Loya stellt sich vor

  • Hallo,
    ich möchte mich hier ausführlicher vorstellen. Ich bin 54-jährige alleinerziehende Mutter von einem bald 13-jährigen Sohn und habe hier den Alkoholikertest gemacht. Demnach habe ich ein massives Alkoholproblem, was mich nicht wundert. Heute habe ich beschlossen, dass ich mein Lebenspensum an Alkohol getrunken habe. Ich muss und will aussteigen aus der Sauferei. Gut ist, dass man hier nur trocken posten darf. Ein Anreiz mehr, das berühmte erste Glas stehen zu lassen.

    Meine Gewöhnung an Alkohol begann als Kind. Mein Vater war stolz darauf eine ganze Kiste Bier saufen zu können und zum Abendessen gab es für mich oft ein Senfglas voll Bier. Dabei wollte ich das gar nicht. Keine Ahnung, wann das los ging. Da war ich noch im Kindergarten. Am Weihnachtsbaum hingen gefüllte Schokofläschchen. Ich war ca. 6 Jahre alt und habe ein Plastikschälchen geholt, die Fläschchen unten angestochen, den Schnaps aufgefangen und getrunken. Das wurde mir dann verboten. Aber im Winter Grog trinken, das gab es immer wieder, vor allem mit dem guten Kandiszucker. Mein Grog war zwar nicht so dunkel wie der meiner Eltern, aber Rum bleibt Rum. Ich durfte ganze Schachteln Weinbrandpralinen und Mon Cheri essen. Zum Glück gab es die nicht so oft, weil das Geld knapp war.

    Mit ca. 8 Jahren waren wir bei Böhmerwäldlern eingeladen und ich bekam ein "Kinderglas" Wein. Mir wurde immer nachgeschenkt. Das war mein erster Rausch und das Gefühl war herrlich für mich. Ich fand es lustig, auf der Straße herum zu torkeln. :shock:

    Mein Vater war ein prügelnder Choleriker und mehr. Dazu Narziss. Meine Mutter war schwach und trank zum Schluss auch Schnaps. Einmal hatte ich ihr Pril in den Schnaps gegossen, weil ich so wütend auf sie war. Da war ich 10 Jahre alt. Sie hat es nicht mal gemerkt und den Schnaps trotzdem getrunken, aber ich habe mich sehr für mein Verhalten geschämt.

    Ein Jahr später starb sie und ich bekam kein halbes Jahr später eine Stiefmutter, die sich bewusst einen Witwer mit Tochter ausgesucht hatte, weil sie unter Hitler das Mädchenjahr machen musste und sich geschworen hatte, dass ihr auch mal ein Mädchen den Haushalt führen wird. Das war dann ich. Ich durfte für meine eigene Wäsche keine Waschmaschine benutzen. Die musste ich per Hand waschen usw.

    Aus diesem "Elternhaus" bin ich Aschenputtel in die Arme des falschen Prinzen geflüchtet. Der war Alkoholiker, was mir zuerst nicht auffiel, weil ich ganz andere Mengen kannte. Zusammen soffen wir, wobei ich meine Arbeit behielt und er sogar einen Pförtnerjob versoff. Erst als mir jemand sagte, dass mein Mann in 10 Jahren im Obdachlosenheim landen wird, ich dann aber tot sein werde, weil der mich so fertig macht, zog ich die Reißleine. Auf die Idee, dass ich selbst alkoholsüchtig sein könnte, kam ich nicht. In der Zeit war ich bei einem Arbeitgeber in einem Großraumbüro. Da wurde täglich was gefeiert und Alkohol getrunken. Auf meinem Schreibtisch standen täglich mindestens drei Becher Wein!

    Anschließend arbeitete ich in einem Institut und da wurden alle 150 Geburtstage der Mitarbeiter gefeiert, sowie sonstige Feiern. (Urlaub, Kindersegen usw.) Da gab es auch täglich Alkohol. Und in der Mittagspause konnte ich nach Hause gehen und naschte am Rumtopf.
    In der Zeit kämpfte ich schon mit immer wiederkehrenden Depressionen, die ich glaubte wegzusaufen.

