Ava - der blaue Faden

  • Liebe Linde,

    das Aussortieren von Orten etc. mache ich eigentlich schon seit Jahren ziemlich konsequent. Ich kann mit Fasching auch so gar nicht, Therme ist für die Tage immer eine gute Option. Das Einzige, was ich daran schätze, sind Kreppel.

    Urlaub fern ab vom Schuss. Ski fahren nur ohne "bekannte größere" Hütten und abends Sauna und Bett statt Aprés ski (mit dem ich auch nicht kann). Da ist Kind ja auch ein limitierender Faktor zusätzlich. Ich sehe allerdings nicht, wo ich am Nachtischbuffet in einem Sporthotel oder im Pool z.B. damit so rechnen müsste, dass ich dann immer zuhause bleibe. Es sind eher diese Situationen als so das, wo man von Anfang an denkt, nichts wie weg, tut nicht gut. Ich bin generell eher so die Variante Einsiedlerkrebs.

    Liebe Kintsugi,

    ohne öffentlich da zu weit zu werden, ich habe berufsmäßig eigentlich lange Jahre das "Hinsehen, erkennen, einordnen" trainiert und mache das wohl heute noch direkt unbewusst. Sprich Wahrnehmung rote Äderchen = Rosazea, Bluthochdruck, zu viel Sonne, Alkohol, Hauterkrankung. Das landet dann auch immer im Bauchgefühl. Ganz am Anfang - kein auffälliges. Angeschlagen hat es dann irgendwann, aber erst einmal wirklich total unspezifisch "irgendwas ist nicht stimmig und ich komme nicht drauf". Ein Schock war der Vorrat an Alkohol im Haus. Da war es dann eindeutig, dass meine Puzzle-Teilchen, die eben vorher auch unter normal gepasst hätten, aber genau dazu passten.

    Liebe Grüße,

    Ava

  • Guten Morgen Ava,

    ich habe heute morgen Deinen Beitrag bei Momo gelesen, der tatsächlich sehr wichtige und gute Ansätze hatte. Ich denke da sehr ähnlich oder in vielen Punkten auch gleich.

    Trotzdem merke ich, dass Du Dich sehr damit beschäftigt hast und mit Deinem Beitrag natürlich auch helfen möchtest. Wir wollen uns ja alle gegenseitig helfen.

    Aber ich frage mich, ob Du Dir selbst auch aktut hilfst oder nur bei anderen helfen möchtest.

    Du schreibst, was z. B. am besten gemacht werden sollte, erzählst dabei aber wenig über Dich selbst, wie Du es gerade machst oder in der Vergangenheit gemacht hast. Was Dich selbst gerade bewegt.

    Das ist nicht böse gemeint, sondern einfach als Gedankenanstoß. Denn Du hast Dich hier ja angemeldet, weil Du für Dich selbst Hilfe benötigst, aus Deinen Mustern rauszukommen. Wie gelingt Dir das zur Zeit? Magst Du erzählen, wie es Dir geht?

    LG Cadda

  • Guten Morgen liebe Cadda,

    hier war sehr viel los und ich habe auch einen Moment darüber nachgedacht. Für mich ist das immer auch ein Weg, Eigenes zu reflektieren, manchmal hat man ja keine akute Fragestellung von sich. Trotzdem kommen ja Impulse von anderen im Austausch, das verstehe ich eigentlich unter Selbsthilfe - in "direkten" Gruppen hat ja oft auch der Einzelne ein Thema, andere Wochen nicht oder bringen sich ein. Ich finde beides eigentlich immer hilfreich, definitiv aber ohne den Anspruch, die Welt oder andere retten zu wollen. Mein "man" ist vermutlich oft auch in Teilen das "ich", ich schreibe halt nur so, wie ich schreibe und kann da auch meine Erfahrungen mit/von anderen anscheinend nicht ganz ausklammern, mag auch früheren Jobs im Umfeld Sucht geschuldet sein in Teilen.

