Wunschkonzert Risikovermeidung.

  • Hallo zusammen

    vorweg mir wird immer wieder meine konsequente Art, vorgehalten, was jedoch nicht ganz stimmig ist. Ich weiß um die Gefahren eines Rückfalls, da selbst erlebt. ich weiß, wie ein Rückfall aussehen kann, da ich fast dem Tode näher war als am Leben. Ich habe auch erfahren, wie schnell sowas passiert und dass alle Warnungen, die ich im Vorfeld gelesen habe, zur Makulatur werden. Ich bin auch kein Aussteiger zwischendurch gewesen, ich kam aus einem Tiefpunkt hier her.

    Nun empfehlen wir dem Alkoholiker, der die ersten Schritte geht, im ersten Jahr eine größtmögliche Risikominimierung einzuhalten, um sich zu festigen. Gleichzeitig dieses Jahr zu nutzen, um sich ein neues trockenes Leben mit einem alkoholfreien Umfeld aufzubauen.

    Die Feste, die da zu vermeiden sind, sind ja meist auch Feste, bei denen nahe Familienangehörige dabei sind und man in einer emotionalen Zwickmühle steckt, nicht hinzugehen. Selbst wenn im Vorfeld schon klar und deutlich kommuniziert worden ist, dass man Alkoholiker ist, macht zwar die Erklärung leichter, aber schwächt nicht das Risiko ab, wenn ich daran teilnehme.

    Das Argument, es handelt sich auch um eigene Kinder, die da feiern, ist für mich zwiespältig. Wenn das „Kind“ es auch im Vorfeld weiß, dass der teilnehmende Elternteil Alkoholiker ist, wünscht es sicherlich nicht, dass dann gerade auf diesem Fest ein Elternteil wieder rückfällig wird. Ich kenne übrigens auch kein Kind, das es nicht wusste, dass ein Elternteil zu viel gesoffen hat und „plötzlich“ nichts mehr säuft. Das da was im Argen liegt.

    Es ist also meistens nicht wegen den Anderen, die dort verweilen, warum ich da hingehe. Es ist das eigene Ego, was mich treibt. Dazuzugehören, nicht anders sein und selbst als „Alkoholiker“ wenn kommuniziert oder als „Nichttrinker“ alles im Griff zu haben.

    Diesen Thread habe ich nicht nur für Alkoholikern aufgemacht. Sondern auch mal die andere Seite zu beleuchten, wie sich ein CO oder vor allem ein EKA dabei fühlt.

    Es gibt ganz wenige Risiken, die nicht vermeidbar sind. Es gibt aber sehr viel Risiken, mit denen ich mich als Alkoholiker, aus welchen Gründen auch immer, arrangiere.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • moin

    das ist wirklich ein sehr zweischneidiges schwert. ich weiß nicht ob ich von einer hochzeit eines meiner kinder fern geblieben wäre, gott sei dank hat sich mir diese frage nie gestellt. ich weiß wirklich nicht wie es ausgefallen wäre. es ist ja kein gebrutstag oder so. eine hochzeit ist schon ne hausnummer.

    was ich aber erlebt habe und ich hier dann auch mal zum nachdenken einbringen möchte ist folgendes. ich war schon 10 jahre trocken als mein erstes enkelkind ankam, die taufe wurde in "meiner" dorfkneipe gefeiert. ich war seit ich aufgehört hatte zu saufen nie mehr dort eingekehrt. also nach 10 jahren nun das erste mal. und ich war gefestigt, kein zweifel. trotzdem war es für mich sehr komisch dort zu sein. da kam vieles hoch, auch schöne dinge und ich mußte zwischendurch echt mit meinem partner mal raus und kurz über einiges reden. wir sind auch nicht bis zum schluß geblieben. mir hat da nichts nachgehangen, ich habe keinen saufdruck bekommen oder ähnliches, aber es war nach all der zeit doch eine emotionale herausforderung die ich nicht erwartet hatte. ich habe das gewaltig unterschätzt.

    damit möchte ich einfach klarstellen wie und was einen plötzlich anspringen kann und aus der bahn werfen. aber ob ich ne hochzeit hätte sausen lassen weiß ich deswegen trotzdem nicht. natürlich sind deine argumente, hartmut, völlig richtig, da beißt die maus keinen faden ab. aber da ist halt auch das herz. und wenn man sich innerlich vorwürfe macht das man das kind vernachlässigt oder was auch immer. ob das weniger schlimm ist? das ist innerlich ein echter kampf und ich würde wirklich lügen wenn ich sagen würde das würde ich so oder so machen. ich weiß es wirklich nicht.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Ich als Angehörige habe da aktuell selbst massive Probleme, an Veranstaltungen teilzunehmen, wenn ich weiß, dass dort Alkohol konsumiert wird.

