Ich muss endlich aufwachen!

  • Hallo ihr Lieben,

    Das ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Habe mir schon vieles durchgelesen und viele Parallelen zu meinem Leben entdeckt.

    Mein Partner ist alkoholabhängig, ich bin im 9. Monat schwanger. Das Baby war nicht geplant, dennoch freue ich mich riesig. Ich ahnte bereits zu Beginn, dass er ‚gerne mal‘ trinkt, aber über die wahren Ausmaße hatte ich keinen blassen Schimmer. Es fing an mit den typischen Liebesnachrichten, überhäuft zu werden damit, wie toll man doch ist usw.. nach ein paar Monaten fing es an, dass er betrunken Streit suchte.. mittlerweile sind die Ausmasse gravierend!! Beschimpfungen schlimmster Art und Weise, sich Aufbäumen sodass man schon Angst vor körperlichen Angriffen bekommt, in die Wohnung pinkeln, es wird jedes Mal in der Wohnung geraucht wenn er getrunken hat (trotz meiner bitte, dies aufgrund der Schwangerschaft zu lassen), es wird NICHTS im Haushalt getan, ich muss wirklich ALLES machen.. was sehr schwer für mich ist mittlerweile.. es wird bis 15 Uhr geschlafen, nicht mal geduscht, gegessen und abends getrunken.. der Job ist weg, ein Knastaufenthalt (ich habe ihn mit Geld da raus geholt, ärgere mich im Nachhinein tierisch, dass ich ihn nicht hab versauern lassen dort!).... es ist so schrecklich.. ich bin so wütend und ich kann nicht mehr!!!
    meine Familie hasst ihn schon lange, kein Wunder, da er einfach nicht gut mit mir umgeht..
    dass er süchtig ist; weiß er.. er hat im Laufe der Beziehung ein paar mal Beratungsstellen aufgesucht oder Selbstversuche gestartet, die völlig in die Hose gegangen sind.. und wenn es Konflikte gibt aufgrund des Alkohols, bin im Endeffekt ICH seiner Meinung nach Schuld, dass er trinkt (weil ich sehr oft nicht zuhause bin, muss nebenbei meine Bachelorarbeit schreiben und mache dies bei meiner Mutter zuhause) und er sich dadurch ‚allein gelassen‘ fühlt und dann angeblich zum Alkohol greifen müsse.. es ist TOTALER Blödsinn und ich weiß das! Aber trotzdem schafft er es immer wieder, dass ich einknicke, dass ich Hoffnungen bekomme! Es hieß immer, dass sich was ändert, jetzt heißt es, es würde sich ändern, wenn die Kleine da ist.. ich glaube ihm kein Wort..
    Mit mit stimmt wohl auch einiges nicht, ich hasse mich dafür, dass ich nicht gehen konnte bisher und immernoch da bin! Ich habe momentan NICHTS von dieser Beziehung!
    Warum mache ich das?? Warum kann ich nicht, im Hinblick darauf, bald Mutter zu werden, gehen?
    Ich glaube, das einzige, was mich ehrlich gesagt abhält, ist dass ich die Wohnung hier finanziere, er arbeitet nicht gerade und wenn ich ausziehen würde, könnte er sie niemals alleine halten! Dann wird zwischendurch das Babyzimmer von ihm gestrichen oder Wickelkommoden gebaut, darüber freue ich mich, empfinde es aber auch als Druckmittel, um ja bei ihm zu bleiben!
    Wenn er die Wohnung verliert, muss er zurück in seine Heimatstadt, ich darf mir auch immer anhören, dass er ja ‚für mich‘ hier hin gekommen ist, was mir auch extreme Schuldgefühle macht..Er hat extreme Schulden usw.. so findet man heutzutage keine Wohnung mehr.. im Prinzip kann ich ihn deshalb, als Vater meines Babys, irgendwie nicht loslassen.. es wird dann auch zwischendurch betont, dass ich und das Baby alles seien, was er hat..

    Ich kann aber nicht mehr. Ich kann doch nicht zulassen, dass er hier ins Schlafzimmer pinkelt, wenn das Baby da ist, oder dass er mich vor dem Baby beschimpft. Was, wenn das Baby die ganze Nacht schreit und er betrunken ist? Ich fühle mich bereits jetzt wie eine furchtbare Mutter, dabei liebe ich mein Ungeborenes jetzt schon abgöttisch.

