Dietrich04 - Der beste Freund in der immer wieder kehrenden Einsamkeit

  • Hallo,


    immer und immer wieder habe ich mitgelesen, inzwischen denke ich, ist es Zeit mal den Schritt zu gehen und endlich loszulassen.

    Ich wurde oft verlassen, bereits als Kind stand ich ständig alleine da. Zig mal umgezogen, mit 16 hatte ich meine erste Wohnung. Viele Freunde sind weggezogen, meine Eltern haben sich ihr eigenes Leben, ein "neues" Leben mit neuen Kindern aufgebaut und Freunde zogen weg, Studium, Ausbildung, etc. Nirgendwo Platz gehabt und entsprechend hat mich die Einsamkeit oft runter gezogen.

    An Kindheit und Jugend habe ich einige wenige Assoziationen, überwiegend Existenzängste, finanzielle und emotionale Probleme, ein ständiger Krieg.

    Ein Kollege war immer für mich da, nämlich die Flasche Bier. Abends beim zocken gings los und ich habe Gleichgesinnte im Clan gefunden die mit gesoffen haben, entsprechend wurde es immer normaler.

    In den Alter war ich auch viel unterwegs, an den Wochenenden von Party zu Party gegangen und irgendwie habe ich es nie hingekriegt, mich nicht abzuschießen. Teilweise konnte ich mich gar nicht dran erinnern wie ich nach Hause gekommen bin, aber im Endeffekt hat der Sprit dann irgendwann wieder gewirkt, wie eine Ibuprofen nach ewig langen Kopfschmerzen.

    Ich hatte aber nie das Gefühl, dass ich über alles, das ich erlebt habe mit irgendwem reden konnte, alle waren mit ihren eigenen Sachen beschäftigt.

    Irgendwie war von Anfang an dieses Gefühl, in die Sucht zu rutschen da aber das exzessive Leben hat mich lebendig gehalten. Ich bin von Beziehung zu Beziehung geballert, habe gearbeitet bis zum umfallen, mir mit 20 meinen ersten Sportwagen genehmigt und bin durch die halbe Welt gereist. Aber ich habe mich immer weiter gebildet, Abi gemacht und das Studium durchgezogen. Nebenher immer gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet.

    Ich war lange mit einer Dame zusammen, die selbige Tendenzen hatte, wenn wir einen schlechten Tag hatten, haben wir gesoffen weil wir einen schlechten Tag hatten. Wenn wir einen guten Tag hatten, haben wir gesoffen weil wir einen guten Tag hatten. Wir haben aber völlig aneinander vorbei gelebt und erst ab der gewissen Promillezahl war die Lust aufeinander wieder da. Irgendwann haben wir uns getrennt.

    Immer wieder hatte ich nüchterne Phasen und das paradoxe ist, dass ich es gefeiert habe, wenn ich Mal keinen Kater hatte. Kein Bierschiss und einfach Hungergefühl am morgen. Der Tag war entspannt, ich hatte gute Laune aber dieser Drall, sich einen zu trinken war trotzdem da. Und ehe ich mich versehen habe, habe ich mir Abends die Biere aus dem Keller geholt. Die nüchternen Tage war ich wie ausgewechselt und ausgeglichen.

    Ich mache seit Mai wieder Sport und habe brutale körperliche Fortschritte gemacht. Hab das rauchen sein lassen und das gesaufe deutlich reduziert, aber ganz weg bin ich nicht.

    Der Kreislauf ist scheiße, weil ich trotz hohem Einkommen, einer wundervollen Frau an meiner Seite und einer tollen Immobilie Unzufriedenheit verspüre. Es ist der Job, der mich oft langweiligt. Die Routine, immer wieder die selben Abläufe, immer das gleiche zu erleben, das war schon immer mein Endgegner.

    Wenn ich zu viel Zeit habe, fängt das grübeln an. Dann geht die negative Spirale los, bei der ich allen und jeden in Frage stelle. Da mache ich mir oft einen Salbei Tee, nehme Baldrian oder Johanniskraut, das hilft ganz gut. Ich will zur Freiwilligen Feuerwehr, habe mich mit denen schon in Verbindung gesetzt und ich möchte wieder mit dem radeln anfangen. (Also Fahrrad, nicht Radler! :D)

    Beim Sport komme ich auf ganz andere Gedanken. Ich habe mir das Buch von Uli Borowka gekauft, der ehemalige Fußballprofi und Alkoholiker. Bin mal gespannt, ich will mich mit dem Thema auseinander setzen und alles verstehen.