    Aus heutiger Sicht, hätte ich absolutes Verständnis, wenn eine mir nahestehende Person, aus Gründen der Risikovermeidung, einer Feier von mir fernbleiben möchte. Natürlich wäre ich ein wenig traurig, dass die Person nicht anwesend wäre, trotzdem wäre ich nicht angefressen. Es wäre mir viel mehr Wert, zu wissen, dass der-/diejenige so Achtsam mit sich ist!

  • Hartmut, eine Frage - hast du Kinder?

    Ja habe ich. Und es ist alles mit ihnen offen, ehrlich und ohne Beschönigung besprochen. Ähnlich, wenn ich hier mal etwas deutlicher anspreche.

    Das wichtigste war für mich, die Balance zwischen Eigenkritik zum Verhältnis der Krankheit zu finden. Die Schuld nicht der Krankheit geben, aber es als Auslöser mit einfließen lassen.

    Ich hatte jedoch in der nassen Zeit nur „Wochenend-Kinder“ und habe die zwei oder mehre Tage im Urlaub weitgehendst auf die Zähne gebissen. Da mein eigenes Fremdschämen, was ich als EKA erlebte, noch ganz tief drinnen verwurzelt war.

    Ich war im ersten Jahr des trocken werdens nicht auf Konfirmation und auch nicht auf einem Geburtstag. Mittlerweile sind sie alle erwachsen. Heute ist das alles etwas entspannter geworden und nehme da und da teil.

    Übrigens hat ein trockener Alkoholiker mehr Vor als Nachteile. Für mich keine Last. Dazu in einem anderen Thread eventuell mehr. Passt hier nicht rein :mrgreen:

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • wenn ich mich nur als Alkoholiker sehe, stimmt das, was Hartmut schreibt...doch da treffen mehrere Leben aufeinander....ich bin Alkoholicker....aber halt auch Vater, Sohn, Onkel, Angler, Reisender, Trauzeuge usw....und ich muss die Leben irgendwie miteinander verbinden....sie existieren ja auch...ich kann mich ja nicht nur zu Hause verstecken....Weihnachten, Silvester und Geburtstage gibt es nunmal....obwohl es besser wäre, sie aus dem Leben eines Alkoholiker zu verbannen....manchmal. muss man sich halt Situationen stellen und Kompromisse eingehen....minimieren ist wichtig....aber mit einigen möglichen Risiken muss man sich halt auseinander setzen....gut vorbereiten...so mit Notfallplan ist wichtig...und gut vorbereiten...

    das Leben muss ja lebenswert bleiben...

    Lieben Gruß

    mexico

  • ch bin Alkoholicker....aber halt auch Vater, Sohn, Onkel, Angler, Reisender, Trauzeuge usw....und ich muss die Leben irgendwie miteinander verbinden.

    Natürlich verbinden, soweit es geht. Nichts anderes schreibe ich doch auch. Mit einer notwendig Risikominimierung.

    Aber es ist für mich ein gravierender Unterschied, ob ich mehrere Jahre trocken bin oder erst anfange. Wenn ich frisch dabei bin, habe ich doch noch gar kein Notfallplan. Habe doch als frisch trocken werdender keine Erfahrung. Bin doch noch „nass“ im Kopf.

    Wenn ich lese, ich kann mich nicht zu Hause einsperren. Sind das Schutzbehauptungen um eine Möglichkeit zu finden teilzunehmen oder derjenige hat noch nicht verstanden, um was es geht.

    Gruß Hartmut

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  • Zuerst bin ich mir gegenüber verantwortlich, nüchtern zu bleiben, bevor ich an andere denke. Bei einem Rückfall ist niemanden geholfen. Nicht als Vater, Mutter, Onkel und vieles mehr. Das Worst Case Szenarium „Rückfall“ trifft ja dann nicht nur mich, sondern auch die Angehörige. Ist ja eine Familienkrankheit.

    Es ist ja nicht unüblich, dass gerade Alkoholiker rückfällig werden können. Liegt ja weit über 90 % . Warum ist das denn so, wenn ich alle Risiken im Vorfeld ausschließen kann? Zudem, wenn ich dort mit der Faust in der Tasche herumlaufe, um nicht Saufen zu müssen, dann nehme ich ja auch den Sinneseindruck mit nach Hause. Es wirkt ja nach.

