Ava - der blaue Faden

  • Ein herzliches Hallo allen,

    ich bin Ava. Ich bin Ü40 und bringe einen Stammbaum zum Thema Alkohol mit.

    Mein Vater, meine Großmutter, meine Tante sind/waren Alkoholiker. Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Geruch von Alkohol und Tic Tac in der Handtasche vertraut.

    Mein Vater hat aus einer belastenden Lebenssituation heraus begonnen pathologisch zu trinken; ich hatte die Möglichkeit, da schon in der Pubertät, mich abzugrenzen. Auch, weil ich es schlicht nicht vertrage (Husten, Rötungen, Schwellungen, Verspannungen und Katergefühl bei winziger Menge) ist der Kelch im wahrsten Sinne des Wortes bisher an mir vorüber gegangen. Unbeeinflusst gelassen hat es mich nicht, ich bin mit einem Mann zusammengekommen, der mein Zuhause und die damit anhängige Vertrautheit geboten hat - auch er ist in meinen Augen Alkoholiker oder hat mindestens einen hochpathologischen Konsum. Ich wurde aus anderen Gründen zwischenzeitlich hochtraumatisiert mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung in Folge. Er wurde dazu aggressiv, steigerte den Konsum und ich habe ihn mit unserem Kind verlassen. Es gab keinerlei Unterstützung für uns, ich musste den Kontakt zu nahezu allen meinen Familienmitgliedern abbrechen und wurde dort nahtlos durch ihn ersetzt. Erklärt wurde dies mit der Tatsache "Ich sei psychisch erkrankt und verrückt". Damit konnten alle besser leben. Es mag auch daran liegen, dass ich ein Leben ohne Alkohol und Illusion für andere bevorzuge und mir immer bewusst war, beginne ich im Trauma aufgrund der Symptome zu trinken, war es das. Auch Tabletten waren nie eine Option und ich hätte beruflich gesehen alle Möglichkeiten, eine Apotheke zu ordern. Ich bin stabil, frei und zufrieden, traumatisches Wachstum gibt es, auch wenn man im Leben sicher kein Trauma braucht. Ich versuche, meinen Sohn vor dysfunktionalen, schädlichen Familienstrukturen zu schützen, er wird aber von Expartner und Familie als Waffe gegen mich missbraucht und manipuliert. Es ist in meiner Familie nicht erlaubt, seinem eigenen Glück zu folgen, meine Mutter lebt ihre Co-Abhängigkeit und er hat nie überwunden, dass die schwache Frau sich von ihm trennt. Das ist aber gar nicht mein Hauptthema, ich bin mit all den Verlusten und Veränderungen im Leben im Reinen, nur etwas fällt mir akut gerade wieder auf die Füße und ich frage mich, ob es je endet und ich noch irgendwie angreifen kann.

    Ich habe viel zu mir reflektiert, therapeutisch aufgearbeitet und kenne meine Muster und Warnflaggen. In der Beziehungssuche bin ich mir meiner Geschichte bewusst und höre auf mein Bauchgefühl, wenn es anschlägt. Bindung und Vertrautheit, Elterngefühl, Zuhause wird für mich immer auch mit Bier, Nikotingeruch und anderen Gewohnheiten verknüpft sein.

    Ich bin nun -ohne mein Zutun- von jemandem angesprochen worden und wir befinden uns in einer Kennenlernphase. Er wohnt auf dem Land, betreibt Landwirtschaft hobbymäßig, ist gut aufgestellt und wir spüren eine wohltuende Nähe, die nichts mit schwierigen Mustern zu tun hat. Ich weiß, dass der Umgang mit Alkohol auf dem Land ein anderer ist, das kann man nicht leugnen. Die notwendige Nähe, das Sich helfen auf den Höfen geben in der Woche schon eine Anzahl von Geburtstagsfeiern, Veranstaltungen, Geburten, Fasching, Feste vor. Vermutlich ist der Konsum alleine dadurch für mich schon alles andere als normal, aber gesellschaftlich in dem Kontext in der Gegend komplett normal. Ich tue mich schwer. Dazu kommt allerdings Feierabend-Bier, Bier nach Ernte-Tag/für die Helfer, Bier zur Entspannung, Bier bei Stress. Die Wohnung ist ein typischer Haushalt mit Gläsern für Alkohol in der Vitrine, Weinflaschen in der Küche an der Wand, Sixpack-Geschenk zum 50. im Flur. Bierkasten im Haushaltsraum.

