Hallo alle miteinander,
ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Gefühlt geht grad mein Leben den Bach runter. Ich hatte gerade die Polizei gerufen weil ich Angst vor meinem, normalerweise sehr friedfertigen Freund bekam.
Jetzt ist er aus der Wohnung und ich sitze hier mit meinem Elend. Wir beide sind jetzt seit 10 Jahren zusammen. Seit 3 Jahren wohnen wir zusammen. Aber seitdem habe ich abwechselnd das Gefühl das ich immer wieder in sehr chaotische Verhältnisse mit hineingezogen werde. Dann gibts auch wieder Phasen die sind schön und normal.
Alkohol war immer ein Thema. Er lag selten besoffen in der Ecke rum. War auch nicht agressiv. Auch hatte ich das Gefühl das er sich um mich gekümmert und gesorgt hat. Er war meist für mich da wenn ich ihn brauchte.
Nur der Alk hat in den letzten Jahren einen immer größeren Stellenwert in seinem und leider dann auch in meinem Leben eingenommen.
Aber jetzt wo wir zusammen wohnen geht es immer mehr den Bach runter. Auch Beziehungstechnisch. Ich bin mehr und mehr auf körperliche Distanz gegangen. Aus hygienischen und Alk Fahne gründen. Für ihn war das ok als ich nachgefragt habe. Das habe ich dann immer gehört wenn ich eine Meinung von ihm wissen wollte. Über irgendwelche Probleme oder Gefühle mal sprechen konnte ich noch nie so richtig mit ihm.
Vor 2 Monaten dann kam er plötzlich mitten in der Schicht nach Hause. Hat mir dazu eine Geschichte erzählt und blieb (bis heute) zu Hause. 2 Wochen darauf sagte er mir das er einen stationären Entzug machen will. Ab dem Tag, so habe ich das Gefühl, ist seine Maske gefallen. Er trank sehr viel mehr als sonst. War sogar richtig voll. Bin innerlich durchgedreht. Eine Woche später ging er in die Klinik. Kam raus und trank wieder. Sein AG hat (so sagt er) gemeint er soll sich um sein Problem kümmern und dann kann er wieder arbeiten kommen. Er hat dort wohl sein Alk Problem gemeldet.
Später kam herraus das er bei der Arbeit aufgrund seiner Fahne auffällig geworden ist ( 1,4 Promille) und nach Hause geschickt wurde. Er steht jetzt bei einer Tagesklinik auf der Warteliste. Danac will er eine ambulante Suchtthera machen. Aber er trinkt...
Gestern kam von seinem Ag ein Anruf (er ist krankgeschrieben) das er gekündigt wird und zu einem Aufhebungsvertrag aufgefordert wurde. Er will den unterschreiben. Und trinkt weiter... Gehalt zum Monatsanfang hat er auch nicht bekommen, was ich gestern erst erfahren habe. Aber die Miete hat er bezahlt. Hatte wohl noch soviel Geld auf dem Konto. Von meinem Geld leben wir. Was nächsten Monat auch wegfällt, weil ich letzte Woche aufgrund meiner Knie Op gekündigt wurde (Probezeit)
Also ich bin total überfordert mit der ganzen Situation. Ich habe ihm vor knapp 2 Wochen die Pistole auf die Brust gesetzt das für mich ein Leben mit Alk nicht mehr in Frage kommt. Ich habe ihm eine Liste mit Bedingungen geschrieben, worüber er auch nicht viel gesagt hat. Ich habe totale Existenzängste mit ihm weil wir in einer Bedarfsgemeinschaft leben und ich auch gerade nicht alles finanziell alleine stemmen kann. Ich habe einfach nur noch Angst um meine Haut. Seit 2 Monaten weiß ich nicht wie der Nächste Tag oder Monat sein wird. Können wir die Miete bezahlen? Was passiert als nächstes? Erfahre ich auch wenn er gekündigt wird damit ich beim Jobcenter rechtzeitig die Frist einhalten kann?
Wie ist er heute drauf? ich stelle auch Gefühlsschwankungen bei ihm fest die sich dann prompt auf mich übertragen.
Heute war es so das er ausgerastet ist. Habe ihm gesagt das wir uns räumlich trennen müssen. Ich kann das so einfach nicht mehr. Nachmittags als er wieder alkoholisiert heim kam sagte ich ihm er soll bitte ins Schlafzimmer gehen. Dann fing er an ausfällig zu werden. Ich sagte das mich das hier alles einfach nur noch ankotzt. So schnell wie möglich getrennte Verhältnisse und gut. Dann ist er ausgerastet. So richtig, das ich Angst bekam. Ich wollte das er die Wohnung verlässt. Dann wurde er noch lauter, schmiss die Türen, warf meine Krücken mit voller Wucht gegen die Tür. Kann seit gestern erst wieder so halbwegs mit 2 krücken laufen. Dann rief ich die Polizei. Er hat jetzt freiwillig die Wohnung verlassen für heute. Keine Ahnung wie das jetzt weitergehen soll. Hab einfach nur noch Zukunftsängste.
Ich frage mich auch oft und jetzt gerade mal wieder das ich es bin an der alles liegt. Wenn ich ruhig bin gibts kein Theater. Wenn ich zornig bin und meine Grenze zeige gibt es Theater und habe kein Verständnis. Ich habe manchmal so Schuldgefühle. Er sagt das er Thera machen wilol, aber kann ich ihm das glauben? Ich weiß was Sucht bedeutet und wie schwer es ist damit aufzuhören bzw überhaut erstmal zu begreifen das man überhaupt süchtig von einem Stoff ist. Da ich mit abnehmender Tolleranzschwelle (Seit Monaten) den Dingen hier gegenüberstehe und beobachte, habe ich ihm heute morgen gesagt das wir uns räumlich trennen müssen. Er soll mir zeigen das er es ernst meint mit der Thera und dann sehen wir weiter.
Jetzt mache ich mir Sorgen um ihn. Ganz tief im inneren sagt mir eine Stimme das ich doch den Mund hätte halten sollen, dann wäre es nich eskaliert und wir hätten friedlich die räumliche Trennung geschafft.
Ps. Ich habe schon sehr viel gelesen hier. Bin sehr erschrocken aber auch sehr Dankbar für diese Offenheit