Schulden und andere Altlasten

Hallo Spedi,

auch ich wünsche Dir weiterhin recht gute Besserung!

Ich freue mich, daß Du gute Fortschritte machst und hoffe, Du bist bald wieder ganz gesund und munter bei uns!

Lieben Gruß an Dich
Speedy

"Herr Doktor, ich kann zur Zeit nicht gut schlafen"
"Dann trinken Sie doch abends einen Rotwein"
"Herr Doktor, ich bin doch trockener Alkoholiker"
"Sie sollen ja auch keinen Schnaps trinken!"

Ah ja, Danke, hier herrscht Nachholbedarf. War ja nur der Dialog zwischen Klinikleiter und mir von heute früh...

LG und gute Zeit
Spedi

Rückschau einer guten Woche Reha:

- Meine Ernährung ist gar nicht so falsch, nur die Mengen bedürfen der Korrektur - dies allerdings massiv.
- Ich habe endlich eine Form des Sports gefunden, die mir Spaß macht und nicht nur "Pflichterfüllung" ist. Gute Voraussetzung, um auch nach der Reha "bei der Stange zu bleiben". Es müssen "nur" noch 21 kg runter... Wird nicht von heute auf morgen gehen, aber es geht und ich will es.
- Mein Chef hat mich am Samstag besucht, wir haben viel und lange miteinander geredet. Das war sehr war gut. Wir werden gemeinsam einen Weg finden, dass ich künftig auf ein "normales" Mass an Arbeitszeit zurückkomme. >70 Stunden die Woche sind einfach zu viel. Ziel: ~45 Stunden, begrenzt auf Montag - Freitag.

Und heute kommt mich meine Familie besuchen - ich freu mich wie ein Schnitzel...

Allen eine gute Zeit und viele trockene 24h,
LG
Spedi

Hallo Spedi,
hörst dich gut an!!

Zitat

Meine Ernährung ist gar nicht so falsch, nur die Mengen bedürfen der Korrektur - dies allerdings massiv.

Zitat

Und heute kommt mich meine Familie besuchen - ich freu mich wie ein Schnitzel...

Auch hier beim massiven Essen,muss ja eine gedankliche Loslösung erfolgen,dieses sehe ich,bei deiner zuletzt getroffenen Aussage noch nicht

Gute Besserung weiterhin,wünscht Dir,Andi

So, bin wieder "zu Hause". Wahnsinn, wie schnell sechs Wochen vergehen, Zeit ist richtig inflationär.

Der Brüller kam dann noch im schriftlichen Entlassungsbericht, der sowohl an den Rentenversicherungsträger geht, als auch an die Krankenversicherung. Da heist es doch tatsächlich (scheiß Standardtextbausteine):
....nach Alkoholkrankheit seit 07/2003 karent...Dem Patienten wird maßvoller Umgang mit Alkohol empfohlen. Die Höchstgrenze an Alkohol vom 35g/Tag (Männer) sollte nicht überschritten werden...Na ja, aber genug davon. Solche Hirnlosen wird's immer geben, die ihr eigenes Geschreibe nicht auf Sinnhaftigkeit überprüfen.

Mir geht's soweit ganz gut, nur das Vertrauen in meinen Körper ist noch nicht wieder zu 100% hergestellt. Nach Auskunft eines Therapeuten ist das aber nichts ungewöhnliches, wenn einen ein Herzinfarkt "aus heiterem Himmel" überfällt. Angeblich legt sich dieses Misstrauen aber nach einiger Zeit des subjektiven Wohlbefindens wieder. Da bin ich mal gespannt.

Nun werde ich noch zwei Monate als arbeitsunfähig eingestuft (eine Art Richtwert nach Herzinfarkt) und darf auch in der Zeit nicht Auto fahren - nach drei Monaten muss eine Überprüfung durch einen Verkehrspsychologen/-mediziner erfolgen, der eine Wiederherstellung der Fahrtauglichkeit feststellt !?!?!? Was es nicht alles gibt in unserem Staate...

Jedenfalls freue ich mich schon auf den Besuch in "meiner" SHG am Mittwoch und darauf, dass wieder mehr "vertrautes" um mich herum ist.

Allen eine gute Zeit und viele trockene 24h,
Spedi

Hallo Spedi,

ich habe erst jetzt diesen Thread entdeckt. Ich hatte Dich die letzte Zeit doch schon vermisst und mich das eine oder andere Mal gefragt, warum von Dir nichts mehr zu lesen ist. Hätte ja mal suchen können .

Es freut mich, dass es Dir wieder gut geht und Du alles gut überstanden hast, auch die "Fürsorge" der Klinikleitung und die "Empfehlungen" der Ärzte. Schön, dass Du wieder da bist.

