• Hallo zusammen,

    ich bin Micha, Alkoholiker, seit 6 Monaten ohne Alkohol. Ich habe Alkohol getrunken, weil ich nicht genug Strategien erlernt hatte mich, mein Leben, meine Gefühle, meine Realität auszuhalten.

    Also ertränkte ich sie. Soff mir die Realität "schön", ohne zu bemerken, dass sie nicht schöner wurde, sondern ich nur meine Sicht einschränkte und meine Wahrnehmung betäubte.

    Ich hatte das satt. Ich wollte nicht mehr weglaufen vor mir selbst. Wollte lernen, mich selbst nüchtern auszuhalten. Ich möchte nie wieder betrunken sein, egal was in meinem Leben passiert. Bedingungslos nüchtern.

    Ich habe erkennen müssen/dürfen, dass ich ALKOHOLIKER bin. Das heißt, dass ich nicht kontrolliert Alkohol trinken kann. Das hat sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelt und wurde immer deutlicher.

    Seitdem beschäftige ich mich sehr mit diesem Thema, dieser Krankheit. Auch mit unterschiedlichen Menschen, wie sie sich herumwinden, mal Klartext zu sprechen. Jeder hat da eine andere Art.

    Ich habe bisher festgestellt, dass ausschließlich Menschen, die offen aussprechen können, dass sie diese Krankheit haben und vor dem Alkohol kapitulieren, eine Chance haben, ein zufriedenes Leben ohne Alkohol zu führen.

    Es gibt im Leben ganz einfache Wahrheiten. Eine davon ist, dass man entweder ein Alkoholiker ist oder nicht. Schwarz -Weiß. Das ist, wie mit jeder anderen Krankheit. Lediglich in einem anderen Stadium kann man sich befinden, aber die Krankheit ist immer die gleiche.

    Aus meiner Sicht entscheidet jeder letztlich für sich, ob er/sie Alkoholiker ist oder nicht. Mich persönlich hat noch nie jemand als Alkoholiker bezeichnet außer ich selbst. Und das ist auch das einzige Kriterium, was für mich zählt. Nur ich kann das für mich erkennen.

    Diese Selbstdiagnose ist für mich der erste Schritt gewesen, hier Hilfe zu suchen in diesem Selbsthilfeforum. Erst als ich einsah, dass ich alleine nicht mit der Krankheit umgehen konnte und ihr in aller Abhängigkeit ausgeliefert war, war ich zugänglich für die Erfahrungen derjenigen, die vielleicht schon spätere Stadien der gleichen Krankheit durchleben mussten als ich. Ich habe hier viel Hilfe gefunden und bin auf einem guten Weg zu lernen, wie ich als trockener Alkoholiker ein zufriedenes Leben führen kann.

    Herzliche Grüße vom Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Micha,

    herzlichen Glückwunsch zu deinen 6 Monaten und weiter so :lol:

    Respekt und Hut ab. Du hast klare Sichtweisen und bist Willensstark.

    Alles Gute wünscht Ari

    Ich bin der Kapitän meines Lebens.

  • Zitat von .Micha

    Aus meiner Sicht entscheidet jeder letztlich für sich, ob er/sie Alkoholiker ist oder nicht. Mich persönlich hat noch nie jemand als Alkoholiker bezeichnet außer ich selbst. Und das ist auch das einzige Kriterium, was für mich zählt. Nur ich kann das für mich erkennen.


    Herzliche Grüße vom Micha

    Hallo Micha,

    vielen Dank für diese klaren Sätze.

    Viele Grüße und natürlich auch von mir herzlichen Glückwunsch,

    Timster

  • Hi Micha,

    Glückwunsch und alles Gute wünsche ich dir. Ich habe kein Zweifel, dass du dein Ziel erreichst.

    Lhea

    Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.

  • Hallo Micha,

    einen riesen Glückwunsch!
    Du schreibst mir aus der Seele, es gibt soviele Paralellen. Ich könnte mir Deinen Text an meinen Spiegel heften, es ist soviel richtiges und wahres drin in Deinen Worten. Sich als Kranker mit diesem Thema auseinander zu setzten ist, meine ich, eine Grundvoraussetzung für einen langen trockenen Weg. Ich wünsche Dir noch viele sechs Monate in zufriedener Trockenheit!

    Mach weiter so, Du bist mir ein Vorbild!

    Liebe Grüße!

    Tom

  • Hi Micha,

    meinen herzlichsten Glückwunsch zu einem halben Jahr im Hier und Jetzt.

