Meine Geschichte und wie es weitergeht

  • So, nachdem ich nun Tage lang hier gelesen habe, werde ich meine Geschichte erzählen.

    Süchtig bin ich schon seit meiner Jugend. Angefangen hat es damit, dass ich ein übergewichtiger Teenager war und ich mit 14 sehr schnell, sehr viel abgenommen habe. Am Scheideweg zur Magersucht und Bulimie habe ich mich für die Bulimie entschieden. Appetitzügler, Abführmittel und Schlaftabletten haben mich fast umgebracht, d.h. ich habe mich fast damit umgebracht.

    Alkohol war auch damals schon ein Thema. Ich habe auch damals manchmal schon zuviel getrunken, aber mit Pausen. Mit 19 hatte ich einen schweren Unfall und war über Wochen im Krankenhaus ans Bett gefesselt. Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Bis auf ein paar Rückfälle war das Thema Bulimie dann nicht mehr präsent, allerdings habe ich seitdem extreme Gewichtsschwankungen gehabt. Mal dick, mal schlank, typisch Jojo halt.

    Getrunken habe ich bis auf meine Schwangerschaft und die Jahre danach eigentlich immer. Am liebsten Wein. Rotwein, Weisswein und in letzter Zeit Rose.

    Ich habe eigentlich fast immer zuhause getrunken, auswärts hatte ich es immer ganz gut unter Kontrolle.

    Die letzten 3-4 Jahre ging es dann aber soweit, dass ich täglich 2 Flaschen Wein getrunken habe, am wochenende auch mehr. Ich habe immer gewusst, dass ich mich selbst zerstöre, aber ich konnte die Sauferei nicht aufhalten. Dann habe ich es wieder für ein paar Wochen geschafft, nichts zu trinken und dann ging es wieder los. Mein Mann hat sehr lange immer wieder versucht mahnend einzugreifen. Ich habe zuhause auch immer heimlich getrunken, d.h. Flasche in der Küche gebunkert und immer wieder zum Nachtanken dort hingegangen. Natürlich hat mein Mann auch das gewusst, die leeren Flaschen waren ja nicht zu übersehen. Richtig schwachsinnig, heimlich trinken, aber die Flaschen an allen möglichen Stellen stehen gelassen. Die Story liesse sich noch strundenlang so weiterschreiben.

    Das letzte Jahr hat es sich allerdings verändert. Nach einer neuerlichen Abnahme im letzten Jahr und einer damit verbundenen Trinkpause ging es nach ca. 3 Monaten Abstinenz wieder richtig los. diesmal habe ich auch ofts nachts nachgetankt und zum ersten Mal auch ab und zu Schnaps getrunken. Abgeschossen habe ich mich aber immer mit Wein und das jeden Tag und jedes Wochenende. Da habe ich dann auch schon morgens angefangen. Angetrunken habe ich gegen meine Angstzustände, die aber durch das Saufen immer schlimmer wurden. Logisch.

    Auch morgens vor der Arbeit habe vich mir oft noch einen Schluck Wein genehmigt und bin dann losgefahren, ein Wahnsinn und unverzeihlich. In der Arbeit habe ich oft bis mittags gebraucht, bis ich mich wieder klar gefühlt habe. Ob es in der Arbeit jemand gemerkt hat weiß ich nicht, keine Ahnung, gesagt hat keiner etwas.

    Aufhören will ich schon lange. Mir ging es körperlich und seelisch am Schluss einfach nur noch schlecht. Mein Mann hatte wohl aufgegebn, gesagt hat er jedenfalls nicht mehr, selbst wenn er mich mit der Flasche am Mund erwischt hat. Und ich habe mich nur noch geschämt.

    Schlüsselerlebnisse waren dann, dass ich an meinem letzten Geburtstag bereits morgens eine Flasche Rotwein gekippt habe und erst am frühen Nachmittag wieder aufgewacht bin. Selbst das Telefon habe ich nicht gehört. Mein Mann war arbeiten und ich war zuhause, weil Samstag war. Das auswärtige Abendessen habe ich gerade mal so überstanden.

    Eine Woche später bin ich nachts aufgewacht, wollte auf Toilette und habe im Dunkeln die Schlafzimmertür erst im allerletzten Moment gefunden. Ich hätte beinahe in die Hose gemacht. Das hat mich zutiefst erschüttert, mehr als alles andere vorher. Ich wollte und konnte so nicht weitermachen und jetzt ist mein 12. Tag ohne Alkohol. Ich habe den körperlichen Entzug selbst gemacht, leichtsinnig ich weiss, aber es ging fast ohne körperliche Entzugserscheinungen.