    Aus der Ehe ging ich mit einem Berg Schulden und eine Freundin riet mir, in die Gastronomie zu gehen. Bei diesem einen Arbeitgeber würde ich gutes Geld verdienen. Ich schmiss meinen Job (ganz andere Branche) und war die Halbtrunkene unter vielen Volltrunkenen. Da lernte ich, sturzbetrunken vor dem Schlafen gehen zu erbrechen, damit ich morgens fit bin. Einmal wachte ich auf dem Hotelteppich auf, die Minibar leer gesoffen, die Zimmertür einen Spalt offen. Da hätte jeder ins Zimmer gekonnt! :shock: Damals ging ich kurz zu den AA, aber in einer anderen Stadt, also nur unregelmäßig. Und ich war ja gar nicht alkoholkrank. https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…de/behaemmerte/

    Nach ein paar Jahren war ich finanziell saniert und wechselte in die Branche, in der ich jetzt noch bin und das ist Außendienst. Es gab Zeiten, da habe ich in der Mittagszeit eine Flasche Wein getrunken oder eine Schachtel Weinbrandpralinen gegessen, konnte dann nicht mehr zu Kunden und schlief mich halbwegs nüchtern (glaubte ich) und fuhr abends nach Hause. Erst als ich fast in einen Tanklaster geknallt wäre wachte ich auf! :shock: Seit der Zeit trinke ich keinen Tropfen, wenn ich Auto fahre.(Was ein Selbstbetrug, wenn ich an den Restalkohol denke).

    Ich habe dann nochmal geheiratet, diesmal einen Narziss, der nicht schlägt. Ich wusste nicht, dass verbale Gewalt auch Gewalt ist und meinte, wenn ich mich nur mehr anstrenge, dann wird alles gut. Ich wurde suizidgefährdet, bekam Therapien. Nachdem mein Sohn auf der Welt war wurde ich noch mehr fertig gemacht und begann heimlich zu trinken.

    Ich habe gefiebert, dass endlich alle im Bett waren um endlich was trinken zu können. Das Barfach hatte ich so manipuliert, dass der Magnet nicht griff und ich geräuschlos das Fach aufklappen konnte.
    Einen Job verlor ich wegen Alkohol. Ich war nicht mehr leistungsfähig und die Firma hatte einen Deal mit dem Hotel, in dem wir unsere Schulungen hatten, dass die unsere Zimmer nach Auffälligkeiten zu filzen hatten. Die fanden meine Flaschen und verpetzten mich. Damals sagte und glaubte ich, dass es meine Depressionen sind, aber nicht der Alkohol.

    Ich fand wieder einen Job, den ich noch habe, aber es krieselt ständig, weil ich die Leistung nicht bringen kann. Zwischenzeitlich war ich stationär in der Psychiatrie wegen Depressionen, die gut eingestellt sind. Eine Therapeutin hat mir geholfen, dass ich die Kraft fand, mich letztes Jahr zu trennen.

    Ich dachte, dass ich das Saufen sein lassen könnte, wenn ich endlich weg bin von dem Kerl. Aber das klappte nicht! Ich habe sämtliche Vorräte leer getrunken. Am Wochenende war ich froh, wenn mein Sohn im Bett war, damit ich anfangen konnte zu trinken. Ich habe es immer vermieden, vor ihm zu trinken, weil ich weiß, wie furchtbar das ist. Beim Umzug habe ich den "Barkarton" extra markiert, damit ich jederzeit Zugriff auf die scharfen Sachen hatte.

    Zwischendurch habe ich als jetzt getrennt Lebende online ein Verringern des Trinkens zu erzielen. Ich hielt eine Woche durch, dann wurde wieder gnadenlos geleert, was offen war. Bei mir wird der Saufdruck abends stärker und ich schiele auf die Uhr, wann es 21 Uhr ist, damit ich mir vorher noch Stoff besorgen kann. An die Tanke will ich nicht. Ich wohne zwar nicht mehr in dem kleinen Dorf, wo mich alle persönlich kannten, sondern in einer Kleinstadt. Trotzdem schäme ich mich, hier Alk an der Tanke zu kaufen.