    Ich bin auf der Suche nach Mutmachern, nach Menschen mit denen ich mich austauschen kann, die mich verstehen, die mir sagen, dass es NICHT besser werden wird.. ich will endlich aufwachen..

    Liebe Grüße, Bagelinchen❤️

  • Liebe Bagelinchen,

    oha, das hört sich echt fies an, wie er sich da verhält. All diese Sachen, also Druck machen, Schuldgefühle einreden, dann wieder lieb sein, all das kenne ich auch! Es ist das "normale" Verhalten zwischen Abhängigem und Coabhängigem. Ebenso das immer wieder Nachgeben, Hoffen, Verantwortung Übernehmen... Bleiben.

    Solche Beziehung ist KEIN gutes Klima um ein Kind groß zu ziehen! Aber das weißt du ja auch. Es fehlt nur noch der Absprung.

    Du investierst in diesen Mann alles. Geld, Arbeit, Gefühl, Sachgegenstände. Und was macht er? Oh - er streicht das Kinderzimmer, wie edel. Und baut eine Wickelkommode zusammen. Klasse... Merkst du was? Genau das ist das Fatale an solchen Beziehungen. Und dann das : ohne mich geht er unter, muss in seine Heimatstadt zurück, wird keine Wohnung mehr bekommen...

    Aber das ist doch alles nicht deine Schuld, oder? Er ist erwachsen und hat all das selbst zu verantworten. Auch der Umzug in deine Stadt geht auf seine Kappe oder hast du ihn dazu mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen? Hast du es nötig wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf deinen "Feind" zu starren, bewegungsunfähig zu sein? Bist du ein Gegenstand den er benutzen darf, wie er es gerade braucht?

    Wenn du das liest und wütend wirst ist das gut so, denn das will ich erreichen. Führ dir schwarz auf weiß vor Augen, was da passiert.

    Auch wenn es sich hart anfühlt gerade, du wirst es viel besser ohne ihn schaffen als mit ihm! Du liest dich wie eine taffe Frau, die weiß was sie kann und will. Das ganze schlechte Gewissen und so wird vergehen. Das wird dauern aber es wird vergehen. Denn solange er keine Veranlassung hat für sich zu handeln, weil du ihn bestens versorgst, solange wird er dich aussaugen. Süchtige sind Energiefresser. Und du brauchst deine Energie für dich, für deine Tochter, für deine Bachelorarbeit, für deine und Babys Zukunft.

    Zitat

    Mit mit stimmt wohl auch einiges nicht, ich hasse mich dafür, dass ich nicht gehen konnte bisher und immernoch da bin! Ich habe momentan NICHTS von dieser Beziehung!
    Warum mache ich das?? Warum kann ich nicht, im Hinblick darauf, bald Mutter zu werden, gehen?

    Okay, natürlich liegen Anteile in dir, die dich noch festhalten. Welche das sind, weiß ich nicht. Hassen solltest du dich nicht dafür. Das bringt dir nichts und lässt dich ausgeliefert und unwert fühlen. Das bist du ja aber nicht! Du bist sehr wohl wertvoll! Und ausgeliefert sein musst du nicht. Du bist die Herrin über dein Leben! Du darfst entscheiden, wie es laufen soll!

    Und du wirst das auch schaffen, denn du bist hier, du holst dir Hilfe und denkst darüber nach, warum du in solcher Beziehung gelandet bist. Warum es so schwer fällt, da los zu lassen. Das sind alles gute und wichtige Schritte. Und aus Schritten wird ein Weg, dein Weg. Raus da aus dem ganzen ungesunden Zeug!

