Lena. Man fühlt sich so machtlos

  • Hallo zusammen,

    ich möchte mich kurz vorstellen.

    Hier bin ich, weil ich Ratschläge brauche. Mein Bruder ist Alkoholiker. Er hatte vor ca. 4 Monaten ein Multiorganversagen. Seitdem weiß ich erst wie schlimm es um ihn steht. Er lang jetzt lange auf der Intensivstation. Unser Vater und ich haben uns aufgeopfert, ihn täglich besucht (Einfache Strecke 60 km) und ihm auf als er wieder nach Hause kam sehr geholfen. Als er wieder einigermaßen mobil war, fing er das Trinken wieder an. Es ist jetzt wieder so wie vor dem Organversagen. ER hat keinen Inhalt mehr außer das Trinken. ER trinkt den ganzen Tag. Momentan hat er nicht begriffen, das er fast gestorben wäre. Ich habe Angst um Ihn und weiß nicht was ich noch tun soll. Ich habe selbst ein anstrengendes Leben, da ich alleine mit zwei Kindern bin und viel arbeite. Ich fühle mich kraftlos und hilflos.

    Soll ich Ihn fallenlassen und nur unterstützen wenn er wirklich Hilfe möchte?

    Vielen Dank

  • Soll ich Ihn fallenlassen und nur unterstützen wenn er wirklich Hilfe möchte?

    Hallo Lena,

    du musst zunächst an dich denken. Du lässt ihn nicht fallen, da brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben. Es hört sich aber schon schlimm an. Schau bitte auch folgendes:

    Das Forenteam
    15. Mai 2021 um 17:15

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Vielen Dank Alex,

    mir ist klar, das dass nicht meine Schuld ist und auch das ich mir das nicht anschauen muss wenn er sich tot trinkt. Allerdings macht es so viel Angst, weil er schon knapp dem Tot entkommen ist und ich verstehe nicht, warum er die Ernsthaftigkeit noch nicht begriffen hat.

    Für mich sieht das so aus, als ob er sterben will und das ich nicht ändern kann, belastet mich trotz allem sehr.

  • Liebe Lena, herzlich willkommen bei uns! Schau dich mal in Ruhe um, es gibt einige Geschichten von Geschwistern hier.

    Dein Gefühl der Hilflosigkeit kann ich sehr gut verstehen und auch deine Angst. Es ist eine ganz blöde und Kraft raubende Situation.

    Liebe Grüße, Lea

  • Du hast es leider nicht verstanden.

    Es geht um dich, nicht um deinen Bruder. Bedauerlicherweise ist das so, du kannst ihm nicht helfen. Es wird sich zeitnah jemand mit mehr Erfahrung in dem Bereich melden. Ich kann nur wiedergeben, was ich bisher an Erfahrung hier gesammelt habe.

    Wen er wirklich will, ... ich kann das nicht... kann mir einer helfen?

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hallo Lena,

    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Es tut mir so leid, was euch da belastet. Es ist so grausam.

    Aber die Sucht kann vom Alkoholiker nur gestoppt werden, wenn er selber wirklich will.
    Für jeden ist sein Tiefpunkt anders. Hoffentlich bekommt er die Kurve.

    Ihr habt sehr viel für ihn getan. Aber wenn er von sich aus nicht mitmacht, könnt ihr ihn von außen nicht umstimmen. Dieses Ohnmachtsgefühl ich furchtbar. Ich kenne es, zwar nicht wegen meines Bruders, aber anderer Angehörigen. Es ist eine sehr schwere Situation.

    Bitte schau auf dich. Ich glaube es ist furchtbar schwer, sich von seinem eigenen Bruder abzugrenzen. Du bist ja nicht aus Stein. Aber bitte schau auf dich, damit du nicht unter der Last zusammenbrichst. Immer mal den Abstand verändern und schauen, daß bei all dem Leid in der Familie dein eigenes Leben nicht aus den Fugen gerät.


    Bitte klicke den Link an, den ich hier einkopiere. Dann einfach das Schreibfeld ausfüllen. Wir schalten dich dann zeitnah fürs Forum frei und verschieben dein Thema in den richtigen Bereich, ok.?

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Linde,

    vielen lieben Dank für Deine Worte. Ich war schon einmal mit dem Thema Alkoholsucht belastet. Mein Mann hatte ebenfalls dieses Problem. Letztendlich mussten wir uns deswegen trennen. Aus diesem Grunde ist das Thema leider nicht neu und ich habe schon oft darüber gelesen.

    Vielleicht schlägt es auch deswegen so stark bei mir zu weil ich mit den alten Verletzungen wieder konfrontiert werde.

    Ich weiß nicht, ob ich mich nun richtig korrekt beworben haben. Aus einmal ging es nicht weiter. Ich lasse mich überraschen ob es klappt.

  • Hallo Lena

    willkommen hier bei uns. Ich habe dich freigeschaltet und dich in den zuständigen Bereich verschoben. Schönen Austausch. :)

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Lena,

    ja, deine Bewerbung ist angekommen, du kannst jetzt loslegen.

    Das ist interessant was du da schreibst mit den alten Verletzungen.

