Ich glaube wir haben ein Problem versus du hast ein Problem

  • Ach ich fange einfach mal an. Wir haben im Mai unseren Sohn bekommen. Letztes Wochenende ist mein Partner verbal aggressiv geworden, als ich ihm keinen "Nachschub" mehr geben wollte. Es waren noch andere Leute da. Ich bin dann ins Bett.

    Ich hab jetzt Angst vor ihm. Ich habe es Angesprochen und er hat sich reumütig gezeigt und gelobt weniger zu trinken.

    Wir leben nur nebeneinander her. Wir reden übers Essen, den Einkauf, das Fernsehprogramm.

    Er trinkt. Beim Essen, nach dem Einkauf, beim Fernsehprogramm. Wenn ich ihn frage wie viel er getrunken hat sagt er nichts oder ein Bier. Bekommt er das nicht mit?

    Nach seinem Absturz am WE hat er gleich weiter getrunken und ist auch noch stolz drauf, wie trinkfest er ist. Er ist jedes Wochenende weg und trinkt immer bis zum Rausch. Er schläft viel, trinkt. Als er weniger trinken wollte hat er gezeigt wie groß der Weihnachtsbaum ist. Und hat morgens gezittert... Darauf angesprochen, meinte er er zittert immer...

    Ist es so schlimm wie es hier steht?

    Vier Bier zahle ich täglich. Das ist nur das was er zuhause trinkt. Wenn er weg ist und er ist häufiger weg, dann hab ich keine Kontrolle. Will ich auch nicht, denn das Lügen macht mich fertig.

  • Guten Morgen Ladybird,

    schön dass Du hier bist, herzlich Willkommen bei uns :)

    Deine Bewerbung und Vorstellung sind eingegangen, ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und auch Deinen Thread direkt an die richtige Stelle verschoben. Wenn das nicht ok sein sollte, melde Dich dazu noch einmal kurz zurück.

    Nun zu Deinem Problem:

    Es tut mir total leid, in welcher Situation Du Dich gerade befindest. Da hilft es Dir vermutlich auch nicht, wenn ich Dich frage, ob Du das nicht vor der Planung des Babys gemerkt hast, wie schlimm es um ihn steht? Nun ist die Situation wie sie ist und Du solltest das Beste daraus machen. Das möchtest Du offensichtlich auch, denn sonst hättest Du Dich hier ja nicht angemeldet und Dein Herz ausgeschüttet.

    Du fragst, ob es wirklich so schlimm ist. Wenn ich Deine Geschichte lese, dann kann ich Dir ganz direkt sagen: Ja, es ist schlimm.

    Du solltest solch ein Leben nicht mitmachen müssen und Dein Baby schon gar nicht!!! Hier sind einige EKA (erwachsene Kinder von Alkoholikern). Wenn Du Dich ein wenig umschaust und liest, dann wirst Du feststellen, dass es ganz viel mit Kindern macht, wenn ein Elternteil trinkt. Da hat man dann meistens leider sein ganzes Leben lang etwas von. Ich selbst kann da nicht mitreden, aber wie gesagt, es gibt hier viele Geschichten dazu.

    Du wirst vermutlich hoffen, dass Dein Partner sich ändert. Das Problem ist allerdings, dass Du ihm einfach nicht helfen kannst. Du kannst aber etwas für DICH tun und für Dein Baby.

    Du schreibst, dass Du Angst vor ihm hast. Ich möchte Dir deshalb einen Artikel senden. Bitte warte nicht zu lange, wenn Du Sorgen um Dich und Dein Baby hast. Gibt es eine Möglichkeit, wo Du erstmal unterkommen könntest, bis sich die Situation geklärt hat?

    Das Forenteam
    2. November 2021 um 16:19

  • Linde66 18. Dezember 2021 um 07:39

    Hat den Titel des Themas von „Ich glaube wir haben ein Problem versus du hast ein Priblem“ zu „Ich glaube wir haben ein Problem versus du hast ein Problem“ geändert.
  • Hallo Cadda, danke für den Artikel. Habe ihn gelesen und bin sehr traurig.