    Ich schick dir Mut und Kraft rüber

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,
    Ich danke dir von Herzen für deinen Beitrag.. es hilft mir so ungemein, so etwas zu lesen, es ist wirklich Gold wert in fordern Situation.. zu lesen, dass andere dieselben Gefühlsachterbahnen erlebt haben / erleben wie ich, dass ich nicht alleine bin, das fühlt sich gut an.
    Auch nicht zu hören, warum man denn so bescheuert sei und weiterhin ‚bei ihm‘ bleibe.. das hilft einem nämlich leider nicht. Und trotzdem hast du Klartext gesprochen, den Vergleich mit denn Kaninchen fand ich unheimlich treffend.
    Und ebenfalls, dass du geschrieben hast, es würde nur noch der Absprung fehlen.. da hast du recht mit. Ich habe mittlerweile alles erkannt, ich sehe, dass ich nicht schuld bin an seiner Sucht, ich sehe, dass er NICHTS ändert und ich weiß auch, dass das Baby höchstwahrscheinlich nicht der Anlass sein wird, dass er was tut.
    Trotzdem bin ich ein sehr sehr emphatischer, sozialer Mensch (Helfersyndrom?) und reagiere wunderbar auf Druck und auf ‚schlechtes Gewissen machen‘. Das passt natürlich wie die Faust aufs Auge und damit kriegt er mich jedesmal wieder... ich bin manipulierbar.. Aber ich würde so gerne raus aus der Schlinge, die sich immer enger um meinen Hals legt.. ich weiß auch, dass es schlimmer wird, dass körperliche Angriffe vllt folgen könnten.. alleine der Umgang ist von seiner Seite aus mittlerweile so respektlos.. schlimme ausdrücke sind ja mittlerweile unter Alk. normal geworden, eine Entschuldigung bekomme ich am nächsten Tag auch sicherlich nicht, und dass, obwohl ich ALLES gür diesen Mann tue... mit dicker Murmel noch den Boden wische und staubsauge, obwohl es eine Tortur ist mittlerweile.. heute hätte ich fast den Garten umgegraben weil der scheußlich aussieht.. habe es dann aber gelassen, weil das einfach zu anstrengend ist.. und er Herr steht um 14 Uhr auf, isst und raucht eine..
    ich will so gerne frei sein... ich muss..

    Liebste Grüße ❤️

  • Hallo Bagelinchen,

    Zitat

    Trotzdem bin ich ein sehr sehr emphatischer, sozialer Mensch (Helfersyndrom?) und reagiere wunderbar auf Druck und auf ‚schlechtes Gewissen machen‘. Das passt natürlich wie die Faust aufs Auge und damit kriegt er mich jedesmal wieder... ich bin manipulierbar..

    Dass du emphatisch und sozial bist sind wunderbare Eigenschaften! Das ist nichts Schlimmes. Du bist so zu deinen Mitmenschen - und genau so solltest du auch zu DIR sein. Denn du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Das Baby natürlich auch :wink: .

    Na klar reagierst du auf Druck, darauf, dass dir Schuld eingeredet wird. Das geht doch auch nichts anders. Da kann kaum jemand "widerstehen", sag ich mal. Und wer ist nicht manipulierbar, ich glaube, ich kenne da niemanden. Irgendwo sind wir das doch alle.

    Ich will jetzt nichts klein reden! Im Gegenteil, ich möchte dir aufzeigen, dass du normal bist! Dass du so empfindest ist doch klar. Was aber unterschiedlich zwischen Menschen ist und in die Coabhängigkeit zum Beispiel führt oder zum Helfersyndrom allgemein, das ist das Grenzen Setzen. Viele Menschen können das rigoros. Sie werden "so" behandelt und sehen zu, dass sie da schnellstens weg kommen. Das ist gesunder Egoismus. Und dann gibt es die, die immer noch versuchen, unsicher sind, nicht verletzen wollen. Die ängstlich sind und vorsichtig. Verschiedene Faktoren lösen das aus. Prägungen zum Beispiel, eigenes Erleben mit Sucht in der Familie, all sowas. Die sich nicht trauen "nein" zu sagen und eine Grenze zu ziehen. Weil das dann so absolut ist und ja, auch Konsequenzen hat.

    Überlege einfach mal ganz für dich, was dich wirklich noch festhält, dich hindert, den Absprung zu machen. Du tust alles für diesen Mann, obwohl du hochschwanger bist...

    Zitat

    ich will so gerne frei sein... ich muss..

    Nein, du musst nicht. Es ist deine Entscheidung. Du willst frei sein, das hört sich doch gut an. Also los, was hält dich wirklich noch da fest? Kannst du das erkennen. Denn Liebe ist es nicht, oder?

    Lieber Gruß
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Bagelinchen,

    auch von mir bekommst du nochmal ein Kraftpaket zugeschickt.
    Es klingt wirklich schrecklich, diese Beziehung.

    Was du uns hier erzählt hast, stell dir doch mal vor, eine Freundin würde dir das von sich selber erzählen.
    Sieh deine Geschichte mal als Außenstehende.
    Würdest du dir nicht wahnsinnige Sorgen um eine gute Freundin machen wenn sie in einer solchen unberechenbaren Beziehung steckt? Würdest du nicht versuchen ihr zu helfen?
    Ich denke doch, gerade weil du so ein empathischer Mensch bist.

