77 Tage keinen Tropfen Alkohol...


  • Sind bei dir auch Daten (post)verlorene gegangen oder ist alles so wie es war ?

    Hallo Hartmut,

    bei mir sind keine Posts verloren gegangen, alles ist wie es sein sollte. Danke für eure Rückfrage.

    Schöne Grüsse,

    Mario B.

  • Hallo an das Forum.


    Zum 200. Tag meldest dich aber bitte, ich möchte nicht schon wieder das kalte Buffet umsonst machen

    Hallo Martin,

    gestern habe ich meinen 200sten Tag Alkohol-Abstinenz voll gemacht. Uebrigens, meine Portion mit extra viel Schinken bitte... :wink:

    Von der Abstinenzfront gibt es nix Weltbewegendes zu vermelden. Gefühlsmässig gibt es noch immer Auf und Abs, die besseren Tag werden aber immer mehr und die Auschläge nach unten, wo meine Laune oder Moral eher schlecht sind, sind nicht mehr frappierend. So langsam schleicht sich eine gewissen Grundstabilität in meinem Gefühlschaos ein. Viel positives Feedback von Nahestehenden als auch Lob von meinen Vorgesetzten (ein jährliches Arbeitszeugniss das wider Erwarten und überraschend für mich sehr gut ausgefallen ist, trotz meiner vielen Suff-Fehlzeiten die in die erste Hälfte dieses Arbeitsjahres gefallen sind) zu meinem Werdegang in den letzten Tagen verbessern doch wesentlich meine Stimmung als auch mein duch den Suff und dessen Abstürze abhanden gekommenes Selbstbewusstsein. Tägliche Trockenarbeit in den verschiedensten Formen gibt mir auch eine gewisse Grundzufriedenheit als auch eine gewissene Grundruhe.

    Mit Ausnhame vom letzten Samstag vor einer Woche: Dieser Tag war extrem kurios und ich habe keine Ahnung was da los mit mir war. Ich war den ganzen Tag über extrem nervös, unkonzentriert, hibbelig, rastlos, fortwährend auf der Hatz. Ich konnte mich auf nix konzentrieren, wechselte alle 5 Minuten die Beschäftigung bis ich mich dann schlussendlich schon um 7 Uhr Abends ins Bett legte. Saufdruck hatte ich keinen, zumindest nicht bewusst. Mir bekannten Triggen hatte ich mich auch nicht ausgesetzt, ich war den Abend davor als auch tagsüber den ganzen Tag in meiner alkoholfreien Wohnung. Besondere Nachrichten oder Vorkommnisse die mich in diesen Zustand versetzt haben könnten hatte ich auch nicht bekommen. Und Gedanken à la "Jetzt etwas trinken um die Nerven zu beruhigen" hatte ich komischerweise auch nicht, ein Verlangen nach Alkohol war nicht existent. Es fühlte sich eher so an als wäre ich auf körperlichen Entzug, ein ähnliche Gefühl und diese Unruhe hatte ich früher oft in meinen nassen Zeiten wenn ich den Tag davor (wieder einnmal) zu tief in Glas geschaut hatte. Oder war dies doch etwa der "berühmte" Saufdruck? Am darauffolgendem Tag war übrigens alles wieder "normal". Komische Geschichte. :?:

    Die letzten Wochenenden und Feiertage habe ich Gesellschaft (bis die von meiner Tochter) eher gemieden, mir war mehr nach Ruhe und Alleinsein. Viel Zeit habe ich mit Lesen verbracht: 4 Bücher über Alkohol und eine Biogrophie (ohne Bezug zu Alkohol) habe ich quasi verschlungen. Ich merke dass ich beim Wiedererlernen von Abschalten und Entspannen enorme Fortschritte mache, die Bücher habe ich (einzeln) allesamt in 3, 4 längeren Zügen durchgelesen. Etwas was mir lange Zeit unmöglich war. Alkoholbedingt als auch stressbedingt (was durch den Konsum durch den Alkohol natürlich noch verstärkt wurde).

