• Hallo Ihr Lieben,
    ich will mich mal kurz vorstellen, ich bin nicht ganz neu hier, ich hatte aber früher einen anderen Namen und habe im geschützten Bereich geschrieben. Vielleicht sollte ich da auch wieder hin, aber ich habe im Moment wirklich sehr wenig Geld.
    Mein Mann war über sechs Jahre trocken, wobei, eigentlich hatte er seine Sucht nur verlagert, aber ich konnte mit der anderen Sucht besser leben. Deshalb hab ich mir die Sache schön geredet und war auch über längere Zeiträume glücklich mit ihm. Das eine Problem ist, dass er nun innerhalb von drei Monaten zwei Rückfälle hatte, und das andere Problem ist, dass er, wenn er seine Ersatzsucht nicht befriedigen kann, furchtbar aggressiv und beleidigend wird. Nur mit Worten, aber trotzdem. Außerdem kostet seine Sucht nach wie vor viel Geld, weswegen wir in Wahrheit auch immer Pleite sind. Ich glaube, ich stehe kurz vor einem Burnout und will mich davor schützen, bin ganz dünnhäutig geworden, weine wieder viel, kann mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren, die sich immer mehr anhäuft. Mein Mann arbeitet nicht, ich sorge finanziell für die vierköpfige Familie, er kocht zwar, holt regelmäßig die Kinder von der Schule und macht manchmal handwerkliche Dinge im Haus, aber sobald ich (etwa zwei Stunden später) nach Hause komme, setzt er sich auf die Terrasse und raucht und braucht Pause, weil er sich total überfordert fühlt. Dass ich den ganzen Tag (full time) arbeite, zählt für ihn überhaupt nicht (da ich im Büro ja meine Ruhe habe), ich mache auch sonst fast alles, gehe einkaufen, wasche die Wäsche etc. Er macht nur manchmal, je nach Laune, ansonsten hat er von 8 Uhr morgens (da nehme ich die Kinder mit) bis 16 Uhr frei (Kinder sind in Ganztagsschule). Natürlich bin ich schuld an seinem Unglück und werde deshalb auch immer beschimpft, aber das brauche ich hier wohl niemandem zu sagen...
    Die zwei Rückfälle haben mich nun alarmiert, er hat jeweils nicht viel getrunken, das erste Mal nur eine Flasche Bier, das zweite Mal dann aber schon jeweils zwei drei Flaschen (so genau weiß ich es nicht) über drei Tage. Ich muss gestehen, ich weiß, dass man nicht wegen der Kinder in einer Beziehung bleiben soll, die einen fertig macht, aber meine Kinder sind noch klein und vergöttern ihren Papa. Aber ich weiß auch, dass ich es nicht noch einmal schaffen würde, wenn mein Mann wieder anfangen würde zu trinken.
    Was habt ihr für Erfahrungen mit stufenweisen Rückfällen gemacht, kommt der dritte bestimmt oder kann man so etwas noch in den Griff bekommen?
    Danke für Euren Rat
    Herzliche Grüße
    Sandstrand2

  • Hallo Sandstrand,
    Willkommen zurück.

    Dein Mann ist doch längst rückfällig, und Du weißt es doch im tiefsten Innersten auch, nicht wahr?
    Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann er wieder so viel und mehr als früher säuft.
    Bei dem einen gehts schneller, beim anderen eben langsamer.
    DIe einzige Möglichkeit, das zu verhindern, ist, sich sofort wieder in ärztliche Behandlung zu begeben und neu zu entziehen.
    Evtl. ne LZT hintendran zu hängen.
    Und zurück in die SHG:
    Hat er eine SHG? Wenn Nein, warum nicht?

