Ist es überhaupt möglich?

  • Hallo Harley,

    ich finde die Aussage Deines Therapeutin übrigens total dämlich, wenn ich das mal so direkt sagen darf :D
    Ich würde mir wünschen, dass Du ihn das nächste Mal fragst, ob er sich dafür berufen fühlt, Deine Gefühle und Wahrnehmungen zu sortieren und Dich wieder an Dein Selbstwertgefühl heranzuführen oder ob er sich gedanklich in einer Eheberatung befindet, wo er dafür sorgen möchte, dass Menschen wieder zueinander finden...

    Ganz ehrlich, ich finde es völlig unangebracht, als Therapeut darauf hinaus zu wollen, dass man sich seinem Partner wieder annähert, wenn dieser Alkoholiker ist. Ich glaube, ich würde das beim nächsten Mal tatsächlich ansprechen.

    Da kann man ja froh sein, dass Du inzwischen auf Deine eigenen Empfindungen vertraust. Es gibt sicherlich Menschen, die genau auf das Gerede der Therapeuten hören und denken, das wäre genau der richtige Weg. Höre auf Deinen Bauch, es ist vollkommen richtig, dass Dich die Aussage Deines Therapeuten irritiert. Mich irritiert sie ebenfalls :D

  • Hallo ihr Lieben,

    wollte mich mal zwischendurch melden. Bei mir hat sich nichts großartig getan in letzter Zeit.
    Alles unverändert. Zwar IM MOMENT gebesserter Konsum meines XY aber keine Abstinenz und von meiner Seite aus das Wissen, dass gebesserter Konsum kein Dauerzustand sein wird und der nächste Absturz nur eine Frage der Zeit ist. Ich konzentriere mich trotzdem mehr auf mich jedoch ohne kompletten Schlussstrich ihm gegenüber.

    Ich lese viel still bei euch mit und verinnerliche Sätze von euch, die mich an meine Situation erinnern, mir aber auch zeigen wo mein Weg wohl unwiderruflich hin führen wird. Das macht mir Angst und ich kneife ganz fest meine Augen zu weil ich anscheinend noch nicht weit genug bin. Auch wenn ich nicht wirklich handle, helfen mir eure Geschichten.
    Unter anderem die Aussagen:
    "... es ist wie Karussell fahren. Man steigt ab weil es einem schlecht wird und fährt aber trotzdem bei der nächsten Runde wieder mit." oder auch "das alles und alle anderen immer Schuld an allem sind" oder "nimm deine Beine in die Hand und lauf soweit du kannst".

    Hatte einfach das Bedürfnis mich aus der Versenkung zu melden und euch Danke zu sagen.

  • Hallo Harley,

    bei uns Co's ist ja unser Alkoholiker das Suchtmittel, von dem wir versuchen los zu kommen. Das geht nicht immer von heut auf morgen. Mir hat es echt geholfen, mich mehr in den Mittelpunkt zu stellen und mir wirklich bewusst gute Dinge zu tun. Ich hab mir nicht einfach nur einen Tee aufgebrüht. Ich hab mir im Vorfeld einen besonderen Tee ausgesucht und habe ihn dann für mich gemacht. Solche Kleinigkeiten halt. Und eine Zeit hab ich mir mal meinen Kopf über das Bibelzitat "liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten" zerbrochen. Es gab ne Menge "Aha-Momente" für mich.

    Immer dran bleiben.

    sonnige Grüße und ein schönes Wochenende
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Harley,

    leider ist es oft so, auch bei mir war es so, es hat erst gedauert, bis ich wirklich richtig handeln konnte und mich auch getrennt habe.
    Ein guter Anfang ist, dass du dich immer mehr auf dich selbst konzentrierst, Dinge machst, die dir gut tun. Ganz schlimm ist es nämlich, wenn das Co-Leben nur noch vom Alkoholiker-Leben bestimmt wird, der Co sich nicht mehr traut, sich weg zu bewegen. Aus Scham eigene Freundschaften abbricht. Sich immer mehr einkapselt.

    Ich wünsche dir, dass du mehr und mehr loslassen kannst...

    Lieber Gruß
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ist es überhaupt möglich...?
    Nach knapp 2,5 Jahren Beziehung und einem halben Jahr nach dem ich mir Rat bei euch gesucht habe, muss ich meine Kernfrage mit Nein beantworten.
    Bei mir war es nicht möglich....