    Hier ist gerade viel von extern aufgezwungene Nähe gegeben; nicht durch die Menschen, zu denen ich komplett den Kontakt abgebrochen habe, aber bei gemeinsamem Kind kommt man nicht drum herum, auch immer wieder in die Nähe des Themas Alkohol zu kommen. Mich nervt das gerade sehr, weil es Energie zieht, Grenzen zu verteidigen, die ich so dringend mal für mich als Ressource bräuchte. Gewaltschutz ist in D immer noch nicht gegeben an vielen Stellen und wenn man ihn aktiv fordert, Selbstfürsorge betreibt, wird das nicht immer akzeptiert oder gerne gesehen. Familiengerichte sind da ein heißes Eisen. Was dagegen gerne übersehen wird, in meinem Fall extrem, ist Alkoholismus und was es mit Kindern macht. Solange der Deckmantel warm hält, machen hier alle Verantwortlichen gerne die Augen zu. Ich muss gerade wieder sehr aktiv werden, um mein Kind davor zu schützen, ihm Dinge einzuordnen - gerade nicht einfach. Der Jahresanfang hat viele Jahrestage und holt Erinnerungen gerne hoch.

    Ich erlaube mir immer, um schöne Momente mit besagten Menschen im Leben zu trauern und zu verarbeiten, bin aber felsenfest in der Wahrnehmung, dass ich nicht anders / mit diesen Personen mehr leben will. Trotzdem schmerzt es hin und wieder, wenn Daten Ereignissen zugeordnet werden, ein Lied im Radio triggert, usw. Die Urgefühle von Vertrauen und Bindung eben.

    Ich kann sehr verstehen, warum viele bleiben, ein Leben nicht ändern wollen; meinen, das nicht zu können.

    Der Preis war hier wirklich hoch, so hoch, dass einige in meinem Umfeld trotz Kenntnis der Vorkommnisse nicht verstehen, warum man sich nicht "arrangieren" konnte, aushält, parallel was für sich tut, was auch immer. Familienkontaktabbrüche sind ja schon alleine ein größeres Tabu. Für viele von außen sieht es nicht so aus, als hätte sich meine Situation gebessert. "Was ist alleine mit Kind und unabhängig besser als im Familien-Schoß und Partnerschaft geschützt gebettet?

    Alles. : )

    Trotzdem erlaube ich Schmerz zu kommen und gesehen zu sein, wenn er das fordert. Das schränkt manchmal aber im Alltag ein und richtig gut leisten kann ich mir das nicht immer. Ausruhen oder einen Tag nicht am Ball bleiben, auch nicht. Anstrengend. Mein "vierjähriges inneres Kind" hätte dringend mal das Bedürfnis, wie früher einen Kokon aus weicher Decke zu bekommen, sich zu verstecken und einzumummeln und Zeit, Ort und Umstände zu vergessen zuhause in diesem Urgefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Einfach mal wieder nicht ständig konsequent, vernünftig, ein Stück weit anspruchslos sein zu müssen, damit Dinge laufen - während andere ohne Rücksicht auf Verluste machen, was sie wollen und damit ständig auch unser Leben stempeln. Diese ständige Aufzeigen und Halten müssen von eigenen Grenzen macht so müde.

    Ich gehe jetzt ins Bett zurück, bekomme kalte kleine Füße in den Rücken und weiß dann wieder, dass es das jede Sekunde wert war.

    Liebe Grüße!

  • Hallo Ava,

    ich komme mal mit meiner Antwort auf deine Frage zu dir rüber, will den Thread von RH nicht sprengen.

    Wenn das mit Elternzeit schwierig ist, musst Du nur weil kein Geld da ist, in dieser Belastungssituation nicht gleich arbeiten gehen oder Kinderbetreuung organisieren. Ärztliches Attest, Unterstützung durch Ämter in Anspruch nehmen. Das darf Frau, machen manche oft mit weniger Skrupel.


    Was genau ist denn für Dich daran grenzwertig? Ich habe ja nicht geschrieben, bleibe zuhause und nutze fröhlich dreist mal eben die Allgemeinheit und Leistungen, die Dir nicht zustehen, aus.

    Grenzwerig finde ich, dass jemand, nur weil kein Geld da ist, in dieser Belastungssituation nicht gleich arbeiten gehen oder eine Kinderbetreuung organisieren muss, sondern du die Empfehlung gibst: Ärztliches Attest, Unterstützung durch Ämter in Anspruch zu nehmen.

