Mutter von zwei Kindern und einem Alkoholiker

  • Hallo

    Es fällt mir nicht leicht hier zu schreiben.

    Also ich bin 44 und seit 16 Jahren verheiratet. Wir haben zwei Kinder 10 und 13.

    wenn ich so darüber nachdenke hat alles vor 2-3 Jahren angefangen. Mein Mann schiebt sein Problem auf seinen Chef , der ehrlich gesagt tatsächlich ein Armleuchter ist ein richtig fieser. Aber ob es sich tatsächlich mit einem Jobwechsel ändert? Oder eher nicht? Er hat jetzt mit der Firma einen Aufhebungsvertrag gemacht, aber eigentlich wäre doch jetzt erst ein Entgiftung und Therapie sinnvoll und dann ein neuer Job?

    Im April sind mir eigentlich erst so richtig die Augen aufgegangen, das er ein ernsthaftes Problem mit Alkohol ( oder ohne) hat.

    Er trinkt erst abends aber dann heimlich im Keller oder wenn er mit den Hunden spazieren geht. Bier, Wein oder Wodka . Ich habe mittlerweile seine Verstecke gefunden.

    Nüchtern tut ihm alles leid aber betrunken, fängt er an mich sogar vor den Kindern zu beleidigen und anzuschreien.

    Ich bin ratlos. Warum ich mich mit einer Trennung u.a. schwer tue liegt auch an meinem Gesundheitszustand. Ich habe eine Autoimmunerkrankung, arthritis, Arthrose, etc…und die Kinder.

    Irgendwie ist es befreiend hier zu schreiben und der Text ist doch länger geworden wie ich dachte.

    Vielen Dank für die Aufnahme ins Forum und danke dass ich mich mal hier kurz verbal austoben kann.

    Liebe Grüße Jules

  • Hallo Jules,

    herzlich willkommen bei uns im Forum, in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    aber eigentlich wäre doch jetzt erst ein Entgiftung und Therapie sinnvoll und dann ein neuer Job?

    das stimmt schon, aber darauf hast du keinen Einfluß, solange er keine Krankheitseinsicht hat. Du kannst ihm nicht helfen.

    Ich habe mir auch einiges bieten lassen, und immer wieder an meine Kinder gedacht. Ich wollte etwas erhalten, was schon lange nicht mehr vorhanden war, die heile Welt.

    Meine Kinder haben das alles auch miterlebt, was du beschreibst.

    Wie reagieren sie darauf und was sagst du ihnen? Sei ehrlich zu ihnen, sie bekommen mehr mit, als du denkst.

    Mit einem nassen Alkoholiker zusammen zu leben kostet große Kraft, und die geht dir auch für deine Krankheit verloren.

    Was könnstest du für dich tun, damit es dir besser geht?

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,

    Dankeschön für deine Antwort . Die Kinder fragen schon nach warum der Papa im Moment so komisch ist. Es hat sich ja erst in den letzten zwei Monaten so zu gespitzt. Ich habe es erstmal, ich denke auch für mich selbst, mit der Kündigung erklärt. Ich versuche mit ihnen zu sprechen aber außer mir weiß keiner von diesem Problem.

    Seine Familie wohnt 600 km weit entfernt.

    Für mich selber, renne ich vom Arzt zur Physiotherapie und zurück zum nächsten Arzt…..aber ich bekomme demnächst neue Medikamente. Mein Problem ist auch , das er ja dann schon für die Mädels da ist wenn ich beim Arzt,Krankenhaus etc. bin.

    Für mich ist er schon länger nicht mehr da aber damit kann ich mittlerweile umgehen.

  • Hallo Jules,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Ich selbst bin mit einem alkoholkranken Vater aufgewachsen, bei ihm war die Krankheit allerdings schon vor der Ehe bekannt und sie trat in Schüben immer mal wieder auf, als ich noch ganz klein war.

    Ich hab das als Kind schon sehr früh mitbekommen. Er starb, als ich 15 Jahre alt war, bei einem selbstverschuldeten Autounfall.

