• Hallo Tellerand,

    schön von dir zu hören. Die Freizeitgestaltung wird sich schon einpendeln.

    Ich habe eine Zeit lang auch gern Comupterspiele gespielt (ohne dabei Alkohl zu trinken), aber auch das hat sich wieder mit der Zeit geändert.

    Als Kind sehr gern gemalt und vor einigen Wochen ganz leicht mit "Malen nach Zahlen" angefangen. Der Spaß wollte sich aber nicht einstellen, also habe ich es wieder gelassen. Es war ein Versuch, aber man hat ja die Freiheit, einiges auszuprobieren.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Da bin ich wieder mal. Bin dann gerade doch eher darauf bedacht, die Abende ohne Computer zu verbringen, was bisher ganz gut klappt. Ich versuche dennoch, hier mehr zu schreiben.

    Über den Sommer hinweg gab es auch wieder ein paar Veranstaltungen, zu denen ich gegangen bin. Wenn übermäßig viel Alkohol um mich herum getrunken wird, habe ich mich allerdings frühzeitig aus dem Staub gemacht. Irgendwie fühle ich mich dafür zu "wackelig". Ein Gespräch an einem dieser Abende beschäftigt mich allerdings immer noch sehr. Es war das erste Mal, dass ich zu jemandem ganz offen sagte, warum ich keinen Alkohol trinke. Allerdings verband mich mit dieser Person auch absolut nichts und es war ziemlich klar, dass wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen werden. Ich bin nicht allzu sehr ins Detail gegangen, sondern sagte, dass ich eine sehr lange Zeit deutlich zu viel getrunken habe, fast täglich eine Flasche Wein, und nun damit aufgehört habe. Mein Gegenüber fragte dann auch interessiert nach, wie es dann gewesen sei ohne Alkohol und wie es gerade ist. Scheinbar waren meine Aussagen nicht schlimm genug, denn ich bekam den Satz zu hören, dass es ja dann eigentlich gar nicht so schlimm gewesen sei und ob ich da wirklich von Sucht sprechen müsse. Schließlich hätte ich ja nicht morgens schon das Verlangen nach Alkohol gehabt und Hochprozentiges hätte ich auch nicht gebraucht.

    Ich weiß, dass das nicht böse gemeint war. Das Gespräch war total angenehm und gut. Aber jetzt so im Nachhinein merke ich, wie sehr ich während des Gespräches in die Verteidigungshaltung gefallen bin. Und wie absurd es sich eigentlich anfühlt, dass man eine Sucht "verteidigen" möchte. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.

    Mir ist natürlich klar, dass es Abstufungen gibt. Es geht meistens immer noch ein bisschen weiter bergab. Ich hätte sicherlich an einem viel schlimmeren Punkt angelangen können. Trotzdem hat es mich gestört, dass für mein Gegenüber scheinbar nur die wirklich schlimmen Verläufe als Sucht gelten und problematisch sind. Ich habe dann auch relativ schnell gemerkt, wie sich leise Stimmen an den Tagen danach - ja selbst jetzt, wo ich darüber schreibe - bei mir melden, die hinterfragen, ob es denn nicht sein könne, dass diese Person recht hat.

    Das war eine echt seltsame Situation, die mich immer noch beschäftigt, mich aber glücklicherweise nicht nachhaltig negativ beeinflusst...

  • Hallo Tellerrand

    Vielleicht hat dein/e Gesprächspartner/in selbst ein Problem mit Alkohol oder eine verzerrte Wahrnehmung davon und aus diesem Grund deine konsumierte Alkoholmenge verharmlost.

    Guten Abend Gruß

  • Hallo Tellerrand,

    lass dich von deinem Suchtgedächtnis nicht täuschen. So schlimm war es doch gar nicht? Doch! Denk an deine nasse Zeit und das Elend mit dem Alkohol, dann wird es dir wieder einfallen.

    Man ist nicht Alkoholiker, wenn man eine bestimmte Schnapsart (Wein, Bier, Korn,...) trinkt oder eine bestimmte Menge (2 Gläser, eine Flasche,...), es gibt noch andere Kriterien. Das hast du für dich erkannt und die richtigen Schritte eingeleitet. Bleib dran!

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Tellerrand,

    das passiert manchmal, dass ein Gegenüber es gut meint und die Sucht verharmlost, weil Du Dich besser fühlen sollst (oder wie hier schon vermutet, dass ER sich besser fühlen will).

