• Ich schwanke auch immer wieder zwischen "keinen Groll" haben, weil er krank ist und Wut, ganz viel Wut! Ich wüsste auch, wie ich ihn in seiner Situation treffen könnte, denn auch ich kenne ihn sehr gut. Manchmal hätte ich so derartige Lust dazu, aber was bringt es? Oder würde es mir dann zumindest leichter gehen? Das ist auch sie generelle Frage .. es einfach sein lassen oder auch ruhig endlich das aussprechen, worüber man solange geschwiegen hat, nur ohne Erwartungshaltung auf Klärung oder Gutmachung. Kennt jemand diesen Konflikt auch?

    Ja Anita - kenne ich >> Wunsch nach zurückschlagen … immer dann, wenn ich mich machtlos fühle - jedoch schliesst es keine Wunden und lässt keinen Abstand oder gar Freiheit zu, ich bleibe bleibe dann gefangen in der Sache. Sich davon lösen - sich auf sich besinnen, sich befreit und glücklich zeigen - weiter gehen ist die beste Rache.

    Versuchs - LG Ste

  • Guten Morgen und allen ein gutes neues Jahr!

    Danke für eure Tipps, ich habe mich über Silvester um meine Freundin gekümmert und wir haben in einer netten Runde quasi das letzte Mal Silvester gefeiert. Sie konnte nämlich am Fr. dann doch noch überraschend wieder entlassen werden, weil die Ärzte nichts mehr machen können. Dennoch hat mich auch mein Thema wieder eingeholt...

    Am 31.12. bin ich zwischendurch kurz Heim gefahren und dann wieder zu meiner Freundin. Aus einem Gefühl heraus bin ich dort vorbei gefahren, wo das Lokal ist, in welchem er trinkt, eine tiefe Absteige. Leider oder zum Glück, ich weiß nicht, wie ich es betrachten soll. Jedenfalls ist eine enge Gasse und als ich durchfuhr sah ich schon sein Auto, das war ca. 18 Uhr. Er stand sogar noch neben dem Auto und redete mit einem Mann. Mir wurde gleich übel und ich schaute, dass ich schnell weiterfuhr. Er drehte sich kurz und ich denke, dass er mein Auto sah und es wahrscheinlich auch erkannte. Aber es kam keine Reaktion. Um Mitternacht blieb es auch still, keine Nachricht v. ihm, so wie letztes Jahr. Ich war trotzdem sehr traurig und verzweifelt, einfach wg. allem. Und ich weinte auch wg. meiner Freundin. Plötzlich kam gg. 9 Uhr eine Nachricht v. ihm, dass er mir "halt mal ein gutes neues Jahr wünscht, auf dass es bald besser werde..". Er hat es auf Corona bezogen. Ich war in diesem Moment schwach und hab nur geantwortet, dass ich nicht glaube, dass es besser wird. Worauf er meinte, dass er schon glaubt, weil viel ärger als 2021 kann es für ihn nicht mehr werden. Hab dann nur geschrieben, dass mir 2022 eigentlich derzeit egal ist und es mir nicht so gut geht. Er fragte nach warum und ich erwähnte kurz, dass es wg. meiner Freundin (die er auch kennt und sie eigentlich nicht mag, weil er meinte, dass sie gg. uns gearbeitet hat) ist. Darauf kam dann nichts mehr.

    Ich gehe davon aus, dass er noch unterwegs war und sicher nicht ganz nüchtern. Und jetzt konnte er beruhigt sein, weil jetzt weiß er ja, dass es mir nicht gut geht und kein Mann im Hintergrund ist. Weil ein paar Tage zuvor kamen deshalb Vorwürfe, ob ich schon jemand hätte. Außerdem sieht er für 2021 nur, wie "Scheiße" es für IHN war. Was bzw. wie es mir gegangen ist, das realisiert er gar nicht.

