erdbeere - Das erste Mal alleine wohnen

  • Hallo zusammen,

    schon längere Zeit lese ich in diesem Forum mit und es hat mir auch häufig geholfen.

    Ich bin nicht die Einzige! Die Geschichten ähneln sich so sehr. Ich bin nicht verückt und rede mir selber etwas ein.

    Vor circa 2 Monaten bin ich nach 20jährigem onoff Rumgeeier in eine eigene Wohnung gezogen. Die Kinder (aus der vorherigen Beziehung)sind schon länger aus dem Haus, somit lebe ich das erste Mal nach über 30 Jahren alleine.

    Mann, was hatte ich eine Angst vor diesem Schritt.

    Zum Glück habe ich während der letzten Jahre hart daran gearbeitet finanziell unabhängig zu sein und habe somit eine kleine wunderschöne Mietwohnung. Ja, ich habe viele Abstriche gemacht. Die Lage, es ist kein Eigentum, mir fehlt noch unglaublich viel, ich habe auch sehr viele Sachen einfach dagelassen und vergessen, aber: der Frieden und meine innere Ruhe sind unbezahlbar.

    Der Kontakt zu meinem Ex Lebensgefährten beschränkt sich auf wenige whatts app, die seinerseits zum Teil bettelnd und zum Teil sehr beleidigend sind. Noch schaffe ich es nicht diese letzte Schnur, die uns verbindet zu zerschneiden, aber das dauert auch nicht mehr lange.

    Warum bin ich hier? Jetzt, wo ich zur Ruhe komme, stellen sich mir so viele Fragen. Warum habe ich mich so lange manipulieren lassen, warum habe ich so lange ich denken kann Beziehungen mit Abhängigen? Warum fällt es mir so schwer loszulassen,was mir nicht guttut. Warum habe ich so ein Riesenproblem damit nicht zu helfen!

    Ich werde kein anderer Mensch werden, aber ich möchte diese Muster durchbrechen, auch wenn ich jetzt schon Mitte 50 bin. Meine Kinder sind stolz auf mich und finden mich mutig, weil ich von vorne anfange. Ich finde es furchtbar, dass ich in toxischen Beziehungen überhaupt so lange ausharre.

    Mir ist schon bewusst, dass ich die Summe meiner Erfahrungen bin und unbewusst immer mein Kindheitsmuster weiterleben, aber wie ändere ich es? Momentan versuche ich bei allem sehr achtsam zu sein, aber ich habe grosse Angst wieder rückfällig zu werden. Das wäre fatal, weil mein ExLg sich mittlerweile durch den Alkohol finanziell, körperlich und mental an den Abgrund gebracht hat und überhaupt keine Lust hat daran etwas zu ändern.

    Sorry, ist etwas lang geworden:roll:, ich könnte aber noch Romane zu den letzten Jahren schreiben....

    Auf guten Austausch

    Erdbeere

  • Hallo und willkommen Erdbeere,

    da bist du ja schon soweit in deinem neuen Leben gelandet und fühlst dich auch wohl. Ich verstehe deine Angst, wieder in alte Muster zu rutschen.Und dass sowas passieren kann, kenne ich auch. Ich war auch sehr lange in coabhängigen Beziehungen, zuletzt mit meinem ersten Mann, von dem ich mich nach 26 gemeinsamen Jahren trennen konnte. Das war 2007. Er war Alkoholiker.

    Ein Austausch kann dir gut helfen, Muster zu erkennen. Ich habe damals auch zusätzlich zu dieser Online.Selbsthilfegruppe eine Verhaltenstherapie gemacht.

    Für den Austausch klicke bitte auf diesen Link:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Nach der Freischaltung findest du dein Thema im Bereich: Erste Schritte für Angehörige und Coabhängige. Dort findet der Austausch statt.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Erdbeere,


    ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und Dein Thema direkt dorthin verschoben,


    Du kannst jetzt überall schreiben, bitte jedoch nicht in den ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch :)


    Ich lebe übrigens zwar nicht ganz allein, da meine Söhne bei mir leben, aber die gehen schon ihre eigenen Wege.

    Seit meiner letzten katastrophalen Beziehung habe ich nicht mehr mit einem Mann zusammen gelebt. Das ist nun über 6 Jahre her und ich liebe es!!!

    Ich habe in der Zeit zu mir selbst gefunden und kann sehr gut allein sein. Ich würde mir niemals wieder das gefallen lassen, was ich mit früher gefallen ließ.

    LG Cadda

  • Liebe Aurora,

    liebe Cadda,

    Danke schön für eure netten Worte und das Freischalten.