    Hier im CO-Bereich solle es aber nicht um ihn gehen, sondern um Dich.
    Darum meine Frage an DICH:
    Warum bleibst Du mit so einem Menschen zusammen?
    Der nicht nur süchtig ist (nach was auch immer, Alk andere Süchte) sondern Dich auch noch schamlos ausbeutet.
    Deine Kinder vergöttern den Papa?
    Also ich weiß nicht, aber kann denn ein Vater, der sich so verhält, überhaupt ein Vorbild für die Kinder sein?
    Inwiefern denn, wenn der sich nicht mal zur Arbeit bemüht, sondern Dich alles ranschleppen lässt und sich derweil n lustigen Lenz macht?
    Also ich möchte meinen Kindern nicht so einen Vater als Vorbild präsentieren wollen, ich würde zusehen, auch GERADE wegen der Kinder,
    dem Ganzen so schnell wie möglich ein Ende zu bereiten.
    Denn für was soll er denn ein Vorbild sein? Dafür, wie man möglichst sein ganzes Leben auf Kosten anderer lebt?
    Hartz4 als späteren Berufswunsch oder was?

    Zitat

    Aber ich weiß auch, dass ich es nicht noch einmal schaffen würde, wenn mein Mann wieder anfangen würde zu trinken.


    Bist Du denn in dieser Beziehung überhaupt glücklich? Auch wenn er nicht wieder säuft?
    Er TUT es aber bereits wieder... also zieh bitte endlich Deine Konsequenzen, auch gerade den Kindern und Dir selbst zuliebe.
    Oder Du leidest halt weiter... und gehst wirklich dran kaput.
    Dein Leben. Deine Entscheidung.

    LG Sunshine

  • Liebe Sunshine,
    danke für Deine Antwort, Du hast ja Recht, auch wenn ich das natürlich so nicht hören wollte. Leider sind die Dinge auch bei mir etwas komplexer, da meine Kindheit da hineinspielt. Ich bin auch schon das Kind eines Alkoholikers und meine Mutter ist bei ihm geblieben. Während mein Bruder ihr das vorwirft, hätte ich meine "quasi heile" Familie nicht missen wollen, und meinen Vater schon gar nicht. Können Kinder nicht auch verstehen, dass Papa krank ist? Im Moment sind meine Kinder halt noch total glücklich mit ihrem Papa und das will ich ihnen nicht nehmen. In Wahrheit würde er nämlich im Fall einer Trennung nicht um die Ecke wohnen und die Kinder trotzdem von der Schule abholen können, wie das bei anderen Scheidungskindern vielleicht der Fall ist. Aber ja, es geht hier darum, wie ich mich fühle. Ich möchte vor allem klare Grenzen setzen lernen und Kräfte sammeln, mich selbst nicht überfordern und auf mich achten. Ich möchte es mir verzeihen können, wenn ich selbst eine Zeit lang nicht so produktiv bin, wie ich es vielleicht sein sollte, und auch immer mal wieder an mich denken...
    Danke, Sunshine, und liebe Grüße
    Sandstrand

  • Und:

    Zitat

    Ich glaube, ich stehe kurz vor einem Burnout und will mich davor schützen, bin ganz dünnhäutig geworden, weine wieder viel, kann mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren, die sich immer mehr anhäuft.

    Also ich glaube, Du bist schon mittendrin in einem sog. "Burnout"
    Das sind doch ganz typische Symptome dafür.
    Dann brauchst Du selbst auch Hilfe !
    Was hälst Du denn davon, selbst zum Arzt zu gehen, um dort um Hilfe FÜR DICH zu bitten ?
    Eine nahe Angehörige von mir hatte auch ein Burnout wegen Überlastung, was auch mit ihrem kranken Mann
    zu tun hatte (kein Alkoholproblem, eine andere Krankheit) und mit der Überforderung durch die
    ganze Situation, es sind auch Kinder da.
    Es gibt dann beispielsweise die Möglichkeit einer Tagesklinik, also ambulante Hilfe.
    Das würde ja auch bei Dir passen, denn die Kinder sind ja tagsüber gut untergebracht.
    Leider sind die Wartelisten meist lang bei derartigen Einrichtungen, von daher wäre es wichtig, gleich zu
    handeln und nicht noch lange zu warten.
    Was meinst Du dazu?

    LG Sunshine

  • Danke, liebe Sunshine, ich dachte auch schon an eine Kur.... es gibt doch zu vieles, das ich hier nicht schreiben kann. Aber es tut schon gut, Euch wieder an der Seite zu wissen. Ich lasse mir das alles durch den Kopf gehen und tauche wahrscheinlich ganz bald im geschützten Bereich wieder auf ;)
    Liebe Grüße
    Sandstrand

  • Zitat

    Ich möchte vor allem klare Grenzen setzen lernen und Kräfte sammeln, mich selbst nicht überfordern und auf mich achten.


