Es ist ein langer Weg

  • Nach ein paar Wochen Langzeittherapie musste ich für mich erkennen,
    das dies nicht die Form der Therapie ist, die mir helfen kann.
    Ich habe die Langzeittherapie abgebrochen und bin jetzt zuhause.
    Krankgeschrieben und mit einem großen Schritt rückwärts in meiner
    Trockenarbeit.

    Ich lebe abstinent. Ja und das ist gut so.

    Aber ich habe seit dem Ende der Therapie ständigen Druck. Täglich mit
    wechselnder Intensität. Etwas, was ich vor der Therapie überhaupt nicht kannte.

    Ich muss für mich jetzt herausfinden, was mir hilft.

  • Zitat

    Krankgeschrieben und mit einem großen Schritt rückwärts in meiner
    Trockenarbeit.


    Warum denkst Du das, lalu?
    Ich sehe das jedenfalls nicht so. Du bist trocken geblieben, das ist erstmal das wichtigste, was zählt !
    Die Therapie scheint für Dich nicht gepasst zu haben, Du hast sie abgebrochen.
    Sowas darf man ja auch !
    Siehst Du es als einen Rückschritt, dort abgebrochen zu haben?
    Wenn ja, warum?
    Eine abgebrochenen Therapie bedeutet ja auch nicht zugleich, das es gar keine passende für Dich gäbe.
    Da ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.

    Wegen dem Saufdruck musst Du mal schauen und analysieren.
    Woher kommt der, was kannst Du akut dagegen tun und was langfristig?
    Ich kann da nur praktische Tipps geben, wie beispielsweise viel trinken, und schauen, ob andere Grundbedürfnisse zu kurz kamen etc.
    Ich hatte zum Glück nur sehr wenig mit Saufdruck zu schaffen, von daher habe ich nur diese Tipps :wink:

    LG Sunshine

  • Hallo Lalu,

    eine Therapie zu beenden, die nicht zu einem paßt ist eher eine Stärke als eine Schande. Vielleicht ist eine ambulante Reha eher was für dich == engere Anbindung an dein Alltagsleben, keine leere Zeit, oft viel engagiertere Mitpatienten... das sind schon so Argumente...

    Es ist kein Rückschlag in deiner Trockenarbeit wenn du feststellst daß das nicht deins ist. Es wäre ein Rückschlag wenn du gegen dein Gefühl die Zeit da absitzt, frustriert zurückkommst und trinkst. Aber gerade daß dich dieser Abbruch beschäftigt und du ihn auch hier postest zeigt : du bist dran.

    Ansonsten finde ich Karstens Frage sehr wichtig. Finde raus was falsch war ist der halbe Weg rauszufinden was richtig sein könnte...

    Viel Kraft, Glück und wenig Selbstzweifel wünsch ich dir.

    Frank

  • Halo Lalu

    willkommen zurück,

    das Unterbewußtsein kennt das Wort nicht nicht,

    wenn Du also ans Nichttrinken denkst, denkst Du automatisch auch ans Trinken. Vielleicht war das tägliche, rund um die Uhr Auseinandersetzten mit der Suchtproblematik zuviel.

    Komm wieder an in Deinem Bett, Deinem Garten und Deinem Sport...

    Warum sollte es Dir nicht wieder genausogut gehen, wie vor Deiner Langzeittherapie ?

    Liebe Grüße

    Gauguin

  • Hallo,

    danke für Eure Gedanken und Anregungen, die Ihr hier gelassen habt.

    Ich bin nun schon eine Weile zuhause und so langsam komme ich auch wieder an.
    In meinem Bett natürlich schnell, Garten nicht notwendig in dieser Jahreszeit.
    Sport war nie das Problem. Bewegung, laufen hilft am Besten.

    Ich hatte Zeit, mich mit mir und meiner momentanen Verfassung auseinander zu setzen.
    Und bin heute ein Stück weiter. Zum Glück.
    Der Druck zu trinken ist nach wie vor da, ich kann ein wenig besser damit umgehen.

    Ich möchte abstinent bleiben, dafür tue ich im Moment einiges, wenn auch sehr angestrengt.
    Wichtig scheint vor allem Struktur zu sein. Wenn ich nicht arbeiten gehe,
    dann fehlt diese. Ich habe jetzt begonnen für die nächste Zeit ohne Arbeit
    Struktur in meinen Alltag zu bringen. Ich hoffe dass es mir dann besser geht.

    Auch wenn ich wieder Arbeiten gehe, wird es eine neue Struktur geben.
    Ich denke da schon mal ein wenig weiter als nur bis morgen.

    Es geht mir besser, noch nicht gut.
    Hier im offenen Bereich möchte ich auch nicht zu sehr ins Detail gehen.
    Meine Auseinandersetzung mit der LZT werde ich im geschlossenen Bereich
    führen.