    Es schmerzt, dass mein Bauchgefühl schon sagt, es wird keine Beziehung entstehen (dürfen). Freunde sagen noch, erst anschauen, mit ihm sprechen. Sie sehen das normaler als ich an, aber ich komme nun mal aus einem Haushalt, wo man auch nicht sofort verwahrlost ist im Konsum und es ähnlich begann.

    Ich habe aus Nachrichten, Fotos etc. von den letzten Monaten ein Profil erstellt zum Konsum, weil ich es für mich einordnen musste. Es war sogar mehr, als gelistet wurde, weil ich nur handfestes notiert habe. Ich bin mir daraus nicht sicher, ob es überhaupt einen Tag ohne Alkohol gibt. Er hat komplett kein kritisches Bewusstsein für seinen Konsum, auch nicht, dass er aus Gründen konsumiert, die nicht sein dürfen in dem Kontext, Stress, Druck in Gesellschaft usw. Ein Feierabendbier dürfte täglich sein. Ich habe mich entschieden, ihn nicht heute und morgen, aber irgendwann auf das Thema anzusprechen, ggf. ihm zu schreiben und ihm seinen Konsum aus unserem Chat-Verlauf nur neutral ohne Interpretationen hinzulegen. Was mich auf eine Art und Weise nachhaltig verstört, ist, dass es schon wieder unerwartet begrenzt Thema in meinem Leben ist. Er ist völlig anders als mein letzter Partner oder Vater, trotzdem falle ich hier wieder über das Thema. Alles andere ist stimmig, aber das ist für mich ein Grund, keine feste Beziehung auch nur zu riskieren. Ich bin zu alt :) und zu erfahren, um mir im Leben noch Belastungen aktiv einzukaufen, ein Partner darf ergänzen und ich ergänze gerne, aber ich mag keine Abhängigkeiten, Therapeuten/Mutterrolle und Pflegefachkraft für Vermeidbares später sein. Ich mag auch tatsächlich nicht privat in dem Ausmaß täglich konfrontiert werden, unterstelle man mal, dass ich übertreibe und er noch 20 Jahre so in Gewohnheit weitermachen könnte. Es schmerzt.

    Ich freue mich über die ein oder andere Meinung dazu, ich bin tatsächlich ein wenig verunsichert, ob ich aus meiner Achtsamkeit und Wachsamkeit nun beginne, für andere generell zu übertreiben oder ob mein sensibilisiertes System nur besser trainiert ist als das des Unbedarften in unserer Gesellschaft, der niemals ein Problem darin sehen würde. Ich versuche auch, meine private emotionale Haltung von dem zu trennen, was ich z.B. einem meiner Patienten beruflich dazu gesagt hätte. Vielleicht mag jemand mal rückmelden, wie es auf ihn wirkt, rein aus den Zeilen hier. Lieben Dank :)

  • Hallo Ava,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Leider ist es so, dass viele es normal empfinden, Alkohol zu trinken. Manche trinken nur ab und an mal ein oder zwei

    Gläser und andere wieder trinken tagtäglich.

    Aber es gibt auch Menschen, die keinerlei Alkohol konsumieren. Die scheinen jedoch relativ rar gesät zu sein,

    so meine Beobachtung.

    Ich glaube, das hat weder mit dem Land- noch dem Stadtleben etwas zu tun. Eher etwas mit den Generationen.

    Und so wird es weitergegeben.

    Bei meinen Eltern war es völlig normal, dass oft gefeiert wurde und es dann auch völlig übertrieben wurde.

