Karlotti - Die Angst um den Menschen

  • Hallo zusammen,

    der Titel die Angst um den Menschen macht es gerade recht deutlich, was ich denke und fühle. Mein Partner ist schwer Alkoholkrank, ihm ist zwar bewusst, dass er ein Problem hat, aber ist so tief in seiner Depression und seinem Selbstmitleid gefangen, dass ich nicht ernsthaft glaube, er möchte etwas ändern.

    Nun ist es so, dass er durch eine lebenseinschnedende Geschichte zum Alkohol gegriffen hat und dazu aber auch eine starke psychische Störung hat . Hilfe möchte er sich nicht holen.

    Leider wird er, wenn er getrunken hat, sehr böse (nicht gewalttätig, aber mit Worten und Nachrichten). Ich habe ihm bereits gesagt, sollte er noch einmal so zu mir sein, werde ich mich trennen. Nun ja, jetzt war es wieder so weit, seitdem ist bei mir Funkstille und es geht mir besser, ich weiß eine Trennung ist für mich gut. Ich fühle mich jetzt schon viel freier.

    Allerdings mache ich mir natürlich sorgen, wenn keiner mehr da ist, der auf ihn aufpasst, der ihn zu sich holt zum ausnüchtern, oder der ihm zuhört. Er ist faktisch nun allein und ich bin mir sicher, dass er nun mehr trinken wird als je zuvor. Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, dass wenn er so weiter macht, in einem Jahr wahrscheinlich tot ist.

    Ich bin mir sicher, einige von euch hatten die gleichen Sorgen und Ängste und ich würde gerne wissen, wie es danach bei euch weiter ging. Hat es der "Alkoholiker" bei euch, trotz ohne euch geschafft?

    Ich mache mir Vorwürfe ihn allein zu lassen, aber ich kann so nicht mehr mit mir umgehen lassen.


    Liebe Grüße

    Karlotti

  • Linde66 15. Dezember 2025 um 13:21

    Hat den Titel des Themas von „Die Angst um den Menschen“ zu „Karlotti - Die Angst um den Menschen“ geändert.
  • Hallo Karlotti,

    hier geht es jetzt für dich weiter.

    Du kannst im ganzen Forum schreiben, nur bitte die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich bei den neuen Usern mit den orangeroten Namen.

    Ich wünsche dir, daß du einen guten Weg für dich findest.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Dankeschön, ich hoffe es gibt den ein oder anderen, der mir von seiner Erfahrung berichten kann.


    Die Funkstille ist komisch für mich, ich mach mir sorgen wie es ihm geht, oder ob irgendwas passiert ist. Schwierig damit umzugehen

  • Nun kam doch tatsächlich eine Nachricht .. er macht den ersten Schritt, liebt mich über alles und er kann nicht mehr - die Nachricht wurde anschließend wieder gelöscht.

    Ich Zweifle und ich weiß nicht was ich tun soll.

  • die Nachricht wurde anschließend wieder gelöscht.

    Das liest sich für mich nach einem Manipulationsversuch. Ich wäre mir jedenfalls schon bewusst, was ich mit so einer "Nummer" auslöse.

    Er muss von sich aus aufhören wollen. "Für Dich" ist keine gute Voraussetzung.

    Ich habe jetzt nur geantwortet, weil es sonst noch keiner hat. Ich bin selbst Alkoholiker. Und ich sehe hier keine wirkliche Absichtserklärung. Er sieht ja, dass Du sie gelesen hast. (Haken blau) und dann hat er sie wieder gelöscht. Wie gesagt, Manipulation.

    Ich Zweifle und ich weiß nicht was ich tun soll.

    Dein Zweifel ist wohl beabsichtigt. Entweder tust Du gar nichts, oder Du sperrst ihn. Das ist nur mein Tipp. Bin hier nicht "vom Fach".

    Es melden sich sicher noch andere. Von mir ein Willkommen hier.

  • Dankeschön für deine Antwort!

