Wunschkonzert Risikovermeidung.

  • Ja, Risiken wird es immer geben. Das ganze Leben ist ein Risiko.

    Und in Bezug auf die Alkoholsucht ist ein Risiko zu viel eingehen, ob nun bewusst oder unbewusst, ja nun mal ein Risiko zu viel.

    Ich maße mir nicht an, mögliche Risiken genau einschätzen zu können. Aber ich vertraue darauf, dass ich mich, sollte sich mal eine Situation als gefährliches Risiko entpuppen, mit meinem Notfallkoffer (zum Beispiel) rechtzeitig aus der gefährlichen Situation entfernen kann und damit dem Drang, jetzt unbedingt Alkohol trinken zu müssen, widerstehen kann. Dass es letztendlich bei einem Rückfall erstmal um ‚widerstehen‘ geht, denke ich schon. Ich weiß es aber natürlich nicht. (Und wenn ich das nie erfahren muss, werde ich sehr glücklich sein.)

    Grundsätzlich finde ich Risikominimierung wichtig…. und das nicht nur im ersten Jahr. Aber wir oben schon gesagt: Mein Risiko muss nicht das Risiko der Anderen sein.

    Mindestens genau so wichtig finde ich jedoch das Auseinandersetzen mit der Alkoholsucht und mit mir als Alkoholiker UND meine eigene persönliche Achtsamkeit mit mir selbst.

    Ich denke, nur wenn ich aufmerksam und achtsam bleibe, kann ich mögliche Risiken überhaupt erst erkennen und handeln. Das musste ich aber auch erst einmal lernen.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich habe ja den Titel bewusst genommen.

    Wunschkonzert Risikovermeidung.

    Bedeutet ja nichts anderes, dass es eben Alkoholiker gibt, die gerade bei gewissen Anlässen, an denen sie unbedingt dabei sein wollen, sich etwas vormachen und die vorhanden Risiken , ihren Vorstellungen anpassen. Was sich selbst-belügen sehr nahekommt.

    Das ganze Leben ist ein Risiko.

    Das Leben endet mit dem Tod, habe ich irgendwo mal gelesen. Aber wenn ich schon die Möglichkeit habe, nicht an einem Rückfall zu verrecken oder nach dem Rückfall nicht mehr rauskomme, versuche ich zumindest Risiken zu vermeiden. :mrgreen:

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • im Laufe der Zeit und längerer Trockenheit lernte ich meine persönlichen Risiken besser einzuschätzen. Wie ein ehemaliger Gruppenleiter mal sagte,hat jeder sein persönliches Minenfeld.

    Am Anfang ist es auf jeden Fall gut allen Risiken aus dem Weg zu gehen wo das möglich ist.

    Anstatt mit der Faust in der Tasche irgendwo hin zu gehen und es aushalten zu wollen, habe ich immer einen rückzugsplan in der Tasche, für alle Fälle.

    Dabei ist für mich wichtig genau in mich reinzuhören und gnadenlos ehrlich zu mir zu sein. Im Falle der Hochzeit meiner Tochter war das mit ihr abgesprochen und sie wusste Bescheid.

    Alles gut gelaufen, auch im Nachgang.

    Gute und konsequente Vorbereitung auf solche Feste helfen meist,wenn nicht und mir ists nicht ganz geheuer, mach ich die biege, und die Betroffenen sind mir nicht böse, weil sie Bescheid wissen.

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Moin

    Ich versuche es mal andersrum. Solange ich den Alkohol im Kopf habe, solange riskiere ich einen Rückfall. Was hilft mir jede Risikominimierung, wenn ich dabei die Faust in der Tasche habe, mir selbst meine Trockenheit nicht zutraue, an ihr, an mir zweifel?

    Von Anfang an habe ich gesagt, meine alkoholfreie Zone ist in meinem Kopf, da ist sie fest verankert, die ist nicht verhandelbar, sie ist meine Lebensversicherung.

    Diese Haltung, Einstellung ist meine Freiheit, sie lässt mich entscheiden, wo ich wann, und wie lange hingehe und wieder gehe.

    Nüchtern habe ich wieder die Verantwortung für mich übernommen, warum sollte mir mein Umfeld sie wieder abnehmen?

    Ich habe hier jede Warnung sehr ernst genommen, die Warnungen sind wichtig, lebenswichtig, aber mich letztlich so entschieden, dass ich mich auf meinem trockenen Weg wohl fühle, ich mit mir im Einklang bin.