    Hinterher wurde sich amüsiert, wer sich blamiert hat, weil derjenige nicht viel vertragen hat.

    Mich hat das damals schon nachdenklich gestimmt. Und habe dann doch selbst gesoffen.

    Ich glaube, Du bist ebenso wie ich, durch Deine Vergangenheit mehr sensibilisiert in dem leidigen Thema Alkohol.

    Und auch ich umgebe mich, so gut es geht, nicht mit alkoholisierten Menschen. Bei mir mag es, aufgrund

    meiner Vergangenheit anders, aber ähnlich gelagert zu sein, wie bei Dir.

    Überdenke das gut, ob Du die Beziehung intensiver werden lässt oder sie gleich beendest. Denn es gibt

    einiges, das man im Leben nicht tolerieren sollte, nur um nicht allein zu sein.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Ava,

    ich glaube, mir würde es gleich wie die ergehen.

    Bei meinem Exmann habe ich den Konsum auch lange als nicht problematisch gesehen. Ist ja normal abends ein, zwei, drei Gläser Wein zu trinken, oft täglich. Ein kleines bisschen waren bei mir von Anfang an Alarmglocken am Start, die ich aber ignoriert habe. Lass dich nicht blenden! Höre auf dein Gefühl und traue deiner Wahrnehmung! Vielleicht sind wir übersensibel mit unseren Geschichten, vielleicht aber auch nicht. Ich würde keinen Partner mehr wollen, bei dem Alkohol allgegenwärtig wäre oder eben mehrmals pro Woche konsumiert wird.

    Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass es besser wird. Der Weg mit Alkohol geht in der Regel nach unten.

    Es spielt im Grunde keine Rolle, ob dein Freund nach irgendeiner Definition als gefährdet oder bereits süchtig gilt. Es geht nur darum, wie DU DICH mit seinem Konsum fühlst. Es macht keinen Sinn eine Beziehung zu starten, für die sich einer für den anderen zuerst mal ändern müsste (also er z.B. seinen Konsum).

    LG, Saphira

  • Liebe Elly,

    Vielen Dank. Ja, die Gewohnheiten in Familien sind sicher oft ein Wegbereiter.

    Das ist auch der Punkt, ich muss keine Beziehung haben, um glücklich zu sein. Viele starten ja schon mit „Verändern wollen“. Ich habe gelernt und war auch im Leben schon immer gerne alleine. Ich bin nur generell ein Beziehungsmensch und habe sie schon gerne. Es ist einfach schön, auch wenn man eben ein bisschen unabhängig bleibt.

    Es schmerzt gerade, dass ich viel in den letzten Jahren getan habe, um meinen Schutzraum zu gestalten, eben auch im Thema Alkohol - und dann ausgerechnet das Thema bei jemandem gerade in meinem Leben wieder ein Thema ist. Es hätte ja auch einfach ein veganer Ultra-Läufer sein können. : )

    Lg

  • Liebe Saphira,

    Ja, verändern mag ich nicht (mehr).

    Das ist ja oft das Problem. Viele merken nicht, dass es von Anfang an nicht gepasst hätte und arbeiten sich Jahre mit Paartherapie und an Strukturen ab.

    Den Beziehungsgedanken habe ich verlassen - Reißleine ziehen habe ich gelernt, zur Not auch im freien Fall, aber weg.

    Aber ich schätze ihn als Menschen und würde das Thema gerne irgendwann kommunizieren - ich bin mir sicher, niemand in seiner weiten Umgebung gäbe einen Impuls.

    Ich habe definitiv kein Helfersyndrom und erwarte auch nichts dazu. Aber ich bin neu in sein Leben getreten und finde, man darf jemandem Dinge zurückmelden.

    Als Freund, Bekannter etc.

    Ich hätte mir als Kind gewünscht, dass aus verschiedenen Richtungen Impulse gekommen wären in die Familie. Auch später an meinen Expartner. Ändert nichts daran, dass man selbst aktiv werden muss und es für sich sehen (wollen), aber unter Freunden spricht man Besorgniserregendes ja nun auch an, sei es Essverhalten, Veränderungen, Gewalt in Beziehungen- wenn man es miterlebt.

