Violet - Ratlosigkeit macht sich breit!

  • Hallo zusammen

    Hatte heute ein Gespräch mit meinem Mann - das 5 Minuten dauerte.

    Ich schlug vor, dass eine Bekannte bei uns schläft, wenn ich beruflich verreisen muss, damit meine Tochter nicht sich selbst überlassen ist.

    Daraufhin hat er das Gespräch sofort beendet mit der Aussage, dann zieht er aus und ist erst mal für 2 Stunden verschwunden- nehme an irgendwo Trinken.

    Um mir einen Überblick zu verschaffen , habe ich gezählt was er gestern und heute zu Hause getrunken hat. Mache ich sonst nie, weil es mir auch langsam egal ist. Aber wollte wir einen Realitätscheck machen. Eine Flasche Wein und 10 Bier in 2 Tagen.

    Er tut mir leid, doch gleichzeitig beschäftige ich mich gedanklich mit der Trennung.

  • Du suchst immer nur Entschuldigungen für ihn, du kommst in deinen eigenen Überlegungen nicht vor.

    Ich hab es dann auch gemerkt. Wenn ich nur an mich denken würde, wäre ich weg. Ich weiß, dass es mir persönlich dann besser gehen würde.

  • Diese Gedanken 'nur dann wacht er auf' hatte ich damals auch. Diese sind aber leider völlig falsch und einfach coabhängiges Denken und Verhalten. Du musst dein Leben leben und machen was du willst und brauchst. Nicht immer irgendwas machen, damit er aufwacht.

    Ich weiß das grundsätzlich. Ich denke, es ist einfach noch so ein letzter Strohhalm, weil ich stets hoffe, dass er einlenkt.

  • Wenn

    Wie du dachte ich lange: ist es denn soo schlimm? Ist er überhaupt Alkoholiker? Er hängt ja nicht täglich besoffen in der Ecke…. Etc..pp.

    Dennoch hat dieser ununterbrochene Konsum etwas mit der Familie gemacht.

    Ich habe mich einfach irgendwann zunehmend total alleine gefühlt, da stets der Alkohol zwischen uns stand. Das Gefühl, das etwas - der Alkohol - an erster Stelle steht.

    Die Kinder, die dann irgendwann ‚Papa und Bier‘ als eine Einheit wahrgenommen haben.

    Bei uns fielen auch schon Papa und Bier in einem Satz. Ich hasse das. Ich möchte das nicht. Ich habe das Gefühl, dass er das Trinken über uns stellt und das möchte ich nicht wahrhaben. Es ist frustrierend.

    Aber noch schlimmer ist für mich gerade die Zeit, die ins Land geht und die Unruhe. Wir streiten fast nur noch. Bei jedem Bier sinkt meine Laune. Schön zusammen draußen sitzen, Spiele spielen, alles ist in Verbindung mit Trinken.

  • Ich habe inzwischen die Überzeugung, dass mein Leben ohne ihn besser ist.

    Man wird mit einem Alkoholiker nicht glücklich. Die Probleme und Belastungen werden mit jedem Jahr größer und am Ende dreht sich das eigene Leben nur noch darum, einen halbwegs erträglichen Alltag zu gestalten und nach Außen eine Fassade zu halten.

    Ich denke auch, dass es mir besser geht alleine. Ich verstehe auch nicht, warum ich nicht egoistischer bin. Es hängt einfach so viel dran.

    Ich sehe ja auch gar keinen Willen bei ihm. Da kann ich heulen, schreien, normal mit ihm reden. Meist ist er genervt und verlässt den Raum. Er fühlt sich schnell angegriffen, ich würde alles auf ihn schieben, er würde immer zum Arsch gemacht für alles und ich sei Miss Perfect. Allein dieses herablassende Gerede - ich kann es langsam nicht mehr hören.

  • Noch viel schlimmer als die 3 täglichen Bier ist doch die verbale und psychische Gewalt. Sie erzeugt zwar keine sichtbaren blauen Flecken, aber deswegen ist sie nicht weniger schlimm.