    In den ersten Jahren erlebte ich meine Mutter noch stark, so ungefähr ab meinem 10. Lebensjahr nicht mehr, das Leben an seiner Seite hat sie aufgezehrt. Er war übrigens auch der, der das Geld verdient hat. Wenn er ausfiel, gerieten wir in Existenznöte.

    Ich bekam schon früh mit, wie es meiner Mutter ging. So ungefähr im Alter deiner Kinder vertraute sie mir ihre Sorgen an und ich habe sie danach oft vor meinem Vater beschützt, wenn der unter Alkoholeinfluss gewalttätig wurde.

    Ich war auch einmal bei den Al-Anon, Al-Ateen gab es dort damals nicht.

    Dass mir letztlich beide keine Sicherheit mehr boten, hat mir selbst nicht gut getan. Irgendwann habe ich - unbewusst - angefangen, die Verantwortung für meine Eltern zu übernehmen, eine Rolle, mit der ich natürlich überfordert war.

    Sie hätte ehrlich mit mir sein müssen, aber es hätte nicht dazu kommen dürfen, dass ICH für sie (und auch für ihn) Verantwortung übernehmen musste. (Meine kleinere Schwester hat das so nicht bemerkt, die war aber auch anders als ich und zog sich zurück, wenn’s Probleme gab. Ich war die an der Front.)

    Warum erzähle ich dir das? Morgenrot hat dir etwas ganz Wichtiges geschrieben:

    Mit einem nassen Alkoholiker zusammen zu leben kostet große Kraft, und die geht dir auch für deine Krankheit verloren.

    Was könnstest du für dich tun, damit es dir besser geht?

    Wenn er keine Krankheitseinsicht hat, kannst du diesbezüglich nichts tun.

    Was du aber tun kannst, ist für DICH zu sorgen. Und das ist für dich und auch für deine Kinder immens wichtig.

    Hast du Ideen, was du für dich tun könntest, damit es dir besser geht?

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    2 Mal editiert, zuletzt von AufderSuche (1. Juli 2021 um 09:00)

  • Vielen Dank AufderSuche,

    Ich stehe wohl noch sehr am Anfang, ich habe keine Ideen was ich für mich tun kann.

    Das die Situation meinen Kindern schadet sehe ich auch, bin mometan aber Ratlos was ich tun kann.

    Gestern habe ich mit meiner "großen" über das Verhalten ihres Vaters gesprochen, das sie das richtig Wahrnimmt und er zur Zeit unfähr und launisch ist. Ich möchte nicht das eigentlich gute Verhältnis zerstören aber andererseits meinen Kindern auch nicht das Gefühl geben mit Ihrer Einschätzung falsch zu liegen.

    Er hat ja Krankheitseinsicht und möchte etwas tun, er hat ja auch schon selbst einem Suchtberater vom Gesundheitsamt telefoniert und war mit mir zusammen bei unserer Hausärztin,aber ihm fehlt der letzte Schubs in die richtige Richtung.

    Ich habe auf Grund meiner Krankheiten momentan nicht die Kraft ihn zu schubsen, bzw. ich weiss nicht ob ich die Richtige bin.

    Sollte ich das Problem in der restlichen Familie kommunizieren damit er vor Konsequenzen gestellt wird oder macht das alles nur schlimmer?

    Liebe Grüße Jules

  • Hallo Jules,

    Du willst mit dem Arbeitgeber wegen des Aufhebungsvertrags reden.

    Du gehst mit ihm zur Hausärztin.

    Du willst ihm den letzten Schubs geben.

    Da liegt das Problem. Alles ist irgendwie mit in deiner Verantwortung resp. du siehst dich in dieser.

    & er?

    Für ihn läuft alles wie gehabt. Die Sorgen werden ihm abgenommen. Wozu also etwas ändern?

    Was die Kinder angeht: Die sehen den Zusammenhang sehr wohl, brauchen aber vor allem Bestätigung.

