Lust for Life - Ich fange jetzt mal an zu leben

  • So, da bin ich mal wieder :). Ein halbes Jahr ist jetzt geschafft, sogar ein bisschen mehr noch und das ist schon eine richtig tolle Sache. Auch wenn ich hier nicht viel schreibe, gibt es immer Momente wo ich mir Gedanken mache und die dann in meinem Kopf als Beiträge hier formuliere, das hilft tatsächlich, auch wenn nicht viel davon hier landet.

    Überhaupt muss ich sagen: Am meisten hilft es mir, mir immer wieder Gedanken zu machen, auch wenn es an manchen Tagen nur eine Viertelstunde ist. Dieses bewusste "in-sich-gehen" und bei absoluter Stille zu reflektieren was war, was ist und was sein soll, das hilft wirklich schon ungemein weiter. Beten ist auch gut, aber das ist nicht jedermanns Sache.

    Ich möchte einmal kurz erklären, warum von mir hier erstmal leider nicht viel Beteiligung zu erwarten ist. Das klingt vielleicht ein bisschen Egoistisch, aber in erster Linie bin ich hier angemeldet, weil ich selbst ein Alkoholproblem habe (Alkoholiker bin). Dieses Problem nachhaltig zu lösen, also gar nicht mehr zu trinken, dafür bin ich hier und da nutze ich auch gerne alle Mittel, die mir dabei helfen. Mich jedoch auch noch mit den Alkoholproblemen von anderen zu beschäftigen, auf eine Art und Weise wo ich mich dann auch Emotional involviert fühle eventuell, das ist mir nichts im Moment. Da fühle ich mich auch selbst noch nicht sicher genug.

    Immer wieder gibt es noch Momente, wo mich wie aus dem Nichts ganz unangenehme Erinnerungen überraschen. Also Erinnerungen an ganz und gar versoffene Zeiten und natürlich all die Peinlichkeiten, die damit so einher gegangen ist. Das kann ganz schön belastend sein manchmal und ich habe in meinen Gedanken eine Art Trennstrich gezogen, also ich nehme da eine gewisse Zeitperiode meines Lebens, wo ich immer nur besoffen war und klammere sie gedanklich aus. Wenn ich jetzt an diese Zeit denke, sage ich dann: Ok, das war mal, aber heute ist's ja ganz anders und diese Zeit kannst du gleich wieder vergessen. So suhle ich mich schon mal nicht im Selbstmitleid, was für ein schlimmer Säufer ich mal war :).

    Ich werd jetzt mal weitermachen mit meinem neuen Alltag, der wirklich toll und zufriedenstellend ist: Keine Kater mehr, keine Magenschmerzen, immer guten Appetit und klare Gedanken. Ich kann auch endlich wieder zufriedenstellend komplexe Zusammenhänge erfassen, das hat wirklich eine ganze Weile gedauert, aber das Hirn macht wieder, was es soll :).

    Ich hoffe euch geht es auch gut? Ist ja auch bald wieder Frühling...

    Tough times don't last, tough people do

  • Hallo

    erstmal Gratulation zum ersten halben Jahr.

    Mich jedoch auch noch mit den Alkoholproblemen von anderen zu beschäftigen, auf eine Art und Weise wo ich mich dann auch Emotional involviert fühle eventuell, das ist mir nichts im Moment.

    Das ist nicht egoistisch, da du nur für dich selbst verantwortlich bist. Keiner kann für den anderen trocken werden. Weiter so.

    Wenn ich mich mit Alkoholprobleme andere beschäftige, schaue ich dabei immer wieder in den Spiegel und helfe mir selbst dabei. Solange ich mir nicht Probleme anderer, zu meinen mache.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Das ist nicht egoistisch, da du nur für doch selbst verantwortlich bist.

    Dankeschön Hartmut, auch für die freundliche Gratulation :).

    Du hast natürlich absolut recht, ich mache mir manchmal einfach zu viele Gedanken und darüber verliere ich dann das Wesentliche aus den Augen.