    Nun ja, ich bin 48 Stunden sauffrei, hab kein Suchtdruck oder so. Permanente Beschäftigung lenkt mich aktuell ganz gut ab, die Arbeit z.B., auch wenn's nervt. Aber gut.

    Zuletzt habe ich mir abends meine 3 - 6 0,5er Biere genehmigt, aber ich will den Absprung in ein abstinentes Leben schaffen. Ich denke es ist wie mit dem Rauchen, ein Leben ohne die ganzen Laster ist tausend Mal einfacher und Bereichender.

    Am Wochenende hab ich frei und bin schon am planen, wie ich mich permanent beschäftigen, ablenken und auspowern kann.

    Danke, dass man sich hier einfach Mal die Seele aus dem Leib reden kann.

    Danke im Vorfeld, für alle Antworten.

    Ich bin Dietrich, 33 Jahre jung. Und seit ich 17 bin langsam, aber kontinuierlich in die sucht gerutscht. Ich sehe mich als Alkoholiker.

    Gibt's Sportler unter uns? Jemand der mir Mal seine Erfahrung gegeben hat, wie ist nach Wochen oder Monaten Abstinenz ist mit der körperlichen Fitness? Danke :)

  • Hallo Dietrich,

    herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Ich finde es gut, dass du dir Gedanken über deinen Alkoholkonsum machst und auch schon zur Erkenntnis gekommen bist, dass du Alkoholiker bist. Das sind wichtige Vorausetzungen für den Star in ein alkoholfreies Leben.

    Du schreibst, du bist seit 2 Tagen ohne Alkohol. Hast du mit einem Arzt über den Entzug gesprochen wirst du begleitet?. Das wäre ein sehr wichtiger erster Schritt denn sonst befindest du dich im kalten Entzug, und der kann lebensgefährlich werden. Ich lasse dir mal einen Link hier.

    Das Forenteam
    14. Mai 2021 um 22:29

    Das Buch von Uli Borowka habe ich auch gelesen, bin zwar Angehörige, und war mal bei einer Lesung von ihm.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Dietrich,

    herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.
    Und vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung.

    Seit 2 Tagen trinkst du keinen Alkohol mehr.
    Da befindest du dich mitten im kalten Entzug. Das ist sehr gefährlich und kann sogar mit irreparablen Schäden oder tödlich enden. Das ist doch sicher nicht das, was du dir für den Beginn deines nüchternen Lebens vorstellst.

    Ich lasse dir mal einen Beitrag dazu hier mit der Bitte, dich noch heute einem Arzt anzuvertrauen und die weiteren Schritte zu besprechen.


    Das Forenteam
    14. Mai 2021 um 22:29

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Da haben sich ja jetzt 2 fast gleiche Beiträge überschritten.
    Ich lasse das mal so stehen, zeigt es doch auch, wie wichtig es ist, darauf hinzuweisen, in welche unnötige Gefahr du dich begibst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Dietrich

    danke für deine Vorstellung .

    Die Geschichten ähneln sich oft, aber bevor wir fortfahren, hier einige Voraussetzungen für das Forum . Hier tauschen sich ausschließlich bekennende Alkoholiker aus, die das Ziel einer lebenslangen Abstinenz verfolgen.

    Wie sieht es da bei dir aus? Siehst du dich denn als Alkoholiker und ist es auch dein Wunsch? Oder habe ich es irgendwo überlesen?

    Außerdem, wenn du dich als Alkoholiker siehst, ist das, was du gerade machst, nicht so prall. Es handelt sich um einen kalten Entzug, und der gehört in die Hände der Ärzte. Das plötzliche Absetzen von Alkohol kann zu schweren Entzugserscheinungen führen, die im schlimmsten Fall tödlich enden können.

    Wie ich oben gelesen habe, haben meine Moderatorenkollegen dies bereits geschrieben.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Hallo,

    heute ist mal wieder der Punkt an dem ich dieses Forum aufsuche.

    Ich war in Oktober zuletzt voller Willensstärke hier, ich hab einen Rundumschlag in meinem Leben gemacht.