    Mich macht das wütend. Gute Reaktion wäre:

    „Stellst Du meine eigene Wahrnehmung in Frage??“

    Schon ist der Spieß wieder umgedreht.

    LG Cadda

  • Hi Leute,

    auch auf die Gefahr hin, dass ich hier vielleicht deswegen rausfliege...

    Ich hab gerade wieder eine Flasche getrunken...jedenfalls 80% davon....den Rest hab ich gerade weggeschüttet....

    Und ich hab gerade nicht mal nen guten Grund dafür. Es waren einfach stressige Tage an der Arbeit, über das Wochenende hinweg, und heute war ich wie ferngesteuert. Bin zum Getränkemarkt gefahren, hab die Flasche gekauft und dann einfach angefangen zu trinken.

    Fühlt sich richtig schlecht an.

  • Hallo Tellerrand,

    das hört sich ja nicht gut an. Du hast den Rest weggeschüttet. Hast du noch mehr Alkohol zu Hause? Dann solltest du ihn auch entsorgen. Steuer nicht die nächste Tankstelle für Nachschub an.

    Nun musst du erstmal wieder nüchtern werden. Dann geht es weiter. Wie kam es zum Rückfall? Hat dein Notfallkoffer nicht funktioniert? Was war los?

    Das geht nur nüchtern.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Tellerrand,

    warum ist erstmal egal. Du wolltest es. Sonst hättest du dich vor dem Trinken hier gemeldet.

    auch auf die Gefahr hin, dass ich hier vielleicht deswegen rausfliege...

    Das kommt ganz darauf an, was du nun machen möchtest.

    Melde dich jedoch erst mit einer Antwort, wenn du wieder nüchtern bist. Sonst macht der Austausch keinen Sinn. Solange lass ich deinen Thread noch im offenen Bereich.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hi,

    gestern habe ich mich gar nicht getraut, hier rein zu schauen. Musste mich erst mal wieder sortieren. Ich habe nach dem Wegschütten des Weins nichts weiter geholt oder getrunken. Alkohol habe ich sowieso nicht im Haus. Mein "Notfallkoffer" hat nicht funktioniert, weil ich gar keinen habe. Ich glaube auch, dass ich da viel zu naiv war. Ich dachte einfach, dass es funktioniert und ich es geschafft habe.

    Ich weiß nur noch, dass ich keine andere Möglichkeit gesehen habe, mich auf den Abend zu freuen als mit Alkohol. Ich war ganz alltäglich einkaufen und hab mir dann die Flasche in den Korb gelegt. Als Belohnung für all die stressigen Tage in letzter Zeit.

    Ich möchte nüchtern bleiben, keine Frage. Es klingt gerade aber so, als könnte ich mir selbst nicht mehr trauen, wenn ich sowas sage/schreibe. Beim Aufwachen vorhin dachte ich mir, dass es vielleicht doch besser ist, hier nicht nur so sporadisch reinzuschauen und vielleicht auch eine Gruppe in meiner Umgebung zu suchen, um da regelmäßig teilnehmen zu können...

  • Das kann ich nur empfehlen, sich einer realen Selbsthilfegruppe anzuschließen. Es ist was anderes, ob du hier schreibst oder ob du beim Reden in Gesichter sehen- und unmittelbare Reaktionen bemerken kannst. Das muss ja nicht für ewig sein aber für den Anfang, ist eine reale Selbsthilfegruppe sehr hilfreich - finde ich jedenfalls.

    Was mir auch geholfen hat, war dass ich Menschen, an denen mir was liegt und Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, über meine Alkoholkrankheit aufgeklärt habe. Das war wie so eine zusätzliche Hemmschwelle für mich, weil ich mich in Grund und Boden dafür geschämt hätte, wenn ich ihnen hätte gestehen müssen, dass ich wieder gesoffen habe.

    Nichts halte ich persönlich davon, dem Alkohol ständig und überall aus dem Weg gehen zu wollen. Irgendwann ist es so weit und plötzlich stehst du vor dem Alkregal oder dem Biergarten und spätestens dann, musst du dich entscheiden ... Niemand kann dem Alkohol sein ganzes Leben lang aus dem Weg gehen wenn er sich nicht einmauert oder so was in der Art, dann lieber drauf gefasst und vorbereitet sein und entschlossen vorbei wenn ich weiß was kommt - das ist jedenfalls meine Meinung und mit der bin ich jetzt über 9 Jahre "gut gefahren".