    Dass ich die Schreibarbeit hier im Forum vernachlässige hat mich die letzten Wochen immer mehr gewurmt, auch weil ich überzeugt bin dass Schreiben eine enorme Hilfe bei meiner Suchtbekämpfung sein könnte. Aber irgendwie finde ich noch nicht den richtigen Zugang zu meinem Forumswerdegang so dass ich mir alternativ eine Kladde (musste natürlich eine vom bekannten Hersteller sein :wink: ) besorgt habe in der ich regelmässig, aber auch spontaner (muss nicht extra den Rechner / Laptop bei mir haben und / oder hochfahren, kann schreiben wenn mir in dem Moment danach ist, Rechtschreibung und Stil kann ich locker vernachlässigen - ich schreibe hier im Forum nicht in meiner Muttersprache sondern in einer (für mich) Fremdsprache - , etc) hineinkritzeln, schreiben und notieren kann. Nach schon ein paar Tagen fühle und merke ich dass dies eine Sache ist die mir gut tut und die ich bis auf weiteres beibehalten werde. Ziel bleibt aber weiterhin hier regelmässiger zu posten, die Abstände nicht so lang wie zuletzt werden lassen.

    Lesen tue ich jedoch fast täglich hier, meistens Abends nach dem Abendessen oder kurz vor dem Schlafengehen. Die Entdeckungswelt ist selbst nach 200 Tagen immer noch enorm hier, beim durchstöbern der Threads finde ich stets frische Ideen, Gedankenansätze und Motivationshilfen.

    So, das war wieder ein kleiner Zwischenstand von meinem Versuch trocken zu leben (und trocken zu denken).

    Schöne Grüsse,

    Mario B.

  • Hallo an das Forum.

    Die Nachricht des unerwarteten Ablebens von Forumsmitglied Martin hat einen dicken Klos in meinem Hals hervorgebracht und mich ziemlich erschrocken und traurig gemacht. Obwohl ich ihn nicht persönlich gekannt habe und ich mich auch nicht sehr oft mit ihm virtuell ausgetauscht habe, habe ich doch viele seiner Ratschläge und Erklärungen bewusst (und unbewusst) in den letzten Monaten hier gelesen. Ich kann, trotz meiner bisher kurzen Aktivität hier im Forum , mit wahrscheinlicher Gewissheit behaupten dass Martin für viele guten und positiven Eigenschaften dieses Forums stand.

    Möge Martine in Frieden ruhen. Seiner Familie und Angehörigen mein aufrichtiges Beileid, ihnen wünsche ich Kraft und Mut in diesen schweren Stunden. :(

    Das Pfingstowchenende habe ich viel mit Lesen in der Sonne als auch mit Modellbau und dem Sortieren/Aufräumen meiner Materialen dafür verbracht. Das Wochenende wollte ich diese Mal alleine verbringen und eher in den Tag hinein leben ohne Termine zu Einladungen oder Treffen.

    In meine Kladde schreibe ich jetzt regelmässig, alle 1 bis 2 Tage, so langsam stellt sich eine Gewöhnung ein, meine Gedanken, meine Emotionen, meine Ideen als auch meine Tagesabläufe schriftlich festzuhalten. Durch Zufall (Amazon hat mich durch meinen Kladdeeinkauf auf andere Artikel weitergeleitet) bin auch auf die mir bis dahin unbekannten Praktiken Bullet Journal und 5 Minutes Diary (6 Minuten Tagebuch) gestossen. Einige dieser Ideen und Elemente finde ich sehr gelungen, sowohl um Tagebuch zu führen als auch um die Trockenarbeit zu unterstützen und festigen.

    Meine Einträge in meine Kladde versuche ich, sogut es geht, ausserhalb meiner Wohnung zu schreiben wie z.B. in der Cafeteria des Supermarkts, in Kaffeestuben beim Bäcker, etc. Momemtan versuche auch möglichst viel vom guten Wetter zu profitieren und finde mich dann meistens auf einer Terrasse wieder. So kann ich Leute beobachten, schreiben und kritzeln. Und zusätzlich die Sonne geniessen, Vitamin B tanken, den Sommer und seine Natur fühlen und hören. Ich möchte davon soviel wie möglich mitnehmen ehe der Sommer wieder vobei ist und der Herbst wieder Einzug erhält.

    Da ich bei intensiven Modellbau kreative Pausen brauchen um Stücke auch mal ruhen lassen zu können (nach einem langen krativen Samstag mit vielen guten Ideen und grossem Fortschritt komme ich dann z.B. Sonntags gar nicht mehr voran und brauche dann ein wenig zeitliche Distanz um wieder Schwung aufzunehmen) bin ich auf der Suche nach alternativen Beschäftigungen um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Spontan bin ich auf Zeichnen gestossen, womit ich jetzt schon einige Stunden mit diversen Uebungen und Skizzen verbracht habe. Obwohl dies eine enorme Konzentration von mir abverlangt (ähnlich wie leserlich in einer sauberen Handschrift Tagebuch zu führen :lol: ) spüre ich aber dass diese Art von Abschalten nicht die schlechteste ist. Mal sehen wie sich das weiter entwickelt...