    Anders hätte ich meinen Weg nicht gehen können.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Es ist spannend, was diese Gedanken mit mir als EKA machen.

    Ich kann nämlich nicht abschließend sagen, ob ich aus Rücksicht auf mein Gegenüber handeln würde oder aus dem Bedürfnis heraus bestmöglich für mich selbst zu sorgen. Auch wenn mir klar ist, dass ich keine Verantwortung trage… bei einem Rückfall rund um meine Hochzeit oder ein anderes feucht fröhliches Fest, würde ich den Gedanken nie los werden, dass ich es hätte verhindern können.

    Und was ist bitte falsch daran, durch Gespräche und Kompromisse einen Weg zu finden, der eventuelle Risiken minimiert. Egal ob das bedeutet das ich mitteile „es ist für mich in Ordnung wenn du gehst, sobald du das Gefühl hast es wäre besser für dich“ oder „wenn es dir damit besser geht und du dich sicherer fühlst, dann musst du nicht auf die Feier kommen“ oder ich eine Feier komplett alkoholfrei gestalte.

    Reden und sich der Gefahren bewusst werden oder eben auch der Fülle an Möglichkeiten, finde ich jedenfalls tausend mal besser als Augen zu und durch.

  • Es geht ja nicht um Augen zu und durch, es geht um Eigenverantwortung, die ich als Alkoholiker für mich übernehme.

    Will mir mein Umfeld diese absprechen ist das Coverhalten.

    Es geht ja auch um meine Würde, die ich mir zurück erobern will, erobert habe.

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Es ist spannend, was diese Gedanken mit mir als EKA machen.

    Und ich finde es auch gut, dass es mal von der anderen Seite beleuchtet wird. Inwieweit es auch ein Risiko, für die EKA oder Angehörige ist.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich will auch unbedingt bei bestimmten Ereignissen dabei sein….auch in der Anfangszeit meines nüchternen Lebens wollte ich das. Ich habe mir nie etwas vorgemacht und auch nicht vorhandene Risiken meinen Vorstellungen angepasst. Ich habe mir ganz genau überlegt, was ich wann warum machen will und ich war mir auch immer bewusst, dass dort auch jemand Alkohol trinken wird und dass dies sehr wohl ein Risiko darstellen kann.

    Ich bin nicht leichtfertig in irgendwelche Veranstaltungen getrampelt und ich auch habe niemandem sein Bier oder Wein zum Essen oder beim Grillabend verboten (oder höflich gebeten, doch in meiner Gegenwart darauf zu verzichten). Reine ‚Saufverstaltungen‘ gab es in meinem Leben noch nie.

    Ich bin Alkoholiker geworden und ich musste lernen, damit klarzukommen.

    Sicher bin ich damit auch das Risiko eingegangen, rückfällig zu werden. Aber das Risiko ist doch überall. Mein Risiko war ich selbst …. alleine zu Hause. Vielleicht hätte ich das allgemeine Risiko auch minimieren können. Vielleicht ist es auch nur Zufall, dass ich es bisher noch nie so wirklich schwer hatte in meinem nüchternen Leben.

    Vielleicht ist es aber auch das Wissen und die Akzeptanz, dass ich nie wieder Alkohol trinken kann, was mir ein nüchternen Leben relativ einfach möglich macht.

    Dass hier im Forum immer und wieder auf Risiken hingewiesen wird, die sich ja nun mal immer wieder als tatsächliche Risiken und Stolpersteine bewahrheiten, finde ich richtig und gut.

    Was ich nicht so wirklich gut finde, ist, dem Alkoholiker so grundsätzlich seine eigene Wahrnehmung abzusprechen. (Darauf muss sich jetzt niemand empören. Ich empfinde das zum Teil hier so, und da lasse ich mir mein Empfinden auch nicht ausreden.)

    Ich war auch anfangs sehr unsicher. Ich wusste ja gar nix. Ich war fertig mit der Welt und mein einziger Wunsch war: Ich will nicht mehr saufen müssen.

    Ich war darauf angewiesen, dass mir andere Leute zeigen, wie es zu schaffen ist, den Ausgang aus der Suchtspirale zu finden. Mich ein ganzes Jahr von allem fernzuhalten, war nicht mein Weg. Das heißt aber nicht, dass es für Andere nicht genau der richtige Weg ist.