    Körperlich geht es mir bereits um Längen besser, die Psyche ist natürlich was anderes, obwohl die Angstzustände wesentlich besser geworden sind.

    Ich will einfach nicht mehr so weitermachen, mich selbst zerstören, mich langsam aber sicher umbringen. Ich will Lebensqualität, mich freune können, das Leben geniessen.

    Was mich im Augenblick noch sehr unsicher macht, ist das Wissen, nie wieder ein Glas Wein trinken zu dürfen, nie wieder. Wie ging es euch damit?

    Ich werde jetzt hier erst einmal für heute abschließen und freue mich auf eiinen Austausch mit euch.

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Hallo Baghira,

    Zitat

    Was mich im Augenblick noch sehr unsicher macht, ist das Wissen, nie wieder ein Glas Wein trinken zu dürfen, nie wieder. Wie ging es euch damit?

    ich bin nun schon "etwas" länger trocken und mir kann niemand verbieten Alkohol zu trinken, bin ja volljährig.

    Ich möchte keinen Alkohol mehr da ich ihn nicht mehr trinken muss.

    Kennst du schon die Grundbausteine ?, da steht viel wichtiges drin.

    LG Martin

  • Liebe Baghira,

    Herzlich willkommen hier und meine Hochachtung, hier so früh nach deinem Entschluss, mit dem Trinken aufzuhören, schon so ehrlich und offen schreiben zu können. Das ist ganz viel wert.

    Ich finde meine eigene Geschichte in vielem von dem, was du schreibst, wieder. Auch ich habe "heimlich" getrunken, auch ähnliche Mengen.

    Und auch ich konnte mir in der ersten Zeit noch nicht vorstellen, nie wieder ein "schönes Glas Wein" zu trinken. Sehr lange sogar. Es gibt nun einmal auch kein Schalter, der sich umlegt, von "nass" auf "trocken". Es ist ein Prozess, und die Kunst ist es gerade am Anfang, dem Prozess die Chance zu geben, indem du Tag für Tag, einen nach dem anderen, abstinent bleibst. Und dich mit der Krankheit, die du hast, die ich habe, auseinandersetzt.

    Mir hat geholfen, darüber zu lesen. Erfahrungsberichte hier im Forum, aber auch Bücher. Für mich war auch wichtig, gegenüber meiner Ärztin offen zu sein. Du glaubst gar nicht, welchen Unterschied das macht, wenn du diesen Schritt gehst und sagst - es ist so, ich bin krank, alkoholkrank.

    Das mir selbst gegenüber wirklich einzugestehen hat übrigens viele viele Monate gedauert, nachdem ich schon aufgehört hatte.

    Wie gesagt, ich seh mich in dir gespiegelt und bin dir dankbar, dass du deine Geschichte hier erzählst, und ich würde mich freuen, weiterhin hier von dir zu lesen.

    Erzähl mal, wenn du magst, was du in den letzten 12 Tagen noch verändert hast, ausser nicht zu trinken.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Vieen Dank für euer Willkommen.

    Ja, ist so eine richtige Suchtkarriere. Achja, ich rauche auch wieder, v.a. verstärkt seit ich nicht mehr trinke. Aber eines nach dem anderen. Für mich hat jetzt erste Priorität trocken zu bleiben.

    Nächste Woche fahren wir für 3 Tage nach Italien und das wird bestimmt merkwürdig. Bisher habe ich beim Abendessen meistens 2 Viertel Wein getrunken und danach noch als Absacker 2 Aperol Sprizz. Tagsüber habe ich im Urlaub nie getrunken. Wird interessant den Abend ohne Alkohol zu verbringen, aber ich schaff das!!!

    Was hat sich geändert: Zum einen schaffe ich es wieder, mich um den Haushalt zu kümmern. In kleinen Schritten zwar, aber gestern habe ich bei schönstem Wetter den Balkon entrümpelt, geputz, einfach schön. Danach war ich mit meinem Mann in einem Outlet und abends habe ich gekocht. Heute werden wir wandern gehen und ich freue mich.

    Mein Mann freut sich glaube ich auch. Wir haben gestern ganz kurz über mein Trinken gesprochen, aber er traut dem ganzen noch nicht. Ich kann das auch verstehen, ich habe es ja schon öfter versucht. Was ist diesmal anders? Es fühlt sich einfach anders an. Und ich hatte jetzt auch zum ersten Mal den Eindruck, dass meine Trinkerei irgendwann tödlich enden kann.

