Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg

  • Uns allen wünsche ich ein glückliches Jahr, so wenig wie mögliche Hürden und Stolpersteine, Glück pur möge überwiegen.
    Welche Erfahrungen habt ihr im Umgang mit Angehörigen auf dem trockenen Weg. Sie haben die unterschiedlichsten Erlebnisse in der nassen Zeit erfahren. Ich denke ein Alkoholiker der auf dem trockenen Weg ist benötigt ein förderliches soziales Umfeld. Hattet ihr es, oder habt ihr Ablehnung erfahren? Wie seid ihr damit umgegangen? Was hättet ihr euch gewünscht? Was habt ihr erfahren?
    Vielen Dank für eure Antworten.
    Einen lieben Gruß,
    la vie

  • Hallo vie,

    ich hatte zu Beginn recht gute Unterstützung durch meine Frau. Sie hat dem Frieden zwar einige Zeit nicht so recht getraut, aber sie stand sehr zu mir. Mein Vater hat zaghafte Versuche unternommen, mich auf den "normalen" Weg wieder zurückzubringen. Aber als er nach einigen Monaten festgestellt hatte, dass ich dranbleibe, hat er mir immer wieder gesagt, wie gut er meinen Schritt finden würde. Mein Bruder war immer spöttisch wegen meines neuen trockenen Lebens. Auch in neuerer Zeit kann er sich sprachliche Spitzen nicht verkneifen. Da wir uns eh nicht oft sehen, ist dies leicht auszuhalten. Im Arbeitsleben gibt es mittlerweile einige Nichttrinker. Alkohol stehenzulassen ist dort mittlerweile ganz normal. Eine schöne Entwicklung. Obwohl ich jetzt schon recht lange trocken bin, glaube ich, dass ich sofort wieder trinken könnte. Dieser Gefahr bin ich mir bewusst. Irgendeinen Wunsch wieder zu trinken verspüre ich nicht. Das gefällt mir.

    Viele Grüße
    Correns

  • Moin la vie,

    als ich trocken würde, war ich allein. Mein Mann gestorben, die Kinder aus beruflichen Gründen weit weg.

    Mein soziales Umfeld hat sehr positiv reagiert, hat mich unterstützt, war stolz auf mich. Ich war, als bei mir der Knoten geplatzt war, sehr von mir und meiner Trockenheit überzeugt. Das habe ich wohl auch ausgestrahlt. Dumme Bemerkungen habe ich, in nun über 11 Jahren, nie zu hören bekommen.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hi!
    Mein Mann verzichtet meinetwegen auf Alkohol, wir haben nie welchen zu Hause. Viele meiner Freunde tranken und trinken ohnehin nicht. Wenn ich mich erinnere fand das nur eine einzige Person komisch, dass ich gar nichts mehr trinke. Für mich ist es v.a. wichtig, dass ich ein trockenes Zuhause habe, ich glaub das ist ganz wichtig. Ansonsten ging ich Alkohol anfangs aus dem Weg. Und nach einer Zeit wollte ich auch gar nicht mehr dahin, wo viel getrunken wird. Ich gehe lieber ins Kino oder trinke Zuhause einen Tee, anstatt mich in eine Kneipe zu setzen.
    Viele Grüße
    Calida

  • Zu Deinen Fragen, la vie:

    Zitat

    Ich denke ein Alkoholiker der auf dem trockenen Weg ist benötigt ein förderliches soziales Umfeld.
    Hattet ihr es, oder habt ihr Ablehnung erfahren?

    Ja, ich hatte ein förderliches soziales Umfeld, bzw. habe ich es mir auch geschaffen.

    Auf Ablehnung bin ich in keiner Situation gestoßen, nur als ich noch gesoffen habe.
    Danach nicht mehr. Ganz im Gegenteil, alle haben sich mit mir über jede trockene Woche, über jeden
    trockenen Monat gefreut.
    Und nach einer gewissen Zeit konnte ich auch durch mein eigenes Verhalten ihr Vertrauen zurück gewinnen.
    Heute ist meine Krankheit allerdings kein Thema mehr im Familien-oder Freundeskreis.
    Es sind längst andere Dinge in dne Vordergrund gerückt.

    Zitat

    Wie seid ihr damit umgegangen?


    Mit Ablehnung? Habe ich ja nie erlebt in meinem trockenen Leben.
    Wenn es so gewesen wäre, hätte ich mich von der betreffenden Person distanziert, bzw. wahrscheinlich ganz den Kontakt abgebrochen.
    Solchen Menschen brauche ich nicht im meinem Leben, wozu auch?