    Nach vielen Aufs und Abs. Nach wirklich wirklich wunderschönen guten Wochen nach denen ich gedacht habe, wir können es schaffen, vermehrten sich wieder die schlechten Zeiten. Schlich sich der Alkohol wieder so stark in unsere Beziehung, wie ein Gift, welches sich einmal injiziert nicht aufhalten lässt.

    Ich gratuliere dem Sieger-dem Alkohol. Ich bin es nicht. Ich war es nicht wert, dass er sein Handeln reflektiert und er es ändert.

    Grenzen die ich gesetzt habe wurden in den letzten 6 Wochen rücksichtslos übergangen. Und nun wurde mir heute Nacht feige und betrunken per WhatsApp mitgeteilt, dass er wohl der Falsche für mich sei wenn er meinem Wunsch nicht nachkommen kann.
    (zum Verständnis, meine Grenze die ich gesteckt habe war, dass er Tage an denen er getrunken hat, abends nicht zu mir kommen soll, da diese Abende mit Streit, Distanz und schlechten Gefühlen endeten.)

  • Moin Harley,

    tut mir Leid zu hören. :-/ Ich war auch "die Liebe ihres Lebens / immer ihr Leben" etc. Nichts desto trotz hat sie sich fortlaufend für den Alkohol entschieden. Lange dachte ich auch, ich bin nicht mehr Wert als der billige Fusel aus dem Supermarkt. Aber das ist Quatsch. Diese Menschen sind zu tief drin, Alkohol hat mittlerweile zu viel Besitz vom Menschen ergriffen. Daher darf man das nicht persönlich nehmen, auch wenn es schwer fällt.
    Ich verarbeite aktuell auch den Co-Status, mit viel Sport, achte auf mich selber, und habe eigene Ziele. Der nächste in deinem Leben wird dich an genau der richtigen Stelle einordnen, und wissen was er an dir hat. Bleibe Stark.

    Gruß
    Xlausi

    real eyes realize real lies

  • Hallo Harley,

    Zitat

    Ich war es nicht wert, dass er sein Handeln reflektiert und er es ändert.


    du bist sehr viel mehr wert, das kannst du mir glauben.
    Ein nasser Alkoholiker kann sich nicht reflektieren. Du kannst gegen den Alkohol nicht "gewinnen", das ist ein fast unmögliches Unterfangen.
    Sei gut zu dir und tue etwas für dich, du mußt nicht die Starke sein. Gegen den Alkohol hast du keine Chance.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Es fühlt sich alles so unwirklich an...
    Auch wenn es in ein paar Wochen wahrscheinlich anders ist, aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen wie die nächsten Tage und Wochen aussehen sollen....ohne ihn... Es tut so schrecklich weh. So vieles in der Wohnung erinnert mich an ihn. Ich weiß nicht wie ich im Bett oder auf der Couch schlafen soll... Und dann der Gedanke an die Art und Weise....nachts über WhatsApp... Er wollte ein Kind, er wollte ein Haus bauen. Ich habe ihm immer gesagt dass wir das gerne machen können, aber ohne Alkohol....

  • Ich verstehe Dich zu 100%. Sie wollte heiraten, Kinder, endlich ankommen. Ich hätte ihr vieles bieten können, inklusive diverse Absicherungen. Also eigentlich alles was sich eine Frau wünscht. Und dennoch konnte sie das alles nicht annehmen / realisieren / greifen. Und ich tue mich auch noch schwer zu realisieren, das sie die Einsamkeit und ihr "altes" trauriges Leben gewählt hat. Alkohol und 0, anstelle von Zukunft, die sie sich gewünscht hat. Das ist bitter. Aber muss man irgendwie mit der Zeit zu 100% akzeptieren. Wir werden diese Menschen niemals verstehen können.

    Jeder ist seines Glückes Schmied. Also müssen wir uns wieder auf uns fokussieren, an unserem eigenen Glück arbeite. :!:

    Xlausi

    real eyes realize real lies

  • Hallo Harley,

    ich habe Deinen Thread gelesen und mag Dir auch gerne etwas schreiben.

