Junischnee - Ich kann nicht mehr

  • Hallo und lieben Dank für die Aufnahme!

    Ich bin seit über 12 Jahren mit einem Alkoholiker verheiratet. Er ist ein Spiegeltrinker, mit Abstinenzphasen von einigen Tagen. Das aber nur, da ich Druck auf ihn ausübe. Ich vermeide mittlerweile seit Jahren gesellschaftliche Anlässe, da diese meistens zu Absolutabstürzen führten.

    Ich führe seit langem kein wirklich eigenbestimmtes Leben mehr. Hab auch kaum mehr Kraft dafür.

    Vor unserem 7 jährigen Sohn kann ich es leider nicht mehr abschotten, da er alt genug ist und versteht, dass da was mit Papa nicht stimmt.

    Er schaut ihn ängstlich an, wenn er bemerkt, dass er zuviel getrunken hat.

    Er sagte auch zu mir, dass er das erstemal Angst vor Papa hatte, da dieser völlig betrunken von der Kneipe nachhause kam und mich wüstest beschimfte.

    Wie gesagt, es gibt auch Phasen wo er nüchtern ist, da ist er ein „ guter Vater“.

    Aber wehe er hat seinen Spiegel…geht nur solange gut, solange ihn niemand reizt. Es ist unerträglich.

    Aber ich kann und will das nicht mehr mittragen( ich muss es für mein Kind tun)

    Wie kann ich die Scheidung einreichen ohne dass mein Sohn daran kaputt geht.

    Denn Einsicht von Seiten meines Mannes besteht in keinster Weise.

    Vielen Dank fürs Lesen. Tat gut sich das von der Seele zu schreiben.

  • Hallo Junischnee,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Der Austausch mit den anderen Betroffenen wird dir sicher gut tun.

    Deine Bewerbung ist eingegangen und sowie ein Freischalter online ist, wirst du fürs Forum freigeschaltet.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Junischnee,

    hier geht es jetzt weiter mit dem Austausch.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo junischnee

    Eine Trennung der Eltern ist für Kinder immer eine Umstellung, jenachdem wie es vorher war, empfinden es viele auch als Entlastung, nicht mehr täglich der Stimmung/den Streeits etc ausgesetzt zu sein.

    Es gibt auch einige Einrichtungen, die Gruppen bieten für Trennungs- Scheidungskinder, wo sie erleben, dass sie damit nicht alleine sind und Profis mit ihnen arbeiten, das hilft auch vielen Kindern.

    Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft.

    Ziehst du mit deinem Sohn aus ? Hast du da schon eine Vorstellung?

    Lg

  • Hast du denn die Möglichkeit dir jetzt schon mal etwas eigenes zum Wohnen zu suchen?

    Ich würde schnellstmöglich aus der Situation heraus.

    Es wird immer schlimmer werden mit der Zeit, und jeder Tag zählt, besonders für deinen Sohn.

    Lass dich auch beraten bei einer Rechtsberatung, Caritas.. nehme jede Hilfe und Unterstützung an, die du finden kannst!

  • Wie kann ich die Scheidung einreichen ohne dass mein Sohn daran kaputt geht.

    Hallo Junischnee,

    ich glaube, es ist eine Illusion, dass es ohne Schaden bzw großen Kummer geht. Die Frage lautet eher, wo liegt die geringere Belastung und wie kann man diesen Weg gehen.

    Wenn ich deinen Bericht lese, kann ich nirgends mehr etwas von Hoffnung finden - Hoffnung, dass dein Mann zu einer Einsicht kommt und sich für euch als Familie wieder vieles zum Positiven wendet. Die Hoffnung verloren zu haben ist in dem Fall bringt dich und deinen Sohn auf jeden Fall weiter.

    Ich habe im Zuge meiner Trennung für die Kinder und mich einfach jede Hilfe angenommen, die ich kriegen konnte. Zu allererst habe ich für die Kinder psychologische Unterstützung gesucht. In meinem Fall war auch ein sehr kompetenter und zu mir sehr empathische Anwalt sehr wichtig, denn ich hatte und habe es mit einem sehr toxischen (Ex)Mann zu tun.