    Ich habe mein Haus verkauft, nachdem ich ca. 3 Wochen nüchtern war. Nachdem der Termin beim Notar durch war und die neue Familie eingezogen ist, habe ich mir von dem Geld ein sportliches Auto gekauft. Neben dem Alkohol waren sportliche, Laute und tiefe Autos immer meine Schwäche. Mit meiner Freundin habe ich besprochen, dass ich eine kleine Selbstfindung mache.

    Ich habe gedacht dass das Reisen das ist, was mir meinen inneren Frieden bringt, entsprechend bin ich einfach mal losgefahren. Bis dato habe ich den Entzug völlig alleine durchgemacht. Aber das war okay, weil mich die Action abgelenkt hat. Also quasi jeden Abend zu schauen wo man pennt, wo man isst, egal was. Ich habe überwiegend seit Oktober auf dem Fahrersitz gepennt. Mein Rücken ist mittlerweile ne Katastrophe aber der STOP/ GO Knopf und die damit einhergehende soundwucht vom Auto hat mich immer wieder motiviert.

    Durch die Gegend fahren, geil. Alles sehen, alles hören. Nicht viel denken, keine Verpflichtungen, außer dass die Karre getankt ist.

    Irgendwann war ich in einem kleinen asiatischen Restaurant, irgendwo in einem kleinen kaff. Ente süß sauer, wie immer. 7,50€ to-go, 9,50 im Laden. Najo, to Go.

    Ich weiß nicht wieso, aber hat scheiße geschmeckt. Ich hatte schon immer das Gefühl dass ich kein Fleisch mehr essen will.

    Nun ja.

    Nachdem ich gegessen habe, wollte ich eigentlich weiter fahren, aber dieses Gefühl von... Wie soll ich es sagen? Ich habe das Lenkrad umgriffen und das Verlangen danach das Auto ab einer Öltemperatur von 90 - 105 Grad in den Arsch zu treten und auf Sport zu schalten war weg.

    Ich saß da und dachte What the fuck machst du hier? Und es war wie... Keine Ahnung. Ne Panikattacke? Ich saß da, ich wusste NICHTS mehr mit mir anzufangen.

    Ich wollte nach Hause, aber irgendwie auch nicht. Ich hab das Auto abgeschlossen, ging los.

    Irgendwann bin ich in eine Kneipe rein, ich hab draußen schon gehört wie sich 4 Typen rauchend über den Dart Sport unterhielten und dass der 17 jährige (littler) bald Meister wird. Dann wurde ich eingeladen, Korn Kola, Limette. Sport, wie man dieses Getränk oft nennt.

    Ich bin in irgendeinem Wohnzimmer auf dem Sofa aufgewacht, mir tat alles weh. Ich habe Gedächtnislücken von den ersten Pfeilen bis zu dem Moment wo ich ins Bett kam. Dieser beißende Geruch vom Restalkohol, das Gefühl kotzen zu müssen. Ich kann mir nur noch daran erinnern dass ich mit den Schrottpfeilen keine guten scores beim Dart hatte.

    Ich wollte weiter pennen, ging aber nicht. Alles hat sich so krass gedreht, ich war völlig fertig.

    Kurze Zeit später kam, ich weiß bis heute nicht wie der Typ heißt, ein junger Mann in Unterhose zu mir und schrie herum "geiler Abend juuuuunge" und fiel fast auf die Fresse. Ich bin einfach gegangen, kein Nummer austauschen, kein tschüss, nichts.

    Ich habe mich wertlos gefühlt, mit dem Restalkohol im Blut und bin weiß Gott wo hin getaumelt.

    Ich habe nach einer Weile ein Hotel gefunden, habe mich, stinkend wie sonst was eingecheckt und habe erstmal versucht auf mein Leben klarzukommen. Hab ewig geduscht, alles versucht damit es mir besser geht, aber es war grauenhaft. Die Waden taten weh, furchtbare furchtbare Gedanken, alles gleichzeitig.

    Ich hab dann dieses Asia Restaurant, nachdem ich ewig versucht habe zu pennen und es nicht klappte wieder gefunden, da stand das Auto. Ich dachte es wäre die beste Idee nach Hause zu fahren, wobei ich eigentlich keins habe. Aber Menschen die man kennt sehen, die Umgebung, all das.