    Ein kompletter Verzicht auf Alkohol kam mir bisher wie eine unfaire Strafe vor. Andere dürfen alle trinken. Warum soll ich auf Wein usw. verzichten müssen. Ich war traurig und frustriert bei der Aussicht, nicht mehr trinken zu dürfen. Diese Woche hatte ich einen Gedankenblitz, als ich bei den Säften im Supermarkt stand. Ich habe mich gefragt, ob ich jemals einen Saufdruck nach z. B. Apfelsaft gehabt habe, Apfelsaftflaschen versteckt habe usw. Und so machte ich mir bewusst, dass ich schon lange nicht mehr mit Alkohol umgehen kann.
    Ich hatte kein Morgensaufen, aber ich kann nicht aufhören zu trinken, wenn was da steht. Und es geht mit Sch... dabei.

    Heute habe ich einen Film in youtube gesehen, von einer alleinerziehenden trockenen Alkoholikerin, auch mit einem lieben Sohn. Ihr hatte das Jugendamt gedroht, das Kind wegzunehmen. So will ich nicht enden, und das hat mein Sohn nicht verdient.

    Einen Termin beim Psychiater habe ich kommenden Donnerstag. Morgen rufe ich bei meinem Hausarzt an, obwohl es mir schwer fällt, weil er der Nachfolger meines alten Hausarztes ist und ich ihn erst einmal gesehen habe.

    Heute bin ich bewusst nicht in einen Supermarkt gegangen. Im Reformhaus habe ich mir Porridge gekauft, damit ich morgen ein warmes Frühstück habe, wenn mein Magen streikt. Den ganzen Tag stand ich noch unter Dampf, hatte den Reflux mit Tabletten gelindert. Jetzt meldet sich der Kopf, ist heiß, verkatert. Ich bin hier in meiner "Burg". Nicht mehr lange, dann sind hier die Läden zu. Gut so! Gerade habe ich einen Becher heiße Brühe getrunken. Ich schaffe es! Haben schon schwerere Alkoholiker den Ausstieg geschafft, dann muss es doch möglich sein, dass ich von dem Dreck los komme!

    Liebe Grüße und sorry dass das Posting so lange geworden ist.

    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Loya,

    herzlich willkommen hier im Forum. Hier regelmäßig zu lesen und zu schreiben hat mir in den vergangenen zwei Jahren sehr geholfen, mit meiner Alkoholerkrankung nicht nur klarzukommen, sondern gut zu leben. Das kannst du auch für dich erreichen. Zu deiner Entscheidung zum endgültigen Abschied vom Alkohol beglückwünsche ich dich daher und wünsche dir alles Gute!

    Vielen Dank auch für deine ausführliche Vorstellung. Bedenke aber, dass hier im offenen Forumsbereich jeder, auch jeder nicht registrierte Internetnutzer lesen kann.

    Mein Gang damals zum Arzt und meine Offenheit an der Stelle über meine Erkrankung war mir sehr hilfreich, nicht nur wegen der Gefahr, die ein kalter Entzug birgt, sondern auch als Signal an mich selbst, dass ich es tatsächlich ernst meine.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia,
    danke für deinen Willkommensgruß. Danke für den Tipp. Deshalb habe ich mich auch für das erweiterte Forum entschieden. Hier habe ich bewusst z. B. Ortsnamen vermieden.
    Ja, ich denke auch, dass ich ein Signal für mich brauche. Was ich schon neu hier erfahren habe, dass ein reiner Alkoholverzicht nicht reicht, sondern da noch ganz viel drumrum sich ändern muss und soll. An so ein Konzept kann ich mich bei meinen damaligen AA-Besuchen nicht erinnern. Kann aber auch sein, dass das nicht zu mir durchgedrungen ist.

    Viele Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Den ersten Tag habe ich geschafft. Ich habe jetzt am Dienstag meinen ausführlichen Arzttermin. Schon mal besser als Donnerstag. Heute früh war ich kurz euphorisch, wurde dann aber doch von Koddrichkeit und Kopfschmerz eingeholt. Eine Kopfschmerztablette weiter geht's besser.
    Heute bin ich nicht mehr so "dampfig-drieselig".

    Heute will ich aufschreiben, was mir der Alkohol eingebracht hat:

    Ja, er macht locker, überdeckt Angst und Sorgen. Man wird lustig, enthemmt und so manche alkoholische Getränke schmecken gut. Dazu dann die "Geselligkeit" und das Feiern. Das ist die eine Seite der Medaille.

