Surrender - Vorstellung - Leben und Dasein

  • Hallo geehrte Mitmenschen!

    Bin achtunddreißig Jahre alt, männlich und seit dem 05. Januar 2023 nüchtern. Seit heute also 397 Tage.

    Lese schon seit über einem halben Jahr still mit und in Ermangelung einer analogen SHG möchte ich mich hier mit euch austauschen.

    Herzliche Grüße

  • Guten Abend Surrender,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Meinen Glückwunsch zu Deinem Entschluss vor über einem Jahr, abstinent zu leben!

    Magst Du mal kurz schildern, wie Du den Ausstieg angegangen bist, wie Du erkannt hast, dass Du Alkoholiker bist und etwas verändern musst?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Abend Elly,

    es ist jetzt schon etwas aufregend diese Fragen von Dir gestellt zu bekommen, wie geschrieben lese ich schon eine Weile mit und freue mich auf den Austausch. Der ist gerade nicht so leicht wie erwartet, da hier im Eingabefeld die Buchstaben ein Eigenleben führen und ich den Aufbau des Forums noch nicht durchdrungen habe.

    Besonders im letzten Jahr vor meinem Entschluß keinen Alkohol mehr zu trinken, trank ich nahezu täglich eben diesen in Form von Bier und Wein. Das Thema Alkoholabhängigkeit war mir in meinem bisherigen Leben kaum wirklich bewusst, eher eine exotische Randerscheinung, die andere betrifft. Das änderte sich schlagartig am Abend vor meinem Entschluß trocken zu werden. Das geschah "zufällig" durch ein Internet-Video auf das ich gestoßen war. Ich habe dann von einem Tag auf den anderen kalt entzogen, aus Unwissenheit ohne ärztliche Begleitung, aber zum Glück und nachträglich auch überraschend ohne größere Begleiterscheinungen. Die Erkenntnis Alkoholiker zu sein dämmerte erst in den ersten Wochen und Monaten meiner Trockenheit. Und auch durch das Lesen hier. Es ist nicht leicht das alles in Kürze zusammen zu fassen, die Vorgeschichte ist wie so häufig eine lebenslange. Ich möchte das gerne im geschlossenen Bereich weiter tun wenn es nötig wird. Vieles ist mir nur nebelig in Erinnerung, aber die Schleier lüften sich hin und wieder nach meinem ersten Jahr Trockenheit. Das ist oft auch unangenehm, bald aber auch befreiend und geradezu erlösend. Diese Trockenarbeit macht mir großen Spaß - ist und wird wohl immer mein Lebensinhalt bleiben und findet auf so vielen Ebenen statt.

    Frohe Grüße

  • Ja, Surrender, Du kannst echt froh sein, dass Du den Anfang gefunden und abstinent geblieben bist!

    Sehr gut!

    Der Austausch mit anderen trockenen Alkoholikern ist auf jeden Fall hilfreich.

    Wenn Du möchtest, können wir Dich für den offenen Bereich freischalten. Du brauchst nur den Link zu klicken und einen Satz zu schreiben:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Du findest Dein Thema nach der Freischaltung in dem Bereich "Erste Schritte für Alkoholiker".

    im Eingabefeld die Buchstaben ein Eigenleben führen

    Schreibst Du über das Handy? Da habe ich teilweise auch Probleme, weil die Buchstaben manchmal doppelt erscheinen. Aber das liegt an der Einstellung des Handys, habe ich festgestellt.

    Bestimmt findest Du Dich bald im offenen Forum zurecht und wenn Fragen sind, dann melde Dich.

    Der geschützte Bereich ist erst nach 4 Wochen aktiver Teilnahme für neue Teilnehmer möglich.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Surrender,

    Du bist jetzt freigeschaltet und kannst überall schreiben, nur bitte nicht in den ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche dir einen guten Austausch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Surrender ,

    willkommen in unserer SHG - ein Jahr trocken ist super :thumbup:

    In Gemeinschaft trocken zu bleiben ist viel besser, als alleine :)

    Einen guten Austausch für Dich und viele Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Die Erkenntnis Alkoholiker zu sein dämmerte erst in den ersten Wochen und Monaten meiner Trockenheit

    Hallo,

    na endlich. Bei mir war es ähnlich. Jetzt nicht Monate, aber in den ersten drei Wochen. Als es mir dann vollständig klar war, habe ich mich hier angemeldet.