    So geht das natürlich auch nicht.
    Wir reden hier nicht über Bedürftigkeit und die schlimmsten Szenarien, die du dann in deiner Erklärung aufgezählt hast (ich wiederhole das jetzt mal nicht alles), es ging ja erstmal nur um die Aussage von dir, die ich oben mal fett markiert habe.

    Ich finde dein Engagement bei RH sehr löblich. Noch löblicher und vor allem hilfreicher für dich selbst würde ich es finden, wenn du ein wenig von diesem Engagement in dich selbst investieren könntest.
    Du bist doch in erster Linie für dich hier.

    Klar sind auch Tipps und Tricks hilfreich im Austausch, und ganz sicher werden sie auch gern angenommen. Dennoch finde ich, dass in einem Selbsthilfeforum das Augenmerk auf die Selbst-Hilfe gerichtet sein sollte.
    Für Beratung ist ein Selbsthilfeforum nicht der richtige Ort, dafür sind Beratungsstellen die besseren Ansprechpartner.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Stern,

    ich investiere doch in mich selbst. Ich ziehe aus Beiträgen von anderen, mitlesen, mal kommentieren, doch genauso etwas für mich, als würde ich bei Bedarf einen eigenen Beitrag für mich verfassen. In einer Selbsthilfegruppe lokal vor Ort ist man doch auch oft einige Treffen zurückgenommen nicht jedes Mal in der Kommunikation selbst Thema, sondern vorrangig der, der gerade etwas akut hat und sich damit meldet. Manchmal auch als ganzer Strang. Einige Teilnehmer hören doch sogar Wochen nur zu und ziehen für sich etwas auch aus einer Gemeinsamkeit, die schon gut tut.

    Ist es nicht auch viel Reflexion an der Situation von anderen, vielleicht auch ein sich immer wieder überprüfen, wo man steht, wo man ggf. nicht wieder hin will, welche Erfahrungen ähnlich sind, wie andere mit Gefühlen umgehen?

    Ich bin sicher in einer für mein Leben mittlerweile stabileren Situation; habe nicht das ständige Bedürfnis, Hilfe zu erfragen mit einem eigenen Problem. Weil manchmal eher das Thema auftaucht; ich nichts konkretes benennen kann, nicht einmal für mich. Deshalb kann ich doch trotzdem den Wunsch verspüren, dem Thema Co / Kind von gerade in dieser Lebensphase wieder näher zu sein, mich damit nochmal emotional auseinanderzusetzen? Gedanken zu teilen. Mich stabil zu halten. Es steht in der Beschreibung doch auch explizit Austausch? Mir liegt es ziemlich fern, beraten zu wollen; es sind meine ureigenen Erfahrungen, die aus Gründen breit gestreut waren, ich habe jahrelang mehr als eine Hilfseinrichtung gesehen - als Ratsuchende- , das kann ich nicht weg argumentieren. Auch nicht, dass Menschen mit fachlichem Hintergrund wie Ärzte, Juristen, Sozialpädagogen, Mitarbeiter der Drogenhilfe doch auch im Thema Alkohol ein Thema haben dürfen und haben. Dadurch vielleicht auch anders klingen als andere. Wir gestehen doch aber auch Betroffenen oft zu, dass sie Experten in ihrem Thema/ihrer Erkrankung werden mit der Zeit und Einsatz. Das ist für mich nahe am Trigger "Deine Erfahrung oder Art, damit umzugehen, ist nicht so, wie es sein soll oder nicht richtig".

    Ich habe das Gefühl, dass irgendetwas an der Art, wie ich schreibe, falsch ist; entweder ist es kein eigenes Problem, zu wenig "ich", zu viel "Info zu" oder Aussagen, die dann für Empörung sorgen. Ich fühle mich nicht mehr frei und ungezwungen im Austausch, den ich eben, wenn Momente in meinem Leben oder Trigger auftauchen, sehr gerne in Anspruch nehmen würde, sondern irgendwie so, als folge ich hier einfach nicht ungeschriebenen Regeln. Ich kann sie aber auch nicht richtig greifen. Bleibt es nicht aber im Kern eigentlich mir überlassen, wie meine Form der Selbsthilfe und Verarbeitung aussehen kann, solange sie andere jetzt nicht in ständigen Ratschlägen bedrängt oder nervt? Schaut man sich nicht auch im Mitlesen, Empathie zeigen, seine eigenen Emotionen und Wege jedes Mal wieder verarbeitend an?