    Würde ihm gerne etwas verbales "hinwerfen", von wegen, dass er immer nur noch sich sieht und es eigentlich traurig ist, dass er um 18 Uhr schon am Trinken ist und er an allem Schuld ist, was 2021 und davor passiert ist.. aber Ste55 hat wohl recht:

    Ja Anita - kenne ich >> Wunsch nach zurückschlagen … immer dann, wenn ich mich machtlos fühle - jedoch schliesst es keine Wunden und lässt keinen Abstand oder gar Freiheit zu, ich bleibe bleibe dann gefangen in der Sache. Sich davon lösen - sich auf sich besinnen, sich befreit und glücklich zeigen - weiter gehen ist die beste Rache.

    ... aber wenn es mir dabei besser ginge?

    Nicht einfach..

    Danke fürs Lesen und euch allen wirklich nur das Beste für 2022!

    GLG Anita

  • Hallo Anita, nochmals ich - du bringst mich zum grübeln 🤔 mit nachfolgender Aussage:

    Mein Problem war, dass ich es mir selber lange, lange nicht wert war! Zu sagen: Na mit mir sicher nicht mehr!

    Aber eines weiß ich mit Sicherheit, so etwas passiert mir nicht mehr, mein Blick ist klarer geworden.

    Ich frage mich, ob bei dir „klarer sehen“ ausreicht, um nicht wieder in einen vergleichbaren Schlamassel zu geraten.

    Du erinnerst mich an einen Spruch, der in etwa so lautet:

    Die Frau verliert in der Liebe zu einem Mann allzu oft das Bewusstsein ihres eigenen Wertes; der Mann kommt dadurch erst recht zum Bewusstsein des seinen - Resultat ihrer bedingungslosen Liebe, trotz allem …

    Ich vermute mal, dir ist es in etwa so ergangen mit deinem langjährigen Partner; er gewann immer dann an Grösse, wenn er dich klein machen konnte.

    Wenn du weg bist, wird er sich nicht mehr hoch ziehen können, indem er dich runtermachen kann. Er will dich deswegen unbedingt zurück, er braucht dich dafür, falls er keinen passenden Ersatz findet.

    Leider tendieren Männer zu solchem Verhalten und Frauen liessen es in der Vergangenheit zu oft geschehen; nicht zuletzt geprägt von überliefertem Rollenverständnis. Es macht mir gewiss keine Freude über meine Spezies so negativ zu schreiben, aber es ist dies eine meiner unerfreulicheren Erkenntnisse aus Beobachtungen über Jahrzehnte.

    Was ich meine - bei dir sollte es in Beziehungen zukünftig nicht primär nur um Klarheit im Blick gehen, sondern vor allem um gleiche Augenhöhe!

    Ich wünsche dir eine neue Liebe, getragen von gegenseitigem Respekt und Fairness - eben, eine Beziehung auf Augenhöhe.

    Gruss Ste

    PS - Nur schon von „losem Kontakt halten“ mit deinem alten Übeltäter halte ich nicht viel. Einer, der dich offensichtlich über 10 Jahre kontinuierlich klein machen konnte, erachte ich als gefährlich für dich und zu alledem reine Zeitverschwendung.

  • Guten Morgen Ste55!

    Auch du bringst mich zum Nachdenken...sehr sogar!

    Die Frau verliert in der Liebe zu einem Mann allzu oft das Bewusstsein ihres eigenen Wertes; der Mann kommt dadurch erst recht zum Bewusstsein des seinen - Resultat ihrer bedingungslosen Liebe, trotz allem …

    Weißt du, ich lese immer wieder, dass einem das mit der CO-Abhängigkeit passiert, weil man selber keine Selbstliebe/-wert hat und Probleme und, und, und .. mag schon sein, dass es da bei mir auch was hat, weil immerhin bin ich bereits vor 10 Jahren mit einer Essstörung in die Beziehung gekommen. Die sich dann von "mir davonlaufen" zum "Aushalten in der Beziehung" gewandelt hat. Nur ich wollte es nicht wahrhaben.

    Aber du hast Recht, oft war für mich auch die simple Antwort, weil ich verliebt war, weil, wenn er mich in den Arm nahm (egal in welcher Situation) die Welt für mich gut war. Er mir einfach gefallen hat und mir soweit unser Leben, wie wir es - wenn der ALK nicht dabei war - führten, auch gefiel. Die Rahmenbedingungen hätten gepasst, Wohnung, Job, Einkommen, Interessen, etc.

