Ich glaube wir haben ein Problem versus du hast ein Problem

  • Ich glaube ja, der Wunsch das alles gut wird ist menschlich und grundsätzlich ein schöner Gedanke. Es kann ja auch gelingen, aber in eurem Fall muss eben er es wollen und dann etwas und das Richtige dafür tun. Da hat niemand anderes Einfluss drauf, auch wenn man sich als Angehöriger auf den Kopf stellt oder ein Bein ausreißt.

    Und auch verzeihen zu können oder einem Partner zur Seite zu stehen sind grundsätzlich gute Eigenschaften. Du sagst es aber selber, es ist nur möglich ihm bei zu stehen, wenn er eine dauerhafte Abstinenz anstrebt und diese mindestens von einem Arzt professionell begleiten lässt. Bisher scheint er aber nicht einmal ein Problem zu erkennen, was ja leider ein sehr typisches Verhalten ist.

    Ich bin schon groß und ich habe mir ein glückliches Leben aufgebaut, auch mit meiner Vorgeschichte. Es gibt hier viele Angehörige, die inzwischen ein gutes Leben führen. Manchmal an der Seite von dem inzwischen trockenen Alkoholiker, ganz oft ohne den ursprünglichen Partner. Wir erwachsenen haben nämlich eine Wahl. Dein Kind hat leider keine.

  • Ach Lea, mein Kind hat keine. Eben. Ich weiß was zu tun ist. Aber ich hab Angst. Grundsätzlich ist er ein guter Kerl.

    Allerdings hat er mich beschimpft. Er ist nie zuhause. Wenn ich weine bekommt er es nicht mit. Oder blockt ab. Er ist nicht erreichbar. Ich glaube das trifft es.

    Aber was soll ich tun? Weil den Umgang mit seinem Vater kann ich meinem Sohn nicht verbieten.

    Habe heute das Thema Trennung angesprochen. Er will das nicht, ich auch nicht. Allerdings glaube ich, es wird nicht "gut".

    Wie mein Leben so aussieht.... Er ist nie da. Wenn er da ist, dann schläft er. Trinkt, zockt oder klotzt fern.

    Seit der kleine da ist murrt er nicht mehr bei jedem Handschlag. Das ist besser geworden. Allerdings gibt er sich nur für Fotos Mühe. Da ist er der tolle. Alles nur Fassade.

    Tja, wenn wir Spazieren, müssen wir irgendwo einkehren. Wenn wir einen Ausflug machen muss getrunken werden. Interessen gleich Null. Worthalten gleich Null. Wenn ich will das etwas erledigt wird, dann MUSS ich es selbst tun. Sonst wird das nix. Tja ich habe grundsätzlich durch ihn mehr Arbeit und auch mehr Nerven verloren. Eigentlich könnte ich es allein besser haben. Ja ich sehen mich nach einem Ideal. Das gibt es nie. Aber ich bin auch nicht perfekt.

  • Das klingt so furchtbar traurig und einsam 😔 da möchte man direkt zu dir rüber kommen und gemeinsam dein kleines Wunder betrachten und euch die Aufmerksamkeit und Liebe geben die ihr verdient habt!

    Gerade in der Anfangszeit mit Baby sollte es doch gemeinsam besser sein als alleine. Es sollte IMMER gemeinsam besser sein als alleine, weil man ja sonst besser alleine sein kann. Das ist auch kein Streben nach unerreichbaren Idealen oder die unsinnige Suche nach Perfektion. Es ist ein völlig berechtigter Wunsch!

    Und dann nochmal dein Baby… wie kann ein neuer Erdenbürger nicht an erster Stelle stehen und das wichtigste auf der ganzen Welt sein… Angetrunken ist er eine Gefahr für sein Kind und zeigt ihm auch nicht die Aufmerksamkeit die ein Kind braucht und verdient. Linde hat es sehr schön gesagt, es ist ein emotionales Verhungern für Kinder und ihr befindet euch in einer so prägenden Zeit.