    Noch dazu wo ich das beste Beispiel in der Familie habe. Meine Mutter ist vor einiger Zeit mit Mitte sechzig sehr elend gestorben (Leberzirrhose, Bauchspeicheldrüsenkrebs).

    Ich will leben!!!

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Liebe Baghira,

    ich schreibe dir mal kurz was aus Sicht einer Angehörigen. Mein Exmann ist Alkoholiker, leider immernoch nass, und ich habe über 20 Jahre in dieser Ehe "ausgehalten".

    Angehörige sind ja meistens irgendwann coabhängig, das heißt, sie legen ein bestimmtes Verhalten an den Tag. Das genau so schädlich und zerstörerisch ist wie die Sauferei. Ob das bei deinem Mann so ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.

    Wird nun der trinkende Partner abstinent, verändern sich viele Sachen auch beim Angehörigen. Wir sind dann auch sehr verunsichert. Einmal aus den Erfahrungen natürlich, dass ja zwischendurch der Partner auch immer wieder Trinkpausen gemacht hat, Versprechungen gemacht hat usw. Und immer wieder dann doch getrunken hat.

    Ein Alkoholiker, der trocken werden will, verändert sich, muss sich auch verändern. Das verunsichert zusätzlich. Da kommt alles durcheinander, es gibt Hoffnung, Angst vor neuer Enttäuschung, Ratlosigkeit, Unverständnis. Viele Ehen gehen dann leider auch kaputt. Was jetzt auf eure natürlich nicht zutreffen muss! Viele Ehen bestehen ja auch weiter!

    Auch der Angehörige muss Veränderungen durchlaufen. Daher ist es sehr wichtig, zu reden. Offen zu sein. Sich zu informieren, über die Mechanismen der Alkoholkrankheit genau so wie über die Mechanismen der Coabhängigkeit. Für deinen Mann kann es daher hilfreich sein, eine Angehörigengruppe zu besuchen.

    Aber auf alle Fälle ist Reden eben wichtig, Ehrlichkeit und Offenheit.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat von Baghira

    Und ich hatte jetzt auch zum ersten Mal den Eindruck, dass meine Trinkerei irgendwann tödlich enden kann.

    Noch dazu wo ich das beste Beispiel in der Familie habe. Meine Mutter ist vor einiger Zeit mit Mitte sechzig sehr elend gestorben (Leberzirrhose, Bauchspeicheldrüsenkrebs).

    Ich will leben!!!

    Hallo!

    Klasse Schlussbemerkung. Halte dir das Beispiel deiner Mutter stets vor Augen. Das sollte dir Ansporn und Motivation zugleich sein.

    Ich unterstelle mal, ihr Ableben ist auf unsere Krankheit zurückzuführen, oder?

    Gruß
    Carl Friedrich, der auch leben will.

  • Hallo Baghira,

    erstmal herzlich willkommen hier. Ich war schon gestern versucht, zu dem Satz, den Martin aufgegriffen hat, was zu schreiben.

    Du bist ganz sicher nicht die Erste und ganz sicher nicht die Letzte, die die Erkenntnis, daß konsequente Abstinenz eben bedeutet, den Rest des Lebens nie mehr Alkohol zu konsumieren, verunsichert und irgendwie auch einschüchtert.

    Idealerweise verlängert sich dieser Zeitraum auch noch, wenn man konsequent bleibt :)

    Mir ging es da übrigens genauso...nie mehr Alkohol, das ist am Anfang eine riesengroße, mentale Hürde, die da auf einen wartet.

    Aber Du wirst sehen, daß diese Hürde mit jedem trockenen Tag kleiner wird und an Schrecken verliert...spätestens dann, wenn Dir klar wird, daß das trockene Leben deutlich mehr zu bieten hat als das nasse Leben.

    Es ist eine Herausforderung, ganz klar, und man bleibt nicht einfach so trocken - da muß man sowohl im Umfeld als auch in der eigenen Lebensweise einiges ändern. Aber ich kann Dir soviel jetzt schon versprechen - es lohnt sich.

    Und irgendwann wirst Du nicht mehr sagen, daß Du nie mehr Alkohol trinken darfst, sondern Du wirst sagen, Gott sei Dank muß ich keinen Alkohol mehr trinken. Der Unterschied, auch in der eigenen Wahrnehmung, ist immens.