    Ich überlege nur einen guten Weg dazu, wie macht man das?

    Ich überlege, ihm das als Brief mit unserem Verlauf zu geben - damit er alleine für sich das in Ruhe mit den entsprechenden Gefühlen mal anschauen kann und nicht im Gespräch direkt relativierend blockt, weil Angriff - Abwehr.

    Bei einem Brief regt man sich ggf. furchtbar auf, kommt aber meist runter und greift später noch mal danach.

    Lg, Ava

  • Hallo Ava,

    ein Mann, der Traktor fährt und immer einen Bierkasten im Vorratsraum stehen hat, glaubst wirklich, daß der Briefe liest...?? Ich nicht.

    Zitat

    Die Wohnung ist ein typischer Haushalt mit Gläsern für Alkohol in der Vitrine, Weinflaschen in der Küche an der Wand, Sixpack-Geschenk zum 50. im Flur. Bierkasten im Haushaltsraum.

    Such dir jemand anderen.

    Also für mich wäre das k.o.-Kriterium, egal was für ein kerniger Bursche das ist.

    Wie sieht irgendwann mal der Alltag aus? Ich habe es noch im Ohr von früher: "Frau, bring mir mal ein Bier!" <X Während ihr Mann vorm Fernseher hing, hat meine Oma sklavenähnlich ihn von vorne bis hinten bedient und wenn sie das nicht gemacht hat, bekam sie die Bier- oder Weinflaschen übergezogen.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo liebe Linde,

    Ich musste gerade lachen zum „kernigen“ Burschen. 😂

    Er fährt tatsächlich hin und wieder Traktor, aber einen Brief würde er lesen, denke ich, wenn Bücher auch an ihn gehen. Er hat einen normalen Vollzeit-Job.

    Wie er auf das Thema reagiert, steht für mich unabhängig von einem „dann geht es mit uns weiter oder nicht“. Es geht nicht weiter.

    Mir geht es eigentlich darum, jemandem, wie jedem aus meinem langjährigem Freundeskreis auch, etwas mitzuteilen, was ich wichtig finde.

    Lg, Ava

  • Hallo Ava,

    ich komme auch aus einer Familie, in der Alkohol dazu gehörte. Viele meiner Verwandten waren abhängig/ coabhängig. Meine Eltern zum Glück nicht, die haben auch bei Feiern reingehauen aber sonst nicht. Wir waren eine sehr große Familie und es gab oft was zu feiern.

    In meiner ersten Ehe war ich 26 Jahre lang mit einem Alkoholiker zusammen. Er passte super in meine Familie und ich habe es lange als " normal" empfunden, wie er getrunken hat.

    Ich habe mich nach 26 Jahren trennen können.

    Und dachte und denke, nie wieder sowas!

    Ich habe einen der trockenen Alkoholiker aus unserem Forum kennengelernt und inzwischen sind wir seit 12 Jahren verheiratet. Das heißt, wir leben gemeinsam ein gutes, abstinentes Leben, dass er rückfällig werden könnte, ist für mich keine Gefahr.

    Einen Partner, der trinkt, auch nicht abhängig trinkt, konnte ich mir nach meiner Ehe nicht mehr vorstellen.

    Wenn du deinem Freund einen Brief schreibst ist es wichtig, dass du von dir und deinen Gefühlen erzählst. Wie es sich für dich anfühlt und warum. Seine Reaktion darauf kann dir im Bestfall Klarheit bringen.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ich finde den Haushalt an sich nicht problematisch, aber Bier zu komplett jeder Gelegenheit in deinem Kontext schon. Und wenn es dich eben stört, wie soll dann eine Beziehung vernünftig laufen. Ich selbst bin zB sehr geruchsempfindlich, never ever hätte ich mir einen Raucher als Partner vorstellen können. Das war für mich von Anfang ein Ausschlusskriterium, da hätte der tollste Mann der Welt kommen können.