    Es kamen in der Tat noch weitere Nachrichten, eigentlich schon so weit, dass eine Sachenübergabe ausgemacht wurde. Etwa 3 Stunden später ruft er an, natürlich total betrunken, am weinen. Er wäre beim Arzt gewesen und dieser hätte gesagt, wenn er so weiter macht würde er sterben. 3 Stunden vorher bitter böse Nachrichten geschrieben, am Telefon voller Selbstmitleid und Traurigkeit. Ich habe ihm während des Telefonates bestimmt 10 mal gesagt er muss zu einem Entzug und sich professionell begleiten lassen, dies sieht er teilweise so, hat große Angst und meint der Alkohol würde ihm helfen, dass es ihm besser geht. Er sagte er wäre bewusstlos gewesen und ihm kommt schon Blut aus der Nase - ich war diesbezüglich recht "ruhig" da ich irgendwie glaube er übertreibt absichtlich, weiß es aber natürlich nicht. Heute Morgen rief er an, als wäre nichts gewesen, fragte mich wie es mir geht, nennt mich Mäuschen, hat mich gebeten etwas für ihn zu erledigen, da er dringend schlafen muss. Für mich steht fest, ohne einen Entzug gibt es keine Zukunft, aber wie sage ich es ihm, ohne das er wieder böse wird bzw. es auch einsieht. Ich hab ihn natürlich gern, die Liebe ist irgendwie weg, er tut mir leid und ich weiß nicht wie ich mit ihm umgehen soll..

  • Hallo Karlotti,

    aber wie sage ich es ihm, ohne das er wieder böse wird bzw. es auch einsieht.

    am besten klar und deutlich, aber wie viele Male hast du es ihm denn schon gesagt. Du kannst ihn vielleicht sogar überreden, aber dann hat er es auf dein Drängen hin gemacht und dass ist meistens zum Scheitern verurteilt.
    Ich würde auch nur die Ansagen machen, die ich auch konsequent durchziehen kann. Sonst machst du dich unglaubwürdig und er nimmt dich nicht mehr ernst.

    Er wäre beim Arzt gewesen und dieser hätte gesagt, wenn er so weiter macht würde er sterben.

    Da hat der Arzt recht, nicht gestoppte Sucht ist Selbstmord auf Raten. Es ist sein Part, Schritte einzuleiten. Dazu braucht es Krankheitseinsicht. Du kannst ihn nicht trocken reden.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hi,

    meine Frau hat mir mit dem Argument, dass sie mir nicht dabei zuguckt, wie ich mich zu Tode trinke, gesagt, dass sie mich verlässt.

    Meiner Ansicht nach hatte sie damit recht. Und wenn ich mich totgesoffen hätte, dann wäre das eben so gewesen und nach meiner Überzeugung würde ich dann schlicht nichts mehr merken, es gäbe also auch keinen Grund mehr, dass ich jemandem leid täte.

    Meine Frau hat mich nicht zum Saufen gebracht, sie hat es mir nicht reingeschüttet, ich war selbst schon erwachsen und wusste, wie man trinkt, wie es wirkt, etc., es war mir schlicht und ergreifend schietegal.

    Es gab nur die Auswahl, geht einer unter (ich) oder zwei, sie mit mir.

    Ausserdem ist nicht zu unterschätzen, dass ich ohne meine Frau freie Bahn hatte. Bis zum Verlassen hatte sie noch versucht, meine Sauferei zu bremsen., Und ich, weil ich keine Lust auf den regelmässigen Streit hatte, habe auch versucht, mich wenigstens ein bisschen zu beherrschen. Der Effekt war eigentlich nur, dass es mir damit nicht so schlecht ging, dass ich einen Grund zum Aufhören gesehen hätte.

    Als es ihr dann egal war, konnte ich ungestört saufen, so viel ich wollte, und das war die Voraussetzung dafür, dass es mir irgendwann so schlecht ging, dass ich aufgehört habe. Und als ich die Schnauze voll hatte, war ich so davon überzeugt, dass es gar nicht wichtig war in dem Moment, ob es mit meiner Frau noch was wird, denn dann habe ich aufgehört, um mch selbst zu retten.

    Und natürlich kanns passieren, dass er stirbt. Aber bilde Dir nicht ein, dass Du das verhindern kannst.

    LG LK

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Als es ihr dann egal war, konnte ich ungestört saufen, so viel ich wollte, und das war die Voraussetzung dafür, dass es mir irgendwann so schlecht ging, dass ich aufgehört habe. Und als ich die Schnauze voll hatte, war ich so davon überzeugt, dass es gar nicht wichtig war in dem Moment, ob es mit meiner Frau noch was wird, denn dann habe ich aufgehört, um mch selbst zu retten.

    Danke, dieser Abschnitt macht mir Mut! Ich hoffe sehr, dass er es ebenfalls schafft.