    Ich finde es sehr mutig von dir, dass du dich hier öffnest und Hilfe suchst. Das ist der eine Schritt.
    Einen weiteren Schritt hast du ebenfalls schon hinter dir.
    Du hast erkannt, dass er ein massives Problem hat, dir psychisch schadet und sich nicht ändern wird (selbst wenn er das wirklich vor hätte, wäre eine räumliche Trennung erst einmal sinnvoll; leere Versprechungen sind sonst nur wieder an der Tagesordnung).

    Du hast bereits zwei ganz wichtige Schritte hinter dir. Der dritte und wichtigste fehlt zwar noch, aber genau darum bist du ja hier.

    Wenn du dich hier durch ältere Threads liest wirst du merken, dass deine Geschichte den anderen wirklich sehr sehr ähnlich ist.

    Ich wünsche dir ganz viel Klarheit und Stabilität für dich und dein Baby.

    LG

    Twizzler

  • Hallo ihr Lieben,

    Mehr oder weniger unfreiwillig hat sich die Sache jetzt (vllt? endgültig) entschieden.
    Ich war die letzten 2 Tage nochmal da, ehrlich gesagt, keine Ahnung warum.. ich konnte wann wie zuvor sauber machen und aufräumen und habe deshalb auch geweint und Wutausbrüche bekommen. Gestern Abend hatte ich ihm gesagt, ich hätte noch einen Termin beim Gyn. heute früh, daraufhin nur ein ‚ok‘.
    Heute morgen, ich zum Termin, anschließend Nachricht von ihm, wie ich ihn denn als Vater meines Kindes so ausschließen könne von den Arztterminen.
    Ich erwiderte darauf hin, man müsse nochmal endgültig reden, das sei so kein Zustand zwischen uns.
    Er hatte mir bereits vor ein paar Tagen gesagt, ich müsse mich zwischen ihm und meiner Familie entscheiden, er hasst meine Familie abgrundtief.. was ich absolut schrecklich finde. Ich liebe meine Eltern und meine Geschwister sehr.
    Ich habe ihm daraufhin gesagt, mein Standpunkt sei der, dass ich keine Beziehung führen wolle, wenn er weiter trinke. Wir hätten also beide unsere Standpunkte und müssen nochmal reden, was wir daraus machen.
    Er schrieb zurück, wir bräuchten nicht mehr reden, ich hätte mich ja wohl entschieden (‚gegen unsere kleine familie‘) und er hätte mir nichts mehr zu sagen.
    Das habe ich als Schlussstrich interpretiert, habe dann noch gesagt, ich könne die Wohnung aber nicht alleine weiter finanzieren, daraufhin wurde ich blockiert und konnte nichts mehr antworten. Meine ‚Drecks-Familie‘ hätte nun alles, was sein wollten.
    Die Schuldigen werden also in mir und meiner Familie gesucht. Mich alleine vor die Wahl zu stellen, er oder meine Eltern, das finde ich bereits total krass. Ich glaube, dass er das tut, weil er weiß, dass meine Familie genau erkannt hat, dass er Alkoholiker ist. Weil die seit Monaten versuchen, mich da ‚rauszuholen‘. Meine Eltern sind liebevolle Menschen, die haben schon viel für ihn getan. Aber er ist voller Hass. Nun wohl auch gegen mich.
    Jetzt liege ich hier, mein Magen brennt und mir ist übel, hab das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Ich weiß nicht, ob das jetzt gut ist oder nicht. Ich habe extreme Angst gerade vor den nächsten Monaten, weil er jetzt voller Hass gegen mich ist, weil das sicher nicht das letzte war, was ich von ihm gehört habe, ich habe Angst, dass er mich mit Nachrichten bombardiert oder mir Psychoterror macht.. dass das keine Trennung mit sauberem Schnitt und einvernehmlich wird, war mir klar, aber ich weiß nun, dass es richtig hässlich werden wird. Und mit diesem Mann ist nicht zu spaßen, das sage ich euch..
    Ich habe Angst, vor allem, was noch kommt... statt einer großen Erleichterung fühle ich gerade wirklich nur Angst und Nervosität.. ich muss mein Zeug noch aus der Wohnung schaffen, ich muss sie ja erstmal wirklich kündigen.. (ich weiß, dass dann Argumente a la ‚jetzt bin ich obdachlos Wegen Dir, du hast mir ALLES genommen!!!) folgen werden.. es gab schon mal einen kleinen Ausraster von ihm, weil das Baby ja automatisch meinen Nachnamen tragen wird und nicht seinen, da will ich mir gar nicht ausmalen, wie das jetzt wird..
    schade finde ich auch, dass es nun über WhatsApp laufen muss.. ich wollte eigentlich heute kurz nochmal hin und Sachen holen, aber jetzt traue ich mich schon gar nicht mehr.. ich habe auch so viele Babyklamotten dort, die ich gerne hätte.. aber wie soll ich das jetzt machen?
    Ich habe gerade das Gefühl, dass es mir jetzt noch schlechter gehen wird als vorher..
    ach man.. 😔😔😔