    Das ständige Ermahnen: Das ist nicht richtig und wir empfehlen hier dies und jenes und so geht der Weg …. waren für mich Richtlinien, Empfehlungen … auch, wenn es oft als ‚das Maß aller Dinge‘ formuliert war.

    Mir ist wichtig, dass ich in meinem Kopf nüchtern bin. Mein Kopf muss alkoholfrei sein. Da ist es egal, was andere machen oder als ihr Risiko sehen und meiden wollen.

    Klar ist es bei einem so überlebenswichtigen Thema wie der Alkoholsucht nicht einfach, eine Sprache zu finden, bei sich niemand auf die Füße getrampelt fühlt. Und vielleicht funktioniert das Nüchternwerden bei manchen auch nur über klare Regeln und eben die Grundbausteine. Bei mir funktioniert Nüchternsein, davon bin überzeugt, nur, wenn ich für mich im Kopf nüchtern bin und für mich die Verantwortung übernehme.

    Wenn jemand hier erzählt, er habe das so oder so gemacht und es wird direkt darauf hingewiesen, dass wir das hier aber so und so empfehlen und solche Tipps (die ja keine Tipps, sondern nur ein Wiedergeben der eigenen Erfahrungen sind, was ja den Austausch ausmachen soll), sogar respektlos dem Forum und verantwortungslos mit gerade Nüchternwerdenden gegenüber sind, empfinde ich das wenig hilfreich zur Risikominimierung.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Was ich nicht so wirklich gut finde, ist, dem Alkoholiker so grundsätzlich seine eigene Wahrnehmung abzusprechen. (

    Ich spreche grundsätzlich jeden Alkoholiker, mich eingeschlossen, am Anfang seines Weges seine Wahrnehmung ab. Wenn sie stimmen würde, wäre jeder Alkoholiker ohne Hilfe einer SHG oder ähnliches alleine trocken geworden.

    Ich verstehe hin und wieder diese künstliche Empörung nicht, aber das liegt wohl an meiner Wahrnehmung. Der Thread dient eigentlich für den Austausch von Risikovermeidung und nicht wem was, wo passt oder nicht.

    Und wenn du die Tipps aus einem anderen, Thread hier mit reinholst, besteht die Gefahr, dass es hier verwässert.

    Mach es dort und wenn ich dort von Tipps gesprochen habe. Dann ist es die Du Form, was mich gestört hatte, nicht seine eigenen Erfahrungen. Beispiel unten, ohne das ganze Zitat herüber zu holen.

    Halt Dich dort etwas abseits des Trinkgeschehens auf und sieh zu, dass Du stets irgendwas in beiden Händen

    das ist Beratung und hat nichts, rein gar nichts, mit Selbsthilfe zu tun. Es ist eine Aufforderung an einen Alkoholiker, der die ersten Schritte geht. Für mich verantwortungslos. Was ich dann mit Carl-Friedrich habe, haben wir immer auf Augenhöhe ausdiskutiert und gut war. Ich bitte nun wieder zum Thema zurückzukehren. Danke

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Es geht ja nicht um Augen zu und durch, es geht um Eigenverantwortung, die ich als Alkoholiker für mich übernehme.


    Will mir mein Umfeld diese absprechen ist das Coverhalten

    Aber ist es denn kein Unterschied, wenn ich als Angehöriger frage: „kann ich etwas tun, um das Risiko für dich zu minimieren oder es für dich leichter zu machen?“

    Da spreche ich meinem Gegenüber ja nicht die Eigenverantwortung ab.

    Wenn ich über seinen Kopf hinweg entscheide und irgendwas mache z.B. alles alkoholfrei… klar, das finde ich auch übergriffig, aber darüber reden und gucken, wie beide Seiten sich am wohlsten fühlen. Das empfinde ich nicht als Coverhalten.

  • Das bedeutet ja der Angehörige macht sich Gedanken darüber, dass es für mich ein Risiko sein könnte. Er macht sich also meine Gedanken, ist in meinem Kopf.

    Ich empfinde das als übergriffig.

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Ich verstehe hin und wieder diese künstliche Empörung nicht, aber das liegt wohl an meiner Wahrnehmung.

    Das geht mir ähnlich.

    Der Thread dient eigentlich für den Austausch von Risikovermeidung und nicht wem was, wo passt oder nicht.