    Meine Freundin und ich haben oft geschrieben, aber wie früher wenn ich völlig dicke ins Bett gegangen bin habe ich einfach geschrieben, alles gut. Entsprechend wusste sie nix von der Partynacht.

    Was soll ich sagen.

    Ich bin am selben Tag abends in den örtlichen Edeka gefahren, hab mir n Sixpack Bier geholt. Und da ging es wieder los.

    Dieses Gefühl, irgendwas spüren zu wollen ging wieder los. Und ich dachte, ab ans Meer. Mit Knallgas Richtung Nordsee. Der Gedanke daran zurück nach Hause zu fahren war ständig da, dann wieder weg. Dann ständig da, dann wieder weg.

    Ich hatte einen einzigen Gedanken, einen Gedanken: bitte lass es alles endlich vorbei sein.

    Auf der Autobahn bei über 250 Sachen ging es dann los, Regen. Wasser ohne ende, das Auto verhält sich wie ein Boot. Du darfst nicht bremsen, kaum lenken, du darfst nur ausrollen und hoffen.

    Mein Gott, ich war noch nie so entspannt. Einfach ausrollen lassen und warten. 30 Sekunden ca., da war ich bei 80 kmh und konnte langsam zur rechten Spur lenken. Rastplatz, veggie Bockwurst mit Weißbrot. Wie gesagt, kein Bock mehr auf Fleisch. Aber da der Gedanke das erste Mal wieder Lebenswillen.

    Ich bin zurück zu Hause. Seit ich Zuhause bin, trinke ich. Ich hasse es. Es ist nichts besonderes mehr, weder der Roadtrip, noch das Leben hier. Ich suche nach Reisen im Netz, aber ich weiß gar nicht wohin ich reisen soll.

    Ich habe für Montag einen Termin beim HA. zwecks allem, ich werde keine Sekunde meiner Sucht verheimlichen. Meine Freundin weiß es, ich habe mir die Seele aus dem Leib geheult als ich es ihr erzählt habe. Wegen dem Alkohol, aber auch wegen dem Gedanken, meinen inneren Frieden trotz der Reise nicht gefunden zu haben.

    Ich fühle mich wohl in ihrer Wohnung, noch. Wer weiß wie lange, nach einer Weile unter Menschen fühle ich mich überfordert.

    Ich will so sehr der Normalste Mensch auf der Welt sein, aber ich kann es nicht. Ich will es lieben, zu spazieren, Enten zu füttern, und einfach abends pennen zu gehen. Ich will nichts lieber, als das normalste leben der Welt zu genießen.

    Dieser Trip hat mich so viel Geld gekostet, aber was ist schon Geld.. funktioniert auch nur weil wir dran glauben.

    Tja, dumme scheiße. Danke im Vorfeld, mir war gerade danach hier mal zu schreiben.

  • Hallo Dietrich,

    es ist gut, dass du den Weg nochmal zu uns gefunden hast. Und ich finde es sehr mutig, hier so ausführlich von deinem Rückfall zu erzählen.

    Ich war in Oktober zuletzt voller Willensstärke hier, ich hab einen Rundumschlag in meinem Leben gemacht.

    Das hast du in der Tat. Aber war auch irgendwas dabei, was dir ganz bewusst den Weg in ein nüchternes Leben hätte ebnen können?

    Ich habe für Montag einen Termin beim HA. zwecks allem, ich werde keine Sekunde meiner Sucht verheimlichen. Meine Freundin weiß es, ich habe mir die Seele aus dem Leib geheult als ich es ihr erzählt habe. Wegen dem Alkohol, aber auch wegen dem Gedanken, meinen inneren Frieden trotz der Reise nicht gefunden zu haben.

    Klasse, dass du nochmal durchstarten willst. Beim Arzt werden die ersten Schritte besprochen und du wirst gründlich untersucht.
    Vielleicht ist eine Suchtberatung zusätzlich auch nicht das Schlechteste für dich? Wir können ja nicht beraten. Aber wir können dir Wege aufzeigen, wie wir das nüchterne Leben zufrieden leben gelernt haben. Das ist ja auch ein Prozess.