    Wichtig finde ich auch viel für sich selbst zu tun um sich selbst wieder zu stabilisieren. Nur so kannst du deinen Sohn auffangen. Denn du wirst diejenige sein, die ihn in seinem Schmerz immer wieder auffangen wirst und diesen mit ihm aushalten können musst.

    LG, Saphira

  • Liebe Junischnee,

    ich bin EKA (Erwachsenes Kind eines Alkoholikers) und mein Vater hat dasselbe Problem seit meine Eltern sich kennengelernt haben. Die Sucht wurde, als ich noch ein Kind war, nie thematisiert, obwohl ich schnell gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt. Mittlerweile gehe ich meinen eigenen Weg und hätte mir zutiefst gewünscht, dass mir jemand mit meinen Gefühlen damals beigestanden wäre, mir Dinge erklärt hätte (ich dachte immer, ich sei das Problem und mein Vater mag mich nicht, weil ich ein Mädchen bin... Damals schon zu wissen, dass er ein Problem mit sich hat und nicht mit mir, hätte mir sehr in der Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstsein geholfen). Lange Rede kurzer Sinn, ich hätte mir gewünscht dass meine Eltern sich scheiden gelassen hätten und ich ein stabiles Umfeld mit meiner Mutter und meinen Geschwistern alleine gehabt hätte.

    Vielleicht ein kleiner Denkanstoß...

    Alles Liebe!

  • Hallo Pfiffig!

    Eine Scheidung wäre für mich eine unglaubliche Erleichterung, aber für meinen Sohn schier unerträglich. Er hängt sosehr an seinem Papa. Das ist auch der Grund warum ich es immer wieder wegschiebe und alles daran setze, eine halbwegs normale Familie zu sein. Ich weiß, ist sehr naiv von mir, aber was soll ich tun. Ich denk mir halt es ist im Moment noch besser zu bleiben als eine Scheidung einzuleiten.

    Denn ich weiß, sollte ich das tun, bricht über mich die Hölle ein. Mein Mann kann sehr toxisch sein wenn sein Ego angekratzt ist.

    Wir haben ein gemeinsames Haus, ich würde es ihm überlassen, soll machen was er will damit. Und ich würd mir mit meinem Sohn eine Wohnung nehmen.

    In Gedanken alles zigfach durchgedacht. Aber ich hab Angst vor der Umsetzung…

    Mache mir oft Vorwürfe warum ich so unverantwortlich war, eine Familie mit ihm zu gründen. Mein Sohn wird zwangsläufig mit reingezogen.

    Er wird seinen Vater so oder so früher verlieren, da mein Mann bereits 2 mal an einer schweren Pankreatitis erkrankte. Mittlerweile Diabetiker dadurch wurde und trotzdem weitertrinkt.

    Wie traurig eigentlich das Ganze… Danke für dein Ohr(Augen), liebe Pfiffig

  • Hast du denn die Möglichkeit dir jetzt schon mal etwas eigenes zum Wohnen zu suchen?

    Ich würde schnellstmöglich aus der Situation heraus.

    Es wird immer schlimmer werden mit der Zeit, und jeder Tag zählt, besonders für deinen Sohn.

    Lass dich auch beraten bei einer Rechtsberatung, Caritas.. nehme jede Hilfe und Unterstützung an, die du finden kannst!

  • Liebe Junischnee

    Bei Beratungsstellen findest du auch Profis, die mit Dir alles durchgestrichen können auch im Hinblick darauf, was und wie für deinen Sohn das Beste ist bzw wie du mit ihm das vorbereiten bzw aufarbeiten könntest. Eine Fachmeinung(nicht nur rechtlich sondern auch psychologisch/pädagogisch) einzuholen als weiteren input kann ja nie schaden. Vielleicht klärt sich dann auch für dich manches

    Mach dir bitte keine Vorwürfe wegen der Familiengründung - meiner Erfahrung nach unterschätzt man das zu Beginn oft; außerdem hast du sicher einen wunderbaren Sohn, und somit ist ja auch was Gutes entstanden.