    Natürlich habe ich den Alkohol gesehen. Er hatte dazu immer einen kecken Spruch auf Lager. Es ist so dass ich eine Wochenbett Psychose hatte und jetzt denke ich könnte ohne ihn nicht. Die Familienhelferin kommt am Dienstag, werde die Situation besprechen. Bis Weihnachten ist er zu einem Freund gegangen. Seine verbale Eskalation tut ihm leid....

    Werde mich etwas einlesen bei den EKA. Danke

  • Liebe Ladybird, auch von mir ein herzliches Willkommen und alles alles Gute zum neuen kleinen Erdenbürger!

    Das Leben als frisch gebackene Mama ist auch ganz alleine „nur“ mit Baby und ohne weitere Sorgen schon aufregend genug. Ich hoffe du hast die Wochenbett Psychose gut überstanden, das stelle ich mir unheimlich schwer vor. Ich selbst bin Mutter von mehreren wundervollen kleinen Rackern und bin noch so nah dran, um direkt erinnern und spüren zu können , welche Herausforderungen die erste Zeit mit Baby mit sich bringt.

    Schön, dass du hier her gefunden hast!

    Liebe Grüße, Lea

  • Ich bin froh dass ich den Kleinen habe. Er gibt mit Halt. Er ist so ein Sonnenschein. Danke ihr lieben. Er war gestern da, seine Fahne auch. :cry: er hat nach uns geschaut. Natürlich als der Kleine schlief und er noch Mittagessen abstauben konnte....

    So läuft das immer. Ich bin gut fürs Essen, schlafen, den kleinen und Sex, aber natürlich nur wenn er was getrunken hat. Es ist zum verzweifeln. Gestern hat er bemerkt dass seine Freunde ihn IMMER auf ein Bier einladen. Wenns denn nur eins wäre. Glaube wir müssen uns trennen, ich kann ihn nicht gesund lieben. ;(

  • Ach danke Lea.

    Wir haben eben telefoniert. Er ist bis Weihnachten bei seinem Kumpel. Ich habe gesagt meine Psychose wird durch ihn getriggert. Was leider auch stimmt durchs Lügen. Er hat neben dem telefonieren schön getrunken. Er hat sich reumütig gezeigt. Wie der Raucher mit der Fluppe in der Hand, der sagt rauchen ist scheiße und noch nen tiefen Zug nimmt. Er hat dann beim Telefonat getrunken. Ich habs gehört. Wie das Bier geklackert hat beim Abstellen. Seine Zunge wurde immer schwerer. Ich habe getrennte Wohnungen vorgeschlagen. Will er nicht, wegen den Kleinen. Er hat mir Schuldgefühle gemacht. Er wäre dann ein Trennungskinder. Ich wüsste wie schlimm das ist...

    Er hat sich fürs neue Jahr vorgenommen die Woche über nichts mehr zu trinken und dann am WE. Pfffft. Schafft der nie. Er trinkt das Zeug wie Wasser. Er hat gesagt er hätte in letzter Zeit mehr getrunken. 2 Bier morgens und 5 zum Abend. Ich wusste nicht wie viel das ist. Ich schätze, das es noch mehr ist. Wahnsinn. Er räumt jetzt immer die Flaschen weg, dass ich nicht zählen kann. Aber ich sehe die leeren Kisten. Vier stehen bei uns in der Bude. Ich hab extra Fotos gemacht, falls er sie noch wegräumt wenn die Familienhilfe kommt.

    Ich bin einsam. Fühle mich fürchterlich allein. Meine Thera meint, ich soll an meinen Jungen denken... Mach ich. Ist es schlimmer getrennt zu sein oder einen Saufenden Elternteil zu haben?

    Ich will nicht allein sein. :(

    Ich hab Angst vor diesem Schritt

  • Hallo Ladybird,

    ich melde mich später nochmal ausführlicher, aber Eines kann ich Dir schon mal vorweg mit absoluter Sicherheit beantworten:

    Es ist schlimmer einen saufenden Elternteil zu haben, als getrennte Eltern zu haben!!!

