Die letzte Konsequenz und todunglücklich

  • Ich bin neu hier und hoffe, ein wenig Unterstützung zu finden. Mein Mann ist gestern auf meinen Wunsch hin nach zehn Jahren auf und ab, vielen Neuanfängen mit nicht eingehaltenen Versprechungen ("Ich habe kein Problem mit Alkohol, kann jederzeit aufhören, für dich/euch trinke ich nicht mehr"). Ich habe schon vor zwei Jahren angefangen, für mich Konsequenzen zu ziehen. Habe mich von ihm abgenabelt, erst finanziell, dann auch im Alltag. Ich habe mit den Kindern mein Leben gelebt, er seins. Glücklich war ich damit nicht, aber ich habe den Fokus nicht mehr auf ihn und sein trinken gerichtet, sondern habe etwas für mich getan. Nur hat das in den letzten Monaten nicht mehr so gut funktioniert. Ich habe körperlich auf ihn reagiert, negativ, hatte psychosomatische Beschwerden, wenn er zu Hause war. Ich habe gemerkt, der Abstand, den ich mir geschaffen hatte (eigenes Zimmer, getrennt schlafen) reichte nicht mehr aus. Ich konnte es nicht mehr ertragen, die ständige Fahne, seine Diskussionen dann und die Sprüche unter die Gürtellinie.

    Nachdem der letzte Versuch vor vier Wochen kläglich gescheitert ist, habe ich ihm gesagt, dass es besser ist,wenn er geht. Und er ist tatsächlich gegangen, wo ich mich schon auf einen kräftezehrenden Kampf eingestellt habe. Doch statt Erleichterung fühle ich nur eine tiefe Trauer in mir, Leere und Angst vor dem, was die Zukunft bringt. Er war die Liebe meines Lebens und eigentlich trauerte ich schon sehr lange um den Mann, den ich mal geheiratet habe, denn er war ja schon lange nicht mehr da. Er liebt mich immer noch, er sagt es und ich weiß es auch, nur leider ist der Alkohol stärker als seine Liebe. Ob ich ihn jetzt noch liebe, kann ich nicht sagen, ich habe den Mann geliebt, der er einmal gewesen ist.

    Die Reaktion der Kinder war unterschiedlich. Die beiden Jüngeren haben weniger heftig reagiert als befürchtet, wenig Tränen, aber viel Einsicht. Einer der beiden Älteren hat es wohl schon lange kommen sehen und deshalb sehr neutral in seiner Reaktion, dafür spricht der 18-jährige kein Wort mehr mit mir. Das zieht mir zusätzlich den Boden unter den Füßen, weg.

    Ich habe heute einen ganz schlechten Tag. Obwohl ich vom Verstand her weiß, dass diese letzte Konsequenz richtig war, geht es mir damit nicht gut. Ich bin unendlich traurig und ich habe Angst. Angst um meine Zukunft, aber auch um seine. Ich fürchte bei ihm jetzt den Totalabsturz, wo er keinen Halt mehr hat und da melden sich wieder die Schuldgefühle...

    Traurige Grüße
    Neuland

  • Hallo Neuland,

    Herzlich Willkommen hier im Forum.

    Es tut mir sehr leid für Dich, das es am Ende so ausgegangen ist.
    Aber Deine Geschichte zeigt auch mal wieder, das CO-Abhängigkeit am Ende auch körperlich/psychisch krank macht.
    Du schreibst ja, das Du psychosomatische Beschwerden bekommen hast.
    Ich denke, das ist eine typische CO-Abhängigkeits-Erkrankung.

    Ja und schau mal, was ist das denn für ein Leben/eine Ehe mit einem Mann, was gar kein gemeinsames Leben mehr beinhaltet?
    Hast Du Dir so Dein Leben vorgestellt?
    Da ist doch ein Ende mit Schrecken dann doch besser, meine ich.

    Den Mann, den Du mal kanntest... den gibt es doch schon lange nicht mehr.
    Der Alkohol verändert ja auch das Wesen.
    Und Du wirst ihn auch nie wieder so zurückbekommen, wie er früher mal war. Selbst dann nicht, wenn er trocken würde.