    ...das mit dem Zeichnen als auch allgemein meine Trockenheit.

    Gruss,

    Mario B.

  • Hall Mario,

    leider hat Martin dein 200. Tag nicht mehr lesen können. Er hätte sich gefreut, denn was er auch immer geschrieben hatte, darauf hat man sich auch verlassen können. Ich verfolge dich ja auch schon fast von Anbeginn und bin positiv überrascht das du es bis dahin geschafft hast. Gratulation. Ich hatte da hin und wieder schon meine Bedenken aber nun denke ich das du sich auf eine guten Weg befindest. :) Weiter so!!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ich denke dass die Verlässlichkeit von Martin, die man hier an sehr vielen Stellen nachlesen kann, bei vielen seiner Bekannten, ob reel oder virtuell, in guter Erinnerung bleiben wird. Als positives Andenken aber auch als Motivation für einen selbst.

    Vielen Dank für dein Feedback und Lob. Das freut mich sehr, denn extrem viele deiner Posts, ob in meinem oder in anderen Threads nehme ich mir zur Brust um darüber nachzudenken und zu reflektieren, davon zu lernen, andere Standpunkte kennen zu lernen, neue Sichtweisen und Wege zu entdecken und gegebfalls einschlagen.

    Deine Bedenken kann ich gut nachvollziehen, mir erging es nicht besser. Eine kleine, minimale Art der Sicherheit mit welchen Mitteln und Wege ich meine Krankheit halbwegs stabil stoppen kann, hat sich bei mir erst nach einer längeren Zeit und dann auch sehr langsam eingestellt. Ein kleines Fundament auf das ich neue (oder nächste Schritte) in die Wege leiten kann, ohne dabei aber hochmütig oder überschwenglich zu werden. Eine Politik der kleinen Schritte sozusagen. Banale Strichlisten helfen mir dabei übrigens sehr um neue, alternative Gewohnheiten einzuschleifen und ich so meine Abstinenz Stück für Stück weiter festigen kann.

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo Mario B,
    wie klappt es mit deinem neuen Fundament?
    Ich erinnere mich an das gute Gefühl, die ersten großen Steine zu positionieren (Hilfe finden, Akzeptanz, endlich anfangen) und mit der Zeit die Zwischenräume zu verdichten (gute Erlebnisse, verarbeiten, dranbleiben). Die Schritte waren anfangs schmal , stur, ängstlich nur nach vorne gerichtet.
    Wie es gehen kann, habe ich hier und in Gruppen gelernt.
    Tage zählen macht Spaß. Erstmal Strecke machen u Abstand finden, war aufregend genug.
    Du pirschst dich schon bald an die 222 heran, sie ist in Sichtweite.
    Das mit der Strichliste gefällt mir.
    Alles was einem einfällt, die Veränderung für sich sichtbar zu machen, sind auch neue Steinchen für die Zwischenräume.
    Weiterhin viel Erfolg
    Gruß taxi

  • Hallo Taxi,

    danke der Nachfrage und danke für dein Posting inklusive Mutmacher.

    Ja, momentan klappt es eher gut. Zwar langsam, aber sicher. Im letzten Monat waren du "guten" Tage doch in einer grossen Mehrheit. Ich muss aber zugeben dass dies nicht nur an der täglichen Trockenarbeit und deren kleinen Früchten liegt sondern auch an den Frühlings- und Sonnentagen als auch an meiner Tochter. Den Winter mochte ich noch nie, das frühe Dunkel werden im Herbs tund im Winter ist etwas was ich gar nicht mag und ich habe mich schon als Kind und Jugendlicher immer gefreut wenn die Tage Stück für Stück länger wurden. Damit steigt bei mir auch meistens die Grundstimmung. Ausserdem ist meine kleine Tochter eine extrem grosse Stütze als auch eine riesige Motivation an meinem Weg dranzubleiben und ihn breiter zu machen.

    Auf die Idee mit den Listen führen bin ich eher durch Zufall darauf gestossen, bewirken aber bei mir dass gewünschte Veränderungen besser von Hand gehen und sich besser einschleifen. Eben auch weil, wie du schon richtig geschrieben hast, Tage zählen Spass macht aber auch zusätzlich motiviert.