    Da hast du absolut recht. Ich habe mir das meiste aufgeschrieben, was er schon so zu mir gesagt hat und da kommen mir echt die Tränen, wenn ich das dann mal wieder lese. Ich dachte immer, ich hätte Respekt verdient und jetzt lasse ich mich so runter machen. Und wie gesagt, die Hemmschwelle ist echt schon tief, das ist sicher nicht mehr rückgängig zu machen.

    Du kannst ihn weder retten noch beschützen! Ich kenne und verstehe diese Ängste. Sie sind nur leider völlig umsonst. Du bewirkst damit rein gar nichts, außer dass er in Ruhe so weitermachen kann wie bisher.

    Ich weiß. Es ist einfach so schwer das wahrzuhaben und einzusehen, dass wir gescheitert sind.

  • Da kann ich heulen, schreien, normal mit ihm reden. Meist ist er genervt und verlässt den Raum. Er fühlt sich schnell angegriffen,

    Er fühlt sich wie in einem Käfig aus dem er nicht mehr rauskommt. Die Spirale dreht sich immer schneller. Er merkt seine Wesensveränderung in lichten Momenten und wäre gerne wie früher. Das geht aber nicht mehr.

    Der Alkohol muss mit eingebaut werden in jede Planung.

    Das macht dünnhäutig. Keine Basis mehr für Diskussionen, Kritik wird als Angriff gewertet.

    Das wird schlimmer.

    Und nicht vergessen : Selbst wenn er jetzt sofort aufhören sollte, dauert es noch eine ganze Weile bis das Gift das Gehirn nicht mehr beeinflusst.

    Evtl. Monate, je nach Vergiftungsgrad.

    Das soll keine Durchhalteparole sein. Bestimmt nicht.

    Nur meine Erinnerungen.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Ich denke auch, dass es mir besser geht alleine. Ich verstehe auch nicht, warum ich nicht egoistischer bin. Es hängt einfach so viel dran.

    Ich sehe ja auch gar keinen Willen bei ihm. Da kann ich heulen, schreien, normal mit ihm reden. Meist ist er genervt und verlässt den Raum. Er fühlt sich schnell angegriffen, ich würde alles auf ihn schieben, er würde immer zum Arsch gemacht für alles und ich sei Miss Perfect. Allein dieses herablassende Gerede - ich kann es langsam nicht mehr hören.

    Du bist auf einem guten Weg. Wir alle hatten den Wunsch nach einer glücklichen Familie und auch ich hatte eine längst tote Beziehung und war nicht in der Lage sie zu begraben. Letztlich geben wir unser ganzes Lebenskonstrukt auf, unseren Traum. Ich habe ganz lange die Option 'Trennung' gar nicht in mein Denken gelassen. Erst als gar nichts mehr ging. Für uns ist das ja auch zehnmal schwieriger, weil man meist an diesem Punkt ja schon völlig alleine und isoliert ist. Denke diesem Gedanke ab sofort weiter, lass ihn zu und gewöhne dich an ihn. Ich war so dumm, dass ich alles mit mir alleine ausgemacht hab, weil er ja vielleicht aufwacht und zurück kommt und dann will ich ja nicht, dass jdm schlecht denkt. Mach bitte diesen Fehler nicht. Er ändert sich nicht. Aber du musst dann diese Fassade alleine halten. Bereite dich ruhig auf den Schritt vor und hol dir Hilfe! Geh zu Suchtberatubgsstellen, nimm jede Hilfe, die du bekommen kannst am besten vorab. Ich würde heute so viel anders machen. Vielleicht kannst du über eine Mutter-Kind-Kur nachdenken. Als Absprung und schauen dass du danach schon in eine neue Wohnung kannst oder er ausgezogen ist. Es gibt rechtliche Möglichkeiten, dass man dir die Wohnung Zuspricht. Pro Falilia, Caritas etc haben auch alle kostenlose Rechtsberstung. Alle Stellen haben eine Schweigepflicht, sodass du dich da völlig ungezwungen beraten lassen kannst und dich vorbereiten kannst. Ich hab mir umgehend einen Anwalt genommen. Wenn du dir das finanziell leisten kannst, ist das auf jeden Fall sehr hilfreich. Es gibt auch welche die auf Alkohol spezialisiert sind. Der Traum von der glücklichen Familie ist übrigens nicht vorbei mit der Trennung sondern fängt bei mir ein Jahr später jetzt erst an. Ich kann endlich die Mama sein, die ich immer sein wollte. Mit ihm war ich nur eine verzweifelte, frustrierte Frau, die alles andere als glücklich war...