    Das Du nun traurig bist, ist ja völlig verständlich !
    Auch nach Trennungen werden bestimmte Phasen durchlaufen, im Grunde die gleichen wie nach dem Tod eines geliebten Menschen.
    Dabei ist es völlig normal, auch traurig zu sein über den Verlust.
    Das ist eine ganz normale Reaktion auf eine Trennung.

    Aber wenn Du jetzt wieder einknicken würdest, würde alles wieder beim alten sein.
    Und das wolltest Du ja nicht mehr. Also konntest Du doch nur so handeln, wie Du es getan hast.

    Und Neuland... so eine Trennung kann auch eine Chance für Deinen Mann sein !
    Er hockt nun auch allein da und vielleicht macht er sich ja doch mal Gedanken, warum alles so gekommen ist?
    Ich denke, so eine Trennung ist schon ein Tiefpunkt im Leben eines Alkoholikers.
    Vielleicht reicht es aus, um mal wach zu werden?
    Vielleicht aber auch nicht, und er säuft jetzt noch heftiger als zuvor.
    Das ist dann aber SEINE Sache, nicht DEINE.
    Du hast versucht zu helfen, mehr kann man nicht tun.

    Was könntest Du versuchen, damit es Dir etwas besser geht?
    Hast Du Hobbys?
    Hast Du Menschen / Freundinnen, mit denen Du Dich treffen kannst.
    Raus gehen, unter Menschen gehen hilft oft, mal an was anderes zu denken und so auch mal wieder eine neue Sicht auf die Dinge zu bekommen.
    Was könntest Du diesbezüglich für Dich tun?
    Hast Du Ideen?

    LG Sunshine (Alkoholikerin)

  • Hallo Sunshine,

    vielen Dank für deine Worte. Du hast völlig Recht mit dem was du sagst, das weiß ich vom Verstand her auch selbst. Die letzte Zeit hat mich so viel Kraft gekostet, ich wollte nur noch raus aus diesem Schlamassel, wieder atmen und leben können, frei sein. Jetzt bin ich es, doch von Freiheitsgefühl und Erleichterung keine Spur. Ernüchterung, Trauer, plötzlich Angst vor der eigenen Courage. Ich weiß, da muss ich jetzt durch, aber es ist verdammt schwer. Doch ich möchte auch nicht wieder einknicken, das habe ich schon viel zu oft getan. Und was hat es mir gebracht? Nichts, es ging mir immer schlechter.

    Meine Hobbys sind meine Tiere und mein Garten. Ich habe mehrere Freundinnen, davon zwei sehr enge, die mich schon länger begleiten und unterstützen. In der Vergangenheit habe ich schon versucht, mir ein Netzwerk aufzubauen, jetzt wird sich zeigen, ob es hält. Ich habe vor Kurzem ein Fernstudium begonnen, um beruflich weiter zu kommen, an Ablenkung mangelt es also nicht. Im Moment kann ich mich aber weder aufraffen noch konzentrieren, der Schmerz ist zu groß. Ich habe verloren gegen den verdammten Alkohol, fühle mich um mein Glück betrogen....

    LG Neuland

  • Ich bin raus aus dem Tal der Tränen. Vorerst?? Ich hoffe, es bleibt so. Ich habe mich in den letzten zwei Tagen im Garten ausgetobt, die Küche neu gestrichen und dabei viel nachgedacht. Ich hatte so viele Wünsche und Träume, die auf der Strecke geblieben sind, weil sich die Welt nur um die Trinkerei drehte. Da mein Mann ja leider therapieresistent ist (Er hat ja kein Problem), muss ich dies bei ihm lassen und mich endlich wieder um mich kümmern. Denn meine Kinder haben ein Recht auf eine fröhliche, ausgeglichene Mutter und nicht auf ein weinendes Nervenbündel.

    Die nächste Zeit wird nicht einfach, es gibt noch so viel zu regeln. Aber erst einmal brauche ich eine Atempause, damit es mir wieder besser geht und ich all dem gewachsen bin. Am Freitag gehe ich zu den Al-Anons und hoffe, dort etwas für mich rausziehen zu können.

  • Liebe Neuland,

    wow, da hast du eine Menge für dich erreicht! Hut ab!

