Hallo,
ich möchte mich hier ausführlicher vorstellen. Ich bin 54-jährige alleinerziehende Mutter von einem bald 13-jährigen Sohn und habe hier den Alkoholikertest gemacht. Demnach habe ich ein massives Alkoholproblem, was mich nicht wundert. Heute habe ich beschlossen, dass ich mein Lebenspensum an Alkohol getrunken habe. Ich muss und will aussteigen aus der Sauferei. Gut ist, dass man hier nur trocken posten darf. Ein Anreiz mehr, das berühmte erste Glas stehen zu lassen.
Meine Gewöhnung an Alkohol begann als Kind. Mein Vater war stolz darauf eine ganze Kiste Bier saufen zu können und zum Abendessen gab es für mich oft ein Senfglas voll Bier. Dabei wollte ich das gar nicht. Keine Ahnung, wann das los ging. Da war ich noch im Kindergarten. Am Weihnachtsbaum hingen gefüllte Schokofläschchen. Ich war ca. 6 Jahre alt und habe ein Plastikschälchen geholt, die Fläschchen unten angestochen, den Schnaps aufgefangen und getrunken. Das wurde mir dann verboten. Aber im Winter Grog trinken, das gab es immer wieder, vor allem mit dem guten Kandiszucker. Mein Grog war zwar nicht so dunkel wie der meiner Eltern, aber Rum bleibt Rum. Ich durfte ganze Schachteln Weinbrandpralinen und Mon Cheri essen. Zum Glück gab es die nicht so oft, weil das Geld knapp war.
Mit ca. 8 Jahren waren wir bei Böhmerwäldlern eingeladen und ich bekam ein "Kinderglas" Wein. Mir wurde immer nachgeschenkt. Das war mein erster Rausch und das Gefühl war herrlich für mich. Ich fand es lustig, auf der Straße herum zu torkeln.
Mein Vater war ein prügelnder Choleriker und mehr. Dazu Narziss. Meine Mutter war schwach und trank zum Schluss auch Schnaps. Einmal hatte ich ihr Pril in den Schnaps gegossen, weil ich so wütend auf sie war. Da war ich 10 Jahre alt. Sie hat es nicht mal gemerkt und den Schnaps trotzdem getrunken, aber ich habe mich sehr für mein Verhalten geschämt.
Ein Jahr später starb sie und ich bekam kein halbes Jahr später eine Stiefmutter, die sich bewusst einen Witwer mit Tochter ausgesucht hatte, weil sie unter Hitler das Mädchenjahr machen musste und sich geschworen hatte, dass ihr auch mal ein Mädchen den Haushalt führen wird. Das war dann ich. Ich durfte für meine eigene Wäsche keine Waschmaschine benutzen. Die musste ich per Hand waschen usw.
Aus diesem "Elternhaus" bin ich Aschenputtel in die Arme des falschen Prinzen geflüchtet. Der war Alkoholiker, was mir zuerst nicht auffiel, weil ich ganz andere Mengen kannte. Zusammen soffen wir, wobei ich meine Arbeit behielt und er sogar einen Pförtnerjob versoff. Erst als mir jemand sagte, dass mein Mann in 10 Jahren im Obdachlosenheim landen wird, ich dann aber tot sein werde, weil der mich so fertig macht, zog ich die Reißleine. Auf die Idee, dass ich selbst alkoholsüchtig sein könnte, kam ich nicht. In der Zeit war ich bei einem Arbeitgeber in einem Großraumbüro. Da wurde täglich was gefeiert und Alkohol getrunken. Auf meinem Schreibtisch standen täglich mindestens drei Becher Wein!
Anschließend arbeitete ich in einem Institut und da wurden alle 150 Geburtstage der Mitarbeiter gefeiert, sowie sonstige Feiern. (Urlaub, Kindersegen usw.) Da gab es auch täglich Alkohol. Und in der Mittagspause konnte ich nach Hause gehen und naschte am Rumtopf.
In der Zeit kämpfte ich schon mit immer wiederkehrenden Depressionen, die ich glaubte wegzusaufen.
Aus der Ehe ging ich mit einem Berg Schulden und eine Freundin riet mir, in die Gastronomie zu gehen. Bei diesem einen Arbeitgeber würde ich gutes Geld verdienen. Ich schmiss meinen Job (ganz andere Branche) und war die Halbtrunkene unter vielen Volltrunkenen. Da lernte ich, sturzbetrunken vor dem Schlafen gehen zu erbrechen, damit ich morgens fit bin. Einmal wachte ich auf dem Hotelteppich auf, die Minibar leer gesoffen, die Zimmertür einen Spalt offen. Da hätte jeder ins Zimmer gekonnt! Damals ging ich kurz zu den AA, aber in einer anderen Stadt, also nur unregelmäßig. Und ich war ja gar nicht alkoholkrank. https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…de/behaemmerte/
Nach ein paar Jahren war ich finanziell saniert und wechselte in die Branche, in der ich jetzt noch bin und das ist Außendienst. Es gab Zeiten, da habe ich in der Mittagszeit eine Flasche Wein getrunken oder eine Schachtel Weinbrandpralinen gegessen, konnte dann nicht mehr zu Kunden und schlief mich halbwegs nüchtern (glaubte ich) und fuhr abends nach Hause. Erst als ich fast in einen Tanklaster geknallt wäre wachte ich auf! Seit der Zeit trinke ich keinen Tropfen, wenn ich Auto fahre.(Was ein Selbstbetrug, wenn ich an den Restalkohol denke).
