Hallo,
immer und immer wieder habe ich mitgelesen, inzwischen denke ich, ist es Zeit mal den Schritt zu gehen und endlich loszulassen.
Ich wurde oft verlassen, bereits als Kind stand ich ständig alleine da. Zig mal umgezogen, mit 16 hatte ich meine erste Wohnung. Viele Freunde sind weggezogen, meine Eltern haben sich ihr eigenes Leben, ein "neues" Leben mit neuen Kindern aufgebaut und Freunde zogen weg, Studium, Ausbildung, etc. Nirgendwo Platz gehabt und entsprechend hat mich die Einsamkeit oft runter gezogen.
An Kindheit und Jugend habe ich einige wenige Assoziationen, überwiegend Existenzängste, finanzielle und emotionale Probleme, ein ständiger Krieg.
Ein Kollege war immer für mich da, nämlich die Flasche Bier. Abends beim zocken gings los und ich habe Gleichgesinnte im Clan gefunden die mit gesoffen haben, entsprechend wurde es immer normaler.
In den Alter war ich auch viel unterwegs, an den Wochenenden von Party zu Party gegangen und irgendwie habe ich es nie hingekriegt, mich nicht abzuschießen. Teilweise konnte ich mich gar nicht dran erinnern wie ich nach Hause gekommen bin, aber im Endeffekt hat der Sprit dann irgendwann wieder gewirkt, wie eine Ibuprofen nach ewig langen Kopfschmerzen.
Ich hatte aber nie das Gefühl, dass ich über alles, das ich erlebt habe mit irgendwem reden konnte, alle waren mit ihren eigenen Sachen beschäftigt.
Irgendwie war von Anfang an dieses Gefühl, in die Sucht zu rutschen da aber das exzessive Leben hat mich lebendig gehalten. Ich bin von Beziehung zu Beziehung geballert, habe gearbeitet bis zum umfallen, mir mit 20 meinen ersten Sportwagen genehmigt und bin durch die halbe Welt gereist. Aber ich habe mich immer weiter gebildet, Abi gemacht und das Studium durchgezogen. Nebenher immer gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet.
Ich war lange mit einer Dame zusammen, die selbige Tendenzen hatte, wenn wir einen schlechten Tag hatten, haben wir gesoffen weil wir einen schlechten Tag hatten. Wenn wir einen guten Tag hatten, haben wir gesoffen weil wir einen guten Tag hatten. Wir haben aber völlig aneinander vorbei gelebt und erst ab der gewissen Promillezahl war die Lust aufeinander wieder da. Irgendwann haben wir uns getrennt.
Immer wieder hatte ich nüchterne Phasen und das paradoxe ist, dass ich es gefeiert habe, wenn ich Mal keinen Kater hatte. Kein Bierschiss und einfach Hungergefühl am morgen. Der Tag war entspannt, ich hatte gute Laune aber dieser Drall, sich einen zu trinken war trotzdem da. Und ehe ich mich versehen habe, habe ich mir Abends die Biere aus dem Keller geholt. Die nüchternen Tage war ich wie ausgewechselt und ausgeglichen.
Ich mache seit Mai wieder Sport und habe brutale körperliche Fortschritte gemacht. Hab das rauchen sein lassen und das gesaufe deutlich reduziert, aber ganz weg bin ich nicht.
Der Kreislauf ist scheiße, weil ich trotz hohem Einkommen, einer wundervollen Frau an meiner Seite und einer tollen Immobilie Unzufriedenheit verspüre. Es ist der Job, der mich oft langweiligt. Die Routine, immer wieder die selben Abläufe, immer das gleiche zu erleben, das war schon immer mein Endgegner.
Wenn ich zu viel Zeit habe, fängt das grübeln an. Dann geht die negative Spirale los, bei der ich allen und jeden in Frage stelle. Da mache ich mir oft einen Salbei Tee, nehme Baldrian oder Johanniskraut, das hilft ganz gut. Ich will zur Freiwilligen Feuerwehr, habe mich mit denen schon in Verbindung gesetzt und ich möchte wieder mit dem radeln anfangen. (Also Fahrrad, nicht Radler! )
Beim Sport komme ich auf ganz andere Gedanken. Ich habe mir das Buch von Uli Borowka gekauft, der ehemalige Fußballprofi und Alkoholiker. Bin mal gespannt, ich will mich mit dem Thema auseinander setzen und alles verstehen.
Nun ja, ich bin 48 Stunden sauffrei, hab kein Suchtdruck oder so. Permanente Beschäftigung lenkt mich aktuell ganz gut ab, die Arbeit z.B., auch wenn's nervt. Aber gut.
Zuletzt habe ich mir abends meine 3 - 6 0,5er Biere genehmigt, aber ich will den Absprung in ein abstinentes Leben schaffen. Ich denke es ist wie mit dem Rauchen, ein Leben ohne die ganzen Laster ist tausend Mal einfacher und Bereichender.
Am Wochenende hab ich frei und bin schon am planen, wie ich mich permanent beschäftigen, ablenken und auspowern kann.
Danke, dass man sich hier einfach Mal die Seele aus dem Leib reden kann.
Danke im Vorfeld, für alle Antworten.
Ich bin Dietrich, 33 Jahre jung. Und seit ich 17 bin langsam, aber kontinuierlich in die sucht gerutscht. Ich sehe mich als Alkoholiker.
Gibt's Sportler unter uns? Jemand der mir Mal seine Erfahrung gegeben hat, wie ist nach Wochen oder Monaten Abstinenz ist mit der körperlichen Fitness? Danke