    Ich hatte ja geschrieben, dass ich im ersten Jahr nicht auf Konfirmation war. Da war das Fest gemeint, nicht die Kirche. Kompromisse schließe ich nur, wenn es um die Nüchternheit geht. Als Alkoholiker habe ich durch den Kontrollverlust unter Beweis gestellt, dass es da keine Kompromisse geben kann.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • einige Erfahrungen, muss jeder selbst machen....auch um ein gewisses Verständnis zu bekommen....ich kann doch nicht mein Leben nur auf den Alkoholiker runterreduzieren....ist wie das kontrollierte Trinken...wenn man dann die Erfahrung gemacht hat....bleibt nix anderes übrig, sich als Alkoholiker zu sehen....und ich kenne keinen Alkoholiker, der es nicht konntrolliert versucht hat....Erfahrungen hin oder her...

    ich mach mal einen Monat Pause mit dem Forum....geht mir zu nah...und ich fange an, mich zu ärgern....und das will ich nicht

    Lieben Gruß

    mexico

  • Ich versetze mich persönlich mal in die Lage:

    Ich bin frisch trocken und bleibe wegen der (in dem Fall vermeintlichen) Risikominimierung bei der Hochzeit einer meiner Söhne fern.

    Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass das Fern bleiben für mich persönlich ein noch viel, viel größeres Risiko darstellen würde.

    Ich könnte mir vorstellen, dass so mancher Vater oder Mutter dann Gedanken hat wie: „Wenn ich nicht mal mehr zu der Hochzeit meines eigenen Kindes gehen „kann“, dann ……

    Und ich könnte den Gedanken sogar nachvollziehen.

    Ein grundsätzlich anderes Umfeld schaffen und nicht mehr im Alltag dort rumlungern, wo man zu Saufzeiten war, das ist das Eine.

    Eine Hochzeitsfeier des eigenen Kindes, keine alltägliche Sache und das Fern bleiben kann meiner Meinung nach wie gesagt mehr schaden, als nutzen, was die Risikominimierung angeht.

    LG Cadda

  • Das unterschreibe ich sofort.

  • ..ich kann doch nicht mein Leben nur auf den Alkoholiker runterreduzieren.

    Wer macht das denn? Werde ich gerne verkehrt verstanden?

    Ich habe doch westlich mehr vom Leben als trockener Alkoholiker als ein „Nasser“ . Und hier ist nun mal ein Alkoholiker Forum, worüber wir uns austauschen. Welches Thema sollen wir nehmen . Das das Wetter umschlägt?

    einige Erfahrungen, muss jeder selbst machen...

    Natürlich, deswegen kann er sich ja hier das herausziehen, was er möchte. Da spreche ich doch trotzdem die Risiken an.

    Warum machen wir das hier eigentlich? Doch nicht dem gegenüber zu ärgern oder etwas vorzuschreiben. Ist doch seine Selbsthilfe.

    Also mich kotzt es langsam an. Wir sind doch kein Strickforum, wo eine Masche verloren gehen kann. Da geht es um Menschenleben. Nur weil einer an der Bar trocken werden kann, gibt es doch auch welche, die alleine vom Geruch wieder das Saufen anfangen.

    Gruß Hartmut

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  • Die Teilnahme an der Hochzeit meines Sohnes ist doch eine besondere Form der Wertschätzung für ihn, seine Frau und deren Familie. Mit deren Familie käme dann im späten Herbst, die traditionelle Zeremonie in Asien, einem mir unbekannten Kulturkreis.

    Das Risiko des Rückfalls bin ich bereit, als Form der Wertschätzung einzugehen.

    Ginge es schief, dann ist es so. Ich muss dann mit der Schuld und dem Gefühl jämmerlich versagt zu haben leben.

    Selbst wenn man von mir erwarten würde, dass ich ein Glas Sekt erhebe und einen Trinkspruch auf das Brautpaar ausbringe, bleibt es meine Entscheidung, ob ich auch trinke oder das Glas nachher unauffällig beiseite stelle.

    Ich kenne die Gefahr sehr wohl und mache mir auch deshalb Sorgen. Doch ich will auch dieser Versuchung widerstehen und wenn es mir gelingt, werde ich gestärkt daraus hervorgehen.

  • Das Risiko des Rückfalls bin ich bereit, als Form der Wertschätzung einzugehen.

    Wenn mein Vater damals bei meiner Hochzeit einen Rückfall gehabt hätte (da war er trocken) hätte ich mir es als Sohn nie verzeihen können. Es wäre immer an mir hängen geblieben, die Schuld mitzutragen, dass er wieder säuft. Mein Vater ist leider sehr früh verstorben, was jedoch nichts mit dem Alkohol zu tun hatte. Ich hatte auf der Hochzeit immer ein Auge auf ihn und wir da nicht gerade frei von den Gedanken. Unverkrampft ist anders.