    Wenn ihnen die Sache schön geredet wird, zweifeln sie bloß an ihrer eigenen Wahrnehmung --> die nächste alkhoholvermurkste Generation.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Dante,

    nein ich habe nicht mit dem Arbeitgeber geredet, das ist anscheinend falsch rüber gekommen.

    Soll ich einfach nichts tun ? Kann man denn keinen Alkoholiker unterstützen?

    Bei der Hausärztin war ich nur mit um mich zu überzeugen das er dort ehrlich ist und nicht die hälfte verschweigt, war das falsch?

    Jetzt bin total verwirrt, ich dachte eigentlich das man schon da sein sollte aber nichts komplett übernehmen.....

    Anders ist natürlich bei den Kindern, mit denen rede ich natürlich, wie oben geschrieben aber ich weiß nicht wie ich das einer 10 Jährigen Kindgerecht beibringen soll....

  • Hallo Jules,

    ich hab volles Verständnis dafür, dass du unsicher bist. Und es ist auch völlig im Moment, noch nicht zu wissen, was du für dich tun kannst.

    Dafür hast du ja den ersten Schritt gemacht und dir hier Hilfe gesucht.

    Zu deiner letzten Frage: Das ist eine knifflige Situation und ich kenne sie selbst gut.

    Typisch für Alkoholikerfamilien ist, dass sie den Alkoholiker decken und somit letztlich bei der Aufrechterhaltung seiner Sucht ungewollt unterstützen.

    Insofern wäre also der Rat, ihn nicht mehr zu decken, um seine Krankheit nicht länger zu unterstützen.

    Auf der anderen Seite denkt und fühlt ein Alkoholiker, der eben nicht abstinent ist, anders und ist irgendwie fürchterlich empfindlich und leicht erregbar. Ich hab das auch bei mir selbst so erlebt, als ich noch regelmäßig getrunken habe. Seit ich abstinent bin, denke ich anders, sehr ich irgendwie klarer. Du selbst hast diesen merkwürdigen Zustand bei deinem Mann erlebt, der dich dann sogar in Gegenwart deiner Kinder beleidigt.

    Ich frage mal zurück: Könnte es DICH unterstützen, mit der restlichen Familie darüber zu sprechen? Wie sind die so drauf? Schlagen die sich eher auf seine Seite und suchen womöglich noch die Schuld bei dir oder sind das mögliche Ressourcen für dich/ Unterstützer?

    Dich beschäftigt der Gedanke, ob du das gute Verhältnis zwischen deiner Großen und ihrem Vater zerstören könntest. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Einsicht in das Krankheitsbild eines Alkoholikers das gute Verhältnis zwischen Tochter und Vater ernsthaft gefährden könnte. Ich denke, dass es eher helfen kann, ein gewisses Verhalten des Vaters besser einschätzen zu können. Alkoholismus ist eine ziemlich vielschichtige Krankheit. Diesbezüglich könnte es sehr hilfreich sein, wenn du dich mehr in die Thematik einliest. Und auch in die Problematik „Co-Abhängigkeit“.

    „Schubsen“ musst du deinen Mann nicht, die Erkenntnis, dass er was tun muss, muss aus ihm kommen. Man hört in diesem Zusammenhang häufig von „persönlichem Tiefpunkt“. Meiner kam, als mir mehr und mehr klar wurde, dass ich die Kontrolle über meinen Konsum verlor. Da meldete ich mich in einem Alkoholiker-Forum an und das, was ich dort zu hören bzw. zu lesen bekam, führte mir vor Augen, worauf ich zusteuere. Da ich mich schon länger selbst beobachtet hatte, wurde mir klar, dass „kontrolliertes Trinken“ bei mir nicht funktioniert und dass es für mich keine Alternative zur dauerhaften Abstinenz gibt.

    Und nun die Frage, was du für dich tun kannst: Fang erstmal gar nicht mit was Großem an, wenn du darüber nachdenkst, sondern beginne mit etwas Kleinem. So habe ich auch mal angefangen (ich leide an Depressionen und an MS). Was tut DIR gut?