    So Täler werden immer mal wieder kommen, ganz klar, das gehört dazu. Denn wie du ja selbst schreibst, war er mal die Liebe deines Lebens, du hattest Wünsche und Träume. Es ist ein Trauerprozess, der jetzt einsetzt. Aber sei mal sicher, du wirst da als strahlende Frau daraus hervorgehen.

    Atempausen sind gut, um Dinge zu sortieren und sacken zu lassen. Ich hoffe, du hast auch schon ein wenig aus unserer SHG hier ziehen können. Ich bin gespannt, wie es dir bei den AA gefällt. Ich war einmal da, damals, für mich war das nix. Aber ich finde es klasse, Dinge auszuprobieren um heraus zu finden was gut tut!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat

    Denn meine Kinder haben ein Recht auf eine fröhliche, ausgeglichene Mutter und nicht auf ein weinendes Nervenbündel.

    Naaajaaa... das kann auch die beste Mama nicht immer sein :wink:
    Wir sind ja auch nur Menschen. :)

    Was ich aber grundsätzlich für wichtig halte, das ist, die Kinder vor einem nassen Alkoholiker in Sicherheit zu bringen.
    Besonders wenn die Kinder noch kleiner sind, haben sie ja keine Wahl und müssen das aushalten, was die Eltern ihnen zumuten.
    Und Kinder werden Schaden nehmen, wenn sie mit einem suchterkrankten Elternteil aufwachsen/leben müssen !
    Das geht nicht spurlos an ihnen vorbei und es hat oft auch noch gravierende Spätschäden.
    Und ich sehe es so, das dann der nichterkankte Elternteil zusehen muss, das die Kinder sowas nicht erleben müssen.
    Weil der suchterkrankte Teil das eben nicht mehr kann.
    Und dann muss man auch mal einen Hintern n der Hose haben und konsequent handeln.
    So wie Du es auch getan hast.
    Nicht nur für sich selbst, auch für die Kinder, wenn vorhanden.

    Ich denke, es ist als Mütter/Eltern unsere Aufgabe, unsere Kinder liebevoll, aufmerksam, und möglichst ohne schlimme Blessuren zu selbstbewußten Menschen heranwachsen zu lassen.
    Dabei müssen und können wir auch nicht immer perfekt sein, alle Eltern machen auch Fehler.
    Aber die Richtung sollte zumindest stimmen.
    Dann haben sie auch das Rüstzeug für die späteren Blessuren, die uns alle auf die ein oder andere Art im Leben widerfahren werden.

    Müssen Kinder aber in Familien aufwachsen, wo ein Elternteil alkoholkrank (oder anderweitig suchterkrankt) ist, nehmen wir ihnen schon sehr viel.
    Was alles, kann man sehr gut hier im EKA-Bereich nachlesen.

    Falls Du also mal wieder schwankend wirst (was ich auch für normal halte in der jetzigen Situation !), dann kannst Du da ja mal reinlesen.
    Und dann weißt Du auch wieder, das Du alles richtig gemacht hast. :wink:
    Nicht nur für Dich, sondern auch für die Kinder.

    LG Sunshine

  • @Sunshine
    Schon klar, niemand ist die immer strahlende Supermama. Nur die letzte Zeit war ich nur noch traurig. Und DAS geht definitiv nicht.

    Die wichtigsten Leute wissen jetzt Bescheid, das erste Möbelstück (ein Sofa) hat hier auch schon ein neues Zuhause gefunden. :wink::)

  • Halloa,

    Gratulation! Anders kann man es nicht sagen, du hast in den letzten 2 Tagen die wichtigsten und Richtigsten Entscheidungen getroffen, für dich und auch für deine Kinder!

    Ablenkung hast du dir ja schon geschaffen, pass halt auf, dass du dich nicht überforderst, aber das klingt bisher so als ob du das hinbekommst!

    Ich wünsche dir die Kraft die nächsten Wochen konsequent zu überstehen. Du musst nicht immer das strahlende Energiebündel sein! Du musst aber genug für dich sorgen, damit am Ende was von dir übrig bleibt das sich um deine Kinder kümmern kann, evtl. kann ja dein Ältester dir etwas Last von den Schultern nehmen auch wenn er nicht mit dir sprechen will?