  • Das macht dünnhäutig. Keine Basis mehr für Diskussionen, Kritik wird als Angriff gewertet.

    Das wird schlimmer.

    Ja genau so ist es bei uns gerade, schätze ich. Heute ist er auch wieder total ausgeflippt, weil ich ihn fragte, ob er sich das Radler am Mittag nicht schenken könne. Ich solle mich nicht aufführen wie seine Mutter, einfach mal meine Fresse halten. Ganz ehrlich, das ist ein Niveau, auf dem keiner in meiner Familie oder in meinem Freundeskreis spricht. Ich kam mir so schäbig vor, dass ich so eine Scheiß-Ehe führe!!

  • Um mir einen Überblick zu verschaffen , habe ich gezählt was er gestern und heute zu Hause getrunken hat.

    Ich schreibe seit Ende April mit, was er jeden Tag trinkt. Es ist erbärmlich das zu tun und bringt absolut gar nix.

    Er meinte heut, ich hätte ja auch einen an der Murmel und sei ein Kontrollfreak - was ich ganz sicher nicht bin. Finde es nur erschreckend wie diese Liste aussieht. Und frage mich erneut, warum ich mich so beleidigen lasse. Ich bin sein Ventil. Und das verstehe ich nicht unter einer Ehe mit Respekt und Wertschätzung.

  • Ich kam mir so schäbig vor, dass ich so eine Scheiß-Ehe führe!!

    Kinder saugen alles auf, wenn du dich schäbig fühlst, dann geben sie sich die Schuld oder fühlen sich selbst schäbig.

    Das ganz alleine würde mir als Mutter schon ausreichen 😔

  • Denke diesem Gedanke ab sofort weiter, lass ihn zu und gewöhne dich an ihn.

    Der Gedanke ist für mich gerade so nah wie noch nie und auch nicht sehr erschreckend. Langsam kommt es mir vor, als sei es tatsächlich die einzige Lösung.

    Ich bin zum Glück nicht alleine. Ich rede da bereits mit meiner Schwester, Mutter, besten Freundin und bestem Freund sehr offen darüber. Das hat natürlich Überwindung gekostet, aber sonst würde ich platzen und ich habe einfach gemerkt, dass ich das nicht mit mir alleine rumschleppen kann.

    Suchtberatubgsstellen, nimm jede Hilfe, die du bekommen kannst am besten vorab. Ich würde heute so viel anders machen. Vielleicht kannst du über eine Mutter-Kind-Kur nachdenken.

    MKK war ich leider 2021 schon, da komm ich so schnell nicht mehr weg.

    Bei einer Beratungsstelle war ich ja mit ihm und habe nun am 07.08. wieder einen Termin, zu dem ich vermutlich alleine gehe. Nächste Woche haben wir einen Termin bei der Caritas zur Paarberatung. Aber seit heute denke ich, ehrlich gesagt, dass das eh schon nix mehr bringt.

    Ich kann endlich die Mama sein, die ich immer sein wollte. Mit ihm war ich nur eine verzweifelte, frustrierte Frau, die alles andere als glücklich war...

    Genau als das betitelt mich mein Mann ja auch. Ich fühle mich nicht so, da ich mit Freunden und meiner Familie gut drauf und sehr gelöst bin. Eig wird es oft erst schwierig, wenn er dabei ist. Traurig, aber wahr.

