Ahimsa - Auf bestem Weg in die Freiheit

  • Ich hab mich heute hier wieder ein bisschen rein gelesen, vor allem bei " Das Leben nach dem Alkohol"

    Zum Teil sind die Beiträge sehr motivierend, allerdings ist da bei mir auch eine Frage aufgekommen. Ich wohne in einem kleinen Dorf und jeder Zweite hier ist Winzer.

    Dementsprechend trinkt hier gefühlt fast jeder und somit bin ich überall wo ich auch hingehe mit Alkohol konfrontiert. Ich kann aber auch nicht nur in der Wohnung sitzen und möchte mich ja auch mit Freunden und Bekannten treffen, vor allem im Sommer. Da gibt es beim See jede Menge an Live Konzerte und andere Veranstaltungen.

    Man wird zum Grillen eingeladen, trifft das halbe Dorf am Badesee usw.

    Ich weiß gerade nicht wie ich mich da verhalten soll. Soll ich mich zu Hause einigeln? Kann ich unter die Leute gehen ?

    Wie habt ihr das gemacht?

    Ein Ende bietet uns oft die Chance auf einen wunderbaren Neuanfang

  • Guten Abend Ahimsa!

    Während des ersten Jahres, und ich glaube auch länger, habe ich nur noch an Familienfeiern teilgenommen. Und dort wurde und wird kaum etwas Alkoholisches getrunken.

    Bewusst erinnere ich mich an die erste Silvesterfeier im Freundeskreis. Damals hat eine Bekannte für mich alkoholfreien Sekt besorgen wollen. Nicht jeder ist genau über Alkoholismus und abstinente Menschen informiert.

    Sie hat meine Absage jedoch gleich akzeptiert und ich habe zum Anstoßen Orangensaft getrunken.

    Auch sogenannte alkoholfreie Getränke solltest Du nicht mehr trinken, um nicht wieder auf "den Geschmack" zu kommen. Es gab schon Rückfälle, nur weil wieder ähnliche Getränke konsumiert wurden, außerdem besteht auch die Gefahr, dass man aus Versehen doch ein alkoholhaltiges Getränk bekommt.

    Wir raten jedem im ersten Jahr auf Veranstaltungen zu verzichten, auf denen der Alkoholkonsum eine Rolle spielt.

    Erstens kann es passieren, dass man auf einmal ein Glas in die Hand gedrückt bekommt, das man nicht will. Zweitens kann es passieren, dass Du nicht gleich an diesem Abend, sondern etwas zeitverzögert, Suchtdruck bekommst.

    Gerade am Anfang ist man noch nicht ganz so stabil und viele alte Gewohnheiten müssen erst überschrieben werden.

    Mit der Zeit verändert sich einiges. Heute nehme ich an Vielem nicht mehr teil, weil es einfach nicht mehr in mein trockenes Leben passt.

    Wichtig ist, dass Du Deinen engsten Freunden, sowie auch der Familie die Wahrheit sagst. Nämlich, dass Du keinen Alkohol mehr trinkst, damit sie informiert sind.

    Wie Du das verpackst, d.h. ob Du offen sagst, dass Du trockene Alkoholikerin bist, oder ihnen sagst, dass Du den Alkohol nicht verträgst, das bleibt Dir überlassen. Je offener Du damit umgehst, desto leichter wird es für Dich sein.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Ahimsa,

    Du solltest ein paar Freunde schon einweihen und die Wichtigkeit auch herausstellen. Du bist krank und darauf müsste dann schon Rücksicht genommen werden.

    In einer trinkfesten Dorfumgebung wissen mindestens die Hälfte das sie zuviel saufen. Von daher wird es Dir passieren das es gnadenlos heruntergespielt wird. Mangelndes Wissen über die Erkrankung kommt noch dazu. Es wird einige geben welche davon nichts hören wollen, weil sie dann bei sich schauen müssten.

    Die Spreu der Personen wird sich vom Weizen trennen, manche Bekanntschaften gehen dann eben einfach nicht mehr weil Alkohol eine grosse Rolle spielt. Aber die wirklichen Freunde werden bleiben, weil der Mensch eben die grosse Rolle spielt.