    Du solltest dein Kind genießen können, mit jedem Atemzug dieses Wunder aufsaugen und ihr zwei solltet euch sicher, geborgen und geliebt fühlen dürfen. Guck dir das kleine Wesen an und überleg dir ganz genau was du ihm für sein Leben mitgeben willst.

    Ich wünsche dir eine ruhige Nacht! Lea

  • Hallo Ladybird,

    Vieles von deinen Worten könnte auch von mir sein, wie typisch alles abläuft ist einfach erstaunlich...

    Deine Hoffnung ist natürlich nachvollziehbar. Und auch die Angst einsam zu sein.

    Versuche nur dich selbst dabei nicht zu belügen.

    Je länger Du zögert, desto größer die Schäden für Dich und dein Kind. Für ihn...glaube ich weniger.

    Das musst dir einfach bewusst sein...

    Aber wie gesagt, ich habe zur meiner Zeit auch auf keinen Rat gehört.

    Gehofft, geglaubt, gezweifelt, wieder gehofft.

    Du bist viel reflektierter, als ich es war, informierst dich, redest mit ihm darüber.

    Vllt schaffst du den Absprung noch rechtzeitig.

    Ich sage nicht, dass er "verurteilt" ist, aber er darf seine Heilung komplett eigenverantwortlich angehen.

    Er ist auch erwachsen, wie Du auch.

    Lg

  • Heute kommt die Familienhilfe. Es ist so dass ich mit ihr besprechen muss was ich tun kann.

    Finanzen, Einrichtung, Wohnung Unterstützung im Alltag. Bin gespannt, was sie sagt. Das letzte Mal hat sie gesagt er hat in schwierigen Zeiten zu dir gestanden. War auch so. Sie wusste nichts vom Alkohol. Ach man. Eine Woche ohne Alk ist nichts.... Gar nichts. Nur um dann am WE sich zulaufen zu lassen, den halben Tag schlafen und nichts tun. Das regt mich auf!

    Danke für eure Worte. Hab über Coabhangigkeit gelesen. Leider schlittere ich mit voller Wucht rein.

    Wir hatten das Thema Alkohol vor einem Jahr. Mein Vater hat mich erinnert, dass er die Chance hatte. Und was ist passiert. Er hat mehr getrunken als im letzten Jahr. Ich hätte ja nichts mehr gesagt.... Ja ich habe beobachtet, bis zu seinem Verbalausfall. Und ehrlich gesagt, ist das gemein, schließlich stelle ich ihm kein Bier hin. Und er ist erwachsen. Ich sage nicht dass er seine Freunde nicht sehen darf. Ich sage nicht dass er kein Bier zum spazieren mitnehmen muss. Ich reiche ihm nicht die Flasche. Dennoch komme ich mir schuldig vor. Die Psychose. Die Umstände.... Aber ich trinke doch deswegen auch nicht...

  • Hallo Ladybird!

    Darf ich es heute mal kurz & knackig machen? Du schreibst:

    "Eigentlich könnte ich es allein besser haben. Ja ich sehen mich nach einem Ideal. Das gibt es nie. Aber ich bin auch nicht perfekt."

    Du hast dich hier angemeldet - auf der Suche nach Antworten und nach einem besseren Leben.

    Da alles kannst du erreichen. Für deinen Sohn und für dich.

    Du musst für deinen Sohn und dich sorgen - nicht für deinen trinkenden Mann.
    Schlittere nicht weiter in die Co-Abhängigkeit, als du schon vielleicht bist.
    Nach allem was du beschreibst, wird es dir mit deinem Partner immer schlechter gehen.


    Worauf wartest du?

    LG Peter

  • Hallo Ladybird,

    der Besuch der Familienhilfe ist eine große Chance für dich und dein Baby.

    Nichts spricht dagegen, in dem Gespräch vollkommen ehrlich zu sein.