    Mit diesem einseitigen Denken „Wertschätzung“ kann ich nichts anfangen. Es ist ja keine Einbahnstraße. Das ist eine Famileinangelegenheit. Eine Familienkrankheit

    Gruß Hartmut

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  • Wunschkonzert …. im Zusammenhang mit Risikominimierung?

    Muss ich noch ein bisschen drauf rum denken.

    vorweg mir wird immer wieder meine konsequente Art, vorgehalten, was jedoch nicht ganz stimmig ist.

    Deine konsequente Art wird dir hier niemand vorhalten. Habe ich zumindest hier so noch nicht rausgelesen. Und deine Konsequenz hält dich ja nun auch schon viele Jahre trocken. Das ist doch super. Deine Konsequenz… dein Weg, ein guter und sicherer Weg … für dich.

    Zudem, wenn ich dort mit der Faust in der Tasche herumlaufe, um nicht Saufen zu müssen, dann nehme ich ja auch den Sinneseindruck mit nach Hause. Es wirkt ja nach.

    Und wenn ich dort nicht mit der Faust in der Tasche herumlaufe?

    Und wenn ich mich einfach nur freue, dabei sein zu können?

    Ich kenne das auch von mir, als ich noch gesoffen habe. Immer und nur heimlich in meinen eigenen 4 Wänden.

    Damals bin ich vermutlich tatsächlich mit der buchstäblichen Faust in der Tasche unterwegs gewesen. Auf jeden Fall aber habe ich Sinneseindrücke mit nach Hause genommen…. und das wirkte nach….. gewaltig sogar. Ich habe in den Tagen danach gesoffen als gäbe es kein Morgen mehr…..

    Aber das ist nicht mehr so, und zwar so ziemlich genau seit ich beschlossen habe, dass ich nie wieder Alkohol trinken werde UND die Erkenntnis gewonnen habe, dass ich auch nie wieder Alkohol trinken kann.

    Es ist also meistens nicht wegen den Anderen, die dort verweilen, warum ich da hingehe. Es ist das eigene Ego, was mich treibt. Dazuzugehören, nicht anders sein und selbst als „Alkoholiker“ wenn kommuniziert oder als „Nichttrinker“ alles im Griff zu haben.

    Wenn dich dein Ego antreibt, irgendwo hinzugehen, muss es doch nicht auch mein Ego sein, warum ich das gleiche tue.


    Es ist Sucht und es bleibt Sucht. Es werden immer Menschen rückfällig werden. Nach einer Woche, nach einem Monat, nach 11 Monaten und auch nach 13 Monaten oder nach 5, 7, 10 Jahren….

    Bin ich nach einem Jahr wirklich ‚sicherer‘ als nach 360 Tage?

    Risikominimierung 🤔 ….. ändern sich die Risikofaktoren je länger ich nicht getrunken habe?

    Oder ist es letztendlich nicht doch ‚einfach nur‘ meine Einstellung zur Alkoholsucht und zu meinem Leben?

    Bevor ist süchtig wurde, hatte ich zur Alkoholsucht überhaupt keine Einstellung. Mein Leben war in Ordnung. Alkohol gab es da auch schon ….aber nicht für mich. Ich war abstinent aus Überzeugung.

    Irgendwann habe ich gemeint, mich und meine Gefühle mit Alkohol betäuben zu können. Das hat super funktioniert . Als ich dann erkannt habe, dass ich ohne Alkohol nicht mehr leben kann, dass ich Alkoholiker geworden bin, habe ich keinen Ausweg mehr gefunden ….trotz Risikominimierung… noch fast 3 Jahre musste ich weitersaufen….es war nix mehr in Ordnung, ich war gefangen in der Sucht.

    Seit ich weiß, dass ich nie wieder Alkohol trinken kann, wenn ich leben möchte … weil ich Alkoholiker bin … und immer Alkoholiker bleiben werde, hat sich in mir drin so viel verändert. Natürlich ist es immer besser und sicherer, sich keinen Risiken auszusetzen ….doch wo fängt das Risiko an … und wo hört es auf?

    Mein Risiko muss nicht das Risiko der Anderen sein.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Eine Hochzeitsfeier des eigenen Kindes, keine alltägliche Sache und das Fern bleiben kann meiner Meinung nach wie gesagt mehr schaden, als nutzen, was die Risikominimierung angeht.