    Zitat

    Was hättet ihr euch gewünscht? Was habt ihr erfahren?

    Es wäre geradezu unverschämt, in meinem Fall noch davon zu reden, was ich mir noch gewünscht hätte. :oops:
    Ich hatte Unterstützung von meiner Familie, von meinen Freunden, von ärztlicher Seite aus und auch von beruflicher Seite her in Form einer betriebsinteren Suchtberatung.

    Was ich mir damals gewünscth habe, weiß ich aber trotzdem noch 8):wink:
    Ich habe mir gewünscht, das mir meine engsten Angehörigen wieder vertrauen und mich nicht insgeheim etwas argwöhnisch betrachten.
    Mein Mann hat das nie gemacht, aber die anderen vielleicht schon ein bisschen, aber nicht so, das ich das richtig doll gemerkt hätte, so wars nicht.
    Ich kann aber auch den damaligen Argwohn sehr gut nachvollziehen, darum bin ich natürlich niemanden böse darum.
    Es lag dann ja auch letztendlich bei mir, das Vertrauen wieder herzustellen.

    Außerdem war mein Wunsch, das ich bestimmte Wege allein gehen möchte, ich wollte also weder eine Begleitung zu einer Suchtberatung noch bei Arztbesuchen etc.
    Ich wollte mich diesen Dingen allein stellen und niemand anderen da mit reinziehen.
    Denn ich hatte ja schon viel Unterstützung bekommen.
    Außerdem wollte ich wieder die volle Verantwortung für mein Leben übernehmen, das war mir ganz wichtig.
    Bestimmte Erledigungen und Verantwortungen hatte ich nämlich, wie so viele, auf meinen Partner abgewälzt.
    Und das wollte ich wieder für mich in den Griff bekommen, und so habe ich das nach und nach auch getan.
    Mein Mann war zum Glück nie ein CO, hatte also absolut kein Problem, mich da machen zu lassen.
    Er unterstützte mich sehr dabei, wieder ein autarkes Leben führen zu können, und zwar so, wie ich das wollte.

    LG Sunshine

  • Hallo Correnz, Pellebär, Calida und Sunshine. Meinen Dank an euch, für eure beeindruckenden Schilderungen. Ich bin ganz besonders, wie ihr euren Weg mit vertrauten Menschen bzw. zum größten Teil wohl mit euch allein gegangen seid. Ebenso eure Angehörigen, die sich und euch in der Sucht erlebt haben
    Ihr lest euch derzeit so sehr angenehm klar und reflektiert.
    Gab es auch euch sehr nahestehende Menschen, die euch kein Vertrauen mehr entgegenbringen konnten. Wie sehr hat es euren trockenen Weg beeinflusst?
    Was hat euch geholfen, dass zu akzeptieren und trotzdem auf eurem trockenen Weg zu bleiben.

    Einen lieben Gruß,
    la vie

  • ... ich meinte im letzten von mir geschriebenen Text die Frage, habt ihr Menschen die euch nahestanden durch den Vertrauensbruch für immer verloren. Wie sehr hat es euren trockenen Weg erschwert. Nun schreibe ich noch eine Frage dazu. Hattet ihr am Beginn eures trockenen Lebens selber Misstrauen gegenüber euch nahestehenden Menschen? Wenn ja, habt ihr es klären können?
    Habt ihr später auf eurem Weg erfahren, warum Menschen so handeln mussten, wie sie gehandelt haben.
    Recht viele Fragen. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu missverständlich ausgedrückt.
    Einen schönen Tag und dazu einen lieben Gruß.
    la vie

  • Hallo vie,

    da es bei mir das Thema Vertrauensbruch nie gab, bin ich wohl eher raus aus der Umfrage. Ich werde jedoch weiter mit Interesse diesen Faden weiter verfolgen. Interessantes Thema!