    Kleiner Tipp: Als ich angefangen habe, kam auch erstmal gar nichts und dann bei einem Spaziergang kam mir die erste Idee. Abgesehen von dem Spaziergang war das ein warmes Körnerkissen.

    Das klingt erstmal wenig, aber es geht dabei um das Bewusstsein, in sich hineinzuhorchen und zu fühlen. Weiteres ergibt sich meiner Erfahrung nach nach und nach von selbst.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

  • Jetzt bin total verwirrt, ich dachte eigentlich das man schon da sein sollte aber nichts komplett übernehmen.....

    Das ist eine Problematik bei der Co-Abhängigkeit. Co-Abhängige sind für den Partner da und verlieren zusehends die eigenen Bedürfnisse aus dem Blick.

    Deshalb der Rat an dich, für DICH und für deine Kinder zu sorgen.

    Dante hat da mal was zusammengefasst. Wenn du das so zusammengefasst liest, erkennst du eventuell, was Co-Abhängige häufig machen. Sie übernehmen die Verantwortung. Der Abhängige lässt machen - und macht dann häufig sein eigenes Ding.

  • Anders ist natürlich bei den Kindern, mit denen rede ich natürlich, wie oben geschrieben aber ich weiß nicht wie ich das einer 10 Jährigen Kindgerecht beibringen soll....

    Diesbezüglich könnte dir eventuell eine Beratungsstelle weiterhelfen.

    Auch eine Selbsthilfegruppe vor Ort könnte ggf. hilfreich sein.

    Vielleicht gibt es inzwischen schon gutes Material auf dem Buchmarkt? Könnte ich mir vorstellen, bin damit jedoch nicht vertraut.

  • Hallo Jules!

    Herzlich willkommen hier im hilfreichen Forum, ich bin auch Angehörige allerdings nicht mehr co-abhängig.

    Soll ich einfach nichts tun ? Kann man denn keinen Alkoholiker unterstützen?

    Bei der Hausärztin war ich nur mit um mich zu überzeugen das er dort ehrlich ist und nicht die hälfte verschweigt, war das falsch?

    Jetzt bin total verwirrt, ich dachte eigentlich das man schon da sein sollte aber nichts komplett übernehmen.....

    Das ist etwas schwierigdie Grenze zu erkennen aber auf keinen Fall sollst du für ihn machen das muß er selbst tun. Wenn er keine Einsicht zeigt kannst du noch so viel machen es wird nichts bringen. Wenn du Angst hast daß er bei der Hausärztin nicht ehrlich ist hat er sein Problem noch nicht erkannt bzw. nicht soweit erkannt daß er etwas ändern möchte.

    Es ist immer schwierig wenn Kinder involviert sind aber ich denke ihnen zu sagen daß ihr Vater an einer Krankheit leidet wäre offen. So klein daß sie das nicht verstehen können sind sie nicht mehr. Auch daß es bei dieser Krankheit zu zeitweiligen Veränderungen (Aussetzern) kommen kann verstehen sie bestimmt.

    Meinen Kindern gegenüber habe ich immer versucht zu vertuschen und alles schön zu reden. Ich würde heute anders handeln denn Ich mußte mir oft die Frage gefallen lassen warum ich ihn nicht viel früher verlassen habe. Wir haben uns aber ausgesprochen und unseren inneren Frieden gefunden, es ist auch schon lange her.

    Richte den Fokus vor allen Dingen auf dich und dein Wohlbefinden unabhängig von deinem trinkenden Ehemann. Vielleicht mal für ein paar Stunden etwas mit deinen Töchtern zu unternehmen wäre doch ein kleiner Anfang, einfach mal raus aus dem belastenden Umfeld um etwas durchzuatmen.

    Leider bist du gegenüber deinem Ehemann und seiner Sucht machtlos wenn er keine Einsicht gewinnt.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Vielen dank für vielen Antworten.