    Ich wünsch Dir viel Glück auf Deinem Weg.

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hallo Baghira,

    ich finde interessant, dass du beschreibst, was "sich verändert hat", nachdem ich dich gefragt habe, was "du verändert hast."

    Versteh mich nicht falsch, es freut mich, dass sich positive Entwicklungen zeigen, aber meine Frage zielte bewusst darauf, was du aktiv verändert hast, außer nichts mehr zu trinken. Hattest du schon mal geguckt, was in den "Grundbausteinen" steht, die dir Martin verlinkt hat?

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia,

    ja, da hast du recht, sich und ich sind zwei paar Stiefel.

    Also, was habe ich geändert:

    ich bringe wieder Struktur in die Zeit , in der ich meistens Alkohol getrunken habe, das war abends und am Wochenende. D.h. ich plane voraus und nehme mir bereits tagsüber vor, was ich abends noch mache. Am Wochenende bin ich meistens am Vormittag mit meinem Mann in seinem Geschäft, was mir wirklich Spaß macht und sonntags sind wieder gemeinsame Unternehmungen angesagt. War ein traumhaftes Wochenende.

    Dann habe ich mich natürlich auch im Forum angemeldet, weil ich denke, dass der Austausch mit euch mich nur nach vorne bringen kann. Und ich werde mich jetzt dann gleich zu einem Yogakurs anmelden. Wie gesagt, ich muss und will wieder mehr Struktur in meinen Alltag bringen, losgelöst von den alten Mustern.

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Heute ist Tag 16 und bis jetzt hatte ich nur einmal Gelüste etwas zu trinken. Natürlich abends zu der Zeit, wo ich sonst die erste Flasche Wein aufgemacht habe.

    Wenn ich bloß daran denke, was ich in den Jahren an Flaschen in den Container geschmissen habe und um mich selbst zu belügen auch etliche in den Hausmüll - das hat dann die Flaschestatistik in meinen Augen geschönt.

    Schön ist auch, dass nicht mehr in den verschiedensten Ecken leere Flaschen stehen, die mich anstarren und mich schlecht fühlen lassen.

    Was mir aufgefallen ist, dass ich auf einmal unheimlich geruchsempfindlich bin. Kennt das jemand? Ich bilde mir ein auf einmal viel intensiver zu riechen, obwohl ich immer noch rauche.

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • So, heute gehts für einen Kurztrip in den Süden, das erste mal ohne weinseliged Abende.

    Die leztten Tage waren gut, auch Ärger in der Arbeit heißt jetzt nicht automatisch abends Griff zur Flasche und Megaabschuss.

    Was ich als sehr befreiend empfinde, isr, dass ich nicht den ganzen Vormittag darüber nachdenke, wo ich in der Mittagspause meinen Wein kaufe. War nämlich jeden Tag Thema, weil ich mich, außer am Wochenende, nicht bevorratet habe. als Strafe sozusagen, jeden Tag den Stoff einkaufen zu müssen.

    Es ist überhaupt Wahnsinn, wieviel Zeit der Alk einem nimmt, Lebenszeit. Mir tut es weh, dass ich so lange gewartet habe. Ich weiß, ich bin noch am Anfang, aber wie bereits erwähnt, fühlt es sich diesmal einfach anders an.

    Frohe Ostern an alle

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Hallo Baghira,
    ein verspätetes herzliches Willkommen im Forum:-)
    Wie war Dein Kurztripp? Ging das ohne Alkohol?
    Für mich war es anfangs schwierig, Dinge zu tun wie reisen oder Feiern zu besuchen, bei denen ich immer getrunken habe. Ich habe lange darauf verzichtet, um mich selbst ertsmal nüchtern kennen zu lernen und mich nicht gleich fremder Gesellschaft oder Umgebung aussetzen zu müssen.
    Was Du geschrieben hast darüber, dass Du froh bist, Freiheit zu gewinnen und Deine Zeit nicht mehr mit der Beschaffung von Alkohol vertun zu müssen, kann sich bestens nachvollziehen. Genau so habe ich das auch empfunden. Und es kam dann noch viel an Freiheit mehr, die ich lange lange Jahre nicht hatte.
    Ich bin gespannt, was Du schreibst.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo,

    erst einmal vielen Dank an alle für das herzliche Willkommen im Forum. Stoffel ich, habe das bisher noch nicht gemacht.