    Ich bin noch ganz neu dabei. Traue mich endlich, hier zu schreiben, nachdem ich über zwei Monate nur still mitgelesen habe. Ähnlich wie bei Dir, hat sich das anfangs für mich wie „Verrat“ angefühlt oder als würde ich ihn hintergehen.

    Vieles aus Deinem Thread erkenne ich 1:1 wieder. Auch bei anderen hatte ich, als ich das Forum gefunden und die Beiträge regelrecht verschlungen habe, immer wieder das Gefühl, ich würde von mir lesen.
    Bin selber gerade dabei, mich aus den Co-Strukturen frei zu strampeln, auch ich kämpfe mit Ängsten vor dem Verlassenwerden, das macht leider vieles so schwer.

    Wie schätzt Du die Endgültigkeit dieser nächtlichen WhatsApp denn ein? Ich frage deshalb, weil ich diese Trennungsspielchen im betrunkenen Zustand selber kenne. Gerade wenn er von Deinen Ängsten weiß, könnte es auch sein, dass er das benutzt, um Dich klein zu halten und wieder mehr Richtung Abhängigkeit zu drängen (unbewusst).
    Mach Dir in jedem Fall Gedanken darüber, was DU willst und wie Du ihm entgegen trittst für den Fall, dass er heute noch oder in den nächsten Tagen wieder angedackelt kommt.

  • Danke für eure Antworten. Ich fühl mich so Gott verdammt allein.... Als hätte man mir den Boden unter den Füßen weg gezogen. Das verrückte an der Sache ist aber, dass ich mich mit dem Thema Trennung so oft auseinander gesetzt habe und jetzt wo es so zum Greifen nah ist bekomm ich Panik...
    Ich versuche wirklich klar zu denken aber es verschluckt mich stellenweise immer wieder und ich ertappe mich bei dem Gedanken dass ich mir wünschen würde dass das alles nur ein böser Traum ist. Wobei dich wahrscheinlich eher die Frage gestellt werden sollte, ob nicht die komplette Beziehung dieser böse Traum ist. Ich weiß der richtige Weg sollte sein stark zu bleiben FALLS er angedackelt kommt... Ich weiß nicht ob ich es schaffe.

  • Liebe Harley,

    ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Das ist gerade ganz viel Co, was da aus Dir spricht. Überlege bitte, wie oft hast Du Dich schon mit ihm in der Beziehung allein gefühlt? Wie oft hat er Dich versetzt? Ist es nicht eher ein Traum, dem Du nachtrauerst, der sich ohnehin nicht erfüllt hätte?
    Versuche, Deine Gedanken zu sortieren, nach „inneres Kind“ und „Erwachsener, der auf Dich aufpasst“. Mir hilft es, diese beiden Stimmen zu unterscheiden und voneinander abzugrenzen.

    Du hast geschrieben, Du möchtest eine Beziehung mit ihm ohne Alkohol. Ich fühle das total und es hat sehr lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass es diesen Mann nicht ohne Alkohol geben wird. Trotz der ganzen „ich hör damit auf“ - Bekundungen. Keine Veränderung, so absolut null Bewegung, nichts.
    Sich gegen das Herz und für den Verstand zu entscheiden, ist das Härteste überhaupt. Aber stelle Dir die Alternative vor: ihr bleibt zusammen und er ändert nichts. Du wirst nicht glücklich, würdest so viel wertvolle Zeit damit verbringen, in einer Hoffnung zu verharren, dass alles gut wird. Aus der Hoffnung heraus würdest Du vielleicht mit ihm zusammen ziehen. Dann nimmt die ganze Dynamik nochmals deutlich mehr Fahrt auf. Du bist dann wie selbstverständlich zu Hause, also wird er sich noch weniger bemühen. Du hast keinen Rückzugsort mehr, wärst ihm und seinem Zustand viel mehr ausgeliefert. Wenn Du es schaffst, zu Hause als alkoholfreie Zone durchzusetzen, wird er gehen. Trinkt woanders. Und Du bleibst allein zu Haus.
    Ich habe irgendwo in dem Alkoholiker-Thema gelesen, dass man den Gedanken - im Falle eines drohenden Rückfalles - zu Ende denken soll. Ich finde, das kann man auch auf den Co übertragen.