    Ja, verstehe ich sehr gut, liebe Sandstrand.
    Aber ich befürchte, das wird in dieser Beziehung nichts. :?

    Wie willst Du Kräfte sammeln können, wenn da jemand ist, der Dir endlos Kräfte abzieht, und da auch kein Ende in Sicht ist?
    Wärst Du wirklich glücklich, und wäre wirklich alles supi-dupi, wenn er ein trockenes bzw. suchtfreies Leben führen würde?
    Da ist doch noch viel mehr im Argen, oder?
    Dein Mann macht sich ja auf Deine Kosten (nicht nur finanzielle Kosten!) ein bequemes Leben, während Du schuftest, um alles am laufen zu halten.
    Und als Dank wirst am Ende auch noch beschimpft und so auch gedemütigt.

    Grenzen ziehen bei einem Menschen, der evtl. keine Deiner Grenzen akzeptiert? Weil er nämlich keine Achtung (mehr) vor Dir hat und denkt,
    tun und lassen zu können, was er grade möchte?
    Desweiteren überschreiten Süchtige schon durch ihre Sucht immer wieder Grenzen anderer Menschen, das ist ja auch nichts ungewöhnliches.
    Ich weiß nicht, es hört sich ja immer so nett an, lernen zu wollen Grenzen zu setzen, aber ich weiß nicht, ob man damit tatsächlich auch erfolgreich ist, wenn man dem Grenzverletzer immer wieder ausgesetzt ist?
    Ich bezweifel, das das ein gutes Training ist.
    Ich könnte da mehr dran glauben, wenn man sich erstmal komplett dem Einfluss des Grenzverletzers entzieht und das dann wirklich in Ruhe lernt.

    Außerdem wird sich mir wohl nie erschließen, warum man sich wohl von einem geliebten Menschen abgrenzen sollte? Das ergibt überhaupt keinen Sinn, darum ist man doch keine Beziehung eingegangen, oder?
    Sollte es nicht mehr ums Zusammenhalten und die Gemeinsamkeit in einer Bezieung gehen?
    Und nicht um das Gegenteil?
    Mir ist schon klar, das man sich vom verletzenden Verhalten eines Partners aus Selbstschutzgründen abgrenzen möchte. Um erstmal zur Ruhe zu kommen.
    Aber das kann doch immer nur ein erster Schritt aus der Beziehung heraus sein, so sehe ich das zumindest.
    Abgrenzung als Beziehungsgraundlage kann ich jedenfalls nicht als besonders positiv einstufen. Dann kann man ja besser gleich allein bleiben, oder?
    Hat man keinen weiteren Ärger und gut is.

    Ja, und als CO-Abhängige in einer aktiven CO-Abhängigkeitsbeziehung auf sich selbst besser achten wollen... wie "gut" das funzt, kann man hier ja überall immer wieder nachlesen.
    Ich denke, auch das funzt nicht wirklich gut. Vielleicht mal ne kurze Zeit lang, aber dann fällt man wieder allzu leicht in alte Gewohnheiten zurück.
    Denn die grundsätzliche Situation ändert sich ja nicht dadurch.

    Du siehst also, ich bin bei Deinem Vorhaben sehr skeptisch.... :?

    LG Sunshine

  • Zitat

    ich dachte auch schon an eine Kur....