    Calida: Danke der Nachfrage, ich habe keinen Alkohol getrunken, yeahh!!
    Ein bisschen Schiss hatte ich schon, aber der Trip war schon lange geplant und wir haben soo wenig Urlaub. Es ging alles gut. Ich habe abends einen Fruchtcocktail getrunken, senza alcohol :D .

    Mein Mann hat Rotwein getrunken, aber er hat mich gefragt, ob das für mich geht. Da an allen Nachbartischen auch getrunken wurde, war es nicht schlimm. allerdings konnte ich den prickelnden Weisswein fast auf der Zunge spüren, allerdings ohne das Verlangen oder Bedürfnis, auch einen haben zu wollen. Und ich rieche den Alkohol viel intensiver. Der Geruch löst aber kein Verlangen aus. Ich weiss, das das wahrscheinlich nicht so bleibt, aber momentan löst es nichts in mir aus. Aber ich würde mich nie trauen, alkohol zu trinken. Da mein Mann nur auswärts und in Gesellschaft ein Gläschen Rotwein trinkt, ist das also auch kein Problem.

    Die nächste Herausforderung war und ist die restliche Woche Urlaub, die ich alleine verbringe, da mein Mann selbstständig ist. In der Vergangenheit waren das fast immer blaue Tage und ich habe meistens schon vormittags die erste Flasche geleert. Da das Wetter ja auch rteichlich bescheiden ist und man nicht wirklich draußen etwas unternehmen kann, hatte ich da ein bisschen Bammel, aber es ist ok und ich habe jetzt auch angefangen meinen vernachlässigten Haushalt wieder auf Vordermann zu bringen.

    Was ich feststellte ist, dass ich noch nicht so energiegeladen bin, aber ich denke, mein Körper hat noch ganz schön zu arbeiten, was mich nicht wundert. Und ich lese wieder, da mir nicht nach kurzer Zeit die Buchstaben verschwimmen, oder ich mich am nächsten Tag nicht erinnern kann, was ich gelesen habe.

    So, jetzt muss ich das Brathähnchen in den Ofen schieben, sonst wird das heute nichts mehr.

    Liebe Grüße


    Ich schaffe das!!!!!!!

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Zitat von Baghira

    Da an allen Nachbartischen auch getrunken wurde, war es nicht schlimm. allerdings konnte ich den prickelnden Weisswein fast auf der Zunge spüren, allerdings ohne das Verlangen oder Bedürfnis, auch einen haben zu wollen.

    Ich weiss, das das wahrscheinlich nicht so bleibt, aber momentan löst es nichts in mir aus. Aber ich würde mich nie trauen, alkohol zu trinken.

    Hallo!

    Nichts für ungut, aber so wie Du dich liest, scheinst Du etwas blauäugig an die Sache der Abstinenz heranzugehen, so meine bescheidene Meinung.

    Ich habe meinen ersten Restaurantbesuch erst nach knapp 5 Monaten, als ich schon mitten in der Therapie war, begangen.

    Und dass Dir der Mut fehlt, Alkohol zu trinken, glaube ich nicht. Es kommt nur auf die Begleitumstände an, insbesondere wenn Du in Situationen kommst, in denen Du früher getrunken hast oder aufkommenden Stress flüssig bekämpft hast.

    Ich finde, Du wärst gut beraten, noch mal in dich zu gehen und dein Verhalten doch eher an dem Prinzip der Risikominimierung auszurichten.

    Gruß Carl Friedrich

  • Das kommt davon, wenn man seine Post abschickt, ohne den Text nochmal zu lesen.
    Ich wollte nicht schreiben, dass ich mich nie trauen würde Alkohol zu trinken, sondern dass ich mich nie trauen würde, Alkohol einzukaufen.

    Einfach weil ich dann doch evtl. schwach werden würde. Ich habe mich auch immer nur Zuhause abgeschossen. Das heisst Zuhause ist es für mich sehr gefährlich, weil das bedeutet hat maßlos zu trinken.

    Aber, Carl-Friedrich,du hast natürlich recht, ich muss da noch viel besser aufpassen und an mir arbeiten.

    Ab Ende April beginnt mein Yogakurs und da freue ich mich richtig drauf.

    Vielen Dank für die Hinweise. Ich denke, ich kann jeden brauchen.

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Hallo Baghira!

    Du siehst, wie wichtig es für dich ist, einen alkoholfreien Haushalt zu haben. Wenn Du dir bei heftigen Suchtdruck den Sprit erst noch auswärts kaufen musst, kannst Du in der Zwischenzeit noch mal in dich gehen, ob Du ihn wirklich willst.

