Mein erster Versuch & meine Geschichte dazu

  • Zitat von Carpenter

    ...ist das nicht auch Aufgabe eines Forums dieser Art, auf selbst gemachte Fehler hinzuweisen, damit andere die evtl. vermeiden können ?

    Ja, du hast ja recht.

    Manchmal kommen die Hinweise sooo furchtbar schulmeisterhaft rüber ...

    :roll:

  • Guten Morgen Jonas,

    auch für mich war das Outing bei der mir damals unbekannten Ärztin sehr befreiend!
    Ich war sozusagen von den Socken, als sie mir sagte: "Hut ab! Toll, dass Sie hier sind!"
    Ich hatte mit meinen Ärzten durchweg großes Glück...
    Vielleicht kannst du ja versuchen - falls du bis zum 4. warten möchtest -
    "moderat" zu trinken und so das gesundheitliche Risiko ein wenig zu reduzieren.
    Insgesamt wird es bestimmt kein Zuckerschlecken, aber der Weg in die Abstinenz
    lohnt sich seeeehr :D !

    Viel Erfolg,
    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Zitat von Rattenschwanz

    Ja, du hast ja recht.

    Manchmal kommen die Hinweise sooo furchtbar schulmeisterhaft rüber ...

    :roll:

    Ich denke, ich weiß, was Du meinst...und ich empfinde es genauso. Allerdings denke ich wirklich, daß sie nur so rüberkommen und nicht unbedingt so gemeint sind.

    Vermutlich können wir uns an unsere Fehler noch deutlich besser erinnern, weil wir einfach noch nicht soo lange trocken sind...:-)

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hallo liebes Forum,

    ja ich muss gestehen, es fällt mir echt unglaublich schwer mich jemandem zu offenbaren. Vor allem meinem Hausarzt, der mich lange kennt. Es ist dieses Gefühl der Blöße und des Schwächezeigens, selbst meine Eltern und Geschwister wissen nichts von meinem Problem. Noch dazu ist es mir sehr sehr peinlich. Aber es nützt ja nichts...

    Die letzte Nacht war übrigens alles andere als angenehm. Ich habe getrunken, zwar nicht ganz so viel wie sonst, aber schon ordentlich. Als die Wirkung des Alkohols nachts nachließ, fühlte ich mich wie benommen und geriet wie so oft in Panik. Ich bin fast drei Stunden benebelt durch die Wohnung gelaufen und wusste nicht, was ich machen soll. Habe dann angefangen aufzuräumen, versucht Fern zu sehen... Dann habe ich angefangen ein Buch zu lesen und kam wieder runter. Erst als ich total erschöpft und müde wurde, hat sich mein Körper beruhigt und bin gegen halb 6 eingeschlafen. Ich kann mittlerweile gar nicht mehr sagen, ob das rein körperliche oder seelische Symptome sind. Ich weiß nur, dass ich mich in letzter Zeit sehr merkwürdig fühle.

    Fast immer, wenn der Pegel nicht ausreicht um wegzupennen, ich aber kurz davor bin, zuckt mein ganzer Körper zusammen, wie als würde man im Traum irgendwo runterfallen. Das passiert mittlerweile 5, 6 Mal und dann bin ich weg. Da ich sowieso sehr anfällig bin und immer sehr - bestimmt zuviel - meinem Körper lausche, steiger ich mich dann so hinein, dass es zur Quälerei wird. Ich habe bereits eine dreijährige Verhaltenstherapie hinter mir, die mir auch längere Zeit geholfen hat, aber nun kriege ich es nicht mehr hin, meinen Körper zu überlisten. Natürlich habe ich der Therapeutin damals nichts von meinem Alkoholkonsum erzählt, da sofort klar war, ich hätte die Therapie sonst nicht machen dürfen... Meine erste Anlaufstelle davor war eine Klinik, in der man mir Antidepressiva verschrieb, die ich aber nach drei Tagen abgesetzt habe, weil ich ganz schlimme Magenkrämpfe bekam...

    Ihr merkt schon, bei mir ist einiges im Argen und der Alkohol war bislang immer meine Rettung, so konnte ich wenigstens ein halbwegs normales Leben führen. Und jetzt kommt die Gesundheit ins Spiel und ich erkenne, dass es so nicht weitergeht. Ich weiß grad echt gar nicht mehr, wo ich anfangen soll...

  • Zitat von Jonas1986

    Ihr merkt schon, bei mir ist einiges im Argen und der Alkohol war bislang immer meine Rettung, so konnte ich wenigstens ein halbwegs normales Leben führen. Und jetzt kommt die Gesundheit ins Spiel und ich erkenne, dass es so nicht weitergeht. Ich weiß grad echt gar nicht mehr, wo ich anfangen soll...