    Meine Mutter lebt übrigens in einer ähnlichen Wohnung, Wein- und Sektgläser in der Vitrine, Schnapsflaschen auf dem Sideboard, Weinflaschen im Küchenregal und immer ne kalte Flasche Sekt im Kühlschrank.

    Die Schnapsflaschen sind 20 Jahre alt, die Weinflaschen verstaubt und Sekt trinkt sie zu ihrem Geburtstag oder an Weihnachten. Und sonst vielleicht 1-2x im Monat 1-2 Gläser Wein auf nem Fest oder beim Essen gehen.

  • Hallo an alle und ein Update :)

    Wir hatten als Paar zueinander gefunden - Er hat den Brief gelesen, auch Dinge verändert. Vielleicht aber auch nur dahingehend korrigiert, dass er sie für mich unsichtbarer gemacht hat. Er konsumiert alkoholische Getränke aber nach meiner Wahrnehmung zu dem Zweck Spannungsabbau/Bewältigung. Ich hatte das Thema nicht mehr Thema werden lassen, auch nichts gegen einen Glühwein bei -8 Grad draußen zu Hause am WE. Bei einer WE Beziehung ja durchaus ok. Abend ausgeklungen, ins Bett schlafen gegangen, Gespräch/Konflikt mit großer Anspannung bei ihm entstanden. Mit den Worten “Jetzt habe ich Durst, ich hole mir noch mal was zu trinken” aufgestanden und in die Küche gegangen. In meiner Welt wäre das nach geputzten Zähnen spät schon im Bett ein Glas Wasser oder Tee, sogar noch ein Schluck Cola, Apfelschorle gewesen. Stattdessen Mikrowelle und nochmal -wenn auch wenig- Glühwein. (Ich hatte mir den Stand in der Flasche im Vorbeigehen gemerkt - alleine das will ich nicht in Beziehungen und im Fokus) Im Zusammenhang mit Gefühlen, Konflikt und der Vorgeschichte dazu, hat es mich bestätigt, es gab keinen Grund, diese Situation / Anspannung mit Alkohol zu lösen - Durst? Er wollte nicht in den Keller, keine Cola, es wäre nichts da - alles Quatsch. Er war bei mir, ich wäre aufgestanden, wenn ein Gast/Partner nichts findet.
    Ich glaube schlicht nicht, dass er so einfach aufhören kann zu konsumieren, wie er sagt und selbst denkt. Den generellen Ersatz sprich ständig 2 Flaschen alkoholfreies Bier (nicht 0,0 und das höherdosierte) als Wasserersatz zum Erreichen der Trinkmenge / Tag halte ich zu Triggern für nicht gut. (Abgesehen vom Blutzuckereinfluss)
    Alles andere und Wasser schmecke nicht. Heute morgen habe ich die Beziehung beendet, mit klarer Erklärung, warum. Es schmerzt. Früher hätte ich die 99% gesehen, die so toll passen- das tun sie- und wäre geblieben. Heute sehe ich das 1%, das dafür sorgt, dass ich nicht in dieses Traumabonding will, nicht in eine Beziehung aus Rechtfertigen, Kontrollversuche, ungute Gefühle, Co-Abhängigkeit im Verhalten. Möglicherweise übertreibe ich komplett, er steht ganz am Anfang eines maximal risikoreichen Konsums. Mein Bauchgefühl sagt nein. Ich habe ihm gesagt, dass das “wie viel” bei ihm für mich gar nicht entscheidend ist. Sondern das “wie”. Das Normale. Die Einordnung.
    Dass ich mit ihm mehr konsumiere, als ohne ihn (Ich bin nicht abstinent, erwarte das auch nicht von anderen. Hier vielleicht 4x im Jahr einen Fingerhut. Ich vertrage schlicht auch nichts.). Damit komme ich nicht zurecht. Ich habe die Reißleine schon zu spät gezogen, aber ich wollte keine Beziehungschance ziehen lassen, die in vielem so harmonisch ist. Ich habe mich zum Thema Alkohol aber mehrfach schlecht gefühlt, Konflikte gibt es nur dazu. Zeitverschwendung. Dann passt es nicht. Ich habe es für mich definiert. Keine Muster prägen und leben. Macht beide nicht glücklich. Ich habe es auch so benannt: Ich will Dich nicht verändern, angreifen, Dir etwas unterstellen. Es geht nur um mich. Grenzen konsequent halten.