    Du hast das für Dich als Risikostelle erkannt und danach solltest Du Dich dann auch richten wenn Du nicht wieder akut erkranken ( saufen ) möchtest.

    Trotzdem da hingehen, trotz schlechtem Gefühl im Magen, ist eine Kraftprobe, und selbst wenn Du es schaffst abstinent zu bleiben, hast Du hinterher evtl. noch Tage mit den auf Dich einstürzenden Eindrücken zu kämpfen, entwickelst evtl. Suchtdruck ( auch Craving genannt, das liest Du bestimmt noch öfter irgendwo ) , dem Du dann irgendwann wieder nachgibst. Tage später noch, leider nicht ungewöhnlich.

    Natürlich musst Du Dich nicht einigeln. Du bist kein gesuchter Schwerverbrecher, allerdings solltest Du schon vorher überlegen was Dir diese Veranstaltungen / Treffen noch bringen wenn da getrunken wird und die Konversation immer mehr ins betrunkene übergeht.

    Wenn Du mit erhobenem Kopf Deinen Standpunkt vertrittst wird es akzeptiert. Darauf kannst Du Dich verlassen, das ist tatsächlich so. Du trinkst keinen Alkohol mehr, basta. Warum? Das will genaugenommen eigentlich niemand mehr wissen.

    Du musst Dich auch für garnichts entschuldigen oder ( noch schlimmer ) Dich für irgendetwas rechtfertigen.

    Wenn Du doch der Meinung bist Du müsstest unbedingt irgendwo hingehen, solltest Du Dir vorher eine Strategie zurechtlegen.

    -Was mache ich wenn mir was angeboten wird?

    -Auf welche Zeichen muss ich für mich achten um dann evtl. diese Runde ( schnell ) zu verlassen und was sage ich da?

    -Weihe ich auf Nachfrage jemanden ein und wie am Besten?

    Am Anfang kann das alles ziemlich anstrengend sein, Du kannst Dich allerdings darauf verlassen das es leichter wird, das "Nein" von Dir schneller ,selbstverständlicher und bestimmter kommt.

    Selbstverständlich wird Dir jeder, der von dieser Erkrankung etwas versteht oder betroffen ist, generell abraten alkoholgeschwängerte Veranstaltungen zu besuchen. Am Anfang besonders, soweit klar.

    Ich persönlich habe im ersten Jahr diese Veranstaltungen, Treffen und Personen gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Ich bin im Geiste durchgegangen was auf mich zurollt und habe vorher schon Saufdruck bekommen. Also wegbleiben. Auch heute noch meide ich gewisse Lokalitäten und Personen, weil ich genau weiss was es innen in mir macht.

    Nicht das ich das nicht händeln könnte nach fast 20 Jahren... aber es ist mir einfach zu anstrengend.

    Ich bin für mich verantwortlich , ich habe Schuld wenn ich wieder trinke und ich habe auch alleine die Folgen zu tragen. Niemand anders ist irgendwie schuld daran.

    Ich denke Du wärest da auf einem guten Weg, wenn Du die Kompromisse diebezüglich auf ein absolutes Mindestmaß reduzierst und Du Dir auch darüber klarwirst, das Du nie wieder im Leben Alkohol trinken willst ( dürfen sowiso )um die Krankheit nicht wieder ausbrechen zu lassen. Und das tut sie wenn Du wieder trinkst, ganz sicher.

    Übrigens: Wenn Du darüber nachdenkst, das Du ein für Dich komplett alkoholfreies ( noch langes ) Leben vor Dir hast, ist der Zeitraum dieser anfänglichen Schwierigkeiten sehr kurz und wird Dir nach längerer Abstinenz nur wie eine kurze Episode vorkommen.

    Wenn Du Dich hier im Forum umschaust, wirst Du sehen das es zufrieden möglich und auch sicher erstrebenswert ist.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • @Withewolf

    Vielen Dank für deinen Beitrag.