    LG lalu

  • Es geht langsam und in kleinen Schritten besser. In Richtung Normalität.
    Dem Tag Struktur zu geben hat sich als guter Vorschlag erwiesen.
    Es klappt nicht ganz so, wie ich es mir vornehme, aber schon sehr gut.

    Der Druck, trinken zu wollen oder müssen ist nur noch sehr gering.

    In meiner SHG und einem netten Gespräche mit einem Mitglied unserer SHG
    wurde mir auch nochmal klar gemacht, das mein Saufdruck auch Verlangen
    nach Zigaretten sein kann. Suchtzentrum, Belohnung usw. ist ja irgendwie
    ähnlich.
    Ich will jetzt nicht mehr soviel darüber nachdenken. Es gibt ja anderes, wichtiges
    über das ich nachdenken und planen möchte.
    Wann gehe ich wieder arbeiten? Noch fühle ich mich nicht stark genug.
    Aber mein Hausarzt will mich nicht länger krankschreiben.

    Gruß
    Lalu

  • Hallo Lalu,

    wenn du dich nicht stark genug fühlst wieder zu arbeiten, dann sollte das für deinen Hausarzt Grund genug sein dich weiter krankzuschreiben -- alles andere wäre ja fahrlässig. Wenn er sich da sperrt brauchst nen andren Hausarzt. :)

    Schön find ich daß du das Fundamentgebende von einer für einen selbst passenden Struktur zu schätzen lernst.

    Alles Gute, Frank

  • Mein Hausarzt hat mich zum Glück noch weiter krankgeschrieben.
    So konnte ich in den letzten Tagen immer besser in einen aktiven Rhythmus
    finden. Bin unterwegs und erledige meine Termine. Gehe einkaufen und
    gebe zuviel Geld aus
    Und ich habe meinen Hobbyraum aufgeräumt und neu eingerichtet. Neben
    meine Lauferei will ich wieder mehr basteln. Ideen habe ohne Ende...

    Es zeigt sich irgendwie ganz deutlich, dass die Krise überwunden scheint.
    Ich darf jetzt nur nicht wieder zu euphorisch werden. Alltag soll wieder
    einkehren. Ich werde nächste Woche wieder arbeiten gehen, dann wird sich
    zeigen, ob meine kleinen Strukturveränderungen hilfreich sind. Bin da mal
    vorsichtig optimistisch.

    Allen einen tollen Tag
    lalu

  • Es ging mir dann wohl doch zu gut.
    Hatte einen Rückfall. Kurz, aber heftig.

    Heute ist alles wieder im Lot. Ich kläre für mich noch die Mechanismen
    diese Rückfalls. Mir ging es ja sehr gut und Druck hat ich überhaupt nicht.
    Belohnung? Da schaue ich noch sehr genau hin.

    Ich habe nochmals die Risikominimierung überdacht, etwas verändert.
    Ich bin zu leicht an den Alkohol herangekommen. Das habe ich geändert.

    Jetzt möchte ich eine Woche in Ruhe zu mir kommen und wieder arbeiten
    gehen. Ich bin optimistisch, dass die Struktur hilft.

    lalu

  • Hallo Lalu,
    hast du eine Idee was du an deinem Weg ändern möchtest, vielleicht gerade auch in Hinblick auf eine zu große Euphorie (die ja echt eine böse Falle sein kann)?

    Das fänd ich wichtig.

    Für deine Offenheit, deinen Rückfall hier zu berichten, hast du meinen uneingeschränkten Respekt. Aber die Frage, welche Korrekturen du jetzt nötig findest und machen willst finde ich noch wichtiger - denn irgendwas kann ja nicht gestimmt haben.

    Viel Kraft wünsch ich

  • Liebe Lalu!

    Ich finde es toll, dass Du sofort wieder auf den Weg zurückgekommen bist, den Du gehen willst.
    Ich habe das nach meinem Rückfall auch so gemacht.
    Ich versuche, immer achtsam zu bleiben. Ich mache mir täglich klar, wer ich bin - dazu gehört auch, dass ich mir sacge: ich bin Alkoholikerin. Und dann weiß ich, dass ich auf die Alkoholikerin aufpassen möchte.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass man leichtsinnig werden kann, wenn man seiner Krankheit keine Beachtung mehr schenkt und sich damit begnügt, dass es einem gut geht. Mir persönlich hat mein Rückfall etwas gebracht, ich konnte etwas daraus lernen.
    Du siehst das auch so und sorgst dafür, dass Du nicht zu leicht an Alkohol rankommst. Vielleicht gibt es auch noch anderes, was Du für Dich sehen kannst.
    Liebe Grüße
    Calida

  • Diese Woche ist gut verlaufen. Fast so wie von mir gewünscht.
    Ich bin wieder arbeiten und mir hat es sehr gut getan. Ich war ja viele Wochen zuhause und musste schauen, ob ich klar komme. Ja es passt.