    Ich habe vergessen, wie sehr das schmerzen kann. Es nimmt so viele Zukunftsideen. Ich fühle mich gerade irgendwie veräppelt, warum ich schon wieder jemanden mit dem Thema in mein Leben bekomme. In Punkto Grenzsetzung habe ich mich eigentlich genug bewiesen. Es stand in keinem Zusammenhang, quasi einfach vor die Füße gefallen. Ich habe eigentlich schon genug im Leben an Personen in dem Thema Loslassen müssen, gerade jetzt, wo es mir gut tun würde, fühlt es sich schlecht an.
    Einen schönen Sonntag allen

  • Hallo Ava.

    Abend ausgeklungen, ins Bett schlafen gegangen, Gespräch/Konflikt mit großer Anspannung bei ihm entstanden. Mit den Worten “Jetzt habe ich Durst, ich hole mir noch mal was zu trinken” aufgestanden und in die Küche gegangen. In meiner Welt wäre das nach geputzten Zähnen spät schon im Bett ein Glas Wasser oder Tee, sogar noch ein Schluck Cola, Apfelschorle gewesen. Stattdessen Mikrowelle und nochmal -wenn auch wenig- Glühwein.

    Merkst Du, wie Du eine wirklich richtig, richtig krasse Situation verharmlost? Er ist nochmal aufgestanden, obwohl ihr schon im Bett ward und hat wegen seiner Anspannung Alkohol gebraucht! Daran gibt es rein gar nichts zu verharmlosen.

    Heute morgen habe ich die Beziehung beendet, mit klarer Erklärung, warum. Es schmerzt. Früher hätte ich die 99% gesehen, die so toll passen- das tun sie- und wäre geblieben. Heute sehe ich das 1%, das dafür sorgt, dass ich nicht in dieses Traumabonding will, nicht in eine Beziehung aus Rechtfertigen, Kontrollversuche, ungute Gefühle, Co-Abhängigkeit im Verhalten.

    Nach allem was Du in Deinem bisherigen Thread schreibst, passen da überhaupt nicht ansatzweise 99 %. Das ist wieder ein Schön-Reden Deinerseits.

    Ich fühle mich gerade irgendwie veräppelt, warum ich schon wieder jemanden mit dem Thema in mein Leben bekomme.

    Du hast Dich leider selbst veräppelt, denn Deine Warnzeichen waren da. Du hast sie hier niedergeschrieben und alle haben Dich gewarnt, dass Deine Wahrnehmungen richtig sind und dass sein Verhalten alles andere als ein normales Trinkverhalten ist. Trotzdem bist Du die Beziehung mit ihm eingegangen.

    Ava, bitte nimm mir meine harten Worte nicht übel, ich möchte Dich einfach aufwecken aus dem Traum der Verharmlosungen. Sein Trinkverhalten ist absolut aussagekräftig. Daran gibt es nichts zu rütteln.

    Sei froh, dass Du auf Deinen Bauch gehört- und es beendet hast. Und nun würde ich mir für Dich wünschen, dass Du Dir das nicht so hinredest, als ob Du übertrieben hättest mit Deinen Wahrnehmungen. Das hast Du nämlich ganz und gar nicht, im Gegenteil.