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  • Herzlichen Glückwunsch zu sechs Monaten, LfL ... Irgendjemand kam mir neulich mit Statistik, und die besagt, daß in den zweiten sechs Monaten einiges schiefgehen kann ...

    Mein Engagement hier ist im Moment auch weniger geworden. Ich sehe es genauso wie Du: Ich bin für mich hier, nur für mich. Wenn ich andere mal trösten oder ihnen etwas Sinnvolles schreiben kann, dann freut mich das natürlich, aber in erster Linie geht es für mich darum, nicht mehr zu trinken. Wenn Du das Gefühl hast, es hilft Dir nicht, Dich in die Probleme hunderter anderer Menschen zu vertiefen, dann tue es nicht, das hat nichts mit Egoismus zu tun. Es geht ja letztlich nur um Deinen Schutz.

    Aber ich persönlich habe mir vorgenommen, diesem Forum in irgendeiner Form treu zu bleiben, egal, ob es mir gerade gut oder schlecht geht. Ich denke da immer an Stephen King, der seit 30 Jahren zu seiner AA-Gruppe geht. Der Mann wird wissen, was er da tut. Das eigene Alkoholproblem zu ignorieren oder gedanklich ganz auszublenden, ist zwar verlockend, kann aber schon wieder eine Rückfallgefahr darstellen.

  • Das eigene Alkoholproblem zu ignorieren oder gedanklich ganz auszublenden, ist zwar verlockend, kann aber schon wieder eine Rückfallgefahr darstellen.

    Ich denke auch, dass dies sehr wichtig ist: Deshalb auch immer wieder damit beschäftigen. Eigentlich ist Alkohol ohnehin unnötig und auch ein "kontrolliertes Trinken" würde niemanden weiterbringen. Ist ohnehin schon ein sehr absurder Wunsch, wenn man das mit etwas Abstand betrachtet..

    Dem Forum möchte ich auch treu bleiben, das ist ganz sicher und ich finde es schön, dass du Stephen King erwähnst: Ich habe seine Autobiographie einige Male gelesen. Der Vergleich denn er dort macht, mit einem Mann, der auf einem brennenden Häuserdach steht und den Rettern zuruft, sie sollen bitte noch einen Moment warten mit der Rettung, weil er noch darüber nachdenken muss, ob er gerettet werden möchte, ist schon ganz gelungen :).

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  • Irgendjemand kam mir neulich mit Statistik, und die besagt, daß in den zweiten sechs Monaten einiges schiefgehen kann ...

    Das glaube ich gerne. Ich habe mich einmal mit der Statistik beschäftigt, das war ganz am Anfang und das hat seine Gründe, wenn ich lieber schreibe: "Die sieht nicht gut aus :)". Also das in absoluten Zahlen ausgedrückt zu sehen, das kann schon belastend sein.

    Ich merke schon, dass es schwerer werden könnte, weil sich jetzt ja schon trockene Routinen gefestigt haben: Wer sagst mir, dass ich die im Sommer nicht noch einmal in Frage stelle? Kann jeden Tag passieren, gestern sprach mich ein stinkbesoffener Jugendlicher an auf der Straße: Früher hätte ich erstmal ein Bier mit dem getrunken. Jetzt kommt es natürlich gar nicht mehr in Frage, aber einmal eine schlechte Entscheidung treffen reicht ja schon und der schöne Faden hier wäre erstmal weg :).

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  • Tag 218 (mittlerweile lasse ich das auch vom Internet ausrechnen und zähle nicht mehr :wink: )

    "Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden." - Matthäus 7,13 bis 14

    Das sind doch einmal Worte aus der Bibel, da denke ich, kann man ganz unabhängig vom Glauben eine Parallele zur Situation des Alkoholikers finden. Denn zum einen muss ich feststellen, dass ich mittlerweile hier im Forum leider öfters das bestätigt finde, was die Statistiken sagen, nämlich dass sehr viele es nicht schaffen trocken zu werden und zum anderen kann man sich wohl leicht darauf einigen, dass der Weg des nassen Alkoholikers ins Verderben führt. Die häuftigste Umschreibung des Lebensendes eines nassen Alkoholikers ist die des "elendigen Verreckens". Ein hartes Wort ist das und doch so treffend, wie will man das nennen, wenn nicht - Verderben?

