Hallo, ich hoffe ich habe die Funktionsweise richtig verstanden und dieser Eintrag kann angezeigt werden. Ich bin seit 3 Wochen nüchtern und habe das Gefühl ich platze vor Gedanken und Emotionen und wünsche mir Verbündete.
Ich bin 30 Jahre alt und habe seit meiner frühen Jugend Alkohol getrunken. Ich habe immer gewusst, dass Alkohol für mich einen anderen Stellenwert hat als etwa für meine Freundinnen, die schienen nie so nervös zu werden, wenn ihr Glas leer wurde und kein Nachschub in Sicht war. Ich habe in jungen Jahre eine Magersucht entwickelt, die mich bis heute noch begleitet, auch wenn ich gelernt habe damit umzugehen. Deswegen dachte ich immer der Alkohol wäre kein Problem, denn ich hatte ja schon die Magersucht und das sollte doch reichen. Tatsächlich wurde mir dann aber vor drei Wochen schlagartig klar, dass sich der Alkohol nach und nach auch zum Problem entwickelt hat. Ich habe nie innerhalb der Woche getrunken, oder alleine auf dem Sofa. Aber jedes Mal wenn sich ein Anlass bot, trank ich ohne jegliche Kontrolle. Ich habe immer versucht meinen Konsum zu kontrollieren, aber es war wie ein Schalter der sich umlegte und zu regelmäßigen Black outs führte. Es schien mir normal zu sein ganze Teile des Wochenende nicht mehr zu erinnern und mich dann die nächsten drei Tage mit schlimmsten und dunkelsten Gedanken zu quälen. Ich hatte irgendwann einfach kapituliert und gar nicht mehr versucht die Kontrolle zu behalten, ich fühlte mich immer zerissener und die Stimmung wurde auch an den katerfreien Tagen immer dunkler. Ständig Scham und Angst vor dem nächsten Wochenende. Auch wenn ich mal ein Wochenende zuhause ohne Alkohol verbrachte, war es doch normal mittags oder manchmal auch morgens an einem Samstag einen Wein zu trinken, einfach so um in Schwung zu kommen wie ich mir einreden wollte. Ich dachte es wäre doch ok, dann bin ich halt jemand der oft eskaliert, wird schon ok sein. War es aber nicht, das weiß ich jetzt. Seit 15 Jahren hatte ich die letzten zwei Wochenenden es erstmals geschafft auf Geburtstagen nicht zu trinken. Ich fühle mich toll. Ich kann lustig sein, singen und offen sein, ich fühlte mich sehr gut und war stolz erstmals die Kontrolle zu haben, es schien so einfach zu sein einfach das erste Glas nicht zu trinken. Nun ist mir klar, dass meine Kapitulation vor dem Alkohol nichts anderes als ein Alkoholproblem war. Ich möchte nicht mehr dahin zurück und stattdessen herausfinden wer ich ohne Alkohol sein kann. Neben diesem überwältigen Gefühl der Erkenntnis und Freiheit schleichen sich nun aber auch andere Gedanken ein. Werde ich vielleicht rückfällig? War ich süchtig? Wie sage ich es anderen Menschen?
Irgendwie würde es mir fast helfen zu sagen, dass ich trocken bin, das scheint mir so konsequent und ich glaube die Leute würden dann nicht mehr mit mir diskutieren, ob ich vielleicht doch noch ein Glas möchte oder nicht, aber andererseits habe ich Angst, dass meine Geschichte dafür nicht "schlimm " genug ist, ich keine wirkliche Alkoholerin bin sondern einfach nur jemand, der nicht mehr aufhören kann sobald er einmal einen drink in der Hand hat, dann aber auch im Alltag nichts braucht . Mein Kopf ist so voll momentan ich könnte noch ewig weiter schreiben und hoffe ihr versteht was ich meine .