    Diesen Preis habe ich dafür bezahlt:
    Erbrechen - teils bewusst herbeigeführt, Enthemmtheit bis zur größten Peinlichkeit, Filmriss, Magenprobleme, Reflux, Konzentrationsprobleme, mit Restalkohol Auto fahren, noch mehr Angst und Panikattacken wenn der Stoff fehlt, unzählige Tausende von Euros versoffen - was hätte ich dafür Schönes machen können, fett geworden (BMI >35, weil Alkohol hungrig macht, die Fettverbrennung stoppt und selbst genug Kalorien hat), Herz wie eine Diabetikerin (lt. Kardiologe), schlechte Zähne wegen des Erbrechens - dadurch teure Kronen, Aufgeschwemmt sein, benebelt sein, den Tag verschlafen statt etwas mit dem Kind unternehmen zu können, agressiv und ungerecht sein, verschlafen, blau gemacht weil ich nicht mehr arbeiten konnte, Arbeitsplatz verloren, Würde verloren, mit Erbrochenem in den Haaren aufgewacht, auf Hotelboden vor offener Minibar aufgewacht, in öffentlicher Toilette eingeschlafen, schwankender Gang, Übelkeit, Wunden heilen schlecht, trockene Haut, aufgedunsen, Gedanken kreisen um den Alkohol, Verstecken von Alkohol, erstecken der leeren Flaschen, erwischt werden und sich in Grund und Boden schämen, sich belügen, zig Flaschen zum Container tragen müssen, zum Trotz weiter saufen, Alkohol organisieren um jeden Preis, willenlose Alkohol-Marionette, nicht mehr leistungsfähig, Gift für meine Depressionen, Gift für meine Leber und den kompletten Körper, Angst vor dem erwischt werden, dicke Beine - passe nicht mehr in schicke Schuhe, besoffen sein sieht Sch... aus, dummes Zeug im Suff gelabert, peinliche Auftritte, böses Erwachen am anderen Morgen; erschreckende Gleichgültigkeit ob ich Job, Familie, Kind, Führerschein verliere; Selbstmordgedanken, Zusammenbrüche, sich selbst vernachlässigen (Friseur usw), sich minderwertig fühlen, Unüberlegtes im Suff machen, gefährliche Risiken eingegangen, tumbe "Freunde", einnässen, laut schnarchen, Alpträume, laut schreiend aufwachen, Scherbenhaufen!

    Das will ich nie wieder! Ich lege mir ein Sparschwein an und zahle ein, was ich täglich versoffen habe. Die Belohnung soll ein schöner Urlaub mit meinem Sohn sein.

    Jetzt werde ich mir eine Hühnersuppe machen. Mir ist übel.

    Liebe Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Loya ,

    Herzlich willkommen im Forum .
    Ich bin selbst erst seit ein paar Tagen angemeldet , und mein Entschluss ,
    ein Leben ohne Alkohol zu leben noch ganz frisch .

    Einiges was du beschreibst kenne ich natürlich auch .
    Dein letzter Post hat mich sehr nachdenklich gemacht .
    Das pro und contra , bzw der Hohe Preis den man zahlt .

    Ich finde die Idee mit dem Urlaub für dich und deinen Sohn klasse .
    Werd mir auch was in die Richtung überlegen .

    Liebe Grüße
    Marnie

  • Hallo liebe Loya,
    Dein Bericht erschüttert mich gerade sehr :(
    Ich erkenne mich in so vielem wieder.

    Ich möchte mir erstmal nur ein paar Sätze rauspicken:

    Zitat

    Ein kompletter Verzicht auf Alkohol kam mir bisher wie eine unfaire Strafe vor. Andere dürfen alle trinken. Warum soll ich auf Wein usw. verzichten müssen


    Loya, es ist doch eher wie eine "schlimme Strafe", trinken zu MÜSSEN.
    Ich kann es nur so sagen:
    Für mich ist es das allerallerschönste, nicht mehr trinken zu müssen.
    Weil "trinken müssen" eine unglaubliche Qual ist !!
    Du hast es doch selbst so schlimm erlebt, wie es ist. :(
    Der Alkohol bestimmt am Ende das ganze Leben ! Alles wird davon abhängig gemacht und man verliert nach und nach alle Freiheiten.