    Mein kurzer, heftiger Rückfall hat mir gezeigt, wie labil ich auch nach sechs Monaten noch bin. Es gibt Situationen, die neu für mich sind, in denen ich in meiner Abstinenz noch nicht war. Gerade vor den guten Tagen hatte ich keine Bedenken, dass ich rückfällig werden könnte.

    Rückblickend betrachtet war es aber genau die Situation, die hochgefährlich ist. Tolle Zeit, viel geschafft und zum guten Gefühl noch einen guten Tropfen. Es hat sich angekündigt, dass der Rückfall kommt. Ich habe schon ein paar Tage vorher immer wieder an Alkohol gedacht, daran, dass ich mich belohne. Nur einmal. Und der Alkohol war griffbereit, dafür hatte ich gesorgt. Geplant.

    Was habe ich für mich gelernt? Alkohol darf absolut nicht griffbereit sein. In meinem häuslichen Umfeld habe ich die Mauern wieder ganz hoch gesetzt. Und ich muss reden, wenn ich merke, dass ich wieder in eine ähnliche Situation komme.

    Und ich werde mir weiter Gedanken machen müssen, wie wichtig mir meine Abstinenz auch in Zukunft ist. Ich bin Alkoholikerin. Ich werde nur wenn ich abstinent bleibe eine Chance haben, mein Leben so zu führen, wie ich es möchte. Und nicht ein Leben, dass von der Sucht getrieben wird.

    Es gibt noch vieles was ich tun muss, damit ich zufrieden trocken leben kann.
    Die Grundbausteine sind wichtig und richtig. Für mich der Weg, den ich gehe möchte.

    Das 2. Adventwochenende war sehr ruhig und ich habe bewusst nur Dinge getan, die ich machen wollte. Das tat der Seele gut.

    lalu

  • Ich habe mich zwar jetzt nicht durch mein eigenes TB gelesen. Aber ich weiß noch sehr genau, wie euphorisch ich manchmal war, dass mir das Nichttrinken so scheinbar leicht viel. Wie locker ich manches genommen habe, wie sicher ich mich fühlte, dass ich so schnell keinen Rückfall bekomme. Ich zu den ganz wenigen gehören könnte, die vielleicht ohne Rückfall trocken werden und bleiben.

    Heute bin ich da ganz kleinlaut geworden. Heute weiß ich einfach, das Trockenarbeit ein tägliches Brot ist. Und ganz besonders in den ersten Jahren.
    Und ich weiß heute, dass ich noch mehr, noch anderes tun muss, um trocken zu werden. Das was ich bis heute getan habe, hat nicht gereicht. Die wichtigsten Sachen habe ich vergessen, ignoriert, zur Seite geschoben. Kein Alkohol im häuslichen Umfeld und Strategien für den Fall des großen Suchtdrucks.

    Es ist halt ein langer Weg

  • Guten Morgen lalu,

    Rückschläge können sehr weh tun.
    Aber aus Deinen Worten lese ich heraus,
    dass Du Negatives nicht nur erkannt hast,
    sondern auch etwas dafür tust, es nicht zu wiederholen.
    Der Weg ist nicht leicht und manchmal sehr steinig.
    Risikominimierung war bei mir der Schlüssel.
    In meiner Wohnung gibt es keinen Alkohol.
    D.h. "schnell" mal umfallen, wäre mir gar nicht möglich.
    Ich wünsche Dir viel Erfolg und bleib dran!

    Viele Grüße
    Correns

  • Danke Correns für deinen Besuch. Und ja! Ich bleibe dran.

    _______


    Diese Woche ging es auf Arbeit hoch her. Es hat sich in den letzten Monaten vieles angestaut und einiges wurde hochgekocht. Jetzt ist wieder gut, es hat aber viel Kraft gekostet, alle wieder an einen Tisch zu bringen. Außerdem hatte ich einiges an Terminen abzuarbeiten. Es war alles anstrengend.
    Ganz bewusst habe ich dann in meiner Freizeit nur Dinge getan, auf die ich Lust hatte. SHG, Sport, basteln, im Forum lesen und schreiben.
    Heute dann ausschlafen und für das Wochenende eine unangenehme Aufgabe geplant. Putzen... Hm! Jetzt aber schon erledigt und so liegen noch einige Stunden vor mir, in denen ich tun und lassen kann, was ich will.
    Und ich werde es langsam angehen. Denn das denke ich, war/ist eins meiner Probleme. Immer ganz schnell ganz viel schaffen. Und dann Belohnung?