    Wir aber wollen nicht verderben und ich bin sehr froh über jeden, der das schafft und loskommt von der Sucht. Ich stelle fest, dass mein Weg seine Besonderheiten hat, gehe aber auch davon aus, dass selbstverständlich jeder Weg seine Besonderheiten hat. Meine ist es eben nun einmal, und das spüre ich in diesem Moment ganz deutlich, dass der Herr mich zu sich gerufen hat. Ich sage euch liebe Leute, hätte ich den Glauben nicht gefunden, ich würde heute wieder trinken, da hätte alles nichts geholfen: Die Ratschläge nicht, die Selbsthilfegruppen nicht und auch die abschreckenden Beispiele nicht. Ich kenne mich ganz gut und spätestens jetzt, mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine hätte ich das als Vorwand benutzt um wieder zur Flasche zu greifen. Die Frage nach dem "Warum" erübrigt sich, da eine solche Entscheidung einfach nicht rational sind.

    Ich habe es jedoch nicht getan und ich werde es auch weiterhin nicht tun. Wie könnte ich es dem Herrn so schlecht vergelten, wo er mir doch Gnade gewährt hat, wo ich es am wenigsten erwartet hätte? Auch euch hier im Forum würde ich es schlecht danken, wenn ich trotz eures Einsatzes und eures Vorbildes all das, was ich mir nun aufgebaut habe, mit einer bloßen schlechten Handlung zunichte machen würde.

    Ich hoffe diese Worte können ein wenig inspirieren. Es fällt mir noch etwas schwer, über meinen Glauben zu schreiben, denn ich wollte nie etwas mit Religion zu tun haben, sondern habe sie lieber verächtlich gemacht: "Opium für das gemein Volk", nicht wahr?

    Ich möchte mit Kant enden: "Ich kann, weil ich will, was ich muss."

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  • Ich hoffe diese Worte können ein wenig inspirieren

    Nein, mich nicht.

    Ich sage euch liebe Leute, hätte ich den Glauben nicht gefunden, ich würde heute wieder trinken

    Wenn es Dich clean hält, machst Du für Dich alles richtig.


    spätestens jetzt, mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine hätte ich das als Vorwand benutzt um wieder zur Flasche zu greifen

    Daran habe ich nicht einmal ansatzweise gedacht.

    Kurze Frage: Bist Du in die Fänge einer Sekte wie den Zeugen Jehovas geraten?

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Kurze Frage: Bist Du in die Fänge einer Sekte wie den Zeugen Jehovas geraten?

    Nu reichts mir aber! Lange genug habe ich hier derartige Beiträge von C.F. gelesen und immer meinen Mund gehalten, des Friedens Willens. Aber ich verbitte mir solche Unterstellungen in Bezug auf an Gott Glaubende!!!

    und schon mal vorweg, du kannst darauf gerne loszetern, ich werde deine Beiträge dazu nicht lesen und auch nicht kommentieren. Wie war das noch, jedem das seine? Ach ne, darf man ja nicht sagen...