    Ich will so sehr der Normalste Mensch auf der Welt sein, aber ich kann es nicht. Ich will es lieben, zu spazieren, Enten zu füttern, und einfach abends pennen zu gehen. Ich will nichts lieber, als das normalste leben der Welt zu genießen.

    Das wirst du auch. Aber dafür musst du nüchtern sein.
    Den ersten Schritt hast jetzt wieder gemacht, indem du zurückgekommen bist.

    Mir hat es sehr geholfen, hier ganz viel zu lesen, mich mit mir selbst zu beschäftigen und hier zu schreiben….alles, was mir in den Sinn kam. Dabei konnte ich mich sehr gut sortieren, mich (neu) kennenlernen und zu mir finden. Je länger ich nüchtern war, desto mehr Frieden konnte ich in mir drin finden. Das ist mir nur gelungen, weil ich nüchtern bin.

    Bitte melde dich am Montag nach dem Arztbesuch und berichte uns, wie deine Entgiftung geplant ist.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Dietrich,

    Du hast jetzt eine sehr wichtige Erfahrung für Dich selbst gespürt, für jetzt und für alles was Du noch vorhast: Egal wo Du hingehst, Du nimmst Dich immer mit.

    Den Körper und den Geist mit Emotionen betäuben dauert leider nicht lange an.

    Jetzt liegt es an Dir das wahre Problem anzupacken.

    Gruß WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hey

    Vorgestern hatte ich wie Panikattacken, einen Kater wie ich ihn nie zuvor hatte. Ich habe dann mit der Suchtberatung gesprochen und da ich keine Medikamente da hatte haben sie mir geraten zu trinken.

    Jeden Schluck habe ich gehasst aber nach jedem Glas Whiskey waren die Beschwerden immer weniger.

    Heute hatte ich wieder exakt diese Panikattacke, einen Puls im jenseits von gut und böse und war völlig am Ende. Ich hatte panische Angst zu sterben und habe mir einen RTW gerufen.

    Mit dem Arzt habe ich das alles besprochen und ich erklärte ihm von meinem Alkoholproblem. Es waren ein paar Angehörige da, ich wollte nicht dass sie es wissen, weswegen sie im Wartebereich gewartet haben der war weiter weg. Der Arzt war super verständnisvoll und meine Scham war nicht mehr da.

    Typisch wie im Film, zittern, hoher Puls, alles. Entzug des Todes.

    Ich habe ein Beruhigungsmittel bekommen, 2 Pillen. Ich weiß nicht was es ist, hab's einfach genommen und muss sagen, dass es hilft.

    Gleich kriege ich was zum pennen, damit ich hoffentlich penne und mich morgen etwas besser fühle.

    Danach mal schauen wie es weitergeht.

    Ich habe noch nie so viel Verständnis, Liebe und so viel Zuneigung wie heute gespürt. Das wovor ich immer Angst hatte war die tollste Erfahrung heute.

  • Es ist gut, dass du den RTW gerufen hast. Und es ist gut, dass du so gute Erfahrungen mit dem Arzt gemacht hast und dir so die Angst und die Scham genommen werden konnte.
    Das freut mich für dich, denn so kannst du mutig weiter gehen.

    Bist du jetzt in der Klinik?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Dietrich,

    ich hoffe für Dich,daß Du Dir des Ernstes der Lage bewusst bist und unbedingt begleitenden Entzug machen musst und das bald.

    Ich erkenne mich in Vielem,was Du schreibst wieder in einer Person,die ich vor Vielen Jahren war, immer mit einem Schritt am Abgrund,das mag bis jetzt gut gegangen sein aber glaube mir bitte,das kann verdammt schief gehn.Diese Mischung zwischen ;;Mir doch egal und wird schon Nix passieren,,ist Kreuzgefährlich.

    Gut daß der RTW diesmal noch rechtzeitig kam und Du Ihn selber rufen konntest.

    Verständnis,Liebe und Zuneigung darfst Du bestimmt noch viel erfahren aber um den Schritt der Trockenheit führt da kein Weg vorbei.

    LG schatzmeister,11 Jahre trocken

    Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.


    (Stefan Zweig)

  • Ich bin nach wie vor hier, es geht mir ganz okay. Freue mich darauf gleich zu pennen.

    Auf jeden Fall, jetzt ist Feierabend. So schnell es geht den Termin machen und das neue Leben beginnen. Kalter Entzug ist der dümmste Fehler überhaupt.