    Es ist auch eigentlich egal, ich mag mich nicht verbiegen und bei einem Kommentar bei anderen immer ein Gefühl bekommen, dass das nicht recht so ist, weil ich einen Anspruch von außen an mich zu mir nicht öfter erfülle/erfüllen kann. Vielleicht ist es besser, sich dann im Guten zu verabschieden. Das sind meine völlig neutralen Gedanken dazu.


    Zum Thema Belastung und dem anderen Strang mag ich das aber noch schreiben, weil ich merke, dass mich das als Betroffene wirklich wütend macht und mir das wichtig ist. Es eine Relativierung für mich als Betroffene ist und ich eine Selbsthilfegruppe auch als geschützten Raum betrachte. Wäre somit (m)ein Thema gerade : ) Wenn es darum geht, dass ein Alkoholiker sich seinen Weg hart und mit Rückschlägen zurück erkämpft, arbeitsunfähig ist, nach Entgiftung/Therapie massive Ängste hat am Arbeitsplatz, dorthin wieder zurückzukehren, der Belastung nicht gewachsen zu sein, wird hier extrem viel und super empathisch Zuspruch verteilt, zu Hausarzt geraten, sich zurücknehmen, alle Zeit der Welt lassen usw. (Genau richtig und wichtig so) Geraten, jetzt eher langsam zu machen, als mittel- bis langfristig ein größeres Problem zu bekommen. Die Achtsamkeit für sich zu haben, Prio 1: Stabil bleiben.

    Das soll für Cos mit kleinen Kindern, die sich vielleicht auch noch parallel aus finanzieller Abhängigkeit und Gewalt befreien müssen inklusive Trauma, Wohnungssuche und extremer Belastung bei gefühlt dann 26 St-Tagen aber alles nicht gelten? Da ist es absolut unangemessen zu sagen, nimm ärztliche Hilfe in Anspruch und Gelder oder jegliche Unterstützung, die Dir zusteht (und nicht: die Du Dir unberechtigt erschleichst)? Weil andere das System missbrauchen? Das muss ich nicht verstehen. Will ich auch komplett nicht. Ich habe damals selbst nichts in Anspruch genommen, weil ich nicht wollte und parallel tatsächlich durch jedes Netz gefallen bin - und wer schon einmal mit Kind länger unterhalb von 400€ im Monat für alles gelebt hat, weiß, dass man faktisch täglich Schulden macht und die Situation immer aussichtsloser wird. Wenn es sehr blöd läuft, noch sein Kind los ist. Das soll dann ein guter -wenn schon harter, wenigstens nicht selbst schädigender- Weg sein, sich aus ggf. Jahrzehnten Abhängigkeit zu befreien? Mit welchem Recht wird einem traumatisierten Partner/Partnerin denn systemische Hilfe temporär abgesprochen, warum wird da mit zweierlei Maß gemessen und sich empört. Wer urteilt denn, wann und für wen was angemessen ist? Eine Empfehlung ist etwas anderes als eine Beruhigung mit einem ersten Hinweis zum Thema soziales Netz, wenn jemand mit kleinen Kindern verzweifelt in einer Abhängigkeit und Gewaltbeziehung hängt und nicht mal weiß, wie er die nächsten Tage dann "gelöst von" überstehen soll. Sich Sorgen macht, wie er parallel Arbeitszeit aufbringen soll. Einfacher als das Gehen wird das "Danach" doch selten?