    Bisher kannte ich das nur von mir. Dass ich mich so gut belogen habe, dass ich absolut selbst geglaubt habe kein Problem zu haben. Die Erkenntnis dann erst mit der Nüchternheit kam.

    Bin ich doch kein Unikat. Da bin ich aber froh. :)

    Willkommen hier.

  • Danke euch und guten Morgen!

    Möchte hier im Laufe der Zeit mehr beurteilungswürdige Informationen nachliefern, um auch für die langzeittrockenen hier kritikfähig zu sein. Alles zu seiner Zeit.

    Zuallererst bin ich auch alleinerziehender Vater von zwei Kindern.

    Bis bald ;):thumbup:

  • Bei mir sind es jetzt zwei Jahre.

    Ab wann definierst Du langzeittrocken? Damit ich weiß, wann ich mich wieder melden kann. 😎

    Das habe ich vielleicht etwas unglücklich formuliert, ich möchte keinesfalls irgendjemanden ausschließen. Gerne aber kritisiert werden von denen die mehr Erfahrung haben als ich. Deine Frage ist gut. :/

    Vor 2 Jahren hätte ich 2 Monate als lange Trockenzeit empfunden. Nach 6 Monaten hatte ich Sorge, dass wenn ein Jahr rum ist mein Suchthirn irgendwelche Mätzchen vorschlägt, ist zum Glück nicht akut geworden, es ist ja immerzu jetzt. ;) Du und viele andere hier haben - ohne es zu wissen - einen guten Anteil daran, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Das war für mich natürlich auch kein Spaziergang und bin froh die biochemischen und neuronalen Wirrungen der Anfangszeit mit einem komplett demolierten Belohnungssystem überstanden zu haben. Außerdem hat die Entwicklung einer Abhängigkeit eine stark soziale Komponente, die wohl auch nur durch ein gesundes Sozialverhalten wieder "überschrieben" werden kann. Hab zu Beginn meiner Nüchternheit das gesamte Umfeld und den Lebensmittelpunkt ins Unbekannte gewechselt. Ja und die neue Umgebung ist auch nicht trockener, dafür bin ich es aber, sogar sehr zufrieden. Regelrecht glücklich bisweilen. :saint:

    Leider kenne ich im realen Leben niemanden der wie ich komplett auf Alkohol verzichtet. Meine liebe Frau trinkt "nur" zu besonderen Anlässen vielleicht 3x im Jahr ein Glas in ihrem eigenen Haushalt (der ansonsten auch komplett alkoholfrei ist).

    Kannst Dich ab immer und sofort wieder melden, Alex. ;) Was ist für Dich langzeittrocken? Vielleicht so schwierig zu beantworten wie die Frage ab wann man süchtig ist.

    LG

  • Was ist für Dich langzeittrocken? Vielleicht so schwierig zu beantworten wie die Frage ab wann man süchtig ist.

    Ich lebe jetzt seit 8 3/4 Jahren ohne bewussten Alkoholkonsum, und bezeichne mich als langzeitabstinent. Wenn Leute es anders einschätzen, dürfen sie es gerne tun, es ist mir egal.


    Es zählen nicht nur die einzelnen Jahre, sondern auch die innere Einstellung zur Abstinenz. Wer von Suchtdruck zu Suchtdruck schwankt, regelmäßig zu alkohollastigen Veranstaltungen rennt, mag zwar nach heftigem, inneren Kampf eine Weile ohne Alkohol auskommen, ist jedoch nicht wirklich zufrieden und nicht dauerhaft abstinent.

    Leider kenne ich im realen Leben niemanden der wie ich komplett auf Alkohol verzichtet. Meine liebe Frau trinkt "nur" zu besonderen Anlässen vielleicht 3x im Jahr ein Glas in ihrem eigenen Haushalt (der ansonsten auch komplett alkoholfrei ist).

    Komplett alkoholfrei lebt in meinem Dunstkreis auch kaum jemand. Nur Kampftrinker wie ich es leider einmal war, gibt es in meinem Umfeld nicht (mehr). Zu solchen Leuten ist der Kontakt völlig eingeschlafen.