    Also ich kann Dir mal von dieser Tagesklinik berichten, wie das da so ablief.
    Der Schwerpunkt dieser Klinik lag auf Depressionen und Burnout.
    Man konnte erstmal morgens seine Kinder im Kiga oder der Schule abliefern und dann gab es ein gemeinsames Frühstück.
    Dann war die ersten Wochen sehr viel Relaxen angesagt, Spaziergänge, mal ein Buch in Ruhe lesen, oder einfach mal 2 oder 3 Stunden zu schlafen in einem der Ruheräume.
    Es gab auch Gruppengespräche und es wurde einiges in der Gruppe zusammen gemacht.
    Auch spezielle Spiele, Rollenspiele, Konzentrationsübungen und auch Bewegungstherapie war dabei.
    Unter anderem auch Übungen, um sich besser gegen Stress abgrenzen zu können. Und vieles mehr. Es wurden einem sozusagen Werkzeuge in die Hand gegeben, wo man später mit arbeiten kann.
    Wichtig waren auch die gemeinsamen Mahlzeiten, wo sich in Ruhe zusammen hingesetzt wurde, auch das kommt bei überlasteten Müttern oft zu kurz, da wird oft nur was im Vorbeigehen gegessen und das ist nicht gut.
    Man lernt also auch, wieder besser auf sich selbst zu achten.
    Auch depressive Menschen müssen oft erst wieder lernen, einen gewissen Tagesrhythmus zu finden und gut auf sich zu achten.
    Naja, und Depression und Burnout gehen ja auch oft miteinander einher, das eine kann sich aus dem anderen auch ergeben.
    Es gab auch Einzelgespräche, wo natürlich auch die eigenen spezielle Situation angesprochen wurde. Auch die partnerschaftliche Situation, falls vorhanden.
    Diese Gespräche waren aber leider etwas rar, wie so oft in solchen EInrichtungen, aber mit etwas Nachdruck kann man da auch was machen.

    Es war also nicht so, das das Innerste nach Außen gezerrt wurde und da jeder n Seelenstriptease hinlegen mußte.
    Es gab auch keine Mega-Vergangenheitsbewältigungs-Therapien, sondern in dieser Klinik ging es eher darum,
    Werkzeuge für die jetzgie Situation zu bekommen und lernen, damit umzugehen.
    Rückblicke in die Vergangenheit gab es aber schon, um verstehen zu können, warum es zur Erkrankung kam.
    Und es war viel Entspannung angesagt, um in Ruhe wieder zu sich zu finden.
    Nach der Therapie holte man dann seine Kinder wieder ab und der Feierabend lief dann Zuhause ab.

    Ich finde, sowas ist ne gute Sache. Ich wäre da auch manchmal ganz gern mal mitgegangen :lol: , denn es hörte sich wirklich alles sehr gut an.
    Wollte ich Dir mal jetzt so mit auf den Weg geben... :wink:

    LG Sunshine

  • Liebe Sunshine,
    ich gebe ja auch zu, dass es primär die Kinder sind, die noch zu klein sind, um dahinter zu schauen, und derzeit eine glückliche Kindheit leben. Frage bleibt, ob man hier nur schreiben darf, wenn man auch schon bereit ist, sich von seinem alkoholkranken Mann zu trennen (wie die Alkoholiker selbst, die erst trocken sein müssen), oder ob man auch als noch in der Partnerschaft lebende, also "noch Co-Abhängige" sich hier austauschen darf?
    Tausend Dank noch mal für all Deine Worte und Deine Zeit!
    Liebe Grüße
    Sandstrand

  • Liebe Sunshine,
    und ja, das mit der Tagesklinik hört sich wirklich sehr gut an, ich werde mich mal informieren, was es für Möglichkeiten in meiner Nähe gibt!
    Danke nochmals und liebe Grüße
    Sandstrand

