Liesel - Mein Mann ist alkoholabhaengig

  • Liebe Liesel,

    ich kann dich so so gut verstehen! Ich lese die ganze Zeit still mit.

    Es zieht mir auch immer wieder neu den Boden unter den Füßen weg, wenn mein Mann doch wieder trinkt.

    Aber immerhin hast du jetzt wieder deine "Angriffsfläche" zurück. Ich glaube ich verstehe, was du damit gemeint hast. Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich dann wieder meine ganze Wut und Enttäuschung spüren kann - und das gibt mir in dem Moment die Kraft klarer zu sehen und meinen Weg wieder vor Augen zu haben. Es geht nicht darum eine Begründung für andere zu finden, oder ihm Vorwürfe zu machen, sondern mich selbst zu bestärken, dass es wirklich wirklich nichts mehr nutzt weiter zu verharren.

    Ich bin mit Sicherheit die letzte, die hier schlau reden kann, denn ich stecke selbst ganz tief im Sumpf. Aber ich verstehe dich und ich würde mich so sehr für dich freuen, wenn du weiter kommst.

    Alles Liebe 🏵️,

    Jump!

  • Liebe Liesel,

    ich muss Hartmut absolut zustimmen, auch wenn es hart ist.

    Und ich kann dir versichern, dass auch wenn es vielleicht noch nicht bei deiner Tochter so wirkt, sie auch darunter leidet. Meine Schwägerin ist sehr tough, aber dadurch, dass ich das alles jetzt angehe, kommen die ganzen Erinnerungen an ihre Kindheit bei ihr hoch. Irgendwo habe ich mal aus zuverlässiger Quelle gelesen, dass 1/3 aller Kinder suchtkranker Eltern selbst alkoholkrank wird, ein weiteres Drittel andere psychische Krankheiten entwickelt, das letzte Drittel kommt mehr oder weniger unbeschadet daraus. Die Frage ist, was heißt dieses mehr oder weniger. Das lässt viel Interpretationsspielraum offen.

    Ich lese bei dir immer raus, dass es dir schlecht geht, aber du musst irgendwie aktiv werden. Manchmal braucht es auch größere Schritte, da reichen nicht die kleinen. Vielleicht tue ich dir Unrecht, aber ich habe den Eindruck, dass dein Mann macht, worauf er Lust hat. Du konzentrierst dich zwar auf deine Tochter, aber im Prinzip beäugst du die ganze Zeit argwöhnisch deinen Mann und machst dir Gedanken, ob er das Ganze ernst meint. Aber ich frage dich: Was möchtest du denn? Wie stellst du dir dein weiteres Leben vor? Möchtest du mit einem Mann zusammenleben, dem du im Prinzip nicht mehr vertraust? Was glaubst du, wie es in ein paar Jahren sein wird?

    Fühl dich bitte nicht angegriffen. Mir ist in den letzten Woche durch dieses Forum und viele analoge Gespräche bewusst geworden, dass die Möglichkeiten von Angehörigen sehr begrenzt sein, wenn der Alkoholkranke nicht will. Da bleibt im Prinzip nur Trennung oder gemeinsamer Untergang, wenn man es mal überspitzt darstellt. Ich weiß mittlerweile von so vielen Freunden, Kollegen und Bekannten, dass sie EKAs sind. Sie sagen alle, dass sie sich gewünscht hätten, dass der nicht alkoholkranke Elternteil mit ihnen gegangen wäre.

    Liebe Grüße

    Matilda

  • Kann sein. Deine Aussagen sind nicht zu hart. Ich bin halt generell nicht so ein direkter Mensch.
    Mache auch in normalen Alltagskonflikten mit Menschen gerne kleine Schritte.
    Will auch nicht präventiv Rückschritte einbauen, sondern für mich war es nur ein Rückschritt, dass ich so traurig war wie ich gesehen habe, dass er weiter spielt. Dachte eigentlich, dass ich da schon mehr “Hornhaut” hätte.

  • Danke, Mathilda. Ich habe leider keine Ahnung, was ich in ein paar Jahren will. Im Moment will ich nur kurzfristig eine Verbesserung, dass ich wieder mehr Freunde und Zuversicht gewinne und das klappt manchmal - nicht immer- wenn ich kleine Schritte mache.