    Neben der obligatorischen Abstinzenliste wo es für jeden Tag der Abstinenz einen Strich gibt führe ich momentan auch noch Buch über:

    1) Mein Gewicht

    Dieses notiere ich mir jeden Tag in einen simples Koordinatensystem (Gewicht / Datum) um eine Grafik über den Verlauf meiner Diät zu haben.

    2) Essgewohnheiten

    Dies ist eine simple Tabelle wo ich den Verzehr von Schokolade, Schokoladeneis, Fein- oder Süßgebäck, Mittagsessen bei meinen Eltern :wink: Obst und Gemüse täglich abkreuze. Dies um meine typische Suchtverlagerung auf Schokolde im Zaum zu halten ("kontroliertes Naschen" :roll: ) als auch die mittlerweile tägliche Ration Obst und Gemüse beizubehalten. Essen bei Muttern (ich speise manchmal mittags dort, sofern es mein Job erlaubt, um meine Tochter, wenn sie da ist, auch ausserhalb der "geregelten" Zeiten zu sehen) muss ich auch im Auge behalten um Tags darauf FDH oder gar FED (Friss ein Drittel) zu machen *lach*

    3) Bücher

    Dies ist eine einfache Liste in der ich die Büchern festhalte die ich bisher in meiner Abstinenz gelesen habe (Aktuell bin ich bei Nummer 13 + 14).

    4) Minimalismus

    In diese neue Liste (ist erst ein paar Tage alt) wird täglich der Gegenstand aufgeschrieben von dem ich mich an besagtem Tag getrennt habe. Neben dem körperlichem Ballast habe ich mir vorgenommen auch diversen materiellen (und emotionalen) Ballast über Bord zu werfen. Wie viele Menschen hab ich extrem viele Sachen die ich nie benutze, viel Platz wegnehmen, Staubfänger sind und mich im Grunde nur Resourcen kosten. Sei es Zeit, unütze Gedanken oder einfach nur Platz. Diese Liste soll mir helfen mein Verhalten gegenüber dem materiellen Konsum zu überdenken und zu überarbeiten.

    5) Fragenkatalog

    Hier schreibe ich folgendes auf:

    - 3 Sachen für die ich an diesem Tag dankbar bin/war
    - die Person die ich an dem Tag zum Lächeln gebracht habe
    - 2 Dinge die ich an dem Tag nicht so gut hingekriegt habe und die ich verbessern sollte.

    Ich habe bei mir gemerkt dass wenn ich diese Dinge quasi täglich in meine Kladde eintragen habe, sich bei mir meistens die Tagebuchschreibblockade löst und ich abschliessend andere Themen / Gedanken / Reflexionen etc dazuschreibe und somit indirekt versuche diese zu verarbeiten oder mich damit auseinanderzusetzen.

    Um es in deinen passenden Worten auszurücken:


    und mit der Zeit die Zwischenräume zu verdichten (gute Erlebnisse, verarbeiten, dranbleiben).

    :)

    Wie wohl viele Alkoholiker habe ich dieses Auseinandersetzen mit sich selbst und dem Leben und Umfeld lange nicht (mehr) "nüchtern" gemacht, so dass bei mir das führen eines Tagebuches grossen Sinn macht. Und mir in der Tat weiterhilft in meiner gedanklichen und emotionalen Entwicklung zum trockenem Alkoholiker.

    So, das war jetzt ein kleiner Exkurs zu dem was ich denn aktuell (die Tagebucheinträge haben sich im letzten Monat quasi in diese Richtung "entwickelt", Neues und Aenderungen werden mit der Zeit mit Sicherheit dazu kommen) in meine Kladde kritzle.

    Vielleicht ist ja das eine oder andere dabei was auch einem anderen User in seiner Abstinez helfe könnten.

    Schöne Grüsse,

    Mario B.

  • Zitat

    4) Minimalismus

    In diese neue Liste (ist erst ein paar Tage alt) wird täglich der Gegenstand aufgeschrieben von dem ich mich an besagtem Tag getrennt habe. Neben dem körperlichem Ballast habe ich mir vorgenommen auch diversen materiellen (und emotionalen) Ballast über Bord zu werfen. Wie viele Menschen hab ich extrem viele Sachen die ich nie benutze, viel Platz wegnehmen, Staubfänger sind und mich im Grunde nur Resourcen kosten. Sei es Zeit, unütze Gedanken oder einfach nur Platz. Diese Liste soll mir helfen mein Verhalten gegenüber dem materiellen Konsum zu überdenken und zu überarbeiten.