    Nimm Dir Zeit, trauere, versuche, Dich abzulenken. Immer von einem Tag zum nächsten.

  • Maddie umschreibt es sehr schön. Aber er hat 0 Einsicht, will nichts ändern und trinken. Das Rad, bzw. Eure Beziehung, wird sich nicht neu erfinden, bzw. plötzlich ohne zutun positiv verändern. Wie soll das funktionieren? Selbst wenn du die Pille schluckst, und eines Tages dann ein Kind. Willst Du deinem Kind sowas antun, ein Vater der alles dem Suff unterordnet? Und die Spirale geht tiefer. Jetzt ist es vielleicht für Dich noch "erträglich". Aber wie tief geht´s noch?

    Ich hätte die ersten Wochen / Monate auch in die Beziehung zurück gekonnt. Wie schrieb sie mir mal süffisant, "Liebe kennt keine Differenzen". Aha, also soll Liebe ihre Sucht / Krankheit, und die damit verbunden Eskapaden verzeihen / akzeptieren? Während sie unbeeindruckt weiter ballert und im wahrsten Sinne wild um sich schlägt? Ist dass etwa das brasilianisches Temperament? Wohl nicht. Es wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern. Warum? Weil die weiter, unbeeindruckt und ohne Störungen von außen, saufen wollen. Tue Dir das bitte nicht an.

    Xlausi

    real eyes realize real lies

  • Dank eurer Worte konnte ich mal den klaren Moment nutzen um auch bei euch etwas zu stöbern.
    Maddie, ich erkenne mich in deiner Geschichte so gut wieder. Stunden verbracht um die Lieblingslebensmittel zu kaufen um daraus das Lieblingsgericht zu kochen um einen schönen Abend zu haben um dann um 1-2 Stunden versetzt zu werden.
    Ab 17/18 Uhr täglich das zermürbende Gefühl wie er nach Hause kommt, wann er nach Hause kommt, in welcher Stimmung usw.
    Wie ist denn dein aktueller Stand?

    Xlausi, danke für deine aufmunternden Worte. Mein Kopf weiß das ich das nicht möchte, aber meine Gefühle und mein Herz spielen irgendwie in einer ziemlich massochistischen Liga... Ich sollte die Beine in die Hand nehmen und soweit laufen wie ich kann.

    Womit ich mich aber weiterhin konfrontiert fühle ist das Problem Nein sagen zu können. Mich ihm zu widersetzen. Er sagt er will kommen. Ich traue mich nicht nein zu sagen. Die Abmachung lautet komm nüchtern oder gar nicht. Er kommt angestochen und das Einzige was ich zu bieten habe ist emotionale und körperliche Distanz gepaart mit abwertenden Bewertungen, die dann meist zum Streit führen. Anstatt ihn direkt nach Hause zu schicken, da er meine mir hart erarbeiteten Grenzen übergangen hat. (ich habe knapp 1,5 Jahre an mir arbeiten müssen um diese Grenze auszusprechen)

    Wie schafft ihr das so konsequent zu bleiben... Ich habe heute meine Therapeutin kontaktiert weil ich dringend ein auserterminliches Gespräch mit ihr benötige... Ich habe so Angst vor den nächsten Stunden, Tage, Wochen....

  • Hallo Harley,

    Zitat

    Wie schafft ihr das so konsequent zu bleiben..