    Alles Gute und Kraft für deinen weiteren Weg.

  • Hallo Tellerrand,

    es ist gut, dass Du den Wein weggeschüttet hast und Dich wieder darauf konzentriert hast, weiter zu machen/nüchtern zu sein. Es kann natürlich hilfreich sein, eine Gruppe aufzusuchen. Es wäre allerdings auch schon hilfreich, wenn Du vielleicht im Vorwege Deine Sorgen oder Deine Gedanken hier äußerst. Ein Rückfall kündigt sich meistens gedanklich an. Das regelmäßige Lesen und Schreiben hier, das kann Dir auf jeden Fall helfen, VORHER zu handeln.

    LG Cadda

  • Hallo Tellerrand,

    Ich möchte nüchtern bleiben, keine Frage. Es klingt gerade aber so, als könnte ich mir selbst nicht mehr trauen,

    Für mich war das eine der wichtigsten Erkenntnis. Die Sucht kennt eben nur die nasse Sprache. Natürlich ist es auch gut sich so viel Hilfe zu holen wie möglich.

    Hatte ich auch gemacht. Aber ich wusste ja nicht welche Hilfe, die richtige für mich ist. Ich konnte mir ja nicht vertrauen. Hatte mir fälschlicherweise dann das herausgesucht, was mir am angenehmsten erschien. Und es kam, wie es kommen musste. Ein schwerer Rückfall, der fast tödlich geendet hatte und mein Tiefpunkt war erreicht.

    Nun hatte ich nochmals die Chance bekommen es anders zu machen. Also suchte ich mir etwas, was ich einfach nur nachahmen musste und baute es in mein Leben ein. Die Grundbausteine hier im Forum zusammengetragen von Langzeittrockene.

    Die mussten ja was richtig gemacht haben. Ich hatte dann auch aufgehört alles zu hinterfragen, ich habe einfach getan was ich tun musste. Umsetzen.


    Mache weiter, es lohnt sich. Auch was du heute nicht verstehst, das verstehst du mit der Dauer der Trockenheit.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Danke Cadda und Rattenschwanz für eure Beiträge...

    ...aber an dieser Stelle mag ich dir, Hartmut , ganz besonders danken. Und mein Danke mag jetzt ein wenig seltsam klingen, denn es beginnt damit, dass ich zugeben muss, mich in diesem (meinem) Thread davor gefürchtet zu haben, dass du schreibst. Denn deine Beiträge klangen hart....sehr hart. So wirkten sie jedenfalls auf mich, egal wie kurz sie waren. Es war nicht bloß eine Abneigung gegen diese Härte....irgendwie hab ich geahnt, dass du einen Grund dafür hast...dass das, was du sagst, trotz aller Härte, mit nur wenigen Worten, mir mein Problem so unglaublich viel bewusster macht. Und das mochte ich nicht. Das mag ich nicht mal jetzt, wo ich es schreibe:) Dein folgender Satz, hat mich sehr getroffen:

    [...] Du wolltest es. Sonst hättest du dich vor dem Trinken hier gemeldet. [...]

    Dieser Satz verfolgt mich seit ich ihn gelesen habe, aber auf eine gute Weise, auch wenn ich immer mal wieder mit mir kämpfe, wenn mein Suchthirn mir ihn als Quatsch verkaufen möchte.

    Und dann hast du deinen letzten Text hier geschrieben, der mich wirklich tief berührt hat:

    Danke Hartmut. Einfach nur Danke. Selbst wenn all mein Text gerade keinen Sinn ergibt, möchte ich, dass das hängen bleibt...Danke:)

  • hallo Tellerrand , es berührt mich sehr was du und alle anderen hier schreiben und möchte auch meine Erfahrung teilen .

    Ich habe wie Hartmut den einfachsten und angenehmsten weg gesucht mich der online Seelsorge mitgeteilt und gedacht es reicht all meine sorgen ganz anonym einfach von der Seele zu schreiben um eine Besserung herbeizuführen weil mich sonst niemand hört oder hören möchte .