    Du darfst auch trinken ! Niemand kann es Dir verbieten.
    Es kann Dir nicht mal jemand verbieten, Dich tot zu saufen.
    Aber es wäre so UNENDLICH SCHADE, es zu tun !! :cry:
    Dann hätte sich nur der Alk wieder jemanden mehr geholt...

    Ich kann Dir nur sagen, das ohne die Sauferei alles besser wird.
    Zwar nicht von heute auf morgen.
    Und es wird auch weiterhin Probleme geben, nur kann man sie nüchtern sehr viel besser bearbeiten.
    ALLES ist besser als (wieder) Saufen zu müssen!

    Und mal zu den Depressionen:
    Ich hatte am Ende meiner Saufzeit auch starke Depressionen, die kamen aber vom Saufen !
    Als ich endlich aufhören konnte, verschwanden auch die Depressionen.
    Ich weiß, dieses Glück haben nicht alle depressiven Menschen, aber manchmal kann sogar sowas passieren.

    Zitat

    Heute habe ich beschlossen, dass ich mein Lebenspensum an Alkohol getrunken habe. Ich muss und will aussteigen aus der Sauferei.


    Das ist doch mal ne Ansage !! :D
    Kein Rumgeeier und kein blabla... sondern wirklich aussteigen WOLLEN.
    Ich wünsche Dir von ganzen Herzen, das Du es schaffst !
    Du hast so viel Mist in Deinem Leben erlebt... wird es nicht Zeit, das es endlich schön werden kann?

    Und Du hast ein Kind, einen fast 13 jährigen Sohn.
    Auch für ihn wird alles besser, wenn Du aus der Sauferei aussteigen kannst und ein trockenes Leben beginnst.
    Seid Euch das bitte wert !

    Und Loya, hole Dir bitte alle Hilfe, die Du bekommen kannst.
    Ein kalter Entzug ist keine gute Idee, bitte hole Dir hierzu ärztliche Hilfe.
    Und bis dahin ist manchmal moderates Weitertrinken eine gutzuheißende Alternative.
    Das ist immer noch besser, als in ein Delir zu fallen oder einen Krampfanfall zu bekommen.
    Und sage bitte nicht, das kann Dir nciht passieren, das kann jedem Alkoholiker in einem kalten Entzug passieren!

    Du brauchst also eine professionelle Entgiftung, manchmal kann die sogar ambulant stattfinden.
    Niemand muss sich in diesem Lande einer Gefahr aussetzen, es GIBT ja so gute Hilfsangebote und man darf die auch nutzen!!
    Schäme Dich bitte nicht, darum zu bitten.
    Jeder Arzt hat auch Alkoholiker als Patienten in seiner Praxis, für die ist das was vollkommen alltägliches.

    Und schäme Dich bitte auch nicht dafür, das Du alkoholkrank geworden bist.
    Das ist uns allen hier passiert !
    Und es kann auch jedem anderen passieren, der regelmäßig Alkohol konsumiert.
    Nun sind wir also alkoholkrank.
    ABER... wir können trotzdem ein wunderschönes Leben haben, auch MIT unserer Krankheit. :D
    Und wir haben den unglaublichen Komfort, die Krankheit selbst stoppen zu können.
    Von welcher anderen unheilbaren Krankheit kann man sowas noch behaupten?

    Also... ich wünsche Dir von Herzen alles Gute auf Deinem weiteren Weg und gerne lese ich Dich auch im Erweiterten Bereich.
    Mach bitte aus dem Rest Deines Lebens was richtig Schönes !
    Das hast Du verdient... das hat jeder Mensch verdient.

    LG Sunshine

  • Ganz herzlichen Dank ihr Lieben!
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    ihr habt ja so recht! Und ich freue mich, wenn meine "Preisliste" für euch auch ein Denkanstoß bietet und ein heilsam-abschreckendes Erlebnis bereitet.