    Es muß geübt werden, denn es ist oft mit das einzige was auch ein nasser Alkoholiker spürt. Bist du nicht konsequent nimmt er dich nicht ernst. Nasse Alkoholiker spüren ganz genau deine "Schwachstellen" nutzen sie aus und das tut als CO verdammt weh.
    In dem Moment wo ihm das gelingt, hat er nämlich vom eigentlich Thema abgelenkt, und es steht wieder ein ganz anderes Thema zur Diskussion.
    Das passiert deshalb, weil du gefühlt in eine Art "Verteidigungsposition" kommst und dich verteidigst.
    Wenn du also diese Ansage gemacht hast, solltest du unbedingt versuchen deine Grenzen einzuhalten, auch wenn er erstmal toben wird.
    Meine Grenzen hatten lange einen "Gummizaun", schlecht für mich, denn einen Gummizaun kann man dehnen. Ich hab dann oft gedacht, ist ja nur ein wenig. So bleiben Grenzen unbeachtet, und der nasse Alkoholiker latscht dir ohne Rücksicht über deine zarten Pflänzchen.
    Ich habe es erst im nachhinein so sehen können, wenn du mittendrin steckst ist es oft schwierig.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich kenne das Problem mit dem Nein sagen auch zu gut. Ich denke, das ist ziemlich komplex an der Stelle.
    Nun ist es ja so, dass wir in den Momenten, in denen wir bei gewissen Fragen nein sagen müssten, irgendwo tief im Inneren bereits spüren, dass das die richtige Antwort wäre, diese aber von ganz starken anderen Stimmen aus der Co-Richtung überlagert wird. Und sofort ist der innere Konflikt da, bei dem es eigentlich in dem Moment gefühlt kein Gewinnen, sondern nur noch ein Verlieren gibt.
    Hört man auf die richtige, innere Stimme, sagt nein, dann hat man zwar für sich eingestanden, hat aber möglicherweise den Ärger mit dem Partner, bekommt Ablehnung (also genau das, wovor man Angst hatte). Hört man auf die Co-Stimme, hat man den Ärger drinnen im Körper, hat es zwar kurzzeitig geschafft, für den nassen Partner wieder eine gute Freundin zu sein, ist mit sich selbst aber komplett im Unreinen. Weil es gegen das eigene Gefühl / über die Grenze geht.
    Und das alles nur, weil diese Grenzen ständig mit solchen Fragen getestet werden. Er hat getrunken und fragt, ob er vorbei kommen darf. Du wirst Dich wahrscheinlich sofort in diesem inneren Konflikt wiederfinden.
    Wenn ihr diese Abmachung getroffen habt, Treffen nüchtern oder gar nicht, ist das reine Stellen dieser Frage bereits ein in-die-Ecke drängen. Würde er Dich ernst nehmen und hätte er eingesehen, worum es Dir geht, würde er meiner Meinung nach diese Frage gar nicht erst stellen, sondern nach Hause tüdeln und Dich am nächsten Tag nüchtern (!) nach einem Treffen fragen.

    Ich kam irgendwann an den Punkt, da nahm ich lieber den Ärger mit xy in Kauf, als über meine eigenen Grenzen zu gehen. Für diese Erkenntnis musste ich aber sehr viel erdulden und ertragen. Ganz viel rücksichtsloses und immer wieder grenzüberschreitendes Verhalten. Bis das Fass sprichwörtlich voll war. Mit meinem Widerstand (z.B. beim Thema Alkohol kaufen, oder Party zu Hause wenn ich nä. Tag arbeiten muss, das habe ich irgendwann knallhart verweigert und „verboten“) wurde es nicht besser, es hat sich eher verlagert und mich zum Antichristen gemacht, aber ich habe meine Grenzen gewahrt und das hat sich innerlich gut und richtig angefühlt und davon konnte ich zehren.
    Das alles ist ein Prozess, das ist mir bewusst. Aber ich denke, wenn Du bereits den Keim in Dir spürst, wird er wachsen.
    Inzwischen ist es sogar soweit, dass derartige Fragen - bei denen man eigentlich keine richtige Wahl auf Augenhöhe hat - kaum noch einen inneren Konflikt in mir auslösen und ich da keine Scheu oder Angst mehr habe, für meine Grenzen passend zu antworten. Das hat auch sicherlich damit zu tun, dass ich eine ziemliche Distanz aufgebaut habe und mich ganz stark von ihm abgegrenzt habe.
    Und siehe da - die letzten Wochen keine Grenzen auslotenden Fragen mehr.

  • Zitat

    Meine Grenzen hatten lange einen "Gummizaun", schlecht für mich, denn einen Gummizaun kann man dehnen.

    Ja das geht mir ähnlich. Er hat schleichend angefangen meine Grenzen die ich gesetzt hab zu überschreiten. Erst einmal und man dachte sich: naja besoffen brauchst jetzt auch nicht mit ihm diskutieren. Dann nach weiteren Wochen das nächste Mal, bis es in der letzten Woche knapp täglich zur Überschreitung kam. Ich weiß, dass es jetzt aufgrund der nächsten zwei Wochen zu weniger Alkoholkonsum kommen wird, da er diesen starken und rücksichtslosen Konsum "nur" hat wenn er Frühschicht hat oder ein paar Tage bzw auch mal Wochen am Stück. Und mir graut es jedesmal davor, weil ich zwar versuche mich darauf vorzubereiten wie er dann sein wird, aber ich ertrage es dann doch nicht. Und dann kommt der Spruch: Ich werde doch mal ein paar trinken dürfen wenn ich Urlaub hab.