    Ich habe um das gekämpft und wollte es auch so, weil er mir halt dann auch immer wieder das Gefühl gegeben hat, dass ICH ja was besonderes für ihn bin. Er hat ja wg. seinem Alk-Konsum schon allerseits/-orts angeeckt. Alle anderen waren dumm, link, wollen uns nur auseinander bringen. Er schimpft zwar allgemein über Frauen, wirklich tief, aber wenn ich ihn darauf ansprach, dann war ich ja nicht gemeint. Aber du hast Recht, er hat mich nieder gemacht und dann hochgehoben und daher hat das so lange funktioniert, weil ich einstweilen schon zu zerrüttet war. Wenn ich unten war, dann bin ich beschimpft und erniedrigt worden und war plötzlich nicht mehr die Teamplayerin/die Verbündete für ihn.

    Das mit dem Ersatz hast du auch gut geschrieben. Ja, er hat immer Ersatz, er hatte es schon vor mir. Zwischen der ersten langen Beziehung und mir (das waren 4 Jahre) hatte er immer Frauen. Die bedeuteten ihm nichts, er braucht einfach jemand, die er runter machen kann, damit er groß ist. Weil derartige Exzesse dürfte es schon lange vor mir gegeben haben. Wahrscheinlich sind viele vor mir schon früher gegangen und er hat es mir in meiner Verliebtheit gut verkauft.

    Aber was ist mit unseren 10 Jahren? Wahrscheinlich kämpfe nicht nur ich mit der emotionalen Abhängigkeit, auch er (neben dem ALK). Weil die Alksucht ist immer weiter fortgeschritten. Vor ca. 2-3 Jahren hat er aber begonnen, in seinem sozialen Abstieg wieder einen Aufstieg zu erleben. Da waren plötzlich Menschen, die ihn bewunderten, die auf ihn ausschauten, wo er - sorry wenn ich das so schreibe, aber im Vergleich zu ihnen - noch etwas war, Job, Auto, etc. .. er umgab sich auch mit Frauen von dort, auf welcher Ebene, das weiß ich noch immer nicht genau. Zuvor gab es mit mir immer mehr Streit, weil es natürlich wg. dem ALK auch immer mehr Distanz von mir gab, das spürte auch er und übte viel Druck aus. Ich werde nie vergessen, was er mir im Rausch mal sagte, nämlich, dass er sich von mir nicht begehrt fühlt und ich soll ihm glauben, er wird von vielen begehrt und er macht es auch. Nüchtern hat er dann nur gemeint, dass er das nicht so meinte und er eben leidet, weil er nicht mehr so viel Aufmerksamkeit von mir bekommt. Er hatte so perfekte zwei Gesichter.

    Aber einstweilen ist er wirklich schon so weit drinnen, dass dieses zweite Gesicht nicht mehr versteckt werden kann, auch für viele, viele andere. Er eckt so ziemlich überall an und wenn man ihn näher kennenlernt, dann auch die Ausfälligkeiten. Ich weiß nicht, ob er daher auch so schnell einen Ersatz finden wird, der ihm - seinem Ermessen nach - gerecht wird, weil er ist ja noch immer von sich derart überzeugt.

    Ich weiß, dass das alles nicht mehr mit Liebe zu tun hat, ich für ihn ein Mittel zum Zweck bin. Der Kopf weiß es, aber das Herz leidet .. es wird besser, aber es leidet. Und ja, mit dem losen Kontakt spüre ich, dass er noch immer lauert.

    ....danke für´s Lesen!

    Guten Start in den Tag!

    P.S. ich tu mir halt so schwer, zu verstehen/anzunehmen, dass Menschen so sein können, weil ich in meinem Wesen einfach gutmütig (naiv) bin und nur das Beste v. Menschen - in erster Linie - annehme. Das war ich aber auch schon vor ihm und bin noch nie so derartig bei einem Menschen eingefahren.

  • Der Text hat mich auch zum Nachdenken gebracht, denn es ist das was ich mir immer gewünscht habe, Augenhöhe. Zu erkennen, dass ich ein emotionales Auffangnetz war/bin, hat mir den Weg geebnet, der aus der Co-Abhängigkeit führen wird.