    Sunshine, ich habe heute tatsächlich minimal Alkohol konsumiert. Ich hatte eine Fertig-Bratensoße im Vorrat entdeckt, die enthält 8 % Alkohol! :shock: Steht aber nur im Kleingedruckten. Da tappt man so leicht in die Alkfalle! Eine Bratensoße, die mehr Alk enthält als Bier! Ich fasse es nicht!
    Heute Mittag habe ich davon gegessen/getrunken, aber die Soße schon erst mal aufkochen lassen, damit nicht mehr ganz so viel Alk drin ist und jetzt habe ich den Rest gegessen. (Mit Reis, Brokkoli und Fleisch. Bin doch kein Soßensäufer :wink: )

    Ich bin bewusst nicht aus dem Haus raus, außer jetzt am Abend. Da musste ich einen Vortrag halten. Aber da gab's nur Tee und Wasser zum trinken. Und der Vortragsabend war erst fertig nachdem die Geschäfte zu hatten, also schwer elegant der Tagesablauf. :mrgreen:

    Ansonsten hab ich mich mit insgesamt drei Kopfschmerztabletten durch den Tag gerettet. Nachdem ich - glaube ich - Typ Quartalssäufer bin, kann ich schon mal ein paar Tage ohne Alk ohne schlimme Nebenwirkungen überleben, aber ich geh auf jeden Fall zum Arzt.

    Mal schauen, wie es mir morgen geht. Zur Not muss ich doch noch eine einzige Not-Flasche kaufen gehen. Mein Magen ist immer noch beleidigt. Die Kopfwehtabletten will der genauso wenig wie das andere Gift. :roll:

    Ich wünsche euch eine gute Nacht.

    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Guten Morgen Loya,

    Ich begrüße dich herzlich hier im Forum und wünsche dir viel Kraft bei deinem Weg.
    Wie Sunshine schreibt, ist das Wichtigste zu erkennen, dass wir Hilfe brauchen und annehmen dürfen.
    Wir müssen nicht (geschweige denn können) alles selbst erkennen und regeln.

    Nur:
    den Entschluss, keinen Alkohol mehr trinken zu wollen, der muss aus dir kommen. Und das sehe ich so bei dir.

    Wir haben eine Krankheit, die unbehandelt zu Tod führt.
    Wir gehen wegen Krankheiten zum Arzt, um Hilfe zu bekommen.
    Bei der Alkoholkrankheit fällt uns das schwer, warum?

    Weil tief in uns der Gedanke steckt, schuld zu sein an unsrem Zustand.

    Das stimmt nicht.

    Wir sind nicht schuld, wir sind krank.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Lieber Hans,
    danke für deine Worte.

    Zitat


    Wir gehen wegen Krankheiten zum Arzt, um Hilfe zu bekommen.
    Bei der Alkoholkrankheit fällt uns das schwer, warum?
    Weil tief in uns der Gedanke steckt, schuld zu sein an unsrem Zustand.


    Kriegt man ja auch von der Gesellschaft in sämtliche Gehirnwindungen geätzt. Soll sich zusammen reißen, aufhören zu saufen, ist doch selbst schuld, wenn Frauen saufen ist das ekelig, dann ist man charakterschwach und ein Verlierer. Aber das sagen die Menschen, die mir bisher auch nicht geholfen haben. Dann sollen sie mir bitte mit ihrer dümmlichen Meinung auch in Zukunft gestohlen bleiben!

    Zitat

    Wir haben eine Krankheit, die unbehandelt zu Tod führt.
    Wir sind nicht schuld, wir sind krank.


    Das muss ich mir immer wieder bewusst machen. Zum Glück gibt es mittlerweile Hilfsangebote.

    Heute habe ich den 2. Tag geschafft. Gestern war ich hirntechnisch noch nicht so helle. :oops: Wenn 8 % Wein in einer Fertigssoße sind, dann bedeutet es nicht, dass die Soße 8 % Alkohol enthält. :lol:
    Armes Hirn! Wird Zeit, dass es entgiftet wird.

    Heute früh war ich im Discounter einkaufen und da sprang mich sofort am Eingang eine Wühlkiste mit Sonderangebots-Cognac an. Ich Augen zu und weg von dem Dreck! An der Kasse hatte ich Quengelalarm im Hirn. :shock: Nur so einen Flachmann für den Notfall. Boah!!! Aber ich sah einen Mann vor mir, rote Hände, aufgedunsenes Gesicht. Der warf gerade hektisch 5-6 Flachmänner nach dem Scan in seine Einkaufstasche, zitterte beim Bezahlen (es war 9 Uhr) und hechtete nach draußen. Da wusste ich, dass ich genauso enden würde, wenn ich jetzt meinem Quengelhirn nachgebe!