  • Ich habe nochmal diese 2 Tabletten bekommen, nach Dieter Zeit reduziert sich das Herzrasen und ich fühle mich wohl. Der Gedanke daran hi mehr zu sein ist toll.

    Mein Vater war heute hier und fragte ob ich Mal mit ihm einen Skiurlaub machen will. Ich hab von so vielen so besirgte Worte bekommen aber im Endeffekt weiß keiner, dass ich wegen ebtschugserscheibungen hier liege. Ich möchte mit diesen in einen anderen Rahmen reden. .

    Diese Panik die heute hatte und ich wusste ja woher sie kommt, ich möchte dies nie wieder erleben. Deswegen will ich in die Abstinenz. Ich werde mir meinem HA sprechen, dass ich das ganze amubulant machen möchte werde aber den Deal eingehen dass wenn ich rückfällig werde, ich sofort stationär eingewiesen werde. Ich muss leider noch einige Sachen Zuhause erledigen, Rechnungen überweisen, das Haus aufräumen und Gleichgesinnte finden bei der Suchtberatung.

    Ich habe das erste das Gefühl nicht mit Vorurteilen bombardiert zu sein sondern mit Verständis, es geht um zahlen und Fakten und du brauchst Hilfe.

    Jetzt aktuell hab ich total Haas wir Alkohol und habe das Gefühl meine Partnerin heute anders zu sehen und sie mehr als sonst zu lieben. Ich habe Lust der alte, optimistische Mensch zu werden der über jeden scheiß lachen kann, und nicht weil er besoffen ist sondern sondern glücklich ist.

    Eigentlich würde ich auch gern mal eine psychedelische Erfahrung machen, ein geführter Trip, wenn ich irgendwann stabil sein sollte.

    Aber ich muss sehr vieles ändern, sehr vieles.

    Es muss sich politisch was ändern, du kriegst überall Alkohol, überall. Und nirgends wird auf die Erfahrungen Hingewiesen.

    Danke, ich werde meinen Entzug weiter mit euch teilen, wenn ihr das möchtet. Auch als langfristiges Tagebuch.

  • Moin,

    Ich hab die Nacht soweit gut geschlafen, war aber dauernd wach.

    Dann habe ich heute morgen gegen 8 gefrühstückt, anschließend die Medikamente genommen und dann nochmal bis eben tief und fest geschlafen. Das verrückte ist, ich habe seit langer Zeit wieder geträumt. Das hatte ich ganz ganz lange nicht mehr. Das war unglaublich. Es war so real, ich habe Avocados geschnitten und mit irgendwelchen fremden Leuten gefrühstückt.

    Vorgeschlagen wurde natürlich eine Verlegung in die stationäre Entgiftung also Psychiatrie. Ich kann mir das aktuell nicht erlauben, da geht's noch nicht Mal um die Arbeit sondern um eine Rechnungen die da liegen die ich bezahlen muss, einige Erledigungen die vorher gemacht werden müssen. Der Zeitraum ist scheiße aber ich kann mir eine geplante Einweisung sehr gut vorstellen, in ein paar Wochen. Und bis dahin erstmal ambulant.

    Ich werde nochmal 1 - 2 Nächte hier bleiben, alle sind unglaublich freundlich und ich habe zum ersten Mal gemerkt, dass mich niemand verurteilt. Mein Pfleger ist so toll. Wir saßen gestern relativ lange bei mir im Zimmer, haben einfach geredet. Die Nachtschwester war auch toll, sie ist unzufrieden mit ihrem Job. Vielleicht kriege ich sie ja abgeworben für unsere Einrichtung 😁😁 würde ne tolle Prämie geben.

    Man denkt immer Geld und Erfolg sind alles das man braucht. Niemand der finanziell gut aufgestellt ist und sich vieles erlauben kann, kann in so eine sucht/ Krankheit rutschen.

    Ich bin noch etwas kraftlos aber ich heute schon Frühstück gegessen. Ich habe das Gefühl seit gestern vieles anders zu sehen und begreife erst jetzt wie viel der Alkohol zerstört hat. Und dass dieses "kontrollierte trinken" bullshit ist. Bei YouTube gibt's aber wirklich viele die mittlerweile sehr offen über ihre Alkoholkrankheit sprechen und auch durch hatte Zeiten helfen. Habe mir da schon Mal einiges angeschaut.