    Liebe Lust for life,

    es freut mich so sehr, dass du durch unseren Schöpfer Kraft und Liebe und Geduld erfahren kannst und daraus natürlich auch alles schöpfen kannst, deinen trockenen Weg weiter zu gehen. Wir konnten und können die Gnade Gottes erfahren, sie kann in uns wirken, weil wir in einem bestimmten Moment Gott erfahren haben und dieses auch zugelassen haben. Jedem wird diese Gnade zuteil, es kann sie nur nicht jeder sehen oder fühlen oder annehmen. Dafür bete ich jeden Tag, dass jeder Mensch dieses erfahren darf. Denn nur dann fängt auch wirklich ein Leben in Fülle an. Das kann ich so sagen und das meine ich sehr ernst, denn ich konnte über 30 Jahre auch nicht glauben, bis ich diesen einen Moment erlebt habe, und seitdem ist Gott bei mir und in mir und ich fühle mich bei ihm geborgen. Und seitdem weiß ich, dass alles vorher (obwohl ich glaubte, alles wäre super, ich brauche doch keinen Gott, was sind das bloß für Menschen die an sowas glauben) nicht annähernd das war, was ich jetzt habe, was ich jetzt leben und fühlen darf. Dafür bin ich jeden Tag so dankbar und wir beten auch jeden Abend mit unserem kleinen Sonnenschein zur Nacht; und danken für jeden einzelnen Tag und für alles was wir haben.

    Und die Bibel ist ein höchst aktuelles Werk, welches auch nie an Aktualität verlieren wird. Wenn du darin liest, wirst du immer auch Hilfe im Jetzt haben. Die Worte sind über 2000 Jahre alt, der geschichtliche, kulturelle, gesellschaftliche Hintergrund auch, dieses muss natürlich berücksichtigt werden (dafür gibt es hervorragende Exegese, wenn man Hilfe braucht), aber der Inhalt ist kein veralteter Unsinn.

    Und nein, ich gehöre auch keiner Sekte an, lediglich einer christlich anerkannten Kirche, wohl sogar der größten christlichen Kirche dieser Erde.

    Geh weiter deinen Weg mit Gott, und lass dich nicht von Menschen abschrecken, die nicht glauben; du brauchst dich nicht verstecken. Wir dürfen glauben!!!

    Alles gute für deine trockene Zukunft!

    Lieben Gruß,

    Blume

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    You can´t connect the dots looking forward. You can only connect them looking backwards.

    Steve Jobs

  • Dieser Psalm ist für mich einer der wichtigsten, er trägt mich durch alle Lebenslagen. Ich liebe ihn…

    Der Herr ist mein Hirte,

    nichts wird mir fehlen.

    Er lässt mich lagern auf grünen Auen

    und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

    Er stillt mein Verlangen;

    er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.

    Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,

    ich fürchte kein Unheil;

    denn du bist bei mir,

    dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.

    Du deckst mir den Tisch

    vor den Augen meiner Feinde.

    Du salbst mein Haupt mit Öl,

    du füllst mir reichlich den Becher.

    Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang

    und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.

    Lieben Gruß,

    Blume

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    You can´t connect the dots looking forward. You can only connect them looking backwards.

    Steve Jobs

  • Liebe Blume,

    Ich danke dir recht herzlich, für deine aufbauenden Worte. Ich möchte gar nicht mehr viel schreiben heute, das kommt noch, aber gerade dieser Psalm, der ist wundervoll. Ich habe ihn vor mir aufgeschlagen, wenn auch in einer anderen Übersetzung, aber das ist nebensächlich. Es tut gut zu wissen, dass ich nicht der einzige hier bin, der an Gott glaubt.

    Tough times don't last, tough people do

  • Hallo Lust for Live

    wenn es dir hilft dadurch einen Glauben gefunden zu haben und du dadurch trocken bleibst. Ist alles ok.

    Ich behandle jedoch die Sucht unabhängig davon, denn es sind auch Gefahren dabei.

    t. Ich sage euch liebe Leute, hätte ich den Glauben nicht gefunden, ich würde heute wieder trinken, da hätte alles nichts geholfen:

    Im Umkehrschluss würde es bedeuten. Wenn du deinen Glauben verlierst, säufst du wieder. Oder? Nur mal zum Nachdenken.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Im Umkehrschluss würde es bedeuten. Wenn du deinen Glauben verlierst, säufst du wieder. Oder? Nur mal zum Nachdenken.