    Ich habe mir vorgenommen, dass ich zum Konditor gehe, wenn's zu übel wird und mir z. B. nen Eierlikörberliner oder Granatschoki-Rumbombe kaufe. Ich will mir keinen Sprit mehr in Flaschen kaufen!

    Positives: Hab den laut plärrenden Cognac und die Quengelkasse überstanden. Das erste Mal seit langer Zeit habe ich keinen Reflux und kein Magenbrennen mehr, nur noch Magendrücken und Kodder. Gestern habe ich gefroren wie Hund. Das ist gerade auch besser. Und meine Beine haben nicht mehr so viel Wasser. Mein Schädel brummt aushaltbar, aber der Kopf ist nicht mehr so rot - finde ich. Ich habe meine ersten 20 € beiseite gelegt. Das wäre mein Mindesteinsatz für den Wochenendeinkauf Alk & Knabberfett gewesen.

    Liebe Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Carl-Friedrich,

    du hast absolut recht. Hintergrund ist: Ich habe erst meinen Arzttermin am Dienstag und bin gerade im kalten Entzug. Da ich mich als Typ Quartalssäufer einordne und nur weil ich schon früher mal ein paar Tage ohne Alk geschafft habe, ohne Delir oder Anfall, traue ich mir jetzt auch ein paar Tage ohne Alk zu. Wäre ich Spiegeltrinker oder bräuchte ich morgens schon immer meinen Stoff, dann hätte ich das auf gar keinen Fall gewagt!

    Ich dachte nur, falls die Entzugs-Symptome doch zu krass werden, dass ich mir dann als "Notnagel" diese geringen Alkoholmengen in Gebäckstücken holen kann, um bis Dienstag über die Runden zu kommen. Ich will einfach nicht planlos dastehen und dann im Notfall unüberlegt losrennen und mir wieder unkontrolliert Flaschen kaufen, weil ich Angst habe, dass es dann mit meiner Entschlusskraft wieder vorbei ist.

    In Zukunft lasse ich sowieso die Finger von so Gebäck.

    Liebe Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Loya ,

    Wie Hans im Glück so schön geschrieben hat ist es nunmal eine Krankheit .
    Hätten wir ZB Krebs , würden wir Mitgefühl und Verständnis bekommen .
    ( ich spreche aus Erfahrung )

    Bei einer Alkoholkrankheit , leider von vielen kein Verständnis.
    Ich kenne solche Aussagen die du beschreibst teilweise .Ich hab nie harte Sachen getrunken , " nur" Sekt und Wein , aber eben auch über Jahre täglich und viel zu viel.Bis vor einem Jahr ca konnte ich es zumindest in der Öffentlichkeit, oder bei entfernteren Bekannten , Ärzten , im Alltag verstecken .
    Seit ich dazu stehe erlebe ich leider auch Diskussionen , wie das ist nur Willenssache , keine Krankheit , Disziplin sollte man schon haben , oder ja der beliebte Satz hör halt auf mit der sauferei ....

    Gott sei dank gibt es aber auch viele verständnisvolle Menschen in meinem Umfeld .

    Mir geht's wie dir , ich war auch erst einmal bei dem Hauarzt der mir jetzt Anträge ausgefüllt hat .Er hat sehr kompetent und voller Verständnis reagiert .
    Mir war es aber auch ehrlich nicht unangenehm , ich brauche und möchte Hilfe , und dafür ist er unter anderem da !

    Ich hoffe die Freischaltung zum erweiterten Forenbereich klappt bald , freue mich schon sehr auf regen persönlichen Austausch hier .Ich merke jetzt schon , dass es mir wahnsinnig gut tut und Mut macht .

    Ich grüße euch 😀

    Marnie

  • Liebe Marnie,
    da bist du schon einen wichtigen Schritt weiter als ich, wenn du
    zum Arzt gehen kannst ohne dass es dir unangenehm ist.

    Ich habe mich bei meinem Depressionen ja auch so angestellt.
    Als ich mich als junge Frau mal einer Hausärztin geöffnet hatte, dass ich nicht mehr kann und nicht mehr weiter weiß, hat sie mich zwei Wochen krank geschrieben und gemeint: "Sind sie sich wirklich sicher, dass ich ihnen eine Überweisung zu einem.... (abfällig ausgespuckt) PSYCHIAAAATER????????? ... ausstellen soll?" Da habe ich schnell den Kopf geschüttelt, weil ich war doch nicht verrückt und ich hatte Angst, dass man mich in so eine schlimme Klapsmühle einsperrt und ich da nie wieder heraus komme (was - wie ich jetzt weiß völliger Blödsinn ist). Und die Ärztin meinte: "Na sehen sie! Ruhen sie sich die zwei Wochen aus. Dann geht's schon wieder!"