    Hallo Mario,
    das ist eine Idee, dich mich sofort angesprochen hat. Absolut genial für mich. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich mir leichter mit etwas Neuem tue, wenn ich das eine zeitlang aufschreibe. Dadurch wird es mir bewußter und die neuen Abläufe festigen sich leichter.
    Danke für den Tipp!
    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde


  • das ist eine Idee, dich mich sofort angesprochen hat.

    Hallo Linde, hallo Forum.

    dies freut mich sehr zu lesen. Ziel meines Schreibens hier im Forum ist bei mir zumindest auch immer ein wenig etwas "weiterzugeben" oder auch "zurückgeben" zu wollen. Schreiben erleichtert bei mir die Seele. Wenn ich diverses dann auch teile kann ich aber auch andere (vielleicht) zu neuen Pfaden oder Ideen führen in unserem Bestreben die Alkoholsucht zumindest zu stoppen. 'Wegmachen' lässt sich die Sucht ja nicht mehr.

    Ich habe übrigens einen siebten und achten Punkt zu meiner Abstinezbuchführung hinzugefügt:

    7) Finanzen.

    Dies hat jetzt eher nichts direkt mit meiner Trockenarbeit zu tun, trotzdem möchte ich mal für mich meinen Geldausgebegewohnheiten auf den Grund gehen. Ich schreibe täglich auf was ich ausgebe und klassifiziere es dementsprechend (reeler Bedarf, simpler Wunsch, Trockenarbeit, Kauflaune etc). Ende diesen Monats werde ich diese Liste mal genauer analysieren um versuchen mir überflüssige Geldausgaben abzugewöhnen.

    Punkt Nummer Acht hingegen ist noch irgendwie in Arbeit. Hier sollen neue Gewohnheiten reinkommen die ich in meinem Tun als auch in meine Gedanken einschleifen will damit diese mich in meiner Trockenarbeit als auch in meinem restlichen Leben unterstützen.

    Life-Balance oder so könnte ein konkreter Name für diese Rubrik sein und darin möchte ich Dinge wie Schreiben, spazieren oder einfach nach draussen gehen, Meditation oder Entspannungsübungen, etc rückverfolgen um sie mir konsequenter anzugewöhnen (und beizubehalten).

    Verschieden Angewohnheiten haben sich schon verfestigt (täglisches Schreiben und / oder Lesen), an anderen arbeite ich jetzt seit wenigen Tagen (in die Frische Luft gehen) und bei anderen bin ich noch auf der Suche und habe begonnen mir ersteinmal ein wenig Wissen anzueignen (Meditation und Co.).

    Ich möchte (auch auf vielem Anraten, ob jetzt von hier, in Büchern, von meinen Aerzten, etc) in Zukunft einfach mehr "Gutes" für mich tun, besser auf mich achtgeben und zudem auch meinen Kopf / Verstand entrümpeln und ihm mehr Pausen und Luft zum Atmen, oder besser gesagt, zum (gutem) Leben geben.

    Ausgangspunkt dieser Ueberlegungen war und ist meine Alkoholabhängigkeit, ironischerweise gibt es diese Ueberlegungen aber quasi für jede unserer sogenannten Zivilisationskrankheiten sei es Abhängigkeit, Ueberarbeitung, Internetsucht, ewige Unruhe, etc. Zum Schluss laufen die Fäden dann heutztage doch irgendwie alle zusammen: man betreibt einfach Raubau an seinem Körper, Geist und Seele, gefördert von unseren Errungenschaften Kapitalsmus, Konsum und Gier (und dies dann auf Kosten unseres Planeten und unserer Nachkommen).

    Ok, jetzt bin ich ein wenig abgeschweift, aber ich denke die meisten wissen was ich meine.

    A propos Lesen: seit meinem letzten Tropfen Alkohol habe ich über 25 Bücher gelesen, einige mehrmals, so dass ich mir jetzt einen Kindle zugelegt habe. Ist schonender für den Paketzusteller als auch platzsparender für meine Schränke. :D Virtuelle Bücher die mir in Zukunft besonders an Herz wachsen werden kann ich mir immer noch später in "Echt" zulegen.