    Ich freue mich sehr für Dich…….. :D

    Liebe Grüße
    Skye

  • Hallo liebe Leute,

    ich freue mich natürlich über eure Glückwünsche, aber ich habe nur so als Anhaltspunkt dazugeschrieben, wie lange ich etwa nüchtern bin. Ich habe kein Jubiläum.

    Mir ging es darum, darauf hinzuweisen, wie wichtig es nach meiner Meinung ist, sich vor sich selbst offen einzugestehen, dass man Alkoholiker/in ist. Ich habe über einige Monate der Forumszugehörigkeit den Eindruck bekommen, dass es für sehr viele eine Riesenhürde ist, sich einzugestehen, dass man krank ist, wenn man ein nicht kontrolliertes alkoholisches Verhalten an den Tag legt. Und dass das keineswegs ein Zipperlein ist, sondern eine massive und am Ende den Tod bringende Erkrankung ist. Auch wenn manche vielleicht dieses letzte Stadium nicht so schnell erreichen wie andere, haben wir haben alle die gleiche Krankheit.

    Da gibt es nichts zu beschönigen oder zu relativieren.

    Wenn man erst einmal erkannt hat, dass man von allein sein Alkoholkonsumverhalten nicht kontrollieren kann, hilft kein Herumdefinieren mehr, sondern nur noch der längst fällige Schnitt, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und sich aus der Abhängigkeit zu lösen.

    Und das geht weder nebenbei noch ohne die Hilfe anderer. Und damit meine ich die Hilfe der erfahrenen trockenen Alkoholiker, die schon über viele Jahre ohne Alkohol leben und aus der eigenen Erfahrung praktische Tipps geben können, wie man ein trockenes Leben erlernen kann. Natürlich ist an sich jeder Weg individuell, aber es gibt ein paar Grunderfahrungen in denen sich alle "erfahrenen Hasen" einig sind.

    Ich bin nun wie gesagt 6 Monate trocken und fühle mich beileibe nicht zu diesen alten Hasen dazugehörig. Ich bin auch kein Anfänger mehr, aber es gibt noch eine Menge Unsicherheiten in meinem täglichen Verhalten in Situationen, in denen Alkohol eine Rolle spielt. Ich bin zum Teil etwas verwundert, wie schnell manche Leute, die Jahre oder Jahrzehnte gesoffen haben und sich schließlich eingestehen mussten, dass sie es nicht im Griff haben, nach 14 Tagen schon darüber streiten, wie es richtig geht.

    Ich glaube nicht an Wunderheilung, jedenfalls nicht beim Alkoholismus. Ich habe über mindestens 2 Jahrzehnte mein Bewusstsein durch Alkohol verändert und denke, dass ich noch eine ganze Zeit brauchen werde, um mich guten Gewissens trocken nennen zu können. 6 Monate sind ein guter Einstieg, aber es geht immer weiter und nur durch fleißige Arbeit an sich selbst. Ich muss bereit sein, sehr nachhaltig in meine Verhaltensmuster steuernd einzugreifen, um tatsächlich dem Teufelskreis dauerhaft zu entkommen und nicht nur eine der blöden Trinkpausen einzulegen wie bisher.

    Richtiges Trockenwerden scheint mir ein lebenslanger Prozess zu sein, den ich am Laufen halten werde, denn Stillstand ist dabei Rückschritt und zu schnelle Erfolgüberzeugung kreuzgefährlich.

    Je länger ich ohne Alkohol lebe, desto weniger habe ich Angst vor einem Rückfall, aber mein Respekt davor und mein Bewusstsein, dass er niemals 100%ig auszuschließen ist, wächst parallel dazu an.

    Trockenen Gruß vom Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Immer wieder lese ich

    "Nie wieder Alkohol"

    Diesen schweren Rucksack möchte ich nicht tragen wollen! Mir reicht es aus das ich heute nicht zu trinken brauche!

    Außerdem habe ich die Erfahrung aus XXXX-Meetings gemacht, dass bei den "Niemehrtrinkern" die Zahl der der "Umfaller" höher ist"

    Gruß Hermann

  • Hallo Micha,

    finde Deinen Thread gelungen,
    freue mich,dass Du diesen Weg gehen darfst,viele können das nicht,weil sie noch nicht einsichtig genug sind.
    Glückwunsch,übrigens jeder trockene Tag ist ein Jubiläum.