  • Liebe Sandstrand,

    du darfst selbstverständlich hier schreiben, auch wenn du (noch) in der Co-Beziehung steckst. Denn durch den Austausch kannst du viel für dich erkennen und verändern, wenn du das möchtest. Und dann vielleicht auch Schritte machen, die dich in dein selbstbestimmtes Leben führen. Und vor allem: du hast die ersten Schritte ja schon gemacht, indem du dich hier angemeldet hast. Das bedeutet ja, dass du etwas ändern möchtest, dass du merkst, da läuft alles ganz schräg und so.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Sandstrand,
    habe nur gelesen, dass du noch in der Co - Beziehung stehst, und will dir ganz viel Mut machen,hier dran zu bleiben!!! Ich habe auch noch lange gebraucht, mich aus meiner Lage zu befreien, aber das Schreiben hier hat mir sehr gut getan!
    Der Austausch - auch mit den Alkoholikern - hat mir sehr viele Augen geöffnet, die verschiedensten Seiten aufgezeigt.
    Und zuletzt auch gezeigt, dass nur der "EINE" Weg der richtige für mich ist.
    Ich bin ihn gegangen - nach langer Zeit - und bin sehr froh darüber!
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Aurora, liebe Gotti,
    herzlichen Dank für Eure Zeilen und Eure Ermunterung, hier zu bleiben. Ich muss gestehen, ich habe das Problem, dass ich wegen meiner Kinder einfach noch nicht aus meiner Co-Beziehung raus kann, die Kinder leiden überhaupt nicht, lieben ihren Vater, sind oft mit dem Vater glücklicher als mit mir (sie wissen ja nicht, was dahinter steckt), sie sind total ausgeglichen und gut in der Schule, für sie ist es eine heile Familie und eine heile Kindheit. Nur ich leide, weil ich ständig am Limit laufe... aber ich kann den Kindern das jetzt nicht antun, ich habe auch schon Hilfe bei Therapeuten gesucht. Ich glaube, es ist noch nicht der richtige Moment hier zu schreiben, da ich nur hören würde, dass ich eigentlich aus meiner Beziehung raus müsste, was ja auch richtig ist, nur... es würde mich wahrscheinlich nur noch mehr belasten... manchmal sind die Dinge eben doch vielschichtiger.
    Vielen Dank nochmals und liebe Grüße
    Sandstrand

  • Ja, liebe Sandstrand - übrigens guter Name, denn dabei denke ich sofort an meinen Urlaub !!! - , wenn du nicht weg kannst, dann musst du dir ganz viele Ausgleiche suchen, die dir helfen, die Zeit zu "überleben", die du noch brauchst.
    Hast du denn schon mal ein bisschen bei deinen Kindern vorgetastet? Beobachtet, wenn sie alleine sind? Wie sie sich mit und ohne ihren Vater verhalten? Ich weiß, dass das totales Co - Verhalten ist, aber ich wollte damals auch meine Kinder schützen.
    Bei mir war es vielleicht doch ein Fehler.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Sandstrand,

    ich bin auch nicht gegangen, wollte den Kindern etwas erhalten, was den Anschein der "heilen Welt" erwecken sollte.
    Ich wollte eine unbeschwerte Kindheit für sie.
    Heute weiß ich, das Kinder sehr früh alles mitbekommen, und ganz feine Antennen haben, wenn etwas nicht stimmt.
    Meine Tochter, mittlerweile natürlich erwachsen, hat mich mal gefragt: "Mama warum bist du nicht gegangen"?
    Wenn sie Fragen hatten, warum der Papa so ist, wie er ist, habe ich es verharmlost. Nicht bewußt, sondern aus angeblichem Schutz für sie.
    Dabei habe ich etwas gemacht, was ich nie wollte, ich habe ihnen ihre Wahrnehmumgen abgesprochen. Das hatte ich selbst erlebt und den Fehler wollte ich nieeeeeeeee machen.
    Ich habe es immer nur gut gemeint, aber das ist weit davon entfernt, es gut gemacht zu haben.
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
    Den Vorschlag von Gotti finde ich gut, hör und sieh hin, die bekommen soviel mehr mit, als wir Erwachsenen denken.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Sandstrand,

    ich kann sowohl aus Partner-Sicht als auch aus Kinder-Sicht erzählen.
    Deine Argumente kann ich schon nachvollziehen. Ich denke aber eher, dass deine Kinder es schon längst bemerkt haben, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich und meine Schwester haben das ganz schnell gemerkt, dass Mama (bei uns war die Mutter die Trinkende) anders ist. Wir konnten es nicht einordnen und nirgendwo dran festmachen. Aber irgendwas änderte sich. Mein Vater ist mit uns geblieben. Aber wir bekamen alles mit: den Streit, dass Mama anders war, die Spannungen, den Geruch usw. Wir liebten unsere Mutter trotzdem (und tun es immer noch, meine Mutter ist seit einigen Jahren trocken), wir unternahmen auch alle gemeinsam Dinge und wir Kinder waren gerne mit unserer Mutter zusammen. Dennoch haben wir beide ganz gut war abbekommen. Wir sind beide Co-abhängig geworden, haben Probleme mit uns und Anerkennung usw.
    Ich persönlich hätte es -so im Nachhinein- besser gefunden, wenn mein Vater mit uns gegangen wäre. So, wie es heute ist, ist es gut. Aber für unsere Entwicklung wäre ein anderer Lösungsweg vielleicht besser gewesen.
    Ich will dir da definitiv nicht reinreden, denn aus Partner-Sicht kann ich deine Gedankengänge vollkommen verstehen. Wenn du nicht gehen kannst/willst, musst du dich gut abgrenzen und ein ganz dickes Fell bekommen. Tu dir selbst was Gutes und deinen Kindern.