    Nur so kann dir wirklich geholfen werden.

    Wenn du den Konsum deines Partners verharmlost oder verschweigst oder vertuschst, dann verbessert sich auch nichts.

    Rede offen, so wie hier bei uns auch, und frage nach Hilfen. Du bist ja mit dem Problem eines trinkenden Partners nicht alleine. Es gibt leider viele betroffene Mütter.

    Viele liebe Grüße und alles Gute für das Gespräch heute! :):thumbup:

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen, sie hat im Prinzip genau das Gleiche wie ihr gesagt. Auch meine Freunde. Sie meinten wer unter Alk aggressiv gegen den Partner wird.... Da stimmt was nicht.

    Ich komme mir scheiße vor, das ich hinter seinem Rücken eine Wohnung suche. Aber es wird nicht besser denk ich.

  • hallo Ladybird

    es ist glaube ich normal, dass man sich scheiße fühlt....aber du machst es ja nicht nur für dich....ich finde, dann hört sich das nicht mehr so s.....an

    ich wünsche dir viel Kraf

    Lieben Gruß

    mexico

  • Guten Morgen Ladybird, das du dich nicht gut dabei fühlst, zeigt aus meiner Sicht nur, dass du noch liebevolle Gefühle empfinden kannst und dich gerade noch rechtzeitig auf den Weg machst! Ein gutes Zeichen und kein Grund sich rund um schlecht zu fühlen 😉 Aber es freut mich so sehr, für dich und für deinen Sohn, dass du dort verschwinden wirst, bevor ihr zwei ernsthaften Schaden nehmt. Ganz bestimmt könnt ihr so in eine befreite Zukunft starten und du kannst endlich die wunderschöne Baby und Kleinkindzeit so richtig genießen! Einen Notfallplan, in Form der Frauenhausnummer und vielleicht auch eine Abmachung mit deiner Familie oder mit Freunden, damit ihr im Ernstfall sofort verschwinden könnt, halte ich auch für sehr vernünftig. Aus meiner ganz persönlichen EKA Sicht bist du eine tolle Mutter, weil du deinem Kind das bittere Schicksal ersparen wirst in einer Suchtfamilie auf zu wachsen. Jeder Tag weniger und jede verunsichernde Erfahrung, die nicht gemacht werden muss, wird die Anstrengungen wert sein.

    Ganz viel Kraft wünsche ich dir, Lea

  • Hallo Ladybird ,

    Ich habe deine Geschichte verfolgt. Sie ähnelt meiner.

    Ich kann mich sehr gut in dich reinversetzen und ich weiß, wie schwer der Schritt ist, sich vom Partner zu lösen. Habe es Jahrelang selbst mitgemacht.

    Ich habe gekämpft, gehofft, gebettelt. Habe ihn gezwungen eine 3 Monatige Therapie zu machen und zwar weit weg, stationär. War mit meinen Kindern im Frauenhaus und bin wieder zurück gegangen. Glaube mir, das volle Programm. Geholfen hat das alles nichts. Am 1 Dezember bin ich jetzt mit meinen Kindern ausgezogen. Ich habe früher nie richtig verstanden, dass ALLE mir ständig geraten haben, zu gehen. Mich zu trennen.

    Heute gehöre ich selbst zu der Gruppe die raten: " Schütze dich und deine Kinder und geh !"

    Bei mir ist alles noch sehr frisch.

    Wenn du Fragen hast, dann frag einfach.

    LG Fee

  • Hallo

    erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines Kindes.

    Also ich denke je eher du dich von ihm trennst desto besser. Dein Kind verdient eine Mutter die keine Angst vor ihrem Partner hat oder mit einem Alkoholiker aufwächst. Noch ist dein kind klein.

    Ich kann aus Erfahrung reden. Meine 3 großen Kinder sind mit einem alkoholiker groß geworden und die jetzigen 2 leben mit ihm zusammen... und wenn ich mich vor 30 jahren getrennt hätte dann wäre es so gewesen. Jetzt sind wir 35 jahre verheiratet und 37 jahren zusammen...wir leben auch nur noch neben einander her. wir unterhalten uns auch nur noch das nötigste.