  • Das ganz alleine würde mir als Mutter schon ausreichen 😔

    Das stimmt natürlich, wobei ich denke, dass ich meinen Kindern trotz allem eine gute Mutter bin. Wir haben ein tolles Verhältnis, sie hängen an mir und ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Dass sie nicht doof sind und vieles spüren, ist mir natürlich bewusst.

  • Ich weiß immer gar nicht so recht wie man das möglichst schonend sagen soll 😔

    Aber… wie könnte es unter den gegebenen Umständen und mit dem ständigen gedankliches Fokus auf den Alkoholiker überhaupt möglich sein eine wirklich gute Mutter zu sein.

    Du bist bestenfalls ein trauriger Abklatsch der Mutter die du ohne das alles sein könntest. Haben deine Kinder denn nicht mehr verdient? Ist die Ehe die du gerade führst wirklich die Art von Paarbeziehung, die deine Kinder später erleben sollen? Kinder saugen alles auf, bewusst und unbewusst und die Muster die ihr in ihnen gerade anlegt, die werden sie später selbst leben. Ist es wirklich das, was du deinen Kindern wünschst? Ist es das, was eine gute Mutter ihren Kindern für ihr späteres Leben mitgeben will?

    Ich glaube du hast es verdient deinen Kindern die Mutter zu sein, die eigentlich in dir steckt!

  • Haben deine Kinder denn nicht mehr verdient? Ist die Ehe die du gerade führst wirklich die Art von Paarbeziehung, die deine Kinder später erleben sollen? Kinder saugen alles auf, bewusst und unbewusst und die Muster die ihr in ihnen gerade anlegt, die werden sie später selbst leben. Ist es wirklich das, was du deinen Kindern wünschst?

    Danke für die sehr harten, aber ehrlichen Worte. Natürlich möchte man das seinen Kindern nicht mitgeben. Ich hab schon oft gedacht, dass es nicht schön ist, was sie erleben. Allein schon wegen dem oft rauen Ton und keine Umarmungen oder Küsse, zumindest sehr selten. Für mich hat das schon lange nichts mehr mit der Vorstellung einer funktionierenden Partnerschaft zu tun. Nur das Rauskommen ist schwierig.

    Und dieser bevorstehende Urlaub macht alles noch schwieriger gerade.

    Ich habe das Gefühl, es fehlt nicht mehr viel, dann schaffe ich es. Ich hoffe es. Und hoffe, dass meine Kinder damit fertig werden. Ich weiß noch, wie lange ich auf dem Schoß meiner Mutter saß und mir gewünscht habe, meine Eltern wären wieder zusammen!

  • Guten Morgen Violet,

    Und hoffe, dass meine Kinder damit fertig werden.

    Wenn Du bleibst, wirst Du Dir - wenn Deine Kinder erwachsen sind und selbst Beziehungen führen - irgendwann die Frage stellen können, ob Deine Kinder damit fertig geworden sind, dass Du geblieben sind und sie so aufgewachsen sind.

    Für Kinder ist es oftmals erst ein Schock und sie sind traurig. Aber das ist dann einmal "kurz" und dann kann es aufwärts gehen. Es finden sich Wege und Lösungen mit getrennten Eltern.

    Meine Kinder sind zufrieden, im Nachhinein, dass wir Eltern getrennt sind. Das haben sie mir selbst gesagt und in dem Moment fühlte sich das zunächst nicht so an.

    LG Cadda

  • Wenn Du bleibst, wirst Du Dir - wenn Deine Kinder erwachsen sind und selbst Beziehungen führen - irgendwann die Frage stellen können, ob Deine Kinder damit fertig geworden sind, dass Du geblieben sind und sie so aufgewachsen sind.

    Ich weiß schon, dass ich nicht bleiben kann, weil sich so viel gar nicht ändern kann, dass es gut wird.

    Ich will ihn auch nicht verändern, ich denke, wir passen einfach nicht mehr zusammen.

    Und er ist auch resistent - oder ich weiß nicht, was in ihm vorgeht, aber er kann seine Art nicht abstellen.

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