    Wenn jemand Unterstützung, mal moralisch gesehen, verdient hat, dann doch vielleicht Menschen, die sich nicht darauf ausruhen, sondern vorwärts gehen und ihren Kindern unter allen Widrigkeiten eine gesunde Perspektive bieten wollen? Von Mama-Co im Burnout oder mit Herzinfarkt und verlorenem Sorgerecht haben nämlich auch Kinder in einer Suchtfamilie nichts - ihr Leiden geht weiter. Ich bin ziemlich entsetzt, wie man das so einordnen kann - als wäre es zutiefst verwerflich zu sagen, da gibt es Wege und Hilfe, wenn Du es überlastet nicht schaffst, direkt wieder auch noch Euren kompletten Lebensunterhalt plus neue Unkosten (Kaution /Möbel)zu sichern für ein Leben, dass noch nicht einmal sicher und in gesunden Bahnen ist. Mütter mit Kleinkindern machen das schon und haben das halt zu stemmen, für manch andere, die es zum Teil vermutlich wesentlich weniger nötig hätten oder deutlich bessere Voraussetzungen haben, gilt das nicht? Schlimmste Szenarien - Stern, das sind doch jetzt keine extremen Ausnahmen; fast jeder, der aktiv aus Sucht und Gewalt und Haus, finanzieller Abhängigkeit mit Kindern geht, hat einen Berg an Organisation zu stemmen; sogar wenn er ins Frauenhaus geht, wo einiges noch eher aufgefangen wird als privat? Ist abhängig von Zeiten, Terminen, Fristen, Befinden der Kinder, Expartnern? Meine Antwort bezog sich auf eine konkrete Situation in diesem Strang und Aussagen und war absolut keine allgemein gültige Empfehlung für alle, sich mal eben unberechtigt zu bereichern. Aus dem Kontext reißen, funktioniert da so sicher nicht.

    Ich bleibe dabei, dass jeder Mensch das Recht hat, selbst einzuschätzen, welche Hilfen er wie in Anspruch nehmen darf bezogen auf Belastung und Gesundheitszustand. Und dass man Dinge erwähnen darf ganz ohne Unterstellung einer anrüchigen Empfehlung, wenn jemand in seiner Verzweiflung und Situation nicht einmal an Möglichkeiten denken kann. Die Sache an sich heißt noch nicht, etwas zu missbrauchen. Trauma kann leise sein und viele Mütter gehen doch hart bis an und über die Grenze, damit ihre Kinder eine Chance haben. Besser, mit Hilfen zu gehen, als zu verharren, ist es nicht das, was allen Cos so empfohlen wird? Mir wurde damals gesagt, Sie sehen doch noch gut zurecht aus (O-Ton: Für was brauchen Sie eine Beratung, anderen geht es viel schlechter"). In der Woche des Termines war ich kurz vorm erweiterten Suizid. Ich habe die Kurve genommen, quasi aus dem Graben heraus "persilweiß", aber ich hätte mir gewünscht, dass jemand ohne den Kontext Missbrauch herzustellen, gesagt hätte, dass Stabilisierung auch heißen kann, nicht direkt alles "normal" machen zu müssen. Nicht im Umbruch extern arbeiten gehen zu müssen und trotzdem nicht ins Bodenlose zu fallen. Dass extreme Belastung eben auch eine medizinische Diagnose sein kann, die gesehen wird, bevor sie chronische Folgen hat. Dass der Herzinfarkt oder Suchtdruck für viele -auch Ärzte- argumentativ vielleicht besser klingt als "Mein Kind hat wie seit Wochen jede Nacht eingenässt und 4 Stunden heute Nacht nach Papa gebrüllt aufgrund der Umstände, ich schaffe es einfach nicht, morgens leistungsfähig an einem Arbeitsplatz zu sein" ist vermutlich häufiger noch so. Ändert das was für denjenigen, der nicht kann?

    Alles liebe, Ava

  • Hallo Ava,

    ich hatte mich oben ja schon hinreichend erklärt.
    Es ging mir weder um Empathie noch habe ich irgendwem abgesprochen, sich Hilfe zu holen.
    Lediglich grenzwertig finde ich es, wenn Ratschläge erteilt werden, dass man doch, wenn kein Geld da ist, nicht gleich arbeiten gehen und die Kinderbetreuung organisieren muss, sondern ärztliche Atteste und Unterstützung von Ämtern in Anspruch nehmen darf.
    Dabei habe ich deine Aussage aufgegriffen, und da war weder von einer schlimmen Notlage noch von kranken arbeitsunfähigen Menschen und auch nicht von bedürftigen Menschen die Rede. Es ging lediglich darum, dass kein Geld da ist.