    Folgende 3 Bücher meiner letzten gelesenen Werke haben mir persönlich sehr gut gefallen und mir viele nützliche Ideen und Denkansätze gegeben:

    Sich das Leben nehmen: Alkoholismus aus der Sicht eines Alkoholikers - Heckel, Jürgen

    Der stille Weg: Endlich raus aus der Alkoholabhängigkeit - Nikolaus Petri

    Schon wieder betrunken, Angsthase?: Alkoholabhängigkeit. Erkennen. Bremsen. Beenden. Und wie man zufriedenes Leben lernt. - Nikolaus Petri

    Parallel hierzu bin ich dabei mich in

    Jetzt! Die Kraft der Gegenwart - Eckhart Tolle

    einzuarbeiten.

    Dieses Buch hat jetzt nichts direkt mit dem Thema Alkohol zu tun, ich wurde aber auf das Thema Spiritualität / Meditation neugierig weil in beiden Büchern von Nikolaus Petri diese Themen ausdrücklicher und konkreter zur Sprache kommen als in den üblichen "bekannten" Bücher über Alkohol.

    So, das war es jetzt ersteinmal von meiner Seite.

    Schöne Grüsse und eine schöne, sonnige Woche,

    Mario B.

  • Hallo Mario B.,

    ich hab noch nicht intensiver in deinen Thread reingelesen, aber sehe, dass du das Tolle-Buch lesen willst. Hast du schon angefangen? Wie gefällt es dir? Ich habe es vor vielen Jahren einmal gelesen und es kam mir damals sehr oberflächlich vor. Aber vor einiger Zeit haben mich Freunde auf Youtube-Videos von Tolle hingewiesen und ich habe mich noch einmal damit beschäftigt. Mir kam vor, dass die Videos von ihm eine wesentlich stärkere Kraft entwickeln als das Buch. Das nur als Hinweis, falls du mit dem Buch nicht so viel anfangen kannst.

    Nüchternen Gruß
    Horizont

  • Hallo Horizont.

    Danke der Nachfrage und für den Hinweis, mir war nicht bewusst dass es auch Videos vom Autor gibt.

    Ja, ich habe mit dem Buch angefangen. Paralell dazu habe ich auch "Mögest Du glücklich sein: Entdecke dein Höheres Selbst und verbinde dich mit deiner inneren Kraft - Laura Malina Seiler" angefangen. Im Moment ist es eher ein langsames durcharbeiten als ein lesen. Bei beiden Bücher mache ich sehr viele Notizen und schreibe mir meine Gedanken und Schlussfolgerungen dazu auf, oft springe ich zwischen beiden Büchern hin und her (die Bücher haben viele "Gemeinsamkeiten") um zu vergleichen oder zu kombinieren. Auch ein Zurückblätteren, um schon Gelesenes zu wiederholen, wende ich bei diesen Büchern sehr oft an.

    Ich muss aber hinzufügen dass ich bei diesen Themen ein absoluter Anfänger bin und es die allerersten Bücher sind die ich dazu lese. Viele der Ansätze sind interessant, vieles kommt einem bekannt und selbstverständlich vor, dennoch wenden es die wenigsten an. Dies ist auch ein Grund warum ich diese Bücher intensiver bearbeite, ich möchte dass von diversen vorgestellten Ideen und Ritualen, dich für mich einen Sinn ergeben könnten, etwas hängen bleibt. In meinen Augen ergänzt sich dies sehr gut zur "allgemeinen" Trockenarbeit wo Achtsamkeit und innere Ruhe ja auch eine grosse Rolle spielen.

    Konkret habe ich es jetzt fast schon 20 Tage am Stück geschafft morgens 15 Minuten zu meditieren... oder habe es zumindest versucht. Ich merke aber dass hier Geduld als auch wirklich (innere) Ruhe erforderlich sind um Fortschritte zu erzielen. Frei nach dem Motto: mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. :)

    Schöne Grüsse,

    Mario B.

  • Hallo Mario,

    das mit den morgendlichen Meditationssitzungen ist doch super! Wie lange man es macht ist eigentlich egal, aber die Häufigkeit bringts ziemlich. Wenn ich dir dazu noch was sagen darf: "innere Ruhe erforderlich" und "Fortschritte erzielen" sind zwei der schwierigsten Herausforderungen, mit denen man als westlich geprägter Mensch konfrontiert ist, wenn man mit Mediation beginnt. Denn weder ist innere Ruhe erforderlich, noch könnte man irgendwelche Fortschritte erzielen ;) Einfach machen, der Rest ergibt sich dann von selbst. Aber ja nicht mit irgendwelchen Fortschritten rechnen oder gar darauf hinarbeiten versuchen, dann ergibt sich nämlich nullkommanix. Rätselhaft, was?