    Entsprechend motiviert es mich demnächst morgens nicht mehr mit einem Kater zur Arbeit zu fahren sondern ausgeglichen, nüchtern. Mich motiviert es, mich morgens daran erinnern zu können, was ich abends für einen Film/ für eine Serie geschaut habe. In dem Kontext muss ich für mich noch herausfinden, ob ich eine Depression habe oder eine PTBS. Es gibt immer wieder Ausschnitte in meinem Leben. Aus der Kindheit, aus der Jugend, ich erinnere mich, aber nur teilweise an wirklich viele schlimme Sachen. Ich habe Angst herauszufinden dass ich missbraucht wurde. Aber ohne die Aufarbeitung wird es immer so bleiben.

    Ich denke dass viele erschüttert sein werden wenn ich bei der nächsten party nein zum trinken sagen werde. Aber das ist eigentlich nichts neues, weil ich damals aus sorge vor einem Absturz schon oftmals nein gesagt habe. Aber erstmal werde ich mich sowieso aus dem ganzen raushalten und solche Orte meiden. Ich genieße es gerade so sehr hier im Krankenbett zu liegen, TV zu schauen und 0,0% Verantwortung zu machen. Keine Wohnung die aufgeräumt werden muss, keiner der irgendwas von einem will.

    Ich war eigentlich immer willensstark, Studium, rauchen aufhören, hinter den Entscheidungen stehen die ich treffen möchte. Und jetzt gerade bin ich eigentlich ganz optimistisch.

  • Das heißt du bist jetzt in der Entgiftung?

    Ich denke dass viele erschüttert sein werden wenn ich bei der nächsten party nein zum trinken sagen werde.

    Wir raten im ersten Jahr auf solche Dinge zu verzichten, bis eine Stabilität eingetreten ist, aber dazu später mehr. Und bei YouTube-Videos, die meist auf Kommerz ausgelegt sind, würde ich sehr vorsichtig sein.

    Aber,da dies hier erst der Vorstellungsbereich ist und der Austausch erst nach einer Freischaltung richtig losgeht habe ich noch Fragen.

    Für die Freischaltung sind drei Voraussetzungen: die Erkenntnis, Alkoholiker zu sein, eine überwachte Entgiftung oder selbst entgiften und den Wunsch, lebenslang abstinent zu bleiben.

    Trifft das alles zu?

    Gelesen habe ich jetzt nicht , dass du Alkoholiker bist, oder habe ich das überlesen? Bist du ausgewichen oder siehst du dich nicht als solchen? Du bist ja nicht direkt auf die Antworten eingegangen. Dann die lebenslange Abstinenz wäre noch zu klären.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Definitiv bin ich Alkoholiker, definitiv will ich ein abitinentes Leben.

    Ich bin aktuell noch im Krankenhaus, will mich aber in die Sichtklinik begeben. Heute Nachmittag war es plötzlich wieder ganz schön krass, Herzrasen und vermutlich Entzugserscheinungen.

    Meine Freundin war heute hier und sie wusste zwar dass ich viel trinke, jedoch nicht dass es zum Problem geworden ist. Habs oft heimlich gemacht.

    Unter Tränen habe ich es ihr heute gesagt, als wir uns verabschiedet haben, dann habe ich die medis zur Beruhigung genommen.

    Was heftig ist und mich noch heftiger zum emotionalen Ausbruch brachte war der Satz: "ich bin stolz auf dich, wir schaffen das". Ich habe gesehen dass die Entzugskliniken die Zeit des Aufenthalts von dem Therapieerfolg abhängig machen. Ich werde mir also die Zeit nehmen, die ich brauche.

  • Egal wie du dich gerade fühlst, es geht Schritt für Schritt weiter. Wir unterstützen dich. Dann haben wir alles, was für den weiteren Austausch benötigt wird. Bewirb dich bitte kurz über den untenstehenden Link und bitte kurz um Freischaltung.

    Du wirst dann in den zuständigen Bereich verschoben und es kann weitergehen.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Gruß Hartmut

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    Trocken seit 2007

  • Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, und Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich. (Erkennbar an den orangeroten Namen)

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    Gruß Hartmut

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