So, nachdem ich nun Tage lang hier gelesen habe, werde ich meine Geschichte erzählen.
Süchtig bin ich schon seit meiner Jugend. Angefangen hat es damit, dass ich ein übergewichtiger Teenager war und ich mit 14 sehr schnell, sehr viel abgenommen habe. Am Scheideweg zur Magersucht und Bulimie habe ich mich für die Bulimie entschieden. Appetitzügler, Abführmittel und Schlaftabletten haben mich fast umgebracht, d.h. ich habe mich fast damit umgebracht.
Alkohol war auch damals schon ein Thema. Ich habe auch damals manchmal schon zuviel getrunken, aber mit Pausen. Mit 19 hatte ich einen schweren Unfall und war über Wochen im Krankenhaus ans Bett gefesselt. Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Bis auf ein paar Rückfälle war das Thema Bulimie dann nicht mehr präsent, allerdings habe ich seitdem extreme Gewichtsschwankungen gehabt. Mal dick, mal schlank, typisch Jojo halt.
Getrunken habe ich bis auf meine Schwangerschaft und die Jahre danach eigentlich immer. Am liebsten Wein. Rotwein, Weisswein und in letzter Zeit Rose.
Ich habe eigentlich fast immer zuhause getrunken, auswärts hatte ich es immer ganz gut unter Kontrolle.
Die letzten 3-4 Jahre ging es dann aber soweit, dass ich täglich 2 Flaschen Wein getrunken habe, am wochenende auch mehr. Ich habe immer gewusst, dass ich mich selbst zerstöre, aber ich konnte die Sauferei nicht aufhalten. Dann habe ich es wieder für ein paar Wochen geschafft, nichts zu trinken und dann ging es wieder los. Mein Mann hat sehr lange immer wieder versucht mahnend einzugreifen. Ich habe zuhause auch immer heimlich getrunken, d.h. Flasche in der Küche gebunkert und immer wieder zum Nachtanken dort hingegangen. Natürlich hat mein Mann auch das gewusst, die leeren Flaschen waren ja nicht zu übersehen. Richtig schwachsinnig, heimlich trinken, aber die Flaschen an allen möglichen Stellen stehen gelassen. Die Story liesse sich noch strundenlang so weiterschreiben.
Das letzte Jahr hat es sich allerdings verändert. Nach einer neuerlichen Abnahme im letzten Jahr und einer damit verbundenen Trinkpause ging es nach ca. 3 Monaten Abstinenz wieder richtig los. diesmal habe ich auch ofts nachts nachgetankt und zum ersten Mal auch ab und zu Schnaps getrunken. Abgeschossen habe ich mich aber immer mit Wein und das jeden Tag und jedes Wochenende. Da habe ich dann auch schon morgens angefangen. Angetrunken habe ich gegen meine Angstzustände, die aber durch das Saufen immer schlimmer wurden. Logisch.
Auch morgens vor der Arbeit habe vich mir oft noch einen Schluck Wein genehmigt und bin dann losgefahren, ein Wahnsinn und unverzeihlich. In der Arbeit habe ich oft bis mittags gebraucht, bis ich mich wieder klar gefühlt habe. Ob es in der Arbeit jemand gemerkt hat weiß ich nicht, keine Ahnung, gesagt hat keiner etwas.
Aufhören will ich schon lange. Mir ging es körperlich und seelisch am Schluss einfach nur noch schlecht. Mein Mann hatte wohl aufgegebn, gesagt hat er jedenfalls nicht mehr, selbst wenn er mich mit der Flasche am Mund erwischt hat. Und ich habe mich nur noch geschämt.
Schlüsselerlebnisse waren dann, dass ich an meinem letzten Geburtstag bereits morgens eine Flasche Rotwein gekippt habe und erst am frühen Nachmittag wieder aufgewacht bin. Selbst das Telefon habe ich nicht gehört. Mein Mann war arbeiten und ich war zuhause, weil Samstag war. Das auswärtige Abendessen habe ich gerade mal so überstanden.
Eine Woche später bin ich nachts aufgewacht, wollte auf Toilette und habe im Dunkeln die Schlafzimmertür erst im allerletzten Moment gefunden. Ich hätte beinahe in die Hose gemacht. Das hat mich zutiefst erschüttert, mehr als alles andere vorher. Ich wollte und konnte so nicht weitermachen und jetzt ist mein 12. Tag ohne Alkohol. Ich habe den körperlichen Entzug selbst gemacht, leichtsinnig ich weiss, aber es ging fast ohne körperliche Entzugserscheinungen.
Körperlich geht es mir bereits um Längen besser, die Psyche ist natürlich was anderes, obwohl die Angstzustände wesentlich besser geworden sind.
Ich will einfach nicht mehr so weitermachen, mich selbst zerstören, mich langsam aber sicher umbringen. Ich will Lebensqualität, mich freune können, das Leben geniessen.
Was mich im Augenblick noch sehr unsicher macht, ist das Wissen, nie wieder ein Glas Wein trinken zu dürfen, nie wieder. Wie ging es euch damit?
Ich werde jetzt hier erst einmal für heute abschließen und freue mich auf eiinen Austausch mit euch.