    Vieles ist mir noch nicht klar aber eine Sache habe ich noch nicht verstanden. Kann bzw. darf man einen Alkoholiker unterstützen sich Hilfe zu suchen oder sollte man nichts machen und ihn dann alleine lassen?

    Also ich meine mit ihm zusammen nach geeigneten Angeboten schauen oder ein Ultimatum stellen und das ganze dann durchziehen. Kann man Alkoholikern helfen oder besser alleine lassen? Natürlich vorausgesetzt das eine Einsicht vorhanden ist.

    Es ist wirklich schwer und eine sch…. Krankheit!

    LG Jules

  • Hallo Jules!

    Ich kann dir erzählen wie ich vorgegangen bin. Nachdem mein Mann mit Alkoholvergiftung auf der Intensivstation gelandet ist habe ich ihm als er wieder nüchtern war gesagt:"Entweder du unternimmst jetzt etwas gegen deine Sucht, ich gebe dir ein halbes Jahr danach bin ich weg"! Er hat sich zum ersten Mal einsichtig gezeigt und eine ambulante Therapie angefangen. Ein paar Wochen ging es gut dann hat er wieder getrunken. Ich habe mich nach dem halben Jahr von ihm getrennt weil ich einfach nicht mehr konnte. Selbst wenn er danach trocken geworden wäre wäre ich nicht mehr zurückgegangen.

    Viele Jahre habe ich mich bemüht, im Guten und im Bösen, gemacht hat er nichts. Manchmal versprach er mir aufzuhören, manchmal meinte er auch er hätte kein Problem mit dem Alkohol und wurde frech zu mir. Er hat dann mir für die Schuld gegeben daß er trinkt und lauter solche Sachen.

    Das Problem ist daß sich viele Süchtige einsichtig zeigen um die Partnerin ruhig zu stellen. Ich meine du hast doch schon genug getan, jetzt ist er an der Reihe und muß etwas davon umsetzen, er kennt den Weg ja. Wenn er ihn nicht von sich aus geht bist du machtlos und kannst noch so lange reden und helfen wollen.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

    Einmal editiert, zuletzt von Speranza (1. Juli 2021 um 15:30)

  • Hallo Jules,

    ich drehe deine Frage mal etwas um bzw. ändere die Denkrichtung:

    Was hindert deinen Mann denn deiner Ansicht nach nun noch, endlich tätig zu werden?

    Er hat selbst mit einem Suchtberater vom Gesundheitsamt telefoniert.

    - Ich frage mich, ob er das aus eigenem Antrieb getan hat oder weil du entsprechend Druck gemacht hast.

    Er war zusammen mit dir bei eurer Hausärztin.

    - Auch ich stelle ich mir die Frage nach dem Antrieb.

    Wenn dein Mann, wie du sagst, Krankheitseinsicht hat, warum legt er dann nicht los?

    Mir scheint, dass du nun für ihn Verantwortung übernehmen willst. Stichwort „Co-Abhängigkeit“.

    Natürlich könnt ihr miteinander reden und, wenn er dich fragt, ob er das oder das tun soll, kannst du mit ihm darüber beraten und in seiner Entscheidungsfindung unterstützen, aber er ist ein erwachsener Mensch, der selbst die Verantwortung übernehmen muss. Er muss das wirklich wollen, das kannst du ihm nicht abnehmen.

    Wenn du ihm ein Ultimatum setzen willst, musst du bereit sein, das auch wirklich durchzuziehen, sondern wird das so ein Spielchen, bei dem er den Bogen schnell raus hat.

    Wenn du ihm ein Ultimatum setzt, sollte es nicht darum gehen, ihn zu etwas zu zwingen, was du willst, - passiert auch, geht aber meist schief, weil der Abhängige nicht hinter seiner Abstinenz steht und deshalb irgendwann rückfällig wird - , sondern es sollte um DICH gehen, die die Zustände nicht mehr länger aushält und deshalb geht.


    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Liebe Jules,

    ich kenne die Seite der Co-Abhängigen und Angehörigen nicht. Ich möchte dir aber kurz als Alkoholikerin schreiben.