    Liebe Grüße,
    Julia

  • Hallo Sandstrand,
    Fulltime Arbeiten und dann für die Vierköpfige Familie zu Sorgen und dann noch aggressiv beleidigt zu werden ist einfach too much für eine Person. Ich empfehle professionelle Hilfe um aus der Situation herauszukommen, bevor das Burn out eintritt. Vielleicht eine soziale anlauf stelle: Caritas oder das Frauenhaus oder pro familia. Sobald du nicht mehr richtig isst und Nachts nicht mehr schlafen kannst ist das zum Beispiel ein Alarmzeichen. Es gibt einige Möglichkeiten für finanzielle und persönliche Unterstützung. Du kannst finanzielle Hilfe bantragen oder Menschen die sich um die Kinder kümmern ohne dass du sie bezahlen musst, wenn dein Mann alkoholkrank ist und du selbst nicht mehr kannst. Hast du denn über eine Trennung nachgedacht?

  • Hallo Ihr Lieben,

    entschuldigt, ich habe mich nicht mehr gemeldet, ich... ich konnte die guten Ratschläge der Trennung damals nicht mehr ertragen und bereute schnell, wieder ins Forum gekommen zu sein. Ich hätte auf Euch hören sollen, heute sitze ich vor einem Scherbenhaufen. Er hatte noch im Sommerurlaub wieder einen Rückfall, bei dem er mich beinahe mit den zwei kleinen Kindern (3 und 6) in einem mir unbekannten Ort seines Heimatslandes hätte sitzen lassen, gewissermaßen auf der Straße und unter der Androhung, dass ein Unfall passiere, sollte den Kindern etwas zustoßen. Er hat sich dann in letzter Minute eines besseren "besonnen", und wir hatten einen fast schönen Urlaub... Danach, wieder zu Hause, schien erst alles normal, aber dann begann er, mein Mundwasser zu nehmen, weil ihm angeblich die Zahncreme, die ich gekauft hatte, nicht schmeckte. Das Mundwasser war unglaublich schnell leer, dann wollte er immer öfter abends ausgehen. Er lernte eine Milliardärin kennen, er behauptete, er solle für sie als Personal Trainer arbeiten (er war Profiboxer), dann wurde er ihr Bodyguard und sollte auf Reisen mit. Irgendwann nahm ich ihm das alles nicht mehr ab. Fakt ist, dass er sich jetzt von ihr in seinem Heimatland eine Villa mit Swimming pool kaufen lässt (wie im schlechten Film) und wieder trinkt. Ich mit den Kindern alleine von heut auf morgen, mit Vollzeitjob ein echter täglicher Kampf ums Überleben, während er sich ein schönes Leben macht... soweit so gut... nun möchte er die Kinder zu Weihnachten... und er hat ja auch ein Umgangsrecht (wegen des Kindeswohls)... trotzdem bin ich sprach- und ratlos, da ich nicht weiß, wie weit sein Rückfall schon vorangeschritten ist. Er schreibt mir mal intime (trotz seiner neuen Freundin) mal aggressive, beleidigende Nachrichten, und ich frage mich, in was für einem Geisteszustand er sich überhaupt befindet. Er war immer ein liebevoller Vater (wenn auch oft aufbrausend), aber eben in trockenem Zustand... ich bin immer bei ihm geblieben, weil ich wollte, dass die Kinder ihren Vater nicht verlieren, und nun habe ich nur noch Angst...