    Liebste Grüße ❤️

  • Liebe Bagelinchen,

    erst einmal: tief durchatmen und dich wieder beruhigen.
    Du bist gerade sehr aufgewühlt von daher würde ich dir gerne ein paar Fragen stellen wie die Situation bei dir aussieht.

    Ist es deine Wohnung oder seine? Wer steht im Mietvertrag als Mieter?
    Hast du jemanden bei dem du unterkommen kannst?
    Hast du vielleicht sogar jemanden, der dich begleitet wenn du ein paar Sachen dort abholst.

    Er wird gerade von dir aus seinem bequemen Leben gerissen.
    Er ist es nicht gewohnt, dass du jetzt für dich und nicht immer nur für ihn einstehst.
    Das verwirrt ihn und er zieht seine Register.
    Lass dich davon aber bitte nicht von deinem Weg abbringen.

    Wichtig wäre es, dir Hilfe zu suchen. Von guten Freunden oder der Familie. Jemanden zu haben bei dem du bleiben kannst, bei dem du dich geborgen fühlst.

    Du bist gerade dabei dein Leben nach vorne auszurichten.
    Auch wenn der Weg der dir jetzt erst einmal bevorsteht steinig ist, ist es doch ein Weg für dich in die Freiheit und Selbstbestimmtheit. Nicht nur für dich sondern auch für dein Baby. Ihr zwei seid jetzt das Wichtigste.

    Fühl dich gedrückt.

  • Hallo Twizzler,

    Erstmal vielen Dank.
    Ich bin Hauptmieterin und stehe auch als solche im Vertrag. Ich brauche die Wohnung im Prinzip nur kündigen und dann hat sich das erledigt für ihn. Warum ich da so zögere, ist, weil er mir ja immer einredet, für mich in diese Stadt gekommen zu sein, dass er sonst alles verliert usw. Und es stimmt- er hat Schufaeinträge, ist hoch verschuldet, hat keinen Job. Er verliert dann wirklich alles und müsste zwangsläufig zurück in seine Heimatstadt.

    Ich habe mich heute im Krankenhaus angemeldet für die Geburt und bin auf dem Rückweg (eben gerade) hier nochmal vorbeigefahren, ich hatte mir wirklich noch ein letztes Gespräch erhofft, ich blöde Kuh..
    fand ihn im Keller, ob alkoholisiert oder nicht, weiß ich nicht, wenn jedenfalls nicht stark.
    Konnte mich 10 Minuten lang anschreien lassen, wie schrecklich und dreckig meine Familie ist, was für eine schlechte Freundin ich bin. Durfte NICHTS sagen, kein Wort. Als ich angesetzt habe zu reden, sofort : LASS MICH IN RUHE!!! und letztendlich die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Und jetzt sitze ich hier im Schlafzimmer, völlig betäubt. Ich bin wütend, weil ich nicht reden durfte, ich bin traurig, dass er meine Familie abgrundtief hasst, ich bin betäubt, weil er gebrüllt hat.. ich müsste jetzt gehen, das weiß ich.. und ich sitze hier und bin Unfähig, aufzustehen..

    Zu deiner anderen frage, ja, Unterstützung meiner Familie habe ich zu 100%.

    Traurige und verwirrte Grüße, Bagelinchen.

  • Oh mann du Arme.. da machst du ja was mit. Ich schicke dir ganz liebe Kraftgrüße!

    Irgendwie liest es sich für mich so raus, als hätte dein Partner/Ex-Partner stark narzisstische Züge... wegen den Babyklamotten kannst du bestimmt Freunde mobilisieren, die für dich dorthin gehen. An deiner Stelle würde ich nicht selbst hin. Das wühlt dich unnötig auf und du brauchst dringend Ruhe. Denk dran: Jede Emotion, die du hast, überträgt sich auf dein Baby! Daher ist absolute Schonung angesagt. Tu dir was gutes, geh schwimmen, verwöhn dich mal so richtig.