    Und vielleicht überrascht dich dein Sohn, auch wenn er am Vater hängt, ist für ihn eine Wohnsituation nur mit dir möglicherweise Erleichterung...

    Alles Liebe

  • Danke, es tut unendlich gut sich auszutauschen. Man fühlt sich nicht allein mit allem.

    Hab mir gerade deine Beiträge und deine persönliche Geschichte angeschaut. Ich hatte den Eindruck du erzählst aus meinem Alltag.

    Nur bei einem unterscheidet es sich, du kannst deinen Mann die Leviten lesen wenn er betrunken ist, ohne dass ein schrecklicher Tsunami losbricht, das ist schon mal gut.

    Was für bescheidene Pluspunkte oder?🙈

    Gute Nacht pfiffig und lass wieder was hören, wie es dir geht.

  • Liebe Junischnee,

    ich bin EKA (Erwachsenes Kind eines Alkoholikers) und mein Vater hat dasselbe Problem seit meine Eltern sich kennengelernt haben. Die Sucht wurde, als ich noch ein Kind war, nie thematisiert, obwohl ich schnell gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt. Mittlerweile gehe ich meinen eigenen Weg und hätte mir zutiefst gewünscht, dass mir jemand mit meinen Gefühlen damals beigestanden wäre, mir Dinge erklärt hätte (ich dachte immer, ich sei das Problem und mein Vater mag mich nicht, weil ich ein Mädchen bin... Damals schon zu wissen, dass er ein Problem mit sich hat und nicht mit mir, hätte mir sehr in der Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstsein geholfen). Lange Rede kurzer Sinn, ich hätte mir gewünscht dass meine Eltern sich scheiden gelassen hätten und ich ein stabiles Umfeld mit meiner Mutter und meinen Geschwistern alleine gehabt hätte.

    Vielleicht ein kleiner Denkanstoß...

    Alles Liebe!

  • Liebe Madeleine!

    Danke für deine offenen Worte. Tut mir leid, dass du es nicht einfach hattest.

    So offen als möglich mit seinem Kind zu reden ist sicherlich wichtig. Das aus deiner Feder zu lesen ist nochmal ernüchtetnder, da du ja direkt betroffen warst.

    Ich mach halt scheinbar den Denkfehler, mein Sohn soll so lange als möglich denken, dass Papa perfekt ist, er vergöttert ihn regelrecht.

    Aber es fällt mir wie Schuppen von den Augen, wie geheuchelt sich das anhört.

    Bin ich unfair zu meinem Kind, kann ich ihm die Wahrheit zumuten? All diese Fragen schießen durch meinen Kopf.

    Aber ehrlich Madeleine, mein Sohn ist unglaublich schlau und sensibel. Er hat es schon längst rausgefunden, das da was nicht stimmt.

    Muss mir sehr gut überlegen, was und wie ich es sage… er macht sich sehr schnell Sorgen.

    Kinderseelen sind so zerbrechlich, aber das muss ich dir wohl nicht sagen.

    Wurde dein Vater auch aggressiv dir gegenüber?

    Danke für deinen wirklich wichtigen Denkanstoß.

    Alles Liebe

  • Ich finde schon das du deinem Kind die Wahrheit zumuten kannst

    Du schreibst selber er ist unglaublich schlau und sensibel

    Vielleicht ist die Wahrheit auch nur eine Bestätigung für Ihn für das was er eh schon weiß?

    Lg

    Tanja

  • Liebe junischnee

    Du hast schon recht, dass ich ihm die Leviten lesen kann ohne Tsunami - ich hab aber damit aufgehört, hab hier schon viel mitgenommen, nämlich vor allem auch, dass das vergebene Liebesmüh ist; schaue, dass ich mir meine Energie für mich aufspare, versuche mich noch mehr mit Freundinnen zu treffen, meinen Hobbies nachzugehen ...