    Wenn man so sogar von Ärzten behandelt wird, :evil: braucht man sich nicht wundern, warum die schambesetzten Krankheiten immer noch so ungern beim Arzt angesprochen werden.

    Ich hoffe auch, dass die Freischaltung bald klappt. Leider ist wohl das Geld nicht nach einem Tag gut geschrieben worden. Das ist so ärgerlich, dass die Banken mit unserem Geld spielen! Dabei ist es technisch ein Klacks, dass eine Online-Überweisung spätestens am Folgetag beim Empfänger ist. So vergeht auch noch das WE und für Deutschland gerechnet hängen zig Milliarden irgendwo rum. Schon abgebucht und nicht wieder beim Empfänger einbezahlt. Das spart den beteiligten Banken richtig Geld. GRRRRRR!!!!!

    Liebe Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Loya ,

    verstehe , nach so einer Erfahrung fällt es dir schwer, dich nochmal einem Arzt zu öffnen .
    Aber du hast ja jetzt deinen Termin 😀👍

    Ich bin in dem Punkt weiter , allerdings hat mein Arzt mir ausdrücklich vom kalten Entzug abgeraten .Da ich den Abstand zwischen Entgiftung und Suchtklinik möglichst fließend möchte , und die Anträge ca 3 Wochen dauern , trinke ich zwar stark reduziert, aber eben immer noch .
    Von dem her , bist du eventuell weiter .

    Ja die lieben Banken , ärgerlich !
    Naja so tauschen wir uns übers Wochenende hier aus !

    Liebe Grüße
    Marnie

  • Moin Loya
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier.Eine echt krasse Geschichte was du schreibst,aber genauso ist das Leben mit dem Suff.Ich kenne das von mir selbst.
    Bleib weiter am Ball und suche so schnell wie möglich einen Doc auf.Den Austausch hast du erstmal hier.Der nächste Schritt wäre Suchtberatung und eventuell zusätzlich eine reale Gruppe.So mach ich das .
    Viel Erfolg für dich und deinen Sohn,
    atze

  • Danke Atze,
    bin schon gespannt, was der Arzt sagt. Eine Realo-Gruppe ist bestimmt gut. Das ist dann noch eine weitere Verpflichtung, dran zu bleiben und es tut gut zu sehen, dass wir alle Normalos sind, die keinen Alk mehr zu sich nehmen.

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Loya ,

    wie geht es dir heute ?
    Hast du deine Stückchen aus der Bäckerei gegessen oder ohne geschafft ?

    Ich wünsche dir und allen hier einen schönen Sonntag !

    Liebe Grüße

    Marnie 😀

  • Hallo Marnie,

    heute geht es mir besser als gestern. Die Notfall-Alk-Kuchen habe ich mir nicht gekauft. Dafür habe ich mir regelmäßig Blutdruck und Puls gemessen. Ich hab da so ein automatisches Teil - sehr praktisch. Normalerweise habe ich sehr niedrigen Blutdruck. Der Entzug treibt schon den Blutdruck hoch, aber bei mir schoss der zum Glück nicht durch die Decke, sonst wäre ich doch zum Notdienst um mit Medikamenten helfen zu lassen.

    Ich werde heute zwar irgendwie nicht wach, aber wenigstens lassen die Kopfschmerzen etwas nach. Heute Morgen war ich ungeduldig und grantig. Junior wollte Frühstück und ich habe ihn gleich angebellt, dass er dann nicht nur rumstehen sondern mir helfen soll. Das wäre sicher auch freundlicher gegangen. :roll: Armer Blitzableiter!

    Wie geht's dir momentan?

    Liebe Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo Loya ,

    Freut mich , dass es dir langsam besser geht , und du durchhältst .
    Ich wünschte ich wäre schon so weit !
    Mir geht es psychisch heute nicht gut .
    Ich habe Diskussionen zu Hause und hinterfrage grundsätzliches .

    Liebe Grüße
    Marnie

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