Kontrolliertes Trinken!

  • Hallo, ich habe mich lange nicht mehr im Forum bewegt. Ich leite 2 SHGs unter anderem in einer Psychiatrie für Entgifter.
    Häufig wird über kontrolliertes trinken diskutiert, meine Meinung is es funktioniert nicht, viele die es probiert haben
    landen schnell wieder in der Klinik. Am 7.9.18 bin ich 11 Jahre trocken und doch gehen meine Gedanken in diese Richtung.
    Es macht mir Angst das nach so langer Zeit das solche Gedanken bei mir auftreten. Oft beneide ich andere Mensche wenn sie
    Alkohol kontrolliert trinken können. Mein ehemaliger freund Alkohol akzeptiert unsere Trennung nicht, momentan fällt es mir schwer
    mich von ihn zu distanzieren. Meine Hoffnung ist, dass es nur eine Phase ist die wieder vorbei geht.
    Geht es euch Ähnlich?

  • Hallo Kossi,

    zu unserer Krankheit gehört nun mal dazu, dass wir nie wieder Alkohol "geniessen" können.

    Wobei geniessen ja auch eine hübsche Umschreibung ist, nicht wahr?

    Noch immer, nach fast 5,5 Jahren bin ich froh, dass ich wieder nüchtern leben und erleben
    kann. Und ich achte genau darauf, dass es so bleibt! Kontrolliertes Trinken gehört ganz
    sicher nicht dazu, das kann kein trockener Alkoholiker!

    Mir total wichtig, dass ich nie wieder dahin zurückfalle, wo ich einmal war!
    Nie wieder will ich so leben! Und so gehe ich kein Risiko ein!

    Elly

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Nein, mir geht es auch nicht ähnlich, Kossi.
    Ich WEISS, das ich nicht kontrolliert trinken kann, konnte ich es überhaupt jemals?
    Ich bin mir da nicht sicher. Aber es spielt auch keine Rolle, ich will es gar nicht können.
    Den Alkohol vermisse ich auch nie.
    Der hat mir nur Unheil gebracht, da können auch nicht mehr ein paar lustige, alkoholisierte Stunden drüber hinwegtäuschen.
    Denn als ich abhängig soff, war da gar nix mehr lustig, es war nur noch schlimm und ich habe darunter sehr gelitten.
    Ich beneide auch niemanden, der trinken kann. Ich brauche diese Droge nicht mehr.
    Wenn sie andere noch brauchen, empfinde ich da eher Mitleid, ich genieße derweil lieber mein trockenes Leben.

    Solle ich bemerken, das mich eine Situation alkoholtechnisch belastet oder mir nicht gut tut, kann ich mich daraus entfernen.
    Und das habe ich auch schon getan und ich würde es auch weiterhin so machen.

    Zitat

    Häufig wird über kontrolliertes trinken diskutiert, meine Meinung is es funktioniert nicht, viele die es probiert haben
    landen schnell wieder in der Klinik.


    Warum setzt Du Dich solchen Situationen aus, wenn sie Dir nicht gut tun, sondern sogar zu eigenen Saufgedanken führen?
    Du bist selbst für Dich und Deine Trockenheit verantwortlich, auch davor Dich zu schützen.
    Denn das macht kein anderer für Dich.

    LG Sunshine

  • hallo kossi

    du weißt ja selbst das kontrolliertes trinken quatsch ist, für uns wird es das nie wieder geben. das ist doch das merkmal für die sucht, der kontrollverlust.
    ich selbst möchte auch gar nicht kontrolliert trinken können, selbst wenn es ne pille dafür geben würde und ich es wieder könnte, nein danke. ich habe mehr als genug getrunken in meinem leben.
    ich bin heute trocken und brauche keinen alkohol mehr.
    ich kann auch ehrlich gesagt jetzt nicht verstehen warum du andere menschen beneidest die alkohol konsumieren.
    bei mir hat der alkohol genug schaden angerichtet, ich bin froh das er in meinem leben keinen platz mehr hat und ich tue alles dafür das dies auch so bleibt. sollen die anderen doch alkohol trinken, wenn`s mich zu sehr stört steht es mir jederzeit frei zu gehen was ich auch schon getan habe.

    leider kenne ich ein paar alkoholiker die der meinung sind das sie konrolliert trinken können, sie sogar versucht haben mich davon zu überzeugen das ich das auch könnte. versuche sie davon zu überzeugen das dies eben genau nicht funktioniert schlugen fehl, so das mir dann eben nichts anderes übrig blieb den kontakt zu diesen leuten einzustellen. was aus denen geworden ist weiß ich nicht, ich bin aber der festen überzeugung das wenn sie wieder getrunken haben wohl schon wieder drauf sind. das tut mir dann zwar leid aber ich kann es nun mal leider nicht ändern.