    Viele Grüße
    Correns

  • Einen schönen Abend,
    habt Ihr erfahren wie ihr in der nassen Zeit im Umgang mit Angehörigen ward? Wie konntet ihr das Vertrauen wieder gewinnen?
    Ich würde mich auf Antworten freuen, danke,
    la vie

  • Hallo la vie,

    was meinst du genau mit Vertrauensbruch? Wenn jemand krank ist wie kann er da Vertrauen missbrauchen? Wenn ich rückfällig werden sollte, ist das auch keine Vertrauensfrage. Ich muss ja kein Vertrauen zu andren, sondern nur zu mir aufbauen, Sonst wäre ich ja nie wegen mir trocken.
    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo la vie,

    ich kann mich da Karsten voll und ganz anschließen.
    Mein XY ist jetzt seit etwas mehr als 2 Jahren trocken. Natürlich ist mein Leben besser und angenehmer geworden, aber ich empfinde mich immer noch in der "Beobachterposition".
    Was tut er für seine Trockenheit, ist er ernsthaft dabei?
    Mich begleitet immer noch eine Unsicherheit, die sich auch noch sehr schnell steigern kann. Der Haushalt und das Haus sind z. Bsp. alkoholfrei.
    Ich habe ein Frauenkränzchen und wir treffen uns reihum, diese Frauen wissen Bescheid das es bei mir keinen Alkohol gibt. Das ist alles kein Problem.
    Als ich letzte Woche die Damen zu Beusch hatte, sagte XY vorher, es würde ihn gar nicht stören, wenn wir Alkohol trinken würden.
    Im ersten Moment habe ich gedacht, könnte ich ja mal machen, aber bei genauerem nachdenken kam sofort wieder eine Unsicherheit hoch, wie ernst er es denn mit seiner Trockenheit nimmt.
    Ich habe dann meine Gedanken ausgesprochen und gefragt, ob ihm das nichts ausmachen würde, wenn er weiß, das im Haus irgendwo Alkreste vorhanden sind.
    Am nächsten Tag kam dann eine Antwort, ich gebe zu, es war die Antwort, die ich mir gewünscht habe.

    Ich und ich glaube es geht vielen Angehörigen so, müssen erst wieder lernen zu vertrauen. Ich war 7 Jahre hier im Forum als er trocken wurde.
    Ich habe hier 2x bei 0 angefangen.
    Das erste Mal am 29.2 2008 als ich völlig fertig hier ankam und nach Hilfe suchte. Ich habe hier sehr mühsam gelernt, wie ich mich einem nassen Alkoholiker gegenüber am besten verhalten sollte.
    und das 2. Mal im Oktober 2017 als er trocken wurde.
    Da habe ich auch wieder sehr viel lernen müssen. Wird jemand trocken, ist nämlich noch lange nicht alles gut, und wenn ich Jahrzehnte mit einem nassen Alkoliker gelebt habe, ist es eine sehr große Umstellung, die auch heute noch nicht abgeschlossen ist.
    Wir nähern uns an, aber auch dieser Weg ist nicht eben, da wirds auch sehr steinig zwischendrin.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo zusammen,

    vielleicht versteh ich auch das Thema falsch.

    ich schreibe mal aus Alkoholiker Sicht und nicht aus Co. Natürlich war es nicht immer ein Zuckerschlecken für Angehörige, wenn du irgendwo betrunken Dinge getan hast was du oder sie im Nachhinein bereut wurden. Natürlich gab es auch Dinge, die besprochen werden müssen, wenn eine trockene Zeit anfängt. Aber das ist ein Prozess der Demut und Entschuldigung hat jedoch hat es nichts für mich mit Vertrauen zu tun. Natürlich, auch wenn es eine Krankheit ist, ist damit nicht alles zu entschuldigen. Jedoch dann ist es eben so und hilft auch kein nachharken.

    Hat Vertrauen nicht was mit einer Gegenseitigen Erwartungshaltung mit einem Zeitfenster zu tun? Welche Zeitspanne setzt der Einzelne für sich an?
    Ich kann bei einer Krankheit nur Anlass zur „Hoffnung“ geben aber nie Vertrauen. Wenn ich heute rückfällig werde dann ist die Nasse Zeit schneller wieder da, als ich Vertrauen aussprechen kann.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich freue mich über eure Beiträge, vielen lieben Dank.

    Ich schreibe jetzt erst, weil ich zur Zeit viele Gedanken sortiere. Eure Texte mich sehr bewegt haben.