    Zitat

    Hört man auf die richtige, innere Stimme, sagt nein, dann hat man zwar für sich eingestanden, hat aber möglicherweise den Ärger mit dem Partner, bekommt Ablehnung (also genau das, wovor man Angst hatte). Hört man auf die Co-Stimme, hat man den Ärger drinnen im Körper, hat es zwar kurzzeitig geschafft, für den nassen Partner wieder eine gute Freundin zu sein, ist mit sich selbst aber komplett im Unreinen. Weil es gegen das eigene Gefühl / über die Grenze geht.

    Ja genau so ist es maddie. Bei mir ist es auch so, dass ich dann in dem Moment Angst habe, ihn vollkommen von mir weg zu stoßen. Ihn mit meiner Antwort so zu verärgern, dass er den Kontakt komplett abbricht. Er mich verlässt.
    Was ich sehr stark merke sind zwei Dinge:
    1) ich schaffe es ihm gegenüber kaum Entscheidungen, die nicht den seinen entsprechen, auszusprechen.
    2) mich triggert besonders ein Gedanke in mir "ich bin/war es nicht wert" sobald der Gedanke hoch kommt, schüttelt es mich am ganzen Körper, alles zieht sich zusammen und ich fange wie ein kleines Kind (nicht abwertend sondern bildlich) das weinen an.

    So ging es gestern übrigens weiter nach seiner nächtlichen WhatsApp Aktion:

    Früher nachmittag hat er mich angeschrieben ob es dem Tier welches ich gerade per Hand groß ziehe (aber eigentlich ihm gehört) gut geht, da es sehr schwach war.
    Also es kam die Nachricht: Lebt das Kleine noch?
    Habe ihm zwei Stunden später mit "ja" geantwortet, weil ich mir dachte, dass ich erwachsen bin und es schließlich sein Tier ist.
    Darauf kam dann "Gut"

    Eine Stunde später kam die Frage was ich gerade mache. Das habe ich ignoriert. Dann kam wieder eine Stunde später, die Frage ob er heute Abend kommen soll.

    Ich dachte ich bin im falschen Film. Da stand ich dann da in meiner Küche mit den verquollenen Augen und lese diese Nachricht. Ich habe lange überlegt was ich schreiben soll (auch unter Berücksichtigung der o. g. Punkte... Leider) und habe dann geantwortet ob er dann ordentlich über sein Verhalten reden will oder ob er mir nur nochmal persönlich sagen will was er heute Nacht geschrieben hat.
    Daraufhin meinte er, dass er mich wegen so einer Kleinigkeit nicht verlieren will.

    SO EINE KLEINIGKEIT?! Er hat feige und besoffen mitten in der Nacht per whatsapp ein Beziehungsende angekündigt. Der Tag darauf war im Allerwertesten. Wo habe ich bitte die KLEINIGKEIT übersehen???

    Ich sah aber keinen Sinn dabei dass über WhatsApp ihm zu sagen sondern fragte nochmal ob dass dann bedeutet dass wir später ordentlich miteinander reden.

    Darauf kam dann erst über eine Stunde später die Antwort, ob es für mich in Ordnung wäre wenn er erst morgen kommt. Er muss für Arbeiten im Wald sehr früh aufstehen.
    Ich habe geantwortet dass ich sehr gut verstanden habe was er damit meint und zurück kam nur ein patziges "Ja alles klar".

    Zumindest habe ich es geschafft mein Handy auszuschalten um mich vor eventuellen nächtlichen Attacken zu schützen. Gekommen ist dann aber auch nichts mehr heute Nacht.

    Ich denke er wird heute Abend den nächsten Versuch starten mit der Frage ob er vorbei kommen soll. Da muss er ja nüchtern sein, da er danach zur Nachtschicht muss.
    Ich überlege mir jetzt schon was ich antworten könnte,da mein Co in mir ihn sehen will und auf ein Gespräch hofft, aber ich eigentlich weiß dass es endlich mal an der Zeit wäre ihm zu zeigen, dass er zu weit gegangen ist....