    Ich werde immer mit meinem Kontakt haben, durch die gemeinsamen Kinder, das bringt mich oft runter, weil ich mir sicher bin, dass er sich nie ändern wird. Bin aber schon sehr stark geworden und kann immer besser damit umgehen (auch wegen der Kinder)

    Was ich auch oft denke: "denen" ist es egal, an wem sie sich hochziehen können, sie brauchen das um irgendwie weiterleben zu können. Ich möchte nicht irgendwer sein.

    Liebe Grüße

  • P.S. ich tu mir halt so schwer, zu verstehen/anzunehmen, dass Menschen so sein können, weil ich in meinem Wesen einfach gutmütig (naiv) bin und nur das Beste v. Menschen - in erster Linie - annehme. Das war ich aber auch schon vor ihm und bin noch nie so derartig bei einem Menschen eingefahren.

    Liebe Anita,

    ich habe deinen letzten Ausführungen wiederholt gelesen und finde dich keineswegs „naiv“, das ist Kleinmacherei - muss nicht sein - ich halte viel von dir.

    Ich war hin und her gerissen, ob und wenn ja, wie ich dir antworten soll, es ist nicht so einfach. Deine Art sowie Aussagen scheinen mir in unliebsamer Weise vertraut; ein Déjà-vu. Um dies zu erklären, muss ich etwas ausholen und anhand einiger meiner Erinnerungen aufzeigen, wieso ich glaube, dass man nicht einfach so ist wie man ist - man wird auch ein Stück weit zu etwas gemacht - dem man wie du, nicht einfach so entfliehen kann.

    Du hast etwas von meiner 5 Jahre älteren Schwester, die kaum 13 Jahre alt, mich häufig im Schlepptau hatte. Zu Beginn musste sie auf mich aufpassen, aber schon bald wurden unsere Rollen getauscht.

    Einem Nachtschattengewächs gleich, mangelte es ihr schon früh an einem guten Platz und genügend Beachtung innerhalb der Familie und so suchte sie außerhalb. Ihr angehängt, bekam ich ihre ersten Gehversuche bezüglich Freundschaften und Liebe mit, die geprägt waren von Hoffnungen, Gemeinheiten, Scham, Tränen und wortlosem Schmerz. Ratlos neben ihr, erschreckten mich all die Grausamkeiten unter dem Etikett „Freundschaft und Liebe“.

    Im Kreis ihrer Freundinnen wurde zu dieser Zeit regelmäßig der „Marktwert“ jeder Einzelnen gehandelt und da hatte meine Schwester schlechte Karten. Nicht dass sie etwa hässlich oder sonst wie unmöglich gewesen wäre; nein - sie war einfach ungesund „schlank“ und hatte Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit. Diese Kombination machte sie regelmäßig zum Gespött und Spielball. Ihr Selbstwertgefühl blieb mit jeder Gemeinheit und jedem Bruch mehr und mehr auf der Strecke. So wunderte es nicht, dass sie erst jemand länger für sich gewinnen konnte, der selbst ein Rucksack voller Probleme mit sich herumschleppte.

    Da hatten sich nun zwei Abhängige gefunden; er u.a. süchtig nach Alkohol, sie nach Geborgenheit und aufrichtiger Liebe. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen und wenn das Ganze mit allen „ups and downs“ und wiederholtem Kommen und Gehen auch keine zehn Jahre dauerte, ging es viel zu lange - das Ende war abrupt, schrecklich und endgültig.

    Meine Schwester hat damals, trotz aller unübersehbaren Alarmzeichen und im Widerspruch zu ihrem eigenen Verstand, den rechtzeitigen Absprung nicht geschafft - das hat sie letztendlich für immer kaputt gemacht.

    Dir Anita traue ich den Absprung zu, du scheinst dich soweit aufgerappelt zu haben, dass es dir gelingen könnte;

    ich würde es dir soooo wünschen - Ste

    Einmal editiert, zuletzt von Ste55 (27. Januar 2022 um 11:54)

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