    Das ist doch einmal eine gute Frage Hartmut und ich möchte sagen: Für so sicher halte ich das nicht. Diese Worte von mir, die du zitiert hast, die sind tatsächlich sehr konkret auf die momentane zeitliche Situation bezogen. Ich verspüre in den letzten Tagen, aus welchen Gründen auch immer, öfters mal einen Saufdruck der recht stark ist und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesem im Moment nachgegeben hätte, ohne den Glauben. Allerdings verstehe ich die Natur meiner Sucht mittlerweile etwas besser und so weiß ich auch, dass diese Phasen wieder abklingen, wenn man nicht nachgibt und stark bleibt.

    Ich möchte allgemein ungern Spekulationen darüber anstellen, was wäre wenn, auch wenn beim Lichte des Tages betrachtet meine Formulierung wohl genau das tut. Ich muss einfach feststellen, dass meine Abstinenz auch nach etwas über einem halben Jahr doch noch ein sehr zartes Pflänzchen ist und mehr Unterstützung braucht, als ich erwartet hätte. Wenn diese momentan auch aus der Bibel kommt, dann ist das gut und ich bin zufrieden. Es ist nun nur folgerichtig für mich, mich mal wieder weiter umzusehen, ob ich vielleicht noch eine Selbsthilfegruppe finde, die einen eher religiösen Hintergrund hat. Dieser hier möchte ich trotzdem treu bleiben, denn hier hat ja alles seinen Anfang genommen.

    Tough times don't last, tough people do

  • Hallo Lust for Live

    alles gut und richtig gemacht. Alles, was Saufdruck mindert, ist Selbstschutz. Solange es Unterstützung ist und nicht zur Bedingung wird.

    Ich habe von Anfang meines jetzigen Weges bedingungslos kapituliert. Heißt, niemand anderes ist verantwortlich für mich. Keine SHG, kein Glauben , Familie, Freunde und so weiter. Ich mache meine Abhängigkeit nur von mir selbst abhängig.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • So, nachdem wir das mit der Religion nun aus dem Weg haben, irgendwie musste ich es einbringen, weil es nun mal Teil meines Weges ist, können wir uns wieder anderen Dingen widmen. Danke nochmal an Blume, die hier die Grundlagen unserer "Sekte" sehr klar dargelegt hat. Auf von mir als grobe Unhöflichkeiten empfundene Bemerkungen möchte ich im übrigen, nach reiflicher Überlegung, einfach nicht weiter eingehen.

    Heute solle es um zwei Glaß Wasser gehen, mit denen angestoßen wurde und zwar von mir und einem sehr guten Freund. Dieser Freund ist ein ganz besonders wichtiger Mensch für mich, denn ich bin mit ihm seit mehr als 10 Jahren befreundet und wir haben wirklich viel miteinander durchgemacht. Klar waren wir dabei eben leider auch Saufkumpanen und ich habe mir von Anfang meines Weges hier klar gemacht, dass ich diese Freundschaft in Hinblick darauf noch einmal ganz deutlich hinterfragen muss. Was ich meine ist: Hätte ich feststellen müssen, dass diese unsere Freundschaft in erster Linie durch den gemeinsamen Alkoholkonsum am Leben erhalten wird, hätte ich sie beendet. Zum Glück ist das nicht so.

    Dieser Freund trinkt noch Alkohol und ich gehe davon aus, dass er irgendwann damit wird aufhören müssen, aber das soll erst mal keine Rolle spielen, denn er weiß von meinem trockenen Neuanfang und respektiert diesen auch völlig. Wir sehen uns nicht allzu oft, da wir mittlerweile in verschiedenen Städten leben, aber vor ein paar Tagen war es mal wieder so weit.

    Auf den Alkohol hat er an diesem Abend verzichtet, etwas anderes wäre von meiner Seite aus auch nicht vorstellbar und klar habe ich mich gefragt: "Wie wird das werden? Geht das überhaupt ohne zu saufen?". Ja, es geht. Wir taten tatsächlich auch nichts, was wir sonst nicht auch getan hätten, also in erster Linie unterhalten und was man halt so macht. Am Ende des Abends spielten wir dann ein paar Runden Karten, das ist eine alte Tradition und während dieses Kartenspiels stießen wir dann eben an, mit besagten zwei Glaß Wasser.