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Hallo Bagelinchen,

    oh man, ich hoffe, inzwischen bist du da raus gekommen erst mal...

    Ich drück dich

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo ihr Lieben.

    Von mir gibt es jetzt noch ein spätes Update. Ich schäme mich etwas, weil es irgendwie blöd ausgegangen ist.
    Erstmal: das mit den narzisstischen Zügen habe ich auch schon überlegt... vllt könnte das sein..
    Ich habe in meiner Starre leider den Zeitpunkt verpasst, abzuhauen. Er kam also irgendwann hoch in die Wohnung, offensichtlich schon recht angetrunken... daraufhin folgten Stunden der Anspannung für mich. Hasstiraden gegen meine Familie, Drohungen (ich würde mir am liebsten jeden aus deiner Familie einzeln vorknöpfen), Starkes Weinen und Schluchzen weil ich ihn ‚alleine lasse‘ und das Baby wegnehmen würde, allgemein würde ich ihm ALLES nehmen, er würde sich am liebsten jetzt umbringen, er liebe mich auch eigentlich gar nicht mehr bzw. sei sich gar nicht mehr sicher, welche Gefühle er hätte. Aber er liebe sein Kind und nur noch darum gehe es (wechselhafte Aussagen: ich haue ab, kümmere dich einFach um die Kleine! Ich werde nie zulassen, dass du sie mir wegnimmst! Usw.).. es war furchtbar. Am Ende sollte ich gehen. Als ich gegangen war, war es auch nicht richtig, WhatsApp Nachricht, er würde mich hassen.
    Und ich habe die ganze Fahrt über Geheult und hatte das schlechte Gewissen meines Lebens.
    Das schlimmste ist, dass ich ihm noch geschrieben habe, dass ich ihn liebe und nicht verlieren möchte.. ihn fast angefleht habe, zu bleiben. Warum tue ich das?
    Ich schäme mich unheimlich dafür weil ich weiß, dass das nicht richtig war. Die Sorge, er könne sich was antun und das schlechte Gewissen haben überwogen, obwohl aussagen gefallen sind, die unverzeihlich für mich sind.
    Rechne auch mit schlimmen Nachrichten heute Nacht.
    Habe Sorge, er könne sich totsaufen, so viel Schnaps war noch da, den er trinken kann heute..
    ich fühle mich schrecklich, wie eine Versagerin.
    Habe keine Ahnung, wie es weitergeht..
    bin aber erstmal hier bei meiner Familie für heute Nacht.


    Liebe Grüße ❤️

  • Hallo Bagelinchen,

    gut, das du in Sicherheit bist.

    Was er da gerade abzieht ist typisch für nasse Alkoholiker. Immer drauf auf andere, sie beschuldigen und ihnen Rache zu schwören. Das kenne ich auch, hat meiner auch gemacht.
    Das alles dient auch der Ablenkung vom eigentlichen Thema, du willst mit ihm über den Alkohol reden und er dreht es kurzerhand um, so dass du du unweigerlich in die Verteidigungsposition kommst und das Thema Alkohol ist er dann erstmal wieder los.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,

    Genau das. Es ist unfair, man spricht das Thema Alkohol an, nimmt sich vorher wirklich vor, was man sagt, welche Worte man benutzt und in kürzester Zeit wird das Thema umgepolt.. und man verteidigt sich oder hört sich irgendwann aus Angst oder Eingeschüchtert-Sein nur noch alles an, unfähig, darauf noch Antworten zu geben..
    Dazu die Sorge.. was wenn es heute doch zu viel ist, was wenn er hinfällt oder an seiner eigenen Kotze Ersticken könnte? Was, wenn er hier auftaucht und randaliert?.. es ist so zermürbend... und ich war wieder nicht konsequent und habe noch gesagt, wie sehr ich ihn ja lieben würde.. ihn noch bestätigt in seinem Verhalten..ach man..