    Entschuldigt, ich weiß gar nicht recht, wie mir geschieht... es ist eine große Verwirrung in mir, die Verletzung, am Ende sogar betrogen worden zu sein, die Erleichterung, nicht mehr für ihn verantwortlich zu sein, die Angst, wie es mit den Kindern weitergeht...

    Euch danke ich einfach dafür, dass ich mal wieder etwas niederschreiben durfte
    Sandstrand

  • Hallo Sandstrand!

    Auch wenn es sich hart anhört, sei froh ihn los zu sein. Auch wenn er im nüchteren Zustand ein wunderbarer Mann und Vater war verblasst das dagegen wie er sich verhält wenn er rückfällig wird. Der andere Mensch ist ja als Ganzes zu sehen leider muss man ja auch mit den schlechten Seiten leben und die waren wirklich gravierend.

    Was mir an deiner Stelle Bauchschmerzen machen würde wäre dass er die Kinder Weihnachten haben möchte. Die Frage ist ja wieweit er in Anwesenheit der Kinder den Alkohol weglässt und vernünftig für sie sorgt. Ich finde das eine sehr schwierige Entscheidung.

    Wenn er dir immer solche Nachrichten schickt wäre dann eine Kontaktsperre nicht die bessere Lösung?

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Liebe Marie,

    tausend Dank Dir für Deine liebe Antwort, die gar nicht "hart" ist, sondern gut tut, ja, es ist so... Du hast vollkommen Recht. ich habe ihn ja nie rausgeworfen, weil ich nicht dafür verantwortlich sein wollte, dass die Kinder ohne ihren Vater aufwachsen. Ich dachte immer (oder hatte Angst davor), dass die Kinder mir einmal die Schuld dafür geben würden... warum hast Du ihn damals rausgeworfen, wir hatten ihn doch so lieb und er war ein guter Vater für uns... und das war er ja auch, die Kinder waren glücklich (zumindest glaube ich das), für mich war es die Hölle... und jetzt ist er selbst gegangen, dafür kann ich ja fast dankbar sein. Auch wenn durch den Betrug natürlich eine offene Wunde da ist, die sehr schmerzt und ich nicht weiß, wie es weiter geht, während er im Luxus taumelt. Kontaktsperre, ja, mir würde das sicher gut tun, aber das deutsche Gesetz sieht das ja anders, da geht es um das Recht des Vaters auf Umgang mit den Kindern, der nur bei akuter Gefahr für die Kinder ausgesetzt werden darf... tja, und das wie nachweisen? Jugendamt, Alkoholtest etc...? Gewalttätig war er 'nur' verbal... (das allerdings bisweilen auch im trockenen Zustand), mit einem 'Ausrutscher' im Suff, der aber wirklich Jahre her ist. Im trockenen Zustand waren die Kinder bei ihm immer gut aufgehoben, zumindest glaube ich das... Im Moment befindet er sich ja im Ausland, das nicht dem gewöhnlichen Aufenthaltsort der Kinder entspricht... da der Kleine auch noch zu klein zum begleiteten Fliegen ist, müsste er sich also schon zu uns bemühen... sich also selbstständig einen Flug und ein Hotel buchen... und ich könnte mir fast vorstellen, dass er dazu gar nicht in der Lage ist... das habe ich ja immer alles für ihn gemacht... und ob die Neue Lust hat, im einen Flug zu mir zu buchen... ? Ich wünsche mir jetzt mal zu Weihnachten, dass ich das einfach alles aussitzen kann... natürlich wäre es für die Kinder wunderbar, an Weihnachten ihren Vater zu sehen, und darum soll es ja immer zu erst gehen... aber wenn ich kaputt gehe, ist da niemand mehr... auch keine Großeltern, nichts, bin auch eine EKA, so ist das Leben... aber meine Eltern sind eben trotz aller Schicksalsschläge immer zusammengeblieben, vermutlich war das das Modell der heilen Familie, das mir vorschwebte... und von dem ich mich jetzt verabschieden muss...

    Liebe Grüße und danke nochmals!
    Sandstand

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