    Falls du in einer Stadt lebst könntest ja auch mal eine Meditationsgruppe besuchen. Einen Lehrer zu haben kann hilfreich sein, und mit anderen gemeinsam meditieren hat eine ganz eigene Kraft. Das nur als Anregung.

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Hallo Horizont,

    danke für deinen Einwurf. :D

    Aktuell mach ich in der Tat einfach nur... mehr kann oder soll wohl man auch nicht. Bis auf weiteres werde ich dieses morgentliche Ritual auf jeden Fall beibehalten.

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo an das Forum.

    So, 300 Tage bin ich jetzt trocken (oder "abstinent" für jene Langzeittrockene die den Begriff "trocken" exklusiv für sich beanspruchen), Ende der Woche werde ich, wenn ich bis dahin nicht rückfällig werde, dann 10 Monate voll haben.

    Bis auf meine Triggerpremiere (zumindest war das das erste Mal in meiner Abstinenz wo ich bewusst ein Triggern an Alkohol wahrgenommen habe) ist die letzten Wochen jetzt nicht allzuviel passiert. Dieses Triggern wurde übrigens durch eine Limonande / Brause hervorgerufen, während dem Trinken hat mich dieses Getränk extrem an den Geschmack von Sekt erinnert, einen Geschmack den ich monatelang ja nicht mehr im Mund hatte. Nach genauerem Hinsehen (es war eine Art Werbegeschenk auf der Tankstelle) stellte sich heraus dass es eine Mischung aus Grapefruit UND Traubenlimonade war. Habe das Zeug danach dann nicht mehr zu Ende getrunken und anstelle ein Schokoladeneis gegessen. Eine interessante Erfahrung die ich bis dato noch nicht hatte. Da ich aber eh äusserst selten Limonade trinke, letzen Endes dann doch auch schnell wieder vergessen.

    Ich hoffe das Wetter bleibt noch so warm und herrlich wie die letzten Monate, die Zeit draussen auf meiner Terrasse, auf Spazierwegen, Parkbänken und Restaurantterrassen als auch in Biergärten hat mir extrem gut getan.

    Falls ein Frischling hier mitliest: Wer eine Beschäftigung sucht und dem beim Tagebuchschreiben nie etwas einfällt oder dem Zeichnen zu schwer ist, sollte sich mal mit Zentangle probieren. Bin durch Zufall darauf gestossen, ich habe diese Art von Malen/Zeichnen jetzt auch nicht weiterhin verfolgt aber mir aber gedacht dass dies eine sehr nette Beschäftigung für frische Abstinenzler ist um sich abzulenken, zu entspannen, an der Ergonomie zu arbeiten oder einfach nur um die Zeit rum zu kriegen. Einfach mal ausprobieren.

    Schöne Grüsse,

    Mario B.

  • Hallo Mario!

    Erst mal Glückwunsch zu den ersten 10 Monaten. Jetzt noch 2 und das erste Jährchen ist rum.

    Was einen so alles triggern kann, ist schon erstaunlich. Mir macht so 'ne Limo nichts aus.

    Apropos: Was trinkst Du denn im Biergarten? Triggern dich die anderen Biertrinker und deren Gläser nicht?

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke für deine Glückwünsche.

    Ich trinke extrem selten Limonande, Cola oder andere Brausegetränke, es könnte auch daran gelegen haben. Ich denke mal würde ich regelmässig solche Sachen trinken würde es wohl keinen Trigger auslösen.

    Im Biergarten oder Kneipen trinke ich, wie sonst im allgemeinen auch, stilles Wasser, Sprudelwasser oder Kaffee. Im Winter machmal auch eine heisse Schokolade. Die anderen Biertrinker oder Alkoholtrinker und deren Gläser, ob jetzt am selben Tisch oder am Nachbarstisch, triggern mich, Stand heute, nicht. Dies war bis dato überhaupt noch nicht der Fall (auch nicht am Anfang), so dass ich mir darüber auch keine weiteren Gedanken mache. Den Kalenderspruch "Alkohol ist immer nur eine Armlänge entfernt" kann ich momentan in diesem Falle getrost weglassen... Ob das für ewig sein wird ist natürlich eine andere Frage.

    Gruss und einen schönen Tag noch,

    Mario B.