    Liebe Grüße ❤️

  • Hallo Bagelinchen,
    man kann ja mehrere Gefühle gleichzeitig haben. Einerseits Liebe, andererseits Sicherheitsabstand.
    Ihn zu betreuen wäre ein Vollzeitjob. Allein seinen Monologen zu zuhören und ihm dauernd hinterher zu putzen...
    Er ist schon erwachsen.
    Da gibts jemanden, der dich wirklich braucht, dein Baby.
    Heute ist ein neuer Tag. Laß dich von deiner Familie betüddeln und unterstützen.
    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Bagelinchen,

    ich hoffe, Du konntest einigermaßen schlafen und Dich ein bisschen ausruhen. Wenn Du den Absprung nicht für Dich schaffst, dann für Dein Kind. Dein Baby braucht eine ausgeglichene, entspannte, zufriedene Mutter. Es ist zu 100% auf Dich angewiesen. Dein XY ist erwachsen und kann, muss, darf selbst Verantwortung für sein Tun und Handeln übernehmen - Du bist nicht seine Mutter und schon gar nicht für seine Gefühle verantwortlich. Darauf hast Du keinen Einfluss. Das war damals für mich eine grandiose Erkenntnis. Mir ist eine riesige Last von den Schultern gefallen. Solange wie er nass ist, kannst Du ihn auf Händen tragen, er wird einen Grund zum Saufen finden und glaub mir, der bist meist Du. Kümmere Dich um die beiden Menschen, die Dir am nächsten sind - Du und Dein Zwerg.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Linde,

    Danke für deine Antwort.
    Leider klappt es alles nicht so, wie es wünschenswert wäre. Ich verspüre den dringenden Drang, zu ihm zu fahren, es tat mir so unendlich leid, dass ich gestern wieder gefahren bin, er hat den richtigen Knopf gedrückt, indem er vor mir geweint hat und mir gesagt hat, dass ich ihn so alleine lasse. Stutzig gemacht hat mich die Aussage, seine Gefühle für mich wären vllt nicht mehr vorhanden- da war ich richtig wütend einen kurzen Moment lag.. das, nachdem ich so viel getan hatte für ihn.

    Meine Familie hat mich heute morgen nach meinen ehrlichen Gefühlen gefragt. Als ich offenbart habe, dass ich im Inneren dagegen ankämpfe bzw. den Drang verspüre, zu ihm zu fahren, wurde es schlimm. Es wurde (denke aus purer Verzweiflung) wütend reagiert, es wurde mir gesagt, man könne mich absolut nicht mehr verstehen, wie ich denn so denken könne, dass ich mich so verändert hätte und nicht mehr ich selber sei, schlussendlich wurde sich angebrüllt und das führt bei mir immer leider dazu, dass ich trotzig werde und dann erst recht überlege, wegzufahren. Ich fühle mich dann extrem unter Druck gesetzt und fühle mich unverstanden und so, als würden eh alle denken, ich sei bekloppt. Dazu die Schuldgefühle, (auch ihm gegenüber) die Argumente meiner Familie, alle seine extrem am Limit aufgrund meiner Situation, alle würden nur noch ein Leben aus purem Stress führen wegen mir..

    Das sind dann die Momente, wo ich irgendwie gar nicht mehr so richtig leben mag. Und wo es mir leid tut, dass mein Baby permanent Stress im Bauch hat.
    Es ging mir noch nie in meinem Leben so schlecht wie jetzt.

    Liebe Grüße ❤️

  • Hallo lütte,

    Danke für deine Antwort. Du hast recht, das weiß ich. Ich bin so leicht manipulierbar bzw. er findet immer die richtigen Knöpfe, die er drücken muss..
    Ich glaube auch, solange er nass ist, wird er nicht mir dafür immer die Schuld geben. Das Knaller Argument war ja gestern auch, vorher habe er ja angeblich nicht so viel getrunken.. ‚ich will dir ja jetzt nicht direkt sagen, dass es wegen Dir ist, aber ganz ehrlich, vorher habe ich nicht so viel getrunken wie jetzt...‘ dazu die verletzenden Worte, uns würde nichts verbinden, außer, dass man damals ausversehen das Baby ‚gemacht‘ habe.

    Und TROTZDEM fühl ich mich schuldig bzw vermisse ihn heute.
    Ich weiß, dass ich es für das Baby schaffen muss.. für mich kriege ich es nicht hin.. ich bin mir selber nicht genug wert.. das merke ich immer und immer wieder. Ich bin bereit, extrem viel auszuhalten, zu ertragen, sich beschimpfen zu lassen.. das ist nicht gesund und nicht ‚normal‘..