    Tut mir leid für den halben Roman. Ich wollte mich eigentlich echt kurz fassen :oops:

  • Zitat

    Zumindest habe ich es geschafft mein Handy auszuschalten um mich vor eventuellen nächtlichen Attacken zu schützen

    Super! Ein richtiger und wichtiger Schritt. Behalte das so bei, wenn Du weißt, dass er abends trinken geht. Zum einen zu Deinem eigenen Schutz, zum anderen, um Deine Verfügbarkeit für ihn einzuschränken.

    Darf ich offen sein? Ich habe beim Lesen Deines letzten Beitrags gedacht, dass sich Deine ganze Innenwelt komplett nur um ihn und den Konsum dreht, Du innerlich auslotest, wann er wie arbeiten muss und wann er wie voll sein wird. Ich habe diese Dynamik als unglaublich anstrengend und kräftezehrend empfunden. Quasi für ihn mitzudenken, um sich selber auf etwas einstellen zu können. Wo bleibst Du in der ganzen Dynamik? Leider auf der Strecke.

    Zitat

    mein Co in mir ihn sehen will und auf ein Gespräch hofft


    Natürlich, zum einen, um die eigene Sucht wieder zu befriedigen und zum anderen, wegen der nimmersatten Hoffnung, dass er endlich die Beziehung an erste Stelle stellt und sich dementsprechend verhält, also den Alkohol sein lässt und ihr endlich in Liebe zueinander glücklich werden könnt.
    Und genau das wird nicht passieren, denn:

    Zitat

    Ich werde doch mal ein paar trinken dürfen wenn ich Urlaub hab


    Er ist nicht einsichtig, spielt seinen Konsum herunter, degradiert Dich zum Spielverderber und so wird es immer weiter gehen, auch wenn ihr euch heute Abend seht und er vielleicht mal ein kleines Bekenntnis über die Lippen bringt. Auch er hat ein Interesse daran, seine Co bei der Stange zu halten und er kennt auch hierfür die Knöpfe. Vergiss das nicht.

    Was möchtest DU denn in dem Gespräch? Wie genau sieht es für Dich aus, ihm klar zu machen, dass er zu weit gegangen ist?

    Zitat

    dass ich dann in dem Moment Angst habe, ihn vollkommen von mir weg zu stoßen. Ihn mit meiner Antwort so zu verärgern, dass er den Kontakt komplett abbricht. Er mich verlässt.

    Leider scheinbar auch ein ganz zentraler Punkt.
    Aus einer Angst heraus zu handeln, ist immer mit vielen Nebenwirkungen verbunden (man lässt sich zu viel gefallen, spürt weniger, was man selber eigentlich will, setzt seinen Wert herab).
    Mir hat es geholfen, mich ganz bewusst diesem Gefühl Angst zu stellen und mir immer wieder selbst wie ein Mantra vorzusagen: die Angst darf nicht gewinnen. Oder das Bedrohliche heraus zu nehmen: hey, ist doch nur ein Gefühl, wie jedes andere auch.

    Oder dreh die Angst um. Das Gegenteil von Angst ist Mut. Also sei mutig, Dich FÜR DICH einzusetzen und stark zu machen.

  • Danke Maddie das du dir die Mühe gemacht hast zu antworten. Ich ärgere mich so über mich selber dass ich das Umsetzen einfach nicht schaffe... Was zum Teufel muss denn noch alles passieren. Am schlimmsten ist wenn ich dann zwischendurch den Gedanken zu lasse, dass er ja nicht immer alkoholisiert und rücksichtslos ist. Sondern er ja auch immer mal wieder der Partner ist den ich mir wünsche. Wie kann es denn sein dass ich nicht klar sehe...

    Ich überlege immer noch wie ich auf eine Nachricht von ihm reagieren kann. Eine persönliche Aussprache macht keinen Sinn... Oft genug hat er mir schon bewiesen, dass das auch nüchtern nicht möglich ist.
    Ich überlege, ihm vorab zu schreiben, bevor er sich meldet. Das ich ihn im Moment nicht sehen möchte aufgrund Verhaltens xyz.

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