    Wenn dein Mann keine Einsicht hat und nicht von sich aus abstinent leben möchte, kannst du gar nichts tun. Da hilft auch kein Schubs und es helfen keine Gespräche. Auch eine Therapie funktioniert nur, wenn der Betroffene auch wirklich mit dem Trinken aufhören will.

    Aber wenn er ernsthaft aufhören möchte, kannst du ihn meiner Meinung nach schon unterstützen. Ich war damals einfach überfordert. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, wo zur Beratung, welche Therapie usw. Da war ich froh, dass mein Mann mir geholfen hat. Seine Meinung war mir wichtig und er hat mir auch die Angst vor den nächsten Schritten nehmen können, mir Hoffnung gegeben und mich getröstet; mir gesagt, dass wir es gemeinsam schaffen. Aber da war es schon meine feste Überzeugung, dass ich mit dem Trinken aufhören will!

    Wenn von ihm nur leere Versprechungen kommen, lass es. Dann kannst du dich nur um dich selbst und deine Kinder kümmern und für deinen Mann nichts tun. Nutze deine Kraft und Energie für dich, vor allem da du selbst gesundheitlich zu tun hast.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Ansichten kann man schnell ändern.

    Verhaltensweisen zu ändern ist im Vergleich dazu sehr schwer.

    Du kannst deinem Mann goldene Brücken bauen. Aber überschreiten muss er sie selber.

    Es macht keinen Sinn, ihn hinüber zu tragen.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Danke Seeblick,

    für deine offenen Worte. Jetzt glaube ich, habe ich verstanden, dass wenn er trocken werden möchte, ich tatsächlich Unterstützung geben kann. Allerdings muss er wollen, dass ist klar. Ich möchte auch keine „goldenen Brücken“ für ihn bauen! Lediglich unterstützen wenn die Hilfe gewünscht bzw. gebraucht wird.

    Ich denke ein persönliches Ultimatum für mich selbst zu setzen bis wann er von sich aus aktiv werden muss, ist sinnvoll.

  • Hallo aufderSuche,

    Es ist schwierig und so ganz habe ich mich nicht gesehen( oder willmich nicht sehen?) und ich habe mich wahrscheinlich irgendwie missverständlich ausgedrückt.

    Er hat sich selbst diesen Typ vom Gesundheitsamt rausgesucht, ca. 5 Anrufe um die richtige Nummer zu bekommen, dann eine Art Fragebogen bei dem er unbequeme Fragen beantworten musste und zum Schluss einen Skype Termin. Während dieser Zeit war ich in Reha, also kein großer Druck von mir.

    Warum er nicht loslegt, war auch eine Frage von dir. Vielleicht sind es Ausreden aber er musste am Mittwoch seinen aufhebungsvertrag nach 12 Jahren unterschreiben, gestern und heute Übergabe in der Firma und dann ist es rum. Ich glaube es ist zu viel verlangt, in dieser Zeit von ihm auch noch zu verlangen loszulegen. Ab Morgen werde ich sehen ob er wirklich Einsicht hat und etwas tun möchte.

    Ziemlich sicher habe ich vor allem in Bezug auf meine Kinder, sehr viel Verantwortung von ihm übernommen und ihn gedeckt.

    Es ist halt alles Mist!

    Wie schon geschrieben hatte denke ich das ich mir selbst ein Ultimatum setzten sollte, bis er Einsicht hat.

    Denn bei einer Sache haben hier alle Recht, man geht sonst selbst drauf und das geht nicht, schon gar nicht mit Kindern.

    LG Jules

  • Wenn du dich näher austauschen möchtest, kannst du dich oben im Dashboard für den Zugang zum offenen Bereich bewerben. Für den Zugang zum offenen Bereich musst du von einem der Moderatoren freigeschaltet werden.

    Der Vorstellungsbereich dient der ersten Vorstellung.

    Steht alles im Dashboard.

    Viele Grüße

    AufderSuche

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