    Train to survive

    survive to train

  • Mein Ältester hat mir schon immer viel abgenommen. Momentan sind wir dabei, wieder langsam aufeinander zuzugehen. Wird sich schon einrenken. Und bald wird er sowieso eigene Wege gehen, wenn er ins Berufsleben eintritt. Ich gönne es ihm!

    Ansonsten kann ich sagen, dass es momentan sehr friedlich bei uns ist. Die beiden Kleinen können sich endlich entfalten und siehe da - sie streiten lange nicht mehr so heftig wie sonst.

    Ein bisschen Bammel habe ich vor der nächsten Begegnung mit meinem XY. Erst einmal gibt es noch so viel zu regeln und auszuhandeln (Besuchszeiten, das gemeinsame Haus etc.), und dass er so anstandslos gegangen ist, ist eigentlich gar nicht seine Art..... Und dann wird er natürlich wieder versuchen mich einzulullen mit Liebesschwüren und falschen Versprechungen, die nichts taugen. Ich mag das nicht mehr hören.

    Ich hätte gerne, allein den Kindern zuliebe eine freundschaftliche Basis. Ich hoffe, wir bekommen das irgendwie hin.

  • So, nach 10 Tagen Singledasein hier ein kurzer Zwischenstand. Inzwischen geht es mir besser als in den ersten beiden Tagen. Morgens nach dem Aufwachen kommt natürlich immer noch der Gedanke: Jetzt bin ich allein. Das relativiert sich aber meist schnell, denn allein war ich vorher auch, zumindest die letzten Jahre meiner Ehe. So langsam stellt sich doch so etwas wie Erleichterung ein. Der Druck ist weg, meine Gedanken müssen nicht mehr um dasselbe Thema kreisen. Ich schreibe viel Tagebuch, um die vergangene Zeit aufzuarbeiten, Bilanz zu ziehen, wo ich stehe und wo ich hinwill.

    Mein Mann hat uns letztes Wochenende besucht (nüchtern). Nach anfänglicher Anspannung auf beiden Seiten war es eigentlich recht entspannt. Er hat sich mit den Kindern beschäftigt und wir hatten auch Gelegenheit zu reden, sehr sachlich. Ich muss nur aufpassen dass es nicht zu freundschaftlich wird. Nicht, dass er meint, er kann sich Schritt für Schritt wieder bei uns einschleichen. Ich muss ihn liebevoll, aber bestimmt in seine Schranken weisen. Die Kinder vertrauen mir, stehen zu mir, gehen aber auch mit ihrem Vater normal um. Ich hoffe, das bleibt alles so.

    Meine Freundinnen stehen Gewehr bei Fuß, wenn ich jemanden zum Reden brauche oder mich ablenken möchte. Bisher weiß nur ein kleiner Kreis Bescheid, aber von allen kommt ein positives Feedback. Gestern haben mir Leute, mit denen ich sonst nicht so viel zu tun habe, ihre uneingeschränkte Hilfe angeboten. Das ist einfach nur toll und hat mich sehr gerührt.

    Ich wollte zum Treffen der Al-Anons leider war niemand da, Ferienzeit! Im gleichen Haus und zur gleichen Zeit treffen sich die AA's. Sie haben mich eingeladen, mit zu ihnen zu kommen. Sie haben mich sehr lieb aufgenommen und ihre Geschichten haben mich sehr berührt. Und ich fand es schon krass, von einem Betroffenen zu hören: „Du bist nicht Schuld und du hast alles richtig gemacht.“ Ich bereue nicht, an diesem Treffen teilgenommen zu haben und vielleicht klappt es ja am nächsten Freitag in der „richtigen“ Gruppe.

  • Liebe Neuland,
    ich habe echt super Respekt vor dir! Ich beneide dich! Vielleicht würde er sogar aufhören und ihr hättet eine Chance? Wie habt ihr denn das Finanzielle geregelt? Nur nicht einknicken! Du hast Recht, im Grunde sind wir schon ganz lange allein.....
    LG

  • Liebe Neuland,
    ich habe echt super Respekt vor dir! Ich beneide dich! Vielleicht würde er sogar aufhören und ihr hättet eine Chance? Wie habt ihr denn das Finanzielle geregelt? Nur nicht einknicken! Du hast Recht, im Grunde sind wir schon ganz lange allein.....
    LG

  • Liebe Aurora,
    ach so, er würde deswegen nach einer Trennung ein Alki werden, weil er ja nur wegen mir am Wochenende nichts trinkt und sich einigermaßen zusammenreißt, sonst würde er schon gerne mehr trinken......