    Ich kann dich da sehr gut verstehen, ich litt auch unter Panikattacken und Angstzuständen. Mehrere Monate dachte ich fast täglich, ich würde jeden Moment an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sterben. Jedes Ziepen und Ziehen meines Körpers hat mich sofort aufschrecken lassen und die Nächte waren - wie bei dir - besonders schlimm. Aber es ist ein gefährlicher Trugschluss zu denken, dass Alkohol in diesem Fall eine "Rettung" sein könnte. Im Gegenteil - er macht alles noch viel schlimmer. Es ist ein Strudel aus Abhängigkeit und Angst in den man immer weiter reinrutscht. Durch den Alkohol oder den kurzzeitigen Entzug erlebt man Zustände und Missempfindungen, die wieder erneute Panik auslösen ... ein Teufelskreis. Seitdem ich abstinent lebe, geht es mir wirklich wesentlich besser. Mittlerweile habe ich keine Panikattacken mehr und auch meine "Gedankenkreise" werden immer seltener. Glaub mir, der Alkohol verschlimmert deinen Zustand nur. Auch wenn man Anfangs das Gefühl hat, das Leben wäre ohne Alkohol noch viel schlimmer - lass dich nicht von deinem Suchteufelchen veräppeln. Du bist auch ohne Alkohol dazu in der Lage ein tolles Leben zu führen - sogar noch ein tausendfach besseres als mit dem Zeug!

    LG, Ina

  • Hallo Jonas,

    Schön daß du hier schreibst - das fällt ja anfänglich ja ganz schön schwer wenn ich mich recht erinnere :D

    Ich hab mich mal eben durch deinen Thread hier gelesen. Ich bin kein Arzt. Ich kann ebensowenig medizinische Tips geben wie irgendjemand sonst hier.

    Aber, trotzdem: alles was du schreibst geht in eine Richtung - mach einen stationären Entzug in einer dafür gemachten Fachklinik. Dort werden sämtliche körperlichen Probleme kompetent mitbehandelt, du bist in Sicherheit und du kannst runterkommen und dich auf die eigentliche Problematik konzentrieren. Außerdem lernst du die Wege des Suchthilfesystems kennen, bekommst massive Unterstützung auch beim Weg in geeignete Maßnahmen und, vor allem, du triffst auf Leute die dein Problem auch haben und siehst daß du nicht allein bist. Das hier ist eine Volkskrankheit.

    Ein sog. "qualifizierter Entzug" dauert drei Wochen. Einweisung gibt dir dein Hausarzt. Es ist unkompliziert zu bekommen, und du bekommst Ruhe und einen Weg der trägt.

    Mir hats seinerzeit den Arsch gerettet, aber ich hab ein halbes Jahr gebraucht um mich dazu durchzuringen - verschwende weniger Zeit als ich, es ist ja deine Lebenszeit!

    Und wies dann weitergeht entscheidest du in Sicherheit und Ruhe dort. Es gibt eine Menge Wege. Aber mach diesen ersten Schritt. Dann hast du wieder Raum für mehr.

    Alles Gute dabei und viel Kraft!

  • Guten Morgen,

    ich habe ausschließlich gute Erfahrungen beim sich Outen gemacht! Bei mir hat es Jahre (!) gedauert,
    bevor ich diesen Schritt wagte...
    Ohne Veränderung, ohne Hilfe wird nichts besser, ganz im Gegenteil! Die Verzweiflung wächst, die
    Spirale dreht sich immer schneller. Wir alleine haben es in der Hand, dies zu stoppen!

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Hallo,

    entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst zu Wort melde. Ich bin letzte Woche bei meinem Hausarzt gewesen und habe ihm alles erzählt. Er hat sofort verstanden worum es ging und mir eine Einweisung in eine psychatrische Klinik empfohlen. Gestern habe ich dort angerufen und am 15.01. werde ich aufgenommen. Man sagte mir, dass ich für ca. 10 Tage dort sein werde. Ich kann mir das alles noch gar nicht so richtig vorstellen, aber irgendwie habe ich momentan das Gefühl, ich werde von Tag zu Tag schwächer und ich sehe es auch, wenn ich in den Spiegel schaue...

    Ich denke, es ist der richtige Weg, den ich nun gehen will und ich hoffe, dass ich den Ehrgeiz dazu habe. Ich kenne mich selbst am besten. Wenn es mir gut geht, brauche ich das alles nicht und es ist ja gar nicht so schlimm, rede ich mir dann ein und machs mir wieder bequem. Das klingt verdammt feige und ja, das ist es auch. Aber ich bin jetzt seit zwei Tagen auf den Beinen, weil ich nicht schlafen kann. Ich glaube jetzt muss was passieren.

  • Zitat von Jonas1986

    ...Gestern habe ich dort angerufen
    und am 15.01. werde ich aufgenommen...