    LG Cadda

  • Liebe Cadda,

    Vielen Dank.
    Mir wurde zu dem Thema und zu meinen Gefühlen schon immer so viel abgesprochen im Leben. Ich habe eigentlich einen Bäreninstinkt und bin auch nur so durch die letzten Jahre gekommen. Ich habe durch meinen vorherigen Expartner extreme Formen von Gaslighting erlebt, mit dem Hintergrund eines Traumata wusste ich manchmal nicht mehr zu sagen, ob alle anderen (meine Familie ebenso) um mich herum verrückt geworden sind oder ich. Gute langjährige Freunde, die alle Beteiligten gut kennen, haben mir immer wieder reflektiert, dass ein Trauma nicht heißt Psychosen, völlige Auflösung und der Stempel, den andere mir geben wollten, falsch ist - dass ich Dinge richtig einordne und sehe. Ich bin zufrieden und völlig im Reinen mit Abbruch von Kontakt und traumatischen Bindungen in meinem Leben. Schmerzhaft, Therapien erfordernd, aber absolut richtig und gesund. Aber manchmal und in Resten bleibt das Gefühl, dass ich nicht richtig bin, übertreibe, Dinge falsch sehe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich meinem Ex auf sein “Fakt ist” gesagt habe, nein -Dein- Fakt ist. Meiner (und die Realität) nicht. Ich mag Menschen nichts unterstellen, anhängen unberechtigt- vielleicht weil mir auch so passiert, öffentlich im großen Stil. Aber auf meinen inneren Wächter war immer Verlass. Das kleine scharfe Pling beim Thema Alkohol. Ich bin nicht extrem oder will ultimativ absolute Abstinenz von Menschen um mich. Aber eben aus gutem Grund auch keine Alltagsbedeutung, kein Fokus auf Alkohol. Er sagt einfach nichts als Rechtfertigung, was ich nicht schon x mal sogar in gleichen Worten gehört hätte. Ich ertrage es nur gerade so richtig schlecht, aber das ist mein Problem und ich werde es überwinden und so stoisch alleine weiter gerade aus gehen wie bisher. Ich hätte mir nur einfach mal ein bisschen Liebe gewünscht. Ich brauche aber niemanden in kranker Bindung und die Reißleine zumindest fast rechtzeitig ziehen, kann ich mittlerweile besser.
    Es tut gut, eine Reflexion von außen zu bekommen, Danke dafür! Alles liebe

  • Hallo Ava,

    Willkommen zurück.

    Wolltest du nur ein update geben oder dich austauschen? Ich frage, weil wir hier noch im Vorstellungsbereich sind. Wenn du fürs Forum freigeschaltet werden möchtest, bitte auf diesen Link klicken und ihm folgen, ein Satz genügt.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und Dein Thema dorthin verschoben.

    Du kannst überall schreiben, außer bitte in den ersten vier Wochen im Vorstellungsbereich nicht.

    Ich mag Menschen nichts unterstellen, anhängen unberechtigt-

    Wie ich oben auch schon in meinem Beitrag vorhin geschrieben habe. Nachdem was Du beschrieben hast sind Deine Wahrnehmungen richtig, also unterstellst Du auch nichts oder wirst es unberechtigt vor.

    LG Cadda

  • Guten Morgen Linde,

    ich habe heute morgen ein Wasserglas unter die Kaffeemaschine gestellt, ich probiere es jetzt mal mit wach werden : )

    Ich habe gestern ein Hotel gebucht, für einen Urlaub, der eigentlich zusammen laufen sollte. Dabei gab es dann Alleinreisenden-Probleme und ich habe mich ertappt wütend zu werden à la "ohne Alkohol wäre das so nicht xyz, mimimi" - was nicht ganz falsch ist, aber auch nicht richtig.

    Ich hinterfrage nach mittlerweile Jahren gesunder Distanz gerade, warum ich das reflektiert aufgearbeitet habe, es in Therapien thematisiert wurde, ich offen damit umgehe, auf mich aufpasse und mir das Leben trotzdem anscheinend jeden Kaugummi zum Reintreten vor die Tür liefert, in Geschenkpapier verpackt.