    Liebe Grüße ❤️

  • Hallo Bagelinchen,

    Zitat

    ich bin mir selber nicht genug wert.. das merke ich immer und immer wieder. Ich bin bereit, extrem viel auszuhalten, zu ertragen, sich beschimpfen zu lassen.. das ist nicht gesund und nicht ‚normal‘..


    nein, das ist weder gesund noch normal, aber ich kenne es auch zur Genüge.
    Dazu kommt es, weil ich immer geglaubt habe, ich könne darüber Selbstvertrauen bekommen, für das was ich leiste.
    Ich halte aus, bei einem nassen Alkoholiker, ich lasse das alles mit mir machen, wo bleibt denn die Anerkennung durch mein Umfeld?
    Bagelinchen die kam nicht, da hat sich erst etwas geändert, als ich wirklich ehrlich zugeben konnte, was hinter der Fassade so los ist.
    Du hast da schon einen "Vorsprung", deine Eltern wissen Bescheid und stehen hinter dir.
    Es ist wirklich so, dein Freund muß Konsequenzen spüren.
    Natürlich finden nasse Alkoholiker immer die richtigen Knöpfe bei uns, sie kennen unsere Schwachpunkte sehr gut, und immer wieder springt dann das Schuldgefühl an. Das ist genauso gewollt von ihnen.
    Du bist nicht schuld.

    Deine Familie ist genauso verzweifelt wie du, sie machen im Prinzip nichts anderes als du, und immer in dem Glauben das richtige für einen anderen zu wollen, das funktioniert nicht.
    Du redest auf deinen Freund ein, willst ihn von etwas überzeugen, je mehr du redest, umso schlimmer wird es.
    Deine Eltern reden auf dich ein, ( in ihren Augen aus gutem Grund ), sie wollen nur dein Bestes.
    Im Prinzip weißt du ja das sie recht haben, du leidest ja selbst sehr unter der Situation, aber vielleicht siehst du es noch als scheitern an, wenn du jetzt gehst. Glaubst du, du hast noch nicht alles probiert um ihn trocken zu bekommen?
    Deine Familie und du, ich lese da sehr viel Verzweiflung. Es geht hier um Lebensrettung, nämlich dein Leben und das deines ungeborenen Kindes. Es geht nicht darum, wer sich mit seiner Meinung durchsetzen kann.
    Dein Freund wird sich weiter zu Grunde richten, ob mit oder ohne dich, denn du änderst da gar nichts dran.
    Du wirst allein erziehend sein, so wie ich es viele Jahre war und als zusätzliches Kind den nassen Alkoholiker haben.

    Ich finde es so schade, eigentlich solltest du dich jetzt in eine Decke einmummeln auf der Couch liegen, Kerze anmachen und an dein Baby denken und dich freuen, dass du es bald in deinen Armen halten kannst.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebes Bagelinchen,

    lass Dich mal in den Arm nehmen, ich wohne ganz nah am Meer. Heute ist ein sonniger klarer Morgen und wir beide machen mal einen Spaziergang am menschenleeren Strand entlang und gucken in die Unendlichkeit des Wassers, mal weg von dem ganzen Sche*ß. Du kennst sicher das Bibelzitat "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Was hältst du davon, wenn Du heute damit anfängst. Du liebst Deinen Partner sehr, Du willst ihn vom Alkohol wegbringen, Du willst ihn retten. Aber wie sehr liebst Du dich? Willst Du dich nicht auch retten - vor ihm? Es sieht so aus, als wäre er Dein Alkohol. Du weißt, dass er Dir nicht gut tut und du kannst nicht von ihm lassen. Ich kenne diese Situation - ich stand nach 22 Jahren Ehe vor diesem Problem. Ich konnte sein nasses Denken "verstehen", hab ihn bedauert und Bierkästen gekauft. Ich spürte, dass irgendwas falsch war, dass es mir immer schlechter ging, konnte es aber nicht benennen. Mein Kind hat dann irgendwann zu mir gesagt, Papa trinkt zu viel Alkohol. Das musste ich dann erst mal für mich sortieren und leider hatte mein Kind ja recht. Also hab ich erstmal recherchiert und hab mit ihm geredet, wollte ihn zur Therapie schicken und dachte dann wird alles gut. Es hat so leider nicht funktioniert. Erst als ich Konsequenzen gezogen habe und ausgezogen bin, fing es bei ihm an zu rattern und er war in der Lage, was zu unternehmen. Also ich habe daraus gelernt: verändere dich, dann verändert sich deine Welt. Wir leben wieder zusammen, aber ich hätte auch eine Trennung in Kauf genommen. Alles wäre besser, als das neben einem nassen Alkoholiker dahin zu vegetieren.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld für Dich
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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