    du hast jeden tag mit solchen leuten zu tun, wenn man immer wieder darüber diskutiert ob kontrolliertes trinken möglich ist oder nicht kann schon der ein oder andere zweifel aufkommen, obwohl man tief im inneren weiß das es eben nicht funktioniert. wir alkoholiker sind aber auch meister darin uns selbst zu belügen, das konnten wir schon immer gut.

    ich finde es schon alarmierend das du andere menschen darum beneidest das sie trinken können und du nicht, um so wichtiger ist es jetzt das du dir immer wieder vor augen hälst was passieren würde wenn du jetzt wieder zur flasche greifst. hast du denn noch einen notfallkoffer?
    grüße
    NNGNeo

  • Hallo kossi!
    Ich dachte auch das ich kontrolliert trinken kann und bin dadurch wieder in alte Gewohnheiten abgerutscht, Absturz total!
    Tu dir selbst den Gefallen und lass dich nicht verleiten.
    Sei stolz auf deine 11 Jahre Trockenheit, das ist der richtige Weg.

  • Hallo kossi,
    kannst du für eine Weile die Leitung der beiden SHG abgeben, damit du erst einmal Abstand bekommst und dich stabilisierst?
    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Kossi,

    das mit dem Neid kann ich durchaus nachvollziehen!
    Alkohol ist ja nicht per Definition etwas Schlechtes und Schlimmes.
    Aber für uns ist er das!
    So vielleicht wie für den Diabetiker der Zucker.

    Ich mache auch gerade wieder eine Phase durch, in der mir Gedanken durch den Kopf gehen, wie schön es wäre, in so einer lauen Sommernacht
    zu trinken.
    Die Frage ist, wie man mit solchen Gedanken umgeht.
    Ob man zulässt, dass es einen quält und verzehrt.
    Das Problem ist, dass diese Gedanken einem vorgaukeln, dass man ein Stück Lebensqualität verliert, dadurch, dass man nicht trinkt.
    Weil man eben diese fröhlichen, lachenden Menschen beisammen sitzen sieht, mit einem Bier oder Glas Wein in der Hand, und das Ganze wird dann in Gedanken vollkommen aufgeblasen und überhöht, es bekommt einen magischen Glanz und man fängt an, sich zu bedauern, nicht Teil davon sein zu können.

    Mir hilft sehr, mir dann bewusst zu machen, wieviel im Vergleich ich an Lebensqualität gewonnen habe durch meine Trockenheit.
    Stell dir vor, durch einen Glücksfall ziehst du aus einer völlig heruntergekommenen Bude in ein schönes Haus.
    Und es ist natürlich alles viel schöner und heller und es gibt noch einen Garten und deine Lebensqualität ist schlagartig um ein Vielfaches gestiegen.
    Aber die Türklinke an der Wohnungstür in deiner alten Bude - die war schöner als die neuen im Haus.
    Würde das jetzt dazu führen, dass du dich nach deiner alten Bude zurück sehnst?
    Ne, natürlich nicht.
    Und hier passiert es ganz automatisch, dass die neu gewonnene Lebensqualität solche Gedanken gar nicht erst aufkommen lässt.
    Beim Alkoholismus ist das aber nicht so.
    Hinzu kommt (wenn wir das mal übertragen auf den Alkoholismus) dass die Klinke in Wirklichkeit gar nicht so toll war.
    Die Krankheit führt aber dazu, die Schönheit der Klinke zu verklären.
    Eigentlich war sie rostig und hat dauernd gequietscht.

    Was ich sagen will:
    Es gibt diesen Automatismus leider nicht bei uns, oder zumindest bei den meisten nicht.
    Es gilt, sich das zu erarbeiten durchs bewusst machen.

    Der Alkohol hat unser Leben bestimmt und dominiert und dafür gesorgt, dass so viele andere Facetten des Lebens keinen Raum mehr bekamen.
    Dabei ist der Alkohol nur eine winzig kleine, unbedeutende Facette des Lebens und man kommt prima ohne aus.

    (Das Problem ist natürlich auch, dass Alkohol so extrem präsent ist und eine so große Rolle spielt in unserer Gesellschaft, das macht es natürlich schwieriger.)

    Fazit: Sich den Gedanken nicht einfach hingeben und sie im Raum stehen und dadurch eine verklärte Sehnsucht aufkommen lassen, sondern mit ihnen arbeiten und bewusst etwas entgegen setzen.