  • @jump: genau das meinte ich mit Angriffsflaeche. Danke für Deine Worte- bin auch im Sumpf, aber verglichen mit vor 6 Monaten doch schon weiter. Ich konzentriere mich auf mich und nicht wie früher nur auf ihn. Aber es muss dennoch noch viel mehr passsieren!
    Ich lese bei Dir auch immer alles mit und sehe viele Parallelen!

  • Ich kann dich auch verstehen. Ich habe selbst jahrelang mit Betteln, Bitten und Flehen verbracht. Ich kann mich daran erinnern, wie ich vor über 8 (!) Jahren weinend auf unserem Bett saß, mit unserem dritten Kind schwanger und ihm gesagt habe, dass ich möchte, dass er aufhört zu trinken. Dieses Bild habe ich wie eine Fotografie vor Augen. Und mir wird jedes Mal mit Schrecken bewusst, dass sich an der Grundsituation seitdem nichts geändert hat, nur dass der Konsum wirklich täglich geworden ist und auch schon früher beginnt. Und natürlich, dass ich jetzt die Reißleine gezogen habe. Seitdem geht es mir endlich besser.

  • Mache auch in normalen Alltagskonflikten mit Menschen gerne kleine Schritte.

    Nur handelt es sich nicht um einen Konflikt mit einem normalen Menschen . Er ist suchtkrank, das hebelt vieles aus. Hat ja nicht bei ihm funktioniert. Mal darüber nachgedacht, umzudenken?

    Wenn ich immer das mache , wie ich es immer gemacht habe, kommt auch immer dasselbe raus.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich konzentriere mich auf mich und nicht wie früher nur auf ihn. Aber es muss dennoch noch viel mehr passsieren!

    Hallo Liesel,

    diese beiden Sätze hab ich mir mal geschnappt. ;)
    Konzentriere dich noch mehr auf dich! Streich ihn aus deinen Überlegungen, plane und denke nur noch für dich. Das bedeutet nicht, dass du respektlos mit dem anderen umgehst, sondern ganz im Gegenteil - dieses Handeln ist absoluter Respekt vor deinen Gefühlen und auch vor seinen Rechten, Gefühlen und Einstellungen.
    Es muss noch viel passieren - bei dir! Fang an!

    <3 LG wardasalles

  • Danke wardasalles

    Ich werde das tun. Als ich heute Abend nach Hause kam, stand ein Strauß Rosen da. Er ist aber den ganzen Abend nicht aus seinem Zimmer raus gekommen - vermutlich spielt er da online.
    Es ist alles so krank!

    Ja, ein Rosenstrauss ist schön, macht aber dein Leben nicht besser. Du bist immer noch an ihm dran. Lass ihn, er ist krank und du kannst ihn nicht heilen.

    Was hast du heute selbst für dich getan?

  • Eine Bekannte von mir kennt die "andere Seite" und meinte zu mir es gibt nur eine Entscheidung für Beide: "Leben oder Sterben". Sie sagte zu mir dann: " Man kann auch emotional sterben...".

    Und sie hat so Recht. Als Co muss man sich irgendwann auch entscheiden.

    Was toleriere ich nicht mehr in meinem Leben. Und was wünsche ich mir von meinen Leben. Ich finde das verliert man irgendwie aus dem Auge.

    Noch dazu meinte sie, das viel gesagt werden kann und ich dem nicht mehr trauen soll sondern auf die Handlungen der Person achten soll. Nach dem Motto: Taten sprechen mehr als Worte.

    LG Momo

  • Liebe alle

    Mein Mann hat mir kommentarlos seine Spielschulden gezeigt. Wir haben getrennte Kassen und ich habe in Vergangenheit schon öfter Schulden von ihm bezahlt.will das eigentlich nicht mehr- der Betrag ist sehr hoch und ich möchte auch nicht einen Teil bezahlen.
    Wenn er nicht hier kostenlos wohnen könnte, müsste er Offenbarungseid leisten.

    Als ich von Schuldnerberatung sprach, hat er mir sofort eine dumme Antwort gegeben.