    Und Glückwunsch zu Deinem ersten Jahr.

  • Es zählen nicht nur die einzelnen Jahre, sondern auch die innere Einstellung zur Abstinenz. Wer von Suchtdruck zu Suchtdruck schwankt, regelmäßig zu alkohollastigen Veranstaltungen rennt, mag zwar nach heftigem, inneren Kampf eine Weile ohne Alkohol auskommen, ist jedoch nicht wirklich zufrieden und nicht dauerhaft abstinent.

    So sehe ich es auch. Die Zeit prüft das dann im Alltag. Die tatsächliche Dauer meiner zarten Abstinenz musste ich für die Vorstellung hier nachschlagen, mit dem Zählen hatte ich früh aufgehört. Glückwünsche zurück!

    Gegen wen hast Du als Trinker gekämpft?

  • Ich habe nicht kämpfen müssen. Ab- und an meldete sich vor allem in den ersten Monaten das Suchtgedächtnis, ein paar Male auch heftig, aber ich bin dem jeweils ausgewichen und habe mich mit Dingen befasst, die mir Spaß bereiten und mich ablenkten.

  • Möchte für mich, zum weiteren Erkenntnisgewinn, hier mal was klarstellen. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

    Es ist bei der Beurteilung des Alkoholkonsums oft von "missbräuchlichem" Konsum die Rede. Um eine Substanz zu missbrauchen, muss sie eine nutzbringende physiologische Funktion haben, die mehr oder weniger absichtlich zweckentfremdet wird. Nun hat Alkohol keinerlei zuträgliche oder nutzbringende Wirkung im menschlichen Organismus. Ganz im Gegenteil, ist es u.a. ein breitbandiges Nervengivt, usf.

    Daraus folgt, dass -absolut jeder- Konsum von Alkohol, auch in der geringsten Menge eines Tropfens, missbräuchlicher Alkoholkonsum ist.

    Bin ich da auf dem Holzweg? Wie seht ihr das?

    Beste Grüße

  • Na ja. Sich ein Lösungsmittel zuzuführen, dass dafür da ist alles Organische zu zersetzen, ist grundsätzlich ganz schön Panne.

    Irgendwann kam jemand auf die Idee, sich schlecht gewordenes (wahrscheinlich) Obst zu Gemüte zu führen. Und wenn ich jetzt in die Pfalz rüberfahre, sind die Berge voll davon. Mit Trauben, die da wachsen, um später schlecht zu werden. So weit das Auge reicht.

    Was für eine gigantische Nutzfläche. Die da für ne Droge verbraucht wird. Was man da alles anbauen könnte. Sogar Lebensmittel. :huh:

    Darf ich aber nicht laut sagen. Klingt viel zu radikal und nach bekehren wollen.

  • Daraus folgt, dass -absolut jeder- Konsum von Alkohol, auch in der geringsten Menge eines Tropfens, missbräuchlicher Alkoholkonsum ist.

    So sehe ich das nicht.

    Ich kann ja nur für mich sprechen.
    Ich habe ganz früher nie Alkohol getrunken, ihn wohl aber hin und wieder in Soßen und auch in Kohlgerichten verwendet.
    Da habe ich den Alkohol in keinster Weise missbraucht. Er war für mich eine gewöhnliche Zutat wie es Sahne auch ist.

    Trinkt jemand zum Essen ein Glas Wein oder Bier, weil es ihm einfach schmeckt, sehe ich da auch keinen Missbrauch.

    Ich habe Alkohol missbraucht.
    Ich hatte Kummer und Sorgen, denen ich mich nicht stellen konnte und auch nicht stellen wollte und diese Situation einfach nicht erleben wollte.
    Ich wollte diesen Rausch, dieses mich abschießen, dieses nichts fühlen. Mit Alkohol ging das super.

    Den Punkt, wo aus dem Missbrauch Sucht wurde, habe ich nicht mitbekommen. Als ich mich nicht mehr betäuben wollte, mein Leben wieder spüren wollte, konnte ich nicht mehr aufhören mit saufen. Ich war süchtig geworden, alkoholabhängig.