    Ich muss noch über viel nachdenken. Über die Abläufe und Mechanismen.
    Und doch noch einmal für mich reflektieren, wann und in welchen Situationen ich Alkohol getrunken habe und welche Funktion er für mich hatte.
    Nicht in der letzten Zeit. Da war ich schon krank und abhängig. Da hat die Sucht vieles bestimmt. Aber vorher muss es doch Gründe gegeben haben, warum ich glaubte, der Alkohol hilft bei irgendwas. Oder liege ich da falsch?
    Hilft mir der Blick in die Vergangenheit, mit den Problemen heute fertig zu werden?

    Jetzt gibt es gleich Kaffee und Kuchen, kleine Geburtstagsfeier mit der Verwandtschaft. Und heute Abend... lasse ich auf mich zukommen.
    Morgen dann ein kleines Sportevent, wenn es das Wetter zulässt.
    Und es ist ja schon dritter Advent, na dann ran an die Plätzchen und den Lebkuchen :wink:

    lalu

  • Das ruhige Angehen an die Dinge scheint mir gut zu tun. Ich schaue mir genau an, was zu tun ist, und wieviel Zeit ich habe. Mache langsam und lasse lieber etwas liegen. Morgen ist auch noch ein Tag. Dieser Rhythmus scheint ein guter Weg zu sein und ich werde ihn in den nächsten Tagen weiter ausprobieren.

    Bis zum Jahresende liegt nicht mehr viel an. Noch ein paar Tage arbeiten. Noch ein ruhiges entspanntes Wochenende. Einkaufen wird wohl noch ein paar mal notwendig sein, aber wir werden es nicht übertreiben.

    Es war ein sehr anstrengendes Jahr, viel ist passiert. Einen Rückblick wage ich noch nicht ganz. Und einen Ausblick auf das kommende Jahr? Hm?
    Ganz wichtig ist mir hier das Forum, dass mich seit über sechs Monate begleitet. Gerne lese ich die Beiträge der anderen, es gibt soviel spannende Lebensberichte. Ich kann immer wieder was mitnehmen. Das wird mich also im nächsten Jahr auf jeden Fall begleiten. Lesen und schreiben im Forum. Meiner virtuellen SHG.

    Ich schaue jetzt auch in die TB der Co. Ich kann dann vielleicht auch verstehen, wie es meinen Verwandten und Freunden mit mir ging. Auch wenn ich glaubte, dass keiner soviel mitbekommen hat. Damals als ich heimlich trank. Das ist wohl ein Irrtum, dem wir heimlichen Trinker immer wieder aufgesessen sind...

    Habt eine schöne Adventszeit
    lalu

  • Zitat von lalu14

    Ich kann dann vielleicht auch verstehen, wie es meinen Verwandten und Freunden mit mir ging. Auch wenn ich glaubte, dass keiner soviel mitbekommen hat. Damals als ich heimlich trank. Das ist wohl ein Irrtum, dem wir heimlichen Trinker immer wieder aufgesessen sind...

    Hallo lalu!

    Das hast Du absolut zutreffend formuliert. Was für Fehlvorstellungen wir mal erlegen sind.

    Gruß Carl Friedrich

  • Ich habe die Adventszeit friedlich und nüchtern fast hinter mich gebracht.
    Schön, dass ich es nüchtern erleben kann. Und gestalten darf, wie es mir
    gefällt.

    Die letzten Tage hatten ihren Rhythmus, der mir entgegen kommt.
    Arbeit und noch ein zwei Erledigungen, dann noch ein entspannter
    Feierabend. Die Wochenenden waren gänzlich stressfrei, da nichts geplant war,
    der Tag auf mich geruhsam zukam. Nun ja außer der verregnete Sonntag,
    an dem ich an einem Volkslauf teilnehmen wollte... Als Brillenträgerin habe
    ich da schlechte Karten... ich sehe nach 2 Minuten nicht mehr, wo ich
    hinlaufe :shock:

    Mich sucht der Suchtteufel gerade nicht auf. Kann gerne so bleiben, aber ich
    bin da weiterhin achtsam. Was ich mir wünsche und was das Suchtgedächtnis
    macht... das ist nicht immer eine Einheit.

    Ich bin zwar täglich hier im Forum unterwegs, schreibe aber nicht immer etwas
    in mein TB. Die Gedanken und Erlebnisse der anderen sind mir auch
    weiterhin Inspiration und Hilfe. Ich möchte da nicht mehr drauf verzichten.
    Es hat mir bis hierher geholfen. Das wird also auch in Zukunft ein
    Wichtiger Teil meiner Trockenarbeit sein.

    Allen eine geruhsame Nacht und einen nüchternen Freitag.
    lalu

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!