  • Ich wollte mich auch mal wieder melden, ein Update und eine Frage hier reinstellen. Nach zwei Monaten Abstinenz habe ich meinen Mann wieder in mein Leben gelassen. Viel zu früh oder grundsätzlich falsch? Ich weiß es im Moment wirklich nicht.

    Er hatte letztes Wochenende einen Rückfall, bisher ein einmaliger Ausrutscher, der mich aber leider ziemlich runtergezogen hat. Ich hatte eigentlich gedacht, mein Abstand wäre inzwischen groß genug, um damit anders umzugehen. Jetzt kämpft er erneut um seine Trockenheit. Ich weiß, dass das ganz allein sein Problem ist. Da er aber im Moment wirklich bemüht ist und wieder bei uns wohnt, würde ich gern Sunshine und andere Betroffene, die hier mitlesen fragen, ob ich als Angehörige irgend etwas tun kann, wenn/falls der Saufdruck wiederkommt?

  • Hallo Neuland,

    als Alkoholiker habe ich mal zwei Fragen.

    Woher weisst du dass er 2 Monate abstinet war und dass er letztes Wochenende seinen einzigen Rückfall hatte :?:

    Kannst du denn ausschließen dass er die ganze Zeit weiterr getrunken hat und dir nur sagt er habe 2 Monate nix getrunken :?:

    Ich dachte er sei gegangen und ihr wohnt getrennt.

    LG Martin

  • Hallo Martin,

    er hat mir gar nichts gesagt. Mein Gefühl sagt mir das und das hatte bisher immer Recht, auch im negativen Sinne. Ihm vertraue ich nach wie vor nicht, das weiß er auch. Ich verlasse mich nur auf mein Gefühl....

  • Hallo Neuland,

    bedeutet es für DICH eigentlich ein Rückfall in die eigene Co-Abhängigkeit, wenn DU nach 2 Monaten schon wieder in Kontakt mit ihm bist? ihr sogar wieder zusammen wohnt? Du schreibst nur von SEINEM Rückfall. Wie ist es bei DIR? Du hattest es doch gut gefunden mit den Kindern, und gerade für die Kinder..., daß erst mal Abstand reinkommt.

    Wie gehts den Kindern in dieser Achterbahn? (Ich dachte beim Lesen an eine Achterbahn... Nun weiß ich ja nicht, wie die Kinder bzw. du das empfindest.)

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Oder anders: Ist er es oder ich? Und noch was: vergesst es, ich kann ihm nicht helfen. So einfach ist das.

    @ Linde: Du hattest Recht, ich bin rückfällig geworden, habe mich einlullen lassen von seiner Liebenswürdigkeit, die ich an ihm schon lange nicht mehr erlebt habe.

    Aber ich habe mich nicht einlullen lassen von falschen Versprechungen, immerhin. Ich wollte gar keine hören. Habe zu ihm gesagt, dass ich keine Erwartungen an seinen Trockenheit habe, das ist sein Ding. Aber auch, ich will nie wieder ein Leben mit einem nassen Alkoholiker. Keine Kompromisse.

    Peng, so, jetzt sitze ich hier und habe genau das. Er ist tatsächlich blöd, glaubt, ich merke nichts, nur weil er seinen Konsum extrem niedrig hält. So niedrig, dass es bisher zu keinen verbalen Ausfällen seinerseits gekommen ist. Ich merke es trotzdem, sage dazu aber nichts mehr, Thema durch. Wenn ich was merke, drehe ich mich um und gehe weg. Zum Glück habe ich schon seit Längerem ein eigenes Zimmer. Nur kann es das auf die Dauer auch nicht sein. Wird es auch nicht.

    Nun ist es leider so, dass ich mal wieder völlig inkonsequent dastehe. Ich wollte keine Kompromisse mehr, kann ihn aber jetzt nicht postwendend vor die Tür setzen, weil ich beruflich = finanziell einstecken musste bzw. immer noch muss. Solange sich das nicht ändert, bin ich finanziell an ihn gebunden, leider. Ich arbeite schon daran, dass das hoffentlich nicht lange so bleiben wird.