    Ich habe das Gefühl, dass irgendetwas an der Art, wie ich schreibe, falsch ist; entweder ist es kein eigenes Problem, zu wenig "ich", zu viel "Info zu" oder Aussagen, die dann für Empörung sorgen. Ich fühle mich nicht mehr frei und ungezwungen im Austausch, den ich eben, wenn Momente in meinem Leben oder Trigger auftauchen, sehr gerne in Anspruch nehmen würde, sondern irgendwie so, als folge ich hier einfach nicht ungeschriebenen Regeln. Ich kann sie aber auch nicht richtig greifen. Bleibt es nicht aber im Kern eigentlich mir überlassen, wie meine Form der Selbsthilfe und Verarbeitung aussehen kann, solange sie andere jetzt nicht in ständigen Ratschlägen bedrängt oder nervt? Schaut man sich nicht auch im Mitlesen, Empathie zeigen, seine eigenen Emotionen und Wege jedes Mal wieder verarbeitend an?

    Es tut mir Leid, wenn du dich nicht mehr frei und ungezwungen fühlst.
    Und natürlich bleibt es dir überlassen, wie du deine Selbsthilfe und Verarbeitung betreibst.

    Ob man sich nicht auch durch Mitlesen, Empathie zeigen, seine eigenen Emotionen und Wege jedesmal wieder verarbeitend anschaut, weiß ich nicht.
    Ob du das machst, kannst nur du beantworten. Und wenn dem so ist, ist die Welt doch in Ordnung.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Vielleicht ist es besser, sich dann im Guten zu verabschieden.

    Hier im Forum kann man üben sich abzugrenzen. Dazu muß man nicht gleich gehen. Man kann Beiträge kommentarlos stehen lassen oder man kann schreiben, daß man aktuell nichts damit anfangen kann oder man erst mal in Ruhe weiter vor sich hin schreiben will. Irgend wie so.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Ava,

    Da das ganzde irgendwie in meinem Strang los getreten wurde wollte ich dir auch ein paar Worte da lassen.

    Als ich mich hier angemeldet habe, war ich maximal überfordert mit meiner Situation, ich habe nicht wirklich gewusst an welcher Baustelle ich anfangen soll konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Und auch wenn das hier anders wahrgenommen wurde, mein Problem war nicht nur "kein geld da". Ein Haufen Schulden, alle allein auf meinem Namen, jeden Tag kam mehr dazu, es gab nicht bloß kein Geld für Unternehmungen, es gab Kein Geld zum Essen. Nicht für Windeln oder Klamotten für die Kinder.

    Die Realität sieht ja auch beim besten Willen nicht so aus, dass man ein Baby dann halt einfach einfach in die Betreuung gibt und eben schaut das man Geld verdient. Die Realität sieht so aus, daß Betreuungsplätze absolute Mangelware sind, man außerdem auch in Kindergärten ein mindestalter hat und Tagesmütter nicht nur teuer (und hier bei uns auch sehr rar) sind, sondern eben auch nur für eine Hand voll kinder Platz haben.

    Und mit 2 kleinen Kindern, die 24 Std tgl, 7 Tage die Woche aufmerksamkeit einfordern, dazu kaum Unterstützung von außerhalb,... Jeder Gedanke den man denkt, jeder Handschlag den man tut, wird mehrfach unterbrochen. Und das zu einer Zeit wo ich emotional so am Boden war, dass ich eigentlich zu gar nichts mehr in der Lage war. Trotzdem muss man funktionieren, bekommt keine Auszeit, keine kleine Pause. Sich mal was gönnen war schon wenn ich es mal geschafft habe mich nach dem Duschen einzucremen. Und selbst dafür war eigentlich so gut wie nie Zeit... Ich habe mich zumindest wie in einer schlimmen Notlage gefühlt, auch wenn es bei uns keine Gewalt gibt oder gab und es sicherlich hätte noch schlimmer sein können.

    Ich hatte das Gefühl, du verstehst meine Situation, und vor allem wie schwer es ist trotzdem als Mutter funktionieren zu müssen, nie eine noch so kleine Pause oder "me time" zu haben. Und das tat gut.

    Und weil ich eben so unsortiert war, haben mir deine antwort und die Empfehlungen geholfen, und darum nochmal danke!

    Ich bin ganz bei Linde, manchmal ist Abgrenzung nötig und es ist ja auch ganz normal, bei so vielen verschiedenen Charakteren hier, dass man auch mal Gegenwind bekommt.

    Liebe Grüße

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