    Das ist ein Aspekt, der andere wäre, wie würden sich dein Sohn fühlen, wenn du dort trotz aller Vorbereitungen und Sicherheitsmaßnahmen rückfällig werden würdest? Ich habe es gerade oben nochmal angeführt und erst eben dein Post gelesen. Nun ich musste ja als nasser Alkoholiker einseitig, egoistisch denken, damit ich meine Ruhe vor dem Saufen hatte. Aber als trockener Mensch ist das ja nicht mehr notwendig.

    Nochmals für alle. Mir liegt es fern, irgendetwas madig zu machen, aber es handelt sich eben um die Alkoholkrankheit. Das ist mehr als „Nur nicht trinken“

    Gruß Hartmut

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  • Ja hm… ich finde das ist ein ganz gefährliches und zweischneidiges Schwert.

    Als „Kind“ wünsche ich mir natürlich einen Elternteil der, nun endlich nüchtern, auch an meinem Leben teilnimmt. Wenn nun aber die Teilnahme an meinem Fest zu einem Rückfall führt, dann fühle ich mich doch trotzdem irgendwie verantwortlich - schlimmstenfalls fühle ich mich dann verantwortlich für den Tod von meinem Vater/meiner Mutter, was für eine schreckliche Vorstellung. Der Preis wäre mir persönlich viel zu hoch gewesen. Dabei ist es egal, ob der Rückfall direkt passiert oder in einem kurzen Zeitfenster danach.

    Im konkreten Fall von pgauguin hab ich gestern schon gedacht… Der Sohn weiß doch Bescheid und macht sich sogar Sorgen um seinen Bruder, das sind doch perfekte Vorraussetzungen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

    Bei meiner eigenen Hochzeit gab es zB Sekt, Saft, Häppchen, im direkt Anschluss an die Zeremonie, danach einen Ortswechsel zur eigentlichen Feier. In eurer Situation hätte ich den Alkohol am Standesamt komplett gestrichen und alkoholfrei angestoßen und diesen Teil einfach etwas in die Länge gezogen.

    Es ist doch möglich gemeinsam zu überlegen, ob es Möglichkeiten geben kann, bei denen alle Beteiligten glücklich sind.

    Mir selbst wäre die Anwesenheit von einem frisch trockenen Alkoholiker auf der Party eher unangenehm gewesen. Ich hätte gesplittet. Da mein Verhältnis zu meiner Eltern eher mies ist, wäre eine komplett alkoholfreie Party wohl nicht in Frage gekommen. Für den Schutz einer engen Freundin oder unserer Trauzeugen würde ich jederzeit ein Fest einfach komplett Alkoholfrei halten. Meine Kompromissbereitschaft richtet sich also nach Sympathie und enge der Beziehung.

    So oder so würde ich allerdings nie jemanden der frisch trocken ist so direkt konfrontieren. Dann lieber auf die Anwesenheit verzichten und auf Nummer sicher gehen.

    Was spricht gegen eine gemeinsame Zeremonie und einen feierlichen Abend am Tag vorher oder oder oder. Es gibt doch tausend Alternativen, wenn man offen darüber spricht.

    Zähne zusammen beißen, nur damit man irgendwie dabei ist und später mit einem Rückfall bezahlen.

    Also für mich wäre das keine Option gewesen und wird es auch nie sein.

  • Bin ich nach einem Jahr wirklich ‚sicherer‘ als nach 360 Tage?

    Kommt eben darauf an, welche Weg du gegangen bist.

    Ich habe im ersten Jahr alles, was mit dem Saufen zu tun hatte, nicht mehr in mein Leben eingebunden, sondern mit neuer trockener Lebensweise ersetzt. Das bedeutet ja das erste Jahr, was die Langzeitröcke in. Ein stabileres Leben aufgebaut. Die Risiken bleiben immer gleich, nur ich als Alkoholiker veränderte mich. Ich musste erstmal lernen, mit den Risiken, die ich nicht vermeiden kann, umzugehen.

    Und dann erst mit den Risiken, die ich vermeide, mich zu arrangieren. Je länger ich trocken bin, umso sicherer werde ich, doch in der Anfangszeit ist erfahrungsgemäß an sich der Alkoholiker sehr instabil.

    Und wenn ich dort nicht mit der Faust in der Tasche herumlaufe?

    Und wenn ich mich einfach nur freue, dabei sein zu können?

    Das wünsche ich doch jedem. Ändert jedoch nichts daran, dass es im Vorfeld Risiken gibt.

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    Gruß Hartmut

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