    LG Cadda

  • Hallo Ladybird,

    herzlich willkommen auch von mir. Schön, daß du den Weg ins Forum gefunden hast!

    Was du aus deinem Leben beschreibst, lässt dir nicht viel Spielraum. Und in einigen deiner Sätzen klingt das ja auch schon durch: "... ich kann ihn nicht gesund lieben." war ein Teilsatz, der mich richtig angefasst hat. Damit hast du es sehr genau getroffen, auch wenn das sehr traurig klingt - und ist.

    Dein Partner zeigt keine Einsicht und ohne diese Einsicht wird es für ihn und für euch bergab gehen wie auf einer Rutschbahn. Ohne Einsicht keine Heilung und so wie er nach deinen Schilderungen alkoholisch unterwegs ist, brauchen wir nicht mehr darüber reden, ob er Alkoholiker ist. Im Grunde ist es auch völlig unerheblich: wichtig ist jetzt vor allem dein Leben und wie du es leben möchtest.

    Du bist gefragt, Ladybird: an dir liegt es, dein Leben und das Leben deines Jungen zu einem lebenswerten und schönen Leben zu machen. Das kannst du.
    Lies dich mal weiter bei uns ein. Ich bin ganz sicher, daß dir viele Freunde hier beiseite stehen werden. denn mit dieser schlimmen Situation bist du nicht allein!

    Viele Grüße

    Peter

  • "... ich kann ihn nicht gesund lieben." war ein Teilsatz, der mich richtig angefasst hat. Damit hast du es sehr genau getroffen, auch wenn das sehr traurig klingt - und ist.

    Das ging mir ganz genau so. Dieser Satz ist auch direkt bei mir hängen geblieben, ich habe drüber nachgedacht und es auch so empfunden, dass es alles aussagt.

  • Guten Morgen Ladybird,

    niemand will alleine sein, deine Angst verstehe ich gut!

    ABER… mit einem nassen Alkoholiker bist du so mutterseelenallein wie man nur alleine sein kann. Bis auf den Umstand, dass die Außenwelt eventuell denkt du seist nicht alleine, da du ja nicht getrennt lebst.

    UND… solange du deinem Kind eine liebevolle Mutter bist, bleibt dir immer dein Sohn an deiner Seite.

    Ich selbst bin eine EKA, aus meiner Sicht ist eine Trennung das einzige, was du für dein Kind und für dich tun kannst. Ein saufender Elternteil geht nie nie nie spurlos an einem Kind vorbei und bringt ganz oft Probleme mit sich, die das ganze Leben negativ beeinflussen. Du selbst wirst mit einem nassen Alkoholiker im Haus ohnehin so wie alleinerziehend sein, nur das du dich eventuell zusätzlich um einen erwachsenen Mann kümmern musst, als wäre er ein Kleinkind. Dein Sohn hat dich, für lange lange Zeit ist ein liebender Elternteil alles was er braucht! Denn im Moment kann sein Vater ihm doch gar kein wirklich guter und zugewandter Papa sein. Und je älter dein Kind wird, desto schlimmer wird es für ihn, was er in einem solchen Elternhaus miterleben müsste. Das ist leider Fakt, unbeschadet geht aus so einer Beziehung niemand raus. Allerdings hast Du und nur du aktuell die Chance, euch zwei vor diesem Schicksal zu retten.

    Ich muss jetzt leider los, aber ich denke an dich und dein kleines süßes Baby. Sie sind so klein und zart und schützenswert.

    Alles Liebe, Lea

    Einmal editiert, zuletzt von Lea (20. Dezember 2021 um 07:48)

  • Guten morgen, auch von mir die Erfahrung, es ist viel schlimmer mit dem Alkoholiker als alleine.

    Von meinen Kindern kommt nur, schade nur, dass nicht früher...

    von allen vier, der Gedanke, dass sie Scheidungskinder werden und meine Angst alleine zu bleiben waren für mich so schlimm, dass ich nicht den Mut fand.