    Guten Morgen Jonas,

    ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Klinikaufenthalt.
    Dieser ist mit 10 Tagen zwar relativ kurz,
    aber sicherlich erhältst Du Tipps für das weitere Vorgehen.
    Ich hoffe, dass Du viel für Dich mitnehmen kannst.

    Viele Grüße
    Correns

  • Dank euch :)

    Oh man ich hab jetzt schon ne riesen Angst, wenn ich an morgen denke. Allein die Tatsache mit fremden Menschen in einem Raum zu schlafen macht mich verrückt. Dazu noch der Entzug und ich kann kein bisschen beurteilen wie mein Körper reagieren wird. Jetzt hätte ich gerne jemanden an meiner Seite, der mir hilft das durchzustehen. Puh ich bin mal gespannt was das so gibt.

  • Hallo Jonas,

    Ich selbst habe diese Zeit in sehr guter Erinnerung. Es war der Startschuß den ich damals brauchte. Und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt damals.

    Dein Schritt wird sich lohnen - Respekt daß du ihn gehst.

    Wertvolle 10 Tage wünsch ich!

    LG

  • Hallo Jonas,

    ich hatte auch Angst, aber ich kann dir versprechen: Man malt sich immer alles viel schlimmer aus, als es ist.
    Schon allein, dass du aktiv etwas tust und nicht verharrst, hat den Effekt, dass man sich besser fühlt.
    Und was die Entzugserscheinungen anbelangt: Da kannst du an keinem besseren Ort sein als in einer Klinik.
    Obwohl ich zwei heftig schnarchende Mitpatienten auf dem Zimmer hatte bei meiner Entgiftung, habe ich durch die Medikamente gut schlafen können.

    Gruß Robert

  • Danke garcia,

    ich sitze momentan hier mit Tränen in den Augen. Einerseits wegen der netten Worte, andererseits weil ich betrübt bin, dass es jemals so weit kommen konnte. Es ist so eine verfluchte Droge, die mich mit mittlerweile 30 Jahren dazu zwingt, mir nicht mehr selbst helfen zu können. Dabei war diese Droge anfangs nur dafür gedacht die Nachwirkungen einer anderen Droge loszuwerden.

    Dass es irgendwann so kommen muss ist mehr als nur logisch. Die morgendlichen Kotzrituale kann man mit den Jahren verdrängen, die Flasche Sekt, die ich brauche, um auf ein normales Feelig zu kommen, ebenso. Aber dass ich mittlerweile vom Gefühl her nichts mehr auf die Reihe krieg' tut weh. Vom Kopf her war ich lange Zeit immer ziemlich klar. Ich merke, dass es nicht mehr so ist. Alles fällt mir wesentlich schwerer und wenn ich den Spiegel schaue, sehe ich einen kranken Mann. Ich kann es einfach nicht mehr vertuschen, man sieht es offensichtlich.

  • Hallo Jonas!

    Alles Gute, das wird schon. Die Anspannung wird sicherlich spätestens nach dem Einchecken schlagartig abfallen. Die Mitpatienten sind so wie Du, Leute vom Fach. Denen geht es genau so wie Dir. Gemeinsamkeiten verbinden und helfen, die Prozedur schneller und besser zu überstehen.

    Also Kopf hoch.

    Und gegen die von Pancho angesprochenen Schnarcher helfen Silikonohrstöpsel. Gibt es in jeder Apotheke.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Jonas,

    das mit dem Spiegel kommt mir sehr bekannt vor :oops: ,
    aber zum Glück ändert sich durch die Abstinenz das Spielgelbild relativ schnell :D !

    Alles wird gut! Daumen gedrückt!

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Möchte kurz mal über den ersten Tag in der Klinik berichten. Als ich ankam wurde ich sofort freundlich empfangen. Ich war sehr nervös und unruhig und bekam kaum einen Satz raus. Ich wurde gefragt warum ich hier, man untersuchte mich, zeigte mir die Station und dann war ich erstmal für mich. Es gab darauf dann Mittagessen und bekam nichts runter. Ich sah dort dann erstmals das ganze Spektrum. Von Schwerstkranken bis normalos war alles vorhanden. Ich war als definitiv nicht alleine.

    Nachdem Essen bekam dann auch erstmals meine Medikamente. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten und ich fühlte mich ausgeglichener, man könnte sagen ziemlich normal. Allerdings auch sehr müde. Also zog ich mich zurück und schlief etwas. Von Entzug war keine Spur zu merken. Abends unterhielt ich mich dann mit einigen Patienten. Man hatte mir locker aufgenommen. Anschließend spielten wir noch etwas.

    Gegen 9 legte ich mich ins Bett. Ich verspürte nur minimale Begleiterscheinungen und konnte danach wunderbar bis zum nächsten morgen durchschlafen. Ein sehr positiver Effekt. Heute fühle ich mich schon etwas wohler. Am Nachmittag gibts Kuchen und danach gehts zu Akupunktur.

    Ich werde bei Interesse weiterberichten.

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