Ich habe dann nochmal geheiratet, diesmal einen Narziss, der nicht schlägt. Ich wusste nicht, dass verbale Gewalt auch Gewalt ist und meinte, wenn ich mich nur mehr anstrenge, dann wird alles gut. Ich wurde suizidgefährdet, bekam Therapien. Nachdem mein Sohn auf der Welt war wurde ich noch mehr fertig gemacht und begann heimlich zu trinken.
Ich habe gefiebert, dass endlich alle im Bett waren um endlich was trinken zu können. Das Barfach hatte ich so manipuliert, dass der Magnet nicht griff und ich geräuschlos das Fach aufklappen konnte.
Einen Job verlor ich wegen Alkohol. Ich war nicht mehr leistungsfähig und die Firma hatte einen Deal mit dem Hotel, in dem wir unsere Schulungen hatten, dass die unsere Zimmer nach Auffälligkeiten zu filzen hatten. Die fanden meine Flaschen und verpetzten mich. Damals sagte und glaubte ich, dass es meine Depressionen sind, aber nicht der Alkohol.
Ich fand wieder einen Job, den ich noch habe, aber es krieselt ständig, weil ich die Leistung nicht bringen kann. Zwischenzeitlich war ich stationär in der Psychiatrie wegen Depressionen, die gut eingestellt sind. Eine Therapeutin hat mir geholfen, dass ich die Kraft fand, mich letztes Jahr zu trennen.
Ich dachte, dass ich das Saufen sein lassen könnte, wenn ich endlich weg bin von dem Kerl. Aber das klappte nicht! Ich habe sämtliche Vorräte leer getrunken. Am Wochenende war ich froh, wenn mein Sohn im Bett war, damit ich anfangen konnte zu trinken. Ich habe es immer vermieden, vor ihm zu trinken, weil ich weiß, wie furchtbar das ist. Beim Umzug habe ich den "Barkarton" extra markiert, damit ich jederzeit Zugriff auf die scharfen Sachen hatte.
Zwischendurch habe ich als jetzt getrennt Lebende online ein Verringern des Trinkens zu erzielen. Ich hielt eine Woche durch, dann wurde wieder gnadenlos geleert, was offen war. Bei mir wird der Saufdruck abends stärker und ich schiele auf die Uhr, wann es 21 Uhr ist, damit ich mir vorher noch Stoff besorgen kann. An die Tanke will ich nicht. Ich wohne zwar nicht mehr in dem kleinen Dorf, wo mich alle persönlich kannten, sondern in einer Kleinstadt. Trotzdem schäme ich mich, hier Alk an der Tanke zu kaufen.
Ein kompletter Verzicht auf Alkohol kam mir bisher wie eine unfaire Strafe vor. Andere dürfen alle trinken. Warum soll ich auf Wein usw. verzichten müssen. Ich war traurig und frustriert bei der Aussicht, nicht mehr trinken zu dürfen. Diese Woche hatte ich einen Gedankenblitz, als ich bei den Säften im Supermarkt stand. Ich habe mich gefragt, ob ich jemals einen Saufdruck nach z. B. Apfelsaft gehabt habe, Apfelsaftflaschen versteckt habe usw. Und so machte ich mir bewusst, dass ich schon lange nicht mehr mit Alkohol umgehen kann.
Ich hatte kein Morgensaufen, aber ich kann nicht aufhören zu trinken, wenn was da steht. Und es geht mit Sch... dabei.
Heute habe ich einen Film in youtube gesehen, von einer alleinerziehenden trockenen Alkoholikerin, auch mit einem lieben Sohn. Ihr hatte das Jugendamt gedroht, das Kind wegzunehmen. So will ich nicht enden, und das hat mein Sohn nicht verdient.
Einen Termin beim Psychiater habe ich kommenden Donnerstag. Morgen rufe ich bei meinem Hausarzt an, obwohl es mir schwer fällt, weil er der Nachfolger meines alten Hausarztes ist und ich ihn erst einmal gesehen habe.
Heute bin ich bewusst nicht in einen Supermarkt gegangen. Im Reformhaus habe ich mir Porridge gekauft, damit ich morgen ein warmes Frühstück habe, wenn mein Magen streikt. Den ganzen Tag stand ich noch unter Dampf, hatte den Reflux mit Tabletten gelindert. Jetzt meldet sich der Kopf, ist heiß, verkatert. Ich bin hier in meiner "Burg". Nicht mehr lange, dann sind hier die Läden zu. Gut so! Gerade habe ich einen Becher heiße Brühe getrunken. Ich schaffe es! Haben schon schwerere Alkoholiker den Ausstieg geschafft, dann muss es doch möglich sein, dass ich von dem Dreck los komme!
Liebe Grüße und sorry dass das Posting so lange geworden ist.
Loya