    Ich denke das ich in nächster Zeit wohl lieber zu Hause bleibe.

    Hier ist es wirklich sehr schwierig. Ich lebe hier seit Ende 2018 und habe nur eine einzige Freundin die nicht trinkt. Mit ihr kann ich mich also weiterhin treffen.

    Im Dorf selbst kann ich wohl in nächster Zeit überhaupt nicht weg gehen. Hier wird überall getrunken und ich bin auch sicher das die Wenigsten wissen das sie ein Problem haben. Ich für meinen Teil möchte nie wieder trinken, somit muß ich den Gefahrenquellen so gut wie möglich aus dem Weg gehen.

    Craving ist mir von meinen früheren stationären Entzügen bekannt und das plagt mich jetzt auch immer wieder. Das ist echt scheußlich, vergeht aber meistens nach einiger Zeit wieder. Da fällt es mir sehr schwer mich abzulenken.

    Ein Ende bietet uns oft die Chance auf einen wunderbaren Neuanfang

  • Hallo Ahimsa,

    mal ganz nüchtern betrachtet ( was für ein tolles Wortspiel... ) ist dieses Craving ja eine Kopfsache wenn der körperliche Entzug durch ist. Von da wird alles gesteuert, chemische Prozesse und entsprechende Hormone werden ausgeschüttet und suggerieren Dir das Du trinken möchtest. Vorzugsweise leider Alkohol.

    Du kannst diese Mechanismen unterbrechen indem Du dem Kopf gibst was er will: Trinken. Und das viel.

    Natürlich keinen Alkohol. Jedoch betrügst Du Dein System damit und der Druck lässt nach.

    Überleg Dir doch ein paar nette leckere Getränke die griffbereit sind, Wasser oder Tee tun es natürlich auch. Es geht um den Vorgang des Trinkens an Sich.

    Du kannst Dich übrigens auch rund um die Uhr hier im Forum ablenken und natürlich auch darüber schreiben , auch nachlesen wie andere das Problem für sich gelöst haben.

    Der Griff zum Glas ist das Ende eines längeren Vorgangs im Kopf und je eher Du darauf reagierst umso schneller geht es wieder vorbei.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

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  • Vorgang des Trinkens an Sich

    Stimmt. Habe anfangs literweise Flüssigkeit in mich reingeschüttet. Naja, vorher auch. Aber jetzt halt ohne Alkohol.

    Irgendwann hat mein Hirn dann kapiert, dass das nichts bringt und der "Durst" lies nach. Jetzt kommt es nur noch ganz selten raus, wenn ich mich aufrege. Wirklich aufregen tue ich mich aber sehr selten. Musste "nur mal eben" aus meiner toxischen Beziehung raus. Das ging auch nur nüchtern.

    Sehr viel trinken, hat mir anfangs sehr geholfen. Probiere es aus. Ich fand es auch spannend, auszuprobieren, was mir denn so alles schmeckt.

    Heute ist es so, dass mir gerade einfällt, dass mein Tee - nach drei Stunden - jetzt gezogen haben dürfte. ^^

  • Im Dorf selbst kann ich wohl in nächster Zeit überhaupt nicht weg gehen.

    Nein, in den nächsten 1-2 Jahren solltest Du öffentliche, mit Alkohol verbundene Veranstaltungen erstmal meiden, Ahimsa.

    Dazu habe ich Dir weiter oben schon etwas geschrieben, anscheinend hast Du es nicht gelesen.

    Beitrag # 23

    LG Elly

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    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Überleg Dir doch ein paar nette leckere Getränke die griffbereit sind, Wasser oder Tee tun es natürlich auch. Es geht um den Vorgang des Trinkens an Sich.

    Ich werde mir einige Dosen Limonade besorgen. Wasser ist auf Dauer ein bisschen mühsam. Ich hoffe sehr, dass mir das rasch Erleichterung bringt. Ich habe ja keine körperlichen Entzugserscheinungen, dafür psychische.

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  • Ich werde mir einige Dosen Limonade besorgen.