    Mir ist schon klar, dass deutlich mehr Menschen in dem Thema einen kritischen / missbräuchlichen Konsum haben, aber aktuell habe ich schon das Gefühl, ich kann nicht mal mehr einen Supermarkt-Flirt daten. Ich habe mich auch immer für generell tolerant einem Konsum anderer gegenüber gehalten, solange der nicht alltagsnormal ist. Jetzt habe ich das Gefühl bekommen, ich darf schon das Glas bei einem anderen hinterfragen. Misstrauen ist nicht gut und mag ich nicht, das zieht erst gar nicht ein. Ich suche auch nicht gezielt und finde Partnerschaften toll, aber ich brauche sie nicht.

    Ich habe mich dann gestern mal ein paar Stunden hardcore selbst bemitleidet und jetzt - weiter.

    Liebe Grüße

  • Hallo Ava,

    ich beäuge nicht misstrauisch wie viel andere aufs Kassenband legen. Es ist mir insofern egal, weil niemand mit Alk oder Zigaretten in Frage kommt. Egal ob viel, wenig, ab und zu, Genuß, „alltagsnormal“ usw. Das Wort höre ich übrigens zum erstenmal.
    Was meinst du mit Kaugummi? Das klingt etwas nach IAS. Die dürfen doch alle trinken. Ich geb nur keine Energie in solche Begegnungen. Dann geht das für mich unaufgeregt weiter mit meinem Tag.
    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    ich meinte gar nicht Supermarkt speziell oder dass ich da auf irgendwas schauen würde - ich meinte das eher im Sinne von, es gibt Milliarden Menschen und ich treffe dann jemanden aus dieser Vielzahl, der einen problematischen Konsum hat / Alkoholiker ist.

    Man denkt ja nicht unbedingt bewusst darüber nach, dass man einmal in 2 Jahren auf einem Weihnachtsmarkt als Mensch ohne Thema Alkoholmissbrauch einen Becher Glühwein trinkt. Ich meinte mit "alltagsnormal", dass es so "normal" wie andere Themen eigentlich ja eben im fast täglichen Fokus steht oder irgendwie bewusst auftaucht über das Jahr, obwohl es eine schädigende Substanz ist. Für viele ist es in (in meinen Augen) Missbrauchsvariante oder erhöhtem Konsum eben präsent im Alltag und "normal". Der Kasten Bier als wöchentlicher Teil des Samstags-Einkaufs. Das Bier am Grill. Geburtstage immer mit. Empfänge immer mit. Weggehen immer mit. Angebote gezielt nutzen usw., die Vitrine voll mit Deko-Gläsern für Alkohol. Verschenken von xyz.

    Ich habe diese Woche einen Bio-Punsch Tetrapack verschenkt und wurde als erstes gefragt, ohne Alkohol (Ich hatte vorher gesagt, dass ich den noch von einem Schulfest über habe, zu viel kalkuliert für Erwachsene und Kinder). Ich verknüpfe das Wort Punsch mit einer alkoholfreien Variante, andere erst einmal mit verschiedenen Versionen Alkohol darin. Spannend. Es war entweder nicht offensichtlich aus Packung und Erklärung oder derjenige hat ja vielleicht Gründe, noch mal klar nachzufragen.

    Es gibt ja Menschen, die Alkohol sehr selten konsumieren, das oben genannte eben nicht für normal halten - und Für "Kinder von" ist das ja auch noch mal anders - ich nehme jedes verstaubte Dekoglas wahr und will das privat nicht um mich haben.

    Was sind denn IAS?

    Mit Kaugummi meinte ich, dass das Thema einfach an mir klebt : )

    Liebe Grüße, Ava

  • IAS = Ich arme Sau.

    Lebe so konsequent du magst ein suchtmittelfreies, lebendiges Leben und das sollte dann auch die "richtigen" Leute anziehen. So mache ich das. Ich halte mich von allem fern, wo ich vorher schon ahnen kann, daß ich da gar nicht zugehören will. Aktuell Fasching, der läuft komplett an mir vorbei. Interessiert mich nicht. Dann gehe ich lieber joggen.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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