    Ob mir irgendwas passt oder nicht, habe ich auch gar nicht angemerkt. Lediglich ein paar Gedanken, was für mich nicht zur Risikominimierung beiträgt, habe ich hier gelassen.

    Aber egal ….

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich empfinde das als übergriffig.

    Hm… das kann ich gut nachvollziehen!

    Fühle aber parallel etwas völlig anderes.

    Für mich bedeutet das ja, ich hatte bereits zu saufzeiten irgendwie mit den Folgen klar zu kommen und nun bin ich weiterhin hilflos ausgeliefert und darf mir nicht einmal Gedanken machen die mich selbst davor schützen könnten ungewollt an einem Rückfall beteilig zu sein 🤔

  • Aber ist es denn kein Unterschied, wenn ich als Angehöriger frage: „kann ich etwas tun, um das Risiko für dich zu minimieren oder es für dich leichter zu machen?“Da spreche ich meinem Gegenüber ja nicht die Eigenverantwortung ab.

    Gutgemeintes ist nicht immer gut für einen trockenen Alkoholiker. Er bedarf ja keine Hilfe. Hat ja kein Handicap. Ich frage ja jemanden, der Alkohol trinkt auch nicht, wie ich ihm helfen kann.

    Ich werde mittlerweile gefragt. Kommst du oder kommst du nicht und wenn du kommst, hast du einen besonderen Getränke-Wunsch. Hat aber Jahre gebraucht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Dann hast du als Angehörige eben noch nicht komplett losgelassen. Den Rückfall baut der Alkoholiker, nicht du.

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Ich frage ja jemanden, der Alkohol trinkt auch nicht, wie ich ihm helfen kann.

    Ich frage aber vielleicht was er gerne trinkt.

    Und ich frage die Familie mit kleinen Kindern, wie ich es ihnen leichter machen kann die Feier zu genießen. Und ich frage bei denen mit mir bekannten Lebensmittelunverträglichkeiten nach Alternativen.

    Selbst wenn ich einen Kindergeburtstag ausrichte, frage ich doch die Eltern mit chronisch kranken Kindern, ob es Besonderheiten gibt und ob ich irgendwas möglich machen kann, damit die Kinder ein Minimum an Einschränkungen haben.

    Und wenn ich diese Informationen eingeholt habe entscheide ich, was für mich passt und was nicht und teile das dann mit.

  • Und ich frage die Familie mit kleinen Kindern, wie ich es ihnen leichter machen kann die Feier zu genießen. Und ich frage bei denen mit mir bekannten Lebensmittelunverträglichkeiten nach Alternativen.

    Wenn das dein Usus ist, ist es etwas anderes.

    Ich kann mich jedoch auch in die Lage eines EKA herein versetzen, da ich es mit gemacht habe. Da läuft vieles anders im Kopf ab wie bei „nicht EKA“ Ist ja ähnlich ein Verhalten wie bei der Sucht. Da läuft doch unterbewusst die ganzen negativen Erlebnisse mit. Ich will es ja nicht wieder erleben.

    Das neigt dann zu Übervorsichtigkeit, was nicht anderes bedeutet. „Wie kann ich den trocken Alkoholiker unter Kontrolle halten." Also nach meiner bescheidenen Küchenpsychologie.

    Für EKA oder Angehörige ist es ja auch ein Risiko, wenn ich einen trockenen Alkoholiker einlade. Nicht das er wieder säuft, sondern wie gehe ich mit mir um, wenn er wieder säuft.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Für EKA oder Angehörige ist es ja auch ein Risiko, wenn ich einen trockenen Alkoholiker einlade. Nicht das er wieder säuft, sondern wie gehe ich mit mir um, wenn er wieder säuft.

    Und was macht es mit mir, wenn meine Hochzeit, die Taufe der Kinder oder ein anderer besonderer Moment für immer davon überschattet wird.

    Sowohl davon, wenn an dem Tag gesoffen würde, mit allen unangenehmen Situationen und Gefühlen, die dann in dem Moment entstehen. Oder alternativ, wenn es später passiert und ich mich für immer fragen muss, ob wohl auf meiner Hochzeit der Grundstein für den endgültigen Absturz gelegt wurde.

    Was macht das dann mit mir?

    Und warum darf ich mir keine Gedanken machen, wie das optimal verhindert werden kann?

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