    Ich rede mich natürlich auch leichter, eben weil wir keine Kinder haben, die ich schützen muss.

    Und du siehst ja auch, dass es mir trotzdem schwer fällt, mich zu distanzieren etc.

    Da du gefragt hast, wie s bei mir ist: dzt sehr ruhig, kaum Alkohol (max 1 bis 2 Gläser Aperol oder Schorle) seinerseits seit ca 2 Wochen- die Hitze? Keine Ahnung aber natürlich gut, wenn auch sicher wieder andere Zeiten kommen....

    Ich wünsche dir von Herzen, dass du einen Weg findest, mit deinem Sohn offen zu sprechen, auch wenn er sensibel und der Papa sein Held ist - gut und altersgerecht erklärt - kann er als kluges Kerlchen sicher verstehen. Und als sensibles Kind spürt er ja auch, wenn es der Mama nicht gut geht.....

    Alles Liebe

  • Liebe Junischnee

    Ja, ich spreche aus Erfahrung. Habe zwei Kinder im Grundschulalter mit meinem Mann und war 12 Jahre mit ihm zusammen- bis auf wenige Ausnahmen hat er jeden Tag all dieser Jahre getrunken.

    Es hat Jahre gedauert, bis ich es als Problem wahrgenommen habe, da es ‚nur‘ Bier war und er ansonsten völlig unauffällig war. Gepflegt, gesellig, ist stets arbeiten gegangen etc.

    Ich dachte lange wir seien eine ganz normale Familie.

    Sein Pensum belief sich durchschnittlich auf drei - vier 0,5 l Flaschen pro Tag, wobei das auch meist mehr wurde je nach Anlass (Grillen, Ausübung des Hobbys, Wochenende etc.) Ich bin mir sicher, dass er wesentlich mehr getrunken hat, als mir klar war und die 3 Flaschen wahrscheinlich sehr optimistisch sind. Konsumiert wurde dann irgendwann auch vor Autofahrten, bei Familienausflügen, am Wochenende ab Mittags…das war leider ganz ‚normal‘.

    Die Brüche in unserem Familienleben, unangenehmen Erlebnisse, belastenden Verhaltensweisen und meine Psyche, mit der es nach und nach immer schlechter stand, habe ich lange erfolgreich übersehen, verdrängt oder eben gar nicht als Problem wahrgenommen!

    Wahrscheinlich wollte ich es nicht, die Konsequenzen machten mir wahrscheinlich Angst, oder seine Mission mir die Schuld in die Schuhe zu schieben war einfach ziemlich erfolgreich gewesen.

    Nun bin ich mit den Kindern alleine und mit jedem Tag Abstand gelingt es mir mehr und mehr mich damit auseinandersetzen, mich wieder zu fangen und das Ganze aufzuarbeiten.

    Die Kinder haben leider schon mehr vom strittigen Thema ‚Alkohol‘ mitbekommen, als sie es in ihrem Alter sollten, aber ich hoffe, dass sie irgendwann eine gute und kritische Einstellung dazu bekommen. Ich selbst trinke gar keinen Alkohol mehr und habe ihnen auch erklärt warum.

    2 Mal editiert, zuletzt von Eldamalu (16. Juli 2023 um 16:45)

  • Liebe Eldamalu!

    Du hast meine Hochachtung, dass du ihn verlassen hast. Ich kenne dich nicht, aber erlaube mir zu sagen, du kannst stolz sein auf dich.

    Wie hast du die Trennung deinen Kindern beigebracht? Was hast du als Grund angegeben? Ich denke einvernehmlich ist das bestimmt nicht abgelaufen oder?

    Wie geht es deinen Kindern? Sehen sie Papa regelmäßig, wie kriegst du das alles auf die Reihe? Bist du stark genug, um deine Kinder zu stützen?

    Entschuldige, ich habe tausende Fragen, aber für mich bist du eine Heldin…

    Glg

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