    Er verdient eigentlich selbst gut.
    Dennoch tut er mir leid.
    Ich weiß aber auch, dass er immer noch online spielt.
    Die Sucht zu spielen ist genauso schlimm wie Alkohol- er trinkt nicht zur Zeit, aber verhält sich dennoch nicht anders.
    Musste das mal aufschreiben und jemand mitteilen, da es mich sehr beschäftigt.

  • Liebe Liesel,

    Als ich von Schuldnerberatung sprach, hat er mir sofort eine dumme Antwort gegeben.

    Er verdient eigentlich selbst gut.
    Dennoch tut er mir leid.
    Ich weiß aber auch, dass er immer noch online spielt.

    versuch doch mal deinen Blickwinkel zu ändern. Er tut dir leid, aber es ist in seiner Verantwortung seine Situation zu ändern und sich helfen zu lassen. Was fühlst du denn, wenn du deine Tochter und dich von außen betrachtest?

    Ich hatte in der Kur ein Gespräch mit einer Mutter, die beruflich mit psychischen Erkrankungen zu tun hat. Sie meinte, dass bei vielen, die nicht aus innerem Antrieb trocken oder clean werden wollen, eine Suchtverlagerung stattfindet. Bei ihm scheint ja beides auch eng miteinander verknüpft zu sein und es kann durchaus sein, dass er jetzt noch mehr spielt, wenn er nicht trinkt.

    Liebe Grüße

    Matilda

  • Hallo Liesel,

    ich habe mir nochmal einige Seiten deines Fadens angeschaut.

    Du hattest vor längerem geschrieben du würdest dich demnächst rechtlich beraten lassen? Hast du das gemacht?

    Du wurdest darauf hingewiesen, dass es auch für Angehörige von Spielsüchtigen in Suchtberatungsstellen Beratung gibt - warst du mal dort?

    Du wolltest dich auch einer Freundin anvertrauen. Hast das gemacht? Hast du hier Rückendeckung?

    Du hattest den Vorschlag bekommen dir selbst therapeutische Hilfe zu suchen. Ist das eine Option für dich? Du hörst dich sehr antriebslos und resigniert an.

    Du schreibst, dass du finanziell gut genug aufgestellt bist, um jederzeit gehen zu können. Wieso machst du es dann nicht? Wenn du ausziehst wäre die angedachten Möglichkeit eines Au-Pair vielleicht umsetzbar? Oder ich weiß nicht wie du es aktuell machst, wenn du beruflich über Nacht weg bist? Ist deine Tochter dann bei ihm? Er ist aktuell ja nüchtern. Das Problem mit den beruflichen Reisen ist ja das selbe, ob du nun ausziehst oder nicht.

    Ich fand auch die Idee gut, sich mit den Eltern ihrer Freundinnen zu besprechen, ob deine Tochter dort übernachten kann, wenn du weg bist. Du kannst dich dann ja auch revanchieren, wenn ihr eine eigene Wohnung habt. Sie kann dann ganz unbeschwert Freundinnen mit nach Hause bringen.

    Du schreibst, dass du "eigentlich" nicht seine Schulden bezahlen willst. Das hört sich an als überlegst du es trotzdem zu machen?

    Ich frage mich wie dein Leben ohne deinen Mann aussehen würde? Wie stellst du dir das vor? Hast du eine Vision? Wie siehst du ein unabhängiges Leben mit dir und deiner Tochter?

    Nach vorne schauen!

    Jump 🏵️

  • Als ich heute Abend nach Hause kam, stand ein Strauß Rosen da.

    Hast du dich über die Rosen gefreut?
    Von Geld bezahlt, das er gar nicht hat…..

    Wenn er nicht hier kostenlos wohnen könnte, müsste er Offenbarungseid leisten.

    Das wird er auch, wenn er weiter kostenlos bei dir wohnt.
    Und ein Offenbarungseid, was übrigens ‚lediglich‘ eine Vermögensauskunft ist, in der er Fakten zu seinen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen darlegen muss, schreckt die Wenigsten ab.


