemeinsamen Haus, der die Kinderbetreuung uebernimmt. Von wegen der Zumutbarkeit des Ortswechsels etc.
    Ein Termin beim Anwalt koennte nuetzlich sein. Nur zur Information fuer DICH!
    Betreuung .... wer betreut denn jetzt? Deine Frau arbeitet doch auch, so wie Du sagst.....alternativ dann erst mal Putz/Koch-Hilfe bezahlt, das wird sich finden! Ganz bestimmt!
    Auch ein bissi improvisiert, fuer den Anfang, evtl.....

    Gruesse, Lindi

  • Hallo,
    die Betreuung findet hauptsächlich in der Schule statt. Zum Glück gibt es mittlerweile in der ganzen Woche ein Betreuungsangebot bis 15 Uhr. Das passt schon mal grob. Nach einer Wohnung suche ich gerade.

    Gestern war bei ihr der 6. Tag ohne Alk. Wir haben geredet. Sie hat die Veränderung tatsächlich realisiert! Hat auf einer ganz sachlichen Basis mit mir geredet. Wir haben auch sachlich über eine mögliche räumliche Trennung geredet. Das Thema Alk kam auf den Tisch. Fakten, die bisher immer nur abgestritten worden sind (Kontrollverlust etc.) wurden erstmalig eingeräumt. Das hört sich seltsam an, bei allem, was bei uns schon abgelaufen ist. Ich sehe es aber als einen riesigen Schritt an. Ich hatte ja schon davon geschrieben,dass sie Weltmeister im Verdrängen ist. Wir waren an dem Punkt angekommen, an dem ich ihr sagte,sie solle sich mal überlegen, ob sie einen normalen Umgang mit Alkohol haben kann, wenn sie nach dem ersten Glas nicht mehr aufhören kann. Sie liebt ihr Leben, ihre Familie, ihren Beruf und merkt, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich kenne eure Antwort. Und ich kenne meine Frau, sie denkt und argumentiert ehrlicher! Sie ist meiner Meinung nach auf einer Stufe der Einsicht angekommen, wo der Wille vorhanden ist, wo andere forenmitglieder aber über sich schreiben, dass sie noch eine ganze Zeit an sich selbst rum gedoktert haben bis die wirkliche Erkenntnis kam und der Weg für einen richtigen Umgang frei war... Ich würde ihr so gern helfen, ohne gleich wieder belehrend zu wirken. Ich habe den Eindruck, dass es nur ein kleiner step ist...

    LG
    karl

  • Hallo Karl,

    die Einsicht ist das Eine, und ich verstehe gut, wie erleichtert du bist, dass sie nun von sich aus bestimmte Erkenntnisse hat und sie dir gegenüber einräumt.

    Das Andere aber ist, was nun daraus folgt, also die Taten, die Handlungen, die Konsequenzen.
    Wie sieht es da bei ihr aus, was will sie nun tun??

    Wenn sie denkt "so wie bisher kann es nicht weitergehen", dann ist das wie ein kleines Fenster, was sich in der Sucht auftut.
    Sehr oft schlägt der Süchtige es dann sofort wieder zu. Nur sehr selten, oft erst am persönlichen Tiefpunkt, ist er in der Lage, durch das offene Fenster in die Freiheit hinauszuklettern.

    Habt ihr über Suchthilfe, Entgiftung, Therapie, Arztbesuche, Selbsthilfegruppen oder Ähnliches geredet?
    Jeder Süchtige muss es alleine schaffen, aber keiner schafft es allein. Ganz wichtig ist jetzt die richtige Hilfe. Vielleicht kannst du die Chance nutzen und sie vorsichtig dahin lenken bzw. begleiten, ohne bevormundend zu wirken.

    Warnen möchte ich dich vor zu viel Hoffnung nach dem Motto "jetzt sieht sie es endlich und jetzt wird alles gut". So einfach wird es nicht werden.
    Und unabhängig von ihren eigenen Entschlüssen gibt es ja auch noch dich und deine Wahl. Wie weit bist du denn mit deinen eigenen Entscheidungen, und woran machst du die fest?

    Ich wünsche dir viel Kraft für diesen Tag und ein schönes Wochenende.
    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo Karl
    Beim lesen deines letzten Eintrags fiel mir extrem auf das du so sehr auf sie schaust ,macht sie was ,,positives,, schöpfst du sofort hoffnung ,,siehst,, da Einsicht etc und willst sofort wieder helfen,,wobei,,?? beim trockenwerden??
    Davon ist sie noch weit entfernt ,sie spricht vielleicht darüber ,was soll sie auch tun ,sie merkt erste Veränderungen (bei dir) und MUß ja irgendwas tun,also erstmal ,,bedingt,, was einräumen ,auf jeden Fall Platz schaffen(Zeit schinden) und du bist sofort wieder bei IHR statt deinen Standpunkt zu finden und zu festigen.
    So sieht das für mich aus.
    Dein Leben besteht aus Aktion (was sie macht ) und Reaktion (was du dann machst)
    Du sollterst lernen auf deinen Beinen zu stehen,wenn du eine Meinung hast ,die auch vertreten und nicht wischiwaschi wie ein Fähnchen im Wind.
    Beispiel:sie würde wirklich entgiften wollen ,dann lass sie machen ist Ihr Ding und nicht sie bei der Hand nehmen und es in die Wege leiten, begleitet mit Lob und Tatel je nachdem ob sie es nun macht oder nicht macht , schafft oder nicht schafft etc.
    Schau auf DICH!!!
    Du machst alles von ihr und ihrem Verhalten abhängig.
    LG R...

  • Hallo,

    viola, du schreibst:

    Zitat

    Das Andere aber ist, was nun daraus folgt, also die Taten, die Handlungen, die Konsequenzen.
    Wie sieht es da bei ihr aus, was will sie nun tun??


    genau da sehe ich das Problem. Sie will! Sie sieht ein, das Sie etwas tun muss! Sie tut es sichtbar! Wir motiviert bis in die Zehenspitzen! Kommt von selbst auf einige Erkenntnisse, die ich hier lesen kann: "Das ist ein Ding, was ich nur alleine lösen kann, das hat mit dir nichts zu tun..."

    ABER: Sie will von Alkoholismus etc. nichts hören. Ein sachliches Gespräch über die komplette Thematik ist mit ihr also nicht möglich. Nach allem, was ich hier lese, funktioniert das also nicht langfristig!?

    Heute ist ihr 7. Tag (bisher ohne Alk). Ich werde diese Phase nutzen, um Grenzen nochmals ohne Wut, ohne Heulen und Zähneknirschen zu benennen und mit ihr abzusprechen.

    LG
    Karl

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