Gruß
Skye

So, heute sind es bereits wieder vier Wochen seit ich aus der Reha nach Hause kam. Es bleiben mir noch 12 kg Übergewicht, die abtrainiert werden müssen. 9 kg habe ich in den letzten knapp 6 Wochen "losgebracht". Gleichtzeitig habe ich ja in der Reha gelernt, meine Ernährung anders zu gestalten. Obwohl ich mich an manche Dinge immer noch nicht gewöhnt habe (z.B. "echtes" Vollkornbrot, salzlos und ohne zuckerhaltige Farbstoffe etc), kann ich sie inzwischen zumindest als notwendiges Hilfsmittel annehmen.

Und ich stelle fest, dass ich mich von Woche zu Woche wohler fühle in meiner Haut. Das ist mit Sicherheit auch der Ruhe geschuldet (bin ja noch zu Hause), aber auch zu einem guten Teil dem "neuen Leben". Als kleine Rückschau stelle ich zum wiederholten Mal fest, dass ich mir im nassen Zustand noch vor Jahren derartige Veränderungen gar nicht zugetraut hätte. Sie wären auch nicht möglich gewesen, weil ich ja außer für meine Suchtbefriedigung keine Energie und keinen Antrieb mehr hatte. Von den geistigen "Reserven" mal ganz zu schweigen...

In der SHG hatte ich das Thema "mangelndes Vertrauen in den eigenen Körper" zur Sprache gebracht. Interessant, was da so an Rückmeldung kam. Es war mir nicht bewusst, in welchen Bereichen dies einen Menschen noch "treffen" kann. Und es war für mich hilfreich, die Vorgehensweisen Anderer kennen zu lernen - wie sind die damit umgegangen, wie haben sie es empfunden, und wie leben sie heute damit. Ich konnte für mich doch einiges "rausziehen".

Über das örtliche Landratsamt habe ich mich schlau gemacht, was die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis nach Herzinfarkt angeht. Das ist ja wieder mal eine abenteuerliche rechtliche Konstruktion - EU-Recht, umgesetzt in nationale Bestimmungen. Nur so viel: jeder, der einen Herzinfarkt erlitten hat, gilt automatisch erst mal als fahruntüchtig, bis er das Gegenteil bewiesen hat. Die Ärzte dürfen diese "generelle Fahruntüchtigkeit" wegen der Schweigepflicht nicht weiter melden, also sind die Führerscheinbehörden darauf angewiesen, dass sich der Betroffene selbst outet. Tut er dies, wird von Amts wegen auf Antrag des Betroffenen die Untersuchung angeordnet. Das Ganze ist natürlich mit Kosten verbunden, die so bei rund € 300 aufwärts liegen- das ärztliche Gutachten wird schließlich nicht von der Krankenversicherung bezahlt.

"Verzichtet" man als Betroffener auf dieses Procedere und es kommt zu einem Unfall, bei dem herauskommt, dass man einen Herzinfarkt hatte aber keine Untersuchung zu Wiedererlangung der Fahrerlaubnis absolvierte, kann die Versicherung die Begleichung jedweder Schäden wegen vorsätzlichem Fahrens ohne Fahrerlaubnis verweigern.

Da bleibt nicht viel Spielraum...Egal. Ich will wieder "in Ruhe und Frieden" fahren dürfen, und das geht halt -wie immer- nur auf dem geraden Weg. Also habe ich mich beim Landratsamt gemeldet und warte nun auf den Bescheid, bei welchem Arzt ich die Untersuchung ab Ende April absolvieren kann. Von meinem Kardiologen habe ich erfahren, dass er in vergleichbaren Fällen die Zustimmung zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis geben würde, da dies vertretbar sei. Ich gehe davon aus, dass dies mein begutachtender Arzt ähnlich beurteilen wird und sehe dem recht gelassen entgegen.

Und sonst? Ich freue mich schon wieder auf die Arbeit, auch wenn ich noch die Ruhe hier genieße. Heute Nachmittag werden in manchen unserer Vereinsgewässer Besatzmaßnahmen zur Fischhege durchgeführt, da freu' ich mich schon auf's Zuschauen. Ein Kamerad holt mich ab und bringt mich abends retour - "full service". Könnt' ich mich dran gewöhnen...

Ich wünsche Allen eine gute Zeit und viele trockene 24h

LG
Spedi

Zitat

...Aber nass ist es ja irgendwie ...

Jaaa, das hast Du recht...verdammt nasse Angelegenheit... hat aber wieder riesig Spass gemacht. Besonders bei eienm Gewässer, an dem der vorläufig letzte Besatz stattfand: inzwischen ist dor wieder eine sich selbst erhaltende Population aufgebaut, die Alterspyramide sollte nach dem letzten Besatz auch wieder ausgewogen sein. Jetzt ist das Gewässer noch zwei Jahre zum Fischen gesperrt um nachaltig den Erfolg zu sichern und den Fischen den Druck zu nehmen.