    Also setzte ich mich abends nach der Arbeit , statt zu saufen, an meinen Rechner und schrieb mir alles was mich bewegt und bedrückt von der Seele bis mir die Augen fast zu vielen und ich die nötige bettscgwere endlich ohne alk hatte.

    Ein paar Tage hat es funktioniert...

    Dann kam der schwerste Absturz und ich habe selbst gemerkt ich bin kurz davor mich umzubringen ... Ich war so doll wie nie alkoholisiert weil ich alles was ich am gestellt habe einfach aus meinem Kopf verbannen wollte .... Schrecklich....

    Ich sah keinen ausweg ...

    Rief eine Freundin an und und erzählte ihr ich glaub ich sterbe gleich .... Das weiss ich natürlich nur noch aus Erzählungen...

    Sie kam , packte eine Tasche und brachte mich ins Krankenhaus. Völlig klar plötzlich habe ich gebeten das sie mich einweisen weil ich einfach keinen Ausweg sehe und angst habe mir etwas anzutun.

    Ich kam auf die geschlossene ( das war die Hölle) weil ich warten musste bis mein corona test durch war am nächsten Tag kam ich auf die Station wo ich dann 4.5 Wochen blieb um in Anschluss gleich eine Langzeittherapie zu machen . Die Zeit war nicht schön aber sie hat mich wachgerüttelt . Ich bin nicht froh darüber das alles so durchgemacht zu haben. Aber es war für mich der einzige richtige weg , die Menschen die so weit unten sind und keine Lebenserwartung mehr haben ( bitte versteht mich nicht falsch ) aber sie haben mir die Augen geöffnet. So möchte ich auf keinen Fall enden. Ich hättenes niemals allein geschafft.

    In der Klinik , vor der reha, hatte ich schon Kontakt zur suchtberatungsstelle die sich sofort im Anschluss bis heute um mein wohl kümmern . ich bin so unendlich dankbar das es solche Möglichkeiten der Hilfe gibt, wovir ich mich immer gesträubt habe. Aber ich nehme alles dankbar an, um ein für immer trockenes leben zu führen und das Herz meiner kleinen Tochter wieder zu gewinnen 💗 allein das hält mich jetzt aufrecht !

    Alles liebe wünsche ich und bleib stark es lohnt sich 🙏💗🌺

  • denn es beginnt damit, dass ich zugeben muss, mich in diesem (meinem) Thread davor gefürchtet zu haben, dass du schreibst.

    Nun weiß ich aus jahrelangen Erfahrungsaustausch, dass meine sehr direkte Art, nicht immer willkommen ist. Aber Angst davor braucht nun keiner zu haben. Wenn jemand es nicht möchte, sich dadurch gehemmt fühlt, dann reicht eine kurze Mitteilung und ich bleibe fern. Das mal für die Allgemeinheit.

    Nun zu dir. ;) Wie sieht es grade bei aus? Hast du schon ein Plan wie es nun weiter geht?

    Ein Rückfall ohne Aufarbeitung ebnet erfahrungsgemäß den Weg zum nächsten Rückfall.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich mag eine direkte Art sehr. Also alles gut:)

    Ich hatte nun 8 Tage frei und hab mich an die Nordsee auf eine kleine Hallig verzogen. Das wollte ich sowieso schon länger mal machen. Alkohol war da gar kein Thema, obwohl mir eine Weinflasche als Begrüßung in die Wohnung gestellt wurde...

    Die habe ich direkt mal den Vermietern zurückgebracht.

    Muss das alles erst mal verarbeiten. So ganz allein so viele Tage war schon ungewöhnlich und irgendwie auch hart. Viele Gedanken, kaum Medien, die mich ablenken. Es tat sehr sehr gut. Kann ich nur empfehlen.

    Ich glaube, ich habe das Problem Alkohol zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Mir fehlen da gerade auch die Worte, um zu beschreiben, was ich meine. Ich war "zu wenig bei mir". Das trifft es vielleicht am besten. Ich habe mir nicht so bewusst gemacht, was ich denk ganzen Tag mache, wie ich etwas mache und wann die Gedanken an Alkohol kommen...wie ich damit umgehen soll...usw.

    Irgendwie habe ich schon darüber nachgedacht, aber immer nur so auf eine lockere Art.

    Ach, vielleicht versteht man nun gar nicht so, was ich meine:) Mir geht es jedenfalls gut.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!