  • Sehr schön geschrieben Pancho! :!:

    Ich habe mir hier die ganze Zeit überlegt , wo die Hilfe zur Selbsthilfe ist?
    Einige Aussagen könnte ich ja verstehen, und würde für mich Hilfe herausholen, aber bei vielen anderen fühle ich nur Angriffe.
    Da ich ja auch schon etwas älter bin, darf ich von Erfahrungen reden, wenn ich behaupte, dass Ärzte, Therapeuten und auch normale Menschen ( z.B. Arbeitskollegen) anders mit meiner Krankheit, meinem Problem umgehen, wenn sie direkt davon betroffen waren oder sind. Dabei gilt natürlich, dass jeder Einzelne seinen Weg dafür eingeschlagen hat, bzw. gegangen ist. So einem Menschen kann ich vertrauen, dass ich es auch schaffen kann.
    Dabei helfen mir klare Worte, ich brauche keinen Weichmacher, aber ich schrecke zurück, wenn ich angegriffen werde, und mir nur aufgezeigt wird, was ich falsch mache. Das weiß ich ja nach 11 Jahren selbst. ( Sind bei mir auch 11 ) Jetzt brauche ich praktische Hilfe.
    z.B.:
    @ Pancho
    @ Linde
    @ Flanders
    Und den alten Spruch: Wer will findet Wege!
    Dann bleibe ich im Gespräch, und ziehe mich nicht zurück, auch wenn ich viel um die Ohren habe, Termine, Arbeit,....

    Lieber Kossi, alles Gute zu den vergangenen geschafften Jahren!!! :!:
    Du weißt, was dir gut tut. Hol deinen Notfallkoffer heraus ( @NnnGeo), mach mal Pause vom Helfen. Auch das kann ein Vorbild sein für andere!
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Tut mir leid das ich nicht öfter im Forum bin, ich muß mir die zeit im Forum abzweigen,
    Wenn ich alleine zu Hause bin kann ich reingehen, ist meine frau Daheim geht es meistens nicht.
    Blöde Ausrede, aber ich war so oft die letzten 11 Jahre in verschieden Psychiatrien unterwegs da fordert sie halt
    Zeit für sie ein.
    Vielleicht sind meine Gedanken um den Alkohol nicht ungewöhnlich, wenn ich eine Diät mache beneide ich auch
    andere die Schlank sind und alles können.
    Das mit der Gruppe im Krankenhaus hat seine Vor und Nachteile, Vorteil ich sehe Woche für Woche
    Menschen mit Rückfällen die ich immer wieder sehe und lerne aus ihren Rückfällen.
    Ich sehe Menschen die durch die Krankheit viel kaputt gemacht haben und das schreckt mich ab.
    Die Gedanken wie beschrieben machen mir Angst, den Alkohol kann ich nicht aus den Weg gehen,
    Ich sehe ihn beim Einkaufen, wenn bei mir im Dorf Feiern sind, gehört es sich das hingehe, ist halt so.
    Ich kann mich nicht zu Hause einschließen, aber die Leute bei uns im Dorf wissen über meine Krankheit bescheid
    und akzeptieren das ich nichts trinke.
    Das ist gut, alle Hintertürchen sind geschlossen.
    Die Leitung der SHG kann ich momentan nicht abgeben, da mein Kollege leider letztes Jahr gestorben ist.
    Träger der Gruppen ist das Blaue Kreuz, aber die Gruppen sind die am weitesten entfernten vom Verein.
    Es hat mir gut getan darüber zu schreiben und die Rückmeldungen zu bekommen, es ist mir leichter geworden.

    Liebe Grüße, kossi

  • Servus,

    ich habe so die Erfahrung gemacht, dass der Alkohol in der Vorstellung bisschen so wirkt,... wie Antidepressiva.
    Man erhofft sich durch die aufputschende Wirkung, dass alles im Leben mal wieder leichter fällt, wieder besser drauf ist, sich von
    den Sorgen distanziert oder noch besser, sie ne Weile vergessen könnte.

    In Wahrheit allerdings gewinnt man wesentlich mehr Nachteile als Vorteile. Antidepressiva genauso wie Alkohol verursacht
    Kopfschmerzen und Übelkeit und das bisschen Antrieb ist genauer betrachtet, genau der Grund, wenn im Leben nichts mehr
    weitergeht. Man dreht bestenfalls Tag für Tag im Hamsterrad seine Runden. Mit solch gedämpfter Wirkung lässt sich vieles, was bei klaren
    Kopf an die Nieren geht, schön reden. Jedoch in Wirklichkeit sieht man von den echten, ehrlichen möglicherweise Herausforderungen sowie
    Perspektiven wenig, wenn unsere Wahrnehmung, die Gefühle durch die Drogen beeinträchtigt/manipuliert werden.

    Und noch b...scheidener, wenn dann mal der Gewöhnungseffekt da ist und sich die Gedanken stets im Kreis drehen, man weiß eigentlich noch
    was richtig ist und doch das Falsche tut.

    Genau genommen also eine hausgemachte Zivilisationskrankheit, wenn man zuviel hat, vermeintlich uns zu gut geht, und dennoch
    das Leben von einer inneren Unzufriedenheit gekennzeichnet ist, warum also nicht mal was riskieren?

    Ob das allerdings der richtige Weg ist, nach 11 Jahren Trockenheit?

    LG Emma

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