    Hallo lieber Hartmut. Ich stimme dir vollkommen zu. In der Erkrankung von Vertrauensbruch zu sprechen passt nicht. Für mich kann ich geschehene Dinge sehr gut reflektieren und sie einordnen. Somit bleibt mir meine Lebensart erhalten. Ich bin schon sehr traurig über das verpasste schöne gemeinsame Leben aber ich weiß, dass es ist wie es ist. Nun und auch ich habe unbewusst in dieser Zeit XY gekränkt. Ich konnte z.B. Seinen Geruch nach Alkohol nicht mehr ertragen, wurde sehr kühl ihm gegenüber, obwohl es mir unendlich leid tat, dass es ihm so schlecht ging in seiner Sucht. Ein „Nachhaken“ im „Muss“ hat da wenig Sinn. Ich denke, es hemmt wohl eher, als dass es fördert an unpassender Zeit für beide Seiten. Es wird die Zeit kommen oder nicht, in denen Erlebnisse bestochen werden können. Meine Frage an dich, ist ein Alkoholiker im Rückfall sofort klar darüber, dass er da wieder fix raus müsste und ein Notfallplan greift?

    Hallo lieber Karsten, du hast es auf den Punkt gebracht, was ich eigentlich meinte. Vertrauen in die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Erkrankung, vertrauen darin im Fall eines Rückfalls entsprechende Schritte zu gehen um wieder raus zu kommen. Denn es ist einfach so wie du es schreibst. Es gibt Situationen die ich erst ertragen und begreifen konnte, als ich hier von euch über diese Sucht erfahren habe. Ich weiß, dass XY vieles nicht einmal erahnen kann, welchen Flurschaden diese Sucht anrichtet.
    Ich hatte Glück im Unglück, weil ich euch hatte und somit gut auf meinen Weg gekommen bin. Ich habe eine Frejndin, sie hatte einen trinkenden Alkoholiker als Ypartner. Nach kurzer Zeit trennte sie sich. War völlig am zerstört durch die Wucht, der Sucht ihres Freundes sie traf.
    Er wurde trocken und hat sich mit ihr aussprechen wollen, sie hat es abgelehnt und wollte keinen Kontakt. Sie ist seit dem letzten Jahr mit einem anderen Mann glücklich verheiratet.
    Ich denke nichts ist zu pauschalisieren. Jeder muss für sich seine Wege finden.

    Hallo liebe Morgenrot,
    Du gibst mir wirklich Kraft und Stärke in der Handlungsumsetzung. Denn ich möchte mein neues wirklich schönes kleines Zuhause nie wieder verlieren. Darum bin ich sehr achtsam ohne mich in Achtsamkeit und Vorsicht zu verlieren. Unterstützung gebe ich nach ermessen, wenn ich gefragt werde, ohne mich zu verausgaben, Steine auf dem Weg , nehme ich gern als räumbares Hindernis, aber nie wieder Felsbrocken. Nö, denn ich habe ja noch viel vor. Es wäre einfach schade, zu erschöpft dafür zu sein.


    Hallo, lieber Correns,
    du wirkst auf mich sehr unbeschwert, das freut mich. Woher weißt du, dass es kein „Vertrauensbruch“
    gab? Hast du mit deiner Familie darüber gesprochen?

    Schlaft gut, ihr seid unglaublich. Es fasziniert mich immer wieder, wie klar und prägnant ihr eure Gedanken formuliert.
    Chapeau,
    la vie

  • Hallo la vie,

    Zitat

    Meine Frage an dich, ist ein Alkoholiker im Rückfall sofort klar darüber, dass er da wieder fix raus müsste und ein Notfallplan greift?

    Das tückische an der Krankheit ist du weißt im Vorfeld das ein Rückfall das Ende bedeuten kann. Jedoch will ja die Sucht ihr Stoff und macht alles dafür um an ihn zu kommen. Es wird signalisiert das ein "Glas" ja nicht schlimm ist.

    Wenn dann wieder angefangen wird , kann der eine oder andere sich noch etwas zusammenreisen und denkt es auch zu kontrollieren. Die Spirale dreht sich dann unweigerlich nach unten und man kommt in das alte nasse Fahrwasser.

    Ein Notfallplan kann dir im Vorfeld schon helfen nicht wieder anzufangen aber um da wieder rauszukommen, wenn du dabei bist, ist erstmal unwahrscheinlich, da eben die "nassen Gedanken (suchtorientierte Gedanken) in den Vordergrund rücken. Das Hirn ist ja geschädigt.