  • Hallo Mario,

    ich finde es klasse, dass Du schon zehn Monate rum hast. Ich hab bei Dir immer mitgelesen. Wir sind ja in etwa gleich lang dabei. Ich habe Anfang September das Jahr geknackt und freue mich immer noch jeden Tag über meine Freiheit.

  • Bei mir ist es übrigens auch eher selten der Fall, dass ich dadurch über Alkohol nachdenke, dass ich sehe, wie Andere ihn trinken. Bei mir sind es eher bestimmte Situationen. Es kam eher mal vor, dass ich an Alkohol gedacht habe, wenn ich bei Sonnenschein, allein mit meinem Kaffee im Auto bei guter Musik unterwegs war, als wenn ich in einer Runde sitze, wo jemand ein Bier trinkt.

    Es ist meine Stimmung, die mich triggern kann. Wenn ich nicht an Alkohol denke und alles normal ist, ändern beim Einkaufen auch die Weinflaschen nichts daran, die ich vielleicht von weitem sehe.
    Wenn ich einen Moment habe, wo ich gerade Lust auf Alkohol hätte, dann kann selbst eine Trinkschokolade triggern, weil man daraus ja Lumumba machen könnte. Also, das sollte mal ein ganz plumpes Beispiel sein, dass es bei mir einfach stimmungsabhängig ist.

    Mir ist allerdings klar, dass „Gefahrenquellen“ natürlich in der ersten Zeit vermieden werden sollten. Ich möchte hier nicht gegen diesen Grundbaustein argumentieren. Ich wollte nur von mir persönlich berichten, dass es mir auch eher nichts ausmacht, wenn Andere etwas trinken. Laute Musik bei Sonnenschein nach getaner Gartenarbeit war da für MICH die gefährlichere Situation zu Anfang.

  • Zitat

    Falls ein Frischling hier mitliest: Wer eine Beschäftigung sucht und dem beim Tagebuchschreiben nie etwas einfällt oder dem Zeichnen zu schwer ist, sollte sich mal mit Zentangle probieren. Bin durch Zufall darauf gestossen, ich habe diese Art von Malen/Zeichnen jetzt auch nicht weiterhin verfolgt aber mir aber gedacht dass dies eine sehr nette Beschäftigung für frische Abstinenzler ist um sich abzulenken

    Hallo Mario, Danke für diesen Tipp ! :D
    Ich hoffe, "alte Hasen" dürfen auch mal diese Maltechnik ausprobieren... denn ich habe mir schon die nötigen Malutensilien besorgt :)
    Mich spricht diese Maltechnik sehr an und mir schweben auch schon so einige eigene Motive vor.
    Und mal schauen, ob es wirklich so entspannend ist wie versprochen :wink: oder ob ich nach 3 Fehlversuchen entnervt die Fineliner an die Wand werfe :lol:

    LG Sunshine

  • Hallo Cadda.

    Es freut mich zu lesen dass du dann Ende dieser Woche dein Jahr voll machen wirst. Ein schöne Sache auf die du dann auch berechtigterweise Stolz sein kannst.

    Bei mir ist es auch so dass eher (m)eine Stimmung und nicht bestimmte (räumliche) Situationen für Trigger und Gedanken an Alkohol sorgen. Anfangs hatte ich dies relativ oft wenn es z.B. drum ging das Belohnungssystem nach einem langem Arbeitstag ruhig zu stellen.

    Mit Hilfe meines Psychologen bin ich unter anderem dabei solche risikobehafteten Stimmungslagen zu identifizieren und gegebenfalls Techniken anzuwenden um im besten Fall solche Stimmungungen nicht aufkommen zu lassen. Und falls dies nicht möglich ist, diese zumindest wieder auf Normal zu fahren.

    Dein Beispiel mit der Gartenarbeit kann ich daher auch sehr gut nachvollziehen.

    Hallo Sunshine.

    Natürlich dürfen "Alte Hasen" diese Techniken auch ausprobieren. Es freut mich wenn ich hier dann auch mal ein wenig behilflich sein konnte, der Tipp ist dann natürlich von meiner Seite aus gerne geschehen. Das Schöne an der Maltechnik ist ja, dass es keine Fehlversuche gibt. Das kann ich auch so bestätigen, ich hatte mich auf die Schnelle (da ich mir Fineliner für mein Journal/Tagebuch angeschafft hatte) an drei Tangles versucht, die Zeit vergeht in der Tat stressfrei und wie im Fluge und das Resultat war, gemessen an meinen aktuellen Malkünsten, im ganzen ganz Ok.

    Schöne Grüsse,

    Mario B.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!