    Ich überlege gerade, wie das bei mir ist bzw. war. Wenn ich etwas Schlimmes Jahre später quasi nochmal erlebe, dann kommt es mir schlimmer vor. Irgendwie doppelt. Ich kann es schlecht erklären. Wie wenn die alte Last sich noch zusätzlich auf die neue draufsetzt.

    Die 2. Erfahrung erscheint einem dann immer aus dem Blickwinkel der ersten Erfahrung. Dann ist gut, wenn man die Zeiten sortiert: was gehört wo hin...? Ist etwas gleich, ist etwas anders? Kann ich beim zweitenmal vom erstenmal profitieren?

    Du hast ja eine Trennung hinter dir, was ja einiges an Erfahrung mit sich bringt. Keine Ahnung, ob du etwas davon in der jetzigen Situation anwenden kannst. :? Bruder ist nochmal ganz anders, irgendwie näher dran. Also bei mir ist das so. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Aber die Ohnmacht und Hilflosigkeit ist so oder so ein schlimmes Gefühl.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde.

    Danke für Deine Worte. Es tut gut sich darüber auszutauschen.

    Damals habe ich noch eine Zeit lang versucht anders mit der Situation umzugehen. Ich habe versucht damit zu leben und der Ehe eine weitere Chance zu geben. Eine Ehe mit Kindern gibt man ja nicht leichtfertig auf. Ich habe aber immer mehr mit Angst und Panikreaktionen reagiert. Ich hatte eigentlich Tagtäglich Panikattacken weil ich nicht wusste was als nächstes passiert und was ich tun kann. Als mir dann klar wurde, das ich ihn nicht retten kann und das ich für meine Kinder da sein muss, war der Rest der Trennung nicht mehr so schwer. Heute weiß ich, das ich damals keine andere Wahl hatte.

    Heute geht es meinem "noch Mann" übrigens besser. Wir sind noch getrennt, nähern uns aber an bzw, haben ein gutes Verhältnis.

    Ich glaube, das ich jetzt schon weiter bin als damals. Der Kopf weiß das ich mein Leben leben muss und das ich auch ihn nicht retten kann. Aber da es ihm nun körperlich auch so schlecht geht, ist das nochmal was anderes. Man muss daran denken, das er eben stirbt, wenn er das wirklich möchte und das ist schon schwer. Zumal man sich nicht einfach trennen kann von einem Bruder.

    Ich habe ein Gespräch mit meinem Bruder geführt und ihm gesagt, das ich immer für ihn da bin wenn er sich gegen den Alkohol entscheidet - bzw. für Hilfe. Aber das ich auch nur dieses einen Leben habe und es solange er so wie bisher weiter macht, auch weiter führen möchte und sein Alkoholkonsum bis in den Tod nicht beaufsichtigen möchte.

    Es hört sich so verdammt hart an und so hart bin ich eigentlich nicht, Ich komme mir vor, als wäre ich eine schlechte Schwester und frage mich manchmal ob das alles so richtig ist was ich da mache (wobei ich eigentlich denke das zu wissen).

    Über eine Antwort würde ich mich freuen.

    Viele Grüße

  • Liebe Lena, ja natürlich klingt das hart und für jemanden, der sich nie in einer ähnlichen Situation befunden hat ist es wohl auch nicht nachvollziehbar. Zum Glück für denjenigen denke ich ehrlich gesagt.

    Für mich klingt es absolut richtig, was du deinem Bruder gesagt hast. DU hast nur dieses eine Leben und du bist für DICH und deine Kinder verantwortlich und dein Bruder für sich selbst. Es ist eine unheimlich traurige Situation, aber das macht dich weder zu einer schlechten Schwester, noch zu einem schlechten Menschen. Denn du hast überhaupt keine andere Wahl, im Gegensatz zu ihm, denn es ist seine Entscheidung nichts gegen seine Sucht tun zu wollen. Er hat also eine Wahl, du nicht!

    Aber du hast die Macht über dein Leben und das Leben deiner Kinder. Es ist Macht, die Eltern ausüben, über das Leben ihrer Kinder und aus dieser Macht entsteht auch so viel Verantwortung. Und du hast schon einmal eine mutige Entscheidung getroffen, gegen die Sucht innerhalb deiner Ehe und für dich und deine Kinder. Du bist stark und mutig und hast die Kraft euer Leben zu meistern.

    Und du warst trotzdem für deinen Bruder da, als er jetzt so krank war und du hast ihm Hilfe angebotenes wenn er sich seiner Sucht stellen möchte. Damit tust du doch alles was du kannst!

    Einen lieben Gruß, hier pöbeln gerade die Kinder und ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich.

    Lea

  • Hallo Lena,

    kurz ein paar Zeilen einer Alkoholikerin:

    Ich empfinde dein Gespräch als gute Entscheidung. Du hast klar kommuniziert und ihm aber Hilfe angeboten, wenn er sich aus der Sucht befreien möchte.

    Mehr kannst du für einen uneinsichtigen Alkoholiker nicht tun. Du kannst dich ohne schlechtes Gewissen auf dein Leben konzentrieren. Wenn er sich hilfesuchend an dich wendet, dann kannst du ihn unterstützen.

    Viele Grüße

    Seeblick

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