    LG Peter Pan

  • klasse beitrag micha

    mir wird hier in letzter zeit auch zu viel rumgeeiert, schöngeredet, und wenn alte hasen mal klartext reden dann auch noch rumgeheult.
    himmel, a... und zwirn hier geht es nicht um mums oder verstopfung ebensowenig um irgendwelche schlechte laune. hier geht es um eine krankheit die unbehandelt unweigerlich zum tot führt. mal an die neuen würdet ihr über aids auch so reden? wohl kaum. das ergebniss ist aber das gleiche, ein mieses qualvolles verrecken, anders kann man es nicht bezeichnen. das "durfte" ich als krankenschwester öfter mit ansehen.
    genau da landen wir aber alle wenn wir weiter tinken, da gibt es kein bischen und kein ist ja nicht sooo schlimm. es ist schlimm und es ist tötlich.
    also mal bitte mit dieser blöden bauchpinselei aufhören, davon wird keiner trocken. wir sind totkrank und da ist rumgeeier die absolut falsche strategie.
    entweder ich höre auf zu saufen oder ich such mir schon mal die kiste aus, so einfach ist das.

    trotzdem schönen tag an alle, ne ziehmlich saure doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • guten morgen micha,

    genau daran "arbeite" ich gerade... diese krankheit absolut als tötliche zu akzeptieren -in mir anzunehmen und dadurch die richtige konsequenzen zu ziehen...

    lernen, situationen die früher mit geschlossenen augen durchgemogelt wurden, nun ganz bewusst und offen entgegenzutreten.

    danke für die klaren worte.

    lg
    marla

  • Hallo Pauli,
    schön, dass Du hier dieses Thema wieder aufnimmst.
    Habe so lange keine Zeit mehr gefunden, zu lesen und etwas von mir zu geben. Das tägliche Auseinandersetzen mit unserer Krankheit, so glaube ich, ist ganz wichtig. Wir alle müssen jeden Tag uns vor Augen halten, was passiert wäre, hätten wir nicht aufgehört dieses fürchterliche Gift in uns hineinzuschütten. Ich habe es bis jetzt keinen Tag bereut, Schluss zu machen mit den alten Gewohnheiten, auch wenns Tage gibt, wo es nicht leicht fällt. Das "darüber Reden" oder schreiben befreit ungemein und es hilft mir persönlich sehr, von anderen zu hören, wie sie das Suchtproblem meistern. Letzte Woche habe ich zwei Flaschen ALK gekauft, aber keine Angst, nicht für mich, sondern für meine Geburtstagsfeier. Das war das erste Mal nach fast 130 Tagen Trockenheit. Das Gefühl dabei, es nicht für mich gekauft zu haben, machte mich richtig stolz. Ich kann es in die Hand nehmen, brauche es aber nicht für mich! So soll es bleiben !
    Der Weg des Trockenbleibens hört niemals auf, nichts kann mich davon abbringen, auch wenn es manchmal schlimme Tiefschläge gibt. Auch diese seelischen Tiefpunkte gilt es für mich zu meistern, es gibt genug andere nasse Materialien, die ich trinken kann, die nicht den Geist verwirren und mein Bewusstsein verändern. Schwer ist es manchmal noch, anderen klar zu machen, dass ich nichts mehr trinken will, "Du kannst doch wenigstens ein Bier trinken, das ist doch nichts schlimmes!" höre ich da oft noch. Viele Leute können sich nicht vorstellen, dass es auch ohne geht. Ich suche mir jetzt mit klarem Kopf lieber Sachen aus, die mir Spaß machen, die ich früher sicher auch vorhatte, aber nie zustande bekommen habe. Jede neue Erfahrung, jedes neue Erlebnis bestärken mich auf unserem Weg, den wir alle gemeinsam gehen.
    Ich hoffe, ein Leben lang!! :D :D

    Ich wünsche uns allen viel Kraft auf dem niemals endenden Weg und Euch allen einen schönen Abend!

    Liebe Grüße !
    Tom

    Liebe Grüße!

    Tom

  • hallo Micha,
    mit deiner Einstellung dazu macht es keinen Unterschied ob es 6 Wochen, 6 Monate oder 6 Jahre sind...

    Gibt da nen guten Spruch:
    Akzeptiere die Dinge, die du nicht ändern kannst (unser Alkoholismus),
    Ändere die Dinge die Du ändern kannst und willst (unser Verhalten im Umgang mit Alkohol) und
    erlange die Weisheit, beide voneinander unterscheiden zu können!

    Gratulation, dass du es kannst!

    LG Toby

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