Vom Landratsamt kam schon am Samstag Post mit dem Bescheid, bei welchen Ärzten ich mir ein Gutachten über die Fahrtüchtigkeit einholen kann. Ich hab' natürlich gleich am Montag bei einem einen Termin für eine Begutachtung am 18.04. vereinbart. Vorher war nix frei. Egal, laut Vorzimmerdamen schreiben die die entsprechenden Gutachten immer am nächsten Tag, so dass ich ohne großen Zeitverlust beim LRA "einreichen" kann. Wenn alles klappt, sollte ich in der 18. KW wieder fahren dürfen. Das käme mir sehr entgegen, weil ich ab spätestens 21.04. wieder in die Arbeit gehen möchte und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das mehr als umständlich. Die Verbindungen sind leider sehr eingeschränkt und nicht unbedingt für meine zeitlichen Vorstellungen passend...aber es wird schon gehen, wo ein Wille, da ein Weg...

Sonst fühl' ich mich gut, die Gewichtsentwicklung passt auch (schon wieder ein Kilo weniger - es bleiben noch 11 kg Übergewicht) und ich merke, dass ich nicht mehr ständig "in mich hineinhorche", um jedes Zwicken, Klemmen oder sonstige Unwohlsein mit Argusaugen auf mögliche Herzgeschichten hin zu "beobachten". Es braucht halt scheinbar wirklich alles seine Zeit, um "verdaut" zu werden.

In dem Zusammenhang habe ich auch gute Tipps zur Ernährung erhalten, speziell mit Artischocken und Bärlauch. Das mit den Artischocken konnte ich inzwischen umsetzen, da muss ich schon eher aufpassen, dass ich nicht zu viel davon nasche - einfach zum reinlegen gut
Der Bärlauch braucht bei uns wohl noch ein paar Wochen, bis die Natur wieder "so weit ist".

Jo, dann bleibt mir nur, allen eine gute Zeit und weiterhin viele zufriedene trockene 24h zu wünschen.

LG
Spedi

Da war ich nun heute vormittag beim Arzt und habe die geforderte Untersuchung vornehmen lassen. Es war nichts anderes, als es mein Kardiologe auch macht: Belastungs-EKG, Herz-Ultraschall etc. Nach seiner ersten Aussage wird er ein für mich positives Gutachten erstellen, da der Herzinfarkt bis jetzt komplikationslos verlief und die Prognose für die nächste Zukunft gut ist, so lange ich mich an die Diätempfehlung und den Sport halte. Die Medikamente sind sowieso ein "muss".

Mein "echtes" Übergewicht sind jetzt noch 9 kg, wünschenswert wäre jedoch eine weitere Gewichtsreduzierung um zusätzliche 7 kg. Er ist der Meinung, bei momentaner Diät & Sport wäre das bis Jahresende zu schaffen. Er war dann etwas überrascht als ich ihm erklärte, dass ich inzwischen ja schon weit mehr als 30 kg runter habe...

Ich hätte ja wohl einen starken Willen und würde das sicher schaffen, aber ob ich eventuell Rückfällig geworden wäre, was meine Alkoholabstinenz anginge? Im Entlassungsbericht der Rehaklinik stünde, ich solle nur massvoll...
Ich konnte nur noch grinsen, aber wenigstens ein Arzt, der den Bericht auch aufmerksam gelesen hatte. Habe ihn dann "aufgeklärt", dass das wohl eine Art "Standard-Text" im Bericht wäre, der halt nicht gelöscht worden war. Ich bin jedenfalls weiterhin trocken. Sein trockener Kommentar: "na ja, als trinkender Alkoholiker hätten Sie den Infarkt wahrscheinlich auch nicht überlebt..."

Das Gutachten soll am Montag rausgehen, was ich natürlich sehr begrüße. Mal sehen, wie lange dann das Landratsamt mit seiner Entscheidungsfindung braucht.

Mit meinem Chef habe ich mich auch abgesprochen, ich freue mich schon darauf, ab 28. April wieder arbeiten gehen zu dürfen. Auch er freut ich, es ist wohl doch einiges aufgelaufen, was nun dringend abgearbeitet gehört. Aber immer mit der Ruhe - ohne künstlich aufgebauten Druck. Den werde ich mir nicht mehr so schnell machen, da muss ich einfach jetzt mehr darauf achten. Aber das hatten wir ja schon während der Reha vereinbart.

Also geniesse ich jetzt noch die letzten Tage der Rekonvaleszenz - u.A. mit Fischen. Seit 16. April ist bei uns im Verein die Schonzeit für diverse Fische beendet, so auch für Regenbogenforelle und Hecht. Fast jeden Tag nimmt mich seither einer der Kameraden mit an's Wasser und bringt mich wieder heim - ich find's super-nett! Wenn heute die Forellen auch noch beissen wollen, dann werd' ich mir zwei für's Abendessen mitnehmen. Frisch schmecken sie halt doch am besten.

In diesem Sinne, allen gute trockene 24h und allen Anglern ein herzliches "Petri".

LG
Spedi