    Ich weiß nicht warum, aber diesen Moment fand ich besonders ergreifend, denn das hätte mir noch vor einem Jahr niemand erzählen können. Das ich mit diesem Menschen mal mit Wasser anstoße (absurde Idee, hätte ich gesagt) und dabei auch noch vollkommen zufrieden und mit mir selbst im reinen bin.

    Ich glaube, dass ich mittlerweile aus dem gröbsten raus bin, ich weiß aber auch, dass ich mir keine Fahrlässigkeiten erlauben kann. So etwas wie "mal ein Alkoholfreies Bier" werdet ihr hier ganz sicher nie lesen, schon weil mir jedes Bedürfniss danach fehlt. Ich brauche kein Substitut sondern was ich brauche, will und möchte, ist im Idealfall einfach überhaupt nichts mehr mit Alkohol zu tun haben. Das könnte schwierig werden, da ich momentan mit einem Kollegen ein paar Songs aufnehme und ich auf kurz oder lang also auch wieder Konzerte spielen werde und die finden nun mal leider häufig an Orten statt, wo getrunken wird. Da muss ich mir noch in Ruhe einen Kopf drüber machen, aber das werde ich nochmal seperat thematisieren, da ich denke, bei diesem Thema wären andere Meinungen dann doch sehr interessant.

    Ansonsten ist das hier einfach nur ein: Mir geht es gut und ich hoffe das bleibt so Posting :).

    Tough times don't last, tough people do

  • Schön, mal wieder von Dir zu hören, LfL. Es gab einen Streit wegen Religion? Wie gut, daß ich mich da rausgehalten habe. ;)

    Ja, Musik machen und Alkohol, das lag für mich auch immer eng beieinander. War auch mal Bandmitglied vor vielen Jahren und kann mich an die Wartezeiten vor den Auftritten erinnern, die wir meistens mit Biertrinken totgeschlagen haben. Nicht selten ist die Kapelle komplett betrunken auf die Bühne gegangen. Aber nun gut, wenn man das nicht mehr will, findet man sicher auch andere Wege. Nüchtern spielt man sowieso besser. ;)

  • Guten Abend Hanseat, nein nein, kein Streit, mich hat nur der Tonfall in einer Sache entschieden gestört, aber lassen wir das.

    Ich habe mit 16 angefangen Musik zu machen und in einer Band zu spielen, mit 19 jedoch erst mein erstes Bier getrunken, insofern kenne ich das durchaus anders. Ich kann mich auch noch sehr lebhaft daran erinnern, wie wütend ich teilweise auf unseren Sänger geworden bin, wenn der mal wieder ein Konzert verpatzt hat, einfach weil er besoffen war und dann noch meinte das gehöre dazu und wäre doch nicht so schlimm.

    Später als ich dann als Solokünstler unterwegs war habe ich selbst unzählige Gigs durch die Trunksucht versemmelt und vor allem auch wichtige Kontakte nicht gepflegt, weshalb ich diesbezüglich jetzt fast wieder bei Null stehe leider. Auch alte Aufnahmen aus dem Netz gelöscht, einfach weil ich besoffen war und was weiß ich nicht alles: Die Liste ist leider sehr lang.

    Ich gebe dir recht: Nüchtern spielt man besser und es ist wirklich eine Schande, dass diese "High/besoffen sein" Attitüde sich so festsetzen konnte. Liegt zum Teil auch an den sehr fragwürdigen Vorbildern, die man so hatte: Mag sein, dass Cobain ein Ausnahmtalent war, er ist trotzdem den denkbar dreckigsten Tod gestorben und taugt so gar nicht als Vorbild.

    Ich denke auch, dass es da andere und stilvollere Wege gibt um sich auf Auftritte vorzubereiten und ehrlich gesagt freue ich mich schon ein bisschen darauf, das auszuprobieren :).

    P.S.: Wie läuft es bei dir so? Alles im grünen Bereich nehme ich an?

    Tough times don't last, tough people do

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