    Aber dich entscheiden musst Du, wir sagen Dir nur unsere Erfahrung und nicht was du zu tun hast.

    LG St.

  • Mit einem Alkoholiker zusammen ist man ja trotzdem alleine. Der ist da und doch nicht wirklich anwesend.

    Ich bin auch EKA. Meine Mutter war anwesend, hat uns versorgt usw., aber emotional war sie abwesend. Als Kind ist man an der Situation emotional verhungert.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Spricht etwas dagegen das zu vertagen? Alternativ könntest du zuhören, beobachten und ihm glauben, wenn er einige Monate oder ein zwei Jahre unter Beweis gestellt hat, wie ernst es ihm ist 🤔

  • Ich selbst wollte mein Leben lang meinen Eltern so verzweifelt gerne glauben. Und habe es immer und immer wieder versucht und ihnen Vertrauensvorschüsse gegeben. Verdient hatten sie es kein einziges Mal! Und weißt du was das verzweifelte Kind, das ich damals war, daraus für den Rest seines Lebens mitgenommen hat… egal wie viel von meinem Vertrauen heute jemand wirklich verdient hat, es fällt mir unfassbar schwer ihm zu glauben und wirkliches wahrhaftiges Vertrauen ist beinahe unmöglich für mich oder mit ganz viel „Arbeit“ verbunden.

  • Hey Lea.

    Er ist ja die Woche bei einem Freund. Er hat sich vorgenommen dass er eine Woche nichts trinkt, erst Weihnachten wieder.

    Ich glaube ich kann keine zwei Jahre warten. Ich ertrage es nicht ihn so zu sehen. Er sieht schrecklich aus. Der Entzug?

    Er zittert. Ich habe ihm heute gesagt dass ich nicht will dass der Alkohol unsere Familie zerstört. Er hat gemeint das wird er nicht. Er fehlt mir. Habe das Gefühl dass ich ein besserer Mensch bin wenn er da ist. Komisch oder. Also wenn er nüchtern ist. Sonst ist das hier ein hartes Pflaster. Ich koch nicht gut genug, ich bin zu dick, faul was auch immer.

    Wir haben eben telefoniert. Es ging wieder viel um Alkohol. Er merkt das gar nicht. Wieviel trinken ist "normal". Ich wäre nicht normal, weil ich so wenig trinke. Sowas musste ich mir heute anhören. :shock:

  • Ach Lea, es tut mir sehr leid für dich. Ich wünschte du könntest das Ablegen. Ich wünschte für mich ich wäre schlechter im Verzeihen. Ich glaub die "Hoffnung" das alles gut wird ist eine kindliche. Ich würde das mit ihm durchstehen, und bei ihm bleiben. Aber nicht wenn er es allein versucht. Das wird nix. Er riecht. Ist das normal? Nicht nach Alkohol eher als wenn er den ganzen Tag hart gearbeitet hat.

  • Es gibt hier einen Artikel über den kalten Entzug, den solltest du vielleicht lesen und ihn bitten zu einem Arzt zu gehen!

    Aber wenn er nur plant ab und an keinen Alkohol zu trinken und dann (zB Weihnachten) wieder zu starten. Dann seit ihr drei auf dem Weg in eine fürchterliche Abwärtsspirale. Es gibt kein kontrolliertes Trinken für einen Alkoholiker. Solange er sich nicht für die komplette Abstinenz und ein alkoholfreies Leben entscheidet, wird es ein endloses auf und ab bleiben und mit der Zeit werden es mehr Tiefs werden.

    Du beschreibst die schlimmen Zeiten und gleichzeitig fehlt er dir. Was fehlt dir denn? Wirklich er, inklusive seiner Trinkerei? Denn aktuell ist es ein komplett Paket. Oder fehlt dir die Idee von einer glücklichen Beziehung? Was ist denn für dich normal? Denn um dich geht es hier und um dein Kind.

    Lg, Lea

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