    Nicht Dosen, sondern gleich 1,5 Liter Flaschen Sprudel!

    Da gibt es viele verschiedene Sorten in den Lebensmittelmärkten, solche mit Kalorien am Anfang am besten, und später dann kalorienreduzierte Sorten.

    Da kannst Du dann richtig Deinen "Durst" bzw. Suchtdruck stillen und preiswerter ist es zusätzlich!

    Gerade am Anfang solltest Du viel trinken und achte auch darauf, dass Du genügend isst.

    Denn man verwechselt oft Hunger oder Durst mit Suchtdruck.

    LG Elly

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    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich habe ja keine körperlichen Entzugserscheinungen, dafür psychische.

    Es ist leider so das das Gehirn eine ganze Weile braucht um die anhaltende Vergiftung zu verarbeiten. Das kann schon ein paar Wochen dauern. Je nach Grad und Dauer der Vergiftung muss erstmal wieder einiges umgestellt werden bevor alles wieder normal läuft. Anders als beim körperlichen Entzug der nach etwa 10 Tage durch sein sollte.

    Also etwas Geduld, viel trinken um alles auszuschwemmen, Vitaminzufuhr nicht vergessen. Die depressiven Verstimmungen werden irgendwann schon weniger wenn das Gift raus ist.

    Ärztliche Unterstützung ist zu jedem Zeitpunkt sinnvoll, lass das also nicht schleifen wenn es Dir besser geht.

    Alkoholerkrankung und Depressionen gehen oft Hand in Hand, das ist hier nichts ungewöhnliches.

    Wenn Du konkrete Fragen hast.... einfach fragen. Es gibt hier Infos genug zu dem Thema.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

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  • Gerade am Anfang solltest Du viel trinken und achte auch darauf, dass Du genügend isst

    Das mit dem Essen ist auch ein kleines Problem. Ich könnte ununterbrochen essen. Zuerst ein paar Gummibärchen, dann etwas salziges und danach wieder etwas Süßes. Wenn ich so weiter mache platze ich aus allen Nähten.

    Durch den vielen Alkohol hab ich eh schon so viel zugenommen und wollte eigentlich ein bisschen abspecken. Das gestaltet sich momentan allerdings schwierig

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  • Durch den vielen Alkohol hab ich eh schon so viel zugenommen und wollte eigentlich ein bisschen abspecken.

    Eins nach dem anderen. Erstmal ist es wichtig, dass Du abstinent bleibst.

    Natürlich sollst Du schon auf die Kalorienzufuhr achten, aber der Alkohol an sich hatte ja auch sehr viele Kalorien, die Du Dir zusätzlich zugeführt hattest.

    Es gibt viele trockene Alkoholiker, die gleich am Anfang sehr viel abgenommen haben, bei mir war das nicht so. Das war mir aber auch erstmal nicht wichtig! Ich wollte gesunden und trocken bleiben. Das stand an allererster Stelle bei mir.

    LG Elly

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    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Ahimsa,

    ich habe anfänglich auch sehr viel mehr gegessen (vor allem Süßes)- leider auch etwas zugenommen. Aber lieber essen, als Alkohol trinken. Das war mir in dem Moment wichtiger.

    Viele Grüße
    Seeblick

  • Mir ist es sehr wichtig nicht noch mehr zuzunehmen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich vor einigen Jahren sehr dick war. Ich bekam dann einen Magenbypass und habe sehr gut angenommen. Durch den Alkohol habe ich leider wieder zugenommen und ich habe totale Panik wieder dort hin zu steuern wo ich vor der OP war. Das darf einfach nicht passieren. Irgendwie muss ich beides in den Griff bekommen.

    Jetzt konzentriere ich mich erstmal darauf abstinent zu bleiben, gleichzeitig muss ich aber auch mein Essverhalten im Blick behalten.

    Im Juni bekomme ich eine neue Hüfte. Dann komme ich auf Reha und danach kann ich hoffentlich ein bisschen Sport machen. Darauf hoffe ich, denn das würde mir mental, aber auch gewichtsmäßig helfen.

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