    Was ich trotz allem daraus gelernt habe: Er ist nicht der Nabel meiner Welt, ich komme gut ohne ihn klar – und die Kinder im Übrigen auch. Ich habe mir zwei Auszeiten genommen, in denen ich viel für mich rausziehen konnte. Ich habe Abstand und neue Stärke gewonnen und wieder Freude am Leben. Meinem Leben. Lange habe ich nur noch funktioniert, hatte keinen Spaß mehr an meinem Garten, an Geselligkeit, an allem. Das hat sich Gott sei Dank geändert und das lasse ich mir auch nicht mehr nehmen.

    Und jetzt heißt es: kleine Schritte machen, immer schön piano. Das letzte Mal war wahrscheinlich zu überstürzt, ich konnte es einfach keinen Tag länger ertragen, diesen Gestank, diese Launen, die dummen Sprüche und überhaupt die ganze Art. Der Leidensdruck war schon so groß, dass ich hier eine Mappe voller Exposés habe und mir sogar schon ein Objekt angeguckt hatte. Sogar Beratungsgespräche bei der Bank hatte ich schon zwecks Finanzierung. Hätte mir das einer vor zwei Jahren gesagt, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt. Ich? Nie im Leben! Als es dann geknallt hat und er tatsächlich gegangen ist, war ich wohl noch nicht soweit, noch nicht genug vorbereitet.

    Das nächste Mal wird es anders. Unser Ältester zieht nächstes Wochenende aus. Für mich bedeutet das ein lachendes und ein weinendes Auge. Ich gönne es ihm, dass er aus dem ganzen Sch.... hier rauskommt und seinen eigenen Weg geht, werde ihn aber auch sehr vermissen. Wenn wir den Umzug hinter uns haben, fange ich an, hier auszumisten und dabei „seine“ Sachen gleich extra zu sortieren und einzupacken. Das wird der erste Schritt sein, denn je aufgeräumter meine Umgebung, desto aufgeräumter ist mein Kopf. Dann werde ich meine berufliche und finanzielle Situation verbessern, Schritt für Schritt.

    Worüber ich mir noch klargeworden bin: Ich werde hier nicht weggehen, ich denke gar nicht daran! Soll er doch gehen. Ich habe meine Freunde hier, meine Kunden, meine ganzes Netz, das mich trägt. Ich werde mich einfach in Geduld üben müssen, mir nicht auch noch selbst zusätzlichen Druck machen. Aber eins weiß ich: Meine Stunde wird kommen, und dann werde ich ihm den Stinkefinger zeigen und sagen: „Mach doch was du willst, aber ohne uns!“

    So, das musste jetzt mal raus, danke fürs Lesen.

  • Im Moment geht es mir nicht so besonders. Ich habe sehr viel Wut in mir. Wut auf mich selber, weil ich mich habe blenden lassen von der kurzzeitigen Abstinenz, von dem Mann, der da wieder zum Vorschein gekommen ist und von dem ich dachte, ihn schon vor langer Zeit für immer verloren zu haben. Neben der Wut ist da aber auch Hoffnungslosigkeit meine und die Zukunft meiner Kinder betreffend, weil ich entgegen dem, was ich ihm bei seinem Wiedereinzug gesagt habe, nicht so konsequent sein kann wie ich gern möchte. Das fühlt sich nicht gut an.

    Die Stimmung hier ist ziemlich schlecht, denn im Gegensatz zu früher schlucke ich nicht mehr alles runter, sondern sage was ich denke. Und das gefällt Herrn Promille natürlich gar nicht. 😀 Nächste Woche haben wir Hochzeitstag und ich habe ihn wissen lassen, dass ich weder Blumen noch Geschenke möchte. Da er sich für den Alk entschieden hat, ist dieser Tag für mich kein Grund zum Freuen. Seitdem ist er abwechselnd brastig oder selbstmitleidig und nur noch voll. Am liebsten würde ich die Situation hier und jetzt beenden, werde aber noch die eine oder andere Ehrenrunde drehen müssen. Habe ich mir selbst eingebrockt, ich weiß. Also heißt es, den Kopf oben halten und weiter schwimmen. Ich bin dabei, neue Kunden zu werben, um damit meine finanzielle Situation wieder zu verbessern. Und eine rechtliche Beratung wäre auch nicht schlecht, um für den Fall gewappnet zu sein, dass er querschießt.