    Alleine schon wenn du dir im Vorfeld schon Gedanken machst wieder zu trinken und wie es sein würde, bist du schon auf dem Weg zum Rückfall.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo lieber Hartmut,
    es war mir nicht bewusst, dass das Suchtgrdöchtnis durch die Hirnschädigung wirklich sofort zupackt. Obwohl ich es ja erlebt habe. Also sollte der Notfallplan schon greifen, sobald die nassen Gedanken aufsteigen. Bevor die Hand zum Alkohol greift. Ich brauche eine pragmatische Schilderung, damit ich für mich Dinge verstehe. Ich kann mein Handeln besser reflektieren.
    Danke Hartmut, das wusste ich bisher so nicht.
    Einen lieben Gruß,
    la vie

  • Hallo,
    ich kann mich Hartmuts Worten nicht so ganz anschließen :wink:

    Weder ich noch meine engsten Angehörigen haben bei mir eine "Hirnschädigung" feststellen können, da oben arbeitet es noch einwandfrei :lol:
    Natürlich wird durch jahrezehntelanges Hardcore-Saufen irgendwann auch das Gehirn durch gewisse chemische Prozesse geschädigt, das ist mir schon klar.
    Aber jedem trockenen Alkoholiker per se ein "geschädigtes Hirn" zu unterstellen, also sorry, SO möchte ich mich nicht pathologisieren lassen.
    Ich würde eher sagen, das eine Umprogrammierung im Hirn stattgefunden hat, die in unserem Fall durch Alkoholmissbrauch entstanden ist.
    Und die führte zum süchtigen Verhalten.
    Und wenn das funktioniert hat, besteht ja wahrscheinlich auch die Mögllichkeit, die Umprogrammierung wieder zu "überschreiben" durch ein
    konsequent trockenes Leben?
    Ich für meinen Teil kann nach über 17 Jahren Trockenheit jedenfalls sagen, das ich keine Krankheitssymptome mehr verspüre wie Saufdruck.
    Den hatte ich ab und an mal in den ersten 2-3 Jahren, seitdem habe ich längst Ruhe davor.
    Ich kenne meine Trigger und gehe ihnen konsequent aus den Weg und gut isses.
    Aber ich weiß auch ganz genau, das ich weiterhin alkoholkrank bin, wenn auch momentan symptomlos. Ich vergesse meine Krankheit nicht und habe sie auch in den vergangenen Jahren nie vergessen oder verdrängt.

    Zitat


    Ein Notfallplan kann dir im Vorfeld schon helfen nicht wieder anzufangen aber um da wieder rauszukommen, wenn du dabei bist, ist erstmal unwahrscheinlich, da eben die "nassen Gedanken (suchtorientierte Gedanken) in den Vordergrund rücken.

    Ein Rückfall ist ein Rückfall, und er nimmt dann seinen Lauf...
    Das bedeutet aber nicht zwangsweise, das man da nicht zeitnah wieder rauskommen kann !
    Dazu gibt es hier im Forum mehrere Beispiele und ich kenne auch welche aus meiner ehemaligen realen Gruppe.
    Hier ist schnelles Handeln gefragt und meiner Erfahrung nach hilft auch das schnelle Aufsuchen der SHG sehr weiter.
    Man muss dann eben wieder erneut um Hilfe bitten, und man wird sie auch bekommen, von ärztlicher Seite wie auch von der SHG.
    Vielleicht wäre dann auch eine Thera sinnvoll, kommt immer auf den einzelnen Fall drauf an, denke ich.

    Ich denke, ein Rückfall ist der persönliche Supergau für einen trocken lebenden Menschen, oder zumindest eine sehr sehr unangenehme Erfahrung.
    Unter trockenes Leben verstehe ich hier ein wirklich trockenes Leben, in dem man zufrieden war und was man durch eine Dummheit oder einen Blackout oder sonstwas aufs Spiel gesetzt hat.
    Dann kennt man ja schon ein trockenes Leben und wird es wahrscheinlich auch wiederhaben wollen. Und das so schnell wie möglich.

    Es gibt sicher auch Fälle von alkoholkranken Menschen, die immer wieder rückfällig werden, auch diese Leidensgeschichten kenne ich.
    Oder sich eben auch ganz für die Sauferei entscheiden inkl. Totsaufen. Auch das gibt es natürlich.
    Aber es gibt eben auch die Fälle, wo erneut um Hilfe gebeten wird und so der Rückfall gestoppt werden kann.

    Mag sein, das das nun am Thema vorbei ist :wink: , aber ich wollte das mal gern so dagelassen haben... man kann eben nicht alles über einen Kamm scheren.

    LG Sunshine

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