Hallo Carmen,
ich antworte mal für Hartmut, denn der würde eh das gleiche schreiben.
Späßle
ZitatWoran liegt es Deines Erachtens, dass es manchen ( frisch) trockenen Alkoholikern nichts ausmacht von trinkenden Menschen umgeben zu sein und anderen wiederum schon. Ist es Selbstüberschätzung, eine falsche Wahrnehmung, Leichtsinn oder wirklich das wahre Empfinden?
Ich denke, es ist nicht nur dieses oder jenes, sondern mitunter kann es sogar eine Mischung aus mehreren Sachen sein.
Erstmal möchte wohl jeder einen möglichst einfachen Weg in ein abstinentes Leben gehen. Ohne große Veränderungen!
Alles soll so bleiben wie es ist, nur ohne Sauferei.
Vielleicht sollen es noch nicht mal die anderen wissen, das man Alkoholiker/in ist. Weil man sich dafür schämt.
Also tut man so, als sei alles easy, und andere können angeblich neben einem sitzen und Alk konsumieren...und es macht einem gaaaa nix.
Es ist nicht selten, das sowas vielleicht wirklich ein paar mal gut geht, für einige Zeit, viele schieben aber später heftigen Saufdruck, weil sowas eben meist nicht ohne Spuren bleibt.
Manch einer wurde sogar schon heftigst getriggert, wenn er nur an einem Biergarten vorbei ging... allein das Klirren der Gläser kann Suchtdruck entstehen lassen.
Selbstüberschätzung spielt sicher auch eine nicht unwichtige Rolle. Vor allem, wenn es ein paar Mal gut gegangen ist, wenn man sich in trinkenden Kreisen aufhielt.
Und wie nah ist dann auch die Überlegung, das man vielleicht doch nochmal etwas trinken könne, nur heute...nur dieses eine Glas...nun ja, das Suchtgedächtnis schlägt Kapriolen, weil man es zugelassen hat. Und das ist dann schon sehr unangenehm und führt evtl. auch zum Rückfall.
Leichtsinn ordne ich mal der Einfachheit halber der Selbstüberschätzung zu.
Falsche Wahrnehmung?
Hm... mein Bauchgefühl hat mich eigentlich nie getrogen, wenn es darum ging, ob Situationen gut für mich sind oder schlecht.
Das hat mir schon ganz genau gesagt, wenn was nicht okay ist, die Frage ist nur, inwieweit man bereit ist, da auch zuzuhören und entsprechend zu handeln.
Denn das ist auch nicht immer bequem und dazu gehört auch eine gewisse Fähigkeit zur Selbstkritik bzw. die Fähigkeit, sich bestimmte Dinge nicht mehr schön zu reden, weil das einfacher für einen ist.
ZitatDie zweite Frage wäre, ab wann man trocken ist. Woran merkt man das oder ist der Weg in die Trockenheit genauso schleichend wie der Weg in die Alkoholsucht?
Den Vergleich finde ich gar nicht schlecht !
Bei mir zumindest war das so.
Ich bin nicht mit Siebenmeilen-Stiefeln in Richtung Trockenheit gelaufen, bei mir hat das schon eine gewisse Zeit gedauert, ich spreche hier von mehreren Jahren.
Ich war also echt eher ne Schleicherin... so gesehen
Macht aber nix, ich hatte und habe doch den Rest meines Lebens Zeit dazu, ein abstinentes Leben zu führen.
Vieles ist auch eine Entwicklung gewesen... und die kann man auch gar nicht so arg beschleunigen, die dauert eben ihre Zeit und wohl auch bei jedem unterschiedlich lange.
Ich habe mich auch viel mit dem Thema beschäftigt, sei es in Buchform, im Austausch hier und auch mal eine zeitlang in einer realen Selbsthilfe-Gruppe und auch ganz privat mit anderen Betroffenen, außerhalb von irgendwelchen Gruppen.
Man sagt mir nach, das, wenn ich was mache, das auch gründlich und systematisch tue. Dem kann ich wohl zustimmen. Und so war es vielleicht auch bei meinem Weg in ein trockenes Leben
LG Sunshine
(Hartmut hätte allerdings die Antwort kürzer gefasst ! )