    Gesundheitlich ist er sehr angeschlagen.

  • Wir haben auch gute Zeiten, er versucht sich zu ändern. Und ja, ich liebe ihn.

    Wenn die schlechten Zeiten die Guten überwiegen, dann sind es keine guten Zeiten. Ändern ist für einen Alkoholiker kein Problem. Das kann er jahrelang bei jedem Gespräch versprechen. Bis zum nächsten Gespräch.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • liebe ladybird,

    es muss dir nicht leid tun... ich habe mich so entschieden irgendwann. und ich muss mit der situation klar kommen.

    wenn ich meine beiden kidis aus dem haus habe wird sich hier grundlegend was ändern. ich werde meinen eigenen weg gehen. ich werde das auf jeden fall machen. also noch etwa 4 jahre. durchhalten ist angesagt.

  • Zitat

    Ich kann aus Erfahrung reden. Meine 3 großen Kinder sind mit einem alkoholiker groß geworden und die jetzigen 2 leben mit ihm zusammen... und wenn ich mich vor 30 jahren getrennt hätte dann wäre es so gewesen. Jetzt sind wir 35 jahre verheiratet und 37 jahren zusammen...wir leben auch nur noch neben einander her. wir unterhalten uns auch nur noch das nötigste.

    Gesundheitlich ist er sehr angeschlagen.

    3 große und jetzt 2 kleine Kinder erlernen, wie man entweder zum Alkoholier oder zum Co-Abhängigen wird.

    Irgendwie ist das ziemlich traurig. Hoffentlich machen sie ihren Weg.

    Denn ob sich irgendwann in 4 Jahren mal was grundsätzlich ändern wird, wer weiß. Das wird ja von Jahr zu Jahr schwerer. Dann seid ihr 41 Jahre zusammen...

    Für mich als EKA (= erwachsenes Kind eines Alkoholikers) sind die Entscheidungen der Mütter, in der Suchtstruktur Jahre oder Jahrzehnte drin auszuhalten, manchmal schwer zu lesen. Ich erinnere mich dann an früher. Da gingen für uns Kinder quälende Jahre um und keiner hat unser Leid gesehen oder uns da rausgeholt. Wir haben alle unseren Hau weg davon.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo linde

    also meine großen sind 36, 32 und 25. keiner ist alkoholiker. jeder hat einen job und die beiden ältesten haben eigene familien und auch schon kinder. wir haben ein tolles verhältnis und reden über alles. ich kann jeder zeit kommen und umgekehrt.

    die beiden kleinen (16 und 14) bleiben bis sie 18 sind.

    es wird sich was ändern in 4 jahren. da sind wir beide alleine und die kinder sind aus dem haus. ich bin nicht mehr als pflegemutter tätig. also wird es sehr ruhig hier. ich freu mich drauf.

    grundsätzlich hast du recht. es ist nie gut mit einem alkoholiker aufzuwachsen.

    ich wurde als junge frau und mutter dazu gezwungen bei meinen mann zu bleiben. meine mutter und mein schwiegervater waren da der sehr federführend. meine mutter hat mir nie beigestanden in dieser phase.

    dann war ich ziehmlich zu dem zeitpunkt ziehmlich erpressbar damals... mein mann wollte mir die kinder wegnehmen. und ich ..... bin damals bei ihm geblieben...weil ich die kinder nicht verlieren wollte.

    ich war 24 und meine beiden kinder waren noch klein und sehr krank... beide. was sollte ich machen. (: wenn ich heute so drüber nachdenke ist es ziehmlich traurig.

    klar kann man die hintergründe nicht verstehen. aber irgendwann trifft man eine entscheidung und erst jahre später sieht man ob diese richtig war.

    so ist es bei mir.

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