  • Hallo Karlotti,

    wenn du einen Text zitierst und darauf etwas antworten möchtest, gehe einfach aus dem Zitatkästchen raus und schreibe darunter weiter.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Karlotti, was ist ratsam?
    ich weiß heute, dass ich erst einmal selbst für mich Klarheit brauchte. Der Angehörige hat ja den Alkohol im Kopf, und dreht sich oft ähnlich im Kreis wie der nasse Alkoholiker.
    ich musste mich verabschieden von der Vorstellung, irgendetwas beeinflussen, oder ihn von etwas abhalten zu können zu können. Das ist mir sehr schwer gefallen, und fühlte sich anfangs wie eine Bankrotterklärung an. Irgendwann konnte ich aber auch etwas entlastendes spüren.
    In meinen Augen ist Klarheit wichtig, aber ich sollte auch bereit sein, angedrohte Konsequenzen um zusetzen, weil ich sonst unglaubwürdig werde.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Mit ob es ratsam ist, es auszusprechen - Entzug oder ich gehe, es ist ja scheinbar nicht wirklich Zielführend, wenn der Alkoholiker es nur schafft, wenn er es selbst einsieht... Also im Endeffekt muss ich, so wie ich es jetzt hier lese und in den anderen Beiträgen nur für mich entscheiden, nicht um ihn dazu zu bringen bzw. zwingen einen Entzug zu machen.

  • Was mich auch interessieren würde, er ist mir gegenüber oftmals sehr böse in seinen Nachrichten, so unbegründet, möchte gerne alles falsch verstehen und wird dann gemein. Ist sowas eine Charaktergeschichte, oder macht das wirklich nur der Alkohol ?

  • Alkoholiker sind vom Grundcharakter her sehr unterschiedliche Leute, da es sprichwörtlich jeden treffen kann. Jeden, der anfänglich die Wirkung des Alkohols angenehm findet, und das sind die Meisten. Manchen fehlt eben die Bremse, dann werden wir abhängig. Aber Sucht hat nichts mit Suchen zu tun, es ist schlicht ein alter Begriff für Krankheit. Schwindsucht, Wassersucht, etc.

    Du musst Dir dessen bewusst sein, wenn Du ihn vom Alkohol wegbringen willst, befindet Ihr Euch sehr wahrscheinlich in einer Art Krieg. und gekämpft wird wie in jedem Krieg mit allen Mitteln, es geht um "Du oder er".
    Die allermeisten Alkoholiker betrachten es als persönlichen Angriff, wenn jemand gegen ihr Trinken redet.
    Und die meisten empfinden das so, dass man ihnen eins vom Liebsten wegnehmen will, was sie haben, den Alkohol. Der Ausdruck "mit der Flasche verheiratet" kommt nicht aus dem Nichts, bei vielen ist das so. Du bist in einer Dreierbeziehung und Du spielst eine Nebenrolle.

    Und dann läuft beim Trinker meistens irgendwas im Leben schlecht, oft ist das die Folge, nicht die Ursache des Trinkens. Bei Depressionen, die Deiner hat, weiss man oft nicht, was zuerst da war. Trinkt er wegen den Depressionen oder sind die durchs Trinken erst verursacht. Bei mir kamen sie eindeutig vom trinken, sie verschwanden, als ich aufgehört habe. Jedenfalls, wenns schlecht läuft, ist eine aggressive Grundstimmung sowieso oft der Normalzustand.

    Und wenn einer abhängig ist, dann werden Gründe gesucht, warum man trinken kann. Mir war dann alles recht. Oft sogar einen Streit gesucht, weil ich dann einen Anlass zum Trinken hatte, hält man doch sonst im Kopf nicht aus....so sieht das dann eben aus.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Ich werde teils bombardiert mit gemeinen Nachrichten, weil ich mich sehr stark zurückziehe um mich selbst zu schützen - je weniger von mir kommt, desto schlimmer wird es. Er stellt mich als die Böse hin und ich glaube, er ist sogar davon überzeugt, dass es so ist. Ich gehe nicht mehr auf sein selbstmitleid ein, dass macht ihn glaub ich am wütensten. Ich bin die einzige die 100% weiß, was mit ihm gerade passiert, dass er krank ist. Keiner aus seiner Familie oder Freundeskreis weiß es. Somit bin eigentlich nur ich die jenige, die für ihn da sein könnte.

    Er schreibt einfach so mitten unterm Tag auf mich wäre kein Verlass, vergisst das ich angerufen habe und macht mich deshal an, ich hätt nicht angerufen Ich bin emotional gerade wirklich so weit, dass ich mir schon fast selbst Hilfe suchen möchte.

    Ich weiß nicht was richtig ist, kommunizieren oder schweigen :(

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