    Natürlich ist Alkohol ein Gift, für uns Alkoholiker ja sogar tödlich.
    Aber wir haben ja auch eine Alkoholabhängigkeit entwickelt, aus der wir nie wieder rauszukommen.
    Das bedeutet ja aber nicht, dass jeder, der Alkohol trinkt oder ins Essen pantscht, den Alkohol auch missbraucht.


    Nachtrag:

    Den Alkohol verteufeln und immer und überall eine Gefahr darin sehen oder ihn ständig zu analysieren würde ich für mich sehr anstrengend finden.

    Ich lasse den Alkohol Alkohol sein und die Menschen so wie sie sind. Sie werden immer Alkohol trinken. Und sie werden ihn auch immer missbräuchlich trinken. Und sie werden auch immer Alkoholiker werden (können).

    Für mich gibt es keinen Alkohol mehr, nicht aus der Flasche, nicht aus dem Glas, nicht im Sößchen und sich nicht im Kraut ….nirgends.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Willkommen bei uns.

    Daraus folgt, dass -absolut jeder- Konsum von Alkohol, auch in der geringsten Menge eines Tropfens, missbräuchlicher Alkoholkonsum ist.

    Und was machst du mit dieser Erkenntnis? Welchen tieferen Sinn hat es für dich? Im Nachhinein noch ein Schlupfloch finden, dass es eventuell doch nur Missbrauch war?

    Ich muss mich damit nicht beschäftigen, ob einer mal ein Glas trinkt, der andere eventuell Missbrauch betreibt. Ich habe die höchste Stufe erreicht. Bin Alkoholiker.

    Diese ganzen Einstufungen vom ersten Glas bis zur Sucht sind für mich nur grobe Werte, da der Übergang zu süchtig immer schleichend ist.

    Was ich weiß, Alkohol ist Gift. Und verdünnt zu sich genommen ist Selbstmord auf Raten.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Trinkt jemand zum Essen ein Glas Wein oder Bier, weil es ihm einfach schmeckt, sehe ich da auch keinen Missbrauch.

    Nach dieser Logik (und nur auf Grundlage der von mir vorgeschlagenen Definition von missbräuchlichem Konsum), wäre es dann auch kein Mißbrauch, wenn der Zweck des Trinkens der Rausch wäre und man die Nebenwirkungen in Kauf nimmt.

    Ich wollte diesen Rausch, dieses mich abschießen, dieses nichts fühlen. Mit Alkohol ging das super.

    Als Zutat im Essen hat er seine Funktion sicher auch zur Zufriedenheit erfüllt, welchen funktionalen Zweck hat Alkohol da genau bei der Zubereitung?

    Auch als bewusst eingenommenes Rauschmittel erfüllt er zuverlässig seinen Zweck, Mißbrauch wäre es - in dem Fall - Du hättest ihn der Giftwirkung wegen konsumiert und den Rausch billigend in Kauf genommen. Verstehst Du worauf ich hinaus möchte?

    Den Punkt, wo aus dem Missbrauch Sucht wurde, habe ich nicht mitbekommen.

    Das ist ein allgemeines Problem und Ausgangspunkt meiner Erkenntnissuche hier. Deswegen versuche ich "Mißbrauch" zu verstehen, weil das ja nun offiziell die Vorstufe zur Sucht ist, oder nicht? :/

    Natürlich ist Alkohol ein Gift, für uns Alkoholiker ja sogar tödlich.

    Gibt es Alkoholtote die keine Alkoholiker sind? :/

    Das bedeutet ja aber nicht, dass jeder, der mit Alkohol trinkt oder ins Essen pantscht, den Alkohol auch missbraucht.

    Das steht ja hier zur Debatte. Ich glaube, ich sehe das anders. Ich benutze Ethanol für den Campingkocher, da erfüllt er auch seinen beabsichtigten Zweck auf Grund seiner physikalischen Eigenschaften. Das ist damit auch kein Missbrauch. Wenn man das so bewusst pragmatisch sieht, dann ist definitionsgemäß kein Mißbrauch möglich. Dann ist aber auch die Kategorisierung "missbräuchlicher Alkoholkonsum" unsinnig. Genauso nach meiner Definition, dass jede(!) Verwendung von Alkohol im menschlichen Körper missbräuchlicher Natur (weil schädlich) ist. ;)

    LG Surri

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