    Und während ich mich hier mehr und mehr von ihm zurückziehe, habe ich viel Zeit, hier im Forum zu lesen und über mich nachzudenken. Zum Beispiel darüber, woher meine Co-Muster kommen. Von der herzkranken Mutter, die gern mal in Ohnmacht gefallen ist, und ich als kleines Kind schon im Kindergartenalter wusste, wo die Tropfen stehen die sie wieder auf die Beine bringen. Und das ständige Rücksicht nehmen, denn „Mama darf sich ja nicht aufregen“. Die wenig liebevolle, dafür um so leistungsorientiertere Erziehung, damit ich schon früh Verantwortung tragen und anderen Lasten von den Schultern nehmen konnte. Und es hat funktioniert, ich habe funktioniert, bis heute. Jetzt nicht mehr, Schritt für Schritt. Ich übe mich im Nein-Sagen und holla, es reißt mir keiner den Kopf ab. Ich darf Nein sagen, mit oder ohne Begründung. Manchmal reicht als Begründung einfach: Weil ich nicht möchte. Ist ausbaufähig. Und ich bin eine EKA, habe aber meinen Vater nie gekannt. Ob das trotzdem eine Rolle spielt, gilt es noch herauszufinden.

    Etwas anderes habe ich schon herausgefunden. Selbst wenn mein Mann irgendwann trocken werden sollte, was ich im Moment bezweifle, will ich ihn trotzdem nicht mehr. Zu viele Scherben, schon wieder. Und ich möchte kein Leben in Angst, wann der nächste Rückfall kommt. Keine Rücksicht mehr nehmen auf seine Befindlichkeiten. Aufpassen, was ich sage oder tue, oder nicht sage oder nicht tue, um ihn ja nicht zurück zur Flasche zu treiben. Nö, ist nicht meins. Nicht mehr.

    Verregnete Grüße, draußen wie drinnen,
    Neuland

  • Die letzten Tage hat sich einiges getan. Nach einer vorhergehenden sehr konfliktreichen Woche ist mein Mann vor einer Woche (unserem Hochzeitstag) weggefahren und hat mir von unterwegs geschrieben, er wäre erstmal ne Zeitlang weg. Angeblich zum Entzug. So schnell, von jetzt auf gleich???? Wie jetzt, Entzug über Nacht, aber keine Therapie? Hört sich für mich alles sehr merkwürdig an. Seitdem ist Funkstille, denn er hat wohl meinen Wink verstanden dass ich im Moment keinen Kontakt wünsche.

    Ich denke nicht, dass sein Entzug oder was auch immer er da macht, langfristig Erfolg haben wird. Zumal der Alk ja nicht sein einziges Problem ist. Ich habe die Woche davor schon in der Shg gesagt, dass ich ihn nass nicht mehr will, trocken aber auch nicht. Da sind zu viele Verletzungen, nicht eingehaltene Versprechen und enttäuschte Hoffnungen. Ich will mein Leben nicht mehr auf ihn und den Alk ausrichten. Letztendlich wird es auf die endgültige Trennung hinauslaufen. Ich werde es wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist.

    Ich hatte heute einen Beratungstermin bei Pro Familia. Die Frau dort meinte, ich sei sehr klar und sollte dabei b!eiben. Da das Ganze durch Haus und Selbständigkeit beiderseits sehr komplex ist, geht es nicht ohne Anwalt. Ich war vorhin beim Amtsgericht und habe mir einen Antrag auf Beratungshilfe geholt.

    Ach ja, neue Kunden konnte ich inzwischen auch gewinnen, es kommen hoffentlich dank Werbung noch neue dazu. Dann geht es auch finanztechnisch wieder aufwärts. Wie heißt es so schön? Wo eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere.

    Hoffnungsvolle Grüße
    Neuland, die heute die Sorgen beiseite schiebt und Kindergeburtstag feiert :D

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