    Mir hat es persönlich viel gebracht, alle Situationen zu analysieren, in denen ich getrunken habe. Komme ich heute in eine solche, bin ich mittlerweile automatisch vorsichtig. Aber das kommt nicht von jetzt auf gleich, sondern dauert eine ganze Weile.

    Anfangs habe ich mich auf derartige Situationen vorbereitet z.B. die ersten Restaurantbesuche. Es war jeweils von Anfang an klar, dass ich die Situation sofort verlasse, wenn ich Druck verspüre.

    Auch das imaginäre Schmecken von Wein, wie Du es geschildert hast, kann sich zügig in einen heftigen Suchtdruck hineinsteigern. Das Suchtgedächtnis vergisst nichts. Es ist sofort zur Stelle, falls ihm die entsprechenden Reize geliefert werden. Hab das im Blick und überlege dir vorher, wie Du dann reagierst.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Bahira,

    herzlich willkommen hier im Forum.

    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Entschluss trocken zu leben. Es lohnt sich!

    Ich kann mich meinen Vorschreibern anschließen. Selbst wenn Du im Restaurant noch keinen Suchtdruck verspürst, kann dieser Zuhause auftauchen. Du schreibst ja, Du hast Dich nur Zuhause abgeschossen. Das ist also keine Sicherheit.

    Das ganze erste Jahr habe ich solche Situationen gemieden. Manche Kellner stellen einem einfach so einen Schnaps vor die Nase.... das alles kann gefährlich werden.

    Einen schönen Tag

    Pink-Lady

  • Hallo Baghira,
    ich hab mich auch nur zu Hause abgeschossen.
    Und bei vorangegangenen Versuchen mit dem Trinken aufzuhören, war es so, dass ich mich nicht getraut hätte, im Restaurant was zu bestellen. Weil ich wollte nicht als "Versager" dastehen. Ich habs aber nicht durchgehalten und war dann wieder heimlich im Keller unterwegs. Also man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Im Rückblick kann ich sagen, dass ich erst dann eine Chance hatte, wirklich trocken zu leben, als ich mir das "Gesamtpaket" vorgenommen habe - und eben wirklich nach nach den Grundbausteinen gelebt habe.
    Bleib dran und überdenke alles nochmal in Ruhe!
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure antworten. Heute ist mein 30. nüchterner Tag und mir geht es jeden Tag besser. Natürlich sind meine Ängste noch nicht verschwunden, dafür bin ich auch zu sehr ein Problembär. Aber ich habe jetzt doch erkannt, dass Sorgen und Ängste nicht nur schwimmen können, sondern sich immer mehr und heftiger in den Vordergrund gedrängt haben.

    Morgen beginne ich mit meinem Yogakurs, ich bin schon echt gespannt darauf und freue mich sehr.

    Was die Restaurantbesuche betrifft, waren es jetzt in unserem Kurzurlaub zwei an der Zahl. Zuhause bin ich bis jetzt noch nicht ausgegangen, weil es einfach nicht sein muss. Es gibt zwar zwei Freundinnen, die jetzt gerne mal wieder was machen wollen, aber ich tendiere dazu, mich mit den beiden am Wochenende zum Frühstück zu treffen.

    Und ich hoffe natürlich, dass es dann in naher Zukunft auch so sein wird, dass ich mich ganz normal in ein Restaurant oder Biergarten setzen kann. Ich bin zwar jetzt nicht der Vielausgeher, aber und an ist so ein Restaurantbesuch ja auch ganz nett und v.a. im Urlaub will ich mir nicht unbedingt was an der Pommesbude holen.

    Ich wünsche mir, dass es immer weiter vorangeht.

    LG

    Baghira

    Ich schaff das!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Hallo Baghira,

    Zitat

    aber und an ist so ein Restaurantbesuch ja auch ganz nett und v.a. im Urlaub will ich mir nicht unbedingt was an der Pommesbude holen.

    ich habe das nicht an eine gewisse Zeit oder Dauer meiner nüchternheit festgemacht wann ich in ein Restaurant gehe.

    Ich habe mir über 1 Jahr Zeit gelassen.

    Es macht einen Unterschied weshalb ich zB. in einen "Biergarten" gehe,

    treffe ich mich dort um zu essen oder um was zu trinken.

    Wenn ich nur was trinken will gehe ich nicht in ein Lokal.

    LG Martin

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