    Ich hatte so eine Angst meinen Weg zu gehen und fühle mich jetzt viel ruhiger und entspannter. Zum Glück habe ich privat und beruflich viele soziale Kontakte. Ich bin nicht einsam und unternehme viel mehr als in den letzten Jahren.

    Allerdings wird mir auch nach und nach immer klarer, wie leicht ich zu manipulieren war (bin?). So wie ich mich behandeln lassen habe, würde sich kein gesunder Mensch behandeln lassen. Wie oft habe ich gelogen, um allen Menschen zu beweisen, wie gut es uns geht. Wie oft habe ich selber manipuliert,um meinen expartner vom Trinken abzuhalten.

    Dieses Muster zieht sich durch mein Leben. Ich suche mir bedürftige Menschen, um sie gesund zu lieben, damit sie mich lieben. Mein Kopf weiss natürlich, dass das nicht funktionieren kann. Nochmal möchte ich das nicht mehr. Also versuche ich mit euch daran zu arbeiten.

    LG Erdbeere 🍓

  • Da ich mir momentan in so vielen verschiedenen Fäden Eindrücke sammel, schreib ich einfach in meinen eigenen.

    Gerade habe ich über Wut gelesen, die habe ich momentan auch. Ich bin so wütend,dass ich schreien könnte. Leider kann ich einfach nicht weinen, ich habe das Gefühl abgestorben zu sein. Mein exLG schreibt mich immer wieder an, um auf meine CoKnöpfe zu drücken, die er natürlich verdammt gut kennt. Leider kann ich ihn noch nicht blockieren, da wir über einige Sachen noch kommunizieren müssen. Allerdings schaffe ich es nicht zu antworten, wenn es nicht explizit um diese Sachen geht.

    Aber meine Wut wird immer grösser. Warum habe ich mich jahrelang so behandeln lassen? Beleidigen und benutzen lassen. Mir unterstellt er ich hätte jemand neuen und sucht selbst auf Singlebörsen, um mich auszutauschen wie ein Möbelstück.

    Es fällt mir momentan schwer bei der Arbeit freundlich zu sein, ich grenze mich von meinen Freunden ab, weil ich einfach so wütend bin. Kennt ihr das? Wie habt ihr das gelöst?

  • Hallo erdbeere!

    Ich kenne das nur zu gut ich war lange Zeit auch sehr wütend aber eher auf mich weil ich so viele Jahre mich so mies behandeln ließ. Auf ihn war ich natürlich auch wütend unbewusst wahrscheinlich auch daß mein Lebensmodell von ihm so torpediert wurde. Ich hatte nach der Trennung auch noch Kontakt er hat mich auch öfters vorgejammert wie schlecht es ihm doch gehen würde.

    Ich bin dann einmal richtig laut geworden ich wollte es mir einfach nicht anhören ich hatte mit mir selbst genug zu tun. Ich wollte einfach frei sein und mit Alkohol nichts mehr zu tun haben.

    Zeit heilt Wunden und so wurde es mit meiner Wut nach und nach besser. Es nützt ja nichts man kann Vergangenes nicht mehr ändern, man kann es nur in der Zukunft anders und besser machen. Ich habe mein Leben ganz alleine in meine Hand genommen und bin recht stolz auf mich wie unabhängig ich geworden bin. Mein Mann ist vor 6 Jahren an seiner Sucht verstorben.

    Sei geduldig mit dir versuche etwas Schönes zu unternehmen um deine Gedanken in eine andere und positive Richtung zu lenken.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Erdbeere,

    dein Ex schreibt per WhatsApp, da kannst du mal einige Einstellungen abändern.
    In WhatsApp/ Einstellungen/ Datenschutz/ zuletzt online/ online Zeitstempel —>meine Kontakte außer—- jetzt suchst du deinen Ex und trägst ihn ein. Das gleiche machst du darunter nochmal bei „online Status“. Du kannst natürlich auch mehrere Personen wählen.

    Nun sieht er nicht mehr, ob und wann du online warst, hast Ruhe weil er dich nicht mehr verfolgen kann. Du antwortest ihm wenn es dir passt, nicht wenn er es erwartet. Das wird ihm irgendwann auffallen und ärgern, weil er keine Kontrolle mehr über deinen Onlinestatus hat. Das ist kein Blockieren, aber du bist zumindest unsichtbar.

    Die Unterstellungen zwecks anderem Partner ist der Klassiker, er versucht dir die Schuld zu geben, weil du ihn verlässt. Du bestreitest es ihm gegenüber jemanden anderen zu haben, ergo macht es ja keinen Sinn, dass du gehst. Da du aber trotzdem gegangen bist, hat er (so glaubt er) auf jeden Fall recht. Das ist seine Logik und damit fühlt er sich gut. Lass ihn in dem Glauben und lächle einfach. Der kämpft innerlich immer noch :)

    Und er sucht selber in Tauschbörsen um dir zu zeigen, was er für ein toller Hecht ist. Damit du Angst hast und bleibst / wiederkommst. Auch hier, lass ihn doch und lächle.
    Er ist der kranke, ein Kranker kann dich nicht kränken, das solltest du dir immer mal wieder sagen. Sein All inclusive Hotel funktioniert nicht mehr, und das Zimmermädchen ist auch weg.