    Aber vorher wird ihm von seinem, wie du schreibst, guten Verdienst der pfändbare Betrag weggepfändet und wenn da nix mehr zu holen ist, kommt der Gerichtsvollzieher in eure gemeinsame Wohnung und schaut sich nach pfändbaren Sachen um …..dann bist du in der Beweispflicht, das das, was der Gerichtsvollzieher da mitnehmen will, ganz alleine dir gehört……

    Keine schlimme Prophezeiung….traurige Gewissheit.

    Musste das mal aufschreiben und jemand mitteilen, da es mich sehr beschäftigt.

    Das hast du ja nun getan ….aufschreiben und jemandem mitteilen, da es dich sehr beschäftigt. Und nun?

    Mir zum Beispiel hast du das jetzt mitgeteilt.
    Und mich beschäftigt viel mehr, wie es mir dir weitergeht.

    Dass dein Mann sich nach unten bewegt, wenn er nicht aus eigenem Antrieb und aus voller Überzeugung in die Puschen kommt, ist mal Fakt. Das hältst du auch nicht auf, mit Mitleid schon mal gar nicht.

    Wo ist denn dein Mitleid für dich und deine Tochter?


    Lies das mal bitte.

    Moment will ich nur kurzfristig eine Verbesserung, dass ich wieder mehr Freunde und Zuversicht gewinne und das klappt manchmal - nicht immer- wenn ich kleine Schritte mache.


    Liesel, nimm es mir bitte nicht übel. Aber was bitte ist ‚kurzfristig eine Verbesserung’ in deiner Lage?
    Wo soll denn Freunde und Zuversicht herkommen, wenn du dich nicht bewegst?

    Woraus könntest du denn Freunde und Zuversicht für dich gewinnen?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Danke für Eure Feedbacks!
    Ich bin nicht antriebslos - habe mich rechtlich beraten lassen ( ich muss gar nicht bezahlen, wenn ich nicht will).
    Bei einer Trennung kann er aber Sorgerecht verlangen und wenn ich das nicht will, muss ich beweisen, dass er nicht in der Lage ist. Der Anwalt meinte, das gibt eine Schlammschlacht , die ich aber wohl gewinnen werde, doch es dauert ca 1-2 Jahre.
    Besser wäre es sich gütlich zu trennen.
    Darüber denke ich nach.
    Und nein, über die Rosen habe ich mich nicht gefreut, aber sie haben mich verwirrt, weil er sonst so desinteressiert ist.
    Ich fühle mich derzeit nicht so schlecht und nächste Woche fahre ich mit meiner Tochter erst mal weg.

    Ich tue mich noch schwer mit großen Schritten, aber gegenüber Ende letzten Jahres geht es schon einiges besser.

  • ich muss gar nicht bezahlen, wenn ich nicht will).

    Natürlich musst du gar nix zahlen. Du hast ja keine Schulden gemacht.
    Aber wozu fügst du da an ‚wenn ich nicht will‘?

    Normalerweise würde ich jetzt sagen: Denk‘ nicht mal drüber nach.
    Aber ich sage einfach: Das würde mir ja im Traum nicht einfallen.

    Wenn ich Geld übrig habe, spende ich das. Oder ich kaufe mir was schönes…… ich schmeiße es aber niemals in ein schwarzes Loch, wo es niemandem hilft.

    Darüber denke ich nach.

    Über die Schlammschlacht oder die gütliche Trennung?

    Ich tue mich noch schwer mit großen Schritten, aber gegenüber Ende letzten Jahres geht es schon einiges besser.

    Wenn du jeden Tag viele kleine Schritte gehst, kommst du auch voran ….nur stehen bleiben ….und so oft zurückblicken, ist nicht gut.
    Du blickst oft zurück.

    Ich wünsche dir schöne Tage mit deiner Tochter. Und hilfreiche Gedanken.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Bei einer Trennung kann er aber Sorgerecht verlangen und wenn ich das nicht will, muss ich beweisen, dass er nicht in der Lage ist. Der Anwalt meinte, das gibt eine Schlammschlacht , die ich aber wohl gewinnen werde, doch es dauert ca 1-2 Jahre.

    Hallo Liesel,

    Deine Tochter ist mittlerweile 13 Jahre alt, richtig?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

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