    Eigentlich solltest du den ganzen Tag grinsend durch die Gegend laufen statt wütend, verstehe ich garnicht.
    Wobei ich keine Referenz bin, ich persönlich bin nicht so der übertriebene Gefühlsmensch, ich bin mehr der Analytiker.

    Das mit der Arbeit ist nicht gut, das musst du zwingend trennen. Speziell auf Arbeit haben sie mit der Sache nichts zu tun. Sie wissen ja schließlich nicht, wie es in dir aussieht. Hast du Kundenkontakt? Wenn ja um so wichtiger, denn für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Im Zweifel geh zum Arzt und lass dich AU schreiben, riskiere keine verhaltensbedingte Kündigung.

    Deine Freunde sind die einzige „Konstante“, welche du momentan hast. Grenze dich besser nicht ab, sie sind wichtiger als du glaubst. Vorausgesetzt es sind gute Freunde.

    Auf jeden Fall hast du meinen großen Respekt verdient, du bist gegangen und hast den Absprung gewagt. Da kannst du stolz drauf sein, du hast Stärke gezeigt, ihm und viel wichtiger Dir.

  • Vielen Dank für eure Tips!

    Whattsapp habe ich gerade geändert , diese Funktion kannte ich noch gar nicht. Perfekt!

    Heute abend gehe ich mit einer meiner Freundinnen auf ein Konzert und morgen auf den Weihnachtsmarkt. Ich hab zwar keine Lust, aber werde mich dazu zwingen. Appetit kommt ja beim Essen.

    Natürlich sollte Ich mich freuen. Kopfmässig ist mir das auch sehr klar. Aber meine Muster sind natürlich nicht von jetzt auf gleich verschwunden. Deswegen bin ich ja auch hier......

    Das Lesen und der Austausch tut mir sehr gut, da sich die Geschichten so ähneln und ich langsam beginne meiner Wahrnehmung wieder zu trauen. Da ich selber lange Zeit daran gezweifelt habe , ob ich nicht doch selber Wahrnehmungsstörungen habe, braucht es auch lange bis ich meinem Bauchgefühl wieder trauen kann.

    AU ist leider keine Option, ich arbeite in einem Bereich , der chronisch unterbesetzt ist. Ausserdem habe ich tolle Kollegen und einen tollen Chef. Sie wissen keine Einzelheiten, aber sind auch für mich da und unterstützen mich momentan mehr als sonst.

    Jeder Kontakt zieht mich allerdings wieder komplett runter, diese Teilsperre bei whattsapp kann mir bestimmt helfen ihn noch mehr zu minimieren. Das baut mich gerade auf.

    Marie : wie furchtbar, dass dein Ex seiner Krankheit erlegen ist!

    Liebe Grüße Erbeere

  • Hallo Erdbeere,

    ich finde es sehr gut wie du versuchst an dir zu arbeiten. Irgendwie denke ich das alle Co`s dieses Helfersyndrom haben. Das hat aber glaube ich auch viel mit der Erziehung zu tun. Ich wurde so erzogen - immer freundlich sein, immer angepasst sein, Erwachsenen nicht widersprechen, anderen helfen, nicht auffallen usw.. Hinzu kam das ich als Kind viel krank war. Ich hatte zwar auch Freunde in der Schule aber z.B. beim Sport wurde ich immer als letzte in die Mannschaft gewählt. Aber ich war gut in der Schule und wer etwas nicht konnte dem habe ich geholfen und so bekam ich meine Anerkennung (meine Einschätzung heute). Ergo - hilf anderen, fall nicht auf und dann mögen Sie dich auch. Mir sind viele Defizite bei mir bewusst aber diese abzulegen bzw. leicht zu verändern fällt mir sehr schwer. Wenn z. B. mein Sohn irgend eine Arbeit zu Hause erledigt welche ich sonst mache habe ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil er es nun gemacht hat. Ich erledige manchmal Dinge auf Arbeit und rege mich anschließend auf weil es kein anderer macht (Geschirrspüler ausräumen, Weihnachtsdeko machen, Küche aufräumen usw.), aber ich könnte es auch einfach liegen lassen, zwingt mich ja keiner dazu.

    Meine Mutter wurde genau